#11
Eine unscheinbare Person in einer schwarzen Robe folgte Scarian und dem Lieutenant. Die Person trug die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, so dass ein tiefschwarzer Schatten über dem Gesicht lag. Der Robenmantel wehte bei jedem Schritt dezent auf, so dass eine okkulte Eleganz entstand. Die Person trat nicht an Scarian vorbei, verweilte in einem gemäßigten Abstand unweit. Die Person hatte ein klares Ziel, ließ ihren Blick nicht Scarian und dem Lieutenant ab, welcher die Person in der schwarzen Kutte nicht einmal wahrnehmen konnte. Die Zeit schien um diese Person still zu stehen. Auch für Scarian entstand ein okkulter Moment, die sich alles auf diesen einen Punkt in der Zeit zu konzentrieren schien. Die Welt blieb stehen, fast als Warnung, für etwas, was da kommen wollte und geschehen musste. Sofern sich Scarian umwandte, seinen Blick herauswagte, in diese Stille, würde er etwas finden, was er verloren hatte. Die Person näherte sich, wie durch einen Tunnel, während das Licht um sie herum einbrach und nur noch Facetten einer Realität zurückblieben. Die Person war im Zwielicht gefangen, war maskiert nicht nur durch den Schatten, sondern auch durch eine merkwürdige Präsenz, die einem Schleier gleich war. Alles schien weit weg und doch war es hier, so nah, dass man es berühren konnte. In hektischen, fast sprunghaften, Bewegungen huschte die Person in der Kutte heran, während alles um sie herum weiter erfroren schien. Kein Gesicht war unter Kapuze, sondern nur ein Nichts, ein endloses und wahnsinniges Nichts. Und doch blieb die Person unmittelbar vor Scarian stehen, schien ihn zu betrachten, wie ein seltenes Wunder, was sich zur Schau gestellt hatte. Mit geisterhafter, fast weltfremder, Stimme, hallte eine sanfte und fürsorgliche Frauenstimme unter Robe hervor.

"Weit abgekommen, weit abgekommen," sagte Stimme geheimnisvoll und verweilte, wie eine Säule in einem schwarzen Kleid vor dem Elite-Offizier, welcher vieles verraten hatte, um einer Sache loyal zu sein. Die Gestalt schien barfuss zu sein, da ihre Füße zu erkennen waren, die aber auf dem polierten und blanken Boden keine Spuren hinterließen. Schwarzgraue Spuren auf den Füßen wiesen auf Asche hin, durch die diese Person gegangen sein musste; Unmengen an Asche, die selbst den Robenmantel durchzog und sich nun im faden Zwielicht löste, so dass ein mysteriöser Tanz aus Partikeln entstand, die auf Scarian zu fielen. Ein dunkles Feuer schien inzwischen am Horizont zu brennen, was nahezu unmöglich ein wankendes Licht auf Scarians Licht warf, etwas rief ihn zu sich aber konnte den Ruf noch nicht benennen. "So nah, so nah," sprach die wunderschöne Stimme, erneut geheimnisvoll und nicht in einem klaren Zusammenhang. "Durch Licht und Dunkelheit kämpfen wir darum, zu sein... " Die Person, welche inzwischen ihren leblosen Kopf, welcher keine Atmung von sich gab, hervorstreckte, um Cato ins Gesicht zu blicken. "... zu sein."

Das Nichts blickte Cato an, verwandelte sich aber sekundengleich in das Gesicht einer wunderschönen Frau, welche aschweiße Haut besaß. Dieser Frau lief eine schwarze Flüssigkeit aus den Mundwinkeln; ihre Augen waren weit aufgerissen und durchzogen von einem schwarzen Nebel, welcher über einem Feuer aus Energie zu brennen schien. "Hoch in den Hallen der Macht, hoch in den Hallen der Macht...," sang die Stimme fast flüsternd in das Ohr von Scarian. "Er wollte niemals gehen, niemals gehen und doch war dort ein Pfad, ein Pfad, den er gehen musste," sang sie weiter und ein frostiger Schauer legte sich auf Scarian, als es Asche regnete, immer mehr Asche und urplötzlich verwandelte sich jede einzelne Person um ihn herum in blau glühende Asche; jetzt konnte er es sehen, dass die Asche, durch die diese Frau gegangen war, zerfallene Personen waren. Sie war der Tod, welcher gekommen war, um mit ihm zu sprechen. "Jene, die er liebte, waren gegangen, waren gegangen und jene, die er hasste, die er hasste, waren noch hier. Doch das Herz schlug, schlug und schlug, hoch in den Hallen der Macht, den Hallen der Macht. Es schlug und schlug, bis alle gegangen waren, auch jene die er hasste." Die Frau trat zurück und lächelte Scarian an, wobei erneut die schwarze Flüssigkeit aus dem Mund quoll, welche sanft über die Wangen lief. "Von Winter zu Sommer und wieder zum Winter, doch für dich ein Immer-Winter, Cato," sprach sie Cato Scarian nun direkt an. "Sein Winter ist unser aller Winter, gebunden durch Willen an kalte Macht, war der Frost sein Schwert und das Eis seine Hoffnung. Ein Ewigkeit uns zu retten war nicht unser Segen," entfernte sich die Frau, indem sie sich umdrehte und einfach ging. Einen frostigen Atemzug konnte Cato Scarian tun und dann würde sich die Welt wieder verwandeln, in die Welt, die er kannte. Die Asche verschwand, die Personen waren noch dort und die Zeit verlief in ihrer normalen Geschwindigkeit und doch blieb dieses Gefühl von Kälte zurück. Etwas hatte sich ihm offenbart, gnädig oder vielleicht ungnädig. Etwas war geschehen oder etwa doch nicht? Ein Ende war es nicht aber auch kein Anfang; etwas bewegte sich in seinem Herzen, wollte schreien und doch blieb es still. Etwas war hier. Etwas war in ihm; etwas war mit ihm geschehen, denn mit dieser Kälte wuchs auch Gewissheit, dass er noch lebte, als die Asche gefallen war. Er würde durch die Asche gehen. Die Frau in der schwarzen Robe war verschwunden. Doch ihre Stimme hallte noch einmal in seinem Schädel wieder: "Wenn die Welten zerfallen, wirst du dort sein, und sein Bruder sein; sein Getreuer und letzter Diener." Eine Bestimmung oder ein Fluch offenbarte sich. Cato Scarian war wieder lebendig und doch sein Blut hatte seinen Preis, denn es gehörte nicht mehr ihm. Vesperum war die Macht hier; die dunkle Seite wollte sich zeigen und zeigte sich Cato Scarian als Manifestation, nicht nur als Angebot, sondern auch als Warnung, denn das Schicksal war gnadenlos. Alle Entscheidungen kosteten etwas und doch musste Cato Scarian nie wieder bezahlen, nie die Rechnung begleichen, da Vesperum jegliche Handlungen fortan kontrollieren würde, sofern Scarian sein Herz nicht vom Gift des Hasses befreite, nicht Vesperum aus seinem Geist verbannte und das Licht zuließ, welches dieser Hölle Einhalt gebieten konnte; nicht mehr nur Werkzeug eines erzdämonischen Herrschers, sondern Mensch mit Herz und Seele. Die Macht konnte gnädig sein, das Schicksal leider nicht und oft wählten Menschen ihr Schicksal eifrig und falsch.
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#12
Cato folgte Ordess auf das ausschweifende Gelände der Anlage, welche sich vor ihnen ausbreitete. "In der Tat.", erwiderte Cato trocken auf die Ausführungen des Lieutenants, "Für den Imperator und das Imperium ist kein Opfer umsonst. Es war seine Pflicht, ebenso wie die unsere. Dienen und sterben, falls nötig.". In seinen Worten lag kalter Pragmatismus. Nicht immer hatte Cato so gedacht, noch vor wenigen Monaten hatte er einige Kameraden im Einsatz verloren, was ihm als Verantwortlichen großen Schmerz bereitet hatte. Sicherlich war sich jeder der sich für das Leben als Soldat entschied im Klaren was für Konsequenzen ihm drohen könnten, doch nichtsdestotrotz wog der Verlust eines Kameraden sehr schwer. Doch nun, nach seiner Audienz mit dem Imperator betrachtete Cato die Dinge anders. Er, seine Soldaten, jeder Streiter des Imperiums diente diesem Reich und seinem Herrscher, aufopferungsbereit und ohne Zweifel. Der Tod seines Vorgängers bekümmerte ihn nur in der Hinsicht, dass er nicht mehr in der Lage war die Feinde des Imperators zu vernichten. "So der Imperator will, werde ich erfolgreich sein.", erwiderte Cato und ignorierte den unterschwelligen Zynismus in den Worte des Lieutenants. Gleichzeitig fragte er sich wie viele ihm bereits auf diesem Posten vorausgegangen waren, doch bevor etwaige unangenehme Gedanken in seinem Kopf Fuß fassen konnten, überkam ihn die Indoktrination des Imperators. Ihr seid mein bester Krieger und werdet meine Schatten-Legion in den Kampf gegen meine größten Feinde führen... Die dunkle Stimme in seinem Kopf erfüllte ihren Zweck und jegliche Zweifel wurden davongespült, wie Laub in einem Fluss.
"Ja, eine unermessliche Ehre und eine Bürde die ich mit Stolz trage.", vollkommen verblendet von den Worten Vesperums fuhr er fort, "Seine Präsenz ist unglaublich. Wenn ihr vor ihm steht, dann wisst ihr, dass er uns, die Menschheit, zum Sieg gegen die Verräter, Xenos und den übrigen Abschaum führen wird. Er ist unser Schild und wir sind das Schwert in seiner Faust!". Die Worte wurden mit einer Inbrunst vorgetragen, die Cato zu einem anderen Zeitpunkt womöglich selbst irritiert hätte, doch mittlerweile wurde sein Kopf nicht mehr nur von sich selbst kontrolliert und die Dunkelheit drang weiter in sein Bewusstsein vor.

Die Inbrunst währte jedoch nicht lange. Mit einem Mal stellten sich seine Nackenhaare auf, eine fürchterliche Kälte befiel ihn, als ob er sich auf einer Eiswelt befand. Die Welt um ihn herum schien stehen zu bleiben und sich zu verdunkeln. Eine Gestalt, in einen dunklen Umhang gekleidet stand vor ihm. Unter der großen Kapuze konnte Cato nur Leere erkennen, unendliche Schwärze die seinen Blick geradezu zu vershclingen schien. "W-, wer seid ihr?", stammelte der ansonsten unerschrockene Schattensoldat heraus, der seine Augen nicht vom großen Nichts vor ihm lösen konnte. Die Gestalt stammelte zusammenhanglose Worte, er konnte ihnen nicht folgen, zumindest noch nicht. Ihre Worte klangen wie Nadelstiche in seinen Ohren welche ihn bis ins Mark gefrieren ließen. Er schaffte es seinen Blick vom nicht vorhandenen Kopf der okkulten Gestalt zu lösen und konnte erkennen, dass diese barfuß ging, doch dies war kein Mensch. Die Stimme war die einer Frau, sanft und schön, doch gleichzeitig bedeckt von einer kalten Melancholie. Ihre Füße, wie auch ihr Gewand waren mit Asche bedeckt, welche sich von ihr löste und auf Cato zuströmte, der jedoch nicht in der Lage war sich zu bewegen. "Ich verstehe nicht?", erwiderte Cato, ehe die unendliche Leere in der Kapuze sich in das Gesicht einer Frau wandelte, was den Soldaten noch mehr erschrak. Ihr Gesicht war unvergleichlich schön, doch aus ihrem Mund floss eine schwarze zähe Flüssigkeit und ihre Augen gaben ein rötliches Glühen von sich, welches wie von einem dunklen Neben bedeckt war. Diese Schönheit kombiniert mit einem solchen Schrecken wart grotesk. Ihre Worte ergaben für ihn noch immer keinen Sinn, doch Cato hatte keine Möglichkeit diesem Grauen zu entkommen. Aus dem Nichts heraus begann es Asche zu regnen und sämtliche Personen um ihn herum wandelten sich in Asche. Doch in dieser Asche erkannte er Gesichter. Die Gesichter jener, deren Leben er beendet hatte. Schließlich kam ihm ein Verdacht, wer, oder was diese Gestalt war. "Bist du der Tod?", fragte er unsicher, sich selbst sagend, dass dies unmöglich wäre, doch er erhielt keine Antwort. Die bleiche Frau sprach von Winter und Sommer und seinem Winter. Sprach sie vom Imperator? Die Gestalt entfernte sich langsam, je weiter sie sich entfernte umso mehr kehrte die Welt um ihn herum zur Normalität zurück. "Halt, warte!", schrie er ihr nach, doch in diesem Moment war die Frau fort und Cato blickte lediglich in eine Gruppe Zivilisten welche eifrig an ihm vorbei ging. Was beim Thron war soeben passiert? Er spürte noch immer diese unerträgliche Kälte und hörte letzte Worte ihrer Stimme, Wenn die Welten zerfallen, wirst du dort sein und sein Bruder sein; sein Getreuer und letzter Diener. Zweifelsohne war Imperator Vesperum gemeint, als dessen letzten Diener sie Cato bezeichnete. In seinem vernebelten Verstand fasste er daraus Entschlossenheit, während sein Ich, sein wahres Ich von der größer werdenden Dunkelheit in seinem Kopf eingeschlossen wurde. Er hatte sein Ende gesehen und es nicht verstanden. In diesem Moment sah Cato sich nur in seiner Aufgabe bestärkt, nicht bewusst, dass er sein Schicksal besiegelt hatte. Doch vielleicht bestand noch Hoffnung.

Lieutenant Ordess schien von alldem nichts mitbekommen zuhaben und blickte Cato nur fragend an, als dieser stumm auf die Menschenmenge starrte. "Verzeihen sie, der lange Flug hat mir womöglich doch etwas zugesetzt.", erklärte er seinen kurzzeitigen Aussetzer, "Wo waren sie stehen geblieben?". Die Erscheinung ließ ihn noch nicht los, auch die Kälte war noch nicht aus ihm gewichen. Welche Überraschungen Byss wohl noch für ihn bereit hielt?

Zunächst traten Ordess und Cato durch ein großes Portal, welches in einen großen Komplex aus Infrastruktur und Gebäuden führte. Zu ihrer linken und rechten wurde dieses Tor durch massive Abwehrgeschütze bewacht, welche einen Mann mit einem einzigen Schuss in seine Atome zu zersetzen vermochten. Cato bemerkte die unauffällige, filigrane Bewegung der Geschütze, welche das Gebiet hinter ihnen jeweils im Halbkreis überwachten. Währen die beiden Männer weiter in das Zentrum dieser Stadt, wenn man sie denn als solche bezeichnen konnte, schritten, begegneten sie allerhand Gruppen von Soldaten und Offizieren, aber auch Zivilisten. Für eine "geheime" Welt herrschte auf Byss recht geschäftiges Treiben, doch zweifelsohne hatte ein jeder hier einen besonderen Zweck zu erfüllen. Schließlich kam Ordess an einem Raketenbahnhof - einer von vielen welche die wichtigsten Bereiche der Stadt miteinander verbanden - zum Stehen. "Sehr interessant, welche Transportmöglichkeit würden Sie empfehlen, Lieutenant?", fragte Cato, der sich genau umsah, "Eins muss man diesen ungestümen corellianischen Bastarden lassen, sie haben ein Händchen für Technik.". Ordess erklärte die Vorzüge dieser Konstruktion, welche Cato verstehend abnickte. "Vielen Dank für die Information, Lieutenant. Wie weit reicht der Einfluss dieses hohen Rates?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. Allein die Wortwahl, "Hoher Rat" widerte den Schattentruppler an. Nur ein feines Wort für sesselfurzende Taugenichts die auf ihrem Berg von Credits saßen und nichts zum Erfolg des Imperiums beitrugen. Man sollte diesen Bastarden lieber Gewehre in die Hand drücken und sie an die Front schicken. Doch Cato wusste auch, dass das Imperium auf einige dieser illustren Gestalten angewiesen war, vor allem in finanzieller Hinsicht.

"Ich habe verstanden. Ich nehme an ich erhalte meine Freigabe sobald wir an unserem Ziel angekommen sind?", fragte Cato und betrachtete das Holobild welches die verschiedenen Stationen und Strecken anzeigte. Ordess bestellte einen Waggon, welcher nur wenige Momente danach bereits zischend vor ihnen zum Stehen kam. Die beiden Männer traten ein. Außer zwei Sicherheitsdroiden die reglos ihrer Wachtätigkeit nachgingen befand sich niemand im Wagen. Die übrigen Fahrgäste auf dem Steig mussten in den hinteren waggons Platz nehmen. "Vielen Dank, Lieutenant!", entgegnete Cato und suchte sich einen Platz am Fenster aus, welcher einen guten Ausblick auf die Stadt und ihre vielen Bauwerke bot. Der AutoChef näherte sich, bei jedem Schritt ein metallisches Surren von sich gebend. "Haben sie einen Wunsch Sir?", fragte der Droide mit seiner mechanisch verzerrten Stimme. "Ein Glas Wasser.", entgegnete Cato, woraufhin ihm in wenigen Augenblicken ein gekühltes Glas "Anaxsisches Kristallquellwasser" serviert wurde. "Haben Sie noch einen Wunsch?", fragte der Droide nun an Lieutenant Ordess gewandt. Wenige Augenblicke danach setzte sich die Bahn in Bewegung und das zuvor schöne Panorama wurde aufgrund der Geschwindigkeit in einen unidentifizierbaren Strom aus Farben verwandelt. "Nun, Ordess. Wie lange dienen sie bereits hier, haben sie öfter mit Cronal zu tun?", fragte Scarian nun ganz offen heraus. Er wollte nicht nur mehr über seinen potenziellen Rivalen erfahren, er suchte auch Ablenkung, denn die Dunkelheit der Erscheinung schien ihn zu verfolgen. Die Worte zirkulierten immer wieder in seinem Kopf herum, Durch Licht, durch Dunkelheit, Sommer, Winter, Hass, Liebe. Einen wirklichen Reim konnte er sich noch immer nicht darauf bilden, doch vielleicht war dies auch nur Einbildung? Auf seinem Weg hierher hatte er gelesen, dass Byss eine besondere Ausstrahlung habe, womöglich war diese bereits auf ihn abgefärbt? Wie dem auch sei, der Imperator beschützt!

Doch tat er dies wirklich?
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#13
Ordess empfand das Verhalten des zukünftigen Kommandanten der ersten Legion der Schattentruppen als seltsam bis merkwürdig. Ordess war es gewohnt, dass sich viele auf Byss merkwürdig verhielten aber dieser Scarian entwickelte eine eigenartige Ausstrahlung, die ihn selbst dezent fröstelte. Ordess entschied sich, diesen Umstand einfach zu ignorieren. Es war ohnehin besser, bestimmte Dinge auf Byss einfach zu ignorieren. Ignoranz war die Seligkeit des bewussten Verdrängens, auch wenn der Verstand anderes verlangte. Dieses frostige Gefühl verzog schnell wieder und doch schüttelte sich der imperiale Offizier Ordess einmal kurz, um diesen frostigen Hauch los zu werden.

"Je nach Lage kann ich die Bahn uneingeschränkt empfehlen aber das Shuttle ist für militärische Transporte von besonderer Bedeutung unerlässlich," meinte Ordess und nahm seine Offiziersmütze ab, um einem Juckreiz auf seinem Kopf zu begegnen, bevor er diese wieder aufsetzte. "Byss ist ein Juwel in diesem Krieg. Dieser Planet wird nicht nur von den loyalsten Bürgern des Imperiums bewohnt, sondern besitzt eigene Fabriken und Industrieanlagen, die uns selbst im undenkbaren Fall einer Niederlage im Kern, weiter handlungsfähig halten werden. Solange Byss imperial ist und loyal zum Thron steht, können wir diesen Krieg immer noch für uns entscheiden. Die Corellianer haben nur die Baupläne geliefert. Diese Bahn wurde allein von loyalen Arbeitern errichtet. Es besteht keine Gefahr, dass diese Bahn mit einer Sabotageinrichtung versehen wurde. Alles auf Byss ist unter dem Anspruch errichtet worden, dem Imperium bis in alle Ewigkeit zu dienen. Alle Bewohner sind Kolonisten, ausgewählt aus den loyalsten Familien des Imperiums, und jedes Kind, dass auf dieser Welt aufwächst, wird einzig und allein im Sinne des Imperators erzogen," erklärte Ordess ein wenig selbstherrlich, da auch er sich selbst als loyalen Streiter des Imperiums sah und das Wohnrecht auf Byss für ihn eine besondere Ehre darstellte. Auch war mit dieser Ehre ein gewisser Schutz verknüpft, da es mit aller Wahrscheinlichkeit keinen aktiven Kampf auf Byss geben würde. Diese Welt galt als uneinnehmbar, lag versteckt und war nur über eine geheime Astrogationskarte zu erreichen. Diese Welt war faktisch eine Überlebensgarantie für einen Logistikoffizier, der nicht zur aktiven Kampftruppe gehörte. "Es ist traurig, dass die Galaxis noch immer nicht den Segen des Imperiums begreift und wir diesen Kampf überhaupt führen müssen," gab Ordess eine ideologische Banalität von sich, die in ihrem Kern seine eigene Verblendung offenbarte. "Umso erschreckender ist es, dass wir Menschen immer mehr vom Alien bedroht werden. Es gibt Welten, die sich gegen den Menschen wenden und uns heimsuchen wollen. Doch in allen Belangen ist die Kultur und Zivilsation doch eine Schöpfung von menschlicher Hand, nicht wahr?" Ordess zuckte mit seinen Schultern, blickte Scarian mit einem kalten Ausdruck an.

"Ich bin beruhigt, dass Byss nahezu nur menschlich bewohnt ist,"
offenbarte er seinen bösartigen Speziezismus, ohne unmittelbar andere Spezies dieser Galaxis abzuwerten. Er beachtete diese Aliens nicht weiter und erwartete schlicht, dass diese menschliche Überlegenheit anerkannten. "Der hohe Rat hat einen gewissen Einfluss auf viele Bereiche aber ist beschränkt durch die Befehle seiner Majestät. Byss steht unter unmittelbarer Kontrolle des Imperators. Sie können sich glücklich schätzen. Alles, was sie hier tun, wird vom Imperator gesehen. Alles, was wir hier tun, wird das Imperium retten. Der Rat besteht aus ebenso überzeugten Vertretern der neuen Ordnung und teilt die gleichen Ziele. Oft sind es nicht Fragen über Pläne, sondern nur um Details. In letzter Zeit bespricht der Rat häufig die Wohnsituation der Kolonisten, die aus dem Kern zu uns kommen. Unsere Bevölkerung auf Byss wächst rasant. Der Imperator höchstselbst hat befohlen, dass loyale Bürger nach Byss verlegt werden und immer mehr Wohnberechtigungen werden ausgestellt. Wir wachsen schneller als wir Gebäude errichten können. Weil wir keine Sklaven einsetzen können, verzögern sich die Bauarbeiten. Sklaven wären ein zu großes Risiko für Byss, da kein Nicht-Imperialer jemals einen Fuß auf diese heilige Welt setzen darf. Ich hoffe, dass Sie das verstehen. Doch das Problem wird zeitnah gelöst werden. Immer mehr Bürger von Byss werden für den Kampf eingezogen. Die frei werdenden Wohnungen und Plätze werden dann mit neuen Bürgern belegt. Ich bin stolz zu sagen, dass Byss sich immer mehr zu größten Rekrutierungs- und Ausbildungsmaschinerie des Imperiums entwickelt. Jeder Soldat der Sturmtruppen, die hier ausgebildet werden, ist perfekt konditioniert und wird ohne Zweifel die imperiale Idee verteidigen. Jedes Schiff, welches hier gebaut wird, wird mit einer loyalen Mannschaft bestückt, um den Weltraum für den Imperator zu erorbern. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Geist von Byss, auch andere Welten erfasst und Byss ein Vorbild für alle Welten der Galaxis ist. Wir errichten hier eine Musterwelt, eine progressive und wunderbare Gesellschaft," schwärmte Ordess, da auch er nicht unbeteiligt an der notwendigen Logistik war. Ordess näherte sich der Sperrmarkierung in gelber Farbe, welche den Gefahrenbereich markierte, indem eine Person nicht stehen sollte, wenn der Zug einfuhr. Schriftzeichen auf dem Boden sprachen sogar eine explizite Warnung aus: Hochgeschwindigkeitszug. Abstand bei An- und Abfahrt.

"Ich diene bereits seit mehreren Jahren hier. Der angesehene Cronal ist verantwortlich für alle geheimen Projekte im Zusammenhang mit den Schattenlegionen," entgegente Ordess knapp. Er wollte nicht zu sehr auf seine eigene Position eingehen und noch weniger Dinge seiner Person preisgeben. Zu viel Persönliches konnte gefährlich werden. Eine echte persönliche Meinung über eine ranghohe Person konnte einen schnell in Gefahr bringen, insofern entschied sich der imperial-erfahrene Lieutenant direkt zum wichtigen Teil des Gesprächs überzugehen.

Sturmtruppen traten vorbei, blickten kurz auf die beiden und gingen dann weiter. "Ihre Freigabe erhalten Sie, sobald sie als Kommandant registriert wurden. Das Registrierungsverfahren schließt sich an ihre ersten Ausbildungsabschnitte an. Der Imperator höchstselbst hat angeordnet, dass sie vorerst keine Privilegion ihres Ranges genießen werden, bis sie vollens bereit sind, dieses elitäre Kommando zu führen. Der Imperator wertschätzt ihren Eifer aber Eifer ohne Glauben und Überzeugung ist leer. Er möchte einen Beweis, dass sie würdig genug sind, um die erste Legion zu führen, die nicht nur das Imperium schützen wird, sondern auch die Wünsche des Imperators. Die Frage, die sich ihnen stellen wird, ist, was sie bereit sind, für den Befehl seiner Majestät zu geben und was sie bereit sind, zu opfern. Byss wird sie prüfen, abermals aber am Ende werden sie der erste Soldat unter seinem Befehl sein, der mit tiefer Überzeugung jeden Feind des Imperiums bekämpfen kann; seien es Jedi-Terroristen oder Rebellen. Der Imperator wird ihnen die besten Waffen, die besten Rüstungen und die besten Soldaten übereignen, um seinem Befehl zu dienen. Doch bevor dies geschieht, müssen sie die letzten Grenzen ihrer menschlichen Existenz überschreiten," sagte Ordess, während die beiden einstiegen und Scarian sich bereits einen Platz gesucht hatte. Er trank also Wasser. Eine gute Wahl. Berauschende Substanzen waren oft ein Fehler. Ordess setzte sich auf den Platz gegenüber von Scarian. Auch Ordess blickte aus dem Fenster, während er kurz schwieg. Den Droiden ignorierte er. Er mochte keine Droiden. Sie waren störunsanfällig und besaßen nicht die Fähigkeit der echten ideologischen Überzeugung. Sie kämpften und dienten einfach nur, weil sie dazu programmiert waren. Sie waren nicht echt und es fehlte ihnen jener Lebensfunkte, der das Leben auszeichnete. Der Zug schloss die schweren Türen mit einem lauten Zischen und fuhr dann an. Bilder einer wachsenden Makropole zeichneten sich ab, die unter einem lilafarbenden Himmel lag. In der Ferne zuckten Blitze in Konverter auf den hohen Türmer den Stadt. Ein paar Regentropfen fielen auf das Fenster und verliefen zu Spuren als der Zug immer schneller wurde. "Ich wollte es ihnen eigentlich nicht sagen...," wollte Ordess dem Offizier etwas offenbaren, weil es ihm selbst auf der Seele brannte. Es war eine Sache, die man nicht verschweigen sollte. "Aber sie werden es bald erfahren." Ordess wandte sich vom Fenster ab und blickte Scarian unmittelbar an. "Die Schattensturmtruppen werden für den Kampf gegen die mächtigsten Feinde des Imperiums ausgebildet aber auch ausgestattet," begann der Lieutenant und holte dann Luft. "Sie werden kybernetische Veränderungen durchlaufen und auch bio-genetisch verbesssert werden. Keine Sorge, die Veränderungen sind anders als im Projekt DT aber auch weniger gravierend. Der Fokus der Verbesserungen liegt auf den bio-genetischen Anpassungen, um sie schneller und resilienter zu machen. Wenn sie einem Jedi gegenüberstehen, werden sie dies brauchen. Der Imperator höchstselbst wählt die Verbesserungen aus, die in seinen Schattenlegionen zum Einsatz kommen. Es ist eine große Ehre aber auch mit Schmerz verbunden. Ihr Körper wird Schmerz fühlen, bis alle Implante und medizinischen Prozeduren abgeschlossen sind." Ordess lehnte sich ein Stück vor. "Fühlen sie sich bereit dazu?" Eine ernst gemeinte Frage.
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