#5
Amber nahm den Händedruck der Admiralin freundlich lächelnd entgegen und erhielt die politische Fassade nach außen hin aufrecht, selbst als ihre Gedanken die gesprochenen Worte bereits auseinandernahm, untersuchte und beurteilte. Auf Augenhöhe? Das klang nicht nur absurd, es war sogar absurd. Es gab keine Augenhöhe, so gerne Lantilllies offensichtlich auch mehr wäre, so war es im Moment eben doch nur ein System, keine Hegemonie, ein System, so musste man anmerken, mit denkbar schlechten Karten für den Verhandlungstisch. Zurück zum Imperium konnte die Welt nun nicht mehr und unter Zsinj oder Teradoc würde letzten Endes die Unabhängigkeit leiden - ohne Verbündete hingegen würde sich Lantillies mittelfristig einer großen Militärstreitmacht ausgesetzt sehen, unabhängig von welcher Partei. Danach betrachtet war dieser Besuch hier also keineswegs ein Buhlen um eine Gunst, sondern nüchtern betrachtet ein Hilfsangebot der Republik, sie reichten die Hand, den rettenden Strohhalm, bevor es zu spät wäre. Erst danach würde Lantillies zu einem Gewicht in der Galaxis werden, etwas von Bedeutung. Denn folglich wäre ein Angriff auf dieses System ein Angriff auf die Neue Republik und Amber war sich sicher, dass seit Endor nicht jede imperiale Splittergruppe sonderlich erpicht darauf war sich mit dem wachsenden Staat zu befassen. Am Ende mochte das Angebot dahingehend lauten, dass Lantillies, sollte Coruscant je erobert werden, einen Sitz im Senat erhalten würde, eine Stimme von Millionen. Aus der Distanz heraus sah ein demokratischer Apparat für jene die nach Macht und Kontrolle strebten dahingehend also sehr bitter aus. Vielleicht also der Grund, warum sie selbst damit begonnen hatte die lästigen Strukturen hier und da zu umgehen oder nach den eigenen Wünschen und Vorstellungen zu biegen.
Unweigerlich brachten diese Überlegungen auch wieder zu Mothma, die sich an ihrem Thron festkrallte, offenbar von tiefster Furcht erfüllt, dass jemand daherkam um sie herunterzustoßen. Doch langsam begann Amber das Muster auf dem Dejarik-Brett zu erkennen und wie sich die Figuren nach und nach gegen ihre Schöpferin wandten. Man könnte n natürlich vorsichtig implizieren, beinahe entschuldigend anmerken, dass eine ordentliche Demokratisierung von hoher Stelle blockiert wurde, wissentlich blockiert wurde indem sie sich weigerte ein ordentliches Parlament abseits von Coruscant zu schaffen. Dann würde sich der politische Druck erhöhen - doch selbstverständlich musste dies subtil geschehen, die alte Rebellion brauchte keineswegs eine Revolution, zumindest nicht jetzt, noch nicht. Später, wenn ihre eigenen Schäfchen im trockenen wäre, würde dieser Punkt eher zur Diskussion stehen. Mehr oder weniger dann, wenn die Republik ihren Nutzen erfüllt hatte und zu einem lästigen Anhängsel verkam. "Das versichere ich Ihnen.", bemerkte Amber freundlich. "Viele Welten schlossen sich uns bereits an und schöpfen Hoffnung aus den hohen Idealen der Republik. Aber wir tragen eine Bürde, wir alle. Wir stehen selbst in der Verantwortung diese Galaxis zu einem besseren Ort zu machen - gemeinsam."

Politische Floskeln - so und hohl und leer, doch ihr klang so lieblich wie feinster Blütennektar und am Ende doch das pure Gift - und es bereitete ihr perfide Freude. Es war wie ein Theaterstück, indem die Kulisse nicht wirklich real war, sondern nur der Veranschaulichung diente und vielleicht war sogar Lantillies für Amber nicht ganz real, sondern nur eine weitere Bühne, eine weitere Probe, bis die tatsächliche glamouröse und perfekt inszenierte Premiere anlief - idealerweise ohne Unterbrechung. Die näherkommenden Schritte hatte sie bereits wahr genommen und doch wäre es unhöflich, nein, nicht nur unhöflich sondern sogar dilettantisch gewesen der Admiralin den Rücken zuzukehren, ganz wie ein neugieriges Kind, dass sich ständigen Ablenkungen ausgesetzt war, sich ständig umsah. Zu ihrer Überraschung war es nicht etwa jemand von Lanitllies Offiziellen, sondern ein wohlbekannter Chagrianer mit einiger Verspätung. Bei Ojillons Worten spürte sie, wie ihre Zähne sich vorsichtig auf die Unterlippe schoben - dabei ging es weniger um das was, als vielmehr um das wie. Es sah nicht sehr einladend aus vor dem Gastgeber zu tuscheln - selbst wenn es sich lediglich um eine simple Entschuldigung handelte. Derartiges Verhalten konnte - je nach Gegenüber bereits ablehnende Reaktionen hervorrufen. Es wirkte unprofessionell und im Zweifel störend. Sie schob dem Berater sanft eine Hand auf die Schulter und deutete ein knappes Nicken an - eine beruhigende und verstehende Geste, dazu gedacht im auf freundliche Art zu verdeutlichen, dass jetzt ein eher... ungünstiger Zeitpunkt für derartige Gespräche war. "Ein großzügiges Angebot, Admiral.", erwiderte sie knapp. Ein wenig Bedenkzeit - wenn man so wollte, würde immerhin noch einmal Ruhe in die Runde bringen. Mit einem verspätet, möglicherweise überhastet eingetroffenen Diplomaten, der noch nicht seinen inneren Ruhepol gefunden hatte Gespräche zu beginnen war möglicherweise nicht die beste Idee. Ihr Blick musterte fragend den großen Chagrianer. "Nun, Berater, wollen Sie die Zeit für eine kurze Erholungspause nutzen? Ich denke wir sind nicht in Eile." Letzteres galt beidem, eine einfache Ansage daran, dass es keine vorschnellen Entscheidungen geben würde. Die Republik hatte Zeit... Lantillies... weniger. Zumindest nicht, wenn es so bleiben wollte, wie es war.
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