Dass Rifta keinen Anstoß an ihrer Spitzfindigkeit nahm, sondern diese im Gegenteil anerkannte, machte Sosul zufrieden. Nach außen hin wahrte sie jedoch so gut sie konnte einen ernsten Gesichtsausdruck, damit ihre Worte nicht an Bedeutung verloren. Währenddessen beschäftigte sie ein anderer Gedanke. Hatte jemals jemand anderes über ihr Leben entschieden? Sie dachte an die letzten Monate und Jahre, kam aber in dieser Kürze zu keinem beunruhigenden Ergebnis. Es war immer ihre Entscheidung gewesen, wohin sie ging und was sie tat – auch wenn es auf Geheiß eines anderen gewesen war. Sie konnte sich ebenfalls nicht vorstellen, dass Ghato und die anderen sie ernsthaft davon abhalten würden, was sie sich vorgenommen hatte.
»Also gehört sich in Luft aufzulösen nicht zur Alltagsroutine, das ist gut zu wissen.« Zum einen fühlte sich die Begegnung noch immer unwirklich an, obwohl oder gerade weil Sosul mit eigenen Augen gesehen hatte, wozu die Frau fähig war. Und so erwartete die Togruta beinahe, dass Rifta ihr in der Folge erklären würde, dass, in der Tat, das Verschwinden auf der Stelle ebenfalls eine ihrer vielseitigen Fähigkeiten sei, sie aber vorziehe, in diesem Fall keinen Gebrauch davon zu machen, gern geschehen.
Dann konnte sie es nicht mehr erwarten.
»Gut. Dann.. wenn Ihr mich begleiten möchtet, können wir gehen.« Sie ließ Rifta keine Zeit für eine Antwort und war insgeheim froh über deren Angebot. Im Zweifel würde sie mit Ghato und den anderen reden können, sollte Sosul nicht richtig erklären können, worum es ihr ging.
Den Überwurf griff sie wie einen alten Lappen und trug ihn in der Hand zur Tür. Das Kleidungsstück erinnerte sie an den unliebsamen Zwischenfall von zuvor. Sie entschied, es mitzunehmen, aber noch nicht zu tragen. Nach wie vor wollte sie sich nicht wegen etwas verstecken, das sie nicht getan hatte.
»Seid Ihr auch am südlichen Raumhafen? Ghato hat sich ziemlich über die Liegegebühr aufgeregt. Die Häfen werden jedes Jahr um diese Zeit zu Huttenkartellen.« wiederholte sie, was sie aufgeschnappt hatte. Die Luft außerhalb war drückender und etwas feuchter als in dem staubigen Raum. Unwillkürlich wandte sich Sosul um, um zu sehen, ob Rifta wirklich nicht verschwunden war. Erleichterter, als sie sich eingestehen wollte, nahm sie die schlanke Gestalt in ihrer Nähe zur Kenntnis. Die Togruta folgte dem intuitiv angelegten Gedankenkonstrukt ihrer Umgebung, das sie zurück zum Gelände des Raumhafens leitete. Zwar waren die unterschiedlich großen und scheinbar willkürlich angelegten Gebäude der Stadt nicht vergleichbar mit dem Wald, in dem sie groß geworden war, aber die Leute bahnten sich auf ähnliche Weise ihre Wege.
»Wenn Ihr hier seid, um etwas zu erledigen - was macht der Orden, zu dem ihr gehört?« Es musste eine Menge geben, was jemand mit den Fähigkeiten von Rifta tun konnte. Jedenfalls fielen Sosul eine Anzahl Personen ein, die ihr Können interessant finden mussten. »Und braucht Ihr dazu auch Eure Kraft? Also die.. Macht.« stellte Sosul die erste einer Anzahl von Fragen, die ihr in den Sinn gekommen waren.
Die Landezone, in die sich eine Vielzahl größerer und kleinerer Dockbuchten drängte, befand sich auf der ihnen zugewandten Seite des Raumhafens. So blieb es ihnen erspart, den umständlichen Weg durch die öffentlichen Massenreisebereiche zu nehmen.
»Das hier ist unsere Ecke.« erklärte Sosul, als sie einen der beiden niedrigen Eingänge zu Bucht 28 passierten. Die runden Wände waren von feinen Staubpartikeln gräulich verfärbt und die Aurebesh-Ziffern der Buchtkennziffer wirkten auffällig definiert, als wären sie gerade erst nachgezeichnet worden. »Und das ist die Thune.« Wie in einem Nest hatte sich der kleine, grasgrüne Frachter niedergelassen, um sich von seiner Besatzung umsorgen zu lassen. Seine Farbe war verblasst, sodass er sich passend in das Bild des in die Jahre gekommenen Raumhafen-Interieurs fügte. Die Laderampe der Thune war heruntergelassen und davor waren ohne ein erkennbare Ordnung hüfthohe Transportkisten verteilt. Ein abgeschalteter Droide stand verloren inmitten der Güter. »Sieht sogar so aus, als wäre jemand zu Hause.« murmelte die Togruta und schob die Hände in die tiefen Taschen der Latzhose. »Oy, Sos‘. Schon zurück?« rief ihr ein Mensch mittleren Alters entgegen, der mit hochgekrempelten Ärmeln auf der Kante einer der Kisten saß und ein abgenutztes Datapad in der Hand hielt. Er warf einen scheinbar überraschten Blick auf sein Chrono. »Das ist Ghato.« bemerkte Sosul an Rifta gewandt, während sie näherkam und kurz eine Hand aus der Tasche nahm, um zurückzuwinken. »Guter Zeitpunkt, sie kann mir hier ein bisschen unter die Arme greifen!« erklang eine weibliche Stimme aus dem Inneren des Transportmittels und bald darauf erschien Fidar, die sich die Hände an einem bereits fleckigen Tuch abwischte. »Sieht aus, als hätten wir Besuch.« stellte sie fest und musterte Riftas auffallend dunkle Kleidung unverhohlen, während sie den Sitz ihres eigenen grauen Overalls korrigierte.
»Ja, richtig. Fidar, Ghato, das ist.. Rifta.« Erst jetzt bemerkte Sosul, dass sie nicht den vollen Namen der Frau kannte. Dann wiederum hatte sie ihre Reisegefährten aus Gewohnheit auch mit ihrem Rufnamen vorgestellt. Mit Rifta zu sprechen, zu sehen, was sie vollbringen konnte, war ihr so ungezwungen erschienen. Nun, da sie den beiden gewöhnlichen Menschen gegenüberstand, mit denen sie die meiste Zeit des letzten Jahres verbrachte hatte, wirkte es, als hätte sie eine Figur aus einem Traum mit in die Realität genommen. Sie erinnerte sich noch daran, dass Rifta ihr angeraten hatte, ihre Gefährten nicht mit Dingen zu verwirren, die diese nicht begreifen würden und jetzt verstand Sosul, was sie damit meinte. »Ist Ket da?«
»Lass‘ mal sehen, ob er Zeit hat.« Ghato legte das Pad vor sich ab, nahm sich einen Schraubenschlüssel, warf ihn im Äquivalent einer Klingel gegen die Wand im Inneren des Raumschiffes und rief nach dem Klatooinianer. »Hat er wieder was verbrochen?« fragte er, nachdem der Schraubenschlüssel unter metallenem Klappern zu Boden gefallen war.
»Nicht, soweit ich weiß. Ich wollte nur mit euch reden.« Sie zuckte betont mit den Schultern. »Also. Ich habe Rifta in der Stadt getroffen, wo sie mir geholfen hat, als einer der Händler einen schlechten Tag hatte. Sie gehört zu einem Orden, der Leute mit besonderen Fähigkeiten ausbildet. Sie basieren auf etwas, das man die „Macht“ nennt. Ich wusste davon nichts, aber euch ist das vielleicht nicht neu?« Schließlich erwähnten beide bei jeder Gelegenheit, dass sie schon jetzt mehr Ecken der Galaxis gesehen hatten, als Sosul je würde. »Sie hat mir angeboten, dass ich auch so eine Ausbildung machen kann. Und ich möchte das Angebot annehmen. Ich weiß, es ist etwas plötzlich -« Ein massiger Klatooinianer bewegte sich schnaufend die Rampe hinunter und blieb mit verschränkten Armen an deren Ende stehen.
»Chuba Koochoo, Soosulchoo.«
»Sut tonka, Ket! Nochuba poonoo.« Sie hatte schon Schlimmeres von Ket gehört, war aber noch immer nicht bereit, sich eine Idiotin nennen zu lassen. Zudem fehlte der gewohnte, neckende Unterton in der schnaufenden Stimme des Mannes. Es machte seine Beleidigung nur persönlicher. Nicht, dass er den Mund halten würde, wenn sie ihn nicht gerade zuklebte. Und dass ihre Angelegenheiten nicht seine waren, hatte er noch nie begriffen.
»Whanaga tah bolla gee suuma u apmasi nawa?« Warum Sie mit jemandem gehen wollte, den sie gar nicht kannte? Die Frage entlockte Sosul ein trockenes Lachen. Sie stemmte einen Arm in die Hüfte.
»Mee dinopa chuba nawa peetch.« Sie war schließlich auch mit ihm und den beiden anderen mitgekommen, obwohl sie sie nicht kannte.
»Do mamo ot nawa um toowa.« Er mochte recht habe, dass ihre Mutter die drei gekannt und ihnen vielleicht auch vertraut hatte. Sosul hob lediglich ihre Augenbrauenpartie.
»Chone mee toowa.« ’Und ich vertraue mir selbst.’
Ket machte einen, dann zwei schnaufende Atemzüge, bevor er weitersprach.
»Chubanta jah grancha boszzi..« Wenn er dachte, sie hätte nicht, was es brauchte, konnte er es nachts den Sternen erzählen.
»Wantawanta, charkee‘una.« Ihre Worte waren fast ein Fauchen, die huttische Sprachmelodie lud beinahe zu scharfen Antworten ein. ‘Was du nicht sagst, Fleischklops, mehr als Dampf ablassen kannst du selbst nicht.‘ Die Worte kamen, ohne dass sie nachdenken musste. Mit Kets mürrischer Art umzugehen, war immer leicht gewesen, da man ebenso mürrisch antworten konnte, ohne anzuecken.
Ghato sah den Anflug eines ausgiebigen Lachens in Fidars Mimik und ergriff rechtzeitig das Wort, damit weder das Wortgefecht eskalieren, noch Fidar in amüsiertes Gelächter verfallen konnte. »Das sind.. unerwartete Neuigkeiten. Vielleicht gehen wir das etwas langsamer an. Wollt ihr euch für nen Moment setzen? Wir müssten noch etwas Nettes bei unseren Getränken haben.« Sosul nickte und war froh über den Themenwechsel und die Gastfreundschaft des Kapitäns der Thune. Den entgeisterten Blick, den Fidar Ghato zuwarf, sah sie nicht. »Ich gehe und hole etwas. Bin gleich zurück.« Mit einem kurzen Blick in Richtung ihrer neuen Begleiterin trat sie hastig in das Raumschiffinnere. Mit den Gedanken zur einen Hälfte bei Rifta und zur anderen bei Ket durchmaß sie die beiden Frachträume und den darauffolgenden, schmalen Gang und gelangte schließlich in eine kleine Kammer. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass man ihr unterstellen würde, sie wäre nicht für das geeignet, was Rifta ihr anbot. ‘Chubanta boszzi.‘ wiederholte sie ärgerlich in Gedanken, während sie einige Becher und eine Flasche heraussuchte. Die Schubladen schlug sie etwas kräftiger zu, als notwendig. Aber was war, wenn Ket etwas anderes gemeint hatte? Die Togruta hielt für einen Augenblick inne und versuchte sich an ihr Vokabular zu erinnern. Was, wenn er sie nicht einfach beleidigt hatte, sondern meinte, dass sie gar nicht wusste, ob sie jene besonderen Fähigkeiten überhaupt besaß? Bis auf Riftas Worte hatte sie keinen Anhaltspunkt. Bald genug würde sie es erfahren. Und wenn sie Ket einmal wieder traf, würde sie es ihm beweisen. Sie erinnerte sich daran, was Rifta mit dem Händler in der Stadt gemacht hatte. Innerlich noch immer hin und her gerissen, machte sie sich auf den Weg in ihr kleines Quartier, um ihre Sachen zu packen, die sich bereits in einiger Wechselkleidung erschöpften.
»Also,« begann Ghato außerhalb des Schiffes, wurde aber von Fidar unterbrochen. Sie strich sich eine der aus ihrem chaotischen Zopf gefallenen Strähnen aus dem Gesicht und trat auf die Twi‘lek zu. »Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind – Rifta. Aber was ich gehört habe, reicht mir, also ersparten Sie zumindest uns, was Sie der Kleinen erzählt haben. Was immer Sie ihr versprochen haben - Missionare wie Sie sind nichts weiter als eine Plage und ich schlage vor – Sie kennen diese Art von Vorschlag, hören Sie wahrscheinlich häufiger – Sie machen sich auf den Weg, bevor Sosul wiederkommt - die Ihnen im Übrigen auch geglaubt hätte, wenn Sie ihr gesagt hätten, dass Sie ihr beibringen könnten, mit den Gedanken einen Löffel zu verbiegen. Besondere Fähigkeiten am Arsch. Übrigens, ich hätte nicht einmal was dagegen, wenn sie was Brauchbares lernt. Sterne, würde ihr sogar guttun, glauben Sie mir. Aber das.. ist nicht einmal ein netter Versuch.« Sie ließ das verdreckte Tuch achtlos auf eine der Kisten fallen und ging an Ghato vorbei zu einer der weiter hinten gelagerten Transportboxen. »Jetzt kannst du, Ghato. Ich habe zu tun.« Der Angesprochene blickte ihr nach und wandte sich dann zu Rifta um. Bedauernd hob er die Arme. »Und ein Ratschlag-« rief Fidar über die Schulter, »ziehen Sie sich was anderes an. Mit dem Aufzug locken Sie keinen an, von Sosul offensichtlich abgesehen, aber das ist keine Kunst. Und wenn Sie sie aus einem anderen.. Grund gerne gehabt hätten, was, wenn ich Sie so ansehe,« sie deutete mit einer Hand etwas Längliches an ihren Schultern an, »ziemlich schräg wäre, würde ich mir zusätzlich noch nen anderen Plan überlegen, so wird das nichts. Aber Sie werden wissen, was Sie tun, Sie sind schließlich der Experte für besondere Fähigkeiten.« Unter ihren Händen erwachte indes der Droide wieder zu halb-bewusstem Leben und Fidar hockte sich vor ihn, um seine Programmierung zu konfigurieren. Ghato wandte sich gelassener an die Besucherin.
»Also, das Wesentliche ist wohl gesagt, auch wenn Fidar ein Schwarzmaler ist, tut mir leid deswegen. Wir sagen ihr, Sie hätten es sich anders überlegt. Sie suchen sich jemand anderen für Ihr - was immer Sie machen - und Sosul hier macht weiter ihren Job. Nichts für ungut, aber selbst wenn sie sonst wer wären, erklären Sie mal einer Togruta-Stammesführerin, dass Sie ihre Tochter in der erstbesten Galaxieecke zurückgelassen haben. Von den Krallen und Zähnen einmal ganz abgesehen – ich habe dort auch ein Geschäft und das setze ich nicht auf’s Spiel.«
»Also gehört sich in Luft aufzulösen nicht zur Alltagsroutine, das ist gut zu wissen.« Zum einen fühlte sich die Begegnung noch immer unwirklich an, obwohl oder gerade weil Sosul mit eigenen Augen gesehen hatte, wozu die Frau fähig war. Und so erwartete die Togruta beinahe, dass Rifta ihr in der Folge erklären würde, dass, in der Tat, das Verschwinden auf der Stelle ebenfalls eine ihrer vielseitigen Fähigkeiten sei, sie aber vorziehe, in diesem Fall keinen Gebrauch davon zu machen, gern geschehen.
Dann konnte sie es nicht mehr erwarten.
»Gut. Dann.. wenn Ihr mich begleiten möchtet, können wir gehen.« Sie ließ Rifta keine Zeit für eine Antwort und war insgeheim froh über deren Angebot. Im Zweifel würde sie mit Ghato und den anderen reden können, sollte Sosul nicht richtig erklären können, worum es ihr ging.
Den Überwurf griff sie wie einen alten Lappen und trug ihn in der Hand zur Tür. Das Kleidungsstück erinnerte sie an den unliebsamen Zwischenfall von zuvor. Sie entschied, es mitzunehmen, aber noch nicht zu tragen. Nach wie vor wollte sie sich nicht wegen etwas verstecken, das sie nicht getan hatte.
»Seid Ihr auch am südlichen Raumhafen? Ghato hat sich ziemlich über die Liegegebühr aufgeregt. Die Häfen werden jedes Jahr um diese Zeit zu Huttenkartellen.« wiederholte sie, was sie aufgeschnappt hatte. Die Luft außerhalb war drückender und etwas feuchter als in dem staubigen Raum. Unwillkürlich wandte sich Sosul um, um zu sehen, ob Rifta wirklich nicht verschwunden war. Erleichterter, als sie sich eingestehen wollte, nahm sie die schlanke Gestalt in ihrer Nähe zur Kenntnis. Die Togruta folgte dem intuitiv angelegten Gedankenkonstrukt ihrer Umgebung, das sie zurück zum Gelände des Raumhafens leitete. Zwar waren die unterschiedlich großen und scheinbar willkürlich angelegten Gebäude der Stadt nicht vergleichbar mit dem Wald, in dem sie groß geworden war, aber die Leute bahnten sich auf ähnliche Weise ihre Wege.
»Wenn Ihr hier seid, um etwas zu erledigen - was macht der Orden, zu dem ihr gehört?« Es musste eine Menge geben, was jemand mit den Fähigkeiten von Rifta tun konnte. Jedenfalls fielen Sosul eine Anzahl Personen ein, die ihr Können interessant finden mussten. »Und braucht Ihr dazu auch Eure Kraft? Also die.. Macht.« stellte Sosul die erste einer Anzahl von Fragen, die ihr in den Sinn gekommen waren.
Die Landezone, in die sich eine Vielzahl größerer und kleinerer Dockbuchten drängte, befand sich auf der ihnen zugewandten Seite des Raumhafens. So blieb es ihnen erspart, den umständlichen Weg durch die öffentlichen Massenreisebereiche zu nehmen.
»Das hier ist unsere Ecke.« erklärte Sosul, als sie einen der beiden niedrigen Eingänge zu Bucht 28 passierten. Die runden Wände waren von feinen Staubpartikeln gräulich verfärbt und die Aurebesh-Ziffern der Buchtkennziffer wirkten auffällig definiert, als wären sie gerade erst nachgezeichnet worden. »Und das ist die Thune.« Wie in einem Nest hatte sich der kleine, grasgrüne Frachter niedergelassen, um sich von seiner Besatzung umsorgen zu lassen. Seine Farbe war verblasst, sodass er sich passend in das Bild des in die Jahre gekommenen Raumhafen-Interieurs fügte. Die Laderampe der Thune war heruntergelassen und davor waren ohne ein erkennbare Ordnung hüfthohe Transportkisten verteilt. Ein abgeschalteter Droide stand verloren inmitten der Güter. »Sieht sogar so aus, als wäre jemand zu Hause.« murmelte die Togruta und schob die Hände in die tiefen Taschen der Latzhose. »Oy, Sos‘. Schon zurück?« rief ihr ein Mensch mittleren Alters entgegen, der mit hochgekrempelten Ärmeln auf der Kante einer der Kisten saß und ein abgenutztes Datapad in der Hand hielt. Er warf einen scheinbar überraschten Blick auf sein Chrono. »Das ist Ghato.« bemerkte Sosul an Rifta gewandt, während sie näherkam und kurz eine Hand aus der Tasche nahm, um zurückzuwinken. »Guter Zeitpunkt, sie kann mir hier ein bisschen unter die Arme greifen!« erklang eine weibliche Stimme aus dem Inneren des Transportmittels und bald darauf erschien Fidar, die sich die Hände an einem bereits fleckigen Tuch abwischte. »Sieht aus, als hätten wir Besuch.« stellte sie fest und musterte Riftas auffallend dunkle Kleidung unverhohlen, während sie den Sitz ihres eigenen grauen Overalls korrigierte.
»Ja, richtig. Fidar, Ghato, das ist.. Rifta.« Erst jetzt bemerkte Sosul, dass sie nicht den vollen Namen der Frau kannte. Dann wiederum hatte sie ihre Reisegefährten aus Gewohnheit auch mit ihrem Rufnamen vorgestellt. Mit Rifta zu sprechen, zu sehen, was sie vollbringen konnte, war ihr so ungezwungen erschienen. Nun, da sie den beiden gewöhnlichen Menschen gegenüberstand, mit denen sie die meiste Zeit des letzten Jahres verbrachte hatte, wirkte es, als hätte sie eine Figur aus einem Traum mit in die Realität genommen. Sie erinnerte sich noch daran, dass Rifta ihr angeraten hatte, ihre Gefährten nicht mit Dingen zu verwirren, die diese nicht begreifen würden und jetzt verstand Sosul, was sie damit meinte. »Ist Ket da?«
»Lass‘ mal sehen, ob er Zeit hat.« Ghato legte das Pad vor sich ab, nahm sich einen Schraubenschlüssel, warf ihn im Äquivalent einer Klingel gegen die Wand im Inneren des Raumschiffes und rief nach dem Klatooinianer. »Hat er wieder was verbrochen?« fragte er, nachdem der Schraubenschlüssel unter metallenem Klappern zu Boden gefallen war.
»Nicht, soweit ich weiß. Ich wollte nur mit euch reden.« Sie zuckte betont mit den Schultern. »Also. Ich habe Rifta in der Stadt getroffen, wo sie mir geholfen hat, als einer der Händler einen schlechten Tag hatte. Sie gehört zu einem Orden, der Leute mit besonderen Fähigkeiten ausbildet. Sie basieren auf etwas, das man die „Macht“ nennt. Ich wusste davon nichts, aber euch ist das vielleicht nicht neu?« Schließlich erwähnten beide bei jeder Gelegenheit, dass sie schon jetzt mehr Ecken der Galaxis gesehen hatten, als Sosul je würde. »Sie hat mir angeboten, dass ich auch so eine Ausbildung machen kann. Und ich möchte das Angebot annehmen. Ich weiß, es ist etwas plötzlich -« Ein massiger Klatooinianer bewegte sich schnaufend die Rampe hinunter und blieb mit verschränkten Armen an deren Ende stehen.
»Chuba Koochoo, Soosulchoo.«
»Sut tonka, Ket! Nochuba poonoo.« Sie hatte schon Schlimmeres von Ket gehört, war aber noch immer nicht bereit, sich eine Idiotin nennen zu lassen. Zudem fehlte der gewohnte, neckende Unterton in der schnaufenden Stimme des Mannes. Es machte seine Beleidigung nur persönlicher. Nicht, dass er den Mund halten würde, wenn sie ihn nicht gerade zuklebte. Und dass ihre Angelegenheiten nicht seine waren, hatte er noch nie begriffen.
»Whanaga tah bolla gee suuma u apmasi nawa?« Warum Sie mit jemandem gehen wollte, den sie gar nicht kannte? Die Frage entlockte Sosul ein trockenes Lachen. Sie stemmte einen Arm in die Hüfte.
»Mee dinopa chuba nawa peetch.« Sie war schließlich auch mit ihm und den beiden anderen mitgekommen, obwohl sie sie nicht kannte.
»Do mamo ot nawa um toowa.« Er mochte recht habe, dass ihre Mutter die drei gekannt und ihnen vielleicht auch vertraut hatte. Sosul hob lediglich ihre Augenbrauenpartie.
»Chone mee toowa.« ’Und ich vertraue mir selbst.’
Ket machte einen, dann zwei schnaufende Atemzüge, bevor er weitersprach.
»Chubanta jah grancha boszzi..« Wenn er dachte, sie hätte nicht, was es brauchte, konnte er es nachts den Sternen erzählen.
»Wantawanta, charkee‘una.« Ihre Worte waren fast ein Fauchen, die huttische Sprachmelodie lud beinahe zu scharfen Antworten ein. ‘Was du nicht sagst, Fleischklops, mehr als Dampf ablassen kannst du selbst nicht.‘ Die Worte kamen, ohne dass sie nachdenken musste. Mit Kets mürrischer Art umzugehen, war immer leicht gewesen, da man ebenso mürrisch antworten konnte, ohne anzuecken.
Ghato sah den Anflug eines ausgiebigen Lachens in Fidars Mimik und ergriff rechtzeitig das Wort, damit weder das Wortgefecht eskalieren, noch Fidar in amüsiertes Gelächter verfallen konnte. »Das sind.. unerwartete Neuigkeiten. Vielleicht gehen wir das etwas langsamer an. Wollt ihr euch für nen Moment setzen? Wir müssten noch etwas Nettes bei unseren Getränken haben.« Sosul nickte und war froh über den Themenwechsel und die Gastfreundschaft des Kapitäns der Thune. Den entgeisterten Blick, den Fidar Ghato zuwarf, sah sie nicht. »Ich gehe und hole etwas. Bin gleich zurück.« Mit einem kurzen Blick in Richtung ihrer neuen Begleiterin trat sie hastig in das Raumschiffinnere. Mit den Gedanken zur einen Hälfte bei Rifta und zur anderen bei Ket durchmaß sie die beiden Frachträume und den darauffolgenden, schmalen Gang und gelangte schließlich in eine kleine Kammer. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass man ihr unterstellen würde, sie wäre nicht für das geeignet, was Rifta ihr anbot. ‘Chubanta boszzi.‘ wiederholte sie ärgerlich in Gedanken, während sie einige Becher und eine Flasche heraussuchte. Die Schubladen schlug sie etwas kräftiger zu, als notwendig. Aber was war, wenn Ket etwas anderes gemeint hatte? Die Togruta hielt für einen Augenblick inne und versuchte sich an ihr Vokabular zu erinnern. Was, wenn er sie nicht einfach beleidigt hatte, sondern meinte, dass sie gar nicht wusste, ob sie jene besonderen Fähigkeiten überhaupt besaß? Bis auf Riftas Worte hatte sie keinen Anhaltspunkt. Bald genug würde sie es erfahren. Und wenn sie Ket einmal wieder traf, würde sie es ihm beweisen. Sie erinnerte sich daran, was Rifta mit dem Händler in der Stadt gemacht hatte. Innerlich noch immer hin und her gerissen, machte sie sich auf den Weg in ihr kleines Quartier, um ihre Sachen zu packen, die sich bereits in einiger Wechselkleidung erschöpften.
»Also,« begann Ghato außerhalb des Schiffes, wurde aber von Fidar unterbrochen. Sie strich sich eine der aus ihrem chaotischen Zopf gefallenen Strähnen aus dem Gesicht und trat auf die Twi‘lek zu. »Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind – Rifta. Aber was ich gehört habe, reicht mir, also ersparten Sie zumindest uns, was Sie der Kleinen erzählt haben. Was immer Sie ihr versprochen haben - Missionare wie Sie sind nichts weiter als eine Plage und ich schlage vor – Sie kennen diese Art von Vorschlag, hören Sie wahrscheinlich häufiger – Sie machen sich auf den Weg, bevor Sosul wiederkommt - die Ihnen im Übrigen auch geglaubt hätte, wenn Sie ihr gesagt hätten, dass Sie ihr beibringen könnten, mit den Gedanken einen Löffel zu verbiegen. Besondere Fähigkeiten am Arsch. Übrigens, ich hätte nicht einmal was dagegen, wenn sie was Brauchbares lernt. Sterne, würde ihr sogar guttun, glauben Sie mir. Aber das.. ist nicht einmal ein netter Versuch.« Sie ließ das verdreckte Tuch achtlos auf eine der Kisten fallen und ging an Ghato vorbei zu einer der weiter hinten gelagerten Transportboxen. »Jetzt kannst du, Ghato. Ich habe zu tun.« Der Angesprochene blickte ihr nach und wandte sich dann zu Rifta um. Bedauernd hob er die Arme. »Und ein Ratschlag-« rief Fidar über die Schulter, »ziehen Sie sich was anderes an. Mit dem Aufzug locken Sie keinen an, von Sosul offensichtlich abgesehen, aber das ist keine Kunst. Und wenn Sie sie aus einem anderen.. Grund gerne gehabt hätten, was, wenn ich Sie so ansehe,« sie deutete mit einer Hand etwas Längliches an ihren Schultern an, »ziemlich schräg wäre, würde ich mir zusätzlich noch nen anderen Plan überlegen, so wird das nichts. Aber Sie werden wissen, was Sie tun, Sie sind schließlich der Experte für besondere Fähigkeiten.« Unter ihren Händen erwachte indes der Droide wieder zu halb-bewusstem Leben und Fidar hockte sich vor ihn, um seine Programmierung zu konfigurieren. Ghato wandte sich gelassener an die Besucherin.
»Also, das Wesentliche ist wohl gesagt, auch wenn Fidar ein Schwarzmaler ist, tut mir leid deswegen. Wir sagen ihr, Sie hätten es sich anders überlegt. Sie suchen sich jemand anderen für Ihr - was immer Sie machen - und Sosul hier macht weiter ihren Job. Nichts für ungut, aber selbst wenn sie sonst wer wären, erklären Sie mal einer Togruta-Stammesführerin, dass Sie ihre Tochter in der erstbesten Galaxieecke zurückgelassen haben. Von den Krallen und Zähnen einmal ganz abgesehen – ich habe dort auch ein Geschäft und das setze ich nicht auf’s Spiel.«