#12
Riftas Lächeln zu Sosuls Erzählungen hatte etwas Herablassendes an sich. Die Ausbildung in einem gewöhnlichen Handwerk hatte nichts mit der Schule der Dunklen Seite gemein und selbst die Lehrjahre eines Kriegers bereiteten nicht auf das vor, was die Macht einem offenbarte. Es ging nicht nur darum, Wissen und Techniken zu vermitteln. Das Studium der Macht veränderte die eigene Sichtweise der Galaxis. Eine Wahrheit, die sich Rifta erst vor kurzem wieder bestätigt hatte. Du bist selbst noch eine Schülerin. Hast gerade erst begonnen, zu begreifen, was es bedeutet, eine Sith zu sein – und willst dennoch selbst schon eine andere unterweisen? In der Tat, so war es. Auch wenn diese Wendung der Ereignisse Rifta selbst überraschte und es nicht so einfach war, wie sie Sosul glauben ließ. Noch besaß sie nicht den nötigen Rang, um eine eigene Schülerin anzunehmen und würde sich, um diesen zu erhalten, mehr als einer Prüfung und mehr als einem Urteil stellen müssen. Doch die Sith fühlte sich bereit dazu und es war mehr als bloße Neugier, die sie dazu trieb, die Togruta unter ihre Fittiche nehmen zu wollen. Sosul besaß eine naive Unschuld, aus der ein starker, bisweilen trotziger Wille hervorschimmerte. Eine Bindung zur Macht, die sich noch beliebig formen ließ. Ideale Voraussetzungen für ein Studienobjekt, das Ald’ana zu ihrer Schöpfung machen konnte. Eine Schülerin, eine Untergebene… Eine Vertraute, eine Gleichgestellte… Gedanken, welche der Twi’lek nicht bewusst offenbar wurden, aber sich in ihrem Herzen formten, das ihr Leben lang nur Verlust, Zurückweisung und Distanz gekannt hatte.

„Auch du kannst gut in dem werden, was dir gegeben wurde. Auch du wirst mich für das hassen, was ich von dir verlangen werde.“ Eine Wahrheit, die leichthin gesprochen wurde und bei der die Züge der Twi’lek weicher wurden. Sosul konnte noch nicht ahnen, was die Dunkle Seite beinhaltete. Doch wenn sich die Togruta bei ihrer eigenen Aufnahme als würdig erwies, würde Rifta ihre Klauen in sie schlagen und gegen all jene verteidigen, die ihr diese Beute wieder streitig machen wollten. „Die meisten Wesen fürchten, was sie nicht verstehen. Einige werden vor einem Machtanwender auf die Knie fallen – andere werden alles daran setzen, uns zu zerstören, weil sie unsere Fähigkeiten für unnatürlich halten.“ Rifta bedachte die Togruta, die sich abermals in ihren eigenen Gedanken verfing, mit einem harten Blick, in den sich jedoch auch etwas Bedauern mischte. Es war nicht mehr als eine Maske, doch die Sith vertraute darauf, dass die junge Frau den Unterschied nicht bemerken würde. „Der Orden, dem ich angehöre, ist nicht jedem zugänglich. Uns gibt es schon seit Tausenden von Jahren. Doch die Geschichte hat gezeigt, dass es weiser ist, nicht vor jedem offen in Erscheinung zu treten. Ich habe deinetwegen eine Ausnahme gemacht und mich dem Pöbel offenbart. Du bist etwas Besonderes, Sosul. Du könntest so viel mehr sein als du jetzt bist.“

Sie schüttelte langsam den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. Sosul hatte mit ihrer Neugier und Sehnsucht ihr eigenes Netz geknüpft. Nun musste Rifta sie nur noch mit ihrem eigenen Faden in einen Kokon sperren. „Dies ist die einzige Chance, die ich dir bieten kann. Allein die Macht weiß, ob sich unsere Wege nach Commenor noch einmal kreuzen. Kannst du dich wirklich mit dem Leben zufriedengeben, das du jetzt führst? Hast du nicht deswegen damals dein Zuhause verlassen – um die Galaxis und deinen Platz in ihr zu entdecken?“, schloss die Twi’lek aus Sosuls Erklärungen. Sie prägte sich den Namen Ghato ein, falls er später noch einmal von Belang sein würde. „Ich möchte dir geben, wonach du suchst.“ Ald’ana streckte ihre Hand in einer einladenden Geste aus und schenkte der Togruta ein hoffnungsvolles Lächeln. „ Aber die Entscheidung liegt allein bei dir. Wenn du den Mut hast, sie zu treffen.“
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema