Weiterzumachen, wie Admiral Vaash es nannte, war letztlich eine Frage des Willens, auch eine der praktikablen Machbarkeit sicherlich, aber vor allem eine des Willens. Wenn Cassio sich den Flottenadmiral gerade ansah, war ein entschlossener Wille nicht unbedingt das, was er aus dessen Auftreten mitnahm. Das empfand er nicht einmal als Vorwurf gegenüber Vaash. Der Wille war im letzten Jahr sehr stark auf die Probe gestellt worden und dabei nahm sich Cassio selbst keineswegs aus. Das Imperium brauchte einen Sieg, der die Moral wieder anhob. Doch… sie bekamen einfach keinen, zumindest keinen, der wirklich etwas wert war. Die Überfälle von Harrsk waren lästig und mochten vereinzelt auch einen gewissen militärischen Wert haben, indem sie die Republik zur Verlegung von Flottenteilen nötigen konnte. Aber es war nicht dieses große, glorreiche Einzelereignis, bei dem man konkret auf etwas zeigen konnte, um zu demonstrieren, was man erreicht hatte. So wie etwa seinerzeit die Befreiung von Corellia von Großadmiral Pitta. Als Imperialer hatte man hier etwas Konkretes in der Hand, die Vorstellung voranzukommen und, ja, sinnvoll zu handeln. Eriadu hätte so etwas sein können, doch nun eher den gegenteiligen Effekt bewirkt.
Worin sich das Gespräch jedoch dann entwickelte, hätte Cassio keineswegs erwartet, als der Flottenadmiral mit seiner, zumindest aus Cassios Sicht, für ihn ungewöhnlichen Antwort begann. Was geschah hier gerade? Der Alsakani rückte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er war gewohnt, dass Bedenken in Besprechungen geäußert wurden. Sowie eine Diskussion über eben diese Bedenken, sowie deren anschließende Zurückweisungen. Selbst diverse überharte, vielleicht problematische Entscheidungen aus einer gewissen Notwendigkeit heraus waren seinerzeit im Oberkommando besprochen und für akzeptabel befunden worden. Das waren Dinge, die bedauerlich, aber wohl mitunter notwendig gewesen waren. Das hier jedoch sprengte einen Rahmen, der so abstoßend und militärisch sinnentleert war, dass er es schlichtweg nicht glauben konnte. Alderaan war im Vergleich hierzu sogar noch gut begründbar gewesen: eine rebellierende Rebellenhochburg, der letzte imperiale Versuch, einen blutigen Bürgerkrieg, wenn auch durch völlig übertriebene Gewaltanwendung, noch irgendwie zu verhindern. Es hatte natürlich nicht funktioniert – im Gegenteil, es war der schlimmste Katalysator, den die Rebellion überhaupt in ihrem Bestehen erhalten hatte –, aber zumindest war dieses grundlegende Motiv dahinter rational begreifbar oder zumindest erklärbar zu machen. Doch was war hier? Eine dumme militärische Aktion aus purer Verzweiflung, und in einer gerade zu kindlichen Erwartung, dass dies keine äußeren Konsequenzen haben würde. Und was war nun die Reaktion hier an diesem Tisch? Was hier gerade etabliert wurde, war eine systematische Vernichtung der Frage der Verhältnismäßigkeit, nämlich insoweit als diese überhaupt nicht mehr zu stellen war, da sich am Ende ohnehin der Staub der Geschichte darüberlegen würde und man durch vergangenes extremes Handeln nun in der Zukunft einen Freibrief für alles haben würde. Damit war auch das Ende jeder bürgerlichen Zivilisation genehm, soweit es nur abstrakt als Option in Betracht, ganz gleich ob es einem inneren Zweck diente. Diese Form eines völligen Nihilismus machte sämtliche Wertvorstellungen… nun… im wahrsten Sinne wertlos, jegliche Problematisierung sämtlichen operativen und hier nun taktischen Handelns überflüssig und war Cassio daher völlig fremd. So wie das eigentlich aus seiner Sicht allen Berufssoldaten fremd sein sollte. Es irritierte ihn geradezu, dass ausgerechnet ein Tiberius Vaash diese Auffassung äußerte. Er sah den alten Offizier nach dessen nihilistischen Vortrag missbilligend, ja geradezu enttäuscht, an, auch wenn ihm nicht entging, dass der Flottenadmiral noch andere Gedanken im Kopf hatte und diese ihn schwer beschäftigen mussten. Doch Cassio konnte nicht anders. Er hatte sich, anders als sein Gegenüber, indes nie als einen besonderen Ehrenmann empfunden, sondern eben als einen durchschnittlich pragmatischen imperialen Soldaten. Dass ausgerechnet nur er sich nun an dieser Angelegenheit zu stören schien, obwohl er im Stab mitunter als willfähriges Werkzeug angesehen wurde, war für ihn eine eigenwillige Erfahrung. Waren dies alles völlige Ja-Sager unter Tiberius Vaash? Niemand sonst wusste sich daran zu stören? Das konnte er sich eigentlich nicht so recht vorstellen, aber warum blieben die anderen Beteiligten hier derart stumm und schienen dies ohne weiter Rückfrage hinzunehmen? Dies würde er wohl nie erfahren, aber schlussendlich kam er nicht umhin zuzugeben, dass es ihm – so wie die Besprechung generell gelaufen war – eigentlich auch gleich war.
Cassio wappnete sich für eine harsche Erwiderung an Sloane, sein Gesichtsausdruck war mittlerweile von dauerhaft offener Verärgerung. Sloane war lediglich die verstörende Karikatur dieser Auffassung, die zudem noch immer nicht verstanden hatte, dass ihr Tod im großen Fleischwolf das war, was das System für sie hier vorgesehen hatte, ganz gleich, was es ihr noch an vermeintlichen Optionen suggerierte. Sie begriff nicht, dass sie für ein neues Alderaan plädierte, etwas, das die Rebellion exponentiell stärker und nicht schwächer machen würde. Etwas, das sich das Imperium nicht mehr leisten konnte. Und sie verstand vor lauter Propagandasprüchen offenbar auch nicht, dass sich der Wind gedreht hatte. Denn Sloane hatte in gewisser Weise zwar Recht: Kulturen beugten sich oder vergingen. Die Ironie war aber, dass die Galaxis gerade im Begriff, die imperiale Kultur zu der zu machen, die sich beugen sollte. In einer anderen Situation hätte über diese Ironie wohl schmunzeln können. Denn die Verärgerung hatte in seiner Emotion bereits überhandgenommen, Ärger einerseits über das Inhaltliche als auch über seine persönliche Behandlung unter diesen illustren Personen überzeichnete dennoch nicht die Linie, die er für sich als professioneller Soldat zog. Noch nicht. Als Admiral Vaash die Hand hob, um das Gespräch an sich zu ziehen, respektierte Cassio dies daher – wenn auch widerwillig – und ließ somit die Aussage von Sloane unwidersprochen im Raum stehen, so falsch er das auch empfand. Der Flottenadmiral hatte bereits Schwierigkeiten genug, nicht die Kontrolle über das Treffen zu verlieren. Auch Cassios Sicht hatte er das bereits und dennoch fühlte er nicht das Bedürfnis, dies gegenüber seinem Vorgesetzten auch noch zu zelebrieren. So verblieb es bei einem Kopfschütteln seinerseits, wenngleich für andere wohl unklar bleiben müsste, auf welchen Teil er sich damit bezog.
Dann jedoch ergriff der Flottenadmiral auch direkt wieder das Wort und revidierte ein wenig das nihilistische Bild, das er zuvor angedeutet hatte. Das mochte den angestauten Ärger Cassios etwas zu mindern, aber daran, dass seine Finger in einem seltenen Anflug von Unruhe auf der Tischplatte tanzten, ließ sich durchaus erkennen, dass er der Besprechung insgesamt wenig abgewinnen konnte. Er wollte aus dieser Situation heraus. Unklar verblieb für Cassio die Andeutung des Flottenadmirals, wonach dieser nun den Imperator zu konsultieren suchte. Für die Frage, die im Raum stand, erschien das wenig Sinn zu ergeben, zumal sich der Imperator wenig für militärische Einzelfragen zu interessieren schien.
„Sollte der Thron unsere missliche Lage begreifen und uns Verstärkung zusenden, mit der sich die Aufgabe seriös lösen ließe, so ist das sicher jedem willkommen.“
Cassio blickte kurz im Raum herum. Ein Stuhl war in der Besprechung leer geblieben und da Admiral Daro Zen nicht in der Besprechung anwesend war, vermutete er, dass diese noch nicht bei Ithor eingetroffen war. Das schien allerdings etwas irritierend, da sie den Marschbefehl noch vor ihm bekommen hatte. Seltsam. Aber Cassio war müde davon, sich diese Gedanken zu machen, gerade heute, Probleme anderer Personen zu den seinen zu machen. Er hatte genug eigene und es zeigte sich auch, dass die eigene Kraft auch richtig eingesetzt werden mochte. Die Botschaft zu seiner Tochter sowie diese Besprechung waren eine schwierige Kombination, die ihn vermutlich auch anfälliger für seinen Ärger gemacht hatten als er eigentlich sein sollte. Aber auch er war keine Maschine, die immer tadellos funktionierte.
Im Raum ertönte ein kurzer Ton, der das angesetzte Ende der Besprechung einläutete. Cassio atmete beinahe umgehend etwas Luft aus, beinah erleichtert. Pünktlich öffnete sich auch sofort die Türe und Droiden brachten lautlos Teller mit frischem Essen in die Offiziersmesse hinein, die sie vor den besetzten Stühlen ablegten. Das signalisierte das offizielle Ende der Besprechung und das nahm Cassio nur zu gerne an.
„Gut“, brummte er. „Dann sind wir hier fertig. Wie ich bereits sagte, werde ich ohnehin nichts essen.“
Die Besprechung hatte seinen Appetit nicht gesteigert, eher im Gegenteil. Er schob den unberührten Teller und das Glas auf die Ablagefläche des Droiden neben ihm, stand auf und wandte sich dann dem Flottenadmiral zu.
„Admiral Vaash“, sagte er und deutete mit dem Kopf eine leichte Verneigung an, um sich zurückzuziehen. Dann packte er mit einem verkrampften Griff seine eigene Schirmmütze auf dem Tisch und wandte sich von den anderen ab. Ohne Blickkontakt mit den Offizieren aufzunehmen, verließ er den Besprechungsraum wortlos. Er hatte nicht erwartet, dass diese Besprechung diese Form annehmen würde. Integrative Bemühungen waren gar keine erkennbar gewesen. Eine in vielerlei Hinsicht völlig würdelose Veranstaltung, weder dem Thema noch der Art her angemessen. Doch schließlich musste Cassio feststellen, dass ihn mit diesen Menschen einfach nichts verband. Überhaupt nichts. Weder die Form noch die Arbeitsweise. Stabsbesprechungen im Zentrum waren auch durchaus hitzig und emotional geführt, er hatte allerdings nie erlebt, dass Personen darin herabgewürdigt wurden. Oder vielleicht war es ihm auch nur nicht aufgefallen und er war derjenige gewesen, der herabgewürdigt hatte. Durchaus denkbar. Er hatte nicht unbedingt bei vielen Personen einen Stein im Brett. Trotzdem ärgerte er sich über diese vertane Chance, denn letztlich waren es solche Banalitäten, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden konnten. Persönliche Differenzen zwischen Offizieren kosteten manche Erfolge, die andernfalls möglich gewesen wären. Und warum sollte Cassio nach dieser Veranstaltung unnötig sein Leben für eine dieser Personen riskieren wollen? Mit Abstrichen von einem Tiberius Vaash in besserer Verfassung kümmerte es ihn nicht, wenn sie tot waren. Dafür hatte er schon genug Namen gelesen. Helden des Imperiums. Helden sinnloser Tode, bestenfalls. Auf ein paar mehr oder weniger kam es nun nicht mehr an. Ärgerlich war daran nur, dass er einer der Namen neben ihnen sein würde.
Worin sich das Gespräch jedoch dann entwickelte, hätte Cassio keineswegs erwartet, als der Flottenadmiral mit seiner, zumindest aus Cassios Sicht, für ihn ungewöhnlichen Antwort begann. Was geschah hier gerade? Der Alsakani rückte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er war gewohnt, dass Bedenken in Besprechungen geäußert wurden. Sowie eine Diskussion über eben diese Bedenken, sowie deren anschließende Zurückweisungen. Selbst diverse überharte, vielleicht problematische Entscheidungen aus einer gewissen Notwendigkeit heraus waren seinerzeit im Oberkommando besprochen und für akzeptabel befunden worden. Das waren Dinge, die bedauerlich, aber wohl mitunter notwendig gewesen waren. Das hier jedoch sprengte einen Rahmen, der so abstoßend und militärisch sinnentleert war, dass er es schlichtweg nicht glauben konnte. Alderaan war im Vergleich hierzu sogar noch gut begründbar gewesen: eine rebellierende Rebellenhochburg, der letzte imperiale Versuch, einen blutigen Bürgerkrieg, wenn auch durch völlig übertriebene Gewaltanwendung, noch irgendwie zu verhindern. Es hatte natürlich nicht funktioniert – im Gegenteil, es war der schlimmste Katalysator, den die Rebellion überhaupt in ihrem Bestehen erhalten hatte –, aber zumindest war dieses grundlegende Motiv dahinter rational begreifbar oder zumindest erklärbar zu machen. Doch was war hier? Eine dumme militärische Aktion aus purer Verzweiflung, und in einer gerade zu kindlichen Erwartung, dass dies keine äußeren Konsequenzen haben würde. Und was war nun die Reaktion hier an diesem Tisch? Was hier gerade etabliert wurde, war eine systematische Vernichtung der Frage der Verhältnismäßigkeit, nämlich insoweit als diese überhaupt nicht mehr zu stellen war, da sich am Ende ohnehin der Staub der Geschichte darüberlegen würde und man durch vergangenes extremes Handeln nun in der Zukunft einen Freibrief für alles haben würde. Damit war auch das Ende jeder bürgerlichen Zivilisation genehm, soweit es nur abstrakt als Option in Betracht, ganz gleich ob es einem inneren Zweck diente. Diese Form eines völligen Nihilismus machte sämtliche Wertvorstellungen… nun… im wahrsten Sinne wertlos, jegliche Problematisierung sämtlichen operativen und hier nun taktischen Handelns überflüssig und war Cassio daher völlig fremd. So wie das eigentlich aus seiner Sicht allen Berufssoldaten fremd sein sollte. Es irritierte ihn geradezu, dass ausgerechnet ein Tiberius Vaash diese Auffassung äußerte. Er sah den alten Offizier nach dessen nihilistischen Vortrag missbilligend, ja geradezu enttäuscht, an, auch wenn ihm nicht entging, dass der Flottenadmiral noch andere Gedanken im Kopf hatte und diese ihn schwer beschäftigen mussten. Doch Cassio konnte nicht anders. Er hatte sich, anders als sein Gegenüber, indes nie als einen besonderen Ehrenmann empfunden, sondern eben als einen durchschnittlich pragmatischen imperialen Soldaten. Dass ausgerechnet nur er sich nun an dieser Angelegenheit zu stören schien, obwohl er im Stab mitunter als willfähriges Werkzeug angesehen wurde, war für ihn eine eigenwillige Erfahrung. Waren dies alles völlige Ja-Sager unter Tiberius Vaash? Niemand sonst wusste sich daran zu stören? Das konnte er sich eigentlich nicht so recht vorstellen, aber warum blieben die anderen Beteiligten hier derart stumm und schienen dies ohne weiter Rückfrage hinzunehmen? Dies würde er wohl nie erfahren, aber schlussendlich kam er nicht umhin zuzugeben, dass es ihm – so wie die Besprechung generell gelaufen war – eigentlich auch gleich war.
Cassio wappnete sich für eine harsche Erwiderung an Sloane, sein Gesichtsausdruck war mittlerweile von dauerhaft offener Verärgerung. Sloane war lediglich die verstörende Karikatur dieser Auffassung, die zudem noch immer nicht verstanden hatte, dass ihr Tod im großen Fleischwolf das war, was das System für sie hier vorgesehen hatte, ganz gleich, was es ihr noch an vermeintlichen Optionen suggerierte. Sie begriff nicht, dass sie für ein neues Alderaan plädierte, etwas, das die Rebellion exponentiell stärker und nicht schwächer machen würde. Etwas, das sich das Imperium nicht mehr leisten konnte. Und sie verstand vor lauter Propagandasprüchen offenbar auch nicht, dass sich der Wind gedreht hatte. Denn Sloane hatte in gewisser Weise zwar Recht: Kulturen beugten sich oder vergingen. Die Ironie war aber, dass die Galaxis gerade im Begriff, die imperiale Kultur zu der zu machen, die sich beugen sollte. In einer anderen Situation hätte über diese Ironie wohl schmunzeln können. Denn die Verärgerung hatte in seiner Emotion bereits überhandgenommen, Ärger einerseits über das Inhaltliche als auch über seine persönliche Behandlung unter diesen illustren Personen überzeichnete dennoch nicht die Linie, die er für sich als professioneller Soldat zog. Noch nicht. Als Admiral Vaash die Hand hob, um das Gespräch an sich zu ziehen, respektierte Cassio dies daher – wenn auch widerwillig – und ließ somit die Aussage von Sloane unwidersprochen im Raum stehen, so falsch er das auch empfand. Der Flottenadmiral hatte bereits Schwierigkeiten genug, nicht die Kontrolle über das Treffen zu verlieren. Auch Cassios Sicht hatte er das bereits und dennoch fühlte er nicht das Bedürfnis, dies gegenüber seinem Vorgesetzten auch noch zu zelebrieren. So verblieb es bei einem Kopfschütteln seinerseits, wenngleich für andere wohl unklar bleiben müsste, auf welchen Teil er sich damit bezog.
Dann jedoch ergriff der Flottenadmiral auch direkt wieder das Wort und revidierte ein wenig das nihilistische Bild, das er zuvor angedeutet hatte. Das mochte den angestauten Ärger Cassios etwas zu mindern, aber daran, dass seine Finger in einem seltenen Anflug von Unruhe auf der Tischplatte tanzten, ließ sich durchaus erkennen, dass er der Besprechung insgesamt wenig abgewinnen konnte. Er wollte aus dieser Situation heraus. Unklar verblieb für Cassio die Andeutung des Flottenadmirals, wonach dieser nun den Imperator zu konsultieren suchte. Für die Frage, die im Raum stand, erschien das wenig Sinn zu ergeben, zumal sich der Imperator wenig für militärische Einzelfragen zu interessieren schien.
„Sollte der Thron unsere missliche Lage begreifen und uns Verstärkung zusenden, mit der sich die Aufgabe seriös lösen ließe, so ist das sicher jedem willkommen.“
Cassio blickte kurz im Raum herum. Ein Stuhl war in der Besprechung leer geblieben und da Admiral Daro Zen nicht in der Besprechung anwesend war, vermutete er, dass diese noch nicht bei Ithor eingetroffen war. Das schien allerdings etwas irritierend, da sie den Marschbefehl noch vor ihm bekommen hatte. Seltsam. Aber Cassio war müde davon, sich diese Gedanken zu machen, gerade heute, Probleme anderer Personen zu den seinen zu machen. Er hatte genug eigene und es zeigte sich auch, dass die eigene Kraft auch richtig eingesetzt werden mochte. Die Botschaft zu seiner Tochter sowie diese Besprechung waren eine schwierige Kombination, die ihn vermutlich auch anfälliger für seinen Ärger gemacht hatten als er eigentlich sein sollte. Aber auch er war keine Maschine, die immer tadellos funktionierte.
Im Raum ertönte ein kurzer Ton, der das angesetzte Ende der Besprechung einläutete. Cassio atmete beinahe umgehend etwas Luft aus, beinah erleichtert. Pünktlich öffnete sich auch sofort die Türe und Droiden brachten lautlos Teller mit frischem Essen in die Offiziersmesse hinein, die sie vor den besetzten Stühlen ablegten. Das signalisierte das offizielle Ende der Besprechung und das nahm Cassio nur zu gerne an.
„Gut“, brummte er. „Dann sind wir hier fertig. Wie ich bereits sagte, werde ich ohnehin nichts essen.“
Die Besprechung hatte seinen Appetit nicht gesteigert, eher im Gegenteil. Er schob den unberührten Teller und das Glas auf die Ablagefläche des Droiden neben ihm, stand auf und wandte sich dann dem Flottenadmiral zu.
„Admiral Vaash“, sagte er und deutete mit dem Kopf eine leichte Verneigung an, um sich zurückzuziehen. Dann packte er mit einem verkrampften Griff seine eigene Schirmmütze auf dem Tisch und wandte sich von den anderen ab. Ohne Blickkontakt mit den Offizieren aufzunehmen, verließ er den Besprechungsraum wortlos. Er hatte nicht erwartet, dass diese Besprechung diese Form annehmen würde. Integrative Bemühungen waren gar keine erkennbar gewesen. Eine in vielerlei Hinsicht völlig würdelose Veranstaltung, weder dem Thema noch der Art her angemessen. Doch schließlich musste Cassio feststellen, dass ihn mit diesen Menschen einfach nichts verband. Überhaupt nichts. Weder die Form noch die Arbeitsweise. Stabsbesprechungen im Zentrum waren auch durchaus hitzig und emotional geführt, er hatte allerdings nie erlebt, dass Personen darin herabgewürdigt wurden. Oder vielleicht war es ihm auch nur nicht aufgefallen und er war derjenige gewesen, der herabgewürdigt hatte. Durchaus denkbar. Er hatte nicht unbedingt bei vielen Personen einen Stein im Brett. Trotzdem ärgerte er sich über diese vertane Chance, denn letztlich waren es solche Banalitäten, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden konnten. Persönliche Differenzen zwischen Offizieren kosteten manche Erfolge, die andernfalls möglich gewesen wären. Und warum sollte Cassio nach dieser Veranstaltung unnötig sein Leben für eine dieser Personen riskieren wollen? Mit Abstrichen von einem Tiberius Vaash in besserer Verfassung kümmerte es ihn nicht, wenn sie tot waren. Dafür hatte er schon genug Namen gelesen. Helden des Imperiums. Helden sinnloser Tode, bestenfalls. Auf ein paar mehr oder weniger kam es nun nicht mehr an. Ärgerlich war daran nur, dass er einer der Namen neben ihnen sein würde.