#1

Paarin Minor


Sektor: Cademimu
System: Paarin Minor
Koordinaten: M-6

Paarin Minor liegt an der Celanon-Spur und ist das ehemalige Verwaltungszentrum des imperialen Obersektors 9 und war vor der Schlacht von Endor Hauptquartier des hierfür zuständigen „Brazen Petard Command“.

Kurz nach der Schlacht von Endor zog sich das imperiale Flottenkommando von dem Planeten zurück und stattdessen wurde der Planet von dem abtrünnigen imperialen Großadmiral Josef Grunger besetzt und dient seither als dessen Hauptwelt.
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#2
Flottenadmiral Fleviar Horrten trat in den Kartenraum des Schlachtschiffes Aggressor, der abseits von einer holographischen Projektion der bekannten Schlachtaufstellungen und Flottenpositionen nur einen einzigen Stuhl barg. Der Offizier trat ohne zu zögern an den Projektor heran und schob die in seiner Hand befindliche Holodisc in den hierfür vorgesehenen Leser. Nach einem kurzen Moment aktualisierte sich die Anzeige und bedeutete, dass einige der als rot markierten Positionen sich randwärts bewegten, während andere sich um die Planeten Baroli und Druckenwell massiv ansammelten.
„Einige Abzüge der Rebellen wegen des Angriffs auf Terminus“, sagte Horrten und umspielte sein Kinn mit seinen Fingern. „Aber sollten diese neuesten Berichte stimmen, steht außer Frage, dass die Rebellen in den nächsten Wochen von beiden Routen nach Denon vorstoßen werden.“
Der Angesprochene auf dem Stuhl nickte zunächst stumm. Seine weiße Uniform glitzerte blau im Schein der Holoprojektion. Er legte die jeweiligen Finger beider Hände aneinander, ehe er aus dem Halbdunkel antwortete.
„Es wird also ernst. Wenn sich deren beiden Flottengruppen dort vereinigen, haben die Rebellen eine Streitmacht massiert, die in der Lage wäre, jede imperiale Verteidigung im Kern zu überwältigen, vielleicht mit Ausnahme Kuats.“
Der Blick von Großadmiral Josef Grunger ging einige Meter zur Seite und fixierte sich auf die grün eingefärbten Symbole, welche die kernwärtigen Verteidigungsstreitkräfte des Imperiums unter Vesperums Besatzungsmacht zeigten.
„Diese Verteidigung ist armselig. Kein koordiniertes Vorgehen, jeder kämpft nur für sich. Wahrscheinlich rächt sich nun die hohe Macht der Moffs, die alle nur auf ihre eigenen Regionen blicken und keinem Konkurrenten Unterstützung gewähren. Geht das so weiter, fällt zwangsläufig ein System nach dem anderen.“
„Uns läuft die Zeit davon“, ergänzte Horrten.
Der Großadmiral nickte ernst. „Ja“, äußerte er auf bedeutungsschwere Art. Es war in mehrerer Hinsicht der Fall. In den Wirren nach Endor, als Großadmiral Takel seinen Kollegen Grunger zur unbedingten Loyalität ihm gegenüber verpflichten wollte, um – angeblich – einen sicheren Übergang zur Nachfolge des Imperators zu gewährleisten, hatte es bereits nach Putsch gerochen. Als Grunger sich dem verweigert hatte, waren die beiden aneinandergeraten und schlussendlich waren recht rasch nach Endor zwischen den Flotten der beiden Kämpfe ausgebrochen. Ob und wieweit das Ganze wirklich ein Missverständnis zwischen den beiden oder echte Feindschaft gewesen war, hatte Horrten nie ganz verstanden. Doch an der Integrität und Loyalität seines Vorgesetzten Josef Grunger hatte für ihn niemals auch nur ein Zweifel bestanden. Er diente bereits seit Jahren für ihn und würde mit seinem Leben dafür bürgen, dass Grunger das Imperium niemals bewusst verraten würde. So hatten es wohl auch seine Männer interpretiert und sich damals noch glühend hinter ihn gestellt, insbesondere als im Zentrum das Schauspiel einer Scheinnachfolge unter Waffengewalt initiiert worden war durch eine Person, von der sich Grunger nachhaltig weigerte, sie beim Namen zu nennen. Es war der Usurpator. Die Würdigung des Namens hatte Vesperum von Grunger jedenfalls nach Horrtens Kenntnis nie erhalten.

Doch nach dem gewonnenen Scharmützel gegen Großadmiral Takel, der daraufhin in Richtung des Kerns zurückgekrochen war, war zu Grungers Entsetzen keine Gegenbewegung gegen den Putsch zu Lasten des Throns gefolgt. Außer sich war der Großadmiral gewesen, hatte seine Kollegen als Feiglinge und Verräter beschimpft, die das Imperium für die eigene Amnestie verkauft hatten. Und nun hockten sie da, in Amt und Würden und küssten die Stiefel eines Eroberers. Vesperum hatte dem Imperium mit seiner Attacke das Herz durchbohrt, doch das feige Oberkommando hatte es aus dem Körper gezogen und in Stücke zerrissen. Offensichtlich interpretierten das auch noch viele andere so, hatten dem Imperium dauerhaft den Rücken gekehrt; Ardus Kaine, Treuten Teradoc, möglicherweise auch Zsinj. Aber sie alle warteten ab und, ja, konnten es sich vielleicht auch leisten. Grungers Zeichen dagegen standen auf Handeln. Je länger Vesperum an der Macht war, je mehr Tage sich das Scheusal am Imperium verging, desto mehr Scheinlegitimität erwarb er. Tag für Tag. Irgendwer musste anfangen. Zeigen, dass das Imperium nicht nur eine leere Hülle war, die jeder für sich einnehmen konnte, sondern weitaus mehr. Ein Gedanke. Auf den Vesperum spuckte. Aber, wie Horrten auch klar war, noch ein anderes, weitaus praktischeres Thema zwang Grunger zum Handeln: seine Flotte. Oder noch genauer: Credits. Die Knappheit hiervon. Grungers Flotten waren in tadellosem Zustand, kriegserfahren, wenn auch vielleicht etwas bequem geworden durch die Inaktivität der letzten Monate. Aber die Größe von Grungers Streitmacht und seine kontrollierten Grenzen passten nicht zueinander. Es war klar, dass Grunger dringend finanzielle Mittel benötigte, da er andernfalls den Sold seiner Männer mittelfristig nicht mehr bezahlen konnte. Der Flecken Galaxis, in dem er sich aufhielt, genügte nicht, um auf Dauer planen zu können. Dazu war die Instandhaltung seiner Schiffe und insbesondere der Aggressor viel zu kostenaufwendig. Es war bedauerlich, dass ein großer Militärstratege wie Grunger durch derartige banale Dinge eingeschränkt wurde, aber die Logistik war nicht wegzudiskutieren. Wenn sie etwas verändern wollten, würden sie dann tun müssen, wenn sie am stärksten waren – und stärker als jetzt würden sie nicht mehr werden, sondern fortan durch Abwanderung oder Verkauf von Schiffen stetig an Kampfkraft verlieren.
„Der Abzug einer großen Streitkraft für Vergeltungsangriffe durch Harrsk muss allerdings ihre strategische Reserve empfindlich ausgedünnt haben“, fuhr Grunger schließlich fort. „Das ist eine größere Operation wie wir von unseren Freunden erfahren haben. Ich denke nicht, dass wir damit rechnen müssen, dass diese Schiffe bald zurückkehren. Sie konzentrieren sich offensiv also vollständig auf die Rebellen. Das eröffnet uns die einzige Chance, die wir vielleicht je haben werden. Brechen wir einmal durch ihre Linien, werden sie uns bis in den Kern nur noch hinterherfliegen können. Sofern ich mit Tigellinus irgendwie vereinbaren kann, die Whelm an Ort und Stelle zu behalten und uns gewähren zu lassen, ist sogar das Zentrum greifbar.“
„Ist Tigellinus pragmatisch genug dafür?“
„Ich weiß es nicht. Aber Tigellinus ist clever. Die Art von clever, die nicht auf ein verlierendes Fathier setzt. Sollte sich für ihn abzeichnen, dass wir das gewinnende sind, wird er umfallen.“
Horrten sagte darauf zunächst nichts, blieb aber skeptisch neben dem Großadmiral stehen. Es war viel Hoffnung notwendig, um daran glauben zu können, doch manchmal war das alles, was benötigt wurde. Schlussendlich hatte Vesperum mit weniger als dem, was sie zur Verfügung hatten, mehr erreicht. Seinerzeit hätten das auch alle für verrückt erklärt, aber dann war dieses Wunder tatsächlich geschehen. Warum sollte Grunger, einer der erfahrensten und besten Schlachtenlenker des Imperiums in dessen Hochzeit dies also nicht gelingen können? Doch der Restzweifel blieb. Begannen sie mit der Intervention, gab es wohl kein Zurück mehr. Der Status des Abwartens war vorüber, bis sie entweder obsiegt hatten oder starben. Beides war möglich, das eine vielleicht wahrscheinlicher als das andere. Sie hatten nur diese eine Karte und sie mussten sie dann ausspielen, wenn sie sicher waren, dass sie auch den Erfolg brachte, den sie maximal bringen konnte.
„Aber können wir das wagen? Wir wären die ersten, die aktiv das Imperium angreifen“, fragte Horrten, während sein Blick auf den weißen Punkt blickte, der das Imperiale Zentrum zeigte. So weit weg, und doch das Ziel all derer, die auf der galaktischen Bühne derzeit nach etwas strebten. Imperiale, Rebellen, der Weg zum Sieg war der Pfad nach Coruscant.
„Die zweiten, korrigierte Grunger seinen Stellvertreter und verzog dann aber das Gesicht, als seine Gedanken sich auf eine bestimmte Person zu konzentrieren begannen. „Der Usurpator war der, der zuerst auf unsere Leute geschossen hat. Wir sind jetzt das Imperium, Fleviar. Er hat viel zu lange schon unsere Idee als Geisel gehalten. Wir wissen, dass die Moffs und viele unserer Freunde ihn nur aus Angst unterstützen. Wenn wir ihnen eine ernsthafte Alternative zeigen, werden sie uns folgen. Wir erobern nicht, wir befreien. Um wieder ein Imperium zu sein. Und zusammen sind wir stark genug, um mit den Rebellen endgültig aufzuräumen.“
Ein kurzes Schweigen begann zwischen den beiden zu entstehen. Wahrscheinlich spielte keine Rolle, ob sie bereit waren oder nicht. Sie mussten es einfach sein. Wenn nicht jetzt, dann nie. Und starben sie, so starb auch das Imperium mit ihnen.
„Lang lebe das Imperium“, sagte Horrten.
„Lang lebe das Imperium“, erwiderte Grunger.
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#3
Flottensammelpunkt in der Nähe von Paarin Minor

„Die Flotten sind versammelt, Großadmiral. Alle Schiffe melden volle Einsatzbereitschaft und warten auf den Beginn des Countdowns.“
Das Hologramm von Flottenadmiral Fleviar Horrten zeigte den Mann auf der Brücke seines Flaggschiffes Savitri, welches unmittelbar neben einem ungleich größeren Koloss, der Aggressor, lag.
„Verstanden“, kam die zunächst knappe Antwort. Doch der abtrünnige Großadmiral Josef Grunger nickte zufrieden. Nun war es also wirklich so weit. Es war ein Vanbanque-Spiel, keine Frage. Aber der volle Sold genügte noch vielleicht für zwei, bestenfalls für vier Monate. Es gab keine Alternative mehr. Entweder sie besserten jetzt ihre Position oder sie wurde von Tag zu Tag schlechter. Natürlich waren sie die Außenseiter in diesem Spiel. Und doch war es wahrscheinlich, dass man auf der Gegenseite allenfalls mit ein paar harmloseren Geplänkeln rechnen würde – nicht dagegen mit einer vollen, längerfristigen Invasion.
„Fleviar“, sagte der Großadmiral dann und pausierte schließlich wieder einen Augenblick. „Du warst stets ein treuer Begleiter in diesen Zeiten, in denen Loyalität zu unserem wahren Imperium weniger Vorteil bringt denn Opportunismus. Jeder deiner Männer kann stolz sein, dich als seinen Kommandeur zu haben. Ganz gleich, wie das Ganze hier ausgeht.“
Aus dem Hologramm gingen nicht genug Details hervor, um diese in dem Gesicht des Angesprochenen erkennen zu können. Doch bereits aus dem sichtlichen Zögern des erfahrenen Offiziers auf der anderen Seite ließen sich Rückschlüsse ziehen. Horrten war nicht für das Zögern bekannt. Und dennoch fand es hier statt.
„Gehen wir unter, tun wir es wenigstens als die letzten Männer Palpatines.“
Die Verbindung endete. Das Atmen fiel dem Großadmiral schwer. Waren sie es denn wirklich? Die halbe Galaxis, vielleicht mehr, würde es verneinen und auf ihr Grab spucken. Sie als Verräter ansehen. Es war immer leicht, sich eine gerechte Sache für einen Kampf auszudenken. Es mangelte in der Galaxis schließlich nicht an Ungerechtigkeiten, um dafür vielerlei Gründe finden zu können. Und dennoch schmerzte es ihn, jetzt mit imperialen Idealen gegen andere Imperiale zu ziehen. Er wusste zwar, dass er viele Sympathisanten innerhalb des kernimperialen Apparats besaß. Aber er wusste auch, dass sich keiner einer scheinbar verlorenen Sache anschließen würde, ganz gleich wie sehr man auch sympathisierte. Das war nur verständlich. Als Militärstrategie begriff er das. Er musste etwas anbieten können. Eine Idee alleine reichte nicht. Es bedurfte also eines spektakulären Moments für seine Seite; etwas, das es hier in ihrer Gegend aber nur schwer geben konnte. Der Kern war zu weit entfernt, aber es gab… Alternativen. Der Usurpator mochte derzeit auf dem Thron sitzen. Doch er wäre bei weitem nicht der erste Thronräuber, der davon auch wieder gewaltsam entfernt würde. Ob nun durch ihn oder jemand anderen.

Grunger blickte durch das Panoramafenster seines mächtigen Flaggschiffes. Horrtens Sternenzerstörer Savitri trennte sich von seiner Position neben dem Schlachtschiff und steuerte auf eine andere Gruppe von Schiffen zu, die sich etwas abseits des Kommandoschiffes und dessen unmittelbaren Geleitschiffen gesammelt hatte. Sie schlugen ein neues Kapitel ihres alten Imperiums auf. Entweder es führte dazu, dass dessen Geschichte weitergeschrieben würde – oder es war das unweigerlich letzte Kapitel. Das gewaltige Schlachtschiff schnitt durch den Weltraum und verschwand in den Sternen. Nach und nach folgten ihm die umliegenden Schiffe in einem Konzert aus Lichtsprüngen.
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