#11
Es war eine dunkle und verwundene Straße, die sich hinter den Kreaturen der Nacht enfaltete. Es gab keine Sicherheit auf ihr, nur wartende Schatten, welche lauernd auf Beute, mit ihren Krallen im Dunkeln lagen. Vesperum nahm den Schrecken hinter sich schon lange nicht mehr wahr. Er versteckte sich selbst nicht mehr, wurde gar von den grausamen Gestalten eskortiert. Die leblose Atmung des Unholdes war das laute Geräusch, welches den WInd auf dieser Straße verstummen ließ. Es lag eine tote Schönheit in dem Schwarz seine Adern, die sich in den Marmor seiner Haut gruben. Ein Muster, das dem Muster, welches nun in Ald'anas Haut lag, in Glanz nur minder abfiel. Kein Gebet oder kein Wunsch hatten hier noch Bedeutung, trotzdessen, das sie Urheber dieser Dunkelheit waren. Alles veränderte sich auf dieser Straße, die nun einen weiteren Wanderer gefunden hatte. Dieses zersplitterte Lächeln, welches gegen jedwede Freude, eine Fratze war, die nun auf seinem Gesicht lag. Der Raum um die beiden schien sich zu bewegen, verändert durch die Mächte, die wirkten. Es war ein Rumoren am Metall, ein Kratzen der Kreaturen aus dem Abyss, welches die Zeit zur Lüge verfluchte. Es war nicht mehr zu sagen, ob es die kosmischen Kräfte des Schwarzen Loches waren oder der dunkle Lord selbst, der von seinen Dämonen verfolgt wurde, die ihrem Meister gierig dienstbar sein wollten, während sie Stücke aus seinem Herzen rissen. In seinem verdammten Kopf verwehten die Gedanken, wie Staub, erschufen Skulpturen aus Asche und ebneten die Straße der dunklen Seite. Es war nicht mehr hart daran zu glauben, dass es eine ferne Macht gab, die alles ermöglichte. Es war diese Lüge, die er selbst liebte; es war dieses Versprechen, welches er sich selbst gegeben hatte. Ald'ana war nun Teil der bösen Fantasie des dunklen Lords, welcher einem Schlund gleich, alles Leben und Emotionen verbrauchte. Es war der Gesang, der sie gelockt hatte, den Vesperum ohne Worte beherrschte. Es war die Antwort auf nie gestellte Fragen, die eine Kaskade von Fehltritten hervorbrachte, um am Ende zum Handlanger des Dämons zu werden, welcher still beobachtete. Mit ihm würde sie fallen; ohne ihn würde sie fallen, dann die Macht verzieh ihren Wunsch nicht mehr. Gnade musste erbeten werden, nicht verlangt. Ald'ana trat fern der Gnade einer wohlwollenden Schöpfungskraft, sondern stellte sich unter die schwarze Sonne eines verrückten Magokraten, der alles und jeden opfern würde, um seine irrigen Beweis von der Macht einzufordern. "Dank ist nicht nötig," sprach der Sith voller Hingabe an seine neue Dienerin. "Du verdienst die dunkle Seite. Du verdienst, was ich bieten kann, wenn du alles verneinst, was dich schwach gemacht hat. Du bist keine Sklavin mehr, sondern meine Dienerin. Unter mir wirst du frei sein, bis ich dich erlöse von diesem Schmerz, der dich plagt. Deine Seele verdirbt nicht durch Stärke, sondern durch Schwäche. Nein, keine Bitte an dich, sondern ein Ruf." Der Fluch rief sie, wie ein Echo aus ihrer eigenen Vergangenheit. Es war ein Ruf der Verdammten, der sich in der Figur eines bösen Lords zeigte, der unfähig sein Geheimnis zu verbergen als Monster vor ihr stand. Die Augen weit geöffnet, die Krallen vor sich ausgestreckt und mit schwarzem Blut, welches in seinen Mundwinkeln kauerte. Was versprach er schon? Was konnte versprechen? Alles. Alles, was sie sich wünschte, schien möglich mit ihm. Nur vergaß die verwundbare Ald'ana, dass sich die Schatten ständig änderte und die Straße endlos war. Betrug lag nicht nur im Betrüger, sondern auch im Betrogenen. Es war eine Übereinkunft, zu glauben, was einem als magischen Kiste präsentiert wurde. Es war die perfekte Illusion von Macht, die Vesperum anbot, doch niemals war wirklich gewillt zu teilen. Er entschied am Ende, wer erlöst wurde und wer leiden musste. Darth Vesperum war sein eigener Gott in einer Galaxis ohne reale Götter. "Was du willst, kann dir gehören," hauchte die beißende Stimme des Sith Lords, während er mit Genugtuung seine neue Kriegerin bewunderte, die nun das Zeichen seines Fluches trug. Sie gehörte ihm, wie einst Ilara. Allein seiner kranken Welt von Gier, Hass und Leid. Ihr Leid hatte ihn berauscht, wie einst der Zorn. Es war ein Rausch von Selbstgerechtigkeit.

"Du gehörst mir und wirst nicht weichen!" - stellte er klar, während seine Augen nicht einmal blinzelten. Der Schrecken dahinter fokussierte die Twilek. "Ich werde dir dein Meister sein, wenn du mir meine Dienerin bist."
Es war diese Linie, die er zog, um Ald'ana bewusst zu machen, dass sie für immer allein mit ihm war. Nicht im realen SInne, doch ein Teil von ihm Schlug nun in ihrer Haut, verband sie mit ihm, so dass es kein Entkommen mehr vor seine Macht gab. Man konnte sich verstecken aber ein Teil von ihm presste gegen die eigene Identität an. Zerrbilder, Visionen von seinem Albträumen, wurden zu Briefen aus dem Abgrund in den Verstand der Trägerin geschickt, welche sich nicht mehr entziehen konnte, während sich ihre eigenen Gedanken mit seinen verbanden, so dass der Weg im Irrweg so klar erschien. Der Krieg gegen ihre Seele hatte begonnen und die Waffen waren aufgestellt. Die Symbole pulsierten mit jedem Atemzug, während sich Vesperum auf die Aura der Frau konzentrierte. Er spürte sie, sah ihr Leben, welches so sanft war, noch so lebendig. Ihre Tränen gehörten ihm, welche vor Momenten gefallen waren. Auch die zukünftigen Tränen sollten allein ihm gehören. Ihr Leid fühlte sich gut an, da es sein eigenes Leid kaschierte. Das Buch des Schicksal schlug eine Seite um, während der Blick von Ald'ana abfiel. "Du wirst mich niemals verraten können," formulierte die zerschlissene Zunge des Tyrannen, als er sich von der aus dem kauernden Zustand befreiten abwendete, um erneut aus dem Fenster zu blicken.

"Wir müssen nach Ryloth reisen. Wir werden mit einem nichtregistrierten Schiff reisen und du wirst mir als Begleitung dienen, um Ryloth zu erkunden. Du kennst dich dort aus, Schülerin," erläuterte er nun sein wahres Vorhaben. Die dunkle Energien schienen dennoch zu schwinden, denn diese unnatürliche Kälte blieb im Raum zurück. Sie ließ jeden Körper erkalten und ließ die Panoramascheibe dezent beschlagen. Darth Vesperum hatte von seinen willfährigen Handlangern erfahren, dass es ein besonderes Artefakt von Interesse für ihn dort geben könnte. Ald'ana bot sich als Fremderführerin an, da sie von dort stammte. Geknechet war sie nun und so war sie von Nutzen.
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#12
Langsam bekam die Twi’lek ihren Atem unter Kontrolle. Die Schmerzen ebbten ab und ließen eine fremdartige Taubheit an ihren Unterarmen zurück. Die Symbole, die auf so widernatürliche Weise entstanden waren, waren bereits jetzt ein untrennbarer Teil von ihr. Auch Ald’anas Tränen hörten auf zu fließen und ließen nur ein Brennen unter ihren Augen zurück. Die dunkle Jedi richtete sich langsam wieder auf, zwang sich in eine würdevollere Pose und die aus ihren Händen geglittene Waffe mit einer Regung der Macht wieder in ihre Hand.
Oh ja, sie verdiente es! Vesperums Dienerin war aus Leid geboren und durch Hass und Schmerz geformt worden. Man hatte sie enttäuscht, verraten und benutzt. Aus der Asche war eine dunkle Jedi entstanden, die nun danach strebte, unter dem Namen einer Sith neu geboren zu werden und die Ketten endgültig hinter sich zu lassen, die sie an ihr altes Leben banden. Vesperum sah um einiges furchterregender aus als der letzte Imperator, unter dessen Herrschaft sie gelebt hatte. Doch der jetzige Dunkle Lord schenkte ihr Beachtung, die Aussicht auf eine Zukunft… auf Freiheit.
Ich werde mir nehmen, was mir zusteht. Nicht darauf warten, dass es mir jemand in die Hand legt – nur, um es mir dann wieder zu entreißen. Die dunkle Seite gewährt mir die Stärke, das zu erreichen, was ich will

Doch Vesperums Worte ließen sie aufmerken. Erweckten eine Wachsamkeit in ihr, für die es in diesen Momenten bereits zu spät war. Ald’ana zog die Stirn in Falten und presste ihre Lippen fester aufeinander. Nein, keine weitere Kette, redete sie sich selbst ein, auch wenn ihre Vernunft zur Vorsicht gemahnte. Der Imperator hatte ihr schon vor diesem … Treueschwur größere Freiheiten gewährt als es je ein anderer getan hatte. Hatte ihr Wissen der Sith zugänglich gemacht, auf das sie in ihrer früheren Position kein Anrecht besessen hatte. Auch wenn ihr Leben es wert gewesen war, diese Informationen oder Artefakte für das Imperium zu beschaffen. Er forderte Loyalität, wie er es schon damals getan hatte. Und solange er seinen Teil des Versprechens einlöste, gab es für sie keinen Grund, an ihrer eigenen Hingabe zu ihm zu zweifeln.
Es wird niemals einen Anlass dazu geben, dachte die Twi’lek voller Überzeugung. Doch da ihr die Worte nicht über die Lippen kamen, war ihre Gewissheit vielleicht doch nicht so groß, wie sie zunächst angenommen hatte. Zu oft hatte man sie in ihrem Leben übervorteilt … nachdem man sie zuvor in Sicherheit gewogen hatte.

Als der Name Ryloth fiel, zuckten Ald’anas Lekku kaum merklich und die dunkle Jedi hob den Blick mit bernsteinfarbenen Augen, die plötzlich um einiges jünger wirkten als sie es war. Auf ihrem Heimatplaneten gab es nichts mehr für sie, doch dort hatte einst alles seinen Anfang genommen. Dort hatten erst die seelenlosen Maschinen der Separatisten und dann die Hunde der Republik versucht, sie zu brechen. Schon einmal war sie zurückgekehrt und hatte ihre Macht demonstriert. Doch sie hatte nicht gefunden, was sie suchte… Dieses Mal würde es anders sein – was immer es war, dass Darth Vesperum dort zu finden gedachte.
„Ryloth. Ich habe nicht erwartet, diesen Namen noch einmal zu hören“, sagte sie wahrheitsgemäß. „Was gibt es an jenem Ort, wobei ich Euch behilflich sein kann, mein Lord? Ihr werdet gewiss nicht nur zu Eurem Vergnügen dorthin reisen“, prüfte Ald’ana mit einem vorsichtigen Hauch ihres Scharfsinns die Wasser, ob der Imperator diesen Tonfall akzeptieren würde. Sie würde es sehr bald wissen…
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#13
Es war diese diesige Sekunde, die seinen Verstand vernebelte, mit dunklen Erinnerungen. Erinnerungen an eine Zeit, in der er glücklich war, wenn auch nur für einen einzigen Moment seiner Vergangenheit. Es war die Zeit, bevor er das Monster geworden war, welches nun die Galaxis heimsuchte. Wie ein antiker Ruf, alt, wie die Seelen aller fühlenden Wesen, kam der eine Gedanke zurück, dass sich nichts ändern würde. Alles, war verloren und vergebens in der Zeit. Ald'ana konnte es sehen, in der Macht spüren, wie ein fernes Licht die dunklen Mächte in Vesperum kettete, band und zurückdrängte, für einen Hauch Ewigkeit. Es war die Erinnerung an Amaranthine, an seine Mutter und all das Leben, was einst in ihm gewesen war. Es war dieser Fluch, der ihn plagte, nicht mehr losließ, wenn die Reue kam. Das Gift der dunklen Seite schmeckte anfangs süßlich, später bitter und am Ende ätzend. Die Erinnerung ätzte über die Reste seiner Seele herab, ließ die Zeit gefrieren. Was hatte die Twilek getan? Was hatte diesen Bruch hervorgerufen? Der Wahnsinn lichtete sich für einen noch größeren Schmerz der Erkenntnis. Es war diese Sekunde, die Vesperum zeigte, was er nicht war und niemals mehr sein konnte. Die Erinnerung war das Ebenbildnis seiner Taten, seiner Erfahrungen und kanalisierte sich erneut zu diesem einen Gedanken: Alles war verloren. Es gab keinen Sinn im Bewusstsein, sondern nur schlichte Existenz. Es war diese Existenz, ohne Bedeutung, die ihn quälte.

Amaranthine fehlte ihm. Seine Mutter fehlte ihm. Saanza fehlte ihm; alles schien ihm genommen und nicht einmal die ferne Stimme des bösen Geistes konnte ihn befreien, von diesen Ketten, welche durch Licht, ein feuriger Käfig waren. Die Macht ließ nicht zu, was kommen sollte, sondern nahm ihm das überlegene Gefühl. Angst folgte auf die Reue, dass alles, was er getan hatte, vergebens war. Das Blut, die Qualen und das Leid, welches über ihn gekommen war und welches er gebracht hatte, alles fand sich zu einem Samenkorn zusammen. Ein Samenkorn Gewissen, welches aus der Macht ein Echo war. Ald'ana hatte nichts getan, außer hier zu sein und eine Frage zu stellen. Gab es noch Bestimmung für ihn? Der Mann, der das Schicksal brechen wollte, wurde von seinem eigenen Schicksal heimgesucht. Die dunkle Schatten in seiner Aura waren so schwarz, dass sie jedes Licht vernichteten und doch sank Licht über ihm herab, aus den fernen Höhen einer einigen Nachwelt. Das Licht schloss ihn ab, drückte die Schatten mit ihren Krallen für diesen Moment hinab in den Abgrund, in denen sie jeden ziehen wollten. "Ich bin es," stammelte die kränkelnde Stimme des dunklen Lords entfremdet in den Raum. Er war nicht mehr hier, nicht mehr in dieser Zeit, während das Echo ihn rief. Die Entscheidungen hatten ihren Preis und grausame Wahl ließ nur grausame Antworten zu. Er litt, während das Licht den Frost über seinem Herzen zum Anschmelzen brachte; es schlug einmal frei, bevor das Eis seines Hasses zurückkehrte, mit den dämonischen Krallen seiner Verfehlungen und Taten. Es war diese Schande, die ihn seine Augen aufreißen ließ; sie im Wahn verbunden, starren ließ. Die dunkle Seite forderte ein, was ihr gehörte. Ald'ana konnte den Mann sehen, welcher Dämon geworden war. Sie konnte sehen, welche Kräfte um seine Seele kämpften und welchen gewannen. Nein, es war nicht mehr zu verbergen, welchen Preis der dunklen Lord zahlte. Peinigendes Leid kroch über seine Wangen, welche erstarrt zitterten. Der Mund schloss sich fest, so dass er fest im Willen seinen Kiefer mitsamt Zähnen zusammenpresste. Mit aller Kraft versuchte er den Gedanken aus seinem Schädel zu pressen, doch gelang es ihm nicht. Er biss so lange seine Zähne zusammen, bis Blut aus seinem Zahnfleisch quoll und seinen Mund fühlte. Der Sith wollte vergessen, doch alles, was er war und der Ursprung, der Grundstein, seiner Macht lag im Schmerz und der Trauer. Die dunkle Seite wuchs erneut an, verscheuchte das Licht mit einem WIndstoß des Frostes, welcher auch Ald'ana unsichtbar ins Gesicht stieß. Der Wahnsinn hatte seinen treuen Begleiter gefunden, welcher mit ins neue Wunderland steigen würde. Der dunkle Lord ballte seine Rechte zur Faust, ließ die Nägel fest in die Haut treiben, bis auch die Haut auf der Handfläche einriss. Macht bohrte sich frei, ließ erneut kleine Staubkörner im konzentrischen Wind kreisen, während sein Geist um die Kontrolle rang, als sich die Scherben erneut zum bösen Willen des Imperators zusammensetzten. Er kehrte zurück, schluckte das Blut herunter und öffnete die Faust. Ein paar Tropfen Blut fielen hinab auf den polierten Boden, wo sie durch die Macht leicht abgestoßen wurden, bis sie von fremder Hand aufgelöst wurden, in schönem schwarzen Nebel.

Die Augen kehrte in den dämonischen Zustand des Verstandes zurück, welcher nur noch Fassade für den Wahnsinn einer alten Macht war. "Es ist deine Welt. Deine Geburtswelt," antwortete der Lord nun, sich wieder auf sein Gegenüber besinnend, welches noch immer für ihn in einem seltsamen Schein lag. Er konnte die Zeit sehen, die Macht, wie sie um und in Ald'ana floss und bereits schwarze Ranken warf. Wieder dieses Lächeln, welches nur den dunklen Geschöpfen eine Eigenheit war. Ein Lächeln, so finster und so gegenlebend, dass es fremd wirkte. "Es gibt dort einen kleinen Schatz. Eine wertvolle Reliquie des alten Sith Ordens, welches von unwissenden Händen verwahrt wird. Du kennst dich aus, du kennst die Straßen und mitunter Namen," stellte er fest und deutete in Richtung Ausgang. "Ich brauche dich als Begleitung, als Tarnung und als Unterstützung." Es war so einfach, wenn er sprach und vorherbestimmt. Er ließ keine Wahl mehr und der dunkle Gott wollte seinen Schatz, der für etwas noch Größeres von Wert war. Die bösen Pläne des dunklen Lords Vesperum nahmen von Tag zu Tag immer mehr Gestalt an. "Wir werden mit einem unregistrierten Handelsschiff, welches von zwei imperialen Droiden gesteuert wird, nach Ryloth reisen. Einem Schiff der Gozanti-Klasse. Es ist an diese Station angedockt. Wir reisen geheim," erklärte er noch und trat dann an der Twi'lek vorbei, in Richtung Ausgang. Es zischte als das Schott geöffnet wurde. "Komm'! Es ist nicht nur meine Reise." Darth Vesperum nickte ihr zu, völlig seine eigenen Wunden ignorierend, als er an den beiden Ehrenwachen vorbeischrat, weiter zum Andockring.

So brachen beide nach Ryloth auf. Vesperum würde schweigen, nur meditieren und warten, bis sein Ziel erreicht war. Ald'ana würde sich auf Ryloth beweisen, nicht während der Raumreise. Denn die dunkle Seite hatte ihm eingies verraten und so wusste er, welche Karten im Schicksalsspiel ausgeteilt wurden aber nicht, wie man mit ihnen spielen sollte. Es wurde erst auf Ryloth erneut gemischt.
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#14
Während Ald’ana ihren Imperator betrachtete, schien kurz eine Wandlung in ihm vorzugehen. Wie dunkle Sturmwolken, die am Himmel vorbeizogen und durch die für einige Momente ein schwacher Lichtstrahl brach. Ein Zeichen dessen, was hinter der Finsternis lag. Doch dann war der Moment verstrichen und der Himmel verdunkelte sich erneut. Er hatte Opfer bringen müssen. Wurde scheinbar selbst fast zerfressen von der Macht, die er sein eigen nannte. Doch noch war der Dunkle Lord ihr überlegen – und wer konnte sagen, wie groß die Macht wirklich war, die sich in diesem so brüchig wirkenden Körper verbarg? Ald’anas Machtsinne erlaubten ihr einen flüchtigen Blick auf die schwärzliche Oberfläche eines Ozeans, dessen Tiefe sie nicht einmal erahnen konnte. Aber ihr war deutlich bewusst, dass Vesperum niemand war, dem man sich widersetzen sollte. Erstrecht nicht, nachdem er sie gezeichnet hatte…
Seine Worte brachten Verwirrung mit sich, doch die Twi’lek spürte, dass es nicht an ihr war, darauf zu antworten. Es dauerte eine Weile, ehe der Imperator sich ihrer Gegenwart wieder bewusst wurde und nun eindeutig Worte an sie richtete. Er schien sich an ihrer Frage nicht zu stören – was für die dunkle Jedi bedeutete, dass sie auch fortan offen mit ihm reden würde, sofern sie es für vernünftig hielt.

Ja, Ryloth war der Ort, an dem sie geboren war. Doch auch der Ort, an dem sie gestorben war – ein Teil von ihr. Ein anderer lag auf Mygeeto im ewigen Eis. Ald’ana war noch alt genug gewesen, um einige der Traditionen und Gebräuche ihres Volkes zu erlernen. Doch sie hatte seit über 20 Jahren keinen Gebrauch mehr davon gemacht und da ihr Clan geradezu ausgelöscht war, kam es keinen Grund mehr, ihnen nachzuhängen. Andere Rituale und andere Traditionen waren an ihre Stelle getreten, die vielleicht sogar älter waren als die Sitten der Twi’lek. Auch ihr muttersprachlicher Akzent war seit ihrer Ausbildung unter Renata June vollkommen verschliffen. Dennoch rührte die Nennung dieses Planetens etwas in ihr. Er war ein Teil ihrer Vergangenheit und hatte sie entscheidend geformt. Ihr Leben hätte deutlich anders verlaufen können. Ein Jedi hätte sie finden können oder sie hätte ihre Machtbegabung niemals wirklich entdeckt.
Doch es hatte keinen Zweck, über die Vergangenheit nachzusinnen. Es änderte sich nichts und auch wenn Ald’ana nicht unbedingt … froh darüber war, wie ihr Leben sich entwickelt hatte – dies war der Ort, den das Schicksal für sie vorgesehen hatte. Und sie würde die Prüfung meistern, die eine Reise auf ihre Geburtswelt zweifellos beinhaltete. Die dunkle Jedi hatte hinter den Schleier geblickt, den die Nutzer der hellen Seite der Macht als Gnade und Gerechtigkeit verkauften. Er war nichts anderes als ein Tuch, das eine grausame Wahrheit verdeckte – und für so manche war es ein Leichentuch.

Vesperums Worte weckten Interesse und sorgfältig einstudierte Denkmuster, um an einen solchen Gegenstand zu gelangen. Sie war überrascht, dass sich ein solches Artefakt auf Ryloth befinden sollte – oder mehr noch, dass es bedeutsam genug war, dass der Imperator persönlich sich danach auf die Suche machte. Ihr eigener Stolz sagte ihr, dass der Dunkle Lord mit ihr die beste Person ausgewählt hatte, um diese Mission zum Erfolg zu führen. Ihre Haltung begann, etwas Ähnliches auszudrücken. Der Planet war groß, doch möglicherweise war die Gegend, in der Vesperum die Reliquie vermutete, vertrauter als ihr lieb war.
„Es wird mir ein Vergnügen sein“, neigte die Twi’lek ergeben das Haupt und meinte diese Worte ehrlich. Sie hatte ihre Aufträge stets genossen, auch wenn sie mitunter frustriert darüber gewesen war, dass das von ihr erworbene Wissen ihr verborgen blieb. Doch nun nicht mehr. Ein Spiel der Täuschung, des Verstandes und der Macht. Sie würde dem Imperator beweisen, wie gut sie in diesem Spiel war.

Sein Plan bis zur Ankunft auf dem Planeten schien bereits durchdacht zu sein und vermutlich würde sie unterwegs erfahren, worum genau es sich handelte. Immerhin bedeutete Ryloth als Ziel, dass sie nicht die Rolle der Sklavin spielen musste. Eine Scharade, die sie zutiefst verabscheute. Es würde die Dinge auf der Heimatwelt der Twi’lek unnötig komplizieren und ihnen mehr Türen verschließen als öffnen.
„Sagt nicht, Ihr habt auch bereits die passende Garderobe vorbereitet“, wagte sie eine weitere Spitze. Es würde wichtig sein, vorher zu erfahren, wie weit sie gehen konnte. Und es lag nicht in ihrer Natur, sich anzubiedern – nicht einmal dem Imperator.
Vesperum glitt wie ein Schatten an ihr vorbei, umgeben von einem eisigen Wind und unsichtbaren Klauen, die an ihr zerrten, ihm zu folgen. Den Gang hinab. Nach Ryloth. In die Finsternis. Ald’ana erschauerte, betrachtete den dunklen Blutfleck auf dem Boden. Dann wandte sie sich ebenfalls ab und schritt ihm nach. Hielt den Kopf erhoben, als sie an den Ehrenwachen vorbeischritt. Doch während ihrer Reise war der Imperator schweigsam und gab keine weiteren Antworten. Nur weitere Fragen…

Nach: Äußerer Rand | Ryloth
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