#1

Medizinische Akademie


Inmitten des Fobosi Distrikts gelegen befindet sich die einstige Universität Coruscants. Seit jeher ein Hort des Wissens, hat die Universität im Laufe der imperialen Herrschaft jedoch viel an Ansehen eingebüßt, nicht zuletzt aufgrund des Ausschlusses aller Xeno-Lebensformen. Darüber hinaus ist ein großer Teil der Studierenden Mitglied der Komenor-Jugendgruppe oder besuchte eine der zahlreichen imperialen Militärakademien. Im Volksmund auch oft als "Bürokratenfabrik" verschrien, kann die Universität nur wenig entkräftende Gegenargumente bringen und trägt somit seinen Teil zum imperialen Behördenapparat bei.

Alexia Eldritch hasste diesen Ort zutiefst, es war keine Bildungsinstitution mehr, sondern lediglich ein Zuchtbecken für die nächste Generation gieriger Moffs, Governeure und, so der Imperator seinen derzeitigen Kurs beibehielt, Senatoren. Die Universität war nur noch ein Schatten ihrer selbst, wenn sie die Notwendigkeit dahinter verstand. Aber die Frau war keine Kritikerin, wollte und würde es nie sein. Sie war mit der Neuen Ordnung aufgewachsen und befand diese als zweckmäßig - nicht zwingend gut, sie hatte zahlreiche Schwächen und unnütze Nebenprodukte entwickelt, ganz wie ein Organismus um den man sich nur fahrlässig kümmerte. Doch die humanozentrische Lebensweise hatte ihre Vorteile - zumindest solange man menschlich war. Dafür konnte sie auch den Anblick indoktrinierter Komenor-Jünger ertragen, die nur wenig für die Wissenschaft taten und mehr noch, ihr oft im Weg standen. Admirale und Generäle wollten Waffen, Moffs wollten Waffen, selbst Imperator Palpatine wollte Waffen und an ihre simple militärische Vorstellungskraft gebunden, verkannten sie wie divers Waffen sein konnten. Es brauchte keine gigantischen Turbolaser um Planeten auszurotten, ein Disruptor wiederum nützte nichts wenn der Soldat der ihn hielt am Stress zerbrach. Reguläre Waffen waren immer an den Faktor Individuum gebunden und solange sich dieses nicht verbesserte, würde es auch nicht die Waffe tun. Ihr Begleiter schien die düsteren Gedanken zu erahnen und hob fragend eine Braue an. "Alles in Ordnung, Doktor Eldritch?" "Nein. Diese Vorstellung ist ehrlich gesagt verfrüht - es war lediglich ein erster Schritt, wenn auch ein wichtiger." "Und doch haben Sie großes entdeckt..." "...für ein Publikum militärischer Fanatiker?", beendete sie den Satz, "Ich bin mir nicht einmal sicher, ob überhaupt jemand gewillt ist zuzuhören." Ihr Begleiter schüttelte den Kopf, streckte seine Hand vor und öffnete die große Tür, die ins Auditorium führte. "Sie sind unverbesserlich."

Vielleicht war sie das und auch etwas verschroben und möglicherweise war nicht einmal das Publikum das Problem sondern die Präsentation als solche. Alexia Eldritch schätzte fachlichen Dialog mit Kollegen, aber sie war keine große Dozentin wohl hauptsächlich aus dem Grund heraus, dass es ihr nicht gelang einen Bezug zu den Lernenden herzustellen oder, anders formuliert, es nicht fertig brachte ihr Wissen zu vermitteln. Sie packte ihren Koffer fester und Schritt die Stufen zum Rednerpult hinauf und begann damit ihre Sachen auszupacken - diverse Datapads und Holospeicher, zur Einspeisung in einen Projektor. Erst danach hob sie den Kopf und blickte in die Menge. Es wirkte ein wenig wie eine kleinere Version der Senatsrotunda, nur, dass die einzelnen und weitaus weniger voluminösen Kanzeln keine Repulsorlift besaßen sondern fest verankert waren. "Sehr verehrtes Auditorium,", begann sie ruhig und pragmatisch, "ich bin heute nicht hier um Ihnen zu sagen wie sie den Biss einer Falkenfledermaus kurieren oder welches Mittel felucianisches Fieber am besten eindämmt. Sie heute nicht hier um die Praktiken vergangener Wissenschaftler stoisch fortzuführen. Nein, sie als Studierende der imperialen Universität des Zentrums sind dazu angehalten über die Grenzen des da gewesenen hinauszugehen, als Pioniere humanoider Wissenschaft, deren Streben nichts geringeres als Perfektion sein kann!" Alexia entschied, dass dies genug der Propaganda sein sollte - zumindest für den Augenblick. Ein Blick verriet ihr, dass sie vorerst das Gehör des Publikums hatte man gab ihnen ein wenig vom dem was sie hören wollten, ganze wie Ishin-Il-Raz es während seiner Auftritte demonstrierte und begann erst dann mit seinem eigentlichen Anliegen. Die imperiale Virologin nahm einen ihrer Datenspeicher und setzte ihn in den Holoprojektor ein, der sogleich begann ein statisches und überlebensgroßes Bild eines Rakghuls aufzubauen, dessen hellblauer Schein den Saal nun erhellte. "Wissen Sie was das ist?" Ein Murmeln und Raunen ging durch die Menge, nein, natürlich wussten es die meisten nicht und woher sollten sie auch? Diese Kreaturen besaßen für die heutige Gesellschaft nur noch wenig bis gar keine Relevanz und es gab auch eigentlich keinen Grund sich mit ihnen zu befassen. "Cthon?", kam eine vorsichtig formulierte Antwort. Alexia schüttelte den Kopf. "Eine gewisse Ähnlichkeit besteht, aber lediglich im Aussehen und Fressverhalten der Kreaturen. Nein, was Sie hier erkennen können ist ein tarisianischer Rakghul - eine mutierte Kreatur deren Ursprung nie geklärt wurde. Ein Rakghul," begann sie und wechselte zu einem dynamischen Bild, dass eine der Kreaturen im Kampf mit einem gewöhnlichen Soldaten zeigte, welcher kurz darauf verwundert wurde. Weitere Bilder zeigen detaillierte Aufnahmen der raschen Mutation bis hin zum vollends entwickelten Rakghul. "entsteht wie Sie sehen können anhand simpelster Berührung. Ein Schnitt genügt und der virale Überträger befällt den nächsten Wirt. Auf dicht bevölkerten Stadtplaneten wie Denon würde eine solche Epidemie binnen Tagen oder weniger Wochen zum absoluten Kollaps führen." Der Projektor wandelte das Bild abermals und zeigte mehrere Minuten lang eine Simulation Denons, bei die exponentielle Übertragungsrate deutlich wurde. "Aber nun stellen Sie sich vor, Sie könnten den Effekt nutzbar machen, seine Wirkung umkehren in eine entgegengesetzte Richtung lenken: ein Gegenvirus zu Seuchen und Epidemien." Natürlich war es nicht so einfach, war es nie und letztlich war sogar die Frage ob dieses Ziel überhaupt erreicht werden kann berechtigt. Doch, was wichtiger war, es ging Alexia weniger um die tatsächlich heilbringende Wirkung, dieser Schritt war noch viel zu weit entfernt und klang bestenfalls in einer Präsentation gut, sondern allein um die extrem schnelle Übertragungsrate - ohne die Folgemutationen auszulösen oder, zumindest als erste Anstrengung, sie auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. "Was bisher gelang, war eine vollständige Extraktion eines Erregerstammes in eine isolierte Umgebung." - ein leicht geschönte Wahrheit, tatsächlich existierten bereits mehrere verschiedene Stammproben. Im Laufe der Jahrtausende haben sich sowohl natürliche, als auch durch Strahlung verursachte Mutationen in der tarsianischen Rakghulpopulation gebildet, die dazu führten, dass es vermutlich gar keinen reinen Erregerstamm mehr gab. Für ihre Zwecke war es schlussendlich nicht wirklich wichtig, da die biochemische Zusammensetzung des Virus ohnehin modifiziert werden musste - sobald sie mit der Analyse selbiger fertig waren verstand sich.

Am Ende ihres Vortrages erfolgte eine Zusammenfassung eher ernüchternder Ergebnisse, die schlussendlich in einer Debatte gipfelten, ob Fördergelder für derartige Forschungsprojekte überhaupt gerechtfertigt waren oder ob diese, angesichts der angeschlagenen Lage des Imperiums, nicht eher anderweitig investiert hätten sollten. Unwillig sich auf einen solchen Diskurs einzulassen, erklärte sie die Verunstaltung daher rasch als beendet und begann damit, ihre Unterlagen wieder zusammenzuräumen. Dennoch blieb die Wissenschaftlerin nicht vollends unbeobachtet - während der Großteil der Studenten das Auditorium verließen, blieb ein Mann mittleren Alters anwesend, der die Treppe gemäßigten Ganges herab schritt. Er trug die typische imperiale Militäruniform und seine Dienstgradabzeichen wiesen ihn als Captain aus. Der Mann kam einige Schritte vor ihr zum stehen und nickte ihr respektvoll zu. "Captain Trevor Allant, imperiale Armee. Sie haben einen Moment Zeit, Doktor?" Keine wirkliche Frage und sie blickte einen Augenblick genervt auf, ehre sich ihre Züge ein wenig entspannten und sie, wenn auch ein wenig gezwungen klingend, höflich antwortete. "Wie kann ich Ihnen helfen, Captain?" Allant schmunzelte leicht verlegen und nahm eine lockere, weniger militärische Haltung an. "Mir persönlich nicht. Aber dem Imperium, unseren Bemühungen. Ich habe ein Angebot für Sie, eines, dass Ihren Fähigkeiten und Ambitionen vielleicht eher gerecht wird als der Hörsaal einer Universität." Süße Worte, doch Alexia ließ sich Zeit und packte unbeirrt weiter, ehe sie beiläufig antwortete. "Ich fürchte ich bin keine Soldatin, Captain und es wird wohl auch nie eine aus mir werden." Der Mann schüttelte amüsiert sein Gesicht und setzte ein freundliches Lächeln auf, das gewollt gekünstelt aussah. "Oh nein, Sie verstehen nicht. Ich - wir suchen keine Soldaten, sondern Wissenschaftler. Leute wie Sie, die dort weiterkommen, wo es normalen Soldaten nicht möglich ist, die das verwirklichen können, was Waffeningenieuren nicht gelingt." Die Frau schloss ihre Tasche und blickte auf, ein wenig perplex und irritiert und doch zugleich neugierig. "Was also bieten Sie an?" Er hatte sie, sie redeten nicht mehr über das "ob" sondern das "was", dicht gefolgt vom "wie" unbedeutende Detailfragen also, die kaum der Rede wert waren. "Ich biete ihnen eine hochmoderne Forschungseinrichtung, ausgestattet mit neuester imperialer Technologie. Sie werden mit einigen der besten Biowissenschaftler des Imperiums zusammenarbeiten und darüber hinaus steht Ihnen das tarifliche Gehalt eines imperialen Beamten im gehobenen Dienst zu. Darüber hinaus bleiben Sie natürlich eine zivile Angestellte des Imperiums." Sie nickte langsam und verstehend, ehe sie die allzu offensichtliche Gegenfrage formulierte: "Und der Haken?" "Sie arbeiten in einer streng geheimen Forschungsbasis und unterliegen somit absoluter Schweigepflicht." Allant machte sich weniger Mühe die... nicht so schönen Punkte weit auszuführen und hielt die Doktorin auch gemeinhin für clever genug es sich selbst auszumalen. "Sie verstehen sicherlich, dass ich Ihnen deshalb nicht genau mitteilen kann, was ihre Arbeit sein wird, zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt und natürlich möchten ich und meine Vorgesetzten Ihnen eine kleine Bedenkzeit für unser Anliegen gewähren. Ich erwarte Ihre Entscheidung in drei Standardtagen." Mit diesen Worten zog der Captain ein zusammengefaltetes Flimsi aus der Innentasche seiner Jacke und überreichte es der Doktorin, die das Pamphlet noch immer leicht ungläubig beobachtete. "Weitere Informationen entnehmen Sie bitte den Innenseiten." Allant nickte noch einmal zum Abschied und machte anschließend kehrt. "Wir erwarten Ihre Antwort, Doktor Eldritch." Alexia stand derweil noch immer am Rednerpult, nun dabei das Flimsi zu lesen, so, dass sie die Worte nur marginal wahrnahm, als spielten sie ohnehin keine große Rolle mehr und daher nur mit einem abwesenden "Mh-hm." antwortete. Eigentlich stand ihre Entscheidung ohnehin fest, selbst wenn nur die Hälfte davon der Wahrheit entsprach, war es immer noch ziemlich gut.
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