#2
Mürrisch verzog Ardus Kaine sein Gesicht, während er die aktuellen Berichte auf seinem Schreibtisch las. Die Pads stapelten sich zu kleinen Haufen, die getrennt nach Inhalten abgelegt waren. Das Büro des Ardus Kaine war geräumig aber schlicht eingerichtet. Ein imperiales Banner war hinter seinem Rücken entrollt und daneben das Banner seiner Pentastar Koalition. Ein kleines Fenster rechts neben ihm wies zum Hof hinab, wo einige Kisten und Container standen, die gelegentlich von Sturmtruppen umschritten wurden. Sein Schreibtisch war aus schwarzem Glas gefertigt, in das ein Bildschirm eingelassen war. Der Schreibtisch hatte die Form einer geschwungenen Welle, welche sich elegant um den erhöhten Stuhl vom Großmoff legte, so dass diese Einheit den Raum dominierte. Ardus Kaine gab sich gerne als Arbeitstier, welches mit aller Kraft dem Reich diente. Seine Abspaltung hatte nie zum Zweck gehabt, allein ihm zu dienen, sondern die imperiale Idee zu erhalten, die er vom Kern verraten sah. Ihn interessierte nur Macht. Er unterschied nicht zwischen persönlicher Macht oder der Macht des Staates, beides war in seinen Augen verwoben. Weniger scherten ihn Titel oder Besitztümer, was ihn anders als Pestage oder Grunger machte. Pentastar war ein Werkzeug, nicht mehr und nicht weniger. Ardus Kaine war ein mutiger Mann, der schnelle Entscheidungen zu treffen wusste; damals als er entschied Gebiete des Outer Rim aufzugeben und eine formelle Spaltung vom schwachen Pestage vorzunehmen. Ohne Sidious hatte der Kern für Ardus Kaine keinen politischen Wert, da er die ressourcenreichen neuen Gebiete begehrte, die ihm leichter zu erreichen schienen als politische Macht im Kern zu erhalten. Der Kern war zu unruhig, zu gespalten in verschiedene Interessen. Doch als er gerade die Steuertabellen der einzelnen Welten studierte, grummelte er, als ihm der Gedanken kam, dass der Kern sicherlich ein weitaus höheres Steueraufkommen hatte. Nur Muunilist stach aus der Liste hervor. Es hätte so einfach sein können. Zudem bedrohten ihn zwei Personen erheblich: der machthungrige, selbsternannte Herrscher Grunger und der fette und gierige Zsinj. Beide Personen schienen erfolgreicher denn je, während seine Macht zu schrumpfen schien. Zwar konnte er noch wichtige Welten kontrollieren aber seitdem Jerec verschwunden war, um einer geheimen Mission nachzugehen, zweifelte Kaine an dem Status seiner Koalition. Vor Kurzem waren erst die Verhandlungen mit Drommel gescheitert, der ein persönliches Unterfangen verfolgte, dem Kaine nicht ganz trauen konnte. Kaine legte das Pad ab, schlug mit der Faust das schwarze Glas seines Tisches. Durst, diese Arbeit machte durstig. Er trank aus einem Blechbecher einen großen Schluck Kaf, um seine Gedanken wieder zu fokussieren. Diese Galaxis war furchtbar kompliziert geworden. Ihn wunderte ohnehin, dass Vesperum zusammen mit Isard noch keine Attentatsversuche gegen ihn oder andere Abspalter unternommen hatte. Natürlich hatte er sich gewappnet und war darauf vorbereitet aber es gab keinerlei Meldungen über Versuche oder nachrichtendienstliche Berichte über eingeschleuste Personen. Noch ein kräftiger Schluck Kaf. Kaine dachte nach, während seine Hand ein neues Pad suchte. Just in diesem Moment trat Gregor Raquoran ein. Seine bunte Robe sprach von Reichtum, während sie seidig im Licht des sterilen Raumes glänzte. Ardus Kaine räusperte sich, holte Luft, um dann ernst zu Raquoran zu blicken. Die Augen des Handelsmeisters zuckten etwas als er den Großmoff für eine Sekunde betrachtete. Der Moff legte das Pad wieder ab: "Was wollt ihr?"

Eine direkte Frage, wie sie Kaine gerne stellte, da ihm unnötige Höflichkeiten zuwider waren. Er war in dieser Hinsicht Militär, dem es rein um die Funktion des Gespräches ging. Nicht um Schönheit der Worte. Gregor Raquoran war hier anders gelagert und verneigte sich tief, um dann mit seiner fast singenden Stimme eine Antwort zu geben: "Ehrenwerte, hochwürdige Exzellenz, Großmoff Kaine, ich bin, Abgesandte der Velcar Freihandelszone, hier, um euch die aktuellen Wirtschaftsdaten zu präsentieren und euch, in eurer majestätischen Person zu ehren, die so tapfer unsere Interessen vertritt." Erneut musste sich Kaine räuspern, während beide Brauen simultan nach Oben wanderten. Kurz verharrten sie dort, bis er mit der Hand abwinkte und die Brauen wieder in die mürrische Grundstellung zurückgingen. Insgeheim durchdachte er gerade die Hinrichtung von Gregor Raquoran vor einem Erschießungskommando, doch er war nicht übermäßig brutal veranlagt und schätzte nur nützliche Gewalt, nicht aus einer persönlichen Abneigung heraus. Zumal er diesen Handelsbonzen und sein geschicktes Händchen benötigte. "Zu viele Worte. Beginnt," sagte der Großmoff gelangweilt, stützte sich auf die Lehne seines Stuhles und nickte Raquoran zu. Dieser lächelte breite und trug ohne Unterstützung vor, wobei die weiten Ärmel seiner Robe wild schwangen. "Die Produktion konnte gesteigert werden. Auch die Produktion von Schiffen und Jägern für eure glorreichen Streitkräfte. Unsere fleißigen, wunderbaren Arbeiter schaffen Unglaubliches!" In seiner Stimme lag ein triefender Stolz, der mit jedem Wort unangenehmer wurde. "Produktionszuwachs um ganze 4%, Exzellenz!" Kurz funkelten seine Augen, während die oberen Lider zuckten. Kaine schwieg, wartete ab und versuchte trotz seiner eigenen Müdigkeit zu zuhören. "Auch ist die Produktion allgemeiner Konsumgüter stabil geblieben," sagte der Vertreter, bevor seine Stimme an Überschwänglichkeit verlor und fast banal wurde. "Leider bricht unsere Nahrungsproduktion ein und wir sind auf Importe angewiesen. Ferner sind die Kosten für die Ressourcen erheblich angestiegen. Durch die Steigerung der Produktion droht eine Hyperinflation. Die Zahlen brechen ein. Es gibt bereits einige Welten deren lokalen Märkte Mondpreise produzieren! Können Sie sich das vorstellen?" Ardus Kaine weitere für eine Sekunde seine Augen, beugte sich leicht vor, bevor er aufstand, um auf Gregor Raquoran mit festen Schritt zu zugehen. Dabei schallten die Hacken seiner Stiefel auf dem polierten Boden. "Was?" Normalerweise war seine Koalition nicht auf Nahrungsimporte angewiesen und die letzten Worte gefielen dem imperialen Moff garnicht. Nun stand er eine Armlänge vor dem Handelsmeister und presste ernst die Lippen zusammen. "Ehm," versuchte Raquoran wieder Anschluss zu finden, während sein träger Geist nur mühsam wieder ins Konzept fand. Sein Herz schlug heftig, so dass seine Backen mit Blut füllten, was sie ohnehin noch schwülstiger erschienen ließ. "Unsere mächtige Wirtschaft könnte durch interne und externe Wechselbeziehungen kollabieren. Aber...," setzte er fort, bis Kaine ihn unterbrach, indem er ihn die Kehle griff und mit einem kräftigen Ruck zu sich zog. "Was?!" Er wurde wütend, fast verlor er gänzlich die Beherrschung. Was erzählte ihm dieser Wurm hier? Ardus Kaine hatte nicht alles geopfert, um ein marodes Reich zu führen. Nicht Ardus Kaine! Langsam presste seine Hand zu, so dass Gregor Raquoran keuchte. "Ich...kann...", stotterte er mit ängstlichem Keuchen. Der Großmoff ließ ab, wobei es seine Augen nicht taten. "Danke, Exzellenz," formulierte der nach Luft suchende Wirtschaftsmann. Vielleicht hatte seine Nützlichkeint doch ausgedient. "Ich brauche eine Lösung, Gregor Raquoran," betonte Kaine, während er an das Fenster trat, um seinen Blick von dem Wurm abzulenken, der derartig schlechte Nachrichten überbrachte. "Mit Geld lässt es sich sanieren. Nur sind unsere Kassen leer, Exzellenz. Die Einnahmen decken gerade mal alle Ausgaben. Durch diesen furchtbaren Krieg verlieren wir unsere wirtschaftliche Stabilität, obwohl wir nicht mal wirklich eingegriffen haben." Der Großmoff seufzte, ballte beide Hände zur Faust. "Wir sind immer beteiligt. In einem Bürgerkrieg gibt es keine Flucht. Nicht, wenn man Prinzipien hat," erinnerte sich Kaine laut an seine eigentlichen Ziele und Gregor Raquoran trat vorsichtig näher heran. "Prinzipien," fragte der immer noch durch den Akt der Gewalt verängstigte Mann in bunter Robe.

"Ich glaube an Macht, Mister Raquoran. An schlichte Macht, die Ordnung schafft. Macht ist etwas sehr delikates, was durch einen einzigen Mann zerstört werden kann. Durch eine schnelle falsche Entscheidung. Das Imperium darf nicht daran scheitern," erklärte der Imperiale, während sich beide Hände wieder entspannten und bei ihrer Öffnung halblaut knackten. "Luke Skywalker war verantwortlich für diesen Zustand. Und wir für den Rest." Er legte die Hand nachenklich ans Kinn, während er die marschierenden Truppen im Hof betrachtete. "Ich frage mich, ob es Eitelkeit war oder schlichte Dummheit, die mit zu viel Lametta auf der Uniform einherging. Soldaten verstehen normalerweise die reine Funktionalität von Macht. Ich habe es auch getan," schlussfolgerte der inzwischen wieder zu gewohnter Rationalität zurückkehrte Kaine. Raquoran schlich fast geräuschlos neben den nachdenklichen Großmoff, biss sich nervös auf die Unterlippe, bevor er sprach. "Wir brauchen mehr Steuern, Exzellenz. Wesentlich mehr Geld, dann können wir diese Macht von der ihr sprecht retten," meinte der Wirtschaftsfunktionär, der nicht ganz verstanden hatte, worauf Kaine hinaus wollte. "Diese Macht ist nicht mit Geld zu kaufen, Raquoran, sondern allein mit Dominanz. Und wir haben gerade unsere auf Zeit verloren. Der Fette und der Machthungrige werden kommen, obwohl Letzterer scheitern wird aber der Fette macht mir sorgen, ernste Sorgen." Gregor Raquoran zog seine Stirn in Falten: "Meinen Sie Zsinj?" Ardus Kaine lachte trocken auf. "Natürlich, wer denn sonst? Mieser aber guter Spieler in diesem Krieg." Der Vertreter der Velcar Freihandelszone nickte eifrig, um Verständnis zu simulieren. "Unsere Streitkräfte halten und ich habe auch keinen Zweifel, dass wir bestehen können aber ich habe Zweifel daran, ob es das ist, was ich einst wollte. Macht liegt nicht im Titel oder ein paar Welten," fasste er seine Gedanken zusammen und blickte dann wieder direkt zu Gregor Raquoran, welcher einen Schritt zurücktrat, als Kaine wieder zu ihm gedreht war. "Hätte Vesperum nicht den Kern und Thron beansprucht, wäre es vielleicht anders gekommen," meinte der Großmoff. Raquoran nickte erneut aber sprach dann mit ernster aber immer noch leicht erhöhter Stimme: "Vesperum wäre eine Möglichkeit." Ardus Kaine ließ die Brauen erneut weit nach Oben wandern, um dann einmal laut zu lachen. "Zu viel Walpa-Burger gegessen, Raquoran?" Niemals würde er mit einem Mann paktieren, der sich derart dreist dessen bemächtigt hatte, was einst nur einem gehören konnte: Palpatine. "Eigentlich sollte ich sie für diese Worte durch diese Scheibe werfen." Der Handelsmann schluckte, wobei sich sein Kehlkopf einmal erhob und absenkte. "Er hat die Großadmiräle nicht hingerichtet, der Verfassung gedient und den Senat wieder eingesetzt," sagte Gregor Raquoran mit weiten Augen, in denen wieder ein fremder Glanz lag. Ardus Kaine hob die Hand, um ihn zu unterbrechen. "Quatsch! Wir beide wissen, dass er einen Puppensenat unterhält und ich war nie ein Freund von dieser seltsamen Klatschbude. Aber ja, politisch nicht dumm." Der Großmoff strich sich über seine Wange, dachte erneut nach, über die Hinrichtungsaussage und ließ dann die Hand fallen. "Er ist nicht dumm aber leider auch kein Palpatine. Ich bewundere jedoch seinen Machtanspruch, den ich leider nicht teilen kann," äußerte der sich inzwischen resignierte Kaine und ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder. "Er wird euch nicht schaden. Sie haben Gelder, die wir nutzen können." Gregor Raquoran blickte zu Boden, als Ardus Kaine auf den Tisch mit beiden Fäusten schlug, so dass sämtliche Pads zu Boden rutschen ein kruder Schallsturm durch den Raum wehte, bis er versandete. "Er wird mir schaden! Ich habe mich als abtrünnig erklärt! Er, wenn er seinen Machtanspruch ernst nimmt, wird mich töten lassen, um seinen eigenen Anspruch zu stärken. Es gibt keine Wahl im Imperium, nur Macht und wer die Macht hat, bestimmt über das Schicksal. Durch eure Nachrichten muss ich jedoch meinen Plan für Pentastar überdenken," schimpfte Kaine mit gedämpfter Stimme und griff die Tasse um sie gegen die Scheibe zu werfen, die einen Sprung bekam. Ja, es hätte so einfach sein können. Gregor Raquoran ging rückwärtigen Schrittes zurück zur Tür, die sich bereits zischend öffnete als zwei Sturmtruppen alarmiert durch Lärm hineinblickten, um ihren Moff zu schützen. "Sir," hörte man eine durch einen Vocoder verzerrte Stimme. "Alles Gut," donnerte Ardus Kaine und die beiden Sturmtruppen entfernten sich wieder. Gregor Raquoran blieb an der Tür stehen, atmete aus und wartete darauf, dass Kaine ihn entließ. "Geht!" Der Großmoff fiel in seine Lehne zurück.
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