Weltraum im Mittleren Rand
Raumschiff Legacy
Die Sekunden bis zum Sprung flossen zäh wie Honig dahin und ihr zweifelhaftes Glück schien sich genauso schnell zu verbrauchen wie die Energie der Schilde. Tal starrte auf die Energieanzeige und ließ den Weltraum völlig außen vor. Eine vertraute Härte hatte sich in ihre Züge und ihre Gedanken eingeschlichen. Der Frachter wurde von einem weiteren Treffer erschüttert und ihre Schilde gehörten der Vergangenheit an. Doch statt eines jähen Endes begannen plötzlich die weit entfernten Sterne Fäden zu ziehen und das gewohnte Kribbeln beim Sprung in den Hyperraum stellte sich ein. Setzte sich als zittriger Schauer durch den gesamten Körper der Twi’lek fort und löste ihre Anspannung in einem leisen Keuchen. Corellia lag nun weit hinter ihr – und doch war mehr als nur ein Teil von ihr auf diesem verdammten Planeten zurückgeblieben. Trotz eines Gefühls der Erleichterung wollte sich nicht einmal ein flüchtiges Lächeln auf ihrem Gesicht zeigen. Davon abgesehen, dass ihr Leben weiterging, gab es für die Schmugglerin momentan keinen Grund zur Freude. Und sie sollte Recht behalten.
Als der Captain dieses Schiffes sich wieder zu ihr drehte, ruhte ein Blaster auf seinem Schoß, der nur rein zufällig in ihre Richtung zeigte. Und auch nur rein zufällig seine Gestik unterstützte, als er sie aufforderte, das Cockpit zu verlassen. Tal gab ein leises, entnervtes Stöhnen von sich, begleitet von einem dementsprechenden Blick, der so viel aussagte wie: Muss das wirklich sein? Doch sie konnte seine Beweggründe zumindest teilweise nachvollziehen. Wenn er über die Mission informiert war – wenn auch offensichtlich nicht über das Diebesgut – dann war sehr deutlich, dass sie nicht auf der Liste der Beteiligten stand. Vielleicht hatte die Twi’lek sich als Saboteurin oder Nutznießerin eingeschlichen. Und dabei nur nebenbei zusammenschießen lassen, damit es echt aussieht. Letzteres stimmte sogar. Zumindest hatte e zu Beginn der Wahrheit entsprochen. Sie hatte Letos Schiff benutzen wollen, um ihr eigenes wieder in ihren Besitz zu bringen. Aber jetzt war es unwahrscheinlich, dass auch nur eines von beiden je wieder in den Himmel aufsteigen würde. Die Liberation und die Hazard würden bestenfalls als Teilspender dienen und im schlimmsten Fall als geschmolzenes Metall enden. Es tat weh, darüber nachzudenken. Doch gerade hatte sie genug andere Probleme. Ein bärtiger Mann mit Blaster war eines davon.
Ihr Bein protestierte nicht einmal mehr, als sich die Schmugglerin abermals erhob und humpelnd mit langsamen Schritten das Cockpit verließ. Stattdessen hatte sich Taubheit eingestellt. Tal behielt den Captain dabei im Blick, um zu wissen, wo er sie hintreiben wollte. Bekam sie einen ordentlichen Sitzplatz für ihr Verhör, durfte sie mit dem Boden vorlieb nehmen oder würde man ihr die wundervolle Aussicht aus der Luftschleuse zeigen? „Wenn du mich durchsuchen willst, wirst du einen Blaster und einen Datenstick finden“, sagte Tal mit gepresster Stimme. Es war alles, was sie hatte. „Der Datenstick enthält angeblich Koordinaten für einen Rendezvouspunkt. Er wurde mir gegeben, bevor…“ Der Rest des Satzes blieb unausgesprochen, während Tal ihre Stirn in Falten zog. „Ich fürchte, das Imperium kennt den Sprungpunkt bereits oder wird ihn bald in Erfahrung bringen.“