#1

Ryloth


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#2
Aus dem Tiefkern kommend.


Der Gozanzi schob sich über einem der wachsenden Monde von Ryloth vorbei, hinab in die Atmosphäre. Die von den Droiden übermittelte Handelskennung verschaffte ihnen auf einem abgelegenen Raumhafen von Lessu in der Nähe des alten Schmiedeviertels einen Landeplatz. Der grausame Imperator war in diesem Moment nicht wirklich grausam, sondern schien die Abwechslung gar zu genießen, da in sein Gesicht etwas Menschliches zurückgekehrt war. Der Blick aus dem Brückenfenster des kleinen Kreuzers, das Brummen der Antriebe war gegenwärtig, überzeugte ihn, dass es noch etwas anderes gab. Etwas anderes außer dem Imperium. Er bewunderte die fallenden Vogelschwärme, wie sie nach ihrem Sturz wieder hinaufstiegen. Das Schiff sogar ein Stück begleiteten, um dann in den öligen Wolken dieser Welt zu verschwinden.

"Schülerin," sprach seine seltsam freundliche Stimme, als er die kleine Brücke durch das schmale Schott verließ, um in den Korridor dahinter zu gehen. "Wir müssen uns nicht verkleiden. Dein Gesicht ist hier eines von vielen und meines...," brach er den Satz ab und suchte Ald'ana im Bereich der Landeluftschleuse auf, die mit einigen Kisten verstellt war aber noch genug Platz bot, um sie betreten zu können. Ein Mausdroide huschte piepend vorbei und ein Astromech folgte ihm eilig, wobei er lautstark gegen eine der Kisten fuhr, erzürnt summte und dann seinen Kurs in den Korridor fortsetzte, über das blanke aber vernarbte Metall des Bodens. Mit einer Geste seiner Hand vor seinem Gesicht entließ er dunkle Kräfte, einen Schatten, der sich über seine Haut legte und die Form einer Maske aus dunklen Wolken anzunehmen schien. Stück für Stück wurde die Maske echter, während sie sich auf das kalte Lächeln des Meisters legte. Die Narben, die schwarzen Äderchen und die dämonischen Augen verschwanden und das junge Gesicht eines unverdorbenen Vesperum erschien. Ein Abbild von Vergangenheit, eine Illusion von Aidan Iactura, die noch in ihm schlummerte und als Matritze für diese Hexerei diente. Der dunkle Lord nahm die Hand zurück, gab sein neues Gesicht preis, so dass Ald'ana einen Menschen erblicken konnte, der frei von den Zeichen der okkulten Kräfte war. "Deine Sorgen waren unbegründet." Sein Gesicht erweckte Vertrauen, auch wenn es Lüge war. Es wirkte warm, fast vertraulich, mit den klaren Augen. Der Kontrast zu seiner finsteren Seele machte die Lüge noch widernatürlicher. Nur Vesperum wusste, wie lange diese Macht anhalten würde und wie sie geschaffen worden war. Die unnatürliche Reinheit der Haut verriet, dass etwas nicht stimmte aber würde einem Alien, welches die menschliche Gesichtsanatomie nicht kannte, kaum auffallen. Einem geübten Menschen oder einem Wesen, welches die Macht verstand, würde schnell das Trugbild durchschaubar werden. Mit einer unruhigen Bewegung seiner beiden Arme legte er die Kapuze über sein Haupt, welches aus schwarzem Leinen, sein Haupt verbarg. Die Kapuze war nicht nur Schutz, sondern auch liebgewonnenes Kleidungsstück des dunklen Kaisers. Er mochte seine schwarzen Roben, die sie zu ihm und seiner Rolle passten. Zudem waren Roben rituelle Kleider und ein Mann der dem schwarzen Ritual der Sith verfallen war, konnte schlicht nicht ohn sie. Sein Lichtschwert verbarg der weite Mantel der Robe. Zu seinem Glück trug die gesamte Galaxis weite Stoffe und mochte robenartige Schnitte, so dass man nicht direkt auf einen Jedi oder eine andere Form von Orden schloss. Den meisten Wesen waren diesen Begriffe ohnehin in Vergessenheit geraten und waren nur noch ferne Erinnerung.

"Betreten wir diese Welt, deine Welt,"
sagte der Lord, verschränkte die Arme hinter seinem Rücken, um darauf zu warten, dass seine Dienerin die Schleusentaste aktivierte. In der Macht suchte er Hinweise auf ihre Seele, auf den Funken Emotion, der sie kontrollierbar gemacht hatte. Es war die dunkle Seite, die er in ihr mehren wollte, nicht nur zu seinem Vorteil. Er wollte sie verstehen, wirklich erkennen und sie formen, wie sich die Monde über Ryloth im Licht des Alls ständig verfärbten. Doch für Vesperum gab es nur eine Farbe, die er suchte; die an sich keine Farbe mehr war. Sein Herz schlug langsam, während seine Atmung bedächtig auf den Moment wartete, diese für ihn fremde Welt zu erkunden. Der Imperator fühlte sich unantastbar, gar zuversichtlich, dass diese Mission sogar einen gewissen Reiz beinhaltete. Nach Korriban war jedwede Handlung einfach, da das Leid so groß war, dass kleinere Schritte im Wahnsinn leicht zu gehen waren. Ald'ana fühlte den kalten Griff der dunklen Seite und jeder Atemzug seiner finsteren Majestät schien auch an ihrer Lebenskraft zu ziehen. Es war unangenehm hier, trotzdessen das seine Anwesendheit auch einen erheblichen Schutz darstellte. Es gab keine andere Wahrnehmung außer ihm und seiner Kälte, welche in alle Glieder kroch. Doch der dunkle Lord wollte Ald'anas Seele nicht abwürgen, sondern befreien und so verderben, dass sie am Ende, wie er war. Ihre Seele würde sich durch sich selbst verdammen, bis sie in jenem schwarzen Meer gefangen war. Erlösung musste dann verdient werden. Es lag Ruhe in dem Moment, bevor Ald'ana die Taste betätigen würde. Es war ihre Sekunde, die ihr gegeben war. Dieser Moment gehörte ihr und der Imperator wurde für einen Hauch Passant ihrer Handlung, denn Ryloth war ihre Prüfung. Die Macht rief nach ihr, auch durch die Kälte des Imperators hindurch, die kurz schwieg; und jene unsichtbaren Krallen ließen von ihrem Herzen ab. Es war ihre Entscheidung, die sie frei traf. Hier und jetzt war sie ganz für sich, denn die dunkle Seite wollte ihr Herz für sich und die helle Seite wollte sie zurückführen. Das Schiff war längst aufgesetzt. Es rumorte kurz als die Landestützen den Boden berührten und das Metall zu einem leichten Beben brachten. Ein lautes Zischen kündigte den Ablass von Kühlmittel an und der kleine Bildschirm im Kontrollfeld zeigte in klarem Basic sowie grüner Schrift an: "Gelandet. Schleuse frei." Die Pilotendroiden machten die üblichen Landechecks, während es nun ganz an Ald'ana lag, diese Welt mit dem Meister der Sith heim zu suchen.
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#3
Von: Tiefkern | Imperiale Forschungsstation


Ald’ana blickte aus einem der Sichtfenster des Frachters auf die immer größer werdende Gestalt von Ryloth. Eine sandfarbene Perle, die an einigen Stellen von tiefem Blau und Grün durchzogen war. Nach außen hin wirkte die Twi’lek wie aus Stein, doch in ihrem Inneren tobte ein Sturm der Emotionen. Sie hatte nicht erwartet, dass die Rückkehr auf ihren Heimatplaneten sie so aufwühlen würde. Hier gab es nichts mehr für sie. Doch seit der Offenbarung waren auch ihre Albträume intensiver geworden und hatten sich selbst während kurzer Ruhephasen in ihre Gedanken eingeschlichen. Wie oft hatte sie die Monde auf- und wieder untergehen sehen? Hatte die Tage gezählt, die sie überlebt hatte – und es irgendwann aufgegeben, weil es keine Bedeutung hatte. Ihre behandschuhte Hand legte sich an das kalte Glas und Ald’ana hoffte, dass sich diese Kälte auch auf ihr Inneres übertrug. Was immer der Dunkle Lord für sie im Sinn hatte, sie würde nicht scheitern.

Fast ruckartig wandte sie sich von dem Bild ab, als das Schiff in die Atmosphäre eintauchte und seinem Landepunkt entgegenstrebte. Ihr Ziel war die Landeluftschleuse, wo sie die Ankunft des Imperators erwartete. Sie spürte Vesperums Anwesenheit bereits, bevor seine fast unmenschlich wirkende Gestalt aus dem Korridor hervortrat. Ein schepperndes Geräusch durchbrach die Stille für einen Moment, dann waren Meister und Schülerin wieder unter sich. Fasziniert beobachtete die dunkle Jedi, wie Vesperum einen Schleier der Macht über sich legte, der sein Antlitz wieder zu dem machte, der er einst gewesen sein musste. Ein ansehnliches Gesicht mit klaren Augen, die noch nicht von der dunklen Seite gezeichnet waren. Ein schöner Anblick – wie sie empfand – und ein bedauerlicher. Abermals trauerte ein Teil von ihr um das ihr unbekannte Opfer, das er für seine Herrschaft hatte bringen müssen. Doch eine Krone, so sagte man auf anderen Planeten, war nichts wert, wenn sie kein Gewicht hatte – und ihre Zacken waren Dornen, die den Herrscher immer an seine Bürde erinnern sollten.

Aus Sicht einer Machtnutzerin barg das Ritual für sie eine besondere Faszination. Ald’ana beherrschte die Quy’Tek-Meditation, mit der sich jedoch lediglich ihre Spuren in der Macht verschleiern ließen. Sie konnte nicht wirklich eine neue Gestalt annehmen. Vor dem Landeanflug hatte die Twi’lek jene Meditation ebenfalls praktiziert, doch durch ihre wachsende Aufruhr war der Erfolg nur mäßig gewesen. Zumindest würde ihre Machtbegabung schwächer erscheinen als sie es tatsächlich war. Auch ihre Kleidung hatte sie für ihre Ankunft angepasst. Man hatte in der Tat vorgesorgt und bedingt durch die Länge der Reise eine weitere Garnitur vorbereitet – praktisch und unauffällig. Wollte Ald’ana ansonsten mit ihrer Kleidung vor allem Furcht und Respekt säen, so war es auf Ryloth eindeutig besser, in der Menge unterzutauchen und ihre wahre Profession so lange es ging verborgen zu halten. „Äußerst eindrucksvoll, mein Lord“, lächelte sie ihm höflich zu – und auch ein wenig amüsiert von der Tatsache, dass sie vor ihrer Abreise noch über ihre Garderobe gescherzte hatte. Ihrer beider Waffen waren verborgen. Doch falls es nötig sein sollte, konnten sie die Lichtschwerter auch mit einem einzigen Gedanken in ihre Hand rufen. Noch gab es jedoch keinen Grund, Gegenwehr zu erwarten oder Türen, die sich ihnen nicht bereitwillig öffneten.

Ald’ana spürte die Aufmerksamkeit Vesperums, der sie genau zu beobachten schien. Dadurch wurde ein Moment, den sie als banal abtun wollte, plötzlich sehr bedeutsam. Seine Worte waren eine eindeutige Aufforderung und doch verstrichen ein paar Sekunden, ehe die dunkle Jedi in ihre eigene Maske geschlüpft war. Mit erhobenem Haupt streckte sie ihre Hand aus und ließ die Macht zu Werke gehen. Eine schwache Telekinese betätigte den Schalter, der mit einem weiteren lauten Zischen die Türschleuse öffnete. Die Kälte im Inneren des Frachters wurde von der warmen Luft des Planeten verdrängt, die so voller vertrauter Gerüche war… Eisige Klauen in ihrem Rücken ließen sie standhaft bleiben und schoben sie hinaus. Die Twi’lek blinzelte, als sie aus dem Dunkel hinaus in den Sonnenschein trat und das imposante Lessu in der Ferne erblickte. Zahllose Gebäude schmiegten sich end an den Berg, der sich fast bis in den Himmel erstreckte und von der restlichen Landmasse aus nur über eine Energiebrücke zu erreichen war. Ihre Machtsinne erzählten ihr von dem pulsierenden Leben in der Stadt. Von den Vögeln, die am Himmel kreisten – und von der dunklen Seite, die unsichtbar für das gewöhnliche Auge auf diesem Planeten lauerte. Doch ob es Vesperum war, das gesuchte Artefakt oder eine andere unbekannte Bedrohung, vermochte die Twi’lek nicht zu sagen. Staub knirschte unter ihren Stiefeln, als sie endgültig auf Ryloth angekommen war.
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#4
Vesperum nickte seiner Dienerin freundlich zu, während man herabtrat. Auch unter seinen Stiefeln gab der Sand ein Geräusch von sich. Seine Lungen saugten die Luft dieses Planeten ein. Sie schmeckte staubig, wenn auch anders als die von Schmutz durchzogene Atmosphäre Coruscants oder Fondors. Heraus aus dem Komfort seiner Machtposition, in eine Welt, die nicht seinem Gebot unterlag. Einer Welt, die längst an die Republik gefallen war und seiner mächtigen Hand entrückt war; bis jetzt. Der dunkle Lord genoss es sichtlich von der Aufgabe des Imperators für ein paar Stunden oder auch Tage entzogen zu sein. Der Genuss ließ ihn lächeln, selbstsicher und überzeugt, dass dieser Ort ein dunkles Wunder bereithalten würde. "Deine alte Heimat," begann die tiefe Stimme des Meisters, während er behutsamen Schrittes über den staubigen Boden trat. Mit jedem Schritt wurde etwas Staub aufgewirbelt, welcher kleinere undurchsichtige Wolken um die Sohlen seiner Füße bildete. "Kannst du mir etwas darüber berichten?"- eine neugierige Frage, die er fürsorglich direkt an seine Untergebene richtete, während er direkt neben ihr ging. "Was fühlst du?" Nicht, dass er dies fragen musste aber er wollte testen, ob sie ihn belog oder ihre Empfindungen anders wahrnahm als er selbst. Der Sith spürte, dass sie ihre Machtsinne ausbreitete, sich ankommend sah und offen für diese Welt war. War dort auch etwas Neugier in ihr? Der Meister war zufrieden, wenn auch ungehalten darüber, dass ein wertvolles Artefakt hier auf einer fremden Welt lag. Es machte ihm Sorgen, dass dieses heilige Objekt beschädigt oder zerstört sein konnte. Unwissende Hände konnten schnell etwas verderben, was von alter und mächtiger Hand vor langer Zeit erzeugt worden war. Ein Nicht-Sith würde niemals vollens begreifen, welche Macht in diesen Dingen lag und welcher ritueller Wert für einen Anhänger des dunklen Kodex damit einherging. Darth Vesperum hatte über Syn davon erfahren, sich eingelesen in das Objekt, welches er hier suchen würde. Ald'ana wusste nicht, würde auch sobald nicht erfahren, was hier von wert für den dunklen Lord war. Vesperum teilte seine wahren Absichten auch ungerne mit. Er war nicht Herrscher des Imperiums geworden, weil er stets mit offenen Worten hantierte. Er war Herrscher über die grausame Tyrannei, weil er stets bedachte, was er tat. Manche mochten ihn für wahnsinnig halten aber auch in seinen grausamen Handlungen lag eine diabolische Logik.

Die dunkle Seite folgte ihm und auch seine Entscheidungen war stets mit dem Gift begründet, welches er beherzt trank, um sein Endziel zu erreichen. Es war dieses Ziel, welches alles rechtfertigte und auch seinen Verstand zusammenhielt, der von niederen Mächten zerrissen wurde. Wahnsinn war seine eigene Macht, die der Schlüssel im Irrgarten der dunklen Seite war. Ald'ana suchte noch Sinn in der Realität, doch dabei lag das Wunderland Vesperums weitab dieser irdischen Welten. Selbst Ryloth war nur ein Wegstein in seinem Hunger nach Transzendenz. Nicht ein Herzschlag schlug für diese Welt; nicht ein Atemzug galt ihren Bewohnern, sondern allein sich selbst. Die dunkle Seite umhüllte ihn, verbarg nicht einmal, wer er wirklich war. In seiner triefenden Arroganz verbarg er nicht einmal seine Macht oder seine Finsternis; und jeder Machtnutzer konnte in den Abgrund blicken, der sich näherte. Darth Vesperum war es schlicht egal, denn auf dieser Welt gab es keine Bedrohung für ihn. Er würde hier nicht sterben, dass hatte er gesehen. Die Träume waren klar gewesen, so klar, dass ihn nichts davon überzeugen konnte, hier zu scheitern. Nein, sterben würde er nicht mehr. Nur vergaß der Unhold, dass die dunkle Seite stets ihre Nutzer verriet und am Ende zwar sein Wunsch nach Ewigkeit und transzendenter Macht möglich war aber gleichsam mit der Verdammnis einherging. Die Macht konnte nicht erlauben, was er plante und doch konnte sie ihn um ihrer selbst willen nicht aufhalten. Er war das lebendige Paradoxon der Macht: konnte ein allmächtiger Gott, einen Stein erschaffen, den er selbst nicht heben konnte? Konnte die Macht sich selbst begrenzen und damit fehlbar machen? War es möglich, dass Vesperum der Fehler im System war, der nicht korrigierbar war? Oder war es schlicht notwendig, dass er existierte, damit die Macht einen letzten Beweis ihrer Entität erbrachte? Es gab kein tieferes Verständnis hinter Vesperum, nur, dass er eine böse Kreatur war, die in seinem eifrigen Streben gegen das Schicksal selbst antrat. Ald'ana sah es nicht, war gutgläubig an seine falsche Macht mit ihm gereist und verdammte sich selbst zu einem Sklaven. DIe dunkle Seite vermochte ihr Gift wohlschmeckend zu präsentieren, weil es einfach war. Vesperum konnte Lösung sein, mit einem einfachen Versprechen. Nicht nur für Ald'ana, seinen Kult oder die Sith, sondern auch für das Imperium. Das Imperium gab ihm alles; jeder Soldat sein Leben, nur damit er mehr Zeit gewann, um sein Versprechen größer zu machen.

Ryloth war bisher von seiner korrumpierender Macht verschont geblieben. Und doch wurde nun auch diese Welt heimgesucht. Doch Vesperum wusste, dass diese Reise nicht nur für ihn geschaffen war, denn auch für Ald'ana, die etwas über sich selbst lernen musste, galt sie. Die dunkle Seite gierte nach mehr Leid, Verlust und Hass. Ohne diesen Hunger würde nichts mehr möglich sein. Der dunkle Lord wollte Ald'ana hinabstoßen in seine frostige Hölle, damit sie allein ihm verfiel. Die dunkle Seite machte Handlanger kontrollierbar, formbar und ermöglichte ihm, dem Dämon, langsam ihre Seelen zu fressen. Ilara war an ihn gefallen, Jessra und bald auch Ald'ana. Der Wahnsinn wuchs mit dem kalten Herzschlag, denn die kalten Klauen gruben sich immer fester in ihre Wahrnehmung, verzerrten Eindrücke und schienen die Luft flimmern zu lassen. Alles, was man für diese Sekunde sah, war das Flimmern des Staubes um Vesperum, welches die Zeit zu verdrängen schien. Alles verlangsamte sich auf diesen Punkt, bis urplötzlich die Zeit jede Sekunde nach zu holen schien. Mit einem Satz glitten die Vögel weiter, knirschte der Staub wieder und der Blick hatte wieder Leben.

Zwei Raumhafenarbeiter, Twi'Lek in einfacher Aufmachung, traten aus der Ferne heran. Sie grüßten in Basic. Vesperum hob seine linke Hand, ließ diese einmal herumkreisen und die Arbeiter drehten sich mit einem Schritt um - und gingen zurück. "Wir landen ungestört und reden," erklärte der Sith Lord. Die beiden Arbeiter entschwanden wieder. Sein Blick lag nun allein auf Ald'ana, mit der er weiter genügsame Schritte in Richtung Stadt ging.
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#5
Zahllose Erinnerungen brandeten gegen ihre inneren Barrieren und wirkten doch so fremd, als würden sie aus einem anderen Leben stammen. Wenn sich Ald’ana darauf konzentrierte, konnte sie alles wieder vor sich sehen – auch wenn es nicht hier geschehen war. Hörte die Schreie ihrer Artgenossen und das Brüllen von Explosionen. Sah den Mahlstrom aus schmutzigem Weiß und verkratztem Metall vor ihren Augen, der von gleißenden Lichtern durchzogen war. Doch all diese Erinnerungen gehörten einem wehrlosen Twi’lek-Mädchen, nicht der stolzen dunklen Jedi, die sie heute war. Und die Vergangenheit, derentwegen sie hier war, lag Jahrhunderte länger zurück als ihr eigenes Leben währte. Dies war keine persönliche Reise – es war eine Mission, die sie nur zufällig nach Ryloth geführt hatte. Darüber hinaus durfte sie Vesperums Gegenwart in keinem Moment vergessen. Der Imperator wirkte … unbeschwerter. Auch wenn dies das falsche Wort dafür war und dieser Eindruck ebenfalls von dem Trugbild herrührte, das er als Antlitz gewählt hatte.

Ald’ana zwang sich zur Disziplin und die schmerzlichen Erinnerungen wurden vor ihrem inneren Auge zu Staub. „Es ist der Ort, an dem ich die Jahre meiner Kindheit verbracht habe“, erwiderte sie abwertend. „Ich frage mich, ob dies genügt, um einen Ort als Heimat zu bezeichnen.“ Doch Ryloth hatte diesen Status noch am Ehesten verdient. Hier war sie geboren, hier lebten und starben ihre Vorfahren, hier hatte ihr Volk seine Wurzeln. Nur hatte man ihr selbst diese Wurzeln schon vor vielen Jahren ausgebrannt.
„Es ist eine raue Welt. Voller Steppen, felsiger Einöden und Vulkanlandschaften.“ Nur am Äquator gab es einen grünen Streifen, der aus dichtem Dschungel bestand und von gefährlichen, teilweise insektoiden Raubtieren bewohnt wurde. „Um uns vor dem Klima zu schützen, ziehen wir Twi’lek ein Leben im schützenden Gestein vor. Die meisten Siedlungen befinden sich an Bergen und Höhlensystemen. Bisweilen reichen sie viele Stockwerke in die Tiefe.“
Die dunkle Jedi legte eine Hand an ihr Kinn und überlegte, während sich ihre Lekku leicht im Wind wiegten. „Sofern sich das Artefakt, nach dem Ihr sucht, in einer Art Tempel oder Grabkammer befunden hat, ist nicht auszuschließen, dass im Laufe der Zeit eine Twi’lek Siedlung darum gewachsen ist. Möglicherweise wurde es auf diese Weise auch bereits entdeckt. Doch in jedem Fall sollten Eure und meine Fähigkeiten ausreichen, um es aufzuspüren.“

Ein Ort, der von der Macht geprägt war, hinterließ immer eine Spur im kosmischen Gefüge. Manchmal war diese Signatur sogar so stark, dass selbst Personen ohne Machtbegabung sie wahrnehmen konnten. Sofern ihre eigenen Sinne sie nicht leiten konnten, lohnte es sich, bei der Bevölkerung nach Gerüchten über verbotene und verfluchte Orte zu fragen. Ald’ana versuchte sich auf Strömungen der dunklen Seite zu konzentrieren. Doch die Präsenz des Imperators machte es schwierig, etwas anderes wahrzunehmen. Vesperum überschattete im wahrsten Sinne alles, das sie in der näheren Umgebung wahrnehmen konnte. Und doch war da ein leichtes Zupfen. Etwas war hier auf Ryloth, das auf ihre Anwesenheit reagierte – und sei es nur, weil es ebenfalls der dunklen Seite entstammte. Die Spuren würden deutlicher werden, wenn sie erst die anderen Eindrücke herausgefiltert hatte, die sie wie ein altvertrauter Geruch umwehten. „Ich fühle einen Ort voller Leben. Nicht nur Twi’lek… Auch andere Spezies sind darunter.“ Ein Hauch Erleichterung lag darin, dass Ryloth sich von den vergangenen Schrecken zu erholen schien. Es gab keinen Grund, dem Volk dieses Planeten Unglück zu wünschen – selbst wenn es sich abermals auf die Seite der Republik geschlagen hatte…

„Das Objekt Eurer Begierde bleibt mir jedoch noch verborgen, mein Lord“, musste Ald’ana eingestehen. „Doch es ist ohne Zweifel, dass es sich auf dieser Welt befindet. Es ist nur eine Frage der Zeit.“ Sie beobachtete mit einem leichten Lächeln, wie er mit einem einfachen Gedankentrick die beiden Raumhafenarbeiter zum Umkehren bewegte. Im Gegensatz zu Vesperums Illusion war ihr dieser Gebrauch der Macht bestens vertraut und hatte ihre Unterhaltungen so manches Mal vereinfacht. Die Twi’lek hielt sich an seiner Seite, als sie den Weg in Richtung Stadt fortsetzen, und sondierte immer wieder die Umgebung. Als Ald’ana das nächste Mal das Wort an Vesperum richtete, war ihr Basic von einem leichten Akzent geprägt. Diesen würde sie für die Dauer ihres Aufenthalts beibehalten, solange sich andere Personen als der Imperator in ihrer Nähe befanden. „Unter welchem Namen soll ich Euch ansprechen, falls dies nötig sein sollte?“, fragte sie und ließ die Spitzen ihrer Lekku wie im Gespräch ein wenig tänzeln.
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#6
Vesperum nahm gnadenvoll jene Gedanken, die Ald'ana ihm mitteilte, zur Kenntnis. Er hatte eine kranke Freude daran, dass seine Schülerin erneut an Vergangenes erinnert wurde. Es tat ihm gut, dass sie sich ihren eigenen Erinnerungen stellte. Es half ihm die böse Kontrolle über die baldige Sith aufrecht zu halten. Der dunkle Lord lauschte aufmerksam, schweigend lagen seine Augen auf ihr, während sie Schritt um Schritt näher an die Stadt gelangten. "Die Kindheit prägt uns mehr, als wir ahnen, Schülerin," teilte der Meister eine allgemeine Weisheit mit und unterließ einen Unterton. "Unsere Vergangenheit macht uns zu den Personen, die wir sind aber sie bestimmt nicht das, was wir werden. Die dunkle Seite wird dich befreien, wenn du bereit bist, die Vergangenheit hinter dir zu lassen, ohne sie zu verleugnen. Nutze die Gefühle, das Wissen um deine Person, um deinen Willen zu stärken," lehrte der Sith in seiner Rolle als Meister der dunklen Diener, achtsam und hingebungsvoll. Immerhin brauchte er sie für seine Geschichte, die noch nicht zu Ende geschrieben war. Wenn es nach seinen Wünsch ging, würde sie niemals enden und sein böser Schatten würde über jede Seele des bekannten Universums fallen. "Am Ende deines Lebens wird der Wille alles sein, was du bist." Der Sith blieb abrupt stehen, betrachtete die junge Twi'lek aufmerksam in der Macht. Seine Wahrnehmung, verschwommen durch die dunklen Kräfte, zeigte ihm viele Facetten seiner Dienerin. Zukunft, in einem schemenhaften Abdruck im Staub um sie herum, dorthin wohin sie gehen würden und ihre Vergangenheit, welche in einem grauen Schatten nachwirkte. Drei Personen verschmolzen zu einer, rauschend überschüttet von der Aura, welche punktiert glimmte, mal hell und mal schwarz, wobei die Dunkelheit zusehens an Macht in ihr gewann. Es schien fast so, als ob Vesperum gar diese Dunkelheit förderte, bestärkte und erhob, denn seine Macht lag überschattend auf ihr, verdrängte jedwede andere Wahrnehmung für diesen Moment, bis sich der ewige Schatten seiner Seele zurückzog. Die Kapuze bebte im Wind, während sie fest auf seinem Haupt lag. Man ging festen Schrittes weiter. "Deine Heimat wird mehr für dich bedeuten als du bis jetzt ahnst, Schülerin," teilte Vesperum eine Ahnung mit, während er wieder dieses teuflische Grinsen auf seinen Lippe hatte.

Die dunkle Seite gierte nach mehr, wollte mehr von ihm und ihr, als die Zeit beständig zusammenfiel, um den beiden einen Weg voran zu ermöglichen. Die ewige Uhr tickte weiter, immer weiter, mit jedem Herzschlag. Auch er fühlte diesen Ort voller Leben, konnte sogar einzelne Gedanken, welche durch die Macht flüsterten, aufnehmen. Stimmen, verschiedene Stimmen, die zu einem Rauschen gleich, lebendig waren. Anders als die toten Schreie, die ihn stets heimsuchten, verfolgten und seinen Wahnsinn verfehlten. Diese Stimme waren noch frei, ungebrochen durch seine Hand und wie in Sinnen berauscht, ließ er sie auf sich wirken. Sein zusammengesetzter Geist konnte einzelne Gedanken herausfiltern, genauer bestimmen und sogar klare Worte erkennen. Ganze Sätze entsponnen sich, über Alltagsthemen oder Handelsgespräche; wiederum auch einzelne echte Gedanken, wie Zuneigung oder Abneigung. DIe Sprache des Geistes war universell, wie die Macht. Wenn man gelernt hatte, zu lauschen, war vieles erkenntlich, wenn auch in Vesperums Fall entstellt durch die dunkle Seite. Der Lord verstand Harmonie nicht, verstand keine echte Liebe mehr, sondern sah nur noch negative Konsequenzen. Eben jene Leidenschaften, die ihn mächtig gemacht hatten- und doch war dort mehr, was er nicht sehen konnte aber erahnen. Es war eine Gewissheit, dass der Weg richtig war; gespeist aus diesem falschen Urvertrauen in diese kranke Obsession seiner eigenen Transzendenz. Die dunkle Seite täuschte ihn geschickt, während Ald'ana auf eine Antwort warten musste. Nicht lange, doch spürbar für ihren Geist, denn Vesperums Macht ließ den Frost wachsen, der ansonsten auf dieser Welt unbekannt war. Ein Frost, eine Kälte, die in alle Glieder kroch, keinen Platz mehr für andere Gedanken ließ, sondern allen sich selbst genügte. Es war das eisige Königreich, welches viele Herzen befallen hatte und nur sich selbst als König akzeptierte. Der Dämon keuchte im Staub des Windes, bevor er seiner Gefolgsfrau eine Antwort gab. "Ja, ein Ort des Handels und des Gespräches. Ein Markt, teilweise unterirdisch." Der dunkle Lord sah klarer als Ald'ana, ließ sie daran teilhaben, ohne Umschweife, und da war diese dunkle Macht wieder, die ihn heimsuchte. Die Schreie, die kranken Schreie von leidenden Seelen, welche an seinem Herzen rissen, den Frost zerschlagen wollten, der ihn schützte. Nur Kälte war sein Schild gegen sie, ansonsten würde die Schuld den Rest Verstand auffressen, der noch in ihm war. Wahnsinn war sein Schwert gegen die verfluchten Seelen, die er verdammt hatte. Seine Klinge und sein dunklen Zauber hatten sie alle verschlungen, ihm einverleibt, bis nur noch Asche dort war. Aber diese Asche wollte ihn erinnern, ihn bestrafen, dass dort ein Gericht war; kein Gericht mit einem Richter aber mit einem übermächtigen Urteil, welches irgendwann vollstreckt wurde. Vesperum spürte den Schmerz in seinem Schädel, wie er sich strahlend ausbreitete, seine Augen pulsieren ließ, so dass der Blick, der ohnehin von verschiedenen Ebenen bestimmt war, immer schwieriger wurde. Dieser Schmerz ließ keinen anderen Gedanken zu. Mit Mühen sowie fester Atmung gelang es ihm die Stimmen zu vertreiben, wieder zu dem Hintergrundrauschen zu machen, welches immer dort war. Seine Atmung beruhigte sich wieder. Die Macht als Schicksal wollte Vesperum nicht gehen lassen. Noch nicht.

"Es ist hier, auf dieser Welt. Es ruft nach uns, nach uns Sith," stammelte die wieder gebrochene Stimme in den Wind, weniger für Ald'ana, mehr für sich selbst. Darth Vesperum brauchte Gewissheit, ein Standbein, in diesem Irrsinn, der mit ihm war. Das dunkle Wunderland kannte keinen Sinn, noch Unsinn, sondern nur die Tat. Es gab nur seinen Willen, der stets daran erinnert werden musste, dass er selbst noch existierte. Erlösung lag erst am Ende seines Lebenspfades und bis dahin stand Leid im Zentrum seiner Macht; nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst. Ohne es zu wissen, war er der Henker der Freiheit, die er eigentlich anstrebte. Die dunkle Seite war so verlockend schön geworden, dass ihr Rauschen einem Gesang gleich mit weiteren Verlockungen rief. Es gab immer nur ein "Mehr" und kein "Weniger" für diesen Mann, der mehr untoter Geist seiner Selbst als lebendig war. Vesperum war ein Abbild eines Mannes, der einmal gelebt hatte. Die dunkle Seite hatte ihn verdorben, getötet und zum untoten Monster gemacht, welches die fleischliche Maske eines Lebendigen trug. Der Gang wurde langsamer, aber blieb beständig auf die Stadt gerichtet. Eine Ironie fand sich darin, dass genau jetzt Ald'ana danach fragte, wie sie ihn mit seinem ursprünglichen Gesicht nennen sollte. Ihr Akzent amüsierte ihn, während er nicht lange überlegen musste. "Nenne mich Aidan," gab er seinen alten Namen preis. "Er ist die Person, die ich einmal war." Nein, er würde sich selbst nicht vollens verleugnen, wie er es auch Ald'ana geraten hatte. Zwar war er nun ein Sith, mehr noch sogar als das, aber wollte nicht vergessen, wer er einst war. Der neue Name und Titel waren Symbole von etwas Neuem, was aus Altem erstanden war. Sith nahmen sich neue Namen, um mit dem Alten abzuschließen, um etwas Wahrhaftiges zu werden, doch Vesperum war nicht bereit, Amaranthine und Mutter aufzugeben. Etwas hielt ihn noch hier. Doch seine neue Persönlichkeit war mächtiger als Aidan, so dass der Name nur Hohn war. Eine Lüge, wenn man wollte, die schlicht ausgesprochen wurde, wie die sonstigen Lügen, die er von sich gab. Es fiel ihm nicht schwer, da er wusste, dass er in Wahrheit nur Vesperum war aber die Erinnerung an diesen Namen befeuerte nur seinen Hass auf das Schicksal, welches er verdammte für all das, was ihm widerfahren war.

Es war an der Zeit, dass Ald'ana mit seinen Augen sah. Etwas von der dunkle Seite erblickte, wie er sie kannte. Der dunkle Lord beschloss, ihre Wahrnehmung zu verstellen, damit sie die Wahrheit über die Macht sah, über Personen, die ihr begneten. Kurz schlossen sich seine Augen, damit er seinen Willen ausrichten konnte. Die dunkle Seite umgierte den Geist von Ald'ana, als sie kurz davor waren die Stadt zu betreten. Händler, Einwohner und auch Fremde strömten vorbei, erste Stände kamen in Sicht, kurz vor der großen Energiebrücke. Ald'ana, unwissend über die Wirkungen, die auf sie gerichtet waren, spürte nur erneut diesen Frost. Doch Vesperum in bösartiger Freude an seiner Wahrheit ließ die Gesichter der um sie herumgehenden Personen verfallen. Skelettschädel blickten nun die Twi'lek an oder auch verwesenden Gesichter, welchen Stück für Stück die Haut herabfiel. Alle sie waren sterblich in Vesperums Augen, ohne Bedeutung, und somit war diese Illusion ein Geschenk an Ald'ana, die er mit Hingabe teilte. Die Illusion verschwand nicht sofort, nicht Schrittweise gewannen die Anwesenden ihre Gesichter zurück, bis urplötzlich alles wieder normal schien. Darth Vesperum nahm seine Macht zurück, um Ald'anas Reaktion zu beobachten, was sie fühlen würde- und ob sie verstanden hatte, was geschehen war. Er fand wirklich Gefallen an dieses Spielen, denn so hatte er einst Ilara mächtig gemacht, welche leider nun mehr eine Bestie des dunklen Lords war. Sie diente nur noch als Schlachtbestie, losgelassen auf seine Feinde, weniger als Person. Ehrlich hoffte er, dass Ald'ana, nun mehr in der gleichen Rolle, wie Ilara Vanis, mehr Willenskraft besaß, um die dunkle Seite mit ihm zusammen zu erschließen. Auch war dies ein Test, um ihren Nutzen für ihn zu beweisen. Nicht noch einmal wollte er Zeit, Lehren und Mühen in ein Wesen investieren, wenn dieses an der dunklen Seite zebrach. Zwar hatte die eitle Bestie Ilara ihren Nutzen aber noch eine Bestie benötigte er nicht als Handlanger. Das wahre Delirium begann erst später für die neue Schülerin.
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#7
Mit jedem Schritt fügte sich Ald’ana besser in ihre Rolle. Die Bewegung ihrer Lekku wurde natürlicher, auch wenn sie für einen Twi’lek noch immer ein wenig steif und unexpressiv wirkte. Ihr imperiales Basic wurde von der Sprachmelodie ihrer Muttersprache durchzogen. Und trotz der eindeutigen Spuren, welche die dunkle Seite an ihr hinterlassen hatte, würde sie sich in die Menge ihrer Artgenossen einfügen können. In Teilen war dies ihrer Jugend geschuldet, die sie noch unter ihresgleichen verbracht hatte – wenn auch unter widrigen Umständen. Doch in der Tat waren das meiste antrainierte Verhaltensmuster, um unauffällig zu erscheinen und ihrem Gegenüber einen bestimmten Eindruck zu vermitteln. Noch immer strahlte die Lethan Selbstbewusstsein und Wehrhaftigkeit aus. Doch es war nicht mehr die stolze Sith, die durch den Staub in Richtung der Stadt schritt. Nur eine galaxiserfahrene Twi’lek, die man nicht so leicht übervorteilen konnte.

Oh, ihre Kindheit hatte sie geprägt. Viele der Narben, die Ald’ana n ihrem Körper trug, hatte man ihr bereits in jungen Jahren beigebracht. Doch während die unerbittlichen Gezeiten einen Stein zu Sand zermahlten oder seine Kanten rund und glatt wuschen, war sie zu einer Speerspitze geworden. Ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen, würde bedeuten, der Quelle ihres Hasses zu entsagen – und damit auch einem wichtigen Teil ihrer Verbindung zur Macht. Im Gegensatz zu ihrer Zeit als Schülerin unter Renata June war der Hass nicht mehr allgegenwärtig, sondern äußerte sich nur noch in vereinzelten Momenten, in denen die dunkle Jedi zu einem gefährlichen Raubtier, manchmal gar einer Naturgewalt wurde. Doch sie hatte längst gelernt, ihre Machtbegabung durch Leidenschaft und Grausamkeit zu kanalisieren. Zu genießen, statt zu leiden. Doch dies war nicht das gleiche, wie mit ihrer Vergangenheit abzuschließen. Zumal es eine Person gab, die sie immer an das erinnern würde, das sie gewesen war. An den Verlust, den sie erlitten hatte. Wenn sie sich darauf konzentrierte, konnte Ald‘ana ihre Meisterin noch immer in der Macht spüren – und eines Tages würde sie Renata aufspüren und zur Strecke bringen. Der Triumph des Schülers über den Meister.

Ein dekadentes Lächeln schlich sich in ihre Züge. Was würde Renata June dazu sagen, dass Ald’ana nun die Aufmerksamkeit des neuen Imperators auf sich gezogen hatte, gar in gewissem Maße sein Vertrauen genoss? Würde sich ihre einstige Meisterin anbiedern, um ebenfalls Vesperums Gunst zu erhalten? Sich auf alte Bande berufen? Auf die Rettung einer jungen Sklavin von Ryloth? Vor welche Wahl du mich damals gestellt hast... Mich erschießen zu lassen oder dem Imperium zu dienen. Ich habe deine ‚Gnade‘ nie vergessen. Und wenn wir uns wieder begegnen, werde ich mich dafür … erkenntlich zeigen. Während sie im unsichtbaren Spinnennetz ihrer Gefühlswelt gefangen war, lauschte Ald’ana dennoch aufmerksam ihrem machtvollen Begleiter. Noch wusste sie nicht, wie sie dieses Ziel erreichen sollte. Gefühle gaben einem Sith seine Macht und ihre Emotionen waren noch immer eng mit ihren Erinnerungen verknüpft. Sie war nicht länger die hilflose, unterworfene Person aus ihrer Vergangenheit. Doch sich von dieser Person zu lösen, gar zu befreien, lag nicht in der Natur der dunklen Seite. Nichtsdestotrotz faszinierte Ald’ana diese Sichtweise und in ihrem tiefsten Kern wusste sie, dass sie ein solcher Schritt ihrer Erlösung ein Stück näher bringen würde. Doch diese leise Stimme wurde auch von einer Seite genährt, die mit ihrem jetzigen Leben ganz und gar nicht im Einklang stand. „Ich werde mir Eure Worte zu Herzen nehmen, mein Lord.“ Es war eine nachdenkliche Antwort, die sie gab. Doch sie hatte zumindest mehr Gehalt als die Aussage, dass sie darüber nachsinnen würde. Das tat die Dunkle Jedi ohnehin – ob sie es nun wollte oder nicht.

Vesperums ominöse Worte gaben ihr ebenfalls zu denken. Doch der Imperator wusste mehr über diese Mission als sie und würde sein Wissen nach eigenem Gutdünken mit ihr teilen. Sie als seine Dienerin und Jägerin tat gut daran, solchen Äußerungen Aufmerksamkeit zu schenken und sich dessen während ihrer Suche bewusst zu sein. Die Macht sandte ihr bereits deutliche Zeichen, dass der Planet ihre ‚Heimkehr‘ bemerkt hatte. Auch das Artefakt war ein fester Teil von Ryloths Geschichte, auch wenn es sie vielleicht nie direkt beeinflusst hatte. Diese Spuren zu finden und zu verfolgen, würde ebenfalls ihre Aufgabe sein. Doch Spuren der Macht waren deutlich schwerer zu verwischen als Spuren im Sand. Sobald sie die Fährte aufgenommen hatten, würde die dunkle Seite sie leiten. Kälte kroch in ihre Glieder, machte die nächsten Schritte beschwerlich – und selbst der Imperator schien von einem eisigen Wind durchfahren. Seine Worte hatten einen eisigen Klang und sein Atem ging schwer, als hätte ihm die Macht gerade eine Vision gesandt. Nur warum wirkte er dann so … angegriffen? Hatte er seine eigenen Sinne ausgestreckt und war auf Widerstand gestoßen? Nicht selten hatten Sith-Lords ihre Artefakte mit dunklen Kräften gesichert, damit niemand ihren Besitz stehlen konnte. Derartige Sicherungen währten oft auch länger als die Lebenszeit des Sith – diese unliebsame Erfahrung hatte Ald’ana bereits machen müssen. Doch der Imperator trug den Sieg davon – wie konnte er auch nicht – und die Kälte verflog. Eine befremdliche Mischung aus Hingabe, Mitgefühl und Abscheu lag in den Zügen der Twi’lek, ehe sie sich fasste und mit analytischer Stimme wieder das Wort ergriff. Einen Mann wie Vesperum fragte man nicht danach, ob es ihm gut ging oder er Unterstützung brauchte.

„Ein Markt?“ Diese Aussage hatte sie tatsächlich überrascht. „Da könnte die Dinge erheblich vereinfachen. Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass das Artefakt bereits gefunden wurde. Aber möglicherweise weiß sein Besitzer nicht, was er dort in Händen hält. Ich frage mich, inwieweit es die Umgebung bereits beeinflusst hat“, teilte sie laut ihre Gedanken mit. Einige Gegenstände der Sith waren für den Unbedachten ungefährlich. Es erforderte Machtbegabung oder sogar eine Ausbildung in der dunklen Seite, um sie nicht nur für Tand zu halten. Andere jedoch schienen fast einen eigenen Willen zu besitzen und strahlten ihre Präsenz auf ihre Umgebung ab. Waren dazu in der Lage, selbst Wesen ohne Zugang zur Macht zu beeinflussen. Nach Vesperums Resonanz vermutete sie fast, dass es zur letzteren Kategorie zählte. Doch deswegen konnte ein ignoranter Twi’lek seinen wahren Wert noch immer verkennen. Ald’ana fühlte sich von Stolz durchflutet, als er von den Sith sprach. Noch zählte sie nicht zu ihnen, war wieder zu einer Schülerin geworden, die umso neugieriger die dunkle Seite studierte. Doch eines Tages würde sie den Titel eines Darth tragen. Das war ihr erklärtes Ziel – und diese Mission war ihr erster Schritt dorthin. Sein wahrer Name rührte etwas in ihr. Doch sie war klug genug, nicht danach zu fragen, was für ein Mensch jener Aidan gewesen war. In ihrer Sprache ließ sich der Name grob mit ‚Zeit des Mondes‘ übersetzen. Er passte zu dem Mann, der neben ihr ging – selbst wenn dieser inzwischen den Namen Vesperum trug.

„Aidan“, wiederholte sie und versah die Aussprache dabei wieder mit ihrem eigenen Akzent, sodass es der Wortbedeutung auf Ryl noch näher kam. „Wie Ihr wünscht“, mein Lord. Sie waren nun nahe genug an Lessu, dass die ersten Stände in Sicht kamen, die noch vor dem Eingang zur Stadt lagen, und sie bald in den Strom aus Bewohnern und Besuchern eintauchen würden. Ihre Maskerade musste perfekt sein. Ald’ana besann sich auf die Auswirkung ihrer Meditation – auch wenn es unwahrscheinlich war, dass ihnen ein anderer Machtbegabter begegnen würde – als sie erneut eine Welle aus Kälte spürte, die den Moment förmlich einfror. Die Personen, die sie umgaben, welkten vor ihren Augen dahin. Verwitterten und verwesten, bis nur noch blanke Totenschädel ihr entgegenblickten. Ald’ana atmete scharf ein, doch sie zwang sich zum nächsten Schritt, anstatt vor dem Schreckensbild zurückzuweichen. Alte Wut wurde angefacht, loderte in ihrem Inneren und schmolz den Frost. Ließ die Toten wieder lebendig werden – vor ihrem inneren Auge zumindest – und der unnatürliche Moment war verstrichen. Dennoch dauerte es eine Weile, bis ihr Herzschlag sich beruhigt hatte. Dies waren keine Erinnerungen, die sie bewusst herbeigeführt hatte. Dessen war die Dunkle Jedi sich sicher. „Möglicherweise hatte ich gerade eine … Offenbarung“, erklärte die Twi’lek unverfänglich, während sie sich in die Menge einreihten, die den Weg über die Energiebrücke beschreiten wollten. „Über die Vergangenheit dieses Ortes – oder seine Zukunft. Doch ich bin fest überzeugt, dass wir uns auf der richtigen Spur befinden.“
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#8
Es war der ähnliche Geschmack des Giftes, den Vesperums Einfluss hatte. Es war der Wein der dunklen Macht, einer fremden Verheißung, die der Sith Lord mit Wonne vergab, damit andere in Sehnsucht ertranken. Doch schmeckte dieser Wein nach Gift, nach einer schnellen Flucht in den Tod, der niemals kam. Wie oft hatte Vesperum mit sich selbst gesprochen, ihn daran erinnert, was er war und doch wollte ein Teil nicht mehr und zog sich zurück, wollte nicht genießen, wie Ald'ana in die Falle tappte. Es war ein Genuss, die Kontrolle über ihre Wahrnehmung zu haben und doch wollte etwas in Vesperum keine Freude daran empfinden. Es war ein Gefühl von Allmacht, die den Leichenschauer seiner Seele komplettierte und dennoch nicht die Fessel seiner Hölle brechen konnte. Es war dieses geheime Versprechen, eine falsche Wahheit, die Ald'ana nicht wissen konnte und ihr durch die finsteren Mächte des Imperators präsentiert wurde. Sie fand Zuversicht in seiner Lüge; indem dem Spiegelbild der dunklen Seite. Der Einfluss des dunklen Lords wuchs mit ihrer Akzeptanz, mit ihrer einfachen Hingabe zu jenem Gedanken, dass sie auserwählt war. Auserwählt war, für eine Vision und Offenbarung, die nicht von der Macht kam, sondern von Vesperum. Ohne ihr Wissen offenbarte sich nur einem etwas. Vesperum wusste nun, was Ald'ana begehrte und was sie fühlte. Nein, sie wollte nicht mehr gerettet werden. Sie wollte Rache. Eine echte Rache an einer Person und an der Galaxis. Es war ein diffuses Gefühl, welches sich mit der Zeit in feine Detaisl auffächerte. Vesperum kannte dieses Gefühl, nur zu gut und wollte es in ihr stärken, doch beließ es bei ihr in seinem Urzustand. Es gab nichts zu ergänzen, nichts weiter zu verfälschen, da seine Schülerin die Illusion mit gierigem Herzen geschluckt hatte. Das Gift der dunklen Seite wurde Inspiration für ihre eigene Verdorbenheit. - Und nun schmeckte der Wein gut, eingeschenkt durch den Meister.

Sie nahm seine vor wenigen Momenten gesprochenen Worte nicht nur zu Herzen, sondern nahm sie vollens in ihren Verstand auf. Vesperum spielte erneut sein Spiel, übte seine Macht aus, ohne Rücksicht auf ihr Schicksal. Nun war er ihr Schicksal, wenn sie sich nicht lossagen würde. Seine Worte hatten Gewicht, gegossen aus dem Quell des schwarzen Meeres, eingefroren durch seinen Willen und herabgesenkt aus den Untiefen seiner selbst. Es brauchte kein weiteres Wort mehr, um sie zu binden. Sie glaubte ihm. Die dunkle Jedi glaubte seiner Illusion. Es war die Fatalität ihrer Entscheidung und ihres Unwissens, der eine nahe Flucht unerreichbar machte. Nur einen winzigen Zweifel hätte es gebraucht. Einen anderen Gedanken, und doch war dort kein Zweifel an ihm, dem Meister der kranken Mächte. Unter ihrer Haut schlug noch ein Herz, etwas Leben, was mit Leidenschaft das suchte, was sie befreien konnte. Doch mit jedem Herzschlag, der sich Gutes wünschte, entstand Schlechtes. Sie war nun ein Teil jener Kraft, die Vesperum möglich gemacht hatte. Es war der diese Ähnlichkeit die beide verband. Beide strebten unaufhaltsam auf etwas zu, was sie am Ende verzehren würde. Die Fantasie, verfallen, war ein kaltes Wunderland des Wahnsinns und umschlossen von Dornen, welche Ald'ana und Vesperum gleichsam pflegten.

"Ja, solche Artefakte bergen dunkle Mächte, die unsere Realität verändern können. Ich bin darauf vorbereitet," gab er selbstsicher wieder, denn Sorzus Syn hatte ihn bereits über den Ursprung des Artefakts aufgeklärt. Es war etwas, was andere Unwissende sicherlich als schlichten Gegenstand abtun würden. Es besaß einen hohen rituellen Wert sowie ein Geheimnis, welches der unheilige Imperator verwenden wollte. Vesperum, seiner Sache sicher, wollte seinen Geist nicht weiter mit den laut mitgeteilten Gedanken seiner neuen Schülerin belasten. Sie hatte andere Zeichen gesetzt, die er beobachten wollte. Dass ein solches Artefakt die Umgebung beeinflussen konnte und nur Narren mit solchen Kräften ohne Wissen hantierten, war dem Sith Lord klar. Sie gab nichts wieder, was er nicht bereits wusste und dies langweilte ihn und so schwieg er danach ein paar Atemzüge lang, bis erneut die dunkle Seite einen kalten Schauer durch seinen Leib trieb.

Sie kannte etwas, was ihre Flucht sein konnte; etwas Wahrheit hatte er ihr gegeben. Sein Name war gefallen, der echte Name seiner Geburt, mit dessen Person er bezwungen werden konnte. Darth Vesperum hatte ihn genommen, ihn zerstört und doch lebte der Name fort, wollte nicht brechen. Vesperum wollte nicht mehr Aidan sein und doch drang der Name aus der Vergangenheit herauf, nahm sich seinen Platz und zerschellte dennoch am Hass in dem toten Herzen. Doch unter seiner Haut schlug schon lange kein lebendiges Herz mehr. Lebendig war nur sein Wille, die unheilige Macht, die ihm Syn gegeben hatte. Der Dämon, welcher er nun war, gierte nach Erlösung aus dieser Hölle. Es war die Erinnerung, die ihn so sehr quälte, dass er nicht ohne aufbäumende Macht gehen konnte. Seine Willenskraft war alles, was er noch war. Ein grausamer Geist, der nur nach sich selbst handelte und seine kranke Idee verfolgte. Eine Idee, die für niemanden gut war; nicht einmal für ihn selbst. Die Macht verdammte ihn bereits, stieß ihn hinab aber konnte nicht gegen sich handeln. Jeder Atemzug war Versagen und Sieg gleichermaßen. Überhaupt diese Macht zu ertragen war ein dunkles Wunder für sich. Die Narben, die Wunden und der Schmerz, neben Wahnsinn und diesen verdammten Stimmen, waren Ballast und doch trug er sie mit unausweichlicher Größe. Es war dieser Hunger, nicht einfach zu vergehen, die seinen Geist erhielt. Das Schicksal hatte es schwer mit Darth Vesperum. Die Machtmaske saß noch perfekt, keine Risse in der permanenten Illusion. Vesperum war inzwischen gut darin, andere und auch sich selbst zu belügen. Die Lüge war ein probates Mittel geworden, welche alles möglich machte. Auch ein Angesicht eines jungen, gut aussehenden Mannes voller Leben. Dahinter lag nur kein Leben mehr und die Maske würde fallen müssen. Nichts konnte sich für immer verbergen. Der Dämon, das Monster, waren irgendwann immer sichtbar.

"Ja, die hattest du," sagte die selbstgerechte Stimme des Herrschers, der um die Wahrheit wusste. Ihm gefiel ihr Akzent. Er gab ihr etwas Echtes. Der Meister tat nicht einmal ungläubig, bestätigte sie sogar in der Selbstlüge, wohlwissend, wer der wahre Urheber war. Er genoss endlich dieses Gefühl, welches lange zurückgehalten war. Endlich konnte er seinen giftigen Einfluss auf Ald'ana genießen. Sie gehörte ihm, wie die Galaxis und das gesamte Universum ihm gehören würden. Dieser Anspruch war alles, was sein Wahnsinn wollte. Sorzus Syn hatte seine bescheidenen Ziele erweitert, erhoben zu den wahren Zielen eines Sith'ari. Darth Vesperum verbarg sie noch, verkleidete sie und sprach von Erlösung. Es war aber nur seine Erlösung, die er nicht teilen wollen würde; vielleicht mit wenigen Auserwählten, die wirklich sein Vertrauen und seine Lehre besaßen. Noch bewunderte er die Loyalität seiner Diener, seines Kultes und seines Ordens. Es tat gut, eine Lehre zu formen, die ganz ihm entsprach. Er hatte sie verbessert und neue Sith erschaffen. Echte Diener der dunklen Seite. Indem sie ihm dienten, dienten sie auch der dunklen Seite. Er war der Avatar, die Verkörperung der herannahenden Nacht, und es waren seine Worte, die nun Lehre waren. Er teilte etwas mit seinen Anhängern - und zwar die dunkle Seite. Es machte sie auf eine gewisse Weise gemein und gleich, was Vesperum noch erkennen konnte. Am Ende war dort nur die Dunkelheit. Darth Vesperum wusste, dass zwischen den Sternen kein Licht war. Ald'ana, in seinem Spiel, war eine wertvolle Figur geworden; zwar austauschbar aber nicht minder wertvoll. Vesperum schätzte sie noch. Denn anders als Ilara war sie bereit für seine Lehre und tat es nicht als Gefasel ab. Ein Meister brauchte einen Schüler, der mächtig und klug genug war, zu verstehen. Die dunkle Seite war ein Gefährt, welches durch einen starken Willen bewegt werden musste. Vesperum würde Ald'ana schulen in ihrer Willenskraft. Die Illusion war erst der Beginn.

Man erreichte Brücke, trat über diese, hinein in die Stadt und den großen Markt selbst. "Wir sind richtig," meinte der dunkle Lord und deutete auf einen Marktstand, der weitab stand und kleinere Artefakte, Kunstgegenstände und Vasen anbot. Es war ein Kunsthändler, welcher scheinbar alten Twi'lek-Plunder anbot. Der Sith sprach nicht viel, wenn es nicht seinem Gebot entsprach. Er bestimmte, was er mitteilte und unterließ. Vesperum neigte zwar zu ausschweifenden Gedanken, doch sprach im Alltag wenig. Sein Schweigen war die genügsame Antwort auf die unruhige Galaxis. Der Händler, ein typischer Twi'lek dieser Welt, trug den Namen Mes'tessan und kramte gerade in einer Kiste mit alten Silberstücken, welche scheinbar aus einem Erbe stammten. Die Stücke trugen verschiedene Schriftzeichen, waren mal rund und mal eckig und doch schienen sie Münzen nicht unähnlich. Er beachtete die beiden herannahenden Diener der Finsternis nicht. Darth Vesperum ließ sich durch die Macht leiten, war sich sicher, dass diese Person der Ursprung seiner Wegidee war. Mit einer Handbewegung, kaum über die Hüfte erhoben, zeigte er Ald'ana an, dass sie nun an der Reihe war, mit dem Händler zu sprechen. Man hatte sich durch einige Passanten gedrängt, welche hinter den Rücken der beiden, immer noch vorbeidrängten. Auf dieser Welt waren nicht nur Twi'lek, sondern allerhand andere Spezies, wie auch Menschen, die mit der Republik gekommen waren. Ryloth war nun auch Rekrutierungsort für die Bodentruppen der Republik, welche auch ihre Reihen gegen das Imperium auffallen musste. Überall hingen bereits Propagandplakate. Vesperum blickte auf eines, welches direkt hinter dem Stand an einer Steinwand hing und schmunzelte kurz, bis Ald'ana herangetreten war, um ihre Aufgabe zu erledigen. Die Begrüßung war ihre Sache.
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#9
Ald’ana zweifelte keinen Moment an seinen Worten. Trotz des Glanzes, den der Imperator über sich geworfen hatte, konnte sie sein wahres Antlitz noch immer deutlich vor sich sehen. Ein Äußeres, das unverkennbar von der dunklen Seite gezeichnet war und von manch teuer erkauftem Sieg berichtete. Vesperum wusste, um was für einen Gegenstand es sich handelte – oder schien es zumindest deutlich zu erahnen – also nahm sich die Twi’lek auch diese Worte zu Herzen und ließ ihre Machtsinne weiterhin in alle Richtungen tasten. Sie wollte offen sein, wenn die dunkle Seite zu ihr sprach. Und Ryloth hatte viele Geschichten zu erzählen. Flecken und Narben von Leid waren überall zu sehen, wo sich auch das Leben sammelte. Vesperum selbst verströmte eine unübersehbare Aura aus schneidender Kälte und Finsternis, die sie stets in ihrem Nacken – und überraschenderweise auch an ihren Armen – spürte. Sie musste versuchen, seine Präsenz beiseite zu schieben, um sich auf die schlafende Dunkelheit zu konzentrieren, die sich irgendwo auf Ryloth befand. Ihrer Erfahrung nach würde das Artefakt auf die beiden Machtnutzer reagieren. So sehr ein Sith verhindern wollte, dass sein Besitz in die Hände eines anderen fiel, so sehr wollte jenes alte Wissen doch gefunden werden.

Zum ersten Mal, seit sie auf diese Mission aufgebrochen war, kam Ald’ana der Gedanke, ob der Imperator sie nur als Absicherung benötigte. Bisher hatte sie keinen Grund, ihm zu misstrauen und an seinen Worten zu zweifeln. Doch Täuschung und Misstrauen waren natürlich für ihresgleichen und in ihrem Leben war sie schon oft betrogen worden. Umso größer war der Wunsch, diesem verkommenen Mann zu vertrauen, der sie damals auf Byss so sehr beeindruckt hatte. Dennoch schadete es nicht, vorsichtig zu sein. Im Gegensatz zu Vesperum war sie ersetzbar – selbst wenn sie momentan sein Interesse genoss – und die Twi’lek tat gut daran, dies nicht zu vergessen. Auch Ryloth hatte sie auf groteske Weise daran erinnert, dass diese Reise nicht ohne Gefahren war. Diese Welt gehörte erneut der Republik, auch darum musste sie ihre wahre Identität verschleiern. Doch trotz ihrer auffälligen Hautfarbe bestand nur eine geringe Chance, dass jemand sie wiedererkannte. Und falls es so kam, würde Ald’ana sich zu helfen wissen.

An der Seite des Dunklen Lords überquerte sie die Energiebrücke, tauchte in das Leben von Lessu ein und wurde in der Menge unsichtbar. Überall waren so viele vertraute Eindrücke, die längst nicht mehr zu ihr gehörten. Hörte angeregte Unterhaltungen in ihrer Muttersprache über belanglose Dinge, roch den typischen Duft von würzigem Rycrit-Eintopf, der von einem der Straßenhändler verkauft wurde, und sah eine kleine Schar Blurrg, die man am anderen Ende des Marktes eingepfercht hatte. An den Außenwänden der Gebäude war an vielen Stellen Propaganda der Republik angebracht. Die Motive waren anders als früher, doch die Botschaft war noch immer dieselbe. Und noch immer gab es Twi’lek, die auf die Lügen der Neuen Republik hereinfielen. Damals wie heute war es nie um ihr Volk gegangen, um ihre Freiheit. Es ging um Ressourcen, um eine Vormachtstellung – und nicht zuletzt um Prinzipien. Ihre Heimatwelt besaß noch immer genug Rohstoffe, um einen Kampf wert zu sein. Doch Ryloth war eine Welt am Äußeren Rand und der Nachfolger der Rebellenallianz hatte nicht genug Unterstützung, um für sie zu bluten…

Ald’ana vermochte ihre abfälligen Gedanken hinter einer gleichmütigen Miene zu verbergen – wenn auch nicht vor Vesperum, der ohne ihr Wissen jederzeit einen Blick auf das offene Buch werfen konnte, das sie in seiner Gegenwart bot. Doch als er, dem sie Aidan nennen sollte, ihre Aufmerksamkeit auf einen Händler richtete, offenbarte die dunkle Jedi eine Seite, die sie in seiner Gegenwart bisher noch nicht gezeigt hatte. Ihre eigenen Machtsinne schlugen an, als er auf einen Marktstand deutete. Hier war vielleicht nicht das Ziel, doch hier war ein Anfang. Auf die eine oder andere Weise war der Händler mit dem gesuchten Artefakt in Berührung gekommen – und wenn es nur gewisperte Worte waren, die er von einem Kontakt vernommen hatte. Die Twi’lek legte ein gut gelauntes Lächeln auf und trat mit fast unbekümmerter Stimme an den Händler heran. Kei’nata ni, guter Mann. Mein Begleiter und ich“ – sie deutete unbestimmt hinter sich in die Menge – „sind für eine kurzen Aufenthalt auf Ryloth und ich habe ihm versprochen, ihm ein Souvenir von meiner Heimatwelt zu schenken. Er ist ein… Kuriositätensammler“, fuhr sie ihre Lüge fort, die zumindest im Kern etwas Wahrheit enthielt. „Daher sollte es etwas Besonderes sein. Habt Ihr da etwas für mich? Es soll seinen Preis auch wert sein.“

Diese Warnung ging in beide Richtungen. Wenn er sich als hilfreich erwies, würde sich die dunkle Jedi durchaus erkenntlich zeigen. Weniger, wenn er versuchte, sie übers Ohr zu hauen. Der Twi’lek förderte allerhand Krimskrams zutage, der für einen Außenweltler durchaus von Interesse sein konnte. Doch für Anwender der dunklen Seite war es nicht mehr als wertloser Tand, kaum authentischer als die Souvenirs, die man in großen Raumhäfen kaufen konnte. Ald’ana beugte sich leicht vor und stützte sich auf den Warentisch. „Das ist leider nicht ganz, wonach ich suche. Aber Ihr habt einen Sinn für ein gutes Geschäft. Gewiss könnt ihr mir auch eine echte Rarität anbieten.“ Als würde sie mit ihrer Fingermuskulatur spielen, ließ Ald’ana eine leichte Suggestion der Macht auf den Händler wirken. Sie machte immerhin einen so freundlichen Eindruck, gewiss würde er ihr in der Hoffnung auf eine Entlohnung verraten, wo sie ein besonderes Geschenk für ihren guten Freund bekommen konnte – wenn er nicht plötzlich selbst noch ein verborgenes Juwel in seiner Sammlung fand.
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#10
Mes'tessan, in Freude über wohl betuchte Kunden, da sie ein Weltfremder begleitete, spürte eine gewisse Gier in sich. "Ah, tritt näher," antworte der Twi'lek mit starkem Akzent. Seine Augen fixierten Ald'ana, während seine Lekku eine gespannte Haltung einnahmen. Seine Stirn runzelte sich, während er überlegte. Dies war nicht, was sie suchte, dabei hatte er doch exquisiten Plunder bereitet. "Kuriositätensammler?" - wiederholte er ihre Wortwahl überlegend und sich rückversichernd, da er sicherlich ein Geschäft machen konnte. Gier war oft die Triebfeder hinter vielen Entscheidungen, nicht nur im Handel. Hektisch suchten seine scharfkantigen Augen nach dem entsprechenden Sammler, welcher wohl das Geld in dieser Sache verwaltete. Nur fanden seine Augen den Fremden nicht sofort, obwohl Vesperum nur eine Armlänge von seiner Dienerin entfernt stand. "Etwas Besonderes," nuschelte Mes'tessan, während seine Zunge über die scharfen Zähne strich. Er hob seine Hand an sein Kinn, überlegte abermals, da er Geld brauchte oder viel mehr glaubte noch mehr zu gebrauchen. Etwas veränderte sich und sein Geist suchte nach einem schnellen Gewinn, nach einer einfachen Lösung für seine Gier. Mes'tessan in seinem Purpurmantel trat zwei Schritte näher heran, um sich über den Stand zu beugen. "Das ist nur Schrott, den ich verkaufe," offenbarte er plötzlich ehrlich, während seine linke Hand eine heranwinkende Bewegung machte. Ald'ana sollte näher kommen, da er etwas flüstern wollte. In der Tat wusste er von einem Schatz, den eine alte Twi'lek Frau verbarg, unweit des Marktes in einem alten Herrenhaus, welches noch aus der Vorzeit in den Untergrund von dieser Stadt geschlagen worden. Einmal hatte er die Frau aufgesucht, um alte Möbel zu erwerben, die er dann teuer auf einem galaktischen Markt anbot; als historische Twi'lek Antiquitäten. Wie war noch gleich ihr Name? Mes'tessan wartete einen Moment bis sich Ald'ana in Hörweite seiner losen Worte war. Diese Zeit nutzte er, um sich den Namen und die Adresse ins Gedächtnis zu rufen. "Zala'tama," flüsterte er und stützte sich dabei auf den Stand, so dass einiges an Plunder zur Seite geschoben wurde. Es klimperte, während Metall auf Metall schlug. "Sie wohnt in der Sonnenaufgangsstraße. Hier um die Ecke hat sie ein altes Haus. Sie hat besondere Besitztümer und verkauft derzeit ihren Hausstand. Scheinbar will sie diese Welt schnell verlassen," waren die ehrlichen Worte des Händlers, der sich unter einem fatalen Einfluss von Habgier befand. Mes'tessan konnte nicht wissen, dass die dunklen Mächte bereits seinen Verstand korrumpierten. Vesperum beobachtete die Fähigkeiten und Handlungen seiner Schülerin genügsam. Er war zufrieden, ließ dies aber an keiner Regung in seinem Gesicht erkennen, welches zwar schön aber kalt im diesigen Licht der Marktstände lag.

"Ich kann euch zu ihr führen gegen ein gewisses Taschengeld," wollte der gewiefte Händler, welcher sich gerade selbst in eine Falle gebracht hatte, Gewinn aus dieser Information ziehen. Ohnehin war heute kein guter Tag, um Leuten Plunder zu verkaufen. Die Geschäfte liefen heute wirklich nicht gut, so dass ein schneller Credit durch einen Weghinweis lukrativer war als hinter dem Stand zu stehen. Mes'tessan zog seinen eleganten Purpurmantel enger zusammen, wodurch seine Krallenfinger deutlich zu erkennen waren. Der Mantel wurde durch eine goldene Schnalle gegürtet und schien auf einen Wohlstand aus Betrug und Hehlerei schließen, da ein einfacher Marktstand mit Sicherheit nicht derart viel Geld abwarf. Mes'tessan war ein in im Kern gesuchter Hehler und Betrüger, der hier nur sein Nebengeschäft betrieb, wenn es mal wieder eng mit der Strafverfolgung wurde. Die Republik hatte noch keine saubere Ordnungsverwaltung, so dass man hier noch untertauchen konnte. Das Imperium war deutlich rabiater und hatte seinen Geschäftspartner vor Kurzem hingerichtet. Dies kümmerte ihn nicht weiter, da er immerhin seine Geschäfte übernehmen konnte. Man musste sich nur eine Weile verstecken. Die Macht verriet dies, weil seine Aura Eintrübungen zeigte, die viele Unterweltwesen zeigten. Die dunkle Seite umgab den Mann, der alles für Geld opferte und zu seinen Ungunsten waren die Diener der Finsternis nun bei ihm. Vesperum konnte diese Eintrübungen lesen, sah Bruchstücke aus Mes'tessans Vergangenheit, wie vorbeihuschende Bilder, die aus seinem Kopf zu strömen schienen. Der Imperator schenkte dem Händler für einen Atemzug seine volle Aufmerksamkeit, so dass der dunkle Meister erahnen konnte, was dieser Twi'lek für ein Mann war. Der Sith Lord schmunzelte müde und wartete darauf, ob Ald'ana dies auch erkennen würde. Details waren auch ohne Macht sichtbar, wenn man ein gewisses Gespür für unpassende DInge hatte. Teure Mäntel und dieser Stand vertrugen sich einfach nicht.

Darth Vesperum holte tief Luft, verschränkte die Arme vor seiner Brust, während sein Blick zur Dienerin wanderte. Der Sith wartete darauf, dass Ald'ana eine Entscheidung traf. Hier war ihr Spielplatz, denn es war ihre Welt, die sie genießen und erleben sollte. Wobei Genuss für den Sith Lord sicherlich andere Faktoren beinhaltete als für Normalsterbliche. Die dunkle Jedi sollte etwas über sich lernen sowie über die dunkle Seite selbst. Vesperum war bereit Wissen zu teilen, damit Ald'ana sich mehr in dieser wohl gefürchteten dunklen Macht wiederfand. Vesperum wollte eine fähige Dienerin, die auch für seine großen Ziele von Nutzen war. Ryloth war ein Testfeld für ihn, um Ald'ana auf der Heimatwelt ihrer Vergangenheit zu prüfen.
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