#63
Oh schemenhafte Schattenwelt, liegt dort zu den Füßen aufbereitet und verströmt das bittersüße Aroma von Abscheu und Verlockung. Ein Fuß nach vorn, vielleicht noch zwei, drei Schritte hinein in das, was sich dort anbot. Ein Portal. Ein Tor. Reah starrte auf das fremdartige Ding vor ihr, dass grotesk an ein Herz erinnerte, doch es hatte böse, verquollenee Augen, halbvermodert und stank entsetzlich nach Verderbnis. Die Quelle des üblen Geruchs mussten die zahlreichen kleinen Poren sein, die sich schnell öffneten und wieder schlossen und aus denen das unangenehme Miasma hervordrang, dass diese Umgebung verzerrte und verformte. Es hing an dünnen, fleischartigen Fäden, deren schimmlige Oberfläche im fahlen Mondlicht weißlich glänzte herab. Wie eine Marionette, die auf die Züge des Puppenspielers wartete. Der Rest dieser seltsamen Umgebung erinnerte an eine Höhle, mit zahlreichen Luftlöchern zur Oberfläche jedoch, durch welches das Mondlicht seinen weg herein fand. Der üble Gestank dieses Dinges vermischte sich mit der allgegenwärtigen Feuchtigkeit und machte das Atmen der Luft beinahe unerträglich. Reah musste sich beim Anblick der abscheulichen Kreatur zusammenreißen, die sie doch auch gleichsam mit Faszination erfüllte. Die finsteren Augen, mit denen der obere Teil des dunklen Herzens überwuchert war, fixierten die Besucherin, der nicht klar war, wo sie sich befand. Dies war nicht Korriban, aber sie war auch nicht fortgegangen. Und doch war es auch mehr als ein Trugbild, echter und fassbarer als das Phantombild des imperialen Kampfläufers. Sie wandte den Blick von dem entsetzlichen Ding ab, dessen dumpfes Schlagen trotz allem ein regelmäßiges Geräusch in ihren Ohren blieb. Sie taste die Wände entlang um nach einem Ausgang zu suchen und bemühte sich, zu einem der größeren Löcher zur Oberfläche zu gelangen, doch waren die Wände zu glatt und die Höhe dieser Grotte mochte in der Dunkelheit enorm täuschen. Die Unsicherheit in der Frau schlug langsam zur Panik über, der Pulsschlag zweier Herzen nahm zu, als aus abtasten kratzen und schlagen wurde. Sie betrachtete ihre Hand, die hier im Dunkeln so gänzlich fremd wirkte, wie die Klaue eines wilden Tieres, das nach Beute und Blut suchte, sich nun aber gefangen sah und nicht mehr entkommen konnte. Die Tierkralle grub sich ins eigene Fleisch, schälte dünne Streifen von der Schulter und ließ das Blut sanft herabströmen, während sich ihr Kopf begierig danach reckte, die Zunge versuchte einen Tropfen von dem Nektar zu erhaschen und ihn doch nicht erreichen konnte. Maledictus Bestia, wisperte eine ferne Stimme in den grässlichen Pfuhl, Mater Sanguine. Die Bestie die sich selbst verzehrte, blickte auf und suchte nach diesem Flüsterer im Dunkeln. Mit Blut in den Augen jedoch, halbblind vor Schmerz selbst zugefügter Wunden konnte sie nur wieder das entsetzliche Ding im Zentrum dieser verdorbenen Grotte erkennen. Aber ja. Vom Wahnsinn gesteuerte Blutgier trat in die Augen, die Herzkammer war das Tor, das Blut war der Schlüssel, hinaus aus diesen Käfig. Die Kreatur zerriss das ekelerregende Herz und labte sich an dem verfluchten Blut, das ebenso abscheulich roch wie das Miasmas, dass diesen Ort erfüllte.

Nach einer ganzen Weile erwachte die Kreatur schließlich an einem fernen Strand, dessen weites Meer still und tot vor ihr lag. Aus dem fahlen Wasser schienen verdorrte, rankenartige Gesteinsformationen zum Himmel hoch zu wachsen und als ihr Blick zu den Gestirnen hinaufwanderte, offenbarte sich ihr der Mond am Horizont so breit und trächtig, als ob er eine Sonne gebären wollte. Himmel und Kosmos schienen in dieser surrealen Welt zu einer Einheit zu verschmelzen und kitzelten an allen Instinktes des Raubtiers, das mit einem fremdartigen Geräusch, dass niemals von menschlichen Stimmbändern stammen konnte, den leuchtenden Himmelskörper anheulen wollte. So kroch sie nun weiter vor und begann damit, ihren Leib aufzurichten. Ihre Schritte waren schwer und langsam, denn der schmale Küstenstreifen schien eher einem Morast gleich, eine klebrige, zähflüssige Masse, auf der sie nun mühsam voran trottete. Entgegengesetzt vom endlosen Meer befanden sich hohe Felsklippen, die einen Aufstieg unmöglich machten. Doch während sie voranging, konnte sie von weither Stimmen vernehmen, ähnliche jenen, in dieser schrecklichen Grotte mit diesem abscheulichen Herzen, dessen verdorbenes Blut sie getrunken hatte. Davon angezogen und nicht in der Lage sich dagegen zu wehren, wankte und tastete sich die Bestie nunmehr durch den verschlammten Strand in der Hoffnung zu einem Ende zu finden, dass diesen Albtraum aus den Tiefes des Abgrundes zu einem Ende kommen ließ. Nach etlichen Schritten wurden die Stimmen deutlicher und schienen eine Art [link=https://www.youtube.com/watch?v=tuHzagjqOLU]Gesang[/link] zu bilden? Oder ein Beschwörungsritual? Eine Anrufung? Sie wusste es nicht, doch der klang der Worte wirkte verstörend und entsetzlich und jeder Faser ihres Körpers wollte davonlaufen, wurde aber von einer unsichtbaren Macht dazu getrieben, weiter nach vorn zu gehen. Irgendwann erreichte sie steinerne Stufen, die gezielt und kunstvoll aus schwarzem Granitstein geschlagen wurden und verschlungene Verzierungen aufwiesen, die Reah keiner ihr bekannten Spezies zurechnen konnte. Vielmehr wirkten die Stufen wie ein uralter Aufstieg zu einem Tempel wo vor langer Zeit einmal längst vergessene Gottheiten verehrt worden sein mochten. Die Lautstärke des Gesangs war nun beinahe unerträglich, obgleich sie nirgends ein anderes Wesen erblicken konnte, dafür aber ein Ende des langes Aufstiegs. Die Treppen endeten auf einem weit unterspülten Klippenvorsprung, in denen nunmehr verwitterte und nach Tiefsee riechende Marmorplatten eingelassen wurden. Kurz vor dem Ende des Vorsprungs befand sich zudem ein paar rund gehauener Säulen, die von Meer, WInd und Salz gepeitscht, aber bereits halb verfallen waren. Reah kam zwischen jenen Säulen zum Stillstand und blickte hinunter in die Tiefe, wo das Meer noch immer ruhig und einladend vor ihr lag. Im Wasser unter ihr, spiegelte sich nun perfekt die Silhouette des riesigen Mondes, der den Fluten das Antlitz von reinigendem, flüssigen Silber verlieh. Tritt vor und lass dich fallen., säuselte eine Stimme in ihr Ohr und sie bemerkte, dass der grausame Gesang plötzlich verstummt war. Übergib dich der Tiefe. Sei... frei. Die Bestie trat vor, ehe ihr plötzlich ein grollender Ruf das Blut in den Adern gefrieren ließ: "Ihr verseuchte Ratte!" Ein dumpfes, lautes Knallen unterbrach die Stille und sie merkte nur noch, wie ihr die Sinne begannen zu schwanden und ihr Leib gedankenlos zusammensackte.

Andernorts schlugen ihre Augen erneut auf und erblickten nun wieder Korribans Morgensonne, die langsam die Dämmerung vertrieb und die schreckliche Macht der Nacht brach. Sie atmete schwer und ruckartig und obwohl ihre Augen klar und nüchtern dem Horizont entgegenblickten, wusste sie das jüngst erlebte noch nicht einzuordnen. In diesem Moment, mit diesem ruckartigen Erwachen, war es nicht einmal mehr ganz greifbar. Ihre Hand tastete planlos im roten Sand Korribans, wenn auch nur, um ihrem Geist zu vermitteln, dass sie wirklich hier war und nicht woanders. Oder waren Traum und Wirklichkeit gar nicht so verschieden? Vielleicht war beides gleich viel wert, vielleicht beides gleich falsch. Ebenso sehr Lüge wie Wahrheit. Doch der Gedanke war sträflich, als eine neue Woge Schmerzes ihren Leib erfüllte und sie bitter daran erinnerte, dass Wunden in der Realität tatsächlich schmerzten und sich nicht durch eine Nacht der Meditation ausmerzen ließen. Reah biss die Zähne zusammen und begann damit, sich umzusehen. Ihr Blick landete schließlich zwischen den Versorgungskisten von denen eine nun umgestürzt auf der Seite lag, der laute Knall wohl, der diesen Traum hatte enden lassen. Dazwischen befand sich Sedrael und es brauchte nicht erst die Macht um zu erkennen, dass mit der Jedi etwas nicht stimmte. Sie wirkte... verstört. Stellenweise vielleicht sogar verängstigt. Ihre Gedanken überschlugen sich nun, als sie versuchte sich aufzurichten, was sich angesichts ihres angeschlagenen Körpers als schwerer herausstellte als gedacht. Die verfluchte Bestie, das schreckliche Herz... hatte sie...? Reah betrachtete ihre Hand, blickte noch einmal zu Sedrael als sie langsam und vorsichtig herüber wankte. Nein, kein Blut aber... "Ich...", begann sie unsicher und zittrig, "Hab ich...?" Sie kam näher und ließ sich neben der Jedi nieder, versuchte ihre Gedanken zu fokussieren, sich zu konzentrieren. Sedrael hatte etwas gesagt. Sie hat ihn gesehen. Es lag nicht an ihr, dass die Jedi so verschreckt wirkte. Und es gab auch nicht viele Männer, die ein Wesen so... angebrochen zurücklassen konnten. Reah versuchte ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen, wieder ruhiger und gleichmäßiger, weniger hektisch. Die Hexe suchte nach Worten, schien aber nicht in der Lage welche zu finden. Er war hier gewesen, Korriban war ein Nexus der Macht. Sie hatte nur nicht gedacht... es konnte jeden treffen sicherlich, doch das Sedrael eine Vision empfing erschien ungewöhnlich, wirkte sie doch nicht zwingend wie eine Person, die stark mit der Macht im Bunde war. Aber derlei konnte täuschen und ein starker Machtnutzer mochte nicht zwingend ein guter Seher sein. Reah schwieg noch einen Moment, ehe sie schlicht fragte: "Was ist geschehen?"
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