#21
Unter anderen Umständen hätte sie sich nicht nur gefreut zur Legacy zu gehen, sondern um ein vielfaches mehr auch Jace und Tasha zu sehen. Sie mochte die beiden wirklich sehr. Unter anderen Umständen wäre auch die Begrüßung um einiges vertrauter ausgefallen. Unter anderen Umständen. Aber in diesem Fall blieb es vorerst bei einem leicht schiefen Lächeln, da sie im Augenblick wohl wahrlich andere – und größere – Probleme hatten, als sich um Emotionalitäten zu kümmern. In gewisser Weise beneidete sie Gavin für seine Crew, die ihm stets durch dick und dünn zur Seite stand. Sie beneidete ihn für die Crew und seine Crew für... seine Anwesenheit. Auch wenn sie das niemals und unter gar keinen Umständen laut aussprechen würde. Schon gar nicht Gavin selbst gegenüber.
Als Gavin damit begann seinen herausragenden Plan zu erläutern, schloss Elyria die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust, um sich die Fassungslosigkeit, die sich in ihrem Inneren zu manifestieren begann, nicht zu offensichtlich anmerken zu lassen, denn als erstes hätte sie ihn wohl vollkommen entsetzt angesehen und ihn in der nächsten Sekunden gefragt, ob er jetzt völlig den Verstand verloren hatte. Sie hörte seine Stimme, folgte gedanklich seinen Worten und Ausführungen und zwang sich ruhig zu atmen und nicht dem erstbesten Impuls zu folgen, der sich wahrlich schwer zurückdrängen ließ. Da war es. Dieses Kopfschütteln, das sie eigentlich nur innerlich vollziehen wollte, hatte doch den Weg nach draußen gefunden.

„Du bist verrückt. Vollkommen verrückt!“ Sie löste ihre verschränkten Arme vor der Brust und warf sie in einer Geste des Unglaubens in die Luft, ehe sie sie mit einem resignierten Seufzer sinken ließ. „Ich hoffe, du weißt, dass das vollkommen verrückt ist. Das Imperium wird sich niemals auf so einen Deal einlassen. Natürlich werden sie wahrscheinlich dem Deal zustimmen, dass sie dich einfach ziehenlassen, aber das glaubst du ja wohl nicht wirklich.“ Das konnte er nicht ernst meinen und doch wusste sie nur zu gut, dass er diesen Plan tatsächlich toternst meinte, egal wie sehr sie sich wünschte, dies wäre nicht der Fall. Und jetzt saß er da auf diesem Stuhl als hätte er ihnen gerade nichts anderes als den neuesten Wetterbericht durchgegeben. „Nur fürs Protokoll und damit du es weißt: das ist eine ganz beschissene Idee. Nicht dass mir jetzt ganz spontan etwas besseres einfallen würde, aber DAS...“ Sie schüttelte den Kopf und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, als ob sie dadurch den ungläubigen Ausdruck wegwischen und die neutrale Maske auflegen könnte.
„Das ist verrückt,“ seufzte sie mit einem erneuten Kopfschütteln, wendete sich ab und stapfte in Richtung des Ausganges davon. Wie konnte sie nur glauben, dass er einen halbwegs vernünftigen Plan hätte? Sie konnte die Rede von ihrem Bruder schon hören, wenn er jemals davon erfahren würde, was natürlich niemals der Fall wäre, dennoch hörte sie seine Ausführungen als würde er direkt neben ihr stehen. Elyria blieb stehen. Das konnte sie nicht machen. Sie konnte jetzt nicht gehen. Schnaubend straffte sie ihre Gestalt, machte kehrt und ging zurück. „Und wenn du jetzt geglaubt hast, dass ich einfach verschwinde und die ganze Sache auf sich beruhen lasse, hast du dich geirrt. Dein Plan ist verrückt und wahrhaftig ein Selbstmordkommando und ich werde ihn dich auf keinen Fall ausführen lassen, wenn du nicht mit einer halbwegs sicheren Strategie aufwarten kannst, wie ihr vor dem Imperium sicher sein wollt, aber ich werde euch unterstützen. Egal wie.“ Warum musste er sich auch immer mit den falschen Leuten anlegen?
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#22
Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass die Reaktionen auf seinen tollkühnen Plan wohl eindeutig negativ ausfallen würden und wenn er in die Gesichter nicht nur seiner Crew, sondern auch in Rias Gesicht sah, dann bestätigte ihm das seine Vorhersage in perfekter Art und Weise. Wenn er nur alle so gut vorhersagen könnte wie die Reaktionen seiner engsten Vertrauten, dann hätte er das Schmugglergeschäft wohl schon längst an den Nagel gehängt und würde in einem der vielen Casinos auf Nar Shaddaa sitzen. Ganz ungefährlich wäre dieser Zeitvertreib zwar auch nicht und es war auch nicht besonders angenehm Differenzen mit einem Hutten zu haben, aber allemal besser als mit dem Imperium. Da würde ihm wohl jeder im Raum zustimmen, würde er sie jetzt nach ihrer Meinung fragen. Da eine derartige Frage zu diesem Zeitpunkt aber wohl eher unpassend war und nur zu Verwirrung führen würde, hob er sich diese Frage für einen späteren Zeitpunkt auf. Irgendwie interessierte es ihn ja nämlich schon, ob sie es genau so sahen wie er oder eine andere Meinung dazu hatten. Auch er konnte sich einmal täuschen. Kam zwar selten vor, aber die Möglichkeit bestand zumindest.

„Ich weiß, dass es vollkommen verrückt ist“, antwortete Gavin und drehte sich mit dem Stuhl leicht hin und her. „Den Todesstern über Endor anzugreifen war auch vollkommen verrückt und hat trotzdem funktioniert.“ Nun gut, das war vielleicht ein dummes Beispiel, wenn man sich vor Augen hielt wie viele Schiffe und Personen involviert gewesen waren, aber es war dennoch eine verrückte Aktion gewesen. Man hatte alles auf eine Karte gesetzt und gewonnen. Er setzte jetzt ebenfalls alles auf eine Karte, aber ob er damit auch gewann würde die Zukunft zeigen. Aber die Alternativen sahen allesamt noch düsterer aus. „Zugegeben, der Plan ist nicht perfekt und weit davon entfernt ein Meisterplan zu sein“, sprach Gavin und richtete sich in dem Stuhl auf, lehnte sich nach vorne und stützte sich mit den Unterarmen auf seinen Beinen ab. „Aber zumindest ist es ein Plan.“ Sicherlich gab es hier und da noch so einige Lücken die gefüllt werden mussten und er hatte auch noch keine genauen Vorstellungen wie er die einzelnen Aktionen am besten umsetzte, geschweige denn was für Forderungen er vorhatte zu stellen oder was er vorhatte anzubieten, aber in erster Linie ging es ihm jetzt erst einmal nur darum Zeit zu gewinnen. Je länger er verschwunden blieb, desto mehr Leute würde ihm das Imperium auf den Hals hetzen, was nur dazu führen würde, dass er noch weniger Informationen über die Schachzüge des Imperiums in Erfahrung bringen konnte. Er musste sich Luft verschaffen, um effektiv arbeiten und die notwendigen Kanäle anzapfen zu können. So etwas ließ sich nicht umsetzen, wenn einem alles und jeder an den Fersen hing.

„Natürlich ist es Wahnsinn und ein Selbstmordkommando“, stimmte Gavin seufzend zu und lehnte sich in dem Stuhl wieder zurück. „Aber ich habe dir vorher schon gesagt, dass ich keine Lust habe den Rest meines Lebens in ständiger Angst auf einem drittklassigen Asteroiden zu verbringen. Aber das wäre meine sichere Zukunft, wenn ich jetzt nicht ein Risiko eingehe.“ Mit den Fingern fuhr sich Gavin durch die Haare. „Ich bin mir sicher, dass mir schon noch etwas einfallen wird, wie ich den Plan sicher oder zumindest so sicher wie möglich werden lassen kann, aber dafür brauch ich Zeit. Zeit, die ich in der aktuellen Situation gerade nicht habe und mir deswegen erst einmal verschaffen muss.“ Er würde nicht mehr lange eine Unbekannte Figur im Spiel sein und vielleicht war er das auch schon längst nicht mehr. Wer wusste schon, ob die Frau, welche man auf Corellia gefangen genommen hatte, nicht schon längst gesungen hatte. Es machte immer einen guten Eindruck, wenn man sich von selbst meldete, anstatt sich finden zu lassen. Ein kleiner Bonus, der zwar nicht ins Gewicht fallen würde, wenn man sich einmal überlegte, in was man sie verwickelt hatte, aber es war immerhin ein Zeichen des guten Willens.
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#23
Ria atmete tief durch. Nicht nur einmal, sondern mehrmals. Ihr Blick glitt beinahe ein wenig hilfesuchend zu Jace und Tasha hinüber, auch wenn ihr bewusst war, dass selbst diese beiden wohl rein gar nichts an der Situation oder dem Vorhaben Gavins ändern könnten. Immerhin kannte sie ihn und seinen unglaublich sturen Schädel, dem sie hin und wieder gerne mal eine mit einem Gegenstand - einem schweren Gegenstand - übergezogen hätte.
"In Ordnung," gab sie sich schließlich für den Augenblick geschlagen. "Du hast gewonnen. Ich versuche ja schon gar nicht mehr, dir diese ganze Aktion irgendwie auszureden. Aber dann verrate mir bitte, wie, nein was, ich tun kann, um dir - euch - zu helfen. Ich werde keinesfalls hier sitzen und darauf warten, dass ich von irgendeinem von euch ein Lebenszeichen erhalte, wenn es auch nur die geringste Möglichkeit gibt irgendwie behilflich zu sein." Und das war ihm hoffentlich klar, denn andernfalls kannte er sie wahrlich schlecht. Sie konnte mindestens ebenso stur sein wie er und es gab in der gesamten Galaxie 4 Personen, für die sie selbst alles aufs Spiel setzen würde und 3 davon befanden sich mit ihr auf diesem Schiff.
"Also du brauchst also Zeit. Das habe ich sehrwohl verstanden, aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Ich würde dir ja alle Zeit der Welt verschaffen, wenn ich wüsste wie. Ich wüsste noch nicht einmal, wie man die Aufmerksamkeit des Imperiums - wenigstens kurzzeitig - in eine andere Richtung lenken könnte. Falls du also in deinem unendlichen Repertoire von Ideen irgendeine hilfreiche hast, wäre ich dir tatsächlich dankbar." Womöglich klang sie sarkastischer als es gemeint war, denn in diesem Fall wäre sie tatsächlich dankbar für eine Idee von ihm und sei diese auch vollkommen verrückt. Andererseits... würde sie an diesem Tag und in dieser Situation auch nichts mehr schocken.

"Wie gesagt, du kannst auf meine Unterstützung zählen. Und im Notfall wird dir selbst Areyn helfen und das weißt du." Auch wenn ihr Bruder ihm mehr als nur einmal das Imperium an den Hals gewünscht hatte, aber natürlich hatte er das nie wirklich ernst gemeint, denn immerhin wusste er, wie viel Gavin ihr bedeutete. Areyn würde fluchen und schimpfen und ihm eine Horde tollwütiger Banthas an den Hals wünschen, aber er würde helfen. Und wenn es nur ihr zuliebe wäre. "Sag mir, was ich tun kann und ich mache es. Sag mir, was ich besorgen soll und ich besorge es. Dein Ersatzteil hast du immerhin auch sehr schnell und problemlos bekommen, nicht wahr?" Gut, das war jetzt auch wirklich keine große Sache gewesen, aber es ging darum ihm vor Augen zu führen, dass man sich auf sie verlassen konnte, auch wenn er das eigentlich wissen sollte. "Das Angebot dir, beziehungsweise euch, mein Schiff zu überlassen, steht. Nur für den Fall, dass dies für ein wenig Zeitverschaffung hilfreich wäre. Aber ansonsten...." Sie zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern, denn ansonsten hatte sie keinen blassen Schimmer, wie sie ihm, Jace und Tasha helfen könnte und sie fühlte sich ganz schrecklich dabei. Es waren ganz besonders diese Momente, die ihr sehr unsanft vor Augen zerrte, wie unerfahren sie in ernsten Lagen war. Sie war gut in dem, was sie tat, aber im Notfall... völlig planlos, wie sie aus einem selbst verschuldeten Schlamassel wieder herauskommen sollte.
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#24
Gavin hatte sich in dem Stuhl nicht nur zurück gelehnt, sondern auch die Arme hinter dem Kopf verschränkt und machte somit den Eindruck, als wäre er die Ruhe in Person und alles um ihn herum wäre ihm vollkommen egal. Aber dieser Eindruck täuschte gewaltig. Er mochte vielleicht nach außen den Eindruck machen, auf Personen die ihn nicht kannten, aber jeder der ihn kannte wusste, dass in seinem Inneren alles herrschte, aber gewiss keine Ruhe.

„Und weil ich genau weiß, dass ich dir genau so wenig ausreden kann mir helfen zu wollen, wie du mir diese Sache und da würde mir sogar dein Bruder zustimmen, weiß ich auch schon wobei du mir helfen kannst“, sprach Gavin mit ruhiger Stimme, den Blick auf Elyria gerichtet. Die Sache mit ihrem Bruder war natürlich nur eine Annahme, denn wenn möglich gingen er und Elyrias Bruder sich aus dem Weg. Nicht dass Gavin etwas gegen Areyn hätte, aber umgedreht war die Abneigung durchaus vorhanden und wohl auch ein wenig zurecht. Es war wohl einzig und alleine Elyria zu verdanken, dass es noch zu keiner größeren und vor allem ernsthafteren Auseinandersetzung zwischen ihnen beiden gekommen war.

Langsam drehte Gavin seinen Stuhl so, dass er Jace ansehen konnte, dessen Blick er gerade mehr gespürt als gesehen hatte. „Und du brauchst mir deswegen keine Löcher in den Hinterkopf starren“, wandte sich Gavin an seinen Freund. „Du kennst sie doch genau so gut wie ich und du hast sie doch gerade selbst gehört oder etwa nicht?“ Natürlich war es nie sein Plan gewesen Elyria in diese ganze Angelegenheit zu involvieren, aber jetzt war es eben dazu gekommen, also machte er das Beste daraus. Außerdem, auch wenn er sich hüten würde es laut auszusprechen, hatte es ja auch einen gewissen Vorteil, dass sie hier war und unbedingt helfen wollte. Es machte einen gewissen Punkt in seinem wahnwitzigen Plan ein klein wenig einfacher.

Gavin nahm die Arme wieder hinter seinem Kopf hervor und begab sich in eine etwas aufrechtere Position. „Nein, du wirst nichts besorgen müssen, aber ich brauche dein Schiff, allerdings nicht so wie du gedacht hast“, fing er an und konnte sich ein Grinsen nicht ganz verkneifen, weil er genau wusste, dass ihm gerade wieder einmal niemand folgen konnte, aber das verlieh dieser Situation zumindest etwas vertrautes. „Der erste Schritt in meinem Plan sieht vor die Legacy soweit zu reparieren, damit sie in den Hyperraum springen kann ohne dabei in Einzelteile zu zerfallen, denn ich möchte nicht länger als unbedingt notwendig auf diesem Müllhaufen verweilen. Wir alle kennen doch die Hutten – Gegen genug Credits verkaufen die doch ihre eigenen Kinder.“ Nein, Nal Hutta war in der Tat nicht der Planet, auf dem man länger als unbedingt notwendig sein sollte. Nicht nur weil man hier nicht wirklich sicher war, sondern auch weil man besser nicht wissen wollte, was auf diesem Planeten so alles an giftigem Zeugs gelagert wurde. Es war eine Müllhalde und diese würde eher noch größer als kleiner werden.
„Die Legacy wird sich einen kleinen, unbedeutenden Planeten suchen und dort werden die letzten Reparaturen durchgeführt. Sie wird also abtauchen, unter dem Radar fliegen und damit man sie nicht doch durch Zufall entdeckt, werde ich dafür sorgen, dass man an einer ganz anderen Stelle nach ihr Ausschau hält und da kommst du ins Spiel“, erklärte Gavin weiter. „Wir beide werden uns ein nettes Fleckchen Galaxis suchen und von dort aus dem lieben Imperium eine Nachricht schicken. Natürlich werde ich unseren Aufenthaltsort verschleiern, ich bin ja ein ganz hinterhältiger Schmuggler, allerdings nicht zu kompliziert, so dass es ihnen nicht schwer fallen sollte unsere Koordinaten heraus zu finden. Ihre erste Antwort wird vermutlich ein Exekutionskommando sein, weswegen wir weg sein sollten bevor sie ankommen, ihre zweite Antwort allerdings sollte uns dann erreichen.“ Er wusste auch schon genau wie er es anstellen würde, auch wenn er mit dieser Aktion ein Teil seines mühsam aufgebauten Netzwerks unbrauchbar machen würde, aber er hatte keine andere Wahl. Er musste die Kommunikation über einen Verteiler laufen lassen, ansonsten hätte er das Imperium schneller am Heck kleben, als dass er etwaige Schilde hochfahren könnte.

„Man wird ein paar Höflichkeiten austauschen und dann werde ich meine Bedingungen klar machen“, sprach Gavin weiter und lehnte sich in seinem Stuhl wieder einmal zurück und streckte die Beine der Länge nach aus. „Während das Imperium weiter in der falschen Ecke nach uns sucht, werden wir uns wieder mit der Legacy treffen und das Spielzeug entsprechend auf seine Abholung vorbereiten. Und sobald alle meine Forderungen erfüllt sind, erhalten sie die Koordinaten ihres Spielzeugs, gleichzeitig geht eine Nachricht an die Republik heraus und was dann passiert werden wir nicht mehr mitbekommen.“ Ein leises Seufzen glitt dem jungen Mann über die Lippen. „Danach werden wir wohl für eine Weile etwas kürzer treten müssen, aber ich hoffe, dass damit dann die Sache erledigt ist.“ Sein Bedarf an Imperium war zumindest für die nächsten Wochen und wohl auch Monate eindeutig gedeckt. Abgesehen davon war es wohl auch gesünder sich so schnell nicht mehr in imperialen Raum blicken zu lassen. Vermutlich war auch nicht unbedingt viel gesünder sich im republikanischen Raum blicken zu lassen, aber irgendwie musste man ja Credits verdienen.
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#25
Ria beobachtete Gavin mit einer leicht nach oben gezogenen Augenbraue, während dieser seinen Plan erläuterte, der sogar beinahe Sinn ergab. Aber in der Theorie hatten Pläne ja die Angewohnheit Sinn zu ergeben, ehe sie in der Praxis an irgendwelchen Widrigkeiten scheiterten. Was sollte hier auch schiefgehen? Wer sollte ihnen an dieser Stelle einen Strich durch die Rechnung machen? Das Imperium? Die Hutten? Irgendwelche Kopfgeldjäger, die viel zu schnell an Informationen gelangten? Wie machten sie das eigentlich? Ria seufzte und blickte zu Jace, der augenscheinlich über ihre Beteiligung nicht besonders glücklich schien, bevor sie Gavin wieder ansah.

„Also nur damit ich das richtig verstanden habe: du willst die Legacy hier nur soweit reparieren, dass sie sprungbereit ist, ohne dabei auseinanderzubrechen, dann mit ihr irgendwo landen, wo sie ungestört repariert werden kann,“ ihr Blick glitt erneut zu Jace und Tasha hinüber, denen diese zweifelhafte Ehre zuteil werden würde und richtete sich dann wieder an Gavin , „während du dann zu mir umsteigst und wir das kleine Katz- und Mausspiel mit dem Imperium starten. Richtig?“ Der naive Teil in ihrem Inneren, der zweifellos existierte, war der Meinung, dass diese ganze Aktion ziemlich gut - und sogar spaßig – klang, aber so naiv, um diesen Plan als 'spaßig' zu bezeichnen, war sie dann doch nicht. Zum Glück würde Areyn davon niemals etwas erfahren, denn andernfalls würde er sie wohl nicht mehr aus den Augen lassen und das war wahrlich das letzte, was sie wollte.

„Was glaubst du, wie lange ihr brauchen werdet, um die Legacy soweit in Schuss zu haben, um diesen wunderschönen Planeten zu verlassen? Falls es die Zeit zulässt, würde ich diese dann gerne nutzen, um die Vorräte ein wenig aufzustocken. Nur für den Fall der Fälle, dass wir uns in den nächsten Wochen nirgends mehr blicken lassen können.“ Im Grunde war eine Aufstockung gar nicht nötig, denn wenn sie eines genug hatte, dann waren es Vorräte, aber ihr war es tatsächlich lieber zu viel dabei zu haben, als irgendwann auf dem Trockenen zu sitzen und keine Möglichkeit mehr zu haben, wobei sie ja sehr darauf achtete nur Vorräte zu besorgen, die lange – sehr lange – gelagert werden konnten.
„Also falls ihr auch noch etwas benötigt, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt eure Bestellung aufzugeben, bevor der Lieferdienst Sarin wieder eingestellt wird.“ Ein leicht verschmitztes Grinsen zupfte an ihren Lippen, während sie Jace und Tasha mit einem kleinen Augenzwinkern bedachte. Immerhin war sie im Augenblick noch die einzige in diesem Schiff, die mit der ganzen Geschichte noch überhaupt gar nichts am Hut hatte und sich daher noch unbeschwert bewegen konnte – wenn man dies an diesem Ort so nennen konnte, denn Nal Hutta war so ziemlich der letzte Ort in der gesamten Galaxis, an dem man sich tatsächlich unbeschwert bewegen konnte – und sollte.
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#26
Es kam ein leises Seufzen aus Tashas Richtung, ehe sie sich mit der Hand über den Kopf strich. „Nun, wenn wir wirklich nur das notwendigste reparieren“, begann sie an zu sprechen und für einen kurzen Moment drehte sie die Augen nach oben, als sie nachdachte. „Was in unserem Falle die Stabilisatoren sind und man außer acht lässt, dass das Kühlsystem der Antriebe ebenfalls nicht zu 100 Prozent funktioniert, ein Schildgenerator vollkommen im Eimer ist, der andere maximal mit 30 Prozent Leistung läuft und das untere Zwillingsgeschütz ebenfalls nicht mehr vorhanden ist, nebst der großen Wahrscheinlichkeit, dass das noch nicht einmal alles ist was wir in der kurzen Zeit gefunden haben und ich schwer davon ausgehe, dass nicht alle Hände mit anpacken werden“, ihr Blick glitt von einem willkürlichen Punkt im Schiff direkt zu Gavin, ehe er weiter zu Elyria wanderte. „Ist mit vier bis fünf Stunden mindestens zu rechnen und dann ist wohl auch nur gerade so viel repariert, dass das Schiff beim Start und bei seiner nächsten Landung nicht unmittelbar vollkommen unkontrollierbar wird.“ Man sagte zwar immer, dass es immer einen Weg nach unten gab, aber das inkludierte natürlich in keinster Weise jegliche Überlebenschance. Ein Schiff welches wie ein Stein, vollkommen unkontrolliert, in die Atmosphäre eines Planeten eintrat war zusammen mit seinem Piloten zum Untergang geweiht. Wenn die Stabilisatoren ausfielen, dann machte das Schiff was es wollte und wenn es mit der Oberseite zuerst landen wollte, dann tat es das einfach. Es gab ja wirklich so einiges was sie alle in der Lage waren an einem Schiff zu reparieren, aber sie konnten keine Wunder vollbringen. Was sie jetzt tun würden und was sie später tun würden war nichts anderes als das Gröbste zusammen zu flicken, ehe man wieder die Chance hatte das Schiff in einen ordentlichen Hangar für eine gründliche Überholung packen konnte. Momentan konnte man ihrer Meinung nach nichts anderes tun, als das Beste zu hoffen aber mit dem Schlimmsten zu rechnen.

„Kann es sein, dass du vorhast Starfall zu nutzen?“, fragte Jace, der sich mit der Schulter gegen die Wand des Schiffes lehnte. „Nicht, dass es für derartige Zwecke nicht geeignet wäre, aber willst du sie wirklich mit der Nase drauf stoßen?“ Im Gegensatz zu Elyria und zu einem Teil auch Tasha, war er wohl der Einzige hier an Bord, der genau wusste was Gavin sich gedacht, aber nicht näher erklärt hatte. Immerhin hatte er zusammen mit ihm Starfall entwickelt und nach und nach aufgebaut, sofern man von aufbauen sprechen konnte und nicht eher verknüpft, aber man musste sich ja auch nicht zu sehr an Details aufhängen.

„Wenn wir tot sind bringt uns Starfall auch nichts mehr“, entgegnete Gavin mit einem tiefen Seufzen. „Ich wünschte natürlich es gebe eine andere Möglichkeit, aber es ist die sicherste die uns momentan zur Verfügung steht. Ich meine klar, sie wissen dann, dass es existiert und vermutlich werden sie sich auch dahinter klemmen um seine Funktionsweise zu verstehen und zu entschlüsseln, aber das bedeutet nicht, dass Starfall deswegen unbrauchbar wird.“ Wenn es einen Faktor gab, den nicht einmal der beste Techniker oder Geheimdienstagent vorhersagen konnte, dann war es der Zufall und genau das war die Stärke des Systems, das er mit Jace zusammen entwickelt hatte. „Tasha, ich habe absolut kein Problem mir die Hände schmutzig zu machen und das weißt du ganz genau“, wandte er sich dann an seine Co-Pilotin und klang dabei so, als hätte ihre Vermutung ihn zutiefst getroffen. „Aber wenn ich in unseren Lagerraum schaue, dann sieht es da nicht besonders pralle aus. Ich habe keine Ahnung wie lange alles dauern wird und ihr wollt euch doch bestimmt nicht die nächsten Tage ausschließlich von irgendwelchen geschmacklosen Proteinriegel ernähren oder?“ Und das war nicht einmal gelogen. Sie alle hatten gedacht, dass es sich lediglich um einen schnell erledigten Auftrag handeln würde und da sie vorgehabt hatten direkt nach Erledigung zurück zur Basis zu kehren, hatten sie ihre Vorräte vorher auch nicht groß aufgefüllt. Gut, es war nicht so wenig, dass man nicht eine längere Zeit damit auskommen konnte, aber von abwechslungsreich oder gar annähernd schmackhaft konnte da nicht die Rede sein. „Aber wenn es dir natürlich lieber ist, dann kümmern wir Männer uns um die Reparatur und machen uns dreckig, während ihr Frauen zum Einkaufen geht“, schlug Gavin mit einem breiten Grinsen vor und schlug mit diesem Vorschlag natürlich voll in eine Kerbe. Zum Glück war diese Rollenverteilung nicht Gang und Gebe in dieser Galaxis, sondern kam lediglich auf ein paar Planeten vor, da aber dann leider sehr deutlich.

„Ria? Tu mir bitte den Gefallen und nehme ihn mit bevor ich noch Dinge tue die mir hinterher leid tun könnten“, wandte sich Tasha nach einem finsteren Blick in Richtung Gavin an Ria. „Behalte ihn in Auge, nicht dass er noch mehr Dummheiten anstellt die für noch mehr Probleme sorgen. Mein Bedarf an Probleme ist für den Monat ausgereizt.“
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