#10

Spielleiter


Schüsse fielen. Unregelmäßig hämmerten die Energieladungen Schall in den Korridor. Immer wieder, bis die Sturmtruppen um Cato Scarian wartend auf ihren Vorgesetzten blickten. Sie wollten eingreifen, doch ihre Disziplin hinderte sie daran, einen direkten Befehl zu missachten. Der ISB-Vollstrecker erschien im Schatten der schlechten Lichter der Fabrik, schien von Sinnen zu taumlen, bis man den Grund für seinen Gang erkennen konnte. Ein Vibromesser steckte in seinem Hals, während Blut aus seinem Mund quoll. Mühsam erreichte er den Oberst, sank vor diesem auf die Knie, wischte seine blutige Hand am Oberkörperpanzer des Sturmtruppen-Offiziers entlang, so dass ein blutiger Abdruck entstand. Der Vollstrecker stammelte keuchend etwas von einer Spule. "Die Spule...Die Spule...," waren die letzten Worte des Mannes, der Cato vorhin so schroff angefahren hatte. Die Augen weit aufgerissen, starrte nun eine zusammengesunkene Figur den fähigen Sturmtruppen-Soldaten an. Die anwesenden Imperialen horchten auf, blickten sich hektisch um und begannen in Schützenhaltung den Gang zu sichern. Erneut Schüsse, scheinbar war das Feuergefecht nicht beendet, doch dann verebbten die Störgeräusche, die unrythmisch den Maschinenlärm durchdrungen hatten. Das ISB hatte versagt, wenn auch der Grund nicht so schnell für Scarian zu erschließen war. Er war nicht an jenem Kampfplatz gewesen, der diesen Mann und seine Männer dahingerafft hatte. Noch immer surrte der Vibrodolch in der Wunde des einstigen Vollstreckers, bereitwillig darauf wartend, dass ihn eine andere Hand führen wurde. Die Kommandos der Republik waren gut, sehr gut sogar, so dass sie einen Vollstreckungs-Trupp des ISB zur Strecke gebracht hatten. Hinterhalten und unorthodoxe Kampftechniken waren ihre Methodik, anders als die von Sturmtruppen, die auf überlegene Disziplin und Feuerkraft setzten. Die Kommandos erwarteten sie und vielleicht hatten sie deshalb den totgeweihten Vollstrecker entkommen lassen. Diese Wunde konnte niemand überleben aber es reichte um Scarian eine Botschaft zu schicken. Die Männer um den Offizier wurden sichtbar unruhig, da der Feind ihnen Angst machte; nicht, dass sie ihren Posten verließen aber der Respekt vor dieser Aufgabe wuchs zusehens mit jedem Atemzug durch den Helmfilter. Es lag nun ganz an Scarian seine Männer zu führen, entweder hinaus oder weiter hinein. Die Sachlage war unübersichtlich geworden. Das Lager war nicht weit entfernt und doch schienen eine gut gerüstete Einheit Rebellen ihnen den Weg zu versperren. Das Imperium drohte an dieser Sache zu scheitern. Dabei waren die Imperialen angetreten, um dieses wichtige Projekt zu schützen. Ein Projekt, welches für ein noch größeres Projekt, welches den Krieg entscheiden sollte, von Bedeutung war. Alles lag auf der Klinge eines Vibromessers. Genau jene Waffe, die im Hals des toten Vollstreckers steckte. Sie war ein gutes Symbol für die Brutalität dieses Kampfes und dessen Bedeutung. Scarian war allein mit seiner Entscheidung. Verstärkung war nicht so schnell zu beschaffen und das Projekt, welches er schützen musste, war in Gefahr. Es schien fast so, als ob die Macht, jene Schicksalsmacht, diesen Moment ganz für ihn konstruiert hatte. Ein Moment der Entscheidung, für oder gegen seine Männer. Wenn er sie weiterführen würde, würden viele sterben, denn selbst die fähigen ISB-Sturmtruppen waren gescheitert und mit ihnen ein ausgebildeter Vollstrecker aber tat er es nicht, würden sie leben aber er als feige gelten. Risiko oder Sicherheit, eine Abwägungsfrage. Konnte ein Trupp Sturmtruppen überhaupt noch etwas bewegen?

Die Sirenen der Anlage begannen aus dem Nichts zu schrillen als Explosionsgeräusche den Boden beben ließen. Die Tibanna-Zellen auf dem Hof, welche mit Minen versehen worden waren, waren gerade zerstört worden. Die Explosion riss weite Teile der Ablüftungstürme der Werke herab und begrub einen herangeeilten AT-ST unter sich. Das Beben verschwand schnell, doch die Feuerlöschanlage ließ Löschschaum auf die Sturmtruppen herabregnen. Der blutige Streifen auf Scarians Rüstung löste sich in weiten Streifen aus Wasser und Schaum auf. Die Beleuchtung schaltete auf Notbeleuchtung, was das spärliche Licht des Ortes noch schlechter machte. Das Blut um den gefallenen Vollstrecker verteilte sich im Schaum, schien ganz verschwunden, während sich Schaumberge um die Leiche bildeten. Die Sirene wurde nun in Intervallen geschaltet und Nottüren öffneten sich, versteckte Gänge über breite Maschinengänge, wurden sichtbar. Darüber wollten sie entkommen. Es war ein perfider Plan. Der Schaden machte die Flucht erst möglich, da die Kommandos wussten, dass die Lager-Panzertore sich bei Brand öffnen würden, da das Computersystem im Brandfall andere Prioritäten setzte und sich selbst rebootete. Der Schaum bedeckte nun den ganzen Boden und machte den Stand schwer, doch noch war der Boden keine Rutschpartie und die der Grip der Kampfstiefel der Soldaten sorgte weiterhin für festen Halt, wenn auch mit vorsichtigen Bewegungen verbunden. Die Visiere beschlugen und der Schaum begann die Filter zu verkleben, so dass hin und wieder Sturmsoldaten mit ihrer Hand ihre Filter reinigen mussten. Ein keuchendes Geräusch drang aus ihren Helmen. Die Situation war nun noch unkontrollierbarer aber Scarians Entscheidungsmoment war weiterhin gegeben. Es lag allein an ihm.
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