Die Frage nach dem Warum – es war die Frage kleiner Kinder an ihre Eltern, wenn sie die Dinge der Welt nicht verstanden hatten, komplexe Dinge außerhalb ihrer Vorstellungskraft und ihrer Kontrolle. Eine gleichermaßen seltsame wie interessante Frage. Ein kurzer strenger Blick in die finsteren Augen der Hexe. Als ob sie ihren brennenden Planeten jemals vergessen würde. Nein. Und das sollte die Frau auch nicht. Die beiden kannten sich nun seit ein paar Monaten, nicht lange und doch lange genug. Wusste sie es? So wirklich? Allenfalls teilweise, in Mosaiksteinchen. Sie kannte schlechte Teile davon und weniger schlechte. Sicherlich, ein Teil von Sedrael hätte gern diesem Impuls in sich nachgegeben, diesem kleinen Zwicken in ihrem Inneren, jedes Mal, wenn sie die Hexe betrachtete, der vielleicht in irgendeiner Form davon befriedigt wurde, sie so zu sehen wie jetzt. Es erschien letztlich gerecht, das Pendel, das zurückgeschlagen hatte und nun einen Anfang dafür bot, was der Menschenfrau noch bevorstehen mochte. So wie die Macht es immer eingerichtet hatte, vor Tausenden Jahren, heute und auf alle Zeit. War ihre Gegenüber so gefangen in ihrem Tun, dass sie die Konsequenzen ihrer Handlungen für sich selbst gar nicht mehr begriff? Sah sie nicht, dass all ihr Tun nur die Aktion war und sie die Reaktion nun erst noch ernten würde? Es war schwer vorstellbar, wie das Verursachen von Leid und Tod von Tausenden sich dann nur noch auf eine Person konzentrieren würde – eine verlorene Hand und die anschließende Tortur waren nicht viel mehr als ein kleiner Vorgeschmack dessen. Ja, vielleicht sah dieses Wesen vor ihr als das nicht, dieses drohende Unheil, das über ihr aufzog. Vielleicht, doch es gab die eine Tür, die einen Spalt geöffnet schien. Sie musste ihn nur erspähen, ihn erkunden wollen. Geöffnet hatte sie ihn bereits selbst. Die Menschenfrau hatte ihre Gefangene verschont, sie versteckt. Sedrael konnte immer noch nicht mit Gewissheit sagen, vor was – und ebenso wenig, was nun wirklich der Anlass der Hexe dafür gewesen war, die stets mit Rätseln darauf reagiert hatte. Doch die Macht gab der Sephi das beklemmende Gefühl, dass sie in der Tat dadurch einem weitaus größeren Übel entronnen war. Und dass sie nun hier auf dieser morbiden Welt nach der Antwort auf diese Frage suchten, schien dem nur Recht zu geben.
„Du schütztest mich, als du es nicht hättest tun müssen. Damals fragte ich nach dem Warum. Nun ist es umgekehrt. Wir sind beide nicht das, was man von uns erwartet. Und was wir vielleicht auch nie werden wollten.“
Nur wie wurde jemand das, was die Hexe geworden war? Wie trieb jemand in den versetzenden Abgrund hinab, aus dem es so schwer zu entkommen schien? Der Treibsand, der einem den festen Stand zu nehmen begann und je mehr man sich dagegen wehrte, desto tiefer versank man im erbarmungslosen Strudel. Es war kaum vorstellbar, dass sich jemand wirklich freiwillig in diesen Sog gebracht hatte, war womöglich leichtsinnig hineingestolpert oder gestoßen worden und sah nun keinen Ausweg mehr als zumindest sehenden Auges sich dem Einzigen hinzugeben, was einem nun noch verblieben war. Das panische Festhalten am letzten rettenden Stachel, der die Hände immer weiter blutig riss, aber zumindest den Absturz ins Ungewisse verhindern konnte. Doch irgendwann mussten die vom Schmerz gepeinigten Hände erlahmen, irgendwann konnte der Körper nicht mehr.
„Reah, du sagtest mir einmal, du wärest einst eine Jedi gewesen“, fuhr sie schließlich fort, müde. Sie blickte die Frau nicht mehr an, sah von ihrer Kiste aus nur in die lodernde Feuersbrunst vor sich, die die Finsternis um sie herum verbrannte, auslöschte und in der düsteren Nacht für zwielichtige Zuflucht sorgte.
„Was ist geschehen, dass sich die Dinge so änderten?“
Radikale Wechsel im Denken und Handeln passierten für gewöhnlich nicht einfach so – meist gab es irgendeinen Auslöser, eine Ursache. Manchmal mochte sie noch so klein sein und doch prägend genug, um eine Änderung mit sich zu bringen. Es konnte so viele Gründe geben, sein altes Leben aufzugeben und ein neues zu suchen und schließlich zu finden. Doch dass sich die eigene Moral um so viele Punkte komplett drehte und das Leben selbst nun so anders war, war selten. Nichts erinnerte mehr an die Lehren der Jedi – das Leben als Wert für sich, ein ruhiges Leben in Harmonie mit seiner Umwelt, nicht aber zuletzt vor allem auch mit sich selbst, Gelassenheit. Alles hiervon war einer beständigen Unrast und Getriebenheit gewichen, einer Verachtung von Leben, einer ungezügelten Brutalität. Wo war die Menschenfrau hin, die sich einst als Jedi bezeichnet hatte? Irgendwann einmal musste sie existiert haben, innerhalb dieser Kreatur, die nun in ihrer Nähe kauerte und sich ergötzte an dem, was sie aus ihr gemacht hatte. Aber die Menschenfrau, sie war so weit weg.
Schwere Knochen mahlten in ihren Gelenken. Der anstrengende Tag forderte seinen Tribut, überall die staubige Trockenheit aus der Ödnis. Das rhythmische Knacken des Feuers beruhigte sie. Die Kälte begann dennoch fühlbarer zu werden und die Sephi ließ ihre Hände unter dem Stoff ihrer purpurnen Robe verschwinden. Aber war es nur die nächtliche Kälte, die natürliche Kälte? Ein Frösteln beim Sprechen eines alten Namen. Ein Name der Jahrtausende. Ludo Kressh? Ein altertümlicher Sith, seit Ewigkeiten bereits fernab der Lebenden und inzwischen nur noch eine Geschichte für Legenden. Eine alte, kranke Legende sollte nun also weiterhelfen. Reah schien indes fest davon überzeugt, dass es so sein würde. Womöglich war sie... geisteskrank geworden, mehr als noch zuvor. Vielleicht war es aber auch dieser Planet, dieses sagenumwobene Stück Land, das für Unmögliches sorgte, so es nur den eigenen Vorstellungen entsprach. Das schwache Wispern der Inquisitorin in die Weiten der Finsternis, hinaus in den fernen Wind, der ihnen nur leicht entgegenblies. Aber wurde der Wind etwa gerade mehr? Sedraels Haare flatterten kurz in der tanzenden Luft. War es etwa das, was hier geschehen konnte? Die Beschwörung eines okkulten Geistes, der aus dem Nichts erschien, wenn man seinen verbotenen Namen aussprach? Erwartungsvoll blickte die Sephi hinaus aus dem Lager ins Nichts, in fast kindlicher Neugier weiteten sich ihre Augen. Wie in den Geschichten. Draußen, außerhalb des Feuerscheins und des kleinen Lagers, badeten einzelne Sandkörner im Wind der rostfarbenen Schlucht, ein tausendfaches Knistern, als sie sich an das Gestein schmiegten, um Halt zu suchen. Eine Böe fegte durch die Schlucht. Mehr nicht. Weit in der Ferne ein heulendes Tier. Nichts geschah. Sedrael blickte langsam zurück zur Hexe, zwiespältig aus Enttäuschung und Erleichterung zugleich. Einerseits ein solches Wunderland in Aktion zu erleben, wäre eine erstaunliche Erfahrung gewesen, andererseits graute sie genau diese Vorstellung, insbesondere wenn das Ziel eine mysteriöse Gestalt aus grauer Vergangenheit war.
„Er wird warten müssen“, entgegnete sie dann der Stille, da Reah nicht den Anschein machte, sich davon entmutigen zu lassen. Die Sephi nahm die vorhin geöffnete Wasserflasche in die vom Ärmelstoff verdeckte Hand. Sie spürte, wie die Machtheilung ihren Körper verausgabt hatte – nur ein kleiner Moment war es gewesen, aber dennoch fühlte sie sich gleich mehrere Jahre älter. Die Macht zu zähmen und kurzzeitig dem eigenen Willen zu beugen, um einen fremden Körper von außen wieder zu regulieren, war anstrengend und sie hoffte nicht, dass sie es bei ihrer Gefährtin häufiger tun musste. Erst ein Vergleich zu morgen mochte zeigen, wie die Frau ihre Verletzungen trug und ob Besserung eintrat oder noch nicht. Sedrael trank den Rest der Flasche mit ein paar Schlücken leer, legte diese dann zurück in die noch geöffnete Versorgungskiste.
„Du bist nicht in der Verfassung weiterzugehen. Ich ebenfalls nicht. Wir brauchen beide einige Stunden Ruhe, wenn wir länger unterwegs sein wollen. Ich rechne nicht damit, dass wir auf absehbare Zeit ein weiteres Lager finden werden.“
Korriban hatte bis jetzt nur Staub, Schluchten, einen alten Sendeturm und ein Kraterfeld einer längst vergessenen Schlacht geboten. Sofern Zivilisation hier jemals existiert hatte, musste sie lange fort sein. Ihr war nicht klar, wohin die Hexe wollte, wenn sie von einem Treffen mit einem Toten sprach, vielleicht sogar mit jemandem, der nie existiert hatte und nur im Raum mythologischer Geschichten zu finden war. Vermutlich wusste es die Hexe selbst nicht. Aber manchmal war Hoffnung das Einzige, das die Sinne noch beisammen hielt. Sie waren hier, allein, mit genügend Versorgung für ein paar Wochen. Doch es schien nicht als kämen sie jemals wieder fort von hier. Auf Dauer gefangen mit der Kreatur auf einer leeren Einöde. Denn bislang war Korriban einfach nur eine karge, verlassene Welt der Enttäuschung, nichts vom magischen Zauber aus den Legenden, abseits der Elemente, die sie in ihrer Naivität kurzfristig dafür gehalten hatte. Wie immer war die Realität weitaus kleiner. Und vielleicht waren sie auch bloß deswegen hier. Einfach nur als eine perfide Art, jemanden auf einer einsamen Welt zurückzulassen, nur um ihn hier sterben zu sehen. Freiheit genug, um immer wieder zu hoffen, aber doch von Anfang an dem Untergang geweiht.
„Du schütztest mich, als du es nicht hättest tun müssen. Damals fragte ich nach dem Warum. Nun ist es umgekehrt. Wir sind beide nicht das, was man von uns erwartet. Und was wir vielleicht auch nie werden wollten.“
Nur wie wurde jemand das, was die Hexe geworden war? Wie trieb jemand in den versetzenden Abgrund hinab, aus dem es so schwer zu entkommen schien? Der Treibsand, der einem den festen Stand zu nehmen begann und je mehr man sich dagegen wehrte, desto tiefer versank man im erbarmungslosen Strudel. Es war kaum vorstellbar, dass sich jemand wirklich freiwillig in diesen Sog gebracht hatte, war womöglich leichtsinnig hineingestolpert oder gestoßen worden und sah nun keinen Ausweg mehr als zumindest sehenden Auges sich dem Einzigen hinzugeben, was einem nun noch verblieben war. Das panische Festhalten am letzten rettenden Stachel, der die Hände immer weiter blutig riss, aber zumindest den Absturz ins Ungewisse verhindern konnte. Doch irgendwann mussten die vom Schmerz gepeinigten Hände erlahmen, irgendwann konnte der Körper nicht mehr.
„Reah, du sagtest mir einmal, du wärest einst eine Jedi gewesen“, fuhr sie schließlich fort, müde. Sie blickte die Frau nicht mehr an, sah von ihrer Kiste aus nur in die lodernde Feuersbrunst vor sich, die die Finsternis um sie herum verbrannte, auslöschte und in der düsteren Nacht für zwielichtige Zuflucht sorgte.
„Was ist geschehen, dass sich die Dinge so änderten?“
Radikale Wechsel im Denken und Handeln passierten für gewöhnlich nicht einfach so – meist gab es irgendeinen Auslöser, eine Ursache. Manchmal mochte sie noch so klein sein und doch prägend genug, um eine Änderung mit sich zu bringen. Es konnte so viele Gründe geben, sein altes Leben aufzugeben und ein neues zu suchen und schließlich zu finden. Doch dass sich die eigene Moral um so viele Punkte komplett drehte und das Leben selbst nun so anders war, war selten. Nichts erinnerte mehr an die Lehren der Jedi – das Leben als Wert für sich, ein ruhiges Leben in Harmonie mit seiner Umwelt, nicht aber zuletzt vor allem auch mit sich selbst, Gelassenheit. Alles hiervon war einer beständigen Unrast und Getriebenheit gewichen, einer Verachtung von Leben, einer ungezügelten Brutalität. Wo war die Menschenfrau hin, die sich einst als Jedi bezeichnet hatte? Irgendwann einmal musste sie existiert haben, innerhalb dieser Kreatur, die nun in ihrer Nähe kauerte und sich ergötzte an dem, was sie aus ihr gemacht hatte. Aber die Menschenfrau, sie war so weit weg.
Schwere Knochen mahlten in ihren Gelenken. Der anstrengende Tag forderte seinen Tribut, überall die staubige Trockenheit aus der Ödnis. Das rhythmische Knacken des Feuers beruhigte sie. Die Kälte begann dennoch fühlbarer zu werden und die Sephi ließ ihre Hände unter dem Stoff ihrer purpurnen Robe verschwinden. Aber war es nur die nächtliche Kälte, die natürliche Kälte? Ein Frösteln beim Sprechen eines alten Namen. Ein Name der Jahrtausende. Ludo Kressh? Ein altertümlicher Sith, seit Ewigkeiten bereits fernab der Lebenden und inzwischen nur noch eine Geschichte für Legenden. Eine alte, kranke Legende sollte nun also weiterhelfen. Reah schien indes fest davon überzeugt, dass es so sein würde. Womöglich war sie... geisteskrank geworden, mehr als noch zuvor. Vielleicht war es aber auch dieser Planet, dieses sagenumwobene Stück Land, das für Unmögliches sorgte, so es nur den eigenen Vorstellungen entsprach. Das schwache Wispern der Inquisitorin in die Weiten der Finsternis, hinaus in den fernen Wind, der ihnen nur leicht entgegenblies. Aber wurde der Wind etwa gerade mehr? Sedraels Haare flatterten kurz in der tanzenden Luft. War es etwa das, was hier geschehen konnte? Die Beschwörung eines okkulten Geistes, der aus dem Nichts erschien, wenn man seinen verbotenen Namen aussprach? Erwartungsvoll blickte die Sephi hinaus aus dem Lager ins Nichts, in fast kindlicher Neugier weiteten sich ihre Augen. Wie in den Geschichten. Draußen, außerhalb des Feuerscheins und des kleinen Lagers, badeten einzelne Sandkörner im Wind der rostfarbenen Schlucht, ein tausendfaches Knistern, als sie sich an das Gestein schmiegten, um Halt zu suchen. Eine Böe fegte durch die Schlucht. Mehr nicht. Weit in der Ferne ein heulendes Tier. Nichts geschah. Sedrael blickte langsam zurück zur Hexe, zwiespältig aus Enttäuschung und Erleichterung zugleich. Einerseits ein solches Wunderland in Aktion zu erleben, wäre eine erstaunliche Erfahrung gewesen, andererseits graute sie genau diese Vorstellung, insbesondere wenn das Ziel eine mysteriöse Gestalt aus grauer Vergangenheit war.
„Er wird warten müssen“, entgegnete sie dann der Stille, da Reah nicht den Anschein machte, sich davon entmutigen zu lassen. Die Sephi nahm die vorhin geöffnete Wasserflasche in die vom Ärmelstoff verdeckte Hand. Sie spürte, wie die Machtheilung ihren Körper verausgabt hatte – nur ein kleiner Moment war es gewesen, aber dennoch fühlte sie sich gleich mehrere Jahre älter. Die Macht zu zähmen und kurzzeitig dem eigenen Willen zu beugen, um einen fremden Körper von außen wieder zu regulieren, war anstrengend und sie hoffte nicht, dass sie es bei ihrer Gefährtin häufiger tun musste. Erst ein Vergleich zu morgen mochte zeigen, wie die Frau ihre Verletzungen trug und ob Besserung eintrat oder noch nicht. Sedrael trank den Rest der Flasche mit ein paar Schlücken leer, legte diese dann zurück in die noch geöffnete Versorgungskiste.
„Du bist nicht in der Verfassung weiterzugehen. Ich ebenfalls nicht. Wir brauchen beide einige Stunden Ruhe, wenn wir länger unterwegs sein wollen. Ich rechne nicht damit, dass wir auf absehbare Zeit ein weiteres Lager finden werden.“
Korriban hatte bis jetzt nur Staub, Schluchten, einen alten Sendeturm und ein Kraterfeld einer längst vergessenen Schlacht geboten. Sofern Zivilisation hier jemals existiert hatte, musste sie lange fort sein. Ihr war nicht klar, wohin die Hexe wollte, wenn sie von einem Treffen mit einem Toten sprach, vielleicht sogar mit jemandem, der nie existiert hatte und nur im Raum mythologischer Geschichten zu finden war. Vermutlich wusste es die Hexe selbst nicht. Aber manchmal war Hoffnung das Einzige, das die Sinne noch beisammen hielt. Sie waren hier, allein, mit genügend Versorgung für ein paar Wochen. Doch es schien nicht als kämen sie jemals wieder fort von hier. Auf Dauer gefangen mit der Kreatur auf einer leeren Einöde. Denn bislang war Korriban einfach nur eine karge, verlassene Welt der Enttäuschung, nichts vom magischen Zauber aus den Legenden, abseits der Elemente, die sie in ihrer Naivität kurzfristig dafür gehalten hatte. Wie immer war die Realität weitaus kleiner. Und vielleicht waren sie auch bloß deswegen hier. Einfach nur als eine perfide Art, jemanden auf einer einsamen Welt zurückzulassen, nur um ihn hier sterben zu sehen. Freiheit genug, um immer wieder zu hoffen, aber doch von Anfang an dem Untergang geweiht.