#17
Die Worte des Lobes von ihrem Imperator wurden mit Freude und Stolz gleichermaßen aufgenommen. Ja, sie hatte die Fähigkeiten und Lehren der dunklen Seite verinnerlicht, so gut sie konnte, und strebte danach, noch mehr zu erlernen. Diese Mission war der Anfang, in der Gunst des Dunklen Lords weiter zu steigen. Nicht mehr nur Botengänge zu erledigen, sondern selbst weltliche Macht zu sammeln. Ein erster Schritt, um den Weg der Sith endlich zu beschreiten und zu vollenden. Ein Weg, an dessen Ende ihre unumstößliche Freiheit stand. Ihre eigenen Ambitionen waren simpel und standen – nach ihrem Wissen – denen des Imperators nicht im Wege. Somit hatte Ald’ana keinen Grund zu befürchten, dass ihrem Plan irgendetwas im Weg stünde. Nur Versagen konnte den Untergang bedeuten. Und die dunkle Jedi hatte nicht vor, zu versagen.

Die dunkle Seite umspülte sie und drang von mehreren Seiten auf sie ein. Vesperums Präsenz war wie ein eisiger Hauch, der sie belauerte. Und vor ihr, hinter jener Tür, war noch eine weitere Quelle, die Ald’ana nun deutlich ausmachen konnte, als sie sich darauf konzentrierte. Vielleicht lag das Ziel ihrer Reise näher als sie ahnte. Die Twi’lek schloss vorerst aus, dass jemand ihnen zuvorgekommen war. Sofern diese Person nicht ebenfalls ihre Spuren in der Macht verschleiern konnte – und dann hätte die Dunkle Jedi jene Präsenz gar nicht erst ausmachen dürfen – hätten Vesperum oder die Macht selbst sie gewarnt. Ihr Herz schlug schneller. Die Suche nach einem Artefakt war für die neugierige und gelehrige Schülerin jedes Mal aufregend. Dieses Mal mochte sie vielleicht sogar mehr über das Objekt der Begierde erfahren, das sie für ihren Imperator beschaffen sollte.

Die Stimme einer alten Twi’lek drang mechanisch verzerrt durch die Komm-Anlage. Es war schon viele Jahre her, dass Ald’ana eine solche Stimme gehört hatte. Die wenigen Worte von Zala’tama waren warm und freundlich. Mit einem leisen Rauschen versank die Eingangstür im Boden und gab den Blick auf die Twi’lek-Dame frei, welche in die typische Tracht ihrer Spezies gekleidet war. Ein goldener Kopfschmuck verriet ihren Status als wohlhabende Frau, möglicherweise sogar Matriarchin ihres Clans. Es war nur noch wenig Leben in ihr, Mes’tessan hatte nicht übertrieben. Ald’ana war in den Heilfähigkeiten der Macht nur wenig bewandert, doch bereits die Körperhaltung der alten Frau verriet, dass sie dem Ende entgegenstrebte. Ein gutes, friedliches Ende, wie sie sicherlich hoffte. Die Luft roch abgestanden und hinter ihr waren einige Statuen und Möbel zu erkennen, die man wohl für einen schnellen Abtransport günstig positioniert hatte. „Vielen Dank“, nahm Ald’ana das Angebot selbstverständlich an und betrat das Wohnhaus. Hier drinnen verließ sie sich ganz auf ihre Machtsinne. Das Auge konnte trügen und manch wertvoller Gegenstand sah für den Unwissenden aus wie wertloser Plunder. Sie folgte Zala’tama, auch wenn sie die ältere Twi’lek ab liebsten überholt hätte. Etwas zog sie an wie eine Motte das Licht. Es war hier, ganz nah.

Sie betraten einen großen Saal, aus dem man bereits einige Gegenstände entfernt hatte. An den seitlichen Ausgängen stand vereinzeltes Gepäck. Doch all diese Details waren unwichtig. Nur eines war in diesem Raum von Bedeutung – eine Waffe, die über einer Kaminöffnung an der Wand hing. Es war ein Schwert, das man bereits vor tausend Jahren als altertümlich bezeichnet hätte. Es schien eine einfache geschmiedete Klinge zu besitzen, nicht einmal Hinweise auf einen Vibro-Generator waren am verzierten Griff zu finden. Das Licht brach sich an ihr auf unnatürliche Weise und ließ die Waffe wie von Blut überzogen erscheinen. Ehrfürchtig blieb Ald’ana in einiger Entfernung stehen und starrte wie gebannt auf den Gegenstand, der von der dunklen Seite regelrecht durchdrungen war. Wenn sie sich genau darauf konzentrierte, konnte sie Aura jener Waffe sogar fast mit bloßem Auge erkennen. Plötzlich hörte sie Vesperums Worte in ihrem Geist. Eine Warnung, das Artefakt nicht anzufassen. Fasziniert und erschrocken zugleich wandte sie ihm den Kopf zu und verneigte sich leicht, doch der Dunkle Lord hatte seine Aufmerksamkeit bereits Zala’tama zugewandt.

Wie kam ein solcher Gegenstand in den Besitz einer alten Twi’lek? Ald’ana konnte nicht behaupten, unter gewöhnlichen Umständen aufgewachsen zu sein. Doch nie hatte sie auch nur etwas Vergleichbares auf Ryloth gesehen. Die Klinge schien in der leichten Bewegung der Luft im Raum fast zu wispern. Es war ein verlockender Gedanke, sie zu berühren und ihre einzigartige Machtwirkung zu erfahren. Doch Ald’ana schätzte die Warnung ihres Imperators und hatte nicht vor, durch so eine Nachlässigkeit ihr Leben zu verlieren. Mit ernster Miene wandte sich die Dunkle Jedi nun Zala’tama zu. „Ein ungewöhnliches Schmuckstück für eine solche Behausung.“ Ihr Akzent war verschwunden, ebenso wie die höfliche Freundlichkeit in ihrer Stimme. Sie waren am Ziel – und alles, was ihnen noch im Wege stand, war eine alte Frau. Selbst auf einer Welt der Republik war es an der Zeit, die Maske fallen zu lassen. „Diese Waffe. Woher habt Ihr sie? Wer hat sie Euch gegeben?“ In ihren Worten war eine unterschwellige Drohung und Ald’ana hob die Hand, um auf den Geist der Frau einzuwirken, ihre inneren Barrieren zu schwächen. Auf die eine oder andere Weise würde sie ihre Informationen bekommen – und das Schwert sowieso.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema