#2
Rotes Licht wurde von den Wänden zurückgeworfen und pulsierte wie ein Herzschlag. Schreie echoten durch die metallischen Gänge und übertönten dadurch sogar das Geräusch der Alarmsirene, die mit schrillem Klang den Untergang verkündete. Ald’ana kannte diesen Ort. Sie war schon oft hier gewesen. Hatte dieses Szenario schon oft gesehen. Und hatte doch nie etwas an seinem Ausgang ändern können.
Die Todesangst der Sklaven war so allgegenwärtig, dass sie einen bitteren Geschmack im Mund der Twi’lek hinterließ. Immer wieder wurde das Schiff von heftigen Stößen erschüttert, während es wie ein abgeschossener Vogel der eisigen Oberfläche von Mygeeto entgegenstürzte. Zerfetzte Leitungen sprühten Funken. Feuer und austretende Gase machten das Atmen schwer. Die Notbeleuchtung flackerte und erlosch schließlich ganz, sodass nur noch die Spuren der Zerstörung die Dunkelheit erhellten. Vereinzelt lagen Leichen am Boden. Keine von ihnen trug eine Uniform. Blasterfeuer hatte manche niedergesteckt, doch andere waren in der aufkommenden Panik einfach überrannt worden.
Unbeirrt und fiebrig kämpfte sich Ald’ana Meter um Meter voran. Selbst in dem Wissen, dass dies ein Traum war, fiel es ihr schwer, das Gleichgewicht zu halten und nicht durch das Brennen in ihrer Lunge die Besinnung zu verlieren. Am Ende des Ganges konnte sie eine Gestalt ausmachen. Eine junge Twi’lek mit blauer Haut, die wie leblos an der Wand lehnte. Im Widerschein der Flammen konnte Ald’ana ihre weit aufgerissenen Augen erkennen – und Blut, das ihr Gesicht hinabrann.
„Numa!“
Keine Reaktion. Ihr Herz begann zu rasen. Sie musste es noch einmal versuchen.
Wenn Sie Tal’ana nur erreichen konnte…
Wenn sie zu ihr durchdringen konnte…
Vielleicht…


Numa!
Von ihrer eigenen Stimme aufgeschreckt, öffnete Ald’ana die Augen und sah sich desorientiert um. Es dauerte einige Momente, bis sie sich wieder bewusst wurde, wo sie sich befand, und legte mit einem Seufzen eine Hand an ihre Schläfe. Nur ein weiterer Albtraum. Hier war kein Feuer. Keine Leichen. Keine Zerstörung. Nur der einfache Passagierraum einer Fähre, der keinen Blick nach außen zuließ und auch sonst keinen Hinweis darauf bot, wo sie sich befand. Die gepolsterten Sitze wirkten wenig genutzt, dem ganzen Raum haftete ein schwacher Geruch von Chemikalien an. Ein Blick auf das Chronometer verriet ihr, dass sie nicht allzu lange eingenickt sein konnte. Dennoch schalt sich die dunkle Jedi für ihre Nachlässigkeit.
Ihre Reise dauerte nun schon viele Stunden an und bisher wusste Ald’ana nicht mehr, als dass man sie eingeladen hatte. Ein ihr unbekannter Mann war nach einer langen Studiensitzung an sie herangetreten und hatte ein Angebot ausgesprochen, in dem ein unmissverständlicher Befehl mitgeklungen hatte. Die Twi’lek war dem Mann in dunkler Robe bereitwillig gefolgt und hatte in ihrer Neugier vorsichtig ihre Machtsinne ausgestreckt. Doch ihre geistigen Fühler waren an einer Mauer aus Kälte abgeprallt und nach einem warnenden Schulterblick hatte die dunkle Jedi weitere Nachforschungen unterlassen.
Bedauerlicherweise schien sich ihr „Gastgeber“ auf Geheimniskrämerei zu verstehen. Trotz aufmerksamer Beobachtung hatte sie nicht mehr über ihn erfahren können, als dass er offensichtlich Einfluss besaß und sehr großen Wert darauf legte, sie darüber in Unkenntnis zu lassen, wer er war, wo man sie hinbrachte und welche Intentionen er hegte. Doch auch diese wenigen Informationen waren wertvoll.
Ihre erste Aufregung hatte sich schnell gelegt, als Ald’ana bewusst wurde, dass ihr eine längere Reise bevorstand. Zwischen ihr und dem Piloten der Fähre gab es keine Kommunikation und außer ihr war keine weitere Person anwesend. Es gab ihr die Freiheit, den Passagierraum ungeniert in Augenschein zu nehmen. Doch auch dies hatte schnell seinen Reiz verloren und so hatte sich die dunkle Jedi die meiste Zeit über in eine meditative Trance versetzt. Offensichtlich war die Erschöpfung der letzten Tage doch irgendwann über sie hereingebrochen. Und doch fühlte sie sich keinen Deut erholter.

Ihre Machtsinne zupften an ihr, bevor auch ihr Körper eine Veränderung bemerkte. Die Bewegung der Fähre hatte sich verändert. Ein metallisches Echo ging durch das Schiff. Es klang, als würden sie gerade andocken. Ald’anas Haltung straffte sich, doch noch blieb sie an ihrem Platz. Nach einigen Momenten und einen schwachen Ruck, der sie schmerzlich an ihren Traum erinnerte, öffnete sich die Eingangstür der Fähre mit einem Zischen und gab den Blick auf einen spärlich beleuchteten Gang frei, der tief ins Innere einer ihr unbekannten Anlage führte. Die Twi’lek erhob sich und warf einen vorsichtigen Blick hinein, darauf wartend, ob sich der Pilot nun ebenfalls zeigen würde. Stattdessen hörte sie eine leicht verzerrte Stimme über das Intercom.
„Geht den Gang einfach bis zum Ende.“
Diese einfache Aufforderung entlockte der dunklen Jedi ein amüsiertes Schmunzeln. Fein, sie würde das Spiel noch eine Weile mitspielen. Immerhin hatte sich ihr Gastgeber sehr viel Mühe gegeben. Bevor sie die Fähre verließ, korrigierte Ald’ana den Sitz ihrer Kleidung und prüfte noch einmal, ob sie all ihre Habseligkeiten bei sich trug. Ihre Schritte hallten von den Wänden wider und erst nach einigen Metern wurde sich die Twi’lek bewusst, dass das leise Summen, das sie vernehmen konnte, nicht von der Beleuchtung oder anderen Maschinen stammte. Es waren ihr Machtsinne, die sie instinktiv ausgestreckt hatte und die ihr ein erstes Bild des Ortes boten, an dem sie sich befand. Je weiter sie ging, desto eindringlicher schien es zu werden und hinterließ ein Prickeln in ihrem Nacken.
Vereinzelte Türen zweigten von dem Gang ab, doch Ald’ana hielt sich an die Botschaft und ging einfach an ihnen vorüber – wenn auch nicht, ohne einen Blick auf mögliche Aufschriften zu werfen. Doch auch hier wurde sie enttäuscht. Schließlich hatte sie das Ende des Ganges erreicht. Hier gab es nur eine einzelne Tür, die von zwei Sovereign Protectors bewacht wurde. Das Prickeln in ihrem Nacken hatte sich mittlerweile zu einem eisigen Griff ausgeweitet. Es gab nicht viele Personen, die diese Eliteeinheit in Anspruch nehmen konnten.
Ald’ana warf den Wachen einen Blick aus dem Augenwinkel zu, doch die beiden Gestalten zeigten keine Regung und durch ihre Visiere war es unmöglich, ihre Gesichter oder Mimik auszumachen. Die dunkle Jedi hätte ihre Sinne ausstrecken können, um durch die Gedanken der Imperialen vielleicht mehr zu erfahren. Doch so kurz vor dem Ziel würde diese Methode wahrscheinlich als unhöflich aufgefasst. Die Twi’lek akzeptierte die Warnung, die sie in jeder Faser ihres Körpers spürte, tat einen tiefen Atemzug und betätigte die Türkontrolle.
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