#4
Was war das für eine Mission? Ariana war in sich gekehrt, während sie wartend im Cockpit ihres Raumjägers saß, ihren Helm vor sich auf dem Schoß. Die Kontrollen leuchteten, surrten im leisen Klang der Technik. Das Trägerschiff, ein imperialer Sternzerstörer, würde bald den Orbit von Ambria erreichen. Eine seltsame Mission, die keinen militärischen Nutzen hatte, außer Widerstand zu leisten oder viel mehr zu zeigen. Einige Piloten hatten öffentlich protestiert, als die Einsatzbesprechung geschlossen wurde. Viele sahen es als Todeskommando an, um den Vormarsch der Republik zu bremsen. Mit einem Schiff und ein paar Staffeln Raumjäger. Doch konnte man Ambria nicht allein lassen. Es war das, was sie unterschied von anderen. Das war der Kern der Sache; jene Gemeinschaft, die unablässig nach Stärke suchte, auch im eigenen Untergang. Ob es einen Endsieg gab, interessierte die junge Pilotin nicht, auch keine Heldentaten, sondern der Moment, wenn Angst und Mut ein Gefühl wurden. Tod und Leben sich verbanden, zu diesem Rausch von Geschwindigkeit. "Vier Minuten bis Ziel," verkündete die Stimme aus dem Kom ihres Helmes, verschallt und rauschend, da sie ihn noch nicht aufgesetzt hatte. Sie hatte ihn abgenommen, um für einen Moment noch die Luft ohne Filter zu atmen. Mit einem schnellen Blick zur noch offenen Deckluke ihres Abfangjägers, holte sie tief Luft. Ein Techniker beugte sich herab. "Ihr Jäger ist inordnung," meldete er und Ariana lächelte ihn an. "Danke," sagte sie, während sie mit einer sauberen Bewegung den Schalter für die Luke bediente. Der Techniker in seinem Overall entfernte sich vom Jäger, während die Luke mit einem Zisch verriegelt wurde. Nein, sie konnte nicht ohne dieses Gefühl leben. Nicht ohne diesen Zustand, welcher jetzt begann. Mit einer andächtigen Haltung setzte sie den Helm auf, verschloss ihn und schloss für einen Hauch Sekunde ihre Augen. Ihre Augen mussten sich an den Blick durch den Visor gewöhnen, die Linsnen veränderten das Gesichtsfeld und auch die Lichteinstrahlung. Es dauerte eine Sekunde, bevor sie die Augen wieder öffnete, um es geschehen zu lassen. "Zwei Minuten bis Ziel," sagte die nun besser zu verstehende Stimme. Ariana ließ ihre Finger knacken, während sie jene abwechselnd von sich streckte und zusammenzog. Die Handschuhe knautschten, ächzten dabei schwer, bevor sie die linke Hand an den Steuerknüppel legte und die rechte an den Schubregler, über dem der Auslöser für die Haltevorrichtung ihres Jägers lag. Die imperiale Sirene dröhnte leise durch die Hülle ihres TIEs, man stand kurz vor dem Gefechtsaustritt. Zwei Geleitkreuzer waren bereits aus dem Hyperraum getreten, um den Sprungpunkt für den Sternzerstörer zu sichern. Nur noch wenige Sekunden.

"Ankunft an Ziel, Start für alle Jäger; Reihe Eins bis Neun, ausklinken frei," meldete die Hangarkontrolle und Ariana packte den Auslöserschalter fest mit beiden Fingern und drehte ihn. Die Magnethalterungen lösten sich und der Raumjäger fiel herab in den Raum unter dem Hangar, mit ihm mehrere andere. "Staffelführer an White Star, halte dich dieses Mal an den Flugvektor. Die Rebellen werden nicht mit uns rechnen," erhielt sie einen Befehl, den sie nicht kommentierte. Sie hämmerte nur den Schubregler vor und schoss mit erheblich erhöhter Beschleunigung hinaus ins All. "OO17 zu schnell, viel zu schnell," meckerte das Kom, während Ariana es weiterhin ignorierte, im Rausch ihrer Beschleunigung. Der Sitz, der gesamte Jäger ruckelte, während die Geschwindigkeitsanzeige vor ihr grün blinkte und mit jedem Punkt auf der Anzeige ein größeres Lächeln auf ihren Lippen erzeugte. Sie genoss es, lenkte mit dem Knüppel zu einer schnellen Rolle ein und entdeckte bereits auf der kleinen Karte erste Feindkontakte. "0017 hat bereits erste Scannerdaten," meldete sie mit ihrer schönen Stimme, in der echte Vorfreude lag, trotz des Bewusstseins, sterben zu können. "White Star, Formation einnehmen. Geschloßener Anflug auf Feindverbände. Feuer nach Reichweite frei," hörte sie und nickte unbewusst. "Verstanden, 0004," antwortete sie und nahm etwas Schub vom Ionenantrieb, was das Ruckeln erheblich reduzierte. Feindliche Jäger hatten sich in Position gebracht, lenkten ein. Es handelte sich um X-Wings, die ihre X-Flügel bereits in Angriffsposition hatten. Mit einem Kontrollgriff an die Waffensysteme ihres Schiffes, checkte sie, ob alle Waffen aktiviert waren. Ja, sämtliche Bordwaffen waren fokussiert, aktiviert und mit Energie versorgt. Mit einer gleitend-sanften Bewegung ihrer Linken Hand drehte sie Steuerrad des Zielcomputers, wohl eine übliche Bewegung eines TIE-Piloten, um einen der ersten herannahenden X-Wings zu erfassen. Der Computer piepte als er eine Erfassung meldete. Man näherte sich an, während die TIE's in breiter Formation flogen. Ein gemischter Angriffsflügel aus TIE-Raumjägern und TIE-Abfangjägern, da man augenscheinlich um die Raumüberlegenheit kämpfen wollte. Die Begleitschiffe befanden sich bereits im direkten Gefecht mit den feindlichen Trägerschiffen, indem sie Turbolaser-Salven austauschten. Der Sternzerstörer hielt sich zurück, um nicht in Bomberreichweite zu gelangen, so lange keine Raumüberlegenheit vorhanden war. Der Sternzerstörer begnügte sich mit ungezieltem FLAG-Feuer in die umliegendewn Gebiete, um das Schlachtfeld für die Raumjäger klein zu halten. Es kam auf die TIEs an, diesen Kampf zu entscheiden, gegen wohl überlegene Raumjäger der Rebellion, nun mehr Republik. Ariana saugte schwer Luft durch ihre Lebenserhaltung ein, um sie dann anzuhalten, als der erste X-Wing eine Salve auf sie abgefeuert hatte. Mit einer hektischen Bewegung konnte sie unter die Laser-Energie abtauchen, um mit einer sauberen Schuberhöhung hinter den Feind zu gelangen, der verdutzt steigen wollte. Imperiale Formationen und die feindlichen Formationen verschmolzen zu einer Kampflinie. Es wurde heftiges Feuer ausgetauscht, während die TIEs versuchten, sich jeweils zu Zweit einen X-Wing herauszupicken, um diesen zu Tode zu hetzen. Man wollte die Beschleunigung gegenüber den Rebellen ausspielen. Ariana kurz abgeschnitten von ihrer Rotte drehte ihren Abfangjäger soweit ein, dass der Zielcomputer mit einem Blick verriet, dass der X-Wing im sauberen Feld vor ihr flog. Sie drückte mit fester Hand den Abzug aller Bordwaffen. Grüne und rote Energie entluden sich aus dem TIE in Richtung des X-Wing, der mehrfach getroffen wurde. Bis die Schilde aufleuchteten und zusammenbrachen. Ariana, gierig darauf, diesen Piloten für sein Wagnis zu betrafen, feuerte weiter; obwohl er inzwischen sein Steigflug abgebrochen hatte, um mit Vollschub hinab in Richtung Atmosphäre zu sausen. "Bleibt von den Trägerschiffen weg. Schweres Feuer," funkte erneut ein Kamerad, was ihr gerade ungelegen kam, da sie im Rausch der Geschwindigkeit hinabtauchte. Waffenfeuer traf den X-Wing erneut, zerriss seine beiden oberen Tragflächen, die wegtrudelten, so dass Ariana hektisch ausweichen musste. "Hund," schimpfte sie, als sie feststellte, dass er aus der Erfassung geraten war. Mit verkniffenen Augen blickte sie aus dem großen Cockpitfenster ihres TIEs, erkannte ihn vor sich, und entschied sich, erneut eine Rolle zu machen, um aus dieser zu feuern. Wie ein rollender Feuerball feuerte sie in seine Richtung, traf ihn erneut und dieses mal endgültig. Der X-Wing zerbarst in mehrere Trümmer, wobei sich Treibstoffe und Energiezellen entzündeten und blendendes Licht in Richtung warfen. Ariana wendete, während die Linsen ihres Helmes das grelle Licht hinausfilterten. Zurück ins Hauptgefecht. Zwei X-Wing hatten sie bemerkt, setzten sich hinter sie, konnten aber nicht mit mehr rechtzeitig beschleunigen, so dass ihre Salven ins Leere gingen; weit an ihrem Schiff vorbei. Dennoch bemerkte sie das Feuer, bekam schwitzige Hände und spuckte etwas Speichel in ihren Helm, der inzwischen merkwürdig schmeckte. Ein TIE konnte die Situation auflösen, indem er einen der Verfolger zerstören konnte und dann anderen zwang ihm zu folgen. Ariana war erlöst und konnte mit einer großen Steigrolle rückwärtig wieder ins Gefecht fliegen. Sie nahm etwas Schub heraus, um sich selbst etwas Ruhe und Überblick zu können.

Die Minikarte blinkte, da sie von zu vielen Daten überfordert war. Überall leuchteten Verbündete auf und auch Feinde. Schnell huschten ihre Augen über die Anzeige. Mit einem geübten Griff wählte sie das nächste Ziel aus, um auch ihrem Herzschlag zuvor zu kommen, der immer heftiger wurde. Drei X-Wings wollten einen gewagten Anflug auf die Unterstützungsschiffe des Sternzerstörers fliegen, hatten sich vom Hauptgeschwader des Feindes gelöst und schwenkten bereits ein. Ariana riss mutig den Knüppel herum, um mit ihrem Jäger in Richtung des Anflugvektors zu gelangen. "Drei X-Wing haben sich gelöst und greifen Unterstützungsschiffe an. Ich werde abfangen, White Star Ende," war die schnell gesprochene Meldung, während sie den Schubregler wieder langsam hinaufschob und Partikel gegen die Frontscheibe schlugen. Die Antriebe heulten auf, glimmten etwas nach, als der Abfangjäger wieder auf Kurs war. "Verstanden, Staffel weiterhin gebunden. White Star, du bist auf dich allein gestellt," kam prompt die Antwort. Im Dunkeln des Raumes konnte sie die X-Wing noch nicht ausmachen. Doch ihr Scanner meldete ihre Position beständig, derer sie sich unablässig näherte. Die Pilotin hatte sich inzwischen aus dem Kampf gelöst, so dass zu ihrem Glück auch keine Feinde nachsetzten. Da waren sie. Mit etwas Hoffnung stieg sie auf, dass ihr Mut nicht ihre Todeskarte besiegelt hatte. Inzwischen konnte sie auch die Antriebe der X-Wing erkennen, wie sie feurig leuchteten. Ja, das waren sie. Die Unterstützungsschiffe waren direkt vor ihnen. Beide Lanzen-Fregatten waren bereits angeschlagen, dennoch leisteten sie tapfer Widerstand gegen die Trägerschiffe der Republik, die ebenso an einigen Punkten Leck geschlagen waren, aus denen Feuer drangen. Die X-Wing würden einer der beiden Fregatten den Rest geben, das war sicher, wenn sie ihre Torpedos abfeuerten. Ariana wollte das verhindern, um die Leben der Besatzungen der Schiffe zu retten. Es wäre einfach unfaires Schicksal, so dachte sie, obwohl sie im gleichen Atemzug bereit war, das Leben der X-Wing Piloten zu nehmen. Ihr TIE stieg an, konnte über die drei Schiffe gelangen, um dann mit einer kurzen Pause, die Ariana brauchte, um den Mut nicht zu verlieren, hinabfallen. Mit geschickter Hand erfasste sie alle drei Schiffe, schoss über sie hinweg, während sie wild feuerte. Ihre Bordwaffen überraschten die Piloten, so dass zwei der drei Feindschiffe sofort zerstört wurden. Einer der Piloten konnte seinen Jäger aus der Dreiecksformation lösen, bevor sie vollständig aufgerieben war. Leider wurde auch er getroffen, trudelte hinfort, ohne ganz zerstört zu werden. Sein Antrieb fiel aus und Ariana konnte ihm mit einer sauberen Waffensalve den Rest geben, doch tat es nicht und flog beständig an ihm vorbei, um sicher zu gehen, dass ihm nichts weiter widerfahren war. Merkwürdig, dass sie plötzlich derartige Emotionen hatte. Auch Pilot der Republik war verwundert, winkte ihr überrascht zu und Ariana drehte ab, um zurück zum Hauptschlachtfeld zu gelangen. Die beiden Fregatten waren gerettet. Das Imperium konnte die Raumüberlegenheit gewinnen, so dass der Sternzerstörer mit seinen schweren Turbolasern eingreifen konnte. Die Trägerschiffe der Republik waren schnell zerstört. Ariana dachte schon an einen Sieg, als plötzlich zwei Mon Calamari Kreuzer aus dem Hyperraum traten und ohne Aufforderung oder Meldung das Feuer auf den Sternzerstörer eröffneten. Die Schilde des imperialen Großkampfschiffes hielten. "An alle Einheiten, Rückzug zum Träger. Wir brechen ab!" Ariana erstaunt, gefasst aber erschöpft steuerte ihren Jäger unter dem Feuer der Turbolaser hindurch zurück zum Hangar, in den sie sanft eintauchte. Der Bordcomputer, den sie gezielt aktiviert hatte, nahm die restliche Arbeit vor und landete ihren TIE Abfangjäger in der Halterung. Nachdem die überlebenden TIEs eingesammelt waren, zog sich der Sternzerstörer mitsamt der Trägerschiffe zurück. Erleichtert nahm sie den Helm ab, musste sich finden, als ihr klar wurde, dass alles umsonst gewesen war. Wütend schlug auf die Lehne ihres Sitzes, als sie sich abschnallte. Der Techniker öffnete die Luke und sagte: "Ein paar Beulen und Schrammen, Pilot." Ariana blickte hinauf aber lächelte nicht.
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