#29
In den nächsten Momenten würde sich Mytrias Weg entscheiden – und damit irgendwie auch sein eigener. Koryn wollte nicht, dass dieser Tag in noch einer Tragödie endete und einen weiteren Jedi-Anwärter zu verlieren, selbst wenn dieser noch lebte, schätzte er als solche ein. Mytria war nicht in der Verfassung, vernünftige das Mädchen junge Frau vermutlich schon selbst festgestellt. Hinter dieser Tür lagen rohe Emotionen und wenn er genau lauschte, glaubte er auch leises Schluchzen zu vernehmen. Nach einigen Momenten bangen Wartens, hörte er ihre Stimme, die ihn auf dorianische Art zum Lächeln brachte. Sie schrie ihn an – das war gut. Stille wäre schlimmer gewesen. Und sie schickte ihn nicht fort. ‚Ich gehe‘, nicht ‚geh weg‘. Koryn erinnerte sich an eine ähnliche Situation aus seiner eigenen Kindheit. Als er wirklich noch ein Kind gewesen war. Damals hatte er sich mit seiner Tante Jella wegen irgendetwas gestritten. Koryn konnte nicht einmal mehr sagen, worum es gegangen war. Doch er wusste noch genau, wie ihr Streit geendet hatte…
„Du hast mir gar nichts zu sagen! Du bist nicht meine Mutter!“ Seine Tante hatte ihn entgeistert angesehen, zu einer Antwort angesetzt … und dann einfach den Raum verlassen. Es hatte Tage gedauert, bis sie wieder miteinander gesprochen hatten. Hauptsächlich, weil Koryn sich für sein Verhalten so geschämt hatte, dass er seiner Ziehmutter aus dem Weg gegangen war. Doch nach ihrer Versöhnung war ihr Verhältnis umso inniger geworden. Sie waren eine Familie, wenn auch nicht vollständig blutsverwandt. Warum sollte es in der Jedi-Gemeinschaft anders sein?

Nach einer weiteren Weile öffnete sich plötzlich die Tür und dahinter lag ein Schlachtfeld aus Kleidung, Schuhen, Schubladen und einer zusammengekauerten Mytria, die ihn aus verweinten Augen ansah. Immerhin half ihr Anblick dabei, ihm das halbe Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, das in seiner Stimme zweifellos mitgeklungen hätte – nicht gerade zum Vorteil für ihr Gespräch. Der junge Kel Dor sah sich um, wie es beim Betreten eines neuen Ortes durchaus üblich war. Doch auch, um sich ein besseres Bild von diesem furchtbar wechselhaften Mädchen zu machen. Wortlos kam er zu ihr herüber und hockte sich neben sie. Zögerte, ob er den Arm um sie legen sollte und entschied sich dann vorerst dagegen, um keinen weiteren Gefühlsausbruch zu provozieren. Koryn hatte durchaus bemerkt, wie anhänglich die blauhäutige junge Frau war. Aber im Moment war er noch der Böse, der sie nicht verstehen wollte. Also versuchte er es mit einer anderen Taktik, die zumindest bei seiner Cousine Roa funktioniert hatte. „Also wenn du auf diese Weise packst, werden wir wohl die ganze Nacht brauchen“, begann er fast im Plauderton und wandte den Kopf in ihre Richtung. „Wo gehen wir überhaupt hin?“
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