#10
Ich habe aufgehört zu beten, als ich Ryloth verlassen habe, dachte Tal und rutschte ein wenig auf dem Sitz herum, um die Konsole vor ihr besser bedienen zu können und ihr verletztes Bein zu entlasten. Sie hatte zwar nur einen Streifschuss erlitten, doch die Schäden an Blutgefäßen und Muskelgewebe waren groß genug, dass sie sich bald um medizinische Versorgung kümmern sollte. Im Moment – nicht nur wegen ihrer noch immer andauernden Flucht – konnte die Twi’lek jedoch keinen Gedanken daran verschwenden. „Verstanden“, meldete sie dem Captain, nachdem sie den Hebel umgelegt hatte und durchlebte ein weiteres Ausweichmanöver, als ein TIE haarscharf an ihnen vorbeiflog. Kurz schielte Tal auf die Anzeige der Schildgeneratoren, ehe sie dem Blick des Menschen folgte und den Weltraum vor sich erblickte. Fierfek. Sie treiben uns“, murmelte die Schmugglerin und starrte grimmig auf den Sternenzerstörer, dem sich ihr Schiff immer weiter näherte. Einen Beschuss dieser Schiffsklasse würde der Frachter nicht überstehen. Vor allem nicht, nachdem die Jäger bereits den Schilden so sehr zugesetzt hatten. Nun kam es auf das Können der Mannschaft an – und der Schnelligkeit der Sprungberechnung.

Eins musste man dem Captain lassen: Er hatte Nerven! Tals Mundwinkel hätten sich vielleicht sogar in einem Moment der Bewunderung gehoben, wenn er sie nicht an den Grund erinnert hätte, warum sie blutend in diesem Schiff saß und unter Beschuss der Imperialen stand. „Eine Hochenergiespule. Ein wichtiges Bauteil für eine imperiale Superwaffe, mit der man angeblich ganze Sternsysteme befrieden kann“, wiederholte die Twi’lek mit belegter Stimme Risas Worte und schluckte schwer. „Ich bin nur—“, begann sie. Doch die Worte des Captains und ein frontaler Treffer ließen Tals Worte untergehen – was vermutlich besser war. Wenn er jetzt erfuhr, auf welche Weise sie zu dieser Mission gestoßen war, würde er sie garantiert bei nächster Gelegenheit aus der Luftschleuse befördern. Doch die Worte des Menschen verlangten wieder ihre Aufmerksamkeit und nach einigem Blinzeln konnte sie die Knöpfe auch wieder deutlich erkennen. Er ist wahnsinnig. Absolut wahnsinnig, war ihre Schlussfolgerung. Er war Teil dieser Mission, wie konnte er etwas anderessein? Blieb nur zu hoffen, dass er ein guter Captain, der sein Schiff kannte und wusste, was er ihm zumuten konnte. Wenn nun auch noch das Glück mit ihm war – oder die Macht, wie einige zu sagen pflegten…

Tals Hand schwebte bereits über den Knöpfen, um seine Anweisung jederzeit in die Tat umsetzen zu können. In ihren Gedanken spielte sie wieder und wieder die richtige Reihenfolge durch, während sich erneut Schweißtropfen auf ihrer Stirn bildeten und von ihrem Kopfschmuck aufgefangen wurden. Der Sternenzerstörer kam immer näher und die Twi’lek stellte sich schon einmal darauf ein, als Sternenstaub durch den Orbit zu treiben. Trotzig fletschte sie die Zähne und flog mit den Fingern förmlich über die Tasten, kaum dass der Captain seinen Befehl gab. Eine Kaskade an Schüssen brandete über die Schilde und ließ die wenige verbliebene Energie rapide sinken. Der erste Schildgenerator fiel aus und ließ das Schiff erbeben. Der Alarm im Cockpit sprang an und auch der zweite Schildgenerator näherte sich dem Ende seiner Kräfte. Es gab nichts mehr, was sie noch tun konnte, ohne den Frachter vollkommen handlungsunfähig zu machen. Immerhin wusste sie nun, wie sich das Imperium entschieden hatte: Man würde das Bauteil lieber in die Luft sprengen als es der Republik zu überlassen. Ein weiterer Ruck ging durch das Schiff, als der Frachter über die Oberfläche des Sternenzerstörers schlitterte und im Gegensatz zu dem imperialen Schiff garantiert mehr als nur Kratzer davongetragen hatte. „Wo hast du denn fliegen gelernt?“, platzte die Twi’lek heraus, doch ohne auf eine Antwort zu warten, führte sie erneut seine Anweisung aus und gab den Bug des Frachters nun ungeschützt zum Abschuss frei. Der klägliche Rest an Energie, der dem Schildgenerator zur Verfügung stand, war nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Mit etwas Pech würde das Schiff nach der letzten Aktion von ganz alleine auseinanderfallen. Beten war vielleicht doch keine schlechte Idee.
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