06.02.2014, 01:45
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.07.2020, 22:41 von CA-5510.)
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Nashtah ahnte nicht, dass Sie in einer Woche dem Dunklen Lord der Sith gegenüberstehen würde, dem Mächtigsten der Mächtigen begegnen - und das war gut so, denn Sie hätte sonst kaum mehr eine ruhige Minute gehabt und erst recht nicht die Konzentration, um sich weiter durch ihre Ausbildung zu schmuggeln. Unter einem Verband an ihrem rechten Oberarm pochte eine Brandwunde, welche ihr bei einem Parcours zugefügt worden war, doch unter dem langen, roten und ziemlich zerfledderten Mantel war das ohnehin nicht zu sehen. Sie legte Wert darauf, Ihre Verletzungen so wenig offen zu zeigen als irgend möglich. Man sollte sie für die Kröte halten, nicht für das verletzte Wild, das leicht zu reissen war.
Lautlos huschte sie durchs Archiv. Die vielen kleinen Lämpchen, welche aktive und inaktive Datenblöcke anzeigten, erhellten den ansonsten nicht beleuchteten Raum genug, dass sie keinen Leuchtstab oder sonst etwas in der Art benötigte. Hier im Verborgenen legte sie zumindest zum Teil ihre geduckte Haltung ab, bewegte sich effektiver, schneller, geschmeidiger. Die grünen Augen schienen im dämmrigen Licht zu glühen, als sie endlich zu der Archivreihe kam, welche sie anstrebte. Hier gab es mehr Texte darüber, wie Sith und Dunkle Jedi längst vergangener Tage die Kräfte ihrer Gegner angezapft hatten. Sie musste mehr darüber lernen, wenn sie langfristig Erfolg haben wollte mit Ihrer Taktik. Sie musste mächtiger werden, mächtig genug, zu überleben und schliesslich zu triumphieren.
Der Datenblock gab ein leises Piepsen von sich, als Nashtah ihn löste und zu dem Lesegerät trat, welches in direkter Nähe stand. Dort schloss sie das Speichergerät an und rief das Werk auf, welches sie zu studieren wünschte. Rasch navigierte sie durch die ausführlichen Schriften bis zu dem Punkt, an welchem sie vergangene Nacht aufgehört hatte zu lesen. Um diese Zeit war sie normalerweise allein im Archiv. Keiner störte sie, keiner interessierte sich für sie. Und wenn doch mal jemand auftauchte, gab sie vor, sie müsse Reinigungsarbeiten oder sonst irgendwelchen Unsinn, der eines wahren Sith unwürdig war, übernehmen. Ihr glaubte man das. Niemand achtete die kleine Kröte Nashtah.
Das Mädchen grinste kalt. Eines Tages würden sie ihren Irrtum erkennen - aber dann würde es zu spät sein. Viel zu spät.
Die Ruhe in den Archiven war angenehm. Stets genoss der Sith-Lord diese, denn es war sein Gebiet. Kaum einer wusste kannte die Archive und ihre Inhalte besser als er. Der Drang nach Wissen, das der Schlüssel zur unendlichen Macht sei, kennt nur Peltor selbst. Niemanden lässt er Einblicke in sein genaues Denken und versteckt sich hinter einer Maske der Harmlosigkeit. Einst unterschätzte ihn jeder. Der Aufstieg zum Sith-Lord lässt wohl soviel erahnen, dass der Mann kaltblütig ist und keineswegs harmlos. Sein Schweigen war tausend Mal gefürchteter, als die seltenen Worte. Dies hat er den direkten Personen beigebracht, die ihm folgen sollen. Sie waren soweit zu erkennen, dass ein Wutausbruch nichts gegen die Ruhe und Kontrolle Darth Peltors war. Denn umso unberechenbarer waren die Launen des Mannes.
Es war keine Lüge gewesen, wenn man sagt, dass er heute noch kein Wort gesprochen hatte. In den Archiven war es nicht nötig und die direkte Leibgarde kommandierte er mit Blicken und Handbewegungen. Und dennoch konnte er gesprächig sein - vor allem, wenn er über die eigene Ideologie spricht, die für ihn den größten Wert hat. Und diese Ideologie der Abstinenz war eine Ideologie der Wichtigkeit. Peltor war ein Mann, der den kühlen Verstand eines Menschen schätzte. Benebelte Sinne aufgrund von Lust oder Konsum waren ein Fehler. Allein die Liebe war eine Thematik, die es zu untersuchen galt. Die sich ... gewiss ausschalten ließ, wenn man in die Tiefen des menschlichen Gehirns blicken konnte. Seine Macht müsse fähig sein, Menschen neu erschaffen zu können. Das war ein Ziel von großer Wichtigkeit. Und die Experimente, die er desöfteren vornahm, tief in den Kellern, trugen im Wesentlichen dazu bei.
In den Archiven allerdings störte ihn eine gewisse Unruhe. Es fühlte sich an, als würde etwas an ihm nagen und ihn in kleinsten Maßen seiner Kraft berauben. Das spürte er. Langsam sahen die braunen Augen sich im Raum um, als er aus seinem Arbeitsplatz trat und sich weiterhin umsah. Er bemerkte ein Mädchen. Klein, unauffällig. Doch sie besaß eine bemerkenswerte Gabe, die von ihr ausgehen musste. Peltor schien es zu spüren. "Ihr beherrscht eine bemerkenswerte Gabe.", sagte die ruhige, langsame und monotone, aber eindrucksvolle, tiefe Stimme. "Doch meint Ihr, ich sei die richtige Person, an der jene Fähigkeit angewendet werden sollte?" Der kahle Mann war gehüllt in schwarzer Robe und breitem Umhang. Die Ruhe in den Archiven unterstützte die Stimme. Der Mann sprach sehr leise, kaum hörbar, wenn eine Gruppe vorhanden wäre.
Nashtahs Augen huschten mit gleichmässiger Geschwindigkeit über die Zeilen, während sie fast bewegungslos dasass und las. Nur ab und zu bewegte sie die Hand, um im Text weiter fortzuschreiten. Sprachbefehle wollte sie keine geben, um nicht aufzufallen. So vertieft war sie, dass sie niemandes Anwesenheit bemerkte - erst recht nicht die des Lords, der so selten sprach. Direkten Sichtkontkt hatte sie von ihrer Arbeitsstation aus nicht gehabt und ihre Instinkte, was das Erspüren anderer Machtnutzer ausging, war trotz ihres ständigen Nuckelns eher gering. Es war nur unter grosser Konzentration möglich, von wem sie gerade Kraft zapfte und von wem nicht.
Wäre ihr bewusst gewesen, wer anwesend war, hätte sie darauf verzichtet. Mit Sicherheit sogar. Die leise, aber durchdringende Stimme jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken und augenblicklich war sie sich ihres Fehlers bewusst. Ihr Blick zuckte kaum hoch, ehe sie sich von ihrem Sitz erhob, nur um sofort in die Knie zu senken und die Stirn bis auf den Boden zu senken.
"Nein, mein Lord."
Sie bat nicht um Verzeihung - das hatte sie schon in der Anfangszeit ihrer Ausbildung aufgegeben. Stattdessen versuchte sie beinahe panisch, damit aufzuhören, Darth Peltor anzuzapfen, aber je mehr sie es versuchte, desto schwerer fiel es ihr. Ihre flach auf dem Boden ausgestreckten Hände ballten sich zu Fäusten, als sie ihre Angst nur mühsam in Zorn umzuwandeln versuchte und endlich, endlich, mit viel zu viel Verzögerung, zum Ziel kam. Das 'Nuckeln' an der Umgebung wurde schwächer, bis es schliesslich aufhörte. Die schmalen Hände des Mädchens entspannten sich, zumindest etwas. Hätte Nashtah an irgendwelche Götter geglaubt, hätte sie diese jetzt wohl angerufen. Es blieb ihr kaum mehr als zu hoffen, dass Peltors Interesse an der Fähigkeit, welches er schon so halb angetönt hatte - sofern dies kein Spott gewesen war - grösser war als sein Zorn darüber, dass sie es gewagt hatte, ihn anzuzapfen. Verdammt, nun hatte sie es so lange geschafft, unauffällig zu bleiben und nun machte sie einen derartigen Fehler?
Recht schnell fielen die Augen des Mädchens auf ihn. Sie war ein Kind und die Wahrscheinlichkeit, dass die Fähigkeit kontrolliert angewandt wurde, war gering. Ansonsten hätte der Imperator sie längst in den eigenen Reihen. Doch auch so war ihre Fähigkeit ausbaubar. Eine Fähigkeit, die sich der Imperator zu nutzen machen könnte. Doch auch Peltor hatte Interesse an ihr, an dieser Fähigkeit, die unter Kontrolle und maximaler Ausschöpfung vernichtend sein könnte. Faszination, die man dem arroganten, wie auch kalten Lord kaum anmerken konnte. Die Ruhe und Gefühlskälte ließ es nicht zu, die Reaktion des Lords ablesen zu können. Man sah, dass er viel nachdachte. Dass ihn in einem Moment mehr Gedanken durch den Kopf gingen, als einigen anderen an einem Tag. Er ging nicht sofort auf ihre Worte ein, sondern baute eine lange Pause ein. Ließ sie zappeln, als der eher kleingewachsene Mann einige Schritte weiterging, sich ihr näherte. Das Nagen an den Kräften ließ nach, während es zwischendurch aber zunahm. Es hatte wenige Auswirkungen für Peltor, doch stellte man sich diese Fähigkeit in der vollsten Ausschöpfung vor: Es wäre eine unangefochtene Fähigkeit, die auf eine Person angewandt, dessen Tod bedeuten könnte. Wie wäre es, dem Imperator die Macht und Kraft zu stehlen und ihn so niederzustrecken? Ein rhetorischer Gedanke, welchen er meist nicht offen ließ. Es war wie eine zugedeckte Karte in seinem Kopf. Sie war vorhanden, doch er thematisiert seine Ziele selten, wenn er mit anderen - vor allem mit Machtbegabten - in einem Raum war. Diese Fähigkeit war nämlich nicht zu unterschätzen.
"Wie dem auch sei.", sprach die Stimme erneut. Peltor war einer der geheimnisvollsten Lords. Wie viel Interesse man ihm widmen wollte, war die andere Frage. Doch die Tatsache, dass er die anderen nicht in seine Nähe lässt, macht ihn stärker und unverwundbarer. "Es ist eine faszinierende Fähigkeit. Eine Fähigkeit, die gefährlich sein kann." Dies betonte er genau, während er sie anblickte. "Wann habt Ihr diese zu beherrschen gelernt?" Nun verschränkte er die Arme und blickte sie emotionskalt an. Das Interesse an ihr als menschliches Wesen war herzlich gering. Doch der Ausbau der eigenen Macht war alles. Doch er war sich bewusst, dass man beim Ausbau dieser selbst gestürzt werden konnte. Ein Transferieren oder Erlernen dieser Fähigkeit wäre von Vorteil. Unabhängig vom Leben des Mädchens, denn das war von geringem Wert.
Nashtah schluckte, als nur das leise Rauschen von Peltors Kleidung die Stille durchbrach. Seine Stiefel versachten keinerlei Geräusche auf dem blanken Durastahlboden. Der Körperder Akolytin zog sich zusammen, spannte sich an, ein Schutz für einen möglichen Tritt, wenn auch nur ein sehr unzulänglicher. Aber besser als nichts. Sie hatte bisher mit Kleinigkeiten überlebt - mit gezielt angewandten Kleinigkeiten - vielleicht half ihr das auch in dieser zugegebenermassen für sie ziemlich festgefahrenen Situation. Das Schweigen zog sich in die Hände, doch gerade, als das Mädchen glaubte, die Anspannung würde es zerreissen, sprach der Lord weiter. Gut. Solange er fragte, erschlug er sie nicht. Allerdings konnte es auch sein, dass er das erst dann beabsichtigte, wenn er wusste, was er wissen wollte. Das wiederum schreckte Nashtah jedoch nicht so sehr. Sie lebte hier immer mit einem Fuss im Grab und das Bewusstsein des nahen Todes war damit eine Alltäglichkeit.
Wie man es von ihr bisher immer verlangt hatte, richtete sie sich ein wenig auf, so dass sie zwar immer noch kniete, aber die Stirn nicht mehr am Boden hatte. Den Blick wagte sie aber nicht zu heben, sondern starrte Darth Peltors Stiefelspitzen an, die Arme schützend um den Leib geschlungen. Wie immer und lange antrainiert, unterstrich ihre Haltung, wie schmal und unwichtig sie war. Wie schwach sie sein musste, einfach nur schon aus der Tatsache heraus, dass in ihrem Körper nicht viele Muskeln sitzen konnten. Sie sprach damit Instinkte an, keine bewusste Wahrnehmung. Eine Täuschung. Wie so vieles an ihr. Nashtahs Gedanken jedoch rasten. Diese Begegnung war so unverhofft, dass die Akolythin weit mehr Mühe hatte als sonst, Ihre Angst im Zaum zu halten.
"Ich arbeite seit... fast sechs Jahren daran, mein Lord.", antwortete sie dann wahrheitsgemäss. Zumindest glaubte sie das. Ob es nun fast fünf oder fast sechs waren... auf jeden Fall hatte sie damit begonnen, kurz nachdem sie damals die Ausbildung angetreten hatte. Bestimmt würde Peltor es spüren, wenn sie so direkt log, wie es die mächtigeren ihrer Lehrer auch taten. Nach der Antwort nahm sie sich die Zeit, kurz die Augen zu schliessen, ihren Fokus zu suchen. Sie musste sich beherrschen. Zwingend. Weder schiere Angst noch blosser Zorn halfen ihr hier und jetzt weiter. Geduld konnte der Schlüssel sein.
Sie kniete vor ihm, zeigte sich respektvoll. Das war gut so. Peltor hatte wenige Menschen schon so verändert, dass sie ihn wie einen Gott behandelten. Nicht mehr als zwei. Sie waren auch bereits tot und nur ein gelungener Versuch im Keller. Schwache, unbedeutende Personen. Meist sogar jung und naiv. Peltor liebte die Anerkennung und den Mittelpunkt, war aber nicht bereits offen gegen diesen zu kämpfen. Er tat es aus großer Zurückhaltung, hinterhältig und unberechenbar. Man wusste nicht, was er plante und an der eigenen Loyalität lässt er nicht zweifeln. Nur weil er schweigsam und zurückgezogen lebte, die Öffentlichkeit gar scheute, sprach das nicht gegen ihn. Das erkannte auch der Imperator, der Peltor bisher nicht offen beschuldigte.
Was die Schülerin wirklich dachte, war in Frage zu stellen. Sie würde sich keinem Lord stellen. Das würde kein Akolyth tun. Und dennoch war es eine gewisse Verbundenheit, den eigenen Meister zu eliminieren, wenn man aufsteigen wollte. Deshalb nahm er keine Schüler an und wenn, dann würde er ihre Ausbildung manipulieren und sie unter sich halten. Das tat er auch mit Archiven und Artefakten, für die er sich selbst interessierte: Er behielt sie für sich. Deshalb schienen die Archive vollständig, doch wichtiges behielt er für sich. Allerdings so versteckt, dass kein Verdacht aufkommen konnte. In den tiefsten Kammern seines Schiffes, in den unbekanntesten Gräbern oder an den verlassensten Orten. Er brachte sogar mal ein wichtige Quelle nach Corellia und vergrub dieses unter sein einstiges Haus. Doch wie wichtig die Archive waren, war in Frage zu stellen. Allgemein besaß der Sith-Lord die Meinung, dass die Menschen keineswegs intelligenter als er sein dürften. Ansonsten mussten sie sterben.
"Und wer hat es Euch gelehrt?", erkundigte er sich vergleichweise schnell, allerdings in der gleichen, kalten und monotonen Stimmlage, während er wieder einige Schritte ging und die Ruhe weiterhin genoss. Mit arroganter Miene blickte er auf die Schülerin runter. Gewiss hielt er sich für besser als sie. Er hielt sich für die Perfektion. Die Menschen würde er nach seinem Vorbild neu schaffen. So wären sie wenigstens erträglicher.
Langsam fand Nashtah zu ihrer Ruhe. Die Stille, die herrschte, wurde von ihrem Feind zu ihrem Freund, bot ihr keine Ablenkung von ihrer Aufgabe und dem Sith-Lord, liess sie fokussiert ihrer Aufgabe nachgehen, zu überleben. Sie hatte auch schon darüber gelacht, dass sich der grösste Teil ihrer Ausbildung nur darum drehte, nach der nächsten Ruhephase wieder aufstehen zu können. Lebendig und einigermassen intakt. Ihre Schwäche hatte sie grosse Lektionen gelehrt und sie zu einer Stärke geführt, die andere nicht hatten.
Die Schritte des Lords trugen ihn etwas zur Seite. Sein Schatten wanderte mehrfach über Boden und Wände, geworfen von den vielen kleinen, unscheinbaren Lichtquellen. Die Akolythin dagegen rührte sich nicht. Sie würde verharren, solange Darth Peltor da war und nichts anderes verlangte, und wenn das auch bedeuten konnte, dass sie Stunde um Stunde auf dem Boden kniete und auf die Erlaubnis wartete, sich zu erheben und zu gehen - oder ihre Studien fortzusetzen.
"Ich selbst, mein Lord."
Der heikelste Teil des kurzen Gespräches bisher. Wie würde der Sith es auffassen, dass eine so junge Schülerin eine Fähigkeit erlernt hatte, sie er tatsächlich als interessant empfand? Was würde es sie kosten, dass er hier und jetzt davon erfuhr? Nashtah spürte, dass etwas in Bewegung geraten war, das sich vorher nicht bewegt hatte. Ein Stein war ins Rollen gekommen, ihr Stein, und nun musste sie dafür sorgen, oben zu bleiben. Sie musste darüber nachdenken, wie sie das zu tun hatte, sofern sie das hier überlebte. Darth Peltor galt als überheblich bei den Akolythen, aber das half Nashtah gerade nicht wirklich weiter. Sie musste mehr herausfinden. Über ihn - und über seine Art und Weise, vorzugehen. Sonst würde der kleine Krötenstein, der Nashtah war, bald in der Mühle der Sith zu Staub zerrieben werden. Von den Gedanken getrieben huschte der Blick ihrer grünen Augen hoch, zu Lord Peltors Gesicht, ehe sie sich dabei erwischte und ruckartig wieder zu Boden sah.
Nachdenklichkeit war eine von Peltors Qualitäten. Stets ging er bedacht vor und sagte nie etwas falsches. Es war seine absolute Stärke, diese Ruhe, diese Kontrolle und diese Nachdenklichkeit. Peltor war sich dessen bewusst. Deshalb zweifelte er nicht an sich. Seine Arroganz war nicht unbegründet. Nein, viel eher muss man zugeben, dass er sich nicht nur für brilliant hält - sondern es auch ist.
Wieder ging er einige Schritte, beobachtete seinen Schatten und das kniende Mädchen vor sich. Sie hatte es sich tatsächlich selbst gelehrt? Fragwürdig. Sie musste es auf irgendeiner Ebene gezeigt bekommen haben oder seit ihrer Geburt in sich besitzen. Peltor weiß, dass ein spontanes Erlernen der Fähigkeiten weder einfach, noch unbedingt möglich waren. Doch sie behauptete es. Und er erkannte nichts fragwürdiges. Weder die einfache Menschenkenntnis, noch die Macht sprachen gegen ihre Worte. Wie sollte er vorgehen? Das Transferieren von Macht beherrscht er bei weitem nicht. Zudem würde der Imperator es als kritisch ansehen. Vielleicht mag er abgelenkt sein. Ja, Peltor war der Meinung, dass die oberste Führung die Kontrolle verlor, je größer und individueller man das Imperium gestaltet. Jeder besitzt die eigene Meinung, fürchtet sich vielleicht, aber ist schwieriger zu kontrollieren. Deshalb setzt Peltor so auf die Kontrolle und die Tatsache, aus Menschen leere Hüllen zu machen. Sie als Gefäße der Macht zu nutzen, sie zu besitzen. Nichts mehr wollte er und das war einer seiner klügsten Gedanken. Nur deshalb könnte der Imperator in diesem Imperium umso leichter gestürzt werden.
"Erhebt Euch.", sprach er schließlich, nicht minder leise oder arrogant. Nun war es wieder ein Schweigen, das er an den Tag legte. Ein ruhiges Nachdenken, während er sich von ihr weggedreht hat. Man konnte sehen, dass er nicht nur versuchte, den Raum mithilfe der Macht zu erkundigen, sondern durchaus auch in die Tiefen ihrer Gedankenwelt einzudringen. Doch es war schwierig. Sie fürchtete sich, wurde aber ruhiger. Es waren offensichtliche Emotionen, die er spürte. Doch noch hatte er wenig Zugriff auf ihre Gedanken. "Ihr seid ruhig.", stellte er schließlich fest. "Gut." Langsam drehte sich der Sith-Lord um. "Erzählt mir von Eurer Fähigkeit.", sprach die langsame und ruhige Stimme. "Wie habt Ihr sie entdeckt und wie kamt Ihr auf den Gedanken, diese zu entwickeln?" Interesse an der Fähigkeit, weniger an ihr. Sie konnte sich denken, was der Sith erreichen wollte. Und dennoch sah man seine Absichten nicht. Wollte er es nutzen? Wollte er sie ausbilden? Wollte er andere warnen? Ein offenes Spiel und nur Peltor weiß, zu was das Gespräch führen könnte.
Nashtah gehorchte. Eine Wahl gab es ohnehin nicht. Geschmeidig kam sie auf die Füsse, hielt den Kopf jedoch gesenkt. Der alte, ramponierte Mantel verhüllte den schmalen Körper und liess die junge Schülerin abgerissen erscheinen. Ihre Gedanken jedoch waren schnell und scharf, suchten noch immer nach dem Ausweg. Bis sie ihn gefunden hatte, würde sie mitspielen. Danach vielleicht versuchen, die Regeln etwas zu manipulieren. Darin, die Schwächere zu sein, hatte sie schliesslich Übung. Das Lob dafür, dass sie Ruhe bewahrte, nahm die Akolythin dabei für leere Worte. Solange sie nicht wusste, was der Lord beabsichtigte, würde sie nichts glauben, was er sagte. Als Wahrheit annehmen müssen, aber nicht glauben.
"Ich entdeckte Hinweise darauf in alten Aufzeichnungen, mein Lord. Und ich übte mich darin, um... alle anderen zu täuschen und so zu überleben. Sie verhöhnen meine Schwäche, während ich ihre Stärke raube."
Das war zugegebenermassen ziemlich knapp zusammengefasst, aber Nashtah wollte nicht mehr preisgeben als unbedingt nötig. Ausserdem war die Antwort durchaus präzise und ein Mann von den Fähigkeiten und der Intelligenz eines Sithlords würde damit wohl genug anfangen können. Immerhin wusste er, was eine Sith-Akademie war und wie viele der Akolythen starben.
Ein leises Summen drang durch die Stille der Bibliothek, als ein Heizaggregat den Modus wechselte, um sich der weiter sinkenden Aussentemperatur der Gebäude anzupassen. Das Geräusch, so dezent es auch war, schien Nashtah geradezu dröhnend zu sein, doch sie versuchte es auszublenden. Ihre nun von den Ärmeln verborgene Hände bewegten sich unruhig, durchliefen leichte Fingerübungen, weil das Mädchen verhindern wollte, dass sie sich wieder zu Fäusten krampften. Verkrampfungen griffen häufig in den ganzen Körper über. Und sie musste ruhig bleiben, wenn sie den kleinen Teil Kontrolle, den sie vielleicht hatte, auch behalten wollte.
Sie erhob sich. Sie war klein. Ihr genaues Alter kannte Peltor nicht. Es interessierte ihn auch nicht. Sie war ein Kind und würde keine leichte Entwicklung vor sich haben. Nein, viel eher würde sie untergehen können, wenn sie nicht aufpasst. Denn sie war nur ein Kind und wäre Peltor ein Narr, würde nichts dagegen sprechen, ihr ein Lichtschwert ins Herz zu rammen. Für Peltor war dies der Kern der Sith. Ein Kern, den der Mann verabscheute und aus seinem Weltbild verbannt hatte. Die grausame und sinnlose Herrschaft der Sith. Nicht, dass Peltor von Grausamkeit und Folter absah. Nein, vermutlich war er einer der Männer, die zu den schlimmsten Folterer des Ordens gehörte.
Nun verfolgte er langsam ihre Worte und runzelte die Stirn, während er nun von ihr weggedreht stand und zuhörte. Langsam verschränkte er die Arme, die einerseits eine gewisse Distanz, aber sicher auch eine gewisse Verschlossenheit zeigten.
"Es ist eine ausgesprochene Gabe, sich Dinge selbst mithilfe von Aufzeichnungen beizubringen.", sprach Peltor. Dieser Meinung war er, da er sich vieles selbst beibrachte, das er heute kann und es mithilfe von Meistern schließlich perfektionieren konnte. Da der Sith sich für einzigartig hielt, würde er ihr das natürlich zugestehen. "Und eine kluge Vorgehensweise." Langsam nickte er, während er immer noch die Ruhe selbst war und fast eins mit all den Archiven war. "Sagt mir, wo fandet ihr diese ... Aufzeichnung?" Er erkannte Ähnlichkeit zu dem Lord des Hungers, Darth Nihilus, über den er einst etwas las. Schon lange befand er sich auf der Suche nach der Maske des Sith. Die Fähigkeit, die Macht aus anderen Fähigkeiten zu absorbieren, klang faszinierend. Und das sah man den Sith-Lord zwar nicht an, aber wer ihn kannte, wusste, dass sein Interesse an anderen nur da ist, wenn es ihn selbst weiterbringen konnte.
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