#30
Quen musste nicht viel tun, um auf die Datenbank des Holoprojektors zuzugreifen. Die meisten Geräte waren sehr einfach gestrickt, sodass nur wenige Tastendrücke genügten, um die gespeicherten Nachrichten abzuspielen. Einige Modelle besaßen auch eine Sicherheitssperre – etwas, das man von Militärtechnologie erwarten sollte – doch die kleinen Geräte waren für den technikversierten Rodianer nicht schwerer zu knacken als ein Nuna-Ei. Solange sie nicht hochgradig verschlüsselt waren. Als er bemerkte, dass die letzte gesendete Nachricht abgespielt wurde, streckte er den Arm aus, damit die beiden Frauen sie ebenfalls sehen konnten. Fahndungsholos von ihnen dreien waren zu sehen, ziemlich aktuelle sogar. Anscheinend hatte man die Aufnahmen direkt auf Corellia bekommen. Die Liste der Verbrechen, die man ihnen anlastete, war lang – auch wenn man es grob mit „Widerstand gegen das imperiale Regime“ zusammenfassen konnte. Mit einem unglücklichen Seufzen erkannte er, dass man sich an ihn und Tal’ana auch immer noch aus ihrer Rebellenzeit erinnerte und ihre Namen gleich hinzugefügt hatte. Das bisschen Hoffnung, dass man sie aufgrund ihrer rasanten Flucht nicht eindeutig identifizieren konnte, schmolz wie Schnee in der Mittagssonne. Die Anweisungen, die man für ihre Ergreifung gegeben hatte, klangen auch nicht besser.

Damit war die Übertragung beendet und auch wenn Quen sich bemühte, ohne einen imperialen Code würde er dem Holoproj nicht noch mehr Informationen entlocken können. Er hatte nicht die Zeit oder das Zubehör, den Code zu entschlüsseln und die Gefahr bestand, dass sich das Gerät nach ein paar Fehlversuchen dauerhaft sperrte. Ohnehin hatten sie das Wichtigste bereits in Erfahrung gebracht. Wieder einmal waren seine Aussichten also die Mündung eines Blastergewehrs. Doch während ausgerechnet die republikanische Agenten kurz die Nerven zu verlieren schien, überkam ihn und die Twi’lek eine grimmige Gelassenheit. Heute Mittag noch hatten sie sich wegen eines gelungenen Deals unter der Nase des Imperiums zugeprostet. Nun waren sie die oberste Priorität von wer-weiß-wie-vielen Sturmtrupplern und konnten sich als Aliens nicht einmal in der Menge verbergen. Ganz davon abgesehen, dass es hier im Industriesektor keine Menge mehr gab, die nicht aus den Soldaten des Imperiums bestand…

Tal und Quen wechselten fast belustigte Blicke, als Risa die rhetorische Frage stellte, wie viele Gesetzesbrüche man ihnen vorwerfen konnte. Die Neue Republik hatte sie zwar vor einem Jahr begnadigt ... aber im imperialen Raum war dieses Urteil ziemlich hinfällig und die beiden Schmuggler besaßen eine gewisse Expertise auf diesem Gebiet. Nichts, mit dem man vor Risa angeben musste – selbst wenn sich die Spionin inzwischen vielleicht denken konnte, womit sich das ungleiche Duo seine Credits verdiente. Die Plattform setzte sich in Bewegung und beide bezogen wieder Position, um mögliche Gefahren an der Oberfläche sofort ausschalten zu können. Bitte, lass uns nicht gleich in einem Blasterhagel landen. Ihre wachsame Haltung wurde von Risas Umarmung kurz unterbrochen. Tal klopfte der Agentin einmal mit der freien Hand auf den Rücken, während Quen beim Tätscheln seines Kopfes ein eher genervtes Geräusch von sich gab. Seine Laune war nicht wirklich getrübt, aber der Rodianer wollte auch nicht wie ein Kind behandelt werden.

Mit leisem Surren bewegte sich die Schwebeplattform unablässig auf das von Risa gewählte Ziel zu und passierte eine große Tunnelöffnung, an der einige Warnschilder prangten. Danke, ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass da unten Tod und Verderben lauern und ich nur mit einem verdammt guten Grund dorthin gehen sollte. In der aufkommenden Stille betrachtete Tal die Spionin, die sich an das Geländer gelehnt hatte. Ihre zerfranste Erscheinung und die geröteten Augen sprachen Bände über das, was sie auf Corellia erlebt hatten. Doch seit sie die Holoprojektoren gefunden hatte, ging der Schmugglerin eine Frage nicht mehr aus dem Kopf. Selbst, wenn sie für Risa mehr als unangenehm war. „Risa, können wir sicher sein, dass Leto nichts bei sich hatte, was diese Mission … noch mehr zu einer Katastrophe machen könnte als sie es jetzt schon ist? Irgendetwas, das der Republik schaden könnte, wenn das Imperium es in die Finger kriegt?“ In seinen letzten Momenten hatte sich Captain Halleck auf eine selbstmörderische Art als vernünftig gewesen. Doch der Mann, den sie in der Cantina kennengelernt hatte, hätte genauso gut geheime Informationen in Leuchtschrift mit sich herumtragen können. Nur für den Fall, dass es so gewesen war, sollte zumindest einer von ihnen lebend von Corellia runterkommen, um der Republik von diesem kleinen Missgeschick zu berichten. Galgenhumor also. Mal sehen, wie lange mir der noch erhalten bleibt.
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