Kriegsherr Zsinj lag auf einem massiven, aus allerlei Farben wild gemusterten Sofa, das sinnlos in der Mitte des ansonsten völlig leeren Raums stand und den Mann um das Vierfache seiner eigenen Größe überragte. Er putzte sich den Mund und mit besonderer Bedacht den gezwirbelten Schnurrbart ab und ließ die Serviette dann auf den Teller fallen, den einer seiner besonders kriecherischen Diener mit einer untertänigen Geste daraufhin forttrug. Ah ja, wie die alten Kaiser aus längst vergangenen Jahrtausenden. Das war gerade gut genug als Bild, das er nach draußen zu entsenden gedachte und zweifellos die Runde machen würde und auch sollte. Unvorbereitet, nur sich selbst und seinem Genuss gewidmet – eben ein dekadenter, aufgeblasener Wichtigtuer. Wichtigtuer belächelte man.
Als sich die Schiebetüre hinter dem Diener geschlossen hatte, setzte sich Zsinj langsam auf und klopfte ein Mal müde gegen seine Brust, als könne er damit seine Verdauung beschleunigen. Die erfolgreichen Meldungen von Null und Vulta waren heute in der Tat nur eine Randnotiz gewesen, aber zumindest schien alles glatt gegangen zu sein. Solange nicht klar war, wer dahintersteckte, war nun einmal alles glatt gegangen. Feinde, die für das Ganze in Betracht kamen, hatte das Imperium schließlich genug. Und mehr würde er selbst sich gegenüber dem Imperium nun ohnehin nicht mehr erlauben. Im Moment. Bis die Zeit reif war. Der heutige Tag war aus einem ganz anderen Tag ein Festtag.
„Sind Sie sicher, Kriegsherr? Nach dem Deal mit Ghazalah sollten wir vielleicht nicht unsere Finanzen für so etwas hergeben. Das könnte immerhin ein paar Reserven aufbrauchen, die wir spontan benötigen könnten. Ich glaube nicht, dass Teubbo das gefallen wird.“
Neben dem absurd großen Sofa stand Zsinjs Stellvertreter General Melvar und betrachtete skeptisch ein Datapad, das der Kriegsherr ihm vor seinem dekadenten Mahl zur Durchsicht ausgehändigt hatte. Dieser gähnte unterdrückt und versuchte aufzustehen, was jedoch erst beim zweiten Mal gelang. Nutzloser Körper.
„Ich denke, er wird seine Freude daran haben“, entgegnete Zsinj knapp. Wahrscheinlich nicht, dafür war der Hutte Teubbo zu sehr Ökonom, aber zumindest würde er, Zsinj, seine Freude daran haben. Und letztlich war es ja doch nur das, was eigentlich zählte.
Die verschollenen Kunstschätze von Eriadu, die während der großen Schlacht dort vor über einem Monat unauffindbar verschwunden waren, waren nun also endlich auf einem der extravaganteren Teile des Schwarzmarkts aufgetaucht. Zsinj hatte zahlreiche Beobachter darauf angesetzt, damit er diesen Moment abpassen konnte. Nun, nach einem Monat, war das Geld des Mannes, der die Schätze zu seinen undurchsichtigen Zwecken geraubt hatte, offenbar aufgebraucht und er versuchte, aus seiner Beute möglichst unauffällig und möglichst viel Kapital zu schlagen. Die einzelnen Gegenstände waren an verschiedensten Orten der Galaxis aufgetaucht und wurden nun moralfreien Sammlern feilgeboten, die schlichtweg zu viel Geld hatten und vielleicht auch den Reiz des Verbotenen damit auskosten wollten. Nicht einmal im Imperium konnten viele von sich behaupten, kostbare Raubkunst in ihren privaten Villen ausstellen zu können. War das der Grund für Zsinj? Selbstverständlich nicht. Es war eben ein Geschäft. Alles war ein Geschäft. Das Legale, wie das Illegale eben auch. Wer nicht erwischt wurde, für den war es schließlich ohnehin einerlei.
„Delvardus gibt sich allerdings große Mühe, seine Spuren zu verwischen“, sagte General Melvar, während er weiter das Datapad studierte. „Alle unsere Versuche, ihn über die Geschäfte ausfindig zu machen, sind bisher gescheitert. Erst letzte Woche haben wir fünf Agenten verloren. Er macht das recht clever und scheint sich gut versteckt zu haben.“
„Ein Jammer“, meinte Zsinj. Natürlich war es nur ein Jammer, dass sie den abtrünnigen Delvardus, der für die imperiale Niederlage auf Eriadu mitverantwortlich war, nicht gefunden hatten, der Rest war unwichtig. Agenten waren schließlich nicht teuer. „Aber wir werden ihn schon noch finden. Und ich bin zuversichtlich, dass die Information einigen Leuten im Imperium sehr viel Geld wert wäre. Es wird sich noch auszahlen, selbst wenn es dauert.“
Die Kunstbeute würde zu Delvardus führen, früher oder später. Jeder machte Fehler. Nun, die meisten jedenfalls. Aber letztlich war das nur der kleinere, der unwichtigere Teil. Delvardus war irrelevant, auch wenn Zsinj innerlich einräumte, dass die Idee mit dem Kunstraub von Eriadu ihn amüsierte. Vordergründig immer das Gute von Eriadu und dessen einflussreichen Familien vorgebend und am Ende waren diese nun der eigentliche Verlierer des Ganzen geworden. Seinen Kulturschätzen beraubt, eine Wirtschaftskrise vor der Tür aufgrund des Handelsverbots mit dem Imperium. Eriadu war ein Pulverfass geworden, aber sein Stolz und seine Arroganz waren natürlich ungebrochen. In solchen Zeiten war es immer wichtig, positive Meldungen vorbringen zu können, um Druck vom brodelnden Kessel zu nehmen. Nun ja, Zsinj würde sie ihnen geben. Mehr oder weniger.
„Welche Identität wäre für den Erwerb der Kunststücke angemessen?“, fragte er Melvar tonlos – eine Aufforderung, ihn mit einem angemessenen Vorschlag zu belustigen.
„Der Mon-Calamari-Geschäftsmann mit Hang zur Dramatik würde hier vermutlich sehr passend sein und darüber hinaus Ihren Geschmack treffen.“
Zsinjs Körper krümmte sich kurz, als der Mann sich ein spontanes Lachen verkniff, was nicht vollständig gelang, aber dazu führte, dass es mehr einem Glucksen glich. Ein Angehöriger der Spezies, die prozentual gesehen auf Eriadu die meisten Sklaven für reiche Familien stellte, erstand die gesammelte Beutekunst Eriadus? Perfekt. Wie herrlich ironisch die Galaxis doch sein konnte. Und wenn sie es einmal nicht von selbst war, dann machte man sie eben selber dazu.
„Sehr schön. Veranlassen Sie das, Melvar. Und vergessen Sie nicht: Jedes Stück. Es spielt keine Rolle, wie viel es mich im Moment kostet.“
„Die Stücke sind natürlich begehrt. Viel also.“
„Gut. Je teurer, desto mehr können wir dafür dann später verlangen. Notfalls treiben Sie den Preis noch etwas mit einer anderen Identität nach oben. Aber der Calamari muss den Zuschlag bekommen.“
Ein Mon Calamari, der die Beutekunst erstand, würde die Offiziellen auf Eriadu wahnsinnig und extrem nervös werden lassen. Einem solchen Alien ausgeliefert zu sein, musste aus deren Sicht unerträglich sein. Doch die Verzweiflung und die politische Lage auf dem Planeten würde sie dazu zwingen, ihr kulturelles Erbe zurückzukaufen, wenn man es ihnen anbot. Zu welchem Preis auch immer. Niemand wollte die wichtigsten und ältesten kulturellen Errungenschaften seines Volks verloren oder verschwunden wissen. Oder zur Belustigung eines reichen, wenn auch fiktiven Mon Calamari, der sich möglicherweise für die Sklaverei seiner Spezies an den Eriaduanern rächen wollte, zerstört wissen. Mit anderen Worten: Eriadu würde notfalls einfach alles zahlen, was nötig war, solange die Sammlung nur komplett war und sie sich im Anschluss an ihrer glorreichen Zeit aus der Vergangenheit sonnen konnten. Das Zehn-, ja vielleicht das Hundertfache des Preises, zu dem Zsinjs Identität es seinerzeits gekauft haben würde. Je teurer der Kauf für Zsinj wurde, desto mehr Profit machte er später mit Eriadu. Ja, manchmal war die Galaxis in der Tat herrlich ironisch.
Als sich die Schiebetüre hinter dem Diener geschlossen hatte, setzte sich Zsinj langsam auf und klopfte ein Mal müde gegen seine Brust, als könne er damit seine Verdauung beschleunigen. Die erfolgreichen Meldungen von Null und Vulta waren heute in der Tat nur eine Randnotiz gewesen, aber zumindest schien alles glatt gegangen zu sein. Solange nicht klar war, wer dahintersteckte, war nun einmal alles glatt gegangen. Feinde, die für das Ganze in Betracht kamen, hatte das Imperium schließlich genug. Und mehr würde er selbst sich gegenüber dem Imperium nun ohnehin nicht mehr erlauben. Im Moment. Bis die Zeit reif war. Der heutige Tag war aus einem ganz anderen Tag ein Festtag.
„Sind Sie sicher, Kriegsherr? Nach dem Deal mit Ghazalah sollten wir vielleicht nicht unsere Finanzen für so etwas hergeben. Das könnte immerhin ein paar Reserven aufbrauchen, die wir spontan benötigen könnten. Ich glaube nicht, dass Teubbo das gefallen wird.“
Neben dem absurd großen Sofa stand Zsinjs Stellvertreter General Melvar und betrachtete skeptisch ein Datapad, das der Kriegsherr ihm vor seinem dekadenten Mahl zur Durchsicht ausgehändigt hatte. Dieser gähnte unterdrückt und versuchte aufzustehen, was jedoch erst beim zweiten Mal gelang. Nutzloser Körper.
„Ich denke, er wird seine Freude daran haben“, entgegnete Zsinj knapp. Wahrscheinlich nicht, dafür war der Hutte Teubbo zu sehr Ökonom, aber zumindest würde er, Zsinj, seine Freude daran haben. Und letztlich war es ja doch nur das, was eigentlich zählte.
Die verschollenen Kunstschätze von Eriadu, die während der großen Schlacht dort vor über einem Monat unauffindbar verschwunden waren, waren nun also endlich auf einem der extravaganteren Teile des Schwarzmarkts aufgetaucht. Zsinj hatte zahlreiche Beobachter darauf angesetzt, damit er diesen Moment abpassen konnte. Nun, nach einem Monat, war das Geld des Mannes, der die Schätze zu seinen undurchsichtigen Zwecken geraubt hatte, offenbar aufgebraucht und er versuchte, aus seiner Beute möglichst unauffällig und möglichst viel Kapital zu schlagen. Die einzelnen Gegenstände waren an verschiedensten Orten der Galaxis aufgetaucht und wurden nun moralfreien Sammlern feilgeboten, die schlichtweg zu viel Geld hatten und vielleicht auch den Reiz des Verbotenen damit auskosten wollten. Nicht einmal im Imperium konnten viele von sich behaupten, kostbare Raubkunst in ihren privaten Villen ausstellen zu können. War das der Grund für Zsinj? Selbstverständlich nicht. Es war eben ein Geschäft. Alles war ein Geschäft. Das Legale, wie das Illegale eben auch. Wer nicht erwischt wurde, für den war es schließlich ohnehin einerlei.
„Delvardus gibt sich allerdings große Mühe, seine Spuren zu verwischen“, sagte General Melvar, während er weiter das Datapad studierte. „Alle unsere Versuche, ihn über die Geschäfte ausfindig zu machen, sind bisher gescheitert. Erst letzte Woche haben wir fünf Agenten verloren. Er macht das recht clever und scheint sich gut versteckt zu haben.“
„Ein Jammer“, meinte Zsinj. Natürlich war es nur ein Jammer, dass sie den abtrünnigen Delvardus, der für die imperiale Niederlage auf Eriadu mitverantwortlich war, nicht gefunden hatten, der Rest war unwichtig. Agenten waren schließlich nicht teuer. „Aber wir werden ihn schon noch finden. Und ich bin zuversichtlich, dass die Information einigen Leuten im Imperium sehr viel Geld wert wäre. Es wird sich noch auszahlen, selbst wenn es dauert.“
Die Kunstbeute würde zu Delvardus führen, früher oder später. Jeder machte Fehler. Nun, die meisten jedenfalls. Aber letztlich war das nur der kleinere, der unwichtigere Teil. Delvardus war irrelevant, auch wenn Zsinj innerlich einräumte, dass die Idee mit dem Kunstraub von Eriadu ihn amüsierte. Vordergründig immer das Gute von Eriadu und dessen einflussreichen Familien vorgebend und am Ende waren diese nun der eigentliche Verlierer des Ganzen geworden. Seinen Kulturschätzen beraubt, eine Wirtschaftskrise vor der Tür aufgrund des Handelsverbots mit dem Imperium. Eriadu war ein Pulverfass geworden, aber sein Stolz und seine Arroganz waren natürlich ungebrochen. In solchen Zeiten war es immer wichtig, positive Meldungen vorbringen zu können, um Druck vom brodelnden Kessel zu nehmen. Nun ja, Zsinj würde sie ihnen geben. Mehr oder weniger.
„Welche Identität wäre für den Erwerb der Kunststücke angemessen?“, fragte er Melvar tonlos – eine Aufforderung, ihn mit einem angemessenen Vorschlag zu belustigen.
„Der Mon-Calamari-Geschäftsmann mit Hang zur Dramatik würde hier vermutlich sehr passend sein und darüber hinaus Ihren Geschmack treffen.“
Zsinjs Körper krümmte sich kurz, als der Mann sich ein spontanes Lachen verkniff, was nicht vollständig gelang, aber dazu führte, dass es mehr einem Glucksen glich. Ein Angehöriger der Spezies, die prozentual gesehen auf Eriadu die meisten Sklaven für reiche Familien stellte, erstand die gesammelte Beutekunst Eriadus? Perfekt. Wie herrlich ironisch die Galaxis doch sein konnte. Und wenn sie es einmal nicht von selbst war, dann machte man sie eben selber dazu.
„Sehr schön. Veranlassen Sie das, Melvar. Und vergessen Sie nicht: Jedes Stück. Es spielt keine Rolle, wie viel es mich im Moment kostet.“
„Die Stücke sind natürlich begehrt. Viel also.“
„Gut. Je teurer, desto mehr können wir dafür dann später verlangen. Notfalls treiben Sie den Preis noch etwas mit einer anderen Identität nach oben. Aber der Calamari muss den Zuschlag bekommen.“
Ein Mon Calamari, der die Beutekunst erstand, würde die Offiziellen auf Eriadu wahnsinnig und extrem nervös werden lassen. Einem solchen Alien ausgeliefert zu sein, musste aus deren Sicht unerträglich sein. Doch die Verzweiflung und die politische Lage auf dem Planeten würde sie dazu zwingen, ihr kulturelles Erbe zurückzukaufen, wenn man es ihnen anbot. Zu welchem Preis auch immer. Niemand wollte die wichtigsten und ältesten kulturellen Errungenschaften seines Volks verloren oder verschwunden wissen. Oder zur Belustigung eines reichen, wenn auch fiktiven Mon Calamari, der sich möglicherweise für die Sklaverei seiner Spezies an den Eriaduanern rächen wollte, zerstört wissen. Mit anderen Worten: Eriadu würde notfalls einfach alles zahlen, was nötig war, solange die Sammlung nur komplett war und sie sich im Anschluss an ihrer glorreichen Zeit aus der Vergangenheit sonnen konnten. Das Zehn-, ja vielleicht das Hundertfache des Preises, zu dem Zsinjs Identität es seinerzeits gekauft haben würde. Je teurer der Kauf für Zsinj wurde, desto mehr Profit machte er später mit Eriadu. Ja, manchmal war die Galaxis in der Tat herrlich ironisch.