#3
Wenn die Welten gegangen waren, blieb nichts als eine Leere, eine Leere dem Ursprung gleich. Das Schwarze Loch in der kreisrunden Scheibe des Raumes wandte sich bedrohlich an die Existenz der Station. An deren Metall zogen die Kräfte des galaktischen Monstrums, welches im Zentrum vieler der zahlreichen Schwarzen Löcher des Tiefkerns lag. Mutig trotzend lag die Station genau an jenem Grenzpunkt, der sie nicht in den Strudel des Vergessens hinabriss aber auch nicht davon entfernte. Der Ereignishorizont war zu spüren aber noch keine Gefahr, trotz der subtilen Auswirkungen auf die Raumzeit des Ortes, welcher durch den Wissenshunger einiger Imperialer entstanden war. Es war dennoch nur eine Frage der Zeit bis die Station unter dem Einwirken der kosmischen Kräfte zerbrach, hinabstürzte in den Strudel dunkler Energien, der sich einem hungrigen Mund öffnete. Das Schwarze Loch wuchs, was den einstigen Wissenschaftlern ein Mysterium war und auch dazu geführt hatte, dass sie jene Station aufgegeben hatten. Immer noch stürzten Partikel des kosmischen Staubs hinab, Licht brach sich am Nullpunkt und Kometen fielen ins Dunkel, hinterließen jene Nebel um das Schwarze Loch, welche in sterbenden Farben noch etwas Leben verhießen. Der Nebel in seinem goldenen aber rauschenden Ton war auf seine Art wunderschön, doch umschloss schützend den galaktischen Hunger in seinem Kern. Die tiefste Unterwerfung unter die Macht eines Universums war sichtbar im Angesicht des Objektes, welches nah an der Station lag.

Für Vesperum und seinen Orden war dieses Wunder der Kräfte ein Symbol für das Wirken der dunklen Seite in der Macht selbst. Es war die Chance etwas fühlbar, als auch sichtbar, zu machen, was sonst nur durch Worte vermittelt wurde. Es war Verkörperung einer Idee, einer echten Philosophie, die keinen wahren Retter kannte. Jenes Heilsversprechen lag im Dunkeln, unterlag Geheimnissen, so fremd und gefährlich, dass eine Rettung nicht versprochen werden konnte und so strebte der Orden nach Erlösung von seinen irdischen Ketten, ganz dem kosmischen Wunder gleich, welches ohne Zeit existierte. Diese Galaxis brauchte nicht gerettet werden, sondern allein der Wille konnte befreien, erlösen von dieser Existenz, welche geschunden war durch ständige Wiederholung. Einige mochten Erlösung für eine Rettung halten, doch die Sith wollten nichts retten, nichts erhalten, was ihnen unwert erschien. Es wurde erschaffen, genutzt und verbraucht; aber niemand gerettet. Rettung verdienten nur Schwache aber Sith wollten wahre Erlösung, rein aus der Essenz jener Urkräfte, die sich abbildeten, wie einem Gott gleich, in diesem Objekt, das gierig ins Fenster strahlte. Rituale, alt, wie die dunkle Seite selbst, waren gesprochen, abgehalten worden, um diese Macht zu finden. Es war diese letzte dunkle Hoffnung auf Erlösung, die verschollen schien. Der Orden klammerte sich an albtraumhafte Kulte, an wahnhafte Hilfe durch einen nahtoten Dämon, der sich selbst an jene Urkräfte verkauft hatte, um einmal mehr zu sein, als ein sterbliches Schicksalsgeschöpf. Ein Geschöpf getrieben durch seinen Willen, beeinflusst von alten Ideen, die einst vor Jahrtausenden bereits Milliarden verdammt hatten. Es war der Fluch eines magischen Traums, der in sich wahr sein wollte. Darth Vesperum wusste, dass dort etwas war; etwas sein musste, was ihn erlösen konnte. Die dunkle Seite war nur das Gift, welches Opfer war, um die Wahrheit zu finden. Der Sith wollte mehr als das, mehr als dies hier, was nur begrenzt war. Alles musste enden, selbst eine Ewigkeit im Jetzt wollte nicht verhindern, dass etwas verloren ging. Das gefrorene Herz des dunklen Lords schlug langsam, während seine verknöcherten Hände das kleine Glasfläschchen vom Altar hoben, der unweit einer Luftschleuse stand. Das Fläschchen war von einer kleinen Statue gehalten worden, die einem Sith in Robe nachempfunden worden war. Zwei Kultisten, in ebenso schwarzen Roben, verneigten ihr Haupt vor ihrem Meister, welcher einem der beiden jenes Fläschchen reichte. "Im Leben, wie im Tod, ist Dunkelheit. Die Macht wird uns befreien," sagte der unholde Mann in der Positions des finsteren Zeremonienmeisters. Der eine Kultist, welcher seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte, griff vorsichtig aber bestimmt nach dem Fläschchen, welches mit der mysteriösen schwarzen Flüssigkeit gefüllt war, die fernab von hier in den Händen des Imperators geboren worden war. Grausame Alchemie alter Zeit war in ihrer bösen Klarheit wieder zugänglich geworden. Der Kultist antwortete Vesperum mit erhabener Stimme des Opfers: "Es gibt eine Ewigkeit. Es endet, um zu beginnen. Die Macht wird mich befreien."

Darth Vesperum nickte verständnisvoll, entließ das Fläschchen aus seinen Händen, so dass einer ritualisierten Bewegung an den Kultisten überging. Der andere Kultist trat einen großen Schritt zurück, um sich verloren platziert auf seine Knie abzusenken. Er blickte zu Boden und sang in einem religiösen Gesang nur ein Wort in ständiger Wiederholung: Qyâsik. Es war alte Sith Sprache, die Vesperum erneut zur Ritualsprache des Ordens erhoben hatte und dem Moment eine alte Kälte verlieh, die aus der Gruft der Vergangenheit emporstieg. Ein Ritual war belebt worden, welches verzerrt durch den Wahn eines dunklen Lords, den Tod als sein Zentrum hatte. Darth Vesperum antwortete mit dem auf Sith Sprache vorgetragenen Sith Kodex, während der Kultist, welcher das Fläschchen hielt, in Richtung Luftschleuse ging, welche weit ab vom Fenster des Raumes lag. Der Raum war groß und war von allen weltlichen Forschungseinrichtungen befreit worden. Er ähnelte einem Tempel, einem Raum wahren Inhalt, nur dem Wesen der Sith verpflichtet. Die Schleuse öffnete sich. Es zischte, als alte Luft aus der Kammer strömte. Der Kultist schloss die Augen. Mit beiden Händen hob er das Fläschchen an, öffnete es und trank die schwarze Flüssigkeit, welche ihm starke Schmerzen bereitete. Er stöhnte, während sich seine Augen aufrissen und ein schwarzer Nebel das einstige Leben verdrängte. Das Portal der Schleuse schloss sich hinter dem Diener, welcher bereit für sein Schicksal, einen letzten Gedanken schenkte. Mit einer sanften Handbewegung aktivierte der Imperator die Luftschleuse, ohne den Schalter selbst zu berühren. MIt einem Stoß wurde der Kultist herausgerissen, starb jedoch nicht sofort, und trudelte am Fenster vorbei hinab in Richtung des rituellen Wunders. Die Gravitation packte den Körper fest. Der Sith trat mit bewussten Schritten zum kreisrunden Fenster und legte die Hand auf jenes. Er spürte die Kälte des Raumes aber auch die Verbindung zu seinem Diener, welcher in den Ereignishorizont eintauchte. Vesperum schloss seine Augen, fühlte etwas; eine frostige Kälte drang durch den Raum, bis dieses Gefühl verschwunden war. "Du gehst dorthin, in die Dunkelheit. Erlösung." Der Sith Lord nahm die Hand von der Scheibe, als der Kultist endgültig aus dieser Galaxis entschwunden war. Der andere Kultist erhob sich aus seinem gesungenen Stillstand, verneigte sich vor dem dunklen Lord und entfernte sich durch einen Nebentür. Kurz hielt Vesperum inne, wartete, bevor er sich ein Atemzug erlauben konnte. Die Haupttür zum Tempel öffnete sich und eine Twi'lek trat ein. Er hatte sie gespürt, doch verdrängt, um seinem Diener im Opfer die wahre Ehre zu gewähren, mit ihm verbunden zu sein. Ohne Angst war er gegangen, mit einem Teil von Vesperum.

Der dunkle Lord stand mit seinem Rücken zu ihr vor dem Fenster, wie eine regungslose Puppe in schwarzer Robe, welche mit der großen Kapuze das Haupt verhüllte. "Ald'ana," sagte die gebrochen-dunkle Stimme. Ja, er hatte sich informiert und sie geladen. Einen neuen Gast für seinen Albtraum, den er beenden musste. Er spürte sie, ihre Aura in der Macht, wie ein glimmendes Feuer von Leben, welches so fremd gegenüber dem Schwarzen Loch wirkte. Dies überstrahlte mit seiner Präsenz nicht die böse Darstellung des dunklen Lords aber kämpfte mit ihm um Gleichwertigkeit. Die makaberen Zeiteffekte ließen seine Stimme noch eine Millisekunde nachhallen, so dass eine eigenständige Atmosphäre entstand, die nur dieser Ort wirklich schaffen konnte. "Du bist hier," presste der Lord über seine rissigen Lippen. "Komm' näher," befahl er kalt und deutete mit der Linken neben sich. Sie sollte ihren Platz einnehmen, um ihren Wert zu beweisen. Der Albtraum kannte nur Träumer, doch was Vesperum suchte waren Wesen, die aufwachen konnten. Das Schlafende sollte erwachen. Es war nur die Frage, ob Ald'ana erwachen konnte. "Was siehst du?" - eine einfache aber klar formulierte Frage, ohne den Blick vom Schwarzen Loch selbst abzuwenden. Der kalte Mantel seiner Nähe gierte um das Leben der jungen Twi'lek, welche sich nun in der Nähe zweier Chaosmünder befand. Kalte unsichtbare Finger, ungelenkt aus der dunklen Seite, kratzten am Verstand der jungen Frau, wie eisige Schneeflocken aus der Macht selbst.
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