#21
Tyvos hatte sich in sein Büro an Bord der Regnator zurückgezogen. Er saß, die Hände gefaltet mit den Ellbogen auf dem Tisch gestützt da und ließ die Ereignisse der letzten Tage Revue passieren. Verächtlich schnaubte er ob seiner eigenen Unfähigkeit. Gerne würde er die Schuld an diesem Debakel rein Cronal zuschreiben, welcher ihn mit seinen undurchsichtigen Aussagen auf eine falsche Fährte gelockt hatte. Doch letztlich war der Verweser selbst für seine Entscheidungen verantwortlich. Am Meisten ärgerte ihn jedoch, dass er sich wie ein Anfänger von dem Agenten hatte ausmanövrieren lassen. Doch was hatte Cronal mit dieser Taktik bezwecken wollen? Tyvos konnte Blackhole und seines Gleichen nicht durchschauen, trotz aller Erfahrung. Doch diese Angelegenheit war noch nicht vorbei, ein Corno beglich stets seine Schulden. Doch nun warteten Andere Angelegenheiten auf seine Aufmerksamkeit.

Projekt Zero X hatte sich vielleicht verzögert, doch das Schwarz war noch in vollem Gange. Jene vernichtende Flüssigkeit war womöglich effektiver als Projekt Zero X welches letzten Endes die gleichen Schwächen vorweisen würde wie ihre großen Brüder. Doch momentan blieb dem Imperium nicht viel mehr übrig als nach jedem Strohhalm zu greifen. Man konnte die Neue Republik nur so lange aufhalten bis jene neuen Superwaffen bereit wären um das Blatt zu wenden. Nicht, dass es dem Imperium an militärischer Macht mangeln würde, doch der Rückhalt auf sämtlichen Welten, außer dem Kern, bröckelte. Die Bevölkerung erkannte, dass dieses marode Konstrukt namens Galaktisches Imperium langsam starb. Dem nicht genug war das Reich von allen Seiten umzingelt. Im Süden die Neue Republik, im Osten und Norden die verschiedenen selbsternannten Kriegsherren. Bessere Verräter. Männern wie Corno blieb nichts übrig als am Imperium festzuhalten. Nach dem Tod des Imperators hatten sich einige Moffs und Admiräle vom Imperium abgespalten. Einige waren damit sehr erfolgreich, so wie Zsinj und Kaine, andere eher nicht. Tyvos hatte keine Wahl gehabt als weiterhin treu zum Imperium zu stehen. Sein Einfluss und seine Macht waren an den Kern gebunden was die Gründung eines eigenen Reiches schwer machte. Umso größer war die Entschlossenheit das Imperium letztlich zum Sieg zu führen. Noch immer verfügte das Imperium über die mächtigste Kriegsmaschinerie der Galaxis. Weder die Neue Republik, noch die verschiedenen Kriegsherren konnten auf so viele Ressourcen zurückgreifen. Doch ziemte man sich diese Macht zu nutzen. Man wartete, wartete und wartete. Die Republik blieb nicht untätig, sammelte neue Verbündete und plante ihre nächsten Züge. Das Imperium hingegen trieb vor sich hin, glich mehr einem müden Bären als der Bestie die es sein könnte. Welt um Welt ging verloren und die feinen Herren im Zentrum schauten nur zu. Die Großadmiräle warteten nur auf ihre Chance ein möglichst großes Stück vom Kuchen abzukriegen wenn das Reich schließlich zerfiel. Narren. Dachten sie sie könnten sich behaupten wenn das Imperium zusammenbrechen würde? Die Republik würde einen nach dem anderen stürzen, bis von nichts mehr übrig wäre und sämtliche Errungenschaften des Imperiums verloren wären. Umso dringender war der Erfolg von Projekt Schwarz und Zero X, dessen wurde Tyvos sich ein weiteres Mal bewusst. Ohne den Rückhalt dieser Superwaffen würde da Oberkommando nicht in die Offensive gehen wollen. Womöglich war dies die einzige Möglichkeit zu siegen, verbrannte Erde. Er wusste wozu Schwarz theoretisch in der Lage wäre, die Oberfläche eines ganzen Planeten zu fressen. Die Fähigkeiten von Projekt Zero X waren ohnehin bekannt. Sie durften nicht scheitern.

Auf Tyvos Schreibtisch blinkte ein Licht, eine eingehende Übertragung. Er bestätigte sie. Es handelte sich um den Bericht von Druckenwell welchen er angefordert hatte. Nach dem Beginn der Offensive der Republik hatte er keine weiteren Informationen mehr erhalten. Ungläubig studierte er den ausführlichen Bericht. Er konnte es nicht fassen, hatte diesen Ausgang jedoch erwartet. Die Auswahl was kommandierenden Offiziers hatte die Niederlage des Imperiums bereits besiegelt. Admiral Jack Cadera mochte noch relativ jung sein, doch dachte und reagierte er wie ein alter Mann, das hatte Tyvos bereits aus verschiedenen Quellen erfahren. Man hatte über Druckenwell horrende Verluste erlitten, doch Cadera war entkommen, glücklicherweise mit einem erheblichen Teil seiner Flotte. Lebe um an einem anderen Tag weiter zu kämpfen. Auch mit dem vorhandenen Menschenmaterial musste das Imperium mittlerweile sorgsam umgehen. Für Cadera erwartete Tyvos jedoch kein glückliches Ende, denn der ausdrückliche Befehl hatte geheißen Druckenwell zu halten, die Konsequenzen für das Scheitern lagen auf der Hand.
Die Neue Republik stand nun an der Türschwelle des Imperiums, nicht genug war diese Tür geöffnet. Doch was unternahm das Imperium? Es zog sich weiter zurück, demonstrierte Schwäche. Konnte die Republik ihnen eine weitere empfindliche Niederlage verpassen, ohne eine entsprechende Vergeltung zu erfahren war das Imperium in Kürze nicht mehr gefürchtet, oder gar respektiert. Aus diesem Grund regte sich bereits Widerstand in den Kernwelten. Die Bevölkerung sah das Reich wanken und wie Hunde Angst spüren konnten, so spürten die Bürger, dass das Imperium in seinen letzten Atemzügen lag. Und ebenso wie Hunde die Angst eines Menschen ausnutzten, würden dies auch die Bevölkerungen der Kernwelten früher, oder später tun. Tyvos schloss den Bericht. Er konnte nicht weiter mit ansehen wie dieses Reich welches ebenfalls auf seinen Leistungen aufbaute zerfiel. Doch momentan waren ihm die Hände gebunden. Er konnte sich hier in seinem Büro über den Dilettantismus des Militärs und der Politik erbosen, doch großen Einfluss auf den weiteren Kriegsverlauf hatte er damit nicht. Es war wohl Zeit ein paar Gespräche zu führen um den bevorstehenden Untergang vielleicht doch noch zu verhindern.
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#22
Stampfendes Schrittes eilte die Einheit an Todestruppen durch den Korridor des Schiffes. Sie hatten ein klares Ziel. Befehlsgehorsam war Teil ihrer Programmierung, fest verankert in den Persönlichkeiten, die man ihnen gegeben hatte. Doch DT-9255 zögerte unmerklich. Etwas brach in ihm hervor, welches seinen Schritt minimal verlangsamte. Ein Licht schien sich seinen Weg zu suchen und durchbrach die Fesseln der Augmentierungen. Kein Gebet durchfloss seinen Verstand aber Erinnungsfetzen an etwas, was man Leben nennen konnte. Bilder einer Welt seiner Jugend, vernebelt und umwoben von imperialen Bannern. Die Gedanken wollten sich nicht mehr bewegen, wie ein System welches kurz vor dem Absturz stand. Seine Beine liefen weiter, denn das Ziel galt noch immer. Seine Einheit folgte und passte sich dem verlangsamten Schritt ihres Kommandanten an. Sturmtruppen räumten den Weg, Offiziere traten zur Seite und Mannschaften blickten in einer Mischung aus Angst und Ehrfurcht auf die schwarzen Boten des Todes. Niemand wagte es, sich diesen Soldaten in den Weg zu stellen. Bekannt für ihre Skrupellosigkeit und wortlose Ausführung ihrer Befehle, war es ohnhin zwecklos sich diesen Soldaten in den Weg zu stellen. Alsbald erreichten die Einheit ihr Ziel. Man trat auf. Die Einheit sicherte den Raum und schickte mit einem lauten Befehl die verweilenden Wachen aus dem Raum. Moff Corno war nun allein mit den Todesboten des Geheimdienstes. DT-9255 trat vor den Verweser, blickten diesen trostlos durch den Helm an und erarbeitete einige Parameter. "Es ist Zeit," durchbrach seine Stimme den Vocoder, unverschlüsselt und klar verständlich. In ihrer Effizienz hielten sie sich nicht mit menschlichen Höflichkeiten auf, wie Maschinen erledigten sie Aufgaben. Mitunter waren sie auch nur bessere Droiden. Die augmentierten Sinne erfassten den Raum anders, achteten auf jede Bewegung und bereiteten Abwehrmuster vor. Die verbesserten Muskeln zuckten nicht einmal aber verbargen ihre übermenschliche Stärke nicht. "Die Projekte, die sie betreuen, sind in Gefahr," erklärte DT-9255 nüchtern und seine Stimme erhob sich nicht einmal. Sie plätscherte, wie eine Aufzeichnung daher. "Black Moon und Projekt Zero X erlauben keinen Aufschub," erweiterte er seine Aussagen und die Körperhaltung verriet zumindest, dass sie nicht gekommen waren, um den Moff zu beseitigen. Die Waffe lag ruhig in den Händen und war nicht einmal auf den Moff gerichtet. "General Derricote braucht ihre sofortige Unterstützung. Das Ubiqtoriat ist sehr ungehalten über das Verschwinden von Material für Projekt Zero X. Sie drohen zu versagen," sagte der Soldat und verpackte in seinen Worte eine klare Warnung vom Geheimdienst, dass Corno nicht mehr viel Zeit hatte. "Wir sind hier, um die Erfüllung ihrer Aufgaben sicher zu stellen und sie zu beschützen. Wir werden sie begleiten," offenbarte der Soldat die Mission, die in Wahrheit ein begleitendes Gefängnis für Corno war. Denn sobald der Befehl kam, würden die Death Trooper ohne zu Zögern, seine Hinrichtung umsetzen. Doch bis dahin waren sie wohl die besten Leibwächter, die das Imperium anbieten konnte. Corno sollte Erfolg haben und die Einheit in Schwarz war zumindest eine Sicherung.
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#23
Tyvos, welcher gerade in seine Arbeit vertieft war, wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als wieder jene schwarz gerüsteten Elitesoldaten vor ihm standen welchen er bereits auf der Brücke begegnet war. Unbeeindruckt blickte er den Schergen des IGD entgegen. Er schnaubte. Wie tief war dieses Imperium bereits gesunken ihm einen einfachen Soldaten, nicht mehr als ein kleines Zahnrad innerhalb einer gewaltigen Maschine, zu schicken um ihn an seine Pflichten zu erinnern. Er musste nicht an seine Pflichten erinnert werden, er war Grand Moff und Verweser des Reiches Tyvos Corno. Es oblag ihm Pflichten zu verteilen. Er konnte das Gesicht unter dem Helm nicht sehen, nicht deuten was der Deathtrooper denken, oder fühlen mochte. Letztlich war ihm dies egal, doch er würde sich zu gerne dieses Gesicht merken. Die Worte des Soldaten weckten kalte Wut in ihm. Er wurde von einem Soldaten, einem einfachen Handlanger, gemaßregelt. Welch eine Anmaßung gegenüber einem Mann seines Standes. "Was ihr nicht sagt, Soldat.", knurrte Tyvos als Antwort. "Wer hat Ihnen diese schönen Sätze vorgesagt?", fragte Tyvos, ohne jedoch eine Antwort zu erwarten und erhob sich von seinem Sessel. Wenige Schritte führten ihn direkt vor den schwarz gerüsteten Soldaten welcher ihn durch seine ausdruckslose Maske anstarrte. "Ich bin mir im Klaren, dass beide Projekte sich verzögert haben. General Derricote habe ich bereits kontaktiert und warte noch auf seine Antwort. Kapitän Vorrag hat bereits die Order erhalten Kurs auf Borleias zu setzen.", erklärte Tyvos und kehrte dem Deathtrooper dem Rücken. Der Grand Moff wusste genau weshalb man den Soldaten entsandt hatte. Er war wie eine vorgehaltene Waffe, bereit zu schießen, sollte der Grand Moff einen Fehler begehen, oder versagen. Es verblüffte ihn mit welcher Härte der IGD gegen ihn vorzugehen schien, als wollte man ihn fallen sehen. Befürchteten sie einen weiteren Machtzuwachs? Es war ein offenes Geheimnis, dass Corno dem Geheimdienst nicht sonderlich freundlich gegenüberstand, womöglich war dies der Grund für diese, intensive Beobachtung. Nichtsdestotrotz musste Tyvos sich mit seiner neuen Leibwache abfinden, vorerst. Auf irgendeine Weise faszinierte ihn diese besondere Gattung von Sturmtruppe, wenn man denn davon sprechen konnte. Etwas war anders an diesem Soldaten, dies hatte bereits die eilige Flucht der Wachen und Offiziere gezeigt, welche sich zuvor in seinem Büro aufgehalten hatten. Tyvos setzte sich wieder an seinen Schreibtisch um seine Arbeit wieder aufzunehmen. Er blickte mit gerunzelter Stirn zu dem Soldaten empor welcher noch immer wie eine Statue vor ihm stand. "Weggetreten, Soldat. Ihr werdet mich nach Borleias begleiten, sobald wir angekommen sind. Bis dahin, begebt euch in eure Quartiere, oder haltet meinetwegen Wache.", orderte er dem Elitesoldaten, ehe die Regnator wie ein Blitz in den Hyperraum Richtung Borleias eintrat.


-->tbc: Borleias
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