An Bord des ISD Whirlwind
Unvermeidlich war diese Entwicklung. Helkas Vorr starrte auf die Konsole, die sein Arbeitsplatz in dieser Offensive war. Der junge Navigationsoffizier hatte innerhalb seines Kommandograbens eine führende Aufgabe übernommen. Er war zuständig für die Steuerung des mächtigen Kriegsschiffes, welches eine imperiale Flotte tief in den Raum der Rebellion führen würde. Seine Gehilfen in den grauen Overalls mit Speichenlogo gingen zwischen verschiedenen Kontrollen auf und ab, um verschiedene Werte und Einstellungen zu überwachen. Alles schien gewohnt, gar gedrillt und geübt. Helkas Vorr atmete tief durch, denn ihm war vollens bewusst, was diese Mission für das Imperium bedeutete. Ihr Kommandeur war Blitzer Harrsk, nicht nur Kriegsheld, sondern auch eisener Verfechter der neuen Ordnung, der jenen neuen undurchsichtigen Imperator an die Macht gebracht hatte. Dieser neue Imperator hatte scheinbar eine klare Idee für diesen Krieg und die Zukunft des Reiches. Helkas Vorr, noch zu jung, um eine Welt außerhalb des Imperiums zu kennen, konnte sich ein Ende des Imperiums nicht vorstellen. Für ihn war das Imperium alles. Es gab nichts außerhalb dessen Einflusssphäre, weil schlicht das Imperium alles war; es umfasste die gesamte Galaxis und war für sich grenzenlos. Es hatte die planetaren Systeme aufgelöst, die Grenzen der alten Ideen zerschmettert und es hatte tatsächlich eine neue Ordnung etabliert, fern der kleinstaatlichen Planeten. Es war eine große Heimat, die Menschen verband und schützte. Für Vorr, frisch von der Akademie, war es unbeschreiblich und unvorstellbar, dass etwas so Großes enden konnte. Die Rebellion war nur eine vorübergehende Störung, die zu Ungunsten des Fortschritts durch Unfähigkeit weniger ein Problem geworden war. Stolz blickte er auf sein Rangabzeichen an seiner Brust. Er war ein imperialer Offizier und würde treu dienen. Dies hatte er seinem Vater versprochen. Wenn es stimmte, was man ihnen versprochen hatte, würde diese Operation den Krieg in seine letzte Phase führen und bald beenden. Dieser junge Mann glaubte fest daran. Ihr Großadmiral machte keine Anstalten von Feigheit oder Panik, sondern schien siegesgewiss mutig auf seinem Posten zu verweilen, indem er fest aus dem großen Fenster der Brücke blickte. Offiziere näherten sich ihm, um noch entscheidende Befehle zu erhalten, bevor die Offensive beginnen würde. Vorr kannte die Grausamkeiten des Imperiums nicht. Er wollte sie auch nicht kennen. Es funktionierte so gut, einfach von eigener Größe zu träumen und die Größe in äußeren Dingen zu suchen. Das Imperium war Größe und somit erstrebsam für einen naiven Geist.
Staunend erhob er seinen Blick von der Konsole, um einen Blick auf den Großadmiral zu erhaschen. Er war bei der Rede des Imperators anwesend gewesen, zwar in hinterster Reihe aber war auch davon berührt worden. Dieser Mann, dieser Großadmiral, schien groß und wirkmächtig. Auch wenn sein Verhalten seltsam wirkte. Er schein mit sich selbst zu reden, gar Reden zu halten, die niemand außer ihm verfolgte. Viele seiner Kameraden taten dieses seltsame Verhalten mit seinen Fronterfahrungen ab. Denn viele Soldaten wurden durch den Krieg seltsam. Es war keine Schande, sofern die Treue zum Imperium unangefochten war. Verrat lag in abweichendem Verhalten und mit sich selbst zu sprechen, war kein Zeichen von Verrat; eher nicht zu sprechen und Dinge zu verschweigen, war ein Zeichen von Verrat. Helkas Vorr hatte sich vorgenommen, kein Verräter zu werden. Es war wichtig, wie man erscheinen wollte und wie man sich selbst sah. Verrat war historisch negativ belegt und er wollte seinem Vater nicht als Verräter gegenüber treten, der als Beamter dem Reich diente. Es war ein große Ehre auf einem Sternzerstörer zu dienen und er würde diese Ehre mit aller Tatkraft bezahlen, die er aufbringen konnte. Nur noch wenige Minuten bis zur Ankunft im Zielgebiet.
"Austrittsvektor beachten," meldete Vorr zu seinen Kameraden, die wenige Einstellungen an blinkden Tasten korrigierten. Er war nervös. Natürlich machte sich Angst breit. Es war seine erste Schlacht. Die Akademie war sehr theoretisch. Dort waren sie alle in einem geschützten Raum aber hier schützte sie nichts. Vorr ging in Gedanken alle wichtigen Protokolle für Notfallhandlungen durch, die auftreten konnten. Eine Raumschlacht war nicht berechenbar. Auch wenn viele Imperiale so taten, dass man alles statistisch erfassen konnte. Vorr war sich sehr wohl bewusst, dass dies auch sein letzter Tag sein konnte. Der Großadmiral hatte sehr deutlich gemacht, dass es keinen Rückzug vor der Rebellion geben würde. Terminus musste fallen, damit die Operation beginnen konnte. Eine Operation, die wichtiger war als sein eigenes Leben. Es ging um die imperiale Sache. Die imperiale Idee, die nicht vergehen sollte. Vorr fühlte sich berauscht von dieser Verantwortung, die sie alle taten. Der Imperator baute auf sie. Wirklich auf sie alle. Seine Rede galt ihnen und auch der Großadmiral vertraute auf seine Fähigkeiten. Es machte ihn sehr stolz. Das Rangabzeichen musste geehrt werden, wie auch sein Vater, der sehr stolz war, als sein Sohnvon seiner Heimatwelt Vardos aufgebrochen war.
"Austritt in Vier," meldete der junge Navigationsoffizier von seinem Posten in Richtung des allmächtig wirkenden Harrsk. Er strahlte eine zynische Ruhe aus. Dieser Mann gab ihnen tatsächlich Hoffnung, dass sie diese Schlacht gewinnen konnten. Die Whirlwind war ein gutes Schiff, ergänzt durch neue Sternzerstörer, die frisch in Dienst gestellt worden waren. Junge und tapfere Besatzungen wollten kämpfen und beweisen, dass sie der imperialen Sache dienen konnten. Sie waren alle Freiwillige in diesem fanatischen Bürgerkrieg. Ihre Unerfahrenheit war aber auch eine Schwäche. Vorr war sich nun ebenso bewusst, dass er nicht jede Situation kannte, die ihn erwarten konnte. Die Angst wuchs. Nervös knetete er seine Finger, die unter Handschuhen versteckt waren.
"Waffen bereit," hörte er eine laute Stimme des alten Waffenoffiziers unweit im anderen Graben. Nun galt es also. "Austritt in Zwei," meldete Vorr in gleicher Lautstärke. Der junge Mann wollte sich keine Blöße geben. Das Imperium brauchte ihn tapfer. Und auch seine Männer, die mit mulmigen Gesichtern auf ihre Schirme blickten. Der Großadmiral trat den langen Brückenweg entlang und blieb zwischen beiden Gräben stehen, um dann jeweils in diese technischen Einrichtung hinab zu blicken. Sein mechanisches Auge surrte leise. "Männer, wir dienen heute in einem schwierigen Kampf. In einer schwierigen Aufgabe aber ich erwarte, dass jeder seinen Beitrag leistet. Ihr alle seid junge und tapfere Imperiale. Es geht um unser Imperium und wir werden die Rebellion bestrafen. Wir werde diese verdammte Welt bestrafen, die sich uns allen widersetzt. Ordnung wird wieder verordnet und wir werden die Boten dieser Veordnung sein. Der Imperator befiehlt es," hielt er eine sehr kurze Ansprache bevor er sich wieder zum Brückenfenster wandte.
"Nach Austritt sofortiges Angriffsmuster Qoltek auf sämtliche Kommunikations- und Überwachungsanlagen," befahl der Großadmiral mit einer wischenden Handbewegung, bevor er seine Arme hinter dem Rücken verschränkte. Der Navigationsoffizier schloss für einen Moment die Augen. Er ging noch einmal die Planung durch. Seine Finger mussten schnell sein, um die entsprechenden Steuerbefehle zu geben und das Schiff auf entsprechende Position zu bewegen. Ein rotes Blinken, welches grell auf seine Lider fiel, riss ihn aus seinen Gedanken. "Austritt steht bevor," war der Ausruf, den er fast blechernd vergab. "Gefechtsalarm," brüllte Harrsk und die bekannte imperiale Sirene schallte durch das Schiff. Vorr wurde nervös, konnte sich aber beherrschen, seine Finger auf den notwendigen Tasten zu halten. "Austritt," war die letzte Meldung und die großen imperialen Schlachtschiffe fielen mitsamt Geleit aus dem Hyperraum in das Feindsystem. Schilde fuhren sich hoch und viele imperiale Soldaten und Mannschaftsmitglieder rannten in Eile auf ihre Positionen oder füllten die Korridore. Jeder hatte seine geschäftigte Aufgabe und Ziel. Helkas Vorr führte die geübten Bewegungen aus. "Raumvektor festgelegt. Gebe Parameter frei," sagte er halblaut in Richtung seiner Gehilfen, die nickten und das mächtige Kriegsschiff auf eingeplante Position bewegten. "Ein großer Tag," sagte Blitzer Harrsk sehr leise und schien dies zu einer nicht anwesenden Person zu meinen. Vorr konnte dies nicht vernehmen und war auch erheblich mit seiner Aufgabe beschäftigt. Jäger starteten aus den Hangars der imperialen Trägerschiffe. Es rumorte laut im Schiff, während die Geschütze aufluden und ihre Munition verbrannten; die Brennkammern dröhnten und die schweren Türme suchten ihre Ziele. Der Waffenoffizier meldete Feuerbereitschaft, die der Großadmiral mit einer Handgeste kommentierte und dann lautstark seinen Feuerbefehl gab. Die schweren Turbolaser begannen im bekannten Ton zu Feuern und ihr Donnern durchschlug die Ruhe seines Grabens. Vorr atmete hektisch ein.