#26
Es war überstanden. Das kurze Feuergefecht war vorbei, während Risa unweit von Tal kauerte, ihren kleinen Blaster umklammernd, der einst gut in die Handtasche gepasst hatte. "Sie hatten keine Bikes," erklärte Risa, die bei ihrem kurzen Ausflug auf die Plattform keine Gerätschaften dieser Art entdeckt hatte. "Danke," sagte sie noch und spielte damit auf die Rettung durch Tal an, die sie weit zurückgezogen hatte. Zwar schmerzte nun ihr Nacken etwas, durch jene ruckartige Bewegung aber es war immer besser aus der Schusslinie zu sein, als einen gesunden Nacken zu haben. "Es tut mir leid um die Jacke," meldete Risa und zeigte Tal die zerfetzten Ärmel, von denen nur noch ein wenig Lederreste übrig waren. "Ich hatte leider keine Wahl." Risa nickte und blickte sich dann um, die kleine Blasterpistole sicher vor sich haltend. "Wir sollten nachsehen, dass sie wirklich tot sind oder zumindest kampfunfähig," meinte sie und suchte dann Quen mit ihren Augen. Immerhin schien Quen nicht diese Art Kämpfer zu sein, die man hier brauchte. "Bei der Macht, wir hatten Glück," atmete sie auf, während sie etwas in der Jacke spürte, was auf ihren Körper drückte. Es war ein ungewohntes Gewicht, so dass sie in die Tasche griff. "Karten? Spielkarten?" Risa lachte auf. "Tal, das ist dir so wichtig, dass du es immer dabei hast?" Die junge Agentin war überrascht, sehr überrascht sogar aber nach einem kurzen Gedanken ergab es Sinn. Tal war Raumpilotin und wohl auch Schmugglerin. Solche Personen liebten oft das Glücksspiel und oft war es auch der einzig sinnvolle Zeitvertrieb auf den Raumern. Die Agentin beließ die Karten in der Tasche.

Risa atmete ein, klopfte Quen sanft auf die Schulter. "Keine Panik," sagte sie mutig zum Rodianer, um ihm etwas Kraft zu geben, da er deutlich nervös wirkte. Mit ihrer freien Hand fuhr sich die Frau durch die Haare, um einige Strähnen aus ihrem Gesichtsfeld zu entfernen und auch um nachzudenken. Die Situation war nicht einfacher geworden. Sie brauchte eine Lösung. Eine gute Lösung. Risa dachte lange nach, so dass eine ungewohnte Stille einkehrte. Sie sollten und mussten es schaffen. Die Agentin erinnerte sich an die bekräftigenden Worte der Twilek. Scheinbar hatte sie auch Feuer für die Sache gefangen und ihr Anblick, wie sie tapfer eingegriffen hatte und nun voller Tatendrang neben ihr stand, machte Mut. "Wir müssen wirklich noch mal auf diese Plattform. Ich glaube, dass sie der einzige Weg ist, um hier herauszukommen," dachte sie laut nach. Risa war sich unsicher und wünschte sich jetzt Letos Handlungsmut. Leto dachte niemals viel nach, sondern machte Dinge einfach, oft auch furchtbar falsch aber er machte sie. Er fehlte ihr. Dann fiel ihr Blick wieder zur Leiter. Der halb herabhängende Trooper tat ihr leid. Nicht, weil sie das Imperium wirklich schätzte, sondern weil dieser Tag bereits genug Tod gesehen hatte. Sie war keine geübte Killerin. Sie hatte zwar jene Fähigkeiten, die nötig waren, um zu töten aber tötete niemals gerne. Dieser Krieg war so grausam geworden, dass sie ihn einfach nur beenden wollte. Das Imperium würde enden aber mit dieser neuen Waffe bestand eine erhebliche Möglichkeit, dass sich dieser Krieg noch um Jahrzehnte verlängern könnte und sogar, wenn der neue Imperator geschickt war, das Imperium das Blatt wenden könnte. Ein Sieg des Imperiums war eine albtraumhafte Vorstellung. All die Opfer wären umsonst gewesen. "Tal, Quen, deckt mich," befahl sie ernst, um erneut die Führung zu übernehmen. Wenn jemand Mut haben musste, war sie es und dieser Mut musste unter Beweis gestellt werden. Sie würde erneut als Erste gehen. Ihre Hände packten wieder die Leiter, nachdem sie den kleinen Blaster in eine der Jackentaschen gestopft hatte. Mit einem Gedanken an Leto trat sie hinauf, bis sie erneut das Ende erreicht hatte und durch die Öffnung blickte. Dabei stürzte der tödlich getroffene Trooper, nun mehr Leichnam, herab und fiel an Tal sowie Quen vorbei, wo er am Boden dumpf aufschlug. Der andere Trooper, ebenso getroffen, aber nicht tot, hatte sich an das Ende der Plattform zurückgezogen, wo er ängstlich seine Waffe umklammerte, um diese auf die Öffnung zu richten.

"Halt," rief der Trooper. Risa blickte über die Kante hinweg und sah den Lauf der langen Blasterwaffe. "Es ist vorbei, du kannst gehen," sagte Risa überzeugt zum imperialen Soldaten, der kaum noch seine Waffe halten konnte, während eitrige Flüssigkeit aus der Plasmawunde an seinem Bauch drang. Er keuchte. Der Trooper, der inzwischen entkräftet war, ließ den Blaster sinken, nahm seinen Helm ab und blickte trostlos zu Risa, welche sich aus der Öffnung emporzog, um zum Trooper zu gehen. Mit einem beherzten Tritt trat sie die Waffe zur Seite, so dass sie seinem Zugriff entzogen war. "Tötet mich, Rebellenabschaum," spuckte der Imperiale mit einem kriegsgeschliffenen Gesicht zu Risa, welche auf die Wunde blickte. "Das brauche ich nicht mehr," antwortete sie und entfernte sich vom Trooper, um die Kontrollkonsole der Schwebeplattform zu aktivieren. Nun wartete sie nur noch auf ihr Team.
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