#1

Der imperiale Kontrollsektor


(Platzhalter)
Offline
Zitieren
 
#2
Vorherige Koordinaten: Planet Vulpter

Arcanus hatte sich entschieden. Welche Konsequenzen diese Entscheidung haben würde, konnte er nicht erahnen. Er fürchtete sich nicht davor, doch war ihm bewusst, dass er einige schwerwiegende Kompromisse eingehen musste um sein Ziel zu erreichen, die das Potential hatten ihn drastisch in eine Richtung zu verändern, in die er eigentlich nicht wollte. Fast schon mechanisch leitete er den Sprung aus dem Hyperraum ein. Seine Gedanken waren ganz wo anders. Hier hatte für ihn alles begonnen: sein Leiden, seine Wanderung, sein Leben. Welche Wendung sollte ihn nun an diesem Ort erwarten? Relativ hart fiel die alte TDF104 in den Normalraum. Arcanus hatte es sicherlich nur der quasi nicht vorhandenen Bewaffnung des Schiffes zu verdanken, dass er nicht sofort von den unzähligen Geschütztürmen der nahen Golanstation pulverisiert wurde. Das Sicherheitslevel war hier sehr hoch und seine Ankunft war außerplanmäßig. Nur Bruchteile einer Sekunde nach seinem Eintreffen, zumindest kam ihm das so vor, wurde er bereits von einem Patrolienschiff flankiert und eine monoton, blecherne Stimme meldete sich auf einem offenen Kanal seines Kommunikationssystems.

Zitat:
Willkommen im Orbit von Byss, zentraler imperialer Planet im Beshqek System. Sie fliegen außerhalb der Routine eine Sicherheitszohne an. Melden sie sich umgehend auf Frequenz J-33-567-Y32, oder sie werden vaporisiert. Wir hoffen, sie haben einen angenehmen Aufenthalt."

Der Dunkle Wanderer hatte sich auf Komplikationen eingestellt. Er atmete einmal tief durch. Er hatte schon einige Erfahrung mit den Abläufen der imperialen Sicherheitsbestimmungen. Doch dies hier war nocheinmal eine Nummer größer. Er dachte kurz über das Schiff nach. Es war gestohlen, doch der Besitzer war tot. Er selbst hatte ihn getötet. Arcanus war sich sicher, dass niemand über diese beiden Umstände bescheid wusste. Jetzt musste er sich nur noch einen guten Grund einfallen lassen, damit man ihn im Imperialen Kontrollsektor landen ließ. Mit ein paar gedrückten Tasten wechselte er auf die vorgegebene Frequenz.
"Unbekannter Frachter der Klasse TDF104: Erklären sie Herkunft, Fracht und Zweck ihres Besuches auf Byss!" Arcanus beruhigte sich selbst und versuchte, wie bei den Imperialen üblich, korrekt aber auch gleichzeitig lässig zu klingen. "Ich komme aus Hpaq der Hauptstadt von Vulpter und vertrete die dort ansässige Müllentsorgung. Ich überbringe ein neues Angebot für den Imperialen Frachtkomplex." Der Verwaltungsangestellte klang fast noch monotoner als das Computerband von der METOSP-Ansage. "Ich sehe, sie haben keinen Termin?" Arcanus tat überrascht. "Ja? Na, sie kennen doch diese Vulpterianer. Sie leben im Müll der ganzen Kernwelten. In Sachen Ordnung liegen die lange nicht auf dem Level des Imperiums." Arcanus glaubte ein kurzes Auflachen des Beamten zu hören. "Sehen sie, vielleicht lassen sie mich auf der Zollstation des Komplexes landen, dann kann ich das Problem gleich vorort lösen." Etwa eine Minute war Stille auf dem Kanal. "Ich gebe ihnen eine Aufenthaltsgenehmigung für einen Tag und sende ihnen gleich die Landeanweisungen. Halten sie sich daran, sonst hat das strafrechtliche konsequenzen!" Umgehend erklang als Nächstes wieder eine Stimme vom Band:

Zitat:
Das planetare Schild wird in exakt 3,2 Sekunden geöffnet. Folgen sie strikt der angegebenen Flugroute, oder sie werden vaporisiert. Sollten sie irgendwelche plötzlichen Manöver ausführen, werden sie vaporisiert. Sollten sie von ihrem Kurs ein Grad abweichen, werden sie vaporisiert. Willkommen auf dem Planeten Byss."

Das Schiff des Dunklen Wanderers tauchte in die Athmosphäre des Planeten ein und tauschte dabei die Bewachung des Patrolienbootes gegen die zweier Jäger-Killer Probots ein. Diese eskortierten ihn zu einer Landezone am Rande des Imperialen Kontrollsektors, wobei sie nocheinmal seinen Frachtraum und die Lebenszeichen an Bord scannten. Der erste Schritt war also geschafft - fast ein bisschen zu reibungslos. Arcanus musste wachsam bleiben. Sein natürliches Misstrauen war ihm dabei eine große Hilfe.
Offline
Zitieren
 
#3
Der schwere Sternenzerstörer der Allegiance - Klasse, die "Destructor" entfernte sich von den magischen Strahlen der Sonne, welche Byss in das geheimnisvolle Licht tauchten, das vielen Völkern glauben ließ, diese Welt wäre perfekt. Eine häufige Fehlvermutung, die imperiale Thronwelt war tatsächlich kaum mehr als eine perfekte Illusion, ein noch von Palpatine entworfenes mythisches Gespenst, doch in Wahrheit die Brutstätte von Leid und Verderbnis, das sich in der gesamten Galaxis auszubreiten versuchte.

Reah Nigidus, imperiale Inquisitorin und eher selbsternannte Bewahrerin der Ordnung auf Byss, wandte sich von den Sonnenstrahlen ab und Schritt nachdenklich über die Brücke. Sie musste den Kopf nicht heben um zu spüren, wie Kapitän Stratis ihr mit den Augen folgte. Nervös, natürlich. Es stellte sich als nur zu leicht heraus, dem kleinen Uhrwerk, das im Kopf des Kapitäns unnachgiebig tickte zu lauschen, wie es ratterte, wie er darüber nachdachte, was er tun sollte und wie ihre Anwesenheit ihn beunruhigte. Hatte er von Vader gehört? Was für eine Frage, selbstverständlich hatte er von Vader gehört, die willkürlichen Tötungslaunen des dunklen Lords waren der Hauptgrund für seine Nervosität, seiner panischen Angst vor Versagen und seiner Unterwürfigkeit.
"Was sollen wir tun, Mylady?", brach es schließlich unsicher aus ihm heraus, wobei der Kapitän mit seinen Fingern am Kragen seiner Uniform herum nestelte. Ein kleines Zeichen der Ablenkung, als wäre ihm der Gedanke nur zufällig herausgerutscht. Dennoch war die Frage interessant, Reah hatte selbst schon darüber sinniert. Die Lage auf Byss war angespannt und besonders in der Zitadelle herrschte eine gefährliche Instabilität. Es war die Natur der dunklen Jedi, jene fehlgeleiteten Häretiker witterten ihre Chancen und lediglich die Gefahr eines Orbitalschlags hielt sie im Zaum. Dennoch, die Gefahr war unrealer als viele in der Zitadelle vermuteten. Reah hätte den Planeten schon allein aus Prävention einäschern lassen, ein Exempel an den dunklen Missgeburten und Speichelleckern des Imperators statuiert um anderen den irrsinnigen Glauben, sie könnten sich selbst an die Spitze der Herrschaft setzen auszutreiben. Es war nicht Pestage, der sie davon abhielt. Der gierige Großwesir konnte sie nicht einschüchtern und selbst ihre augenscheinliche treue zum neuen aber bereits verschollenen Imperator Vesperum hinderte sie nur marginal an diesem Vorhaben. Hauptsächlich hielt die Inquisitorin eine Mischung aus Angst und Neugier davon ab, die Welt in eine Höllenlandschaft zu verwandeln. Die Verlockung des Unbekannten, des Ungesehenen. Weit unter der Oberfläche des Planeten, hinter den verschlossenen Kellergewölben der Zitadelle könnten noch Relikte und Artefakte lauern, weitaus älter und mächtiger als jedes Lebewesen auf Byss. Man mochte es eine dunkle Vorahnung nennen und Orte wie Byss, an denen die Macht derart stark pulsierte, waren stets mit Vorsicht zu genießen - niemand konnte sagen, welchen Schrecken sie durch eine unüberlegte Handlung nicht aufwecken konnte.

"Wir werden weiterhin warten, Kapitän. Kein Schiff landet oder verlässt Byss - es sei denn ich gebe den ausdrücklichen Befehl, verstanden?" - "Sehr wohl, Mylady.", bestätigte Stratis mit einem knappen Nicken. "Aber dennoch sind die dunklen Jedi in der Zitadelle eine Gefahr...", setzte der Kapitän seine Überlegungen fort. In Gedanken ohrfeigte sich Stratis bereits selbst - war das dumm? Wer wusste schon, was diese Frau war und noch wichtiger, was sie mit ihm würde tun können, wenn er sie nun beleidigt hat. "Dem Stimme ich zu, Kapitän. Dennoch: solange Sate Pestage es nicht ausdrücklich befiehlt, wird kein Schuss auf dem Thronwelt des Imperators abgefeuert. Sollten diese fehlgeleiteten Maden es tatsächlich wagen die Macht des Imperators anzuzweifeln, besitzen wir mehr als genug Soldaten um den Planeten auch auf alt hergebrachte Weise zu säubern. Ich wiederhole: Ihre Befehle lauten jeglichen Flugverkehr von und nach Byss zu unterbinden, verstanden, Kapitän?" - "Jawohl, Mylady. Wie ihr befiehlt." Reah nickte, eher beiläufig, als hätte sie ohnehin keinen weiteren Einspruch oder Widerstand erwartet. "Sehr gut. Ich werde Sie dafür persönlich verantwortlich machen, Kapitän Stratis." Sich sichtlich unwohler in seiner Haut fühlend, wich Stratis einen respektvollen Schritt zurück und gab vor, sich wieder um seine eigenen Belange kümmern zu müssen.

Minuten vergingen und die "Destructor" flog weiterhin ihre standardisierte Patroullienroute und beinahe hätte die Inquisitorin das aufblitzen einer Erscheinung im Realraum nicht bemerkt. Offenbar hatte sich jemand verirrt oder war offensichtlich nicht über die um und auf Byss informiert. Doch auch im Normalfall waren Gäste auf der imperialen Thronwelt eine eher seltene Angelegenheit, mit der man sich befassen musste. Der Anblick oder das Wissen um eine imperiale Flotte im Orbit war eigentlich ein abschreckender Grund, doch manchmal, wie jetzt, schienen es manche todessehnsüchtigen Raumfahrer darauf anzulegen. Am Triebwerksglühen war zu erkennen, dass das Raumschiff nicht daran dachte den Kurs zu ändern und sein Glück besser auf einer anderen Welt zu versuchen, nein, es flog stur weiter. Innerlich zählte Reah die Sekunden die es dauern würde, bis eine der Golanstationen den Todgeweihten entsorgen würde doch... nicht. Der Pilot flog daran vorbei als wäre es das normalste der Welt. Ein Fehler? Ungehorsam? Sicherlich, nicht jeder würde auf ihr Wort hören, die wenigsten wussten, ob sie überhaupt die Autorität besaß, Befehle erteilen zu können. Ein beklagenswerter Umstand, den die Inquisitorin demnächst würde beheben müssen. Die Wachflotte war der Garant für Ordnung auf Byss, doch wenn einige Stationsoffiziere meinten, man könne ihre Anordnungen großzügig auslegen, würde Ordnung bald zu Chaos werden. "Stratis?", schnitt ihre Stimme kühl durch die Luft, "Wer hat diesem Schiff eine Landeerlaubnis erteilt?" - "Commander Dennon, Mylady. Es ist lediglich ein Frachter der Müllentsorgung von Vulpter, es besteht kein Grund zur Beunruhigung, es wird kein unbekanntes Schiff auf dem Planeten landen oder selbigen Verlassen.", wiederholte Stratis seine Anweisung. "Offenbar haben Sie sich verhört. Das einzige Schiff, welches auf diesem Planten landet ist meines - es gibt sonst keine Ausnahmen, Stratis.", sprach Reah ruhig und dennoch konnte Stratis die Wut hinter den bedachten Worten ohne Probleme erkennen, als ließ sie ihn absichtlich daran teilhaben, nur um seine Furcht zu steigern. Er hatte falsch gehandelt, sicherlich - doch es war nur ein einfacher Frachter? Wegen einer derartigen Bredouille wäre eine wie auch immer geartete Bestrafung einfach unverhältnismäßig, um den guten Ton zu wahren, zog er allerdings eine Entschuldigung in Erwägung. "Ich möchte mich für dieses Missverständnis entschuldigen Inquisi...!" Panik kroch in die Augen des Kapitäns, als hätte ihn ein kalter Griff gepackt, eine unsichtbare Hand, die ihm die Kehle zuschnürte. Verzweifelt versuchte Stratis seinen Kragen zu öffnen, doch selbst als das gelang, wollte der Druck, dieses unsichtbare etwas, das ihm die Lunge zu zerquetschen drohte, nicht weichen. Voller Entsetzen sah er die ausgestreckte Hand der Inquisitorin, die für diese Hexerei verantwortlich schien. "Es gibt kein Missverständnis, Kapitän. Die Flüge zum Planeten werden unterbunden, damit keiner dieser irren Häretiker in der Zitadelle entkommt. Hier haben wir sie alle beisammen, im Notfall einfach auszuschalten. Doch wenn sie entkommen, sich wie die Pest in der Galaxis ausbreiten wird es schwierig sie im Zaum zu halten. Ich habe geschworen das Imperium zu schützen und Sie haben einen Eid als Flottenoffizier geleistet. Wenn diese Irren wegen Ihrer beschränkten Urteilsfähigkeit entkommen, hat es das Imperium zukünftig nicht nur mit der Neuen Republik, sondern auch mit marodierenden Banden dunkler Jedi zu tun. Haben Sie das begriffen?" Panisch blickte Stratis in die Augen der Inquisitorin und doch fühlte es sich so an, als starrte er einem leibhaftigen Dämonen in die Fratze, als fror die Kreatur ihn mit ihrem eisigen Atem ein, der die Worte ausspie. Sie würde ihn töten - gewiss, hier und auf der Stelle, selbst sein hektisches Nicken würde ihn am Ende nicht retten. Oder doch? Er spürte wie der Griff um seine Kehle sich lockerte, bis er sich röchelnd und japsend auf dem Boden fand. "Denken Sie an meine Worte Kapitän. Und lassen Sie meinen Jäger startklar machen, ich werde mich persönlich mit diesem Eindringling befassen."

Keine fünf Minuten später startete der TIE-Abfangjäger mit kreischenden Düsen aus dem Hangar der "Destructor" und preschte in die Atmosphäre des Planeten. Das magische Licht des Planeten verlieh dem TIE dabei einen geheimnisvollen Anstrich, als die Jagdmaschine durch vereinzelte Wolken donnerte und nach verirrten Frachter suchte. Wobei es inkorrekt war, Reah musste nicht lange suchen. Es war derzeit das einzige Schiff, das auf dem Planeten eingetroffen war, abgesehen von ihrem eigenen. Immerhin hatten die Kontrollen der Golan nicht vollständig versagt, sondern folgten tatsächlich dem im Normalfall gängigem Protokoll. Wie Vulpter selbst stellte sich auch das Schiff als fliegender Schrott heraus - eigentlich ein Wunder, dass es überhaupt bis hier herkam, ohne, das zwischenzeitlich der Hyperraumantrieb in die Luft flog. Ihr Abfangjäger glitt sanft in eine benachbarte Andockbucht und ohne sich selbst groß mit Protokollfragen auseinanderzusetzen. Aber das war ohnehin unerheblich, solange sie für Ordnung sorgte und den Planeten stabil hielt, würden ihr weder der Großinquisitor noch Pestage ins Handwerk fuschen. Im Hauptquartier der Inquisition auf Praktih, hatten sie sich geeinigt zumindest die imperiale Thronwelt vor internen Kämpfen durch die dunklen Jedi zu bewahren und bis jetzt funktionierte diese Überlegung sehr gut. Reah wollte sich allerdings nicht ausmalen, welche Zustände auf Onderon oder Dxun herrschten, die Vesperum ebenfalls als Welten seines neuen Ordens beanspruchte. War er zu kurzsichtig? War ihm nicht klar gewesen, dass er allein für die nötige Stabilität in den Reihen seiner dunklen Jünger verantwortlich war? Und dennoch war der Gedanke absurd, es könnte sich aus seiner Gefolgschaft noch ein neuer Imperator aufschwingen. Nein, selbst Reah wagte es nicht ihrem Ehrgeiz nachzugeben. Vielleicht könnte sie die absolute Macht über Byss erlangen, doch derartige Gedanken waren gefährlich, Pestage ein schwacher Herrscher. Die Abspalter nahmen zu und etablierten beeindruckende Reiche, während das Imperium zerbrach und ein durch einen Putsch herbeigeführter Machtwechsel, könnte auch das letzte bisschen Ordnung im Reich zerstören.

Die Inquisitorin verließ den Hangar und vertraute auf ihren Instinkt den Eindringlich aufzuspüren. Auf Byss war dies keine leichte Angelegenheit, der Schatten des Planeten drückte auf den Geist und die dunkle Seite ergriff jede Gelegenheit den Verstand zu umnebeln und in die Irre zu führen. Doch wer mit der Dunkelheit vertraut war, konnte sich ihre Dienste hier auch zunutze machen, zum Preis noch tiefer in das Loch der ewigen Schwärze zu fallen, Körper und Geist zu martern. Und schließlich erblickte sie den Mann, den sie suchte, sie wusste es, konnte es fühlen. Für einen winzigen Augenblick war sie in den Fluss der dunklen Seite gesprungen und hatte sich von der Strömung zu seinem Geist tragen lassen und hatte einen Aspekt des mysteriösen Fremden berührt. Ein dunkler Fleck, der in der Macht fast nicht zu erkennen war, eine Dunkelheit, die hier viele in sich trugen - sie gehörte zu Byss, war Byss. Splitter des Schattens, der die Welt in den Schleier der Finsternis hüllte. Dieser Mann war von der Macht berührt worden, ein beinahe vertrautes Dunkel in seinem inneren, das von Zeit zu Zeit zu pulsieren schien, verriet es ihr und seine Anwesenheit auf dem Planeten war mit Sicherheit kein Zufall. Warum hatte sie seine Anwesenheit nicht schon früher bemerkt? Es schien, als wäre es das natürlichste der Welt, dass dieser Mann hier war, als gehörte er irgendwie auf diese Welt oder zu dieser Welt und gleichzeitig doch nicht. Ein Mysterium, ein Rätsel. Aber sie hatte eine Pflicht zu erfüllen und auch dieser Mann musste erkennen, dass sein Ausflug an dieser Stelle endete. Ohne langsamer zu werden Schritt die Inquisitorin dem Fremden entschlossen entgegen, bis die ihre Stimme hob: "Im Namen seiner Majestät Vesperum I., Ihr seid verhaftet, Müllschlucker von Vulpter."
Offline
Zitieren
 
#4
Hatte der Kerl ernsthaft erwartet er könnte entkommen? Nein, die imperiale Sicherheit war wie ein Spinnennetz, klebrige Fäden hielten die Beute fest, sorgten dafür, dass sich niemand seiner Strafe entziehen konnte. Sicherlich, manchmal riss ein Spinnfaden ab und das ahnungslose Opfer wägte sich bereits in sicherer Freiheit, bis es bemerkte, dass es schon in einem weiteren Netz hing. Doch was bedeutete dies im Falle dieses seltsamen Vagabunden? Er musste sich selbst gewünscht haben in dieses Netz zu tappen, denn Byss hatte nicht viel für Besucher übrig, nicht für jene Art Touristen, die tagtäglich über Coruscants Prachtboulevard schritten, oder dass einst wundervolle Alderaan besuchten. Byss war ein hübsch aufbereiteter Kadaver und kunstvolle Bauten, die Schönheit selbst, setzten Illusionen über die Sehnsucht in die Köpfe vieler. Doch glaubte Reah in diesem Moment nicht daran, dass es vielleicht die allgegenwärtige Dunkelheit war, die den Geist dieses Fremdlings verwirrt hatte. Auf einer bestimmten Ebene wirkte sein Geist klar, er schien zu wissen wie Byss war, was Byss war und traf die Entscheidung hierherzukommen mit vollem Bewusstsein und die Inquisitorin war neugierig welche Gründe, welche Geschichte hinter dem Mann steckte.
Doch das Verhör würde warten müssen, sie begnügte sich damit ihn zu beobachten, während Sturmtruppen an ihr Vorbeischritten, um den Mann in Gewahrsam zu nehmen. Es war eine Freude den stummen Vollstreckern zuzuschauen, wie sie in ihren hochpolierten weißen Rüstungen marschierten und den Fremdling ohne Duldung von Widerstand festnahmen. Denn was sollte er auch tun? Würde er versuchen zu fliehen, die Sturmtruppen hätten nicht die Muse ihn zu verfolgen und auch Reahs Neugier hielt sich in Grenzen: wer nicht kooperierte, wurde erschossen. Dennoch war die Ordnung und Disziplin der Soldaten faszinierend, es musste das genaue Gegenteil von dem sein, was sich derzeit in der Zitadelle abspielte, der glücklose Versuch der dunklen Jedi, Macht zu gewinnen. Und trotzdem fühlte sie sich an etwas erinnert, Verrat war nicht nur die Natur der Sith - oder doch? Selbst innerhalb der Inquisition gab es Abspalter, Wesen wie Jerec. Doch waren sie keine Sith, zwar von der dunklen Seite berührt und aus den Reihen fehlgeleiteter Jedi geformt, doch keine Sith. Umso erschreckender wie die Machtnutzer des Imperiums mehr und mehr in diesem Strudel des Irrsinns ertranken. Selbst normale Wesen waren nicht davor gefeit mit der Sith-Krankheit infiziert zu werden: Moffs und Admiräle, die sich vom Imperium lossagten, machten kaum einen Unterschied.

Lange hätte sie an diesem Tag stehen können, dem Fremden hinterhersehen, wie die Sturmtruppen ihn nun in eine der finsteren Kerkerzellen werfen würden. Vielleicht sogar eine, in der sich bereits die verwirrten Geister der dunklen Jedi tummelten, jene unglücklichen Gestalten, deren Geist durch die dunkle Seite zerborsten war, nun kaum mehr als bedauernswerte Individuen, sabbernde Krüppel, dem Tode näher als dem Leben. Oder ihm wurde die Zweifelhafte Ehre zuteil eine Einzelzelle zu bekommen, abgeschottet vom Tageslicht, dazu verdammt den wahnsinnigen Litaneien anderer Irrer zu lauschen. Weitere Zerbrochene, gescheitert an den Lehren der Sith, ihrem Weg. Doch selbst ein oberflächlicher Rückblick in die Geschichte zeigt, dass dies der Preis der dunklen Seite war. Ein machtvoller, intensiver Weg. Doch für viele Wesen auch ein sehr kurzer.
Irgendwann konnte sie ihn nicht mehr sehen, nur noch die leisen Echos seiner Aura aus der Macht herausfiltern, fühlen, wie sich die Distanz zwischen ihnen immer mehr vergrößerte. Aber nicht dauerhaft, dessen war sich Reah sicher. Doch etwas anderes lenkte sie ab und für jene, die auf das breite Spektrum der Macht zugreifen konnten, stellte das Piepen eines Holokommunikators mehr Ärger als Nutzen dar.
Einen Augenblick später baute sich vor ihr das Bild von Kapitän Stratis auf, nun, wo er sich sicher war, dass sie sich nicht in seiner unmittelbaren Nähe befand, hatte er einen Teil seiner stolzen, teils überheblichen Art zurückgewonnen. Ein kurzer Sieg, den der gute Kapitän genießen sollte, solange er noch konnte. "Kapitän?", fragte sie den Mann spitz, als erwartete sie eine Entschuldigung für sein Anliegen.
"Mylady, wir erhielten soeben eine Nachricht von Korriban, von der Dies Irae. Offenbar sind die Sturmtruppen der 83. Legion in Bedrängnis geraten und bitten um Verstärkung und beistand durch Machtnutzer."
Korriban. Reah hielt inne... was machte eine Sturmtruppenlegion auf Korriban? Es war Irrsinn. Selbst wenn man all die Schauermärchen, die um den Planeten kursierten in den Wind schoss, gab es dort nichts, nichts außer den Tod. Doch wären die Leichen der Truppen besser auf Schlachtfeldern der Neuen Republik aufgehoben, statt auf einer toten Welt.
"Äußerst bedauerlich. Doch dass eine Gruftwelt für die Lebenden nicht mehr als den Tod bereithält, hätte diesen Männern im Vorfeld klar sein müssen."
Stratis nickte zögerlich, ihm war von vornherein klar, dass die Inquisitorin der Tod einer ganzen Legion vermutlich nur marginal interessierte, nun, wo sie sich auf dem Thron von Byss sah. "Gewiss Mylady, doch laut unseren Informationen geht es in diesem Falle nicht nur um Soldatenleben, sondern womöglich um den Imperator selbst. Eine in diesem Falle unterlassene Hilfeleistung könnte sich als... nachteilig herausstellen."
Reah konnte die Freude in der Stimme des Kapitäns hören, dieser Glücksmoment des Sieges in dem er wusste, dass ihr die Hände gebunden waren. Im Wesentlichen unterschied sich die Situation tatsächlich nicht von der einfachen Darstellung Stratis'. Wenn es um Vesperum ging war Byss und alles weitere zweitrangig. Und dennoch musste sie vorsichtig sein, es gab keinerlei Verifizierung, dass Vesperum tatsächlich lebte und sich auf Korriban befand. "Sie haben Ausnahmsweise einmal Recht, Stratis. Machen Sie die Desturctor zum Abflug bereit. Kurs auf Kaiserin Theta - wir fliegen über Daragon." Reah riskierte einen Blick in den Orbit, als ob sie den Allegiance-Zerstörer von hie ausmachen könnte. "Und Kapitän: wenn es sich dabei nur um ein Gerücht handelt, einen vorgeschobenen Grund um Soldaten vor ihrer eigenen Dummheit zu retten, wird es sich für Sie als nachteilig herausstellen. Die Anweisungen an den Rest der Wachflotte bleiben unverändert: kein Schiff landet oder verlässt Byss." Der Kapitän nickte entschlossen. "Verstanden, Stratis Ende."

Nur kurz darauf befand sich ihr Abfangjäger bereits wieder im Orbit von Byss. Nach einer kurzen Besprechung mit den übrigen Inquisitoren auf Prakith, stimmte der Großteil von ihnen zu den Gerüchten auf Korriban nachzugehen - denn was auch immer die Sturmtruppen dazu veranlasst hatte dort zu landen, muss von immenser Bedeutung für das Imperium sein. Währenddessen würde Hochinquisitor Magnus Dakar die Geschicke über Byss leiten. Eine unerwartete und aus ihrer Sicht ebenso unerfreuliche Wendung und selbst wenn man davon absah, blieb immer noch das Mysterium um den rätselhaften Fremden, der hier so überraschend eintraf und sie spürte, wie es sie ablenkte, schwächte. Reah beruhigte sich damit, dass Stratis Idiotie während des Fluges nach Korriban, sie wiederum von dem Mann ablenken würde. Mit einem letzten Schwenker flog der Abfangjäger zurück in den Hangar des Zerstörers, der wenige Minuten darauf seine Triebwerke zündete und Byss hinter sich ließ.

tbc: Korriban
Offline
Zitieren