#16
Eine weitere Seele folgte dem Ruf ins Vergessen. Vesperum genoss es, liebte es sogar, dass Ald'ana seinen Tötungswunsch elegant in die Tat umsetzte. Sie war geschickt im Umgang mit der Macht. Sie verhöhnte den aaligen Händler mit seiner eigenen Bewegung, während sie ihm langsam aber beständig das Leben abwürgte. Vesperum beobachtete es genüsslich, ohne Regung in seinen Augen oder seinen Lippen. Seine Gesicht war in der Tat nur eine Maske auf totem Fleisch, welches still kein Bedauern kannte. "Tod ist die einzige Konstante im Universum," murmelte er dann doch, während er näher trat, um die Verdunkelung der Macht zu spüren. In der Tat schlug die Aura von seiner Schülerin von einem eingeschlagenen Schwarz in ein tiefes Schwarz um. Die umgesetzte Tötungsabsicht war nicht nur Gift für ihre Seele, sondern auch eine berauschende Droge. Schließlich entfernte sie das missleidige Geschöpf aus seinem Blickfeld, auf diesen Haufen und deckte ihn ab. "Gut," sagte die tiefe Stimme des Imperators, während Ald'ana zu ihm zurückkehrte. Sie kehrte mit erledigter Grausamkeit zurück, was den dunklen Lord zufrieden stellte. "Du hast viel gelernt," kommentierte der Meister und verwieß damit mittelbar auf weitere Lehren, der ihr für sie bereithalten konnte. Ald'ana war fähig, noch weiter in die dunkle Weisheit zu fallen. Die dunkle Seite umflammte sie, wie schwarzes Feuer und machte ihre Emotionen für Darth Vesperum sichtbar. Nun konnte er sie lesen, verstehen und sie trat in seine Welt ein. Sie wurde ihm gleicher, wenn auch nicht identisch. Die Welten sollten sich verdunkeln, verneigen und brechen unter seiner Macht. Erst wenn alles ihm gleich war, konnte er zufrieden lachen. Die Galaxis war nur ein Anfang für seinen Hass, seinen tiefsitzenden Frevel gegenüber dem Leben, das er so verachtete und welches er so sehr verändern musste, damit es seinem Gebot entsprach. Er war der Gebieter, der ewige Herrscher einer alten Macht, die alles verschlang. Das Licht war in seiner Nähe nur Schatten, während der Schatten den Platz des strahlenden Hellen einnahm. Farben vertauschten sich, wie auch Standpunkte. Es gab keinen Halt. Ald'ana hatte ihren Halt verloren und getan, was er ihr geboten hatte. Sie unterwarf sich wissbegierig und rachsüchtig einem Monster, welches die Twi'lek verdarb, damit es ebenfalls ein Monster würde. Monster erschufen Monster, um den Spiegel erträglicher zu machen.

Doch der Genuss des verteilten Leides hielt nur kurz an. Schnell kehrte die eisige Kälte in sein Herz zurück, ließ jegliche Bedeutung von Vergangenem schwinden. Wieder überlagerten sich Erinnerung von Gegenwart und sogar Zukunft zu einem Rauschen, als die Wände und das Portal vor ihm zu verschwimmen schienen. Überall war dieser Flimmer, dieser nebelhafte Brei aus Fetzen, die mal mehr und mal weniger Konsistenz besaßen. Er sah die Welten anders, selbst anders als Ald'ana. Die pulsierende dunkle Seite, diese arkane Macht, offenbarte ihm vieles aber konnte niemals den ganzen Blick freigeben. Vesperum musste sich immer neu entscheiden, welchen Flimmer er bei Seite schob und welchen er behielt. Es war diese Taubheit der Gegenwart, die von Vergangenheit und Zukunft geschlagen wurde. Immer wieder versuchte sein Wille unter dem Beben seines Augenlichtes etwas Festes in der Zeit zu finden. Es gelang, immer wieder und doch vermisste er eine Beständigkeit der Zeit. Der Blick eines mächtigen Dämons wollte nicht mehr passen. Die Kontrolle über seine Wahrnehmung entglitt ihm zwar nie vollens, doch andere Kräfte zogen daran. Die dunkle Seite forderte ein und gab etwas. In seinen Augen hatte sich die Tür bereits geöffnet, eine alte Twi'lek war heraus getreten, um sie begrüßen. Doch dann zerfiel dieses Bild wieder zur Gegenwart, um dann eine vergangene Episode an dieser Tür zu zeigen, wie die Dame einen alten Mann, einen Menschen, empfing. Vesperum wollte es beendet sehen, drängte seinen Zorn dagegen, bis er der Gegenwart wieder habhaftig werden konnte. Ald'ana trat vor die Augenkamera. Endlich. Es gelang ihm, die Mächte in ihm zu lenken. Wieder gelang es ihm. Das Leid war nur noch ein Preis für dieses nahgöttliche Gefühl, zeitlos in die Welten zu gehen. Die Machtmaske bröckelte, als sich kleine schwarze Fäden vom Hals herauf begaben. Seine Adern drückten aus der Haut. Der Dämon konnte sein wahres Gesicht nicht auf Dauer verbergen. Noch nicht.

Zala'tama, eine alte Twi'lek-Dame in edler Robe ihrer Heimatwelt, blickte auf den kleinen Kontrollschirm ihrer Tür. Sie bemerkte eine seltsam süffisante Twi'lek und die Kamera nahm unweit eine weitere Person auf. Einen Menschen in schwarzer Robe. Zala'tama war sich unsicher, ob sie öffnen sollte, da sie ein schlechtes Gefühl bei beiden hatte aber sie hatte schon lange schlechte Gefühle, seitdem ihr dieser Mann diese alte Waffe gebracht hatte. Ohnehin wollte sie schon lange von Ryloth weg. Nur ihr Familienandenken und die Verpflichtungen hielten sie hier. Seitdem ihr Mann verstorben war, musste sie die letzten Familienpflichten erfüllen, wie es traditionsgemäß erwartet wurde. Sie betätigte mit einer gepflegten Kralle ihrer knochigen aber nicht furchtbaren Hand die Kom-Taste. "Ja, die verkaufe ich," sagte sie mit alter und trockener Stimme, die aber von einer tiefen Freundlichkeit durchzogen war. Im falschen Vertrauen öffnete sie die Tür mit einem weiteren Tastendruck. Die Tür schob sich hinab, in den Boden und gab den Blick auf die alte Dame frei, deren Lekku achtsam auf dem Rücken lagen. Ihr Kopfschmuck war aus reinem Gold gefertigt und zeigte das Familienwappen des Clans. "Kommt herein," lud sie die beiden Fremden ein. Sie wirkte müde, kränklich und wenig lebensfroh. Bereits im Vorraum des Hauses standen einige Möbel und auch Statuen von gewissem Wert. Die Dame wandte den beiden den Rücken zu, ging hinein, um eine Innentür zu öffnen, zum großen Saal, wo an der Wand über dem Kamin eine Klinge hing, die seltsam pulsierte. Es schien so als ob das Licht über sie wandern würde, wie Blut. Licht brach sich auf ihr, während die Macht um sie herum grausam dunkel wurde. Die Halle selbst umfasste einen großen Speisetisch, diverse lokal-typische Sitzgelegenheiten, besamtet mit rotem Stoff und an den Seitenausgängen dieses Raumes befanden sich bereits eingepackte Wertgegenstände und Koffer. Zala'tama wollte wohl alsbald abreisen.

Darth Vesperum ließ seiner Schülerin den Vortritt, während er selbst die zwei Stufen hinab blickte, die den Vorraum etwas unter die Bodenkante absetzten. Die Klinge rief den Sith Lord bereits und wollte ihn gleichsam von sich stoßen. Die dunkle Seite nahm Gestalt an, als die Runen auf der Klinge mit jedem Schritt, den der dunkle Lord näher kam, heller leuchteten. Vesperum wählte jeden Schritt bedächtig, da er immer noch die Warnung von Sorzus Syn in den Ohren hatte. "Es ist eine Klinge," flüsterte er durch die Macht zu Ald'ana, endlich über die Verbindung in der dunklen Seite an seine Macht gekettet, direkt in ihren Geist. Seine Stimme rumorte, dröhnte nachallend, bis jedes Wort von Ald'ana klar verstanden worden. "Nicht berühren," warnte er sie noch, deutlich impulsiver, da er sie nicht an diese Waffe verlieren wollte. Dann suchten seine Augen die Twi'lek Dame, die ihm und seiner Schülerin immer noch den Rücken zuwandte.
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