#7
DP20-Kanonenboot Striker, Orbit von Hilo

Eigentlich war dieser Einsatz keine große Sache - zumindest hätte er es nicht sein sollen und bis vor wenigen Minuten hatte Lieutenant Commander Harris auch nicht daran gezweifelt, dass sich daran irgendetwas ändern würde. Aber bis vor diesen wenigen Minuten gab es auch noch keinen imperialen Sternenzerstörer im Hilo-System sondern nur ein Notsignal, einen nicht unerheblichen Teil Kleinschiffe unterschiedlichster Bauart die es eilig hatten auf den Planeten zu kommen und - nun ja, einen imperialen Agenten, der hier offenbar gestrandet war. Harris wusste nicht so recht, was er davon halten sollte und selbst in seinem Kopf war nur wenig Platz für mögliche Szenarien. Entweder war derjenige der das Notsignal abgesetzt hatte ein Idiot, der irgendwann verschlafen hatte, dass sich Republik und Imperium nach wie vor im Krieg befanden, er log um einen wie auch immer gearteten Zwischenfall zu provozieren, oder, wie Harris glaubte, er versuchte sich von seinem unliebsamen Agenten zu separieren, der ihn offenbar gegen seinen Willen in diese missliche Lage gebracht hatte. Bei diesem Szenario wäre der Bruchpilot nun allerdings vermutlich schon tot, was, rational betrachtet, aber nur von Bedeutung war wenn er relevante Informationen besäße, Informationen, die sich auch aus dem Agenten herausholen lassen würden. Immer vorausgesetzt natürlich, sie würden ihn vor den Imperialen erreichen. Das er noch nicht entdeckt wurde, oder zumindest glaubte nicht entdeckt worden zu sein mochte vorrangig daran liegen, dass nur die notwendigsten Systeme der Korvette arbeiteten und sie, zumindest noch, ansonsten regungslos und mit abgeschaltetem Antrieb im Orbit lag. Aber Das würde sich in sehr kurzer Zeit ändern, seine Aufgabe war erfüllt und was von größerer Bedeutung war, wenn ein Agent den Einsatz eines Sternenzerstörers rechtfertigte, dann besaß dieser Zwischenfall eine nicht unwesentliche Relevanz. Harris ärgerte sich lediglich dahingehend, dass es ihm nicht mehr möglich war einen Scan auszuführen um das Gebiet nach ungewöhnlichen Anomalien, die ihm mehr Aufschluss über die genaue Position ihres Zieles gegeben hätten, ausführen konnte. Aber so war es nun eben - der Admiral würde sich darum kümmern. "Systeme hochfahren und Schubdüsen aktivieren.", sprach Harris in gedämpftem Ton, obwohl derlei eigentlich unnötig war. "Sonst noch etwas Sir?", fragte einer der Brückenoffiziere. Der Lieutenant Commander nickte, doch behielt seinen Blick auf den Konsolen und beobachtete, wie die Energie in das Schiff zurückkroch. Man mochte über die Corellianer sagen was man wollte, doch diese Schnellstartsysteme waren ein Fortschritt ohnegleichen. "Eine Nachricht an die Flotte, verschlüsselt versteht sich. Sagen sie dem Admiral, dass sich der Einsatz lohnt, imperialer Sternenzerstörer nebst Geleitschiffen eingetroffen." Der Brückenoffizier nickte. "Jawohl, Sir." Harris beobachtete wie der Planet und die imperialen Kampfschiffe kleiner wurden und bedauerte, dass er unglücklicherweise das Überraschungsmoment geopfert hatte. Aber daran war nichts zu ändern, eine andere Möglichkeit gab es nicht. Außerdem hatte er bislang den Eindruck, dass der Admiral ohnehin keine Person war, die viel mit Überraschung und unkonventionellen Methoden anfangen konnte. "Zurück zum Sammelpunkt.", sprach er mehr zu sich selbst und beobachtete wie die Sterne sich in Streifen verwandelten. Wenn die Imperialen bis jetzt nichts bemerkt hatten, so verriet es ihnen jetzt die Pseudoverschiebung beim Aufblitzen des Realraumes.

Bothan-Raum, Sammelpunkt der 2. republikanischen Flotte

Admiral Karuna nahm sich Zeit, manche würden sagen genüsslich Zeit um den kurzen Bericht von Hilo zu studieren und zu prüfen und während manche darauf warteten, endlich losschlagen zu können, erwarteten andere, dass sie den Bericht einfach beiseite packte und die Aktion einfach abblies. Vielleicht wegen unnötiger Risiken - das wäre weder überraschend noch ungewöhnlich, zumindest nicht bei ihrer Person. Eigentlich aber, lies Freja Karuna gar nicht mehr, der Bericht in der Hand der Devaronianerin war nur eine Dekoration und ein Instrument der Ablenkung zugleich. Ihre Gedanken kreisten nicht mehr darum ob und wie dieser Einsatz durchgeführt werden könnte, sondern was sich hinter der wertvollen Fracht verbergen könnte. Und natürlich zögerte ein Teil von ihr, sie musste zögern und vorsichtig sein. Diese Angelegenheit könnte sich ebenso als Bluff herausstellen und dann wäre außer Spesen nichts gewesen. Ein Notsignal, das einen imperialen Agenten offensichtlich erwähnte und ein wartender Sternenzerstörer - wäre diese Falle nicht so plump und durchschaubar aufgestellt, hätte sie sogar daran geglaubt. Nun aber ließ sich nicht mehr klar sagen ob hinter der Verkettung dieser Ereignisse Zufall oder Planung steckte und letztlich könnte sich Passivität hier als ebenso nachteilig herausstellen wie übertriebener Aktionismus. Auffällig im kurzen Bericht der Striker war allemal, dass dieser Dreck auch viele andere Fliegen anzog, was die Glaubwürdigkeit zumindest ein wenig anhob. Freja legte den Bericht beiseite und ihre Fingerkuppen aneinander, ehe sie ihre Brückencrew genau und scharf musterte. Ja, die Männer erwarteten etwas - entweder zu ihrer Enttäuschung und aus Sicht dieser Soldaten waren nicht wenige ihrer Entscheidungen eine Enttäuschung oder um sich einmal mehr zu beweisen. In diesem Falle war ein Kompromiss angebracht. "Ich habe mich entschieden.", sprach eine rauchige, aber dennoch wohl modulierte Stimme. "Wir werden eine kleine Einsatzgruppe einschleusen, das Imperium ein wenig beschäftigen, die Quelle dieses Signals ausfindig machen und uns wieder zurückziehen. Priorität haben Bergung und Rettung, nicht Kampf. Rear Admiral Kool?" Der Mon Calamari trat einen Schritt nach vorn. "Admiral?" - "Ihr Geschwader dient als schneller Entsatz und zur Observation. Sie werden am Rand des Systems patrouillieren und gegebenenfalls Einsatzgruppe wie Flotte alarmieren, sollten die Imperialen doch etwas größeres Vorhaben." Der Calamari salutierte zackig. "Sehr wohl, Ma'am." Freja nickte in die Runde der Offiziere. "Sie erhalten in Kürze Nachricht darüber, welche Flottensegmente am Einsatz teilnehmen. Das wäre alles, Sie können wegtreten" Die Reihen lichteten sich, doch bemerkte sie es kaum. Ihre Augen suchten einen Punkt außerhalb der Brückenfenster, einen Punkt der vielleicht Hilo war, während ihr Geist sich damit beschäftigte sich vorzustellen, was sie wohl erwarten würde. Nach einigen Momenten gab die Devaronianerin auf und begann mit der Zusammenstellung der Einsatzgruppe, ehe die Schiffe in den Hyperraum sprangen und die Mission begann.

Orbit von Hilo

Es klopfte und ein Auge öffnete sich, die gelbe Pupille blickte scharf in Richtung Tür. "Herein." Der Mechanismus öffnete sich und ein jüngerer Offizier trat herein oder zumindest bis auf die Schwelle, denn offenbar war ihm die Situation etwas unangenehm. Knieend befand sich Freja vor einer Art kleinem Schrein aus hellem Holz, zumindest interpretierte der Mann es als eine solche Art, ähnliches hatte er bereits auf Reisen bei primitiven Kulturen erblickt. Das Objekt war recht schlicht gehalten, mit wenigen Verzierungen und sollte wohl irgendein fremdartiges Fantasiewesen darstellen. Ihre Arme waren angewinkelt, die Hände aneinandergelegt - offensichtlich, dass er soeben in irgendeine Art Gebetsritual geplatzt war. "Verzeihung, ich wollte nicht stören.", sprach er sowohl ein wenig peinlich berührt, als auch distanziert. "Schon gut.", entgegnete sie, während ihn nach wie vor ein Auge im Fokus behielt, als wäre er ein unliebsamer Eindringling - oder er interpretierte es nur falsch. "Wir erreichen Hilo in wenigen Minuten. Es wäre vielleicht an der Zeit auf die Brücke zurückzukehren, Admiral." Die Devaroniarin nickte. "Richtig. Wäre das alles?" Der Offizier nickte. "Natürlich, Admiral." Aufmerksam beobachtete er wie sich das bedrohliche Auge nun wieder schloss, aber zum gaffen hatte er wenig Zeit und so verließ er den Raum, um eine Erfahrung reicher und sich sicher, dass er sich wohl daran würde gewöhnen müssen.
Rechtzeitig befand sich Admiral Karuna zurück auf der Brücke, nicht, dass es wen überraschte. Jemand, der so wenig Sinn für kameradschaftliche Lockerheit besaß, galt für gewöhnlich als sehr Protokollversessen, selbst wenn es in Wahrheit gar nicht stimmte. Doch man konnte sich seinen Ruf nicht immer selbst wählen, erst recht nicht in dieser Branche. "Bereit zum Eintreten in den Realraum.", sprach der Navigator, ehe, wenige Augenblicke später, Hilo unter ihnen auftauchte. "Statusbericht?" - "Alle Schiffe machen Meldung, Admiral. Rear Admiral Kool ist ebenfalls eingetroffen." Freja nickte zufrieden. "Gut. Imperiale Aktivität?" Derselbe Offizier wechselte wieder den Blick zwischen Konsole und Admiral. "Zweifellos wissen sie, dass wir hier sind. Aber wir befinden uns noch weit außerhalb ihrer Feurreichweite." Freja nickte erneut. So würde sie es auch versuchen zu halten. Nach Möglichkeit würde sie versuchen zu vermeiden mit dem Sternenzerstörer in einem Nahkampf aneinanderzugeraten. Bergung und Rettung, wiederholte sie still für sich, nicht Kampf. Am Sichtfenster ihres Schiffes schoben sich weitere vorbei, einige Quasar-Feuer-Träger, Nebulon-B-Fregatten, Angriffsfregatten, corellianische Korvetten und drei kleine Kreuzer der Mon-Calamari. "Kanonenboote auf Flugdeck Achtern bereit machen. Suchen Sie nach unserem Ziel, A-Wing-Staffeln Grün und Blau geben Unterstützung." - "Sehr wohl Ma'am." Dann fiel ihr Blick wieder aus dem Fenster und beobachtete, wie sich die Formation aufbaute. Abschirmende Calamari-Schiffe an vorderster Front, gefolgt von der Feuerkraft der Angriffsfregatten, im Herzen die leichten Träger versteckt, während die übrigen Fregatten und Korvetten die Flanken abdeckten und ihr eigener Zerstörer nach hinten absicherte. Wieder betätigte ihr Finger einen Knopf für den Kom-Kanal, während sie aus dem Augenwinkeln bemerkte, wie der Captain langsam an ihre Seite schritt. "Übrige Jäger in Bereitschaft versetzen, aber noch nicht starten. Planetenscans einleiten und außerhalb der Schussweite bleiben." Der Captain indes hob eine Braue und nickte in das schwarze All, indem die Feindschiffe optisch noch nicht einmal auszumachen waren. Wollen Sie sich nicht einmal vorstellen?", fragte er ein wenig spitzfindig. Sie schüttelte den Kopf, doch blickte weiterhin ernst aus dem Fenster hinaus. "Das wird nicht nötig sein, wir sind nicht zum plaudern hier."
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