#2
Byss. Nashira mochte diesen Planeten nicht und würde wohl auch niemals Gefallen daran finden, selbst wenn es einem hier leichter fallen mochte Zugang zur Macht zu erhalten. Doch was half es einem schneller Zugang zur Macht zu erlangen, wenn alles auf diesem Planeten einen zugleich in einem selbst einschränkte? Er nahm einem die Luft zum atmen und er zwang den Geist in eine bestimmte Richtung, anstatt ihm zu ermöglichen, sich frei und weit zu entfalten. Es wunderte Nashira nicht, dass nun auf diesem Planeten die Ausbildung aller Adepten stattfinden würde. Adepten, die mit harter Hand so lange indoktriniert wurden bis sie entweder tot waren oder aber zu stumpfen Tötungsmaschinen herangewachsen waren. Sie würden hervorragenden Dienst leisten, ehe sie nicht mehr länger in der Lage waren den Samen, den man hier in sie hinein gepflanzt hatte, zu kontrollieren und sie dem Wahnsinn verfielen. Ein einziger Wimpernschlag ließ aus Verbündete erbitterte und unkontrollierbare Feinde werden. Aber hier kümmerte es niemanden, dass diese Art von Ausbildung mit nicht zu verachtenden Nachteilen verbunden war und es war nicht ihre Absicht, es ihnen unter die Nase zu reiben. Ja sicherlich wurde auch sie diesen Lehren unterzogen, doch schien sie wohl Glück gehabt zu haben, wenn man es denn so nennen wollte. Niemand hatte versucht aus ihr eine blinde Marionette zu machen und sie hütete sich, dies offenkundig sein zu lassen. Sie hatte sich in all den Jahren, trotz der Indoktrinierung, trotz aller Widrigkeiten, einen eigenen Willen bewahrt und ihre eigene Sicht der Dinge. Die Dunkle Seite der Macht war ihr dienlich, sie war ihr nützlich und half ihr ihren Weg zu gehen. Aber sie war nicht der Freund, den andere in ihr sahen. Sie war nicht das Ultima, von dem viele glaubten sie sei es. Sie war für sie lediglich ein Mittel zum Zweck aus alten Zwängen auszubrechen, wenn auch der Preis dafür hoch gewesen war. Sie wusste nicht, ob sie noch immer verpflichtet war diesen Weg zu gehen oder ob der Grund dafür, ihr nicht schon längst genommen worden war. Aber selbst wenn sie dem Grund noch einmal begegnen sollte wusste sie nicht, ob sie ihm nach alldem noch in die Augen schauen konnte. Sie war zu dem geworden, was er nie hatte sein wollen. Ja, wenn sie ehrlich zu sich war und sich diesen Gedanken erlaubte, so hatte sie ihn nicht minder verraten, als ihr eigenes Volk sie verraten hatte. Vielleicht – Nein, sie musste diese Gedanken beenden, bevor sie sich zu tief in ihren Verstand fressen konnten.

Aufrechten Ganges und die Augen starr gerade ausgerichtet schritt sie den schmalen Weg entlang und so entging ihr auch nicht die Person, mit der ein Zusammentreffen ob der baulichen Umstände nicht zu vermeiden war. Es war nicht so, dass sie irgendwelche Abneigungen gegen ihn hegen würde, doch andersherum lag die Sache wohl ein wenig anders. Jedenfalls war es das, was ihre Gefühle ihr sagten. Aber Neid und Missgunst waren nichts ungewöhnliches hier, so basierte doch die gesamte Hierarchie darauf. Neid führte zu Wut, Wut zu Hass und Hass war genau das, was jeden hier anzutreiben schien. Er wurde gefördert, mit allen Mitteln die zur Verfügung standen. Man schaffte sich absichtlich Feinde und man verschaffte anderen Feinde. Man stellte alles und jeden auf die Probe, indem man sie jeden Tag mit dem konfrontierte, auf das der Neid am größten war. Es gab Personen, die ergötzten sich regelrecht an dem Missgunst anderer und ein paar wenige waren so leichtsinnig voraussagen zu wollen, wer einen derartigen Disput gewinnen würde, vollkommen vergessend, dass es auch sie jederzeit treffen konnte. Hier zählte einzig und alleine die Macht des Stärkere und wer Schwäche zeigte, egal auf welche Art und Weise sie sich auch manifestieren mochte, hatte verloren noch ehe der Kampf begonnen hatte.

„Wäre man in der Lage mich an einem bestimmten Ort erwarten zu können würde ich fehlerhaft arbeiten“, entgegnete Nashira mit ruhiger Stimme und einem schmalen Lächeln auf den Lippen. Es war ihre Stärke und auch ihre Aufgabe an Orten zu agieren, wo man jemanden wie sie nicht erwarten würde und dafür hatte sie ihre ganz eigenen Methoden. Methoden die ihr letzten Endes die Rolle verschafft hatten, die sie nun inne hatte. Eine Position, die sie gewiss nicht angestrebt oder nach der sie sich gesehnt hatte, aber durchaus eine Position, die ihr den einen oder anderen Vorteil verschafft hatte. Inklusive dem Neid und dem Missgunst vieler anderer. Es gab mit Sicherheit nicht nur eine Person hier auf Byss, die sie lieber tot sehen würde, denn in bester Gesundheit. „Doch noch fehlerhafter würde ich arbeiten, würde ich meine Ziele leichtfertig verraten. Seht ihr das nicht ebenfalls so Abyssos?“ Viele ihrer Aufträge hatten sich in den letzten Wochen und Monaten innerhalb der eigenen Reihen abgespielt und es war nur möglich gewesen, weil nur ein auserwählter Kreis davon Kenntnis gehabt hatte. Ein Opfer ließ sich nicht in Ruhe beobachten, wenn es davon wusste. Man würde von ihm alles erfahren. Lügen über Lügen, doch nicht die Wahrheit. Nein, die Wahrheit erfuhr man nur dann, wenn das Opfer sich in Sicherheit wiegte. Demnach war Geheimhaltung das A&O bei ihrer Tätigkeit.
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