#21
Ald’ana bot sich als Köder an. Sie war sich sehr wohl bewusst, den alten Geist im Körper der Twi’lek nicht alleine bezwingen zu können – doch sie würde der alten Vettel zeigen, dass sie nicht vollkommen wehrlos war. Die Dunkle Jedi warf ihrem Imperator einen auffordernden, entschlossenen Blick zu und konzentrierte sich dann wieder ganz auf Zala’tama, die bereits wieder mit erhobener Waffe heranstürmte. Ald’ana warf sich in den Fluss der Macht und verließ sich ganz auf ihre Intuition, um den tödlichen Hieben zu entgehen. Sie war auf ein Katz-und-Maus-Spiel gefasst und würde sich durch die Größe des Raumes auch frei genug bewegen können, um nicht in Bedrängnis zu geraten. Zudem hatte sie gelernt, dass die Präsenz des Schwertes gegen Machteinflüsse nicht immun war – auch wenn sie sich bisher gut dagegen behauptete. Vermutlich würde sie Zala’tama so lange lenken, bis der Körper der Frau in keiner Weise mehr lebensfähig war. Die Fähigkeiten der Lethan würden ausreichen, um den Geist in seinem Vorhaben zumindest zu beeinträchtigen. Diese Einschätzungen gaben Ald’ana neues Selbstbewusstsein. Mit ein wenig Finesse – und der Unterstützung von Vesperum – würden sie an dieser Stelle den Sieg davontragen.

Als die alte Twi’lek sie beinahe erreicht hatte, riss die Dunkle Jedi ihre Waffe wieder nach oben, um den Schlag zu parieren und gleichzeitig zur Seite auszuweichen. Doch das war nicht mehr nötig. Darth Vesperum packte Zala’tama so hart am Genick, dass sie das Knacken hören konnte, als die Besessene plötzlich in ihrer Bewegung gestoppt wurde. Ihre Glieder kämpften dagegen an, doch in ihrer jetzigen Position konnte sie keinen ihrer Feinde erreichen. Der Imperator hob Zala’tama in die Höhe – halb mit Muskelkraft, halb mit der Macht – und durchbohrte sie mit seinem Lichtschwert, um das noch immer ein kleiner Sturm aus Machtblitzen toste. Der Körper der alten Frau erschlaffte und ließ die Waffe fallen, die mit einem metallischen Klirren zu Boden fiel. Noch immer schien das Schwert ein Eigenleben zu besitzen. Runen wurden sichtbar und glommen in einem seltsamen Licht, das Ald’ana fasziniert betrachtete. Erleichterung und Erschöpfung breitete sich in ihren Gliedern aus. Es war geschafft. Zumindest glaubte sie das.

Der Dunkle Lord warf die leblose Gestalt von Zala’tama achtlos zu Boden, wo sie mit einem dumpfen Geräusch aufschlug und in einer unnatürlich verrenkten Pose zum Liegen kam. Die Lethan hatte keinen weiteren Blick mehr für sie übrig, sondern folgte den Handlungen des Imperators, der sich zu dem Schwert hinabbeugte und es in die Hand nahm. Nach ihrer jüngsten Erfahrung wäre sie gewiss nicht auf den Gedanken gekommen, nach der Klinge zu greifen – nur um dadurch das nächste Opfer gleichermaßen der Schwertseele und Vesperums zu werden! Doch die Anspannung kehrte zurück, als der Sith Lord vor ihr sich nicht einfach wieder erhob, sondern mit dem Artefakt zu ringen schien. Ald’ana machte einen halben Schritt zurück und merkte erst jetzt, dass sie ihr Lichtschwert noch nicht deaktiviert hatte. Möglicherweise war jetzt auch nicht der beste Zeitpunkt, um es zu tun…

Sie war von der Macht ihres Imperators überzeugt. Hatte mit eigenen Augen gesehen, welchen Schaden er anrichten und wem er widerstehen konnte. Doch der Kampf gegen die Präsenz hatte seinen Tribut gefordert und sie hoffte – nicht zuletzt um ihretwillen – dass er dieses geistige Duell nun ebenfalls gewinnen würde. Seine Augen wurden von schwarzem Nebel überzogen. Sein groteskes Antlitz schien noch weiter zu verfallen, als zähflüssiges, dunkles Blut aus seinem Mundwinkel tropfte. Widerwillig nahm Ald’ana eine verteidigende Pose ein. Es gab keine Flucht, keinen Ausweg, wenn er diesen Kampf verlor. Sollte die Waffe sich seiner bemächtigen, würde sie lediglich eine überraschende Erkenntnis mit in den Tod nehmen. Aber sterben würde sie. Daran hatte die Dunkle Jedi keine Zweifel, so sehr sich ihresgleichen auch gern der Illusion von Unbesiegbarkeit hingab. Mit beiden Händen hielt der Imperator die Waffe von sich gestreckt. Würde sie jederzeit in einem Angriff führen können, wenn er wollte. Aber dann schloss er für einen Moment die Augen und der Nebel verschwand daraus. Nur ein perfides Lächeln konnte letzte Zweifel daran lassen, dass nicht er, sondern der Geist der Waffe die Kontrolle hatte. Doch nicht brennender Hass, sondern tödliche Kälte ging von dem ungleichen Duo aus.

„Ihr habt Sie überwunden“, bemerkte Ald’ana, abermals erleichtert. Nun wagte sie es, das Lichtschwert zu löschen und wieder in ihrer Tasche zu verbergen. Der Imperator schlug die Waffe in das Tischtuch ein und hielt sie ihr entgegen. Sie zögerte zunächst, doch wenn er mit diesen Vorkehrungen zufrieden war, würde es vermutlich ausreichen, den Geist der Waffe im Zaum zu halten. So einfach… Plötzlich scheint es so einfach. Demütig verneigte sie sich vor ihm und nahm die Waffe ab, auch wenn die Dunkle Jedi sie mithilfe der Macht langsam in ihre Hände sinken ließ. Es fühlte sich ein wenig so an, als trüge sie ein verletztes Tier auf ihren Armen, das man zu seinem eigenen Schutz in Stoff eingewickelt hatte. Auch hier war etwas Lebendiges und Gefährliches, das seine Klauen in sie schlagen würde, wenn sie nicht Acht gab. Doch in dicken Stoff gewickelt, schien die Macht des Schwertes längst nicht mehr so groß zu sein. Ihre Aufgabe hier war beendet, befand auch Darth Vesperum. Mit nachdenklicher Miene sah sie zu Zala’tamas Gepäck, das bei dem Kampf etwas verstreut worden war. Fragte sich, ob in dem Gepäck der Alten noch irgendetwas Nützliches sein konnte, das ihnen Hinweise über diese Waffe gab und entschied sich dann dagegen.

Stattdessen drängte sich ihr eine andere Frage auf und sie kam nicht umhin, sie ihrem Begleiter zu stellen: „Wusstet Ihr, was wir hier finden würden?“ Noch nie hatte sich die Gelegenheit ergeben, eine Antwort auf diese Fragen zu erhalten. „Was ist dies für eine Waffe und wofür benötigt Ihr sie?“ Sie wusste, dass sie sich an der Grenze zur Dreistigkeit bewegte. Aber sie war lange genug unterwürfig und unwissend gewesen. Vesperum hatte für sie das Tor in eine neue Welt aufgestoßen. Es durfte ihn nicht wundern, wenn seine Dienerin wissen wollte, was auf der anderen Seite lag. Der Imperator hatte sie prüfen und beobachten wollen. Doch dazu hätte er sie auch an jeden anderen Ort schicken und sehen können, ob sie lebend zurückkehrte. Stattdessen hatte er sie begleitet – und einen wesentlichen Anteil am Erfolg der Mission gehabt, wie nicht anders zu erwarten. Dieser Gegenstand war wichtig. Nicht nur aus Sicht eines sammelwütigen Sith. Er hatte durch seine Anwesenheit garantieren wollen, dass die Waffe in seine Hände fiel.
Offline
Zitieren
 
#22
Überwunden? Was hatte er überwunden? Gab es etwas zu überwinden oder hatte er nur etwas verdammt? Diese Existenz war einem Fluch gleich, denn mit jedem Atemzug verlor Vesperum immer mehr den Bezug zum Leben. Seine Macht machte ihn blind für den Grund des Lebens. Ein Leben entfloh ihm mit jeder Tat und es blieb nur ein kümmerlicher Wille zurück, der ohne Seele, nach etwas suchte, was er nicht mehr kennen konnte. Darth Vesperum hatte die Grenze erreicht, das Leben selbst überwunden, und doch war dort etwas, was er vermisste und stets betrauerte. Etwas mit ihm stimmte nicht mehr. Es passte nicht mehr. Nicht die Klinge, die alte Ritualwaffe der Sith, hatte ihm etwas entrissen, sondern er sich selbst. Der Sith spürte das taube Prickeln in seinen Händen, wie es über die Haut wanderte und sich mit dem Rauschen seines Blutes vermischte, welches in seinen Ohren pochte. Jetzt. Hier. Es war anders. Es gab keinen Weg zurück mehr. Und doch wollte etwas in ihm zurück. Es war dieser Traum, der ihn stets begleitete, dass eine bessere Welt möglich war. Eine Welt ohne Leid. Doch brachte sein ganzes Leben anderen Leid. Er vernichtete Welten, zerstörte Träume und herrschte über eine sterbende Galaxis, ein sterbendes Imperium.

Es war dieser merkwürdige Zusammenschluss aus Gedanken, die Vesperum inne hielten ließen. Es entrückte ihn. Ald'ana, willfährige Dienerin, war voller Bewunderung, starrte auf ihren Meister, der sich erneut als gelebte Stärke erwiesen hatte. Seine Schwäche sah sie nicht. Es war Schwäche in ihm. Doch diese Schwäche war keine Lebensschwäche, sondern war der Rest Leben selbst. Die letzte Idee einer Person, die einst ein Leben hätte haben können; ein Leben zwar mit Einbußen aber auch Möglichkeiten. Nun mehr war seine Existenz bestimmt von einem Fluch. Die dunkle Seite regierte in seinem Herzen, verneinte jedwedes Glück und hinterließ nur eine erboste Hoffnung, dass er etwas ändern konnte. Eine Veränderung versuchte der dunkle Lord zu erzwingen und vergaß dabei, dass Veränderung wachsen musste. Vesperum maßte sich an, ein Schicksal für alle festlegen zu können, wie verblendet von der Macht dieser Mann war, so mächtig wurde auch die dunkle Seite in ihm. Ald'ana nahm die Waffe entgegen, hinterließ einen wortlosen Meister, der seine kalten Hände betrachtete. Die Narben vieler Kämpfe zeichneten sich ab, während die rissige Haut bereits Falten warf. Die krallenartigen Nägel in ihrem Schwarz wollten nicht zum Aschgrau der Hand passen. Schwarze Äderchen zogen sich durch die Haut, pulsierten unter dem toten Herzschlag; ein Herz, welches gegen die Fäulnis ankämpfte und gleichsam verbreitete.

"Wir Sith sprengen Ketten," vermittelte der dunkle Lord, der seine Hände herabsenkte, um Ald'ana mit seinem Blick heimzusuchen. Keine weiteren Worte für Momente. Der Blick aus dem Abgrund lag auf der Dienerin, die das sein wollte, was Vesperum verkörperte. Ein unaufhaltsames Etwas, frei und ungebunden. Doch verkannte die Twilek längst, dass darin nur ein tragisches Schicksal lag und am Ende ein peinvolles Dahinleiden blieb. Vesperum wusste inzwischen, dass diese Existenz Strafe sein musste aber konnte und wollte nicht mehr enden. Es bestand immer die Möglichkeit nach einem Mehr, nach einer Erlösung, wenn man nur genug Kraft aufwandte. Doch er wollte die Strafe nicht akzeptieren. Immerhin hatte ihm die Macht dazu verdammt. Sie hatte ihm seine Mutter genommen. Die Macht hatte ihm Amaranthine genommen. Selbst Saanza war durch das verdammte Schicksal von ihm getrennt. Was hatte diese Galaxis je Gutes für ihn bereit gelegt? Seinen Weg zum dunklen Thron vielleicht. Doch dabei hasste er auch diese weltlichen Verpflichtungen, diese Abhängigkeit der vielen Seelen von seinem Befehl, die ihn mit ihren einseitigen Lebensinteressen quälten. Das Imperium war wertvoll, mehr als nützlich aber auch ebenso lästig. Die Macht hatte ihn verstoßen. Wie einst Sorzus Syn, fühlte er sich verlassen und sah nur noch sich selbst. Der böse Blick verfinsterte sich, als dem dunklen Lord klar wurde, dass selbst in diesem Unterfangen ein Wille der Macht liegen konnte. War er nur ein Werkzeug? Ein gewolltes Böses? Ein gewolltes Monster, um eine Lehre zu zeigen? Es schmerzte, dass egal, was er tat, niemals entkommen konnte. Doch bald gab es eine Chance. Eine erneute Möglichkeit, mehr zu sein als nur ein Tyrann, ein Gewaltherrscher, sondern er würde ein Erlöser sein. Ein Heilsbringer für die Auserwählten. Sein Sith Orden würde die Schwäche hinwegwaschen. Seine Sith würden das Licht vernichten und am Ende wäre dort nur eines: sein Orden mit ihm als Erlöser.

Die Fragen durchdrangen den Schleier seiner Gedanken. Immer wieder echote ihre Stimme in seinem Schädel. Ald'ana war neugierig, begierig auf Wissen, was Vesperum schätzte. Anders als Ilara erwies sich Ald'ana als gelehrsame Sith, die alles aufnahm, was er ihr zeigte. Er hatte ihr noch viel zu zeigen: von seiner Welt und seinem Orden. Es gefiel ihm, dass sie opferbereit, so frei unter seiner Kette agierte. Mit ihr waren Dinge möglich, der Aufbau eines neuen Sith Ordens, der die Galaxis wirklich erobern konnte. Nur brauchte es Zeit. "Ich wusste es," erklärte der Lord nüchtern mit fester Stimme aber bewegte dabei kaum seine Lippen. Seine Mimik schien immer noch erfroren. "Die Macht ist eine mächtige Waffe. Ich sehe Dinge, viele Dinge, und kann mich ihnen auf eine Weise nähern, die dir auch irgendwann erschlossen wird. Es sind diese Gefühle, diese Gewissheit, die uns mächtig macht, Ald'ana." Darth Vesperum wollte seiner Schülerin etwas Wichtiges beibringen. "Hingabe zur dunklen Seite. Sei frei in deinen Emotionen. Fließe in deinem Hass, fließe in deinem Willen. Höre allein auf diese rauschende Stimme, die dir folgt. Eines Tages werde ich dir Dinge zeigen können, die selbst deine Realität verändern können. Das Potenzial der dunklen Seite liegt nicht nur in der Zerstörung, sondern auch im Leben selbst. Wir können alles erreichen, wenn wir wahre Sith sind," erklärte er und deutete dann mit einem langen Finger auf die noch junge Twilek. Dabei ließ er offen, was er mit wahre Sith meinte. Scheinbar unterlag dies einer besonderen Interpretation.

"Du bist begierig. Du willst etwas aus dir machen. Dein Schicksal gehört dir, nicht einer Moral oder einem Staat, sondern dein Wesen begehrt auf gegen die Ungerechtigkeit eines Lebens. Diese Gier ist das Wesen der Sith. Wir hassen, um zu leben aber leben, um mehr zu sein als bloße Spielsteine. Wir Sith herrschen. Nicht nur über uns, sondern über alles," leitete er seine weiteren Erklärungen ein, damit Ald'ana besser verstand, warum diese Waffe so große rituelle Bedeutung hatte. "Unser Wille definiert uns. Wir beugen uns nicht," folgte dann, bevor er auf ihre interessierten Fragen einging. "Diese Waffe, geschmiedet aus altem Stahl mit Blut von Sklaven in der alten Zeit von Sorzus Syn, ist ein Symbol für Willenskraft. Sie entnimmt Leben, um es anderen zu geben. Der Träger dieser gewinnt an Macht, wenn er bereit ist, mit der Waffe selbst zu ringen," sein Finger sank herab, um auf das Tuch zu tippen, welches die Waffe umschloss. Er drückte leicht darauf. "Sie ist durchdrungen von Tod," fügte er bedeutungsschwer an. "Ich brauche sie für ein Ritual, welches mir weitere Mysterien enthüllen wird," sagte er aber gab keine weiteren Informationen preis. Ald'ana würde früh genug lernen, was Vesperum für Rituale abhielt. Sie würde früh genug begreifen, worauf seine Macht basierte. Der dunkle Lord nahm den Finger zurück, ließ den Arm wieder hinabfallen und blickte mit einer hektischen Bewegung seines Schädels zum Ausgang.

"Du hast es dir verdient," murmelte seine gruftige Stimme, bevor er wieder verständlicher wurde. "Du bist eine Sith und ich werde dich auf dem Schiff erheben," sprach er überzeugt und trat dann zum Ausgang. Die Leiche von der alten Frau liegen lassend. Hier gab es keine Werte mehr. Nur noch Plunder. Vesperum hing nicht an weltlichem Besitz. Als Imperator konnte er sich ohnehin nehmen, was er wollte. Doch etwas geschah. Kurz bevor er den Raum verließ, blickte er zu Zala'tama. In seinen Augen lag ein gewisses Bedauern. Fühlte er etwa Mitleid? Es war ein Gefühl, welches sich abzeichnete, dass nicht genau definierbar war. Sie war tot, gestorben in einem Kampf, der eigentlich nicht der ihre war. Besessen von einer alten Macht, war sie schlicht verbraucht worden, um einem verfluchten Gegenstand zu dienen. Vesperum trat ab, wobei er seine Kapuze richtete und tiefer ins Gesicht zog. Er würde mehr über die Klinge erfahren, wenn er die Schriften studierte und auch die Inschrift auf ihr.

Beide begaben sich zurück zum Schiff.


[url=http://starwarsrpg.de/viewtopic.php?f=221&t=670]-> Fortsetzung im Hyperraum
Offline
Zitieren
 
#23
Seine Worte, auf die erst eine lange Stille folgte, hallten in ihr wider. Genau aus diesem Grund folgte sie ihm. Der Status als Sith, welcher der ehemaligen Sklavin Freiheit versprach, war mit seiner Gunst zu erreichen. Etwas, das unter seinem Vorgänger nicht möglich gewesen wäre. Palpatine hatte alle Macht in sich vereint und seine Untergebenen an einer kurzen Kette im Dunkeln zu lassen. Die Ehre, ein Sith zu werden, hatte nur seinem ehemaligen Schüler gebührt, der mit ihm zusammen über Endor gefallen war. Vesperum hingegen teilte sein Wissen und hatte ihnen einen neuen Orden der Sith versprochen, der jedem Würdigen offen stand. Wie konnte sich Ald’ana, die er zu sich gerufen hatte, von diesem Versprechen nicht angezogen fühlen?

Dennoch bestätigte sich ihre Vermutung und ermahnte sie, auch in der Gegenwart ihres Imperators vorsichtig zu sein. Er war ein Dunkler Lord der Sith und seinesgleichen war nicht für Nächstenliebe bekannt, auch wenn er für seine Vision so manche Bürde und Entstellung hingenommen hatte. Doch die Twi’lek hatte in ihrem Leben nichts anderes erfahren. Jeder war in letzter Instanz auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Diese Einstellung war für sie nichts Neues und so konnte sie damit leben, dass es bei Vesperum ebenso war. Er schenkte ihr Beachtung, hatte sie begleitet und sogar beschützt. Sie beide wären Narren, ihre Loyalität nun zu untergraben. Blindes Vertrauen konnte er von ihrer Seite jedoch ebenfalls nicht erwarten – auch das lag im Wesen der Sith und insbesondere in Ald‘anas eigener Vergangenheit. Schon seit den Klonkriegen glaubte sie nicht mehr an einen Retter von außen. Nur wer sich selbst befreien konnte, würde in dieser Galaxis überleben.

Aus diesem Grund fielen Vesperums Worte bei ihr auf fruchtbaren Boden und wuchsen zu edlen Rosen heran, die ihre Dornen hinter den blutroten Blüten verbargen. Er hatte sie im tiefsten Kern erkannt. Genau das war es, was sie wollte. Mächtiger zu werden, um die Wunden aus ihrer Vergangenheit auszubrennen. Sich selbst neu zu definieren und das hilflose Wesen abzulegen, das auf Ryloth, Byss, Mygeeto immer ein weiteres Stück gestorben war. Dazu war sie bereit, so manchen Schritt an der Seite eines Dämons zu gehen. Doch seine Erläuterungen zu der Waffe sorgten dafür, dass sich Miene kurz verfinsterte. Sklaven… Abfällig betrachtete sie nun das Bündel, das sie für den Imperator trug. Die Stimmen, die sie kurz vor dem Erwachen des Geistes gehört hatte… Waren es die Seelen derjenigen gewesen, die man bei der Erschaffung der Waffe geopfert hatte? Der Dunklen Jedi rann ein kalter Schauer den Rücken hinab und auch der Name Sorzus Syn weckte Erinnerungen an ihre Studien auf Byss. Jemand, der ein solches Artefakt erschaffen konnte, war noch zu manch anderem in der Lage. Nach ihrer Rückkehr würde die Twi’lek sich noch einmal genauer mit dieser Person befassen müssen.

Ehe der Imperator der Behausung von Zala’tama den Rücken kehrte, ließ er wie achtlos ein paar Worte fallen, durch die Ald’ana wie vom Donner gerührt erst einmal innehielt. Mit klopfendem Herzen sah sie Vesperum hinterher und vergrub ihre Finger in dem roten Stoff in ihren Händen – gefährlich nahe an der Waffe. „Du bist eine Sith“, diese Worte hallten in ihrem Verstand wider, erfüllten sie mit Stolz und selten gekannter Freude. Ald’ana beeilte sich, um nicht den Anschluss zu ihrem Begleiter zu verlieren. Ließ die tote Zala’tama ohne einen weiteren Blick zurück. Rezitierte in Gedanken den Sith-Kodex und glaubte, der Erfüllung seiner Worte nun en Stück nähergekommen zu sein.


Nach: Hyperraum
Offline
Zitieren