#13
Ald’ana ahnte nicht einmal, welche Mächte hinter ihrem Rücken miteinander in Kontakt traten. Doch sie spürte deutlich das Echo jener Zwiesprache. Wie Wellen an einem Fels leckte brennender Hass an ihrem Verstand. Doch seine Brandung war zu schwach, um sie zu überwältigen. Nur etwas Verachtung blieb an ihr haften, die sie auf den geldgierigen Händler übertrug. Sie hätte sich gar nicht die Mühe machen brauchen, den Anschein von Höflichkeit und Respekt zu wahren. Mes’tessan war ausschließlich an seinem eigenen Profit interessiert und scherte sich nicht darum, wenn dies auf Kosten anderer geschah. Ein Mann nach meinem Geschmack – den niemand vermissen wird. Die dunkle Jedi wähnte leichtes Spiel und ein zufriedenes, fast schon abfälliges Lächeln huschte über ihre Züge. „So einfach“, wiederholte sie mit seidenweicher Stimme seine Worte und bezog es doch auf etwas ganz anderes.

Hektik schien sich auszubreiten. Sie spürte die Unruhe, die von dem Händler ausging. Er hatte große Erwartungen geschürt und wollte nun so schnell wie möglich Profit daraus schlagen – ehe es sich die Herrschaften vielleicht anders überlegten. Ald’ana beobachtete ihn, so wie ein Raubtier seine Beute im Auge behielt. Es war schon eine Weile her, seit sie zuletzt ihre Krallen wetzen konnte. Sie hatte viele Stunden mit dem Studium der dunklen Seite zugebracht. Nun war es an der Zeit, ihre gewonnenen Erkenntnisse in die Tat umzusetzen. Doch das eisige Prickeln in ihrem Nacken war eine ständige Erinnerung daran, wessen Augen prüfend auf ihr ruhten. Dies war nicht der Augenblick, um mit ihrer Beute zu spielen. Wenn das Artefakt gesichert war, würde sie genug Gelegenheit haben, dem Händler seinen fatalen Fehler vor Augen zu führen.

Mes’tessan verschwand hinter einem Vorhang, um einen alten Protokolldroiden hervorzuholen. Er hatte nicht übertrieben, die mechanische Gestalt sah in der Tat schäbig aus und vermutlich diente sie nur deshalb als Aushilfe, weil der Twi’lek sie bisher nicht an einen Sammler hatte verkaufen können. Zumindest forderte ein Droide keine Bezahlung – und wenn man ihn so lange benutzte, bis er von selbst auseinanderfiel, war er in der Tat eine äußerst günstige Vertretung. Wieder ließ Ald’ana ihre Finger spielen, abermals ohne Einsatz der Macht. Es war nicht nötig. Wie eine Motte vom Licht wurde der Händler von der Aussicht auf Credits angezogen. Und bald genug würde er daran zugrunde gehen. „Sehr gerne“, erwiderte sie charmant und ließ wieder etwas von dem geheuchelten Enthusiasmus in ihre Stimme einfließen. Ald’ana warf einen Blick in Richtung ihres Imperators, ehe sie mit schnellen Schritten zu dem Händler aufholte. Durch seine auffällige Kleidung war es äußerst schwer, ihn in der Menge zu verlieren. Noch dazu konnte die dunkle Jedi sich auf die Unterstützung der Macht verlassen. Wie ein Schatten bewegte sie sich durch die Straßen, hielt ihre Wahrnehmung für neue Eindrücke geöffnet und prägte sich den Weg ein, den Mes’tessan durch die Straßen nahm.

Das Anwesen von Zala’tama war nicht weit entfernt und lag in einem äußerst wohlhabenden Teil der Stadt. Zumindest war er es früher einst gewesen. Auch Lessu hatte während der Jahre des Imperiums von Palpatine viel seines alten Glanzes eingebüßt. Man hatte vieles von Wert mitgenommen – egal ob Gegenstände oder Personen. Die ehemalige Sklavin hatte sogar Gerüchte gehört, dass manche Twi’lek Mitglieder ihres eigenen Clans verkauft hatten, um sich mit dem Imperium gut zu stellen und ihre Position in Sicherheit zu wissen. Ein törichtes Vorhaben… Bald würden sie wissen, welche Schätze die Matrone von Clan Tama wirklich beherbergte. Mes’tessan schien auch hier keine Zeit auf Höflichkeiten verwenden zu wollen. Wieder blickte die dunkle Jedi zu ihrem Gebieter, versuchte trotz des Trugbildes auszumachen, was wirklich in ihm vorging und ob er eine Resonanz des Artefaktes spürte. Die Schatten um sie herum schienen fast lebendig zu sein, wie eine stumme Warnung. Doch mit nur einem Schritt hatte sie ihren eigenen Schleier wieder übergestriffen und trat mit großen Augen und strahlendem Lächeln an die Seite des Händlers. „Nun, dann hoffe ich, Ihr habt nicht zu viel versprochen. Kennt Ihr die gute Dame persönlich? Eure Anwesenheit würde es in diesem Fall gewiss erleichtern, eine Vertrauensbasis zu schaffen.“ Für die dunkle Jedi waren es leere Worte. Sie war nicht auf Mes’tessan angewiesen, doch wenn er sie ins Anwesen brachte, würde seine ‚Entlohnung‘ einfacher vonstattengehen. Es gab immer Wege, ihr Ziel zu erreichen.
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