#76
Worin lag Weisheit? Was war eine Antwort wert? Gab es Hoffnung? Oder war auch diese Hoffnung längst verstorben. Der Punkt, dieses Zentrum der Macht, welches Sedrael fühlte, war fern und doch nahe. Gebunden und angekettet durch Syns Fesseln, schwebte sie weiterhin in Position gehalten. "Asko wird nicht kommen," hauchte der Dämon in seinem blauen Schimmer. "Wir sind allein," sagte Syn, die dann schwieg. Die gestotterten Fragen, hinaus gestammelt aus einer bemitleidswerten Kreatur, die mit Mächten umgeben war, die sie nicht verstand. Sie war einer dunklen Jedi gefolgt, hatte sich nie aktiv widersetzt, sondern war aus Syns Perspektive immer geflüchtet, um ihrer eigentlichen Aufgabe zu entkommen. Für eine Sith, wie Syn, lag nur im Kampf, im aktiven Widerstand gegen die wahrgenommenen Ungerechtigkeiten Mut und in der Flucht in Ideale und Selbstgerechtigkeit lag falsche Sicherheit. Es war feige, sich hinter der falschen Moral und Passivität zu verstecken. Die Jedi hatte nie aktiv für etwas eingestanden, sondern war schlicht gegangen, wenn es ihr passend erschien. Für Syn war diese Jedi-Kreatur lächerlich. Ihr Vesperum handelte, stellte sich gegen die Macht selbst und fand in seinem Kampf Stärke. Syn antwortete nicht mehr, ließ die Jedi weiter schweben, um sie zu betrachten, wie ein Forschungsobjekt. Die dunklen Mächte wirkten auf den Körper ein, frassen sich hinein, dass eine Kälte mitsamt Frost in ihre Glieder kroch. Der alte Geist fühlte, wie die Taubheit über die Jedi kam. Eine Antwort hatte Zeit. Sie hatte immer Zeit und wenn Syn eines war, war es geduldig. Zwar hatte sie einen bösen Spaß daran, diese Jedi zu verhöhnen aber hatte es nicht eilig damit, sie zu töten oder zu gebrauchen. In ihrer Position des Leides und in ihrem Gesicht der pure Horror vor dem, was vor ihr passierte. Syn erfreute sich daran. Jedi zu quälen war eine Genugtuung nach den Jahrtausenden. Die Jedi waren Schuld an all dem, sie waren die Ursünde dieser Galaxis, die alles verdorben hatten. Die Jedi waren das Geschwür, welches die ersten dunklen Jedi hervorgebracht hatte und Syn sah sie als ständiges Problem an, die immer wieder die Gerechten am Aufstieg hinderten. Sorzus Syn fühlte sich erneut daran erinnert, was einst gewesen war, als sie vom Orden verbannt wurde. Man hatte sie nicht einfach in einem Kampf getötet, sondern weggeworfen, ausgestoßen von dieser Galaxis und sie mussten mit ihrer ganzen Macht eine neue Zivilisation aufbauen. Das Wesen der Sith lag in diesem Hass.

Die Jedi hatten sie verstoßen. Nicht einmal ihre Standpunkte wollten die Jedi anhören. Nicht einmal zuhören, warum sie der dunklen Seite verfallen waren. Man warf sie einfach weg. Ihr ganzes Leid war bedeutungslos für die Jedi. Sorzus Syn erinnerte sich gut. Aber erst durch diesen Schmerz hatten sie zur wahrer Größe gefunden, als Gründer des Sith Imperiums. Sie waren die Grundidee der Sith, die Verkörperung einer antiken Kultur der ultimativen Freiheit. Kein Schicksal sollte sie mehr in Ketten legen. Der Absturz auf Korriban, genau hier, war ein Wunder gewesen. Erst Korriban hattes ihnen erlaubt, mehr zu sein, als nur Verstoßene. Sie wurden Götter unter den Lebenden. Die Jedi waren Feinde, nicht weil sie es sein wollten aber sein mussten. Die Jedi waren scheinheilige Heuchler. Sie logen, betrogen und benutzten eine Ideologie, um ihren eigenen Machtanspruch zu rechtfertigen und die Sith hatten im Gegensatz einen ehrlichen Zugang zur Macht, über ihre Gefühle und eine Ideologie der Herrschaft. Syn schmunzelte bei dem Gedanken, dass gerade ihr eine passive Jedi in die Falle geraten war. Eine Jedi, die dieser selbstgerechten Ideologie alles opferte und doch nicht den letzten Schritt gehen wollte. Die Macht würde ihr nie antworten, denn sie antwortete immer nur durch Personen. Der dämonische Geist tänzelte lautlos um Sedrael. Die toten Augen lagen auf ihrem Gesicht. Die Zeit schien nicht mehr zu vergehen. Nichts verging mehr. "Ich will nichts mehr," erklärte sie dann.

"Nichts mehr," wiederholte sie. Diese Jedi war nutzlos. Sie war nicht brauchbar aber dennoch eine Gefahr, weil sie etwas gesehen, was der dunklen Hexe von besonderer Bedeutung war. Diese Rituale sollten ihr größtes Meisterwerk erschaffen. Einen neuen Gott, mit dem sie die Ewigkeit teilen konnte und der ihr neues Leben gab. Nicht unbedingt ein Leben im Sinne des Begriffes aber eine Existenz mit Handlungsmacht. Diese Jedi bedrohte dies nun mitsamt der Bestie, die unweit eingesperrt war. Ihr verfluchtes Kind, dieser von Trauer und Selbsthass zerfressene Kadaver eines einstigen Menschen, war noch nicht bereit, noch nicht soweit, dass er alleine bestehen konnte. Die Jedi bedrohte mit ihrer Erkenntnis, was Vesperum tun wollte, nicht nur seine reststerbliche Hülle, sondern auch ihren Plan ihn zu erheben. Noch war er nur der Samen, schon fast eine dunkle Dornenranke, die bald die ganze Galaxis durchwachsen würde aber noch musste der Samen mut Blut und Zorn begossen werden, damit er wuchs. Die Bestie mit ihrem Wunsch den Samen zu zerschmettern, war eine Gefahr aber die Jedi, welche wusste, was Vesperum mächtig machte, konnte alles vernichten. Vesperum konnte Reah Nigidus mit seiner baldigen Macht, die sie ihm geben würde, niederwerfen aber diese kleine mitleidige Kreatur wusste um das Ritual. Sofern sie weise genug war, würde sie bald herausfinden, wie Vesperum aufzuhalten war. Das musste verhindert werden. Sedrael war der größere Feind geworden. Syn wurde es gerade klar, dass diese Jedi eigentlich sterben musste.

Doch etwas hielt sie zurück, sie einfach abstürzen zu lassen. Nicht nur, dass sie befürchtete, dass die Jedi mit der Macht ihren Sturz abfederte, sondern auch, dass sie Reah bereits etwas berichtet hatte. Zwar hatte sie die Gespräche der beiden gesehen aber durch die dunklen Ströme dieser Welt nicht vernehmen können. Es war kompliziert geworden und die Zeit knapp. Nicht mehr lange und sie musste zurückkehren. "Ich biete dir Erlösung," sagte der Geist und begann einen neuen Plan für die Jedi zu entwickeln. Sorzus Syn senkte Sedrael sanft und behutsam ab. Der Sturm schadete ihr nicht mehr und sie landete sanft auf dem Boden. Syn legte sie sanft im Staub ab. Nur die Wunden blieben. Korriban sollte das Gefängnis der beiden sein. "Die Macht hat ein anderes Schicksal für dich," erklärte der Dämon mit totem Gesicht. Ihr Plan umfasste eine Kreatur, die sie damals erschaffen hatte und die immer noch schlummerte. Sie hatte sicherlich Hunger, wenn sie die alte Kreatur wieder erweckte, um die beiden Feinde zu jagen. Ihr alter Freund wartete nur darauf. Es gefiel ihr, dass sie mit den beiden einen Happen für ihren alten Sohn von Krespuckle, dem Immerhungrigen. Sie hatte ihn einst, bevor auch sie verstarb, außer einer DNA-Spore ihres Lieblings erschaffen. Sein Name war Rahl'Krespuckle, kurz Rahl. Zudem wollte sie ihrem Vesperum dieses Wundwerk ihrer Künste präsentieren, damit er endlich verstand, was ihre Alchemie bedeuten konnte. Es war eine gute Gelegenheit den Leviathan zu wecken, da sie nun zwei Opfer hatte, die ihn wieder mit Lebenskraft versehen konnten. Syn lächelte immer noch nicht und löste sich dann auf. Doch dann schlug ein Blitz weitab von Sedraels Position in ein verfallenes Gebäude ein, welches nur noch mit dem Dach aus dem Staub Korribans ragte. Das Dach zerbrach und eine große Klaue erhob sich müde und sehr langsam aus dem Gestein.
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