#11
Musik!

Es war die Apokalypse der Seele. Der letzte Zustand, bevor man verwehte. Vesperum konnte sehen, wie die Sterne blutig fielen und der Himmel über den Welten in Asche verschwand; er sah jedweden Tod aber auch jedwede Neugeburt. Die schwarze Farbe war ein Ozean in seinen Gedanken; eine Farbe die jeden Nachtmahr möglich machte und mit einer verführerischen Stimme den Untergang begrüßte. Reue und Sehnsucht wurden ein Gefühl von verschmähter Verachtung. Darth Vesperum hatte die Macht des Albtraums zu einer Macht der Schöpfung verwandelt, ohne zu verstehen, welche Kräfte er verwaltete und doch sah er am Ende seines eigenen Horizontes die alten Mächte, die keinen Namen hatten und nicht einmal eine Stimme. Die Macht sprach zu ihm in lieblich-böser Stimme, während sie seinen wahren Namen rief: Darth Vesperum. Die dunkle Seite war seine Sicherheit, sein Mantel in der Kälte des Nichts, in das er geblickt hatte. Rifta konnte noch nicht verstehen. Ihr Verstand war nicht tief genug gefallen, nicht zerschmettert worden von jenen Mächten, die Vesperum heilig waren. Sie konnte nicht sehen, was er sah, denn ihre Welt war noch begrenzt durch Fleisch. "Das Schlafende muss erwachen im Traum," formulierte der dunkle Lord kryptisch und konnte auch keine Beschreibung dessen finden, was er vermitteln wollte. Etwas schlief in jedem Bewusstsein, etwas was unter normalen Umständen niemals erwachte aber eine göttliche Macht in sich trug. Es war die Kraft einer urzeitlichen Schöpfung, dem ersten Lebensfunken, der Lebenswille geworden war. Es war die Idee des ersten Willen, des ersten Gedankens, der feststellte, dass er selbst lebte. Leben, auch die Macht, waren in einem Nullpunkt entstanden und hatten alles eingenommen. Leben war in dieser Dimension auch nur eine Abbildung dessen, was woanders nicht einmal möglich war. Es war ein Paradoxon, doch dabei gab es so viele Ebenen von Dimensionen, Zwischenwelten und Alternativwelten, dass Vesperum ihnen nicht folgen konnte. Die Macht war allumfassend und verband alles, selbst die Universen miteinander. Darth Vesperum, wahnsinnig darüber, was er gesehen hatte, wollte Rifta zeigen, dass ihre Vorstellung von Realität auch nur eine Illusion ihrer eigenen Wahrnehmung war. "In dir schläft etwas, etwas was nicht erwachen soll und doch ist es da. Es ist verboten worden und doch kann man es wecken. Es ermöglicht dir, an den Ort zu blicken, wo der Kern der Erkenntnis verwahrt wird," erklärte der Meister seiner Schülerin, ohne jegliche Regung in seinem Gesicht. "Die Macht ist mehr als nur ein Energiefeld, mehr als nur ein Werkzeug, sondern verbindet nicht nur unsere Realität, sondern alle Realitäten, die eigentlich nur ein Abbild deiner sterblichen Wahrnehmung sind," setzte er fort und leistete sich nun doch eine Handgeste. Er hob seine Linke, drehte die Handfläche auf, so dass Rifta auf seine vernarbte Hand blicken konnte. Es sammelten sich darin Energien und bildeten eine kleine Figur, die erst aus schwarzen Schatten bestand, schließlich an Fleisch gewann und schließlich eine kleine Rifta darstellte. Die Figur begann sich zu bewegen und schien sogar lebendig. "Sein oder Nicht-Sein ist bloße Wahrnehmung. Unser Wille gebietet der Form. Doch viele Seelen lassen sich von der Festigkeit oder der Form blenden. Unser Wille ist größer und älter als unsere Wahrnehmung." Die Figur fiel nach einigen Atemzügen tot zusammen und Vesperum übergab Rifta den toten Körper der Fleischpuppe, die Vesperum aus dem Nichts geschaffen hatte. "Hier," meinte er und deutete auf die Puppe. "Ist sie Illusion oder doch etwas anderes?" Er wollte wissen, was sie darüber dachte. "Unser Wille, sofern frei von den Ketten und mit dem erwachten Schlafenden in dir, kann alles tun," erhob er die Stimme und wartete auf die Reaktion seiner Schülerin. Die Puppe war fest, hatte sogar Gewicht und sofern man sie abtastete hatte sie sogar echtes Fleisch. Sie war vollkommen mit einem Körper versehen und ließ sich sogar in der gleichen Anatomie der Twi'lek bewegen. Vesperum nahm die Hand zurück, so dass diese wieder müde herab fiel. "Doch es ist nur ein Trick, da bewusstes Leben selbst auch nur eine Wahrnehmungsfrage ist. Ich bin, weil ich bin. Ich bin, weil mein Wille entscheidet, dass ich bin. Es ist, weil ich bestimme, dass es ist. Die Dinge werden durch die Perspektive erschaffen. Dinge sind, weil sie betrachtet werden, und Dinge zu betrachten, erschafft ihr Bild in deinem Geist," fiel ihm doch eine Erklärung zur Puppenmagie aus dem Mund, die er seiner Schülerin noch mitteilen wollte, denn Darth Vesperum war daran gelegen, dass wenigstens außerhalb seiner üblichen Kreise jemand seine Lehre verstand. Es sollte jemanden geben, der im Zweifel sein Erbe fortführte und die Sith wieder groß machte. Nicht nur zur Herrschaft über die Galaxis verleitete, sondern auch wieder auf den Weg einer allumfassenden Philosophie brachte. Sith-Sein war so viel mehr als nur Herrschaft. Es war die Gebieterschaft über arkanes Wissen und Erkenntnisse, die weitab der sterblichen Wahrnehmung lagen. Für Vesperum war Sith-Sein mehr als eine Kutte, eine Waffe zu beherrschen oder Völker zu unterwerfen. Es war ein Bruch mit der eigenen Sterblichkeit und dem eigenen Selbst. Er war Sith und so sollte auch Rifta eine wahre Sith werden, die ihre eigenen Ketten sprengte und die Freiheit im Nexus der dunklen Seite fand; im Ursprung aller Dinge, in jener Urmacht selbst. "Wir befinden uns in einem ewigen Kreislauf aus Tod und Wiedergeburt, wobei niemals deine Erinnerung oder deine Persönlichkeit übertragen wird, sondern nur dein Wille. Die Essenz dessen, was Leben ist, eine schlichte Erkenntnis, das etwas ist und sein wird. Die Macht zwingt uns stets neue Leben auf aber vergisst nicht die Sünden oder Taten des alten Lebens, da mit dir auch andere Kräfte verbunden sind. Alles bewegt sich in einem großen Universum verschiedener Ebenen auf und ab. Wir sind niemals frei, solange unser Wille nicht die sterblichen Fesseln einer Realität abschüttelt. Du musst dich davon frei machen und deinen Willen verwenden, mit der Macht zu brechen und ihr zu gebieten. Du musst mit ihr in reiner Willensmacht kommunizieren und mit dem Urquell ihrer selbst sprechen, der dunklen Seite. Die dunkle Seite ist die Urkraft, die alte und erste Schöpfung, die dir Geschenke macht, wenn du bereit bist, mehr zu sein als nur eine stetige Wiederholung dessen, was längst geschehen ist," erklärte er abschließend, um seinen Worten noch etwas mehr Gewicht zu verleihen.
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#12
Wie immer arbeitete der Imperator mit großen Worten und wie immer versuchte Rifta, ihnen einen Sinn zu entnehmen. Vesperum unterstrich seine Ausführungen mit einer grotesken Demonstration, indem er scheinbar aus dem Nichts eine kleine Gestalt schuf, die der Lethan bis aufs letzte Detail glich. Fasziniert und angewidert betrachtete die Sith jene Miniatur ihrer selbst, die nach einigen Momenten schlaff in sich zusammenfiel. Als die Twi’lek die kleine Figur in Händen hielt, war sie kalt. Mit einem Finger strich sie über die glatte Oberfläche, die sich wie echte Haut anfühlte, und bewegte Gelenke, die sich auf natürliche Weise bewegen ließen. Mit der Macht ließ die Sith das leblose Selbstbild auf ihrer Hand schweben – wie eine Tänzerin, die sich um sich selbst drehte. „Es ist nur Fleisch“, sagte sie gleichermaßen überrascht und enttäuscht, ehe ihr eine Erkenntnis kam, die sich in einem nachdenklichen Laut äußerte. „Hm…“Eine Falte bildete sich auf Riftas Stirn und mit einer einfachen Geste ließ sie die Figur ein Stück von sich und Vesperum fortschweben. Schloss langsam ihre Hand und ließ die Macht auf die Puppe einwirken, die sich verrenkte und unnatürlich zuckte. Winzige Knochen brachen und Muskeln rissen, bevor die Puppe wie eine reife Frucht in sich zusammengedrückt wurde. Einzelne Blutstropfen fielen auf den Boden, gefolgt von der verkrümmten Gestalt der Puppe, die Rifta nun achtlos fallen ließ. „Es ist nur Fleisch…“

Dieser Kreatur wohnte kein Wille, keine Seele, kein Bewusstsein inne. Sie war nicht mehr als ein Spielball der Kräfte, die auf sie wirkten. Die Sith ließ den Blick auf ihre eigene Hand schweifen. Bewegte die Muskeln ihrer Finger – jede Regung ein Ausdruck ihres Willens. Sie glaubte zu verstehen. „Unser Körper ist unser Königreich. Wir akzeptieren ihn als unsere Grenze, weil wir nie erfahren haben, dass es anders sein kann. Darum versuchen wir ihn zu beschützen und vor Schaden zu bewahren.“ Die Narben an ihrem Körper zeigten jedoch, dass sie diese Lektion der Sterblichkeit nie ganz verinnerlicht hatte. Vielleicht war es gut so gewesen. „Als Machtnutzer können wir unseren Willen auf unsere Umgebung ausweiten. Und doch unterwerfen sich die meisten von uns den Grenzen unserer Wahrnehmung.“ Das Sprichwort, dass der Glaube Berge versetzen konnte, hatte für Rifta zwar einen hohlen Klang, doch es war nicht aus der Luft gegriffen. Für einen Machtnutzer war es gleichgültig, ob er einen kleinen Kiesel oder einen gewaltigen Felsblock anhob – solange er ignorierte, was ihm sein Muskelgedächtnis und seine Erfahrungen über diese Objekte verrieten. „Einige der alten Sith-Lords haben bereits einen Weg gefunden, ihre sterbliche Hülle abzustreifen. Doch es ist ihnen nie ganz gelungen, ihr Verständnis von einer Grenze abzulegen“, sinnierte sie weiter. „Statt an einen lebenden Körper haben sie sich an tote Materie gebunden. Und damit vielleicht unwissend ein noch kleineres Gefängnis geschaffen. Sie mögen noch existieren. Doch ohne jemanden, dem sie ihren Willen aufzwingen können, sind sie machtlos.“

Ihre Erinnerungen waren das, was sie ausmachte. Oder war dies nur eine weitere Halbwahrheit, weil ihre sterbliche Spezies nichts anderes kannte? Es gab nicht viele Wege, um es herauszufinden – und noch weniger Wesen, die dies je erfahren würden. Alles war durch die Macht verbunden, doch nur wenige Personen konnten sie beeinflussen. Nur ihnen stand der Weg zu wahrer Freiheit offen. Durch den Sieg zerbrechen meine Ketten. Die Macht wird mich befreien. Vielleicht geht es nicht darum, Widersacher zu bezwingen, sondern unsere selbstauferlegten Grenzen.“
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#13
Wortlos beobachtete der Dämon, wie seine Schülerin, mit der Puppe in der Macht spielte und sie am Ende blutig zerstörte. Zufrieden war er, da Rifta begriff, was er ihr mitgeben und lehren wollte. Fleisch war auch nur eine Grenze und das Bewusstsein eingemauert in natürliche Grenzen, die man mit Willen überwinden konnte. "Du verstehst endlich," sagte die okkulte Stmme des unheiligen Lords mit einer tiefen Genugtuung. "Wir Sith besiegen Feinde und zerstören Grenzen. Doch der größte Feind ist unsere eigene Wahrnehmung, unsere eigene Vorstellung von den Dingen, du musst weiter blicken, viel weiter, als bisher, um Kräfte zu finden, die dich wahrlich groß machen," erklärte der Meister und näherte sich einen Schritt an seine Schülerin heran. Die tote Puppe lag zerstört unweit der beiden auf dem beiden, wo sie sich stillschweigend auflöste und in eine schwarze Flüssigkeit zerfiel, die dann schlicht im Raum verdampfte. Es blieb nichts übrig. "Dein Wille ist alles, was du jemals haben wirst; es gibt keine Gnade, keine Erfüllung in dieser Existenz, wenn du nicht bereit bist, mehr zu sein als ein körperliches Objekt. Ich glaube an dich, Rifta," teilte er mit, während er seine Arme ausstreckte, um seine Schülerin Rifta an sich heranzuziehen. "Ich werde dich schützen und dir zeigen, was die dunkle Seite für dich bereit hält." Die widerwertigen schlangenhaften Arme schlossen sich um Rifta, wie eine todbringende Umarmung und doch war sie sanft und fürsorglich, gar väterlich. Vesperum umschloss Rifta mit seiner Präsenz, während sie seine Nähe nicht mehr nur sehen konnte, sondern auch direkt spüren. Ihr Herz schien stehen zu bleiben, während die bösen Energien seiner Aura, durch ihren Körper fluteten. Sein Herz schlug nicht mehr, denn sein Leib war längst tot und kalt. Darth Vesperum schloss die Augen, während er die Umarmung eng schloss. "Ich bin bei dir," sagte die Stimme aus seinem Mund und eine Macht begann die Realität erneut aufzulösen. Doch dieses mal anders. Deutlich anders. Anstatt Sterne zerbrach das Raumschiff, die einzelnen Elemente der Realität, nicht in Sterne oder den Weltraum, sondern in ein Nichts aus Schwärze. Die Pixel, die überlagernden Schatten und der Rest der Objekte war verschwunden. Hier war absolut nichts, außer dieser Schwärze. Rifta konnte nicht einmal mehr etwas ausmachen, was ihren Augen Halt gab. Nicht einmal mehr Luft, die sie atmen konnte und doch lebte sie. "Denke an etwas und es wird hier sein," sprach Vesperum und die beiden waren die einzigen Körper im Nichts, welche nicht einmal schwebten, sondern schlicht in der Zeit eingefroren waren. Nichts hielt sie und standen sie in einem Nichts, einem Nichtraum, der irgendwo existierte und auch nicht. Es war reiner Wahnsinn. Die Umarmung schützte sie, hielt sie am Leben, doch Vesperums Nähe ihr Herz mit Leben versorgte. Immer wieder wogte seine Energie durch ihren Körper, wie ein elektrischer Strom. Mit einer väterlichen Geste, küsste ihr Vesperum mit seinen rissigen Lippen auf die Stirn, sanft aber spürbar, da urplötzlich als seine Lippen ihre Haut berührten, sie seine Macht spüren konnte. Alles, was möglich war und unmöglich, war in ihm real. Sie sah es, wie dieser Krieg sich entfaltete, wie viel Hunger und Gier, in der dunklen Seite verborgen war; sie war etwas wert und sie konnte alles sein, denn es war ein Kuss Ewigkeit, den Vesperum ihr schenkte und ihr damit etwas offenbarte, was er nur wenigen gezeigt hatte, denn diese Ewigkeit und dieser Ort an dem alles möglich war, war alles, was er immer wollte. Noch war er davon entfernt aber Rifta musste annehmen, dass er bereits diese Mächte besaß. Dieser Ort war so anders, so leer und doch so leicht anzufüllen mit Wünschen und Träumen. "Hier sind wir Götter," sagte der dunkle Lord mit fester und überzeugter Stimme, nachdem er den vertrauensvollen Kuss auf ihre Stirn beendet hatte und sein Kopf zurückfiel. "Alles ist möglich," erklärte er. "Wenn du nur stark genug willst. Dein Wille ist alles, war er immer; dein Bewusstsein kann so viel mehr erträumen. Und am Ende, was sind wir außer Geschichten und Gedanken? Der Traum ist die wahre Waffe der Sith; unser Traum ist ihr Albtraum." Darth Vesperum lächelte, wobei seine Lippen erneut einrissen und wenig Blut herausquoll, welches sich schwarz verfärbte und seinen Lippen die lebendige Farbe nahm. "Fühle die Macht, fühle deinen Zorn, deine Wut; fühle die Macht und ich gebe dir...," formulierte er, als er die Umarmung dezent löste, ohne den rechten Arm von ihrer Schulter zu nehmen. Elektrische Energie begann sie durchfließen, sammelte sich in ihrer Linken, wie sie funkte und spürbar wurde. Ihre Gefühle verbanden sich und gestärkt durch Vesperums Macht wurde etwas greifbar, was sie lange erreichen wollte. "... dir diese Kraft." Auf Vesperums Gedanken hin, lösten sich Machtblitze aus ihrer Hand und schleuderten ins Nichts, wo sie etwas erbauten, was ihrer Schwester nicht unähnlich war. "Rache, für sie," meinte Vesperum, der bereits erahnte und im Nichts gesehen hatte, dass die Schwester nicht tot war. Doch belog er seine Schülerin, damit sie niemals von seinem Weg abkommen würde. Er bestimmte ihre Realität und auch wenn sie sich nun frei fühlte, war sie niemals frei, denn er war der Träumer ihrer Realität. Seine Träume, waren ihr Albtraum geworden, denn Vesperum war niemals bereit gewesen, den einen Traum wirklich zu teilen. Beerben konnte sie den Traum aber dafür musste der Träumer getauscht werden. Die Machtblitze verankerten sich in ihrem Verstand, fanden Zugang zu ihren Emotionen und nun konnte sie erblicken, wie Emotionen in Kraft gewandelt werden konnten. Die Kraft kostete viel und das schemenhafte Ebenbild von ihrer Schwester verschwand schnell im Nichts, als Vesperum die machtblitzende Hand mit seiner freien Linken herunterdrückte und die Energien sich mit seinem Fleisch verbanden. Er schloss erneut die Umarmung und die Realität formierte sich erneut; bis sie sich wieder im Raumschiff befanden. Stück für Stück hatten sich die Ebenen übereinander gelegt. In seiner Umarung lag die wahre Macht, die er versprach. Rifta verweilte noch einen Moment in seinen Armen, bis er die Arme öffnete und zurücktrat, um seine Schülerin neugierig aber mit toten Augen anzublicken. Noch immer schmeckte Rifta diese Kraft, die immer noch kleinere Blitze an ihren Fingern zeigte. Es funkte noch immer in einem violetten Blau, welches mehr von ihr einnehmen wollte. "Lebe den Traum," meinte die dunkle Stimme des Imperators leise.
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#14
Die Twi’lek fühlte sich von dieser Erkenntnis und dem erneuten Lob ihres Lehrmeisters wie elektrisiert. Wie kleingeistig sie bisher gedacht hatte… Doch nun sah sie die Galaxis und auch sich selbst mit anderen Augen. So viele Wege, die sie plötzlich beschreiten konnte – und von denen sie nicht wusste, welcher unter ihren Füßen einbrechen mochte. Ihre unbestimmte Suche nach Freiheit hatte ein neues Ziel gefunden. Grenzen überschreiten… Es war nicht weniger greifbar als ihre bisherige Sehnsucht, sich von ihrer Existenz als Unterworfene loszulösen. Doch Vesperum hatte es in schöne Worte eingebettet und wie einen erreichbaren, erstrebenswerten Pfad klingen lassen. Wenn sie nichts mehr in ihre Schranken weisen konnte, nicht einmal ihr eigener Körper, dann musste sie wahrhaft frei sein. Doch am Ende dieses Weges würde die gleiche Leere warten, die sie auch jetzt in sich spürte. Eine hohle Gier, die nicht befriedigt werden konnte und doch immer nach mehr verlangte. Eines Tages würde Ald’ana begreifen müssen, dass sie noch immer an einer Kette lag und diese ein Ende hatte. Doch heute kostete Rifta den süßen Geschmack von Bestimmung, von Aufmerksamkeit und verdrehter Fürsorge – selbst wenn diese nur einem eigennützigen Zweck diente.

Der Dunkle Lord schloss sie in seine Arme und erstickte sie beinahe mit der von ihm ausgehenden Finsternis. Der Körper der frisch erhobenen Sith spannte sich an – dann merkte sie, wie ihr Herz scheinbar zu schlagen aufhörte. Die Dunkle Seite war allgegenwärtig und umnebelte ihre Wahrnehmung. Das Raumschiff um sie herum zerbrach in unzählige Scherben und ließ nichts als Schwärze zurück, in der die beiden sich bewegten. In gewisser Weise war selbst diese Dunkelheit blendend, doch längst waren ihre Machtsinne das einzige, das sie in dieser Umgebung noch kontrollieren konnte. Es war, als würde sie unaufhörlich fallen. Von einem Strom mitgerissen, der nirgendwo begann und nirgendwo endete. Fühlte eine weitere Berührung auf ihrer Stirn, die irgendetwas in ihr öffnete. „Denke an etwas und es wird hier sein“, waren seine Worte gewesen. Es war schwer, sich überhaupt auf etwas zu fokussieren. Diese Welt war alles und nichts zugleich. Endlos und doch auf einen winzigen Punkt beschränkt. Keine Grenzen, versuchte sie sich zu erinnern. Nur Wille. In diesem Rausch versuchte sie sich selbst auszumachen. Das, was sie definierte. Das Monster, das sie noch immer fest umfangen hielt, wisperte von endlosen Möglichkeiten, die ihr offenstanden.

Doch bevor sie sich von ihrem kümmerlichen Selbst lösen konnte, gab es etwas, das sie tun musste… Hass und Erniedrigung hatten sie ihr Leben lang geprägt. Jede Zukunft, die sie sich erhofft hatte, war wie Sand durch ihre Finger geronnen. Ald’ana kanalisierte ihre Wut in ihren Gedanken. Die Männer in Weiß, deren Schutz in einem Wimpernschlag zu Unterdrückung geworden war. Das Gefühl von Hoffnung, das genau so leicht wie Knochen zerschlagen worden war. Und Tal… In ihren Gedanken war sie gleichzeitig in der sengenden Hitze von Ryloth und den eisigen Stürmen von Mygeeto. Riftas ganze Gestalt schien nun aus glühendem Hass zu bestehen, der so gut zu ihrer dunklen Haut passte. Bahnte sich mit Vesperums Hilfe einen Weg durch ihre Venen und ließ die Schwärze in einem Machtblitz aufflammen. Begleitet mit einem Aufschrei der Sith, der in einem Keuchen endete. Numa… Es war nicht wichtig, woher der Imperator von ihrer Schwester wusste. Er hatte den Nerv getroffen, der ihren Hass in sichtbare Energie wandelte. Eine Technik, an der sich die Twi’lek bisher erfolglos versucht hatte. Beinahe ekstatisch war dieser Moment. Und doch fühlte sie sich… ausgebrannt. Das Bildnis von Tal’ana verschwand – ein Kind, da sich Ald’ana nur in dieser Form an sie erinnerte – und aus den knisternden Energieblitzen wurden einige verlorene Funken, die um ihre Hand tanzten.

Der Dunkle Lord ließ aus der Finsternis wieder das Schiff entstehen und löste sich von seiner Schülerin. Seine Kälte wich aus ihren Gliedern, doch das berauschende Gefühl blieb und bündelte sich in ihrer Hand. Funken leckten ihre Finger hinauf, versuchten sich einen Weg zu ihrem Herzen zu bahnen. Brennender Hass floss ihnen entgegen. Wie gebannt blickte Rifta auf ihre Hand, dann stahl sich ein finsteres Lächeln in ihr Gesicht. Die Sith war allzu bereit, den Worten ihres Imperators Folge zu leisten. Sie schloss die Augen, visualisierte Renatas süffisantes Lächeln nach ihrer Rückkehr von Mygeeto und schleuderte ihren Hass aus ihrer linken Hand mit einem wütenden Laut hinaus. Tatsächlich zuckten kleine Blitze aus ihren Fingern, fanden ihr Ziel in einer der Transportkisten und hinterließen dunkle Spuren auf dem Metall. Der Strom aus ihrer Hand riss ab und ein betäubendes Prickeln blieb zurück, doch die Twi’lek starrte mit einem unbeirrten Gefühl des Triumphes auf die versengten Stellen. Es war ihr gelungen, einen Machtblitz einzusetzen! Er war schwach gewesen und nur von kurzer Dauer, doch endlich schien sie einen Zugang zu dieser Machtfähigkeit gefunden zu haben! Rifta rieb die Finger ihrer linken Hand aneinander, bis das Gefühl vollständig zurückkehrte. Dann konnte sie nicht mehr an sich halten und lachte – gleichermaßen froh und hämisch darüber, wie sehr sich das Blatt doch zu ihren Gunsten gewendet hatte.
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#15
Zufrieden trat der dunkle Lord zurück, um seiner Schülerin Raum zu geben. Er lächelte böse. Rifta beendete ihre Darbietung, die er - einem Regisseur gleich - angeleitet hatte. Es tat gut, den wachsenden Irrsinn in seiner Dienerin zu beobachten, die in ihrem eigenen neuen Rausch lachte. Sie lachte über ihre Macht, die sie durch ihn gewonnen hatte; über jene, die ihr einst im Wege gestanden hatten. Es war diese Lache, die ihn erfreute und selbst dieses finstere Lächeln auf die Lippen trieb. "Du siehst bald, was ich sehe," erklärte der Lord und verschränkte seine Arme vor sich. "Wir werden das Schicksal aller entscheiden," sagte die gruftige Stimme. "Ich werde das Schicksal aller entscheiden," flüsterte er dann, so dass es Rifta kaum noch hören konnte aber der dunkle Lord konnte seine wahren Interessen in der Beobachtung dieses gefallenen Wunders nicht zurückhalten. Wieder war ihm eine Seele in die Hände gefallen. Er kontrollierte Rifta, mehr als sie jetzt wahrhaben konnte und wollte. Nicht er, verlor hier den Verstand im Rausch, sondern die Twi'lek. Das Gift, welches Vesperum anbot, schmeckte stets süß und wohlschmeckend. Vesperum wollte zwar eine Begleitung, während er in die Dunkelheit hinabstieg aber ihm war sehr wohl klar, dass er sich den Mächten alleine stellen musste. Er war immer allein gewesen. Es war niemals genug, einen Orden zu erheben, sondern der Orden musste auch belebt werden. Ohne es zu wissen, verlor er sich in dieser Obsession von verlorenen Gedanken. Vesperum träumte, was anderen einen Albtraum schenkte. Rifta konnte es nicht sehen, während sie ihre Macht kostete; Blitze gegen eine wehrlose Kiste warf. Die dunklen Energien fluteten ihren Verstand, erschöpften ihr Fleisch aber hinterließen einen wohligen Wahn von Größe. Darth Vesperum steuerte nicht einmal mehr nach, denn Rifta ging selbst weiter. Sie war bereits verdorben, durch ihn manipuliert und glaubte wirklich daran, dass diese Mächte sie befreien würden. In gewisser weise taten sie das auch. Etwas in ihr war befreit, stieg mit diesem wollüstigen Hunger nach Macht herab und zeigte ihr eine neue Welt, die niemals genug sein würde. Es gab immer ein darüber hinaus. Einen neuen Ort und eine neue Realität. Sie verlor ihre Seele an den unheiligen Gott, der sich selbstherrlich und still neben ihr positionierte. Seine Hände lagen ruhig unter den scwarzen Ärmeln seiner verschränkten Haltung. Er genoss es schlicht, dass Rifta so eine gute Schülerin war. Sie gehörte ihm. Allein ihm. Mit ihr würde er Wunder möglich machen, die selbst die einstigen Sith nicht gesehen hatten. Doch war auch sie nur Werkzeug, solange der Orden noch nicht das war, was er sein sollte. Vesperum dachte schon weiter, deutlich weiter als Rifta es bis jetzt ermessen konnte. Für Vesperum war Schicksal real und gleichsam eine Lüge. Er sah die Dinge klarer und war darüber wahnsinnig geworden. Die uralten Mächte drangen durch seine Augen in diese Welten, denn sie allein waren der letzte Spiegel, der sie noch zurückhielt und bremste. Allein ein Wille gebot über ihren Einhalt. Noch hielt sein Verstand die bösartigen Geister zusammen, die er beschworen hatte. Noch war seine Macht begrenzt und die Geister mächtiger als das, was er haben konnte. Darth Vesperum würde bald mit dem letzten Siegel brechen und den Traum zur Realität machen. Alles war möglich, wenn man bereit war, alles aufzugeben. Ja, er würde das Schicksal aller bestimmen. Und in unter einem bestimmten Gesichtspunkt, tat er es bereits für die Galaxis als Imperator. Schließlich auch insbesondere war er zum Schicksalsgott für Rifta geworden, der nun alleinig ihren Weg bestimmte. Ihre Freiheit war nur eine neue Kette, die sie sich freillig selbst angelegt hatte. Seine angebotene Freiheit war nur eine Illusion und ein Traum. Er belog Rifta nicht, doch hatte er ihr niemals erklärt, wer wirklich Träumer war. Welcher Wille wirklich die neue Realität bilden würde. Ihre neue Wahrnehmung war nicht vollständig und würde es wahrscheinlich auch niemals sein. Denn sie hatte ihre Seele an ihn, den finsteren Dämonenmeister, verloren. Darth Vesperum siegte mit Genugtuung über ihren Willen, der sich als formbar erwiesen hatte."Ruhe dich aus," befahl der dunkle Lord, bevor er sich entfernen wollte. Etwas fehlte ihm. Etwas war ihm entzogen worden. Rifta belustigte ihn nicht mehr. Hier gab es im Moment nichts mehr zu lehren. Nichts mehr zu vermitteln, was ihm von Wert war. Die dunkle Seite rief ihn. Etwas wollte mit ihm sprechen. Es war nicht Sorzus Syn. Die Macht selbst rief ihn, so dass der dunkle Lord gedachte, sich alsbald in seine Kammer zurück zu ziehen. "Wir sollten bald eintreffen," meinte er abschließend. Coruscant, das imperiale Zentrum, würde auf ihn warten. Es gab noch weltliche Dinge zu klären, bevor er mit seinem wahren Interesse, seiner wirklichen Welt, weiter machen konnte. Manchmal erschien ihm das Amt des Imperators lästig, doch dann erinnerte er sich daran, dass ihm dieses Amt viele Vorzüge verlieh und auch die Galaxis zu seinem Werkzeug machte. Als Imperator konnte er diesen Krieg inszenieren, den er für seine Rituale brauchte. Die dunkle Seite musste genährt werden. Jeden Tag. Er lebte vom Krieg, von der Gewalt und dem Hass; ohne diesen Krieg, hätte er nichts, außer ein paar Ideen. Erst der Thron erlaubte ihm, mehr zu sein, als ein dunkler Messias, sondern ein wahrlich auf den Pfad eines Gottes wandelnder Meister. So musste er die Schmach der anstehenden Bürokratie erdulden und abarbeiten. Nicht allen Dingen konnte er entfliehen. Zudem hatte er noch eine Aufgabe für Rifta, die er aber erst auf Coruscant vergeben konnte. Denn dort befand sich ihr Schiff, was sie brauchen würde.


--> Fortsetzung auf Coruscant
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#16
Riftas Gelächter verstummte nach kurzer Zeit, doch das erhebende Gefühl blieb. Noch immer konnte sie die Überreste des Machtblitzes deutlich fühlen, der aus ihr gekommen war. Der einen Teil ihres Hasses in Himmelsfeuer verwandelt und in die Welt hinaus geschleudert hatte. Noch immer war mehr als genug von diesem Gefühl vorhanden. Doch endlich – nach all der Zeit, die sie darauf verwendet hatte, jene Machtfähigkeit zu erlernen – wusste sie es zu nutzen, um das selbst erfahrene Leid an andere weiterzugeben. Als der Imperator ihr wieder seine Aufmerksamkeit widmete, verneigte sie sich hastig vor ihm. „Ja, mein Lord.“ Darth Vesperum zog sich zurück und ließ sie mit ihren Gedanken und noch immer einem gewissen Prickeln in ihrem linken Arm allein. Die Sith wartete eine Weile, ehe sie den Raum ebenfalls verließ und in ihr Quartier zurückkehrte. Durch das Fenster betrachtete sie den Hyperraum, der in hellen Schlieren an ihr vorbeizog. Es gab bereits eine sichtbare Welt, die es ihnen ermöglichte, schneller als das Licht zu reisen. War es da wirklich so ein Gedankensprung, dass eine Welt existierte, in der nur der Wille von Bedeutung war?

So viel hatte sich in den letzten Tagen ereignet, das ihr Leben verändert hatte. Ald’ana sollte daran gewöhnt sein, doch üblicherweise waren solche Veränderungen schrecklicher Natur. Nun hatte sie eine neue Macht, einen neuen Rang und einen neuen Namen erhalten. Die Macht wird mich befreien. Ein neues Ziel, auch wenn es noch so wenig greifbar wirkte. Die Twi’lek schob einen Ärmel nach oben, um das Mal auf ihrer Haut zu entblößen, das sie als Mitglied von Vesperums Orden auszeichnete. Inzwischen war das Gefühl vollständig in ihren linken Arm zurückgekehrt. Nachdenklich betrachtete Rifta das Symbol, dem fast ein Eigenleben innezuwohnen schien. Sie war eine Sith.Noch nur im Namen – doch bald schon würde sie sich abermals beweisen. Und mit ihrer neuen Fähigkeit würde es umso leichter sein, Rache zu nehmen. Dazu musste sie ihre einstige Meisterin nur noch in dieser weiten Galaxis finden. Oh, das werde ich, dachte Rifta mit brennender Erwartung, während sie sich auf den Schlaf vorbereitete. Die Macht kann dich nicht verstecken. Unsere Wege werden sich erneut kreuzen. Und dann… Mit einem fast zufriedenen Lächeln streckte sich die Twi’lek auf ihrem Lager aus und schloss die Augen. Sie war bereit für ihren Albtraum.

*************
Coruscant war stets ein imponierender Anblick. Der Stadtplanet hatte seit Jahrtausenden das Schicksal der Galaxis bestimmt und war zum Brennpunkt so vieler historischer Ereignisse geworden. Einst hatte sich hier das Zentrum der Republik befunden, nun hatte man ihre Überreste fast bis an den Äußeren Rand verdrängt. Stattdessen regierte hier ein Imperator – und jener hatte alsbald einen neuen Auftrag für sie. Auf Commenor waren einige Dunkle Jedi auffällig geworden, die Vesperums Legitimation anzweifelten. Es würde ihre Aufgabe sein, die Häretiker entweder zurück in die Arme des Dunklen Ordens zu bringen oder sie auszumerzen, damit sich ihre abtrünnigen Gedanken nicht verbreiteten. Rifta war allzu bereit, diese Aufgabe zu übernehmen, auch wenn nur wenige freundliche Worte fallen würden. Sie hatte schon einmal eine Kirchenspaltung erlebt und das Imperium konnte es sich nicht leisten, Abtrünnige in den eigenen Reihen zu haben. Um nach Commenor zu gelangen, wurde der Sith ein eigenes Schiff zur Verfügung gestellt. Etwas, das sie noch aus ihrer Zeit unter Palpatine kannte – doch damals hatte der Pilot eher wie ein Aufpasser gewirkt, um ein Fehlverhalten der Machtnutzerin im Keim zu ersticken.
Rifta hatte die Kapuze ihrer dunklen Robe tief ins Gesicht gezogen, als sie sich dem Hangar näherte. Auch wenn Coruscant im Gegensatz zu Byss nicht vollständig von der Dunklen Seite eingenommen war, zog sich ein feines Spinnennetz aus Machtfäden über den Planeten, das sich beim Imperialen Palast bündelte. Auch sie hinterließ durch ihre bloße Anwesenheit Spuren, obwohl diese sich schon nach kurzer Zeit verflüchtigen würden. Die Twi’lek konnte abzählen, wie oft sie Coruscant mit eigenen Augen gesehen oder gar betreten hatte. Im Gegensatz zu Byss waren Aliens hier ein seltener und nicht gern gesehener Anblick und Rifta hatte derzeit kein Interesse an einer Auseinandersetzungen mit kleingeistigen imperialen Bürgern, die sich selbst für die Krönung der Schöpfung hielten, bloß weil sie als Menschen geboren waren. Menschen, die so wenig von dieser Galaxis verstanden und sich im Gegensatz zu anderen Spezies durch kaum eine Besonderheit auszeichneten.

Im Hangar informierte man die Sith, dass ihr Schiff bereits startklar war und nannte ihr das entsprechende Startwelt. Rifta ließ den Blick schweifen und war überrascht, dort nicht nur ein zweckmäßiges Shuttle, sondern einen ganzen Frachter vorzufinden. Es würde eine weitaus angenehmere Art zu reisen sein. Ihr zufriedenes Lächeln erstarb jedoch, als sie das Schiff erreichte und sich der Pilot zu ihr umwandte. Er hatte auffallend grüne, leicht schrägstehende Augen, dunkles Haar und einen eher hellen Teint. Seine perfekte Haltung wurde von einer steinernen Miene noch unterstrichen und nur seine Augen – und seine Gedanken – verrieten, was er von dem ihm zugeteilten Passagier wirklich hielt.
„Yuan Faun“, begrüßte ihn die Twi’lek trocken. „Welch ein unerwartetes Wiedersehen, Lieutenant. Sagen Sie nicht, Sie haben mich vermisst?“
Der imperiale Offizier ging nicht auf ihre Spitze ein, auch wenn er das Gewicht auf den anderen Fuß verlagerte. „Mir wurde befohlen, Euch als Eskorte nach Commenor zu begleiten. Da wir früher bereits zusammengearbeitet haben“ – so konnte man es natürlich auch bezeichnen – „hielt man es für sinnvoll, mich abermals zu involvieren.“ Yuan hielt es für einen schlechten Scherz seines Vorgesetzten, ihn direkt nach seiner Ankunft auf Coruscant abermals einer alten Bekannten zuzuteilen. Die dunkle Machtnutzerin sah hinter diesem Zufall aber auch andere Gründe. Der imperiale Offizier kannte sie, wenn auch nur oberflächlich, und wusste ihre Verhaltensweisen einzuschätzen. Auch wenn ein Dunkler Lord der Sith an ihrer Spitze saß, hatte das Militär wenig für Machtnutzer übrig und bevorzugte es, sie nicht ganz eigenmächtig handeln zu lassen – sofern es sich diskret arrangieren ließ. Zumindest hatte Ald’ana auf ihren früheren Reisen diesen Eindruck gewonnen. Dass sie ein Alien war, machte die Umstände nicht besser. Doch der akkurate Lieutenant Faun würde schon noch sehen, wie ihre Dynamik sich geändert hatte.

„Ich habe gehört, das Schiff ist bereit zur Abreise?“, fragte sie Yuan und ging an ihm vorbei auf die Einstiegsrampe zu.
„Ja, wir können—“, begann er und wurde sogleich von ihr unterbrochen.
„Sie sind über unser Ziel und die dortige Mission informiert?“
Rifta konnte seine wachsende Frustration spüren. Obwohl es ihr ein diebisches Vergnügen bereitete, ihn zu triezen, war sie doch interessiert, wie viel man ihm verraten hatte oder ob er in der Tat nur als Pilot fungieren sollte.
„Ich wurde ausreichend über den dortigen Auftrag in Kenntnis gesetzt“, antwortete er brüsk und fügte widerstrebend hinzu: „Mir wurde außerdem gesagt, dass Ihr darüber zu entscheiden habt, ob meine Unterstützung benötigt wird.“
Oh. Ihre Dynamik hatte sich in der Tat verändert. Mit einem nur halb geheuchelten Lächeln setzte die Sith ihren Weg an Bord des Schiffes fort. „Nun, ich bin sicher, Ihre Expertise wird sich auszahlen“, machte sie ihm sogar beinahe ein Kompliment – wäre da nicht ihr spöttischer Tonfall. „Kommen Sie, Lieutenant? Ihr Imperium braucht Sie.“
Yuan Faun stürmte beinahe an ihr vorbei, um seinen Platz im Cockpit einzunehmen und die Startsequenz einzuleiten. Bald darauf verwischten die Sterne und die Ravener trat ihre Reise nach Commenor an.


Nach: Kolonien | Commenor
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