#19
Koryn störte sich nicht daran, dass ihn der berühmte Han Solo vorerst komplett ignorierte. Dem jungen Kel Dor, dessen Selbstbewusstsein gerade im Sekundentakt weiter schwand, reichte die Aufmerksamkeit seines Co-Piloten vollkommen. Chewbacca behielt ihn mit vor der Brust verschränkten Armen und leicht geneigtem Kopf weiter im Visier. Die Präsenz des Wookiees war ausreichend, dass Koryn sich nicht zu weiteren Dummheiten hinreißen lassen konnte. Er hatte sich die erste Begegnung mit den legendären Kriegshelden ganz anders vorgestellt – aber da war er auch nicht der dümmste blinde Passagier gewesen, den sich die Republik vorstellen konnte. Der Jedi-Schüler zuckte sogar zusammen, als sich Chewbacca plötzlich in das Gespräch der beiden Menschen einmischte und seinem Freund nachging. Er hatte fest damit gerechnet, gleich wieder gepackt und mitgeschliffen zu werden.

Stattdessen blieb er alleine mit seinem Meister zurück, dessen in Ruhe gesprochenen ernste Worte nicht schlimmer hätten sein können als eine wütende Tirade. Koryn war es gewohnt, angeschrien zu werden. Seine Tante, so fürsorglich sie sein konnte, hatte nie einen Hehl daraus gemacht, wenn sie enttäuscht gewesen war. Angeschrien werden ist besser als Schweigen. Doch es gab etwas, das vielleicht noch schlimmer war. Mit Gelassenheit gesprochene Worte, die unter die Haut gingen, weil sie die reine Wahrheit waren. Der Kel Dor schien vor den Augen des Jedi-Meisters geradezu zu schrumpfen. Luke Skywalker hatte schon immer einen leichten Zugang zu dem Schüler gehabt. Wann immer sich Koryn einer Sache vollkommen sicher gewesen und Luke ihm widersprochen hatte, hatte sich der Kel Dor anstandslos gefügt. Es lag ein Urvertrauen in dem jungen Mann, dass der Jedi-Meister wusste, wovon er sprach und seine Entscheidungen richtig sein mussten. Kein anderer konnte Koryns Überzeugung so schnell wandeln – auch wenn dies längst nicht bedeuten musste, dass der Jedi-Schüler in allen Situationen so handelte, wie Meister Skywalker es ihn gelehrt hatte.

Der junge Kel Dor hatte noch einen weiten Weg vor sich, wie ihm immer wieder bewusst gemacht wurde. Er hatte mit guter Absicht gehandelt – am Anfang zumindest – und sie dann in den Wind geschlagen. „Ja, Meister“, sagte er kleinlaut. „Ich wollte wirklich nicht, dass so etwas passiert.“ Ein paar knackende Geräusche kamen aus der zinnfarbenen Maske. „Im Praxeum… Sogar ich kann es fühlen… Es weht ein kalter Wind über uns. Alle machen sich Sorgen.“ Wir haben Angst, wollte er eigentlich damit sagen und nahm sich selbst zumindest in seinen Gedanken auch nicht davon aus. „Wir brauchen Eure weise Führung, Meister.“

Mit einem Seufzen blickte er den Gang entlang, in den Han Solo und Chewbacca verschwunden waren. Wahrscheinlich hatten sie sich wieder in Richtung Cockpit aufgemacht. Also würde Koryn seine Pflicht hinter sich bringen, um den Zorn der beiden Kriegshelden nicht unnötig schwelen zu lassen. Zögerlich und angespannt schritt der Kel Dor voran und erntete nicht mehr als einen kurzen Schulterblick, als er die Schwelle ins Cockpit übertrat. „Captain, äh, General…? Herr Solo, es tut mir leid, dass ich unerlaubt auf Ihr Schiff gegangen bin und mich versteckt habe. Ich wollte keinen Ärger machen.“ Der Wookiee auf dem Co-Pilotensitz begann zu gestikulieren und ein paar Laute auszustoßen. Hastig setzte der junge Kel Dor an Chewbacca gewandt hinterher: „Und mir tut es leid, wenn Sie sich meinetwegen verletzt haben. Bitte seien Sie Meister Skywalker nicht böse, weil ich einen Fehler gemacht habe.“
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