#55
Die Flammen spielten vor ihren Augen, bissen sich wie kleine Sonnendrachen, die immer wieder zuckten, sich dann aber doch wieder ineinander Verschlangen. Es wirkte zugleich faszinierend, wie auch beruhigend, oder aber es war lediglich die nun einsetzende Gewissheit, dass sie nicht allein hier war. In diesem Moment war es für Reah auch nicht wichtig, ihr Kopf schien leer, frei von Sorge und erfüllt von Zufriedenheit, nun, wo sie das wiedergefunden hatte, was verloren geglaubt war.
Feine Sandkörner knirschten hinter ihr, als Sedrael sich in Bewegung setzte, begleitet von einem sanften Zischen einer versiegelten Box. Warum oder was sie tat - Reah wusste es nicht. Der Schatten blickte ins lodernde Licht, welches hier und da seine Funken in die ferne Dunkelheit entließ. Manche verglimmten nicht so sofort. Sie tanzten beständig durch den Nachthimmel, ehe sie wieder zu Boden fielen und sich tapfer gegen den kühlen Nachtwind behaupteten. Doch allein blieben sie trotz allem nur allzu fragil und schafften es nicht sich gegen den Moloch der Finsternis zu stemmen, der sie schlussendlich verschlang. Sie waren immer zu zweit. Dies war die Regel der Sith, begründet durch Darth Bane, vernichtet durch Imperator Vesperum, der sie allein ließ. Sie alle. Jeder Sith in seinem Imperium focht mit seiner eigenen Dunkelheit, stillschweigend, immer wieder, bis der schwarze Schemen gewann, so wie sein Sieg über die glimmenden Funken. War dies etwa der große Plan? Die Idee des neuen Ordens? Sith schufen zwar Dunkelheit, aber lediglich dadurch, dass sie andere versuchten durch ihre Macht zu verderben. Nun aber waren sie selbst die Saatkörner, aus denen die Finsternis hervorbrach. Wie Eier. In ihnen regte und wandte es sich, bis die Schale aufbrach und den finsteren Schwarm entließ. Verseucht von Myriaden kleiner Würmer, die sich im Blut tummelten, unter der Haut juckten und doch nie an die Oberfläche brachen.

Das Knirschen kam näher, die Schritte. Der weiße Engel kam zurück - um das Toxin aus dem korrumpierten Körper zu ziehen? Nein, das konnte niemand. Vielleicht war es nun zu einem untrennbaren Teil ihres selbst geworden, ein perfider Anker der Dunklen Seite, der Leib und Seele jederzeit zurück in den Abgrund reißen konnte. Sie spürte die warme, sanfte Berührung an den Schultern, so angenehm und sogleich auch fremd, eine Nähe oder gar Zärtlichkeit, die es im Imperium nicht gab, die dafür sorgte, dass sich kalter Durastahl um die Haut eines jeden Einzelnen legte. Mitgefühl war... selten geworden. Nein, ausgelöscht. Nur eine Erinnerung, bis dieses Wesen daherkam und sie immer wieder daran erinnerte, ihr immer wieder zeigte wie es sich anfühlte, als ob der Schatten sich irgendwann einmal daran entsinnen würde, wie Mitgefühl funktionierte, auf welcher Grundlage es basierte.
Reah spürte, wie ihr Körper sich auf dem körnigen Boden drehte und sich die Perspektive verschob, weg vom Blick in das Feuer, hin zu den unendlichen Sternen und Gestirnen am Himmelszelt. Ihr Hals überstreckte sich ein wenig nach hinten, so, dass ihre Augen nun in das Antlitz der Heilerin sahen. Sedrael wirkte konzentriert, beinahe professionell und es dauerte einen Augenblick, ehe sie realisierte, dass ihr Körper nach Wunden und Verletzungen abgesucht wurde. Sie spürte einen kühlen, rundlichen Gegenstand in ihrer Hand, den sie abtastete und als eine Art Wasserflasche einordnete. Ihre Hand glitt weiter nach oben, stellte fest, dass der Deckel geöffnet war und der Körper seinem Verlangen nach Wasser nachgeben konnte. Dennoch, noch trank sie nichts, nur ab und an drückte sich Fingernägel in das Gehäuse.

Der Blick verschob sich erneut, als sie sich bewegte, langsam über den Boden, immer näher zu den Flammen hin, die Wärme spendeten, obgleich sich ihr Leib anfühlte, als wäre er gerade erst versengt worden, doch war es ihr unmöglich zu deuten, ob dies nur durch den hervorgerufenen Schmerz so war, oder die brütende Tagessonne ihren dienst verrichtet hatte. Ihr Kopf richtete sich auf, als Sedrael eine Art Stützkissen darunter legte und ihr Blick ins Feuer fiel. Reah starrte geradeaus, doch schwieg, sei es, weil sie nicht wusste, wo sie beginnen sollte, oder ob es in diesem Moment noch etwas zu bereden gab - bis die Sephi schließlich das Wort ergriff und die Stille brach. "Korriban.", begann die verdrehte Seele nach einer gefühlten Ewigkeit, die Wasserflasche noch immer unangefangen in der Hand haltend. "Dieser Planet hier, dies ist Korriban. Grab- und Geburtsstelle der Sith." Dies war der leichte Teil. Ihr Blick fiel hinunter zur Flasche in ihrer Hand. Behutsam entfernte sie den losen Deckel und führte diese an die Lippen, ehe das kühle Nass die Kehle herunter floss und einen Teil von Staub und Schlacke hinfort spülten. "Nach...", etwas biss im Inneren, vielleicht ein Lichtfunke, der dreist nach der Finsternis schnappte und dessen Biss einen kurzen Schmerz verursachte. "...nach Firrerre rief mich der Imperator zu sich, wir haben uns getrennt, du warst in Donnovans Obhut und bist nach Atrisia geflogen, richtig?" Eine Frage, die mehr ihr selbst galt, als ihr Hin versuchte die Ereignisse zu rekonstruieren, die sie in diese Lage gebracht hatten. "Eine riskante Aktion, dazu gedacht, dich vor ihm zu verstecken, vielleicht nicht aus Mitgefühl aber... ich dachte du wärst verschwendet, unbrauchbar für seinen Orden." Reah seufzte, vielleicht als stilles Einverständnis dafür, dass sie die Sephi damals ebenso unterschätzt hatte, mittlerweile war ihr jedoch klar, dass Sedrael andere Qualitäten besaß. "Aber uns fehlte die Zeit für eine wirklich gute Tarnung, das kleine Verwirrspiel hat den imperialen Geheimdienst nur unlängst davon abgehalten herauszufinden, dass es eine Person gab, die ich ihnen vorenthielt. Ein Umstand, der Ysanne Isard offenbar sehr in die Hände spielte." Sie lächelte finster ob der geschickten Effizienz, mit der die Direktorin ihr Anliegen kurzerhand umgesetzt hatte. "Die Frau in Rot,", wählte Reah einen für Sedrael vielleicht verständlichere Umschreibung, unklar, ob sie, als ehemalige Jedi der alten Republik etwas von Armand Isard gehört hatte und die Verbindung erkannte. "sieht das Galaktische Imperium in Gefahr und als eine Person, die die Wege der Macht nicht versteht, sieht sie den Imperator als einen Verrückten an, der sich ihrer Kontrolle entzieht und da ich mich zu eindeutig verräterischen Tendenzen hinreißen ließ, sah ich mich gezwungen ihr den Beweis zu bringen, den sie braucht, um gegen ihn vorzugehen." Reah ließ die Worte einen Moment lang wirken, ehe sie sich sammelte und kurz zusammenfasste: "Wir sind hier, um das zu finden, was Darth Vesperum so gefährlich werden ließ, weil ich sie nicht aufhalten konnte, weil dies hier immer noch besser für dich ist, als die Zitadelle auf Byss." Die Worte endeten und der Schatten Blickte in die Leere, ehe ein paar Worte ihn sich hektisch umschauen ließen. Sie spürte, wie sich ihr Herzschlag merklich erhöhte, als Sedrael einen möglichen Verfolger erwähnte. Jemand, der dafür Sorge trug, dass sie sich auch an ihren Handel hielt? Oder war es lediglich ein perfides Katz-und-Maus-Spiel? "Wie.. wie sah der Mann aus? Trug er ein Lichtschwert?" Bilder jüngsten Szenerie kehrten zurück, Agent Traggis, der aus dem Schatten trat und einen Blaster auf Sedrael richtete.
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