#1

Zeremonienplatz

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#2
Es war Dunkel. Die Stunde schlug Mitternacht, weshalb sich Nebelschwaden über den zentralen Platz der Tempelanlage niederlegten. Die Sterne standen hoch und gaben ein schönes Licht auf den schwarzen Marmor ab, welcher den Boden um den schweren Altar bedeckte. Säulen säumten den Platz in einem Kreis, waren geziert mit Sith-Runen und okkulten Zeichnungen, welche bei Nacht glimmten, in einem tiefen Blau. Eine Prozession aus schwarz verkleideten Gestalten zog von einer Treppe hinab auf den Platz. Die Kapuzen waren tief in ihre Gesichter gezogen und ihre Hände trugen Gefäße aus schwarzem Kristall. Stille kehrte ein, bis auf das Rauschen des Windes und der Gesang der Stille jener dunklen Tempel Anlage. Die schwarzen Kulisten zogen sich in einem Kreis um den Altar zusammen, gossen die Gefäße in dafür vorgesehene Aussparungen im Boden. Es handelte sich um eine schwarz-rote Flüssigkeit, welche sich in Richtung Altar bewegte. Ein dunkler Jedi entschloss sich aus den Reihen, wagte sich zum Altar und legte die Hände darauf, worauf dieser jene blutige Flüssigkeit aufsog und in seinem Zentrum sammelte. Es entzündete sich schließlich in einem schwarzen Feuer, welches den gesamten Platz in ein diesiges Blau hüllte. Dieses Licht war kalt, fremd und nicht mehr von dieser Welt. Im Feuer zeichneten sich Geister aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ab, ohne jemals klar zu werden. Es waren nur Gesichter, zeitlose Fratzen aus Feuer, welche niemals greifbar waren. Doch durch ihre Präsenz vertrieben sie jene Hoffnung auf Licht, sondern ersetzten sie durch das Gegenteil: eine vermeindliche Wiedergeburt der Dunkelheit. "In tiefer Ehrfurcht stehen wir... ," erklärte der dunkle Jedi. "... vor den Toren der Ewigkeit." Er breitete beide Arme von sich, so als ob er einen Segen sprechen wollte, doch dieser Kult kannte keinen Segen, sondern nur einen Fluch. "Das schwarze Licht fällt auf uns, gegeben vom dunklen Lord, damit wir sehen." Die Kultisten fielen auf die Knie, senkten ihre Häupter und atmeten erschöpfend aus. Der dunkle Jedi fiel ebenso auf die Knie, suchte die Kraft, der Kälte, welche von dem Altar ausging zu widerstehen. "Die Dunkelheit ist Ewigkeit."
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#3
Asche lag in der Luft, die sich aus den Feuern erhob, mitsamt der Glut aufstieg. Die Zunge schmeckte trockenes Salz, welches durstig machte. Die dunkle Seite war ein vertrockneter Ozean, welcher nichts als Salz zurückließ. Das Salz einer Wüste, welche kein Leben mehr hervorbrachte. Die Feuer loderten gierig, züngelten in der Luft, während in ihnen rituellen Kräuter verbrannten. Ein Geruch, welcher bitter in der Nase war und nichts Schönes besaß. Die Gefäße der Feuer aus geflochtenem Stahl wurden getragen von stilisierten Figuren, die sich in ihrer Darstellung an alten Sith-Figuren orientierten. Sie trugen die Körbe aus einer knieenden, einer unterworfenen Haltung, streckten beide Arme in die Höhe, während eine schwere Kette von ihren Hälsen hing. Die Ketten spielten im Wind einen dumpfen Ton, welcher unregelmäßig die Stille durchbrach, die den Zeremonienplatz gefüllt hatte. In dessen Mitte befand sich ein Becken, welches mit einer öligen sowie schwarzen Flüssigkeit gefüllt war. Um dieses Becken standen vier übermäßig große Säulen aus Korriban-Gestein, welche mit verworfenen Runen behauen waren. Die Schrift war alt, fremdartig und glimmte okkult im Feuer der Lichter, welche den Pfad zum Becken markierten. Es schien so, als ob die Säulen leben würden, während die Runen regelmäßig ein schwarzes Purpur abstrahlten. Nur der Himmel von Byss bildete einen klaren Kontrast zu dieser Farbe, welcher sich kreisförmig um das Becken zu ziehen schien, ohne seine Höhen zu verlassen. Die Wolken zogen sich in weiten Ringen zusammen, als ob sie sich vor der Macht des Platzes beugen wollten. Blitze zuckten, donnerten in weiter Ferne, doch beeinträchtigten sie die unheilige Stille nicht mehr als nötig. An den Säulen waren Gefangene gekettet, welche weiße Roben trugen. Roben, so weiß, dass es so erschien, dass sie strahlen würden, im Angesicht des Schwarz im rituellen Becken, dessen Stufen weit hinab in eine Hölle zu führen schien.

Die Flüssigkeit warf keine Blasen, wirkte nicht lebendig, war völlig leer in der Erscheinung und schluckte selbst die kleinsten Lichter; nichts gab sie wieder außer einer tiefen schwarzen Farbe. Diese Farbe war grausam, dass die angeketteten Personen nicht hineinschauen wollten; den Blick abwendeten. Ihre Hände waren durch graue Handfesseln gefesselt, welche mit einer Kette an den Säulen hingen und die Hände weit über den Kopf streckten. Die vier Lebwesen, in der Hoffnung, dass ihre Pein enden würde, keuchten und blickten zu Boden, der in seinem sandigen Ton des Steins, ungleich wirkte. Ob sie sich abgefunden hatten, vermochte sich nicht zu zeigen, da ihre Leiber kaum Widerstand zeigten in ihrer unnatürlichen Haltung an den Säulen dargeboten. Ein Windhauch wirkte in seiner Freiheit, wie Hohn und Spott gegenüber den armen Seelen, gebunden durch kaltes Metall. Das Knistern der Feuer, die Asche umspielte den Abgesang.

"Ist es richtig," fragte die Stimme, welche sich selbst fremd erschien. Darth Vesperum blickte unweit des Beckens, am Ende des Pfades auf die Insignien, auf die Personen; die Säulen und mit ihnen schließlich auf den gesamten Aufbau des Rituals. Mit beiden Händen nahm er seine schwarze Kapuze zurück, während zwei Kultisten, in ähnlich schwarzen Roben jeweils rechts und links hinter ihm standen.
[Bild: synsorzus.png]
Syns melodische Unheiligkeit, für niemanden zu finden, außer Vesperum, drang wie Musik in seinen Verstand: "Ein Sith kennt keine Reue, nur eine Handlung, mein Schüler." Vesperum wollte eine Antwort formulieren, während er den Windhauch, welcher den salzigen Geschmack auf seine Lippen legte, spürte. Dieser Geschmack wurde von seiner Zunge mit einem Strich erfasst. Ein bitteres Salz, dennoch leicht süß, verlockend und abweisend. "Doch fühle ich sie." Der dunkle Lord schloss die Augen, fühlte die kalte Hand des Schicksal hinter sich, welche ihn verdammte; nach dem Rest riss, welcher ihn zu einer lebendigen Person machte. Es war nur ein Gefühl, welches so stark war, dass es das Jetzt veränderte, endlos machte und ihm sowie Syns Geist eine widernatürliche Ewigkeit gab. Doch diese Ewigkeit fiel je ab, als die dämonische Nähe zu ihm hinabkam, um ihn sanft auf die Lippen zu küssen. Ihre Kälte, ihre Nichtpräsenz, durchbrach den Horror seiner eigenen Taten. Es war kein Kuss der Liebe, kein Kuss der Zuwendung, sondern ein Todeskuss. Ein Kuss, welcher das begrub, was war. Die elektrische Vibration auf seiner Oberlippe zuckte unmerklich nach, doch ließ Vesperum böse lächeln. Die Sonne in seinem Leben war längst vergangen, eine Dunkelheit war der letzte Ton, welcher blieb, in seinem unruhig schlagendem Herzen.

"Fühle die Zukunft, was du tun kannst. Es gibt nichts zu verlieren, wenn du bereit bist alles zu opfern. Ein Sith kann nicht verlieren in der Macht,"
erklärte der Geist. "Sieh', wie dein Körper nach dieser Macht dürstet. Sieh', wie dein Herz zu ihr schlägt. Und höre auf die dunkle Seite, die deinen wahren Namen ruft." Der Sith Lord keuchte schwer, als das Blei in seinen Lungen heiß wurde, verbrannte und seinen Brustkorb zusammenpresste. Der Frost in seinen Adern sperrte sich. "Vesperum," hauchte die verführerische Stimme. "Vesperum," wiederholte Syn. Die Angst blieb, wenn Licht mit Finsternis vertauscht wurde. Auch der dunkle Lord kannte diese Furcht, wollte nicht weiter gehen. Die Kultisten warteten still, mit gesenktem Haupt, tief unter ihren Kapuzen und weiten Roben versteckt. Worauf wartete der dunkle Meister? Auf Erlösung, der er niemals ferner war als hier. Die Weigerung gegen das Licht selbst spuckte er mit jeder Entscheidung, mit jeder Handlung ins Universum. Die dunkle Seite war hier: In ihm. Um ihn. Mit ihm.

Alles, was Darth Vesperum war, war ein Gift gegen das Licht. Die Atmung ließ die Nasenwände der Maske, die einst Gesicht war, wanken, im inneren Sturm. Weiter! Doch es gelang nicht, immer noch missfiel der Gedanke, nicht weil er unwillens gegenüber der Entscheidung war, sondern weil etwas blieb. Eine Unsicherheit blieb, die nicht wich. Es war diese Reue, die Sorzus Syn nicht verstand und Vesperum vergessen wollte. Beide verkannten die Natur, beide wollten nicht sehen, sondern allein träumen. Ihr Traum war der Albtraum einer jeder Kreatur des Universums. Es war das Fundament ihrer Handlungen. Die Asche, die sie zurückließen. Ja, er war Vesperum. Das war sein Name. Aidan war tot, begraben als er Saanza bestraft hatte. Die Einflüsterungen waren fruchtbar gewesen, nicht weil der Sith verführt wurde, sondern weil er sich verführen ließ. Die Ursünde lag nicht in Syn, sondern in der Weigerung, in dieser Obsession, mehr zu sein als eine Figur. Eine Figur, welche folgte. Eine Figur, welche litt. Das Leid sollte enden. Doch es tat es nie. Der dunkle Lord biss sich auf seine Zunge, bis aus dieser ein wenig Blut quoll. Der Geschmackes seines Blutes beruhigte ihn; ersetzte einen Schmerz durch einen anderen. Der Verstand löste sich von der Vergangenheit. Er war Vesperum. So einfach war es. "Ich höre," antwortete der dämonische Sith, während er seine Augen wieder öffnete, welche jener Natürlichkeit längst entzogen waren. Bei genauer Betrachtung waren sie nicht einmal mehr menschlich, sondern etwas völlig anderes. Gelb, von schwarz-roten Äderchen durchzogen mit großen Pupillen hinter den eine seltsame Energie zuckte.

Der Blick bohrte sich den Pfad entlang als er den ersten Schritt in Richtung Ritual trat. Schritt um Schritt war er grausam gegen sich selbst. Die Kälte umschloss das Blei in seinen Lungen. Das Lächeln blieb. Das geschloßene, mit beiden Lippen versiegelte, boshafte Lächeln. Die Jedi hatten Unrecht, so sicher war er sich. Der Wille war Macht. Die Kultisten, dunkle Jedi aus den Reihen des Ordens, folgten, wie an einem Band gezogen. Mit jedem Schritt des finsteren Herrschers schienen sich die Flammen in seine Richtung zu verneigen, während die Asche eine unheilige Prozession bildete. Die Glut glimmte heftig als der dunkle Lord seinen Platz vor dem Becken erreicht hatte. Kurz verweilte er, holte tief Luft, während er sich nervös die Hände rieb. Ein Rauschen umflutete seine Ohren; ein Rauschen, welches sich aus verschiedenen Schreien zusammensetzte. Dieses Geräusch ließ ihn seine Handlungen verlangsamen. "Ignoriere es," drohte Syn, während sie in seinem Gesicht Gestalt als blauer Schimmer annahm. Nur ihre rotglimmenden Augen fokussierten aus ihren Schemen heraus das Angesicht des dunklen Lords. Es war schwer, doch Vesperum kniete sich mit einem Knie vor dem Becken ab, um seine aschweiße Hand mit den krallenartigen Fingern in die schwarze Flüssigkeit zu führen. Die Substanz schien nun zu leben, nachdem der Sith sie berührt hatte. Schatten schienen aus ihr aufzusteigen, wie Nebel, welche gierig um die gebundenen Opfer kreisten. Mit einer hektischen Bewegung riss der Imperator seine Hand zurück. Die schwarze Öl tropfte ab, fiel vor seinen Stiefel, wo es schlicht vernebelte und durch seine Nase inhaliert wurde. Die Augen weiteten sich. Es schmeckte gut; kein irdischer Geschmack, sondern schlicht ein Hunger. Dieser Hunger ließ ihn noch Vorne kippen, ohne jene Stufen hinabzutreten. Von seiner eigenen Macht getragen, erhob er sich fast fliegend und glitt mitsamt seinem Fleisch in die Substanz. Ganz tauchte er ein in den Abgrund der Schwärze. Rote Blitze lösten sich aus der Oberfläche der Flüssigkeit und hüpften schlangengleich umher, während die beiden dunklen Jedi einen okkulten Gesang anstimmten; der scheinbar altes Sith darstellte.

Immer wiederholten sie jedoch innerhalb des Gesangs den Namen Vesperum. Dieser schien die Flüssigkeit zu trinken, gar zu atmen, während er nicht mehr zu erkennen war. Die Feuer erloschen in einem stürmischen Hauch, wodurch Unmenge an Asche aus den Körben aufgewirbelt wurde. Diese erhob sich in den Himmel. Die roten Blitze versiegten als die gesamte Flüssigkeit des Beckens ein schwarzer Nebel wurde, welcher die angeketteten Seelen erreichte. Der schwarze Horror schien keinerlei Angesicht zu haben, gesteuert von einem im tiefen Abgrund stehenden Vesperum, der den Nebel um die Opfer kreisen ließ. Der Nebel drang durch die Nasen und Münder in die Leidenden ein, ließ sie zucken, während sich ihre Haut ins Graue verfärbte, schließlich, wie Marmor ausschlug. Die Augen verbrannten in einer glimmenden Explosion aus blauer Energie, welche schließlich die gesamten Körper in Asche verwandelte, welche mit der noch aus den Feuern aufsteigenden Asche durch den Wind vermengt wurde. Die blaue Energie kroch über den Boden in Richtung des Sith Lords, welcher sie in einer klugen Kugel über sich sammelte, welche dann verlosch als sie über kleinere rote Blitze aus seinen Händen absorbiert wurde. Dann ließ er die Arme hinabfallen, keine Flüssigkeit schien seine Robe zu tränken; kein Tropfen lag auf seiner grauen Haut, welche von schwarzen Äderchen pulsierend durchzogen wurde. Die Skelette der bemitleidendeswerten Kreaturen hingen noch an ihren toten Händen an den Säulen, rissen langsam ab und die Schädel fielen zu Boden, wo sie zerbarsten. Das Ritual war beendet. Die Kultisten schluckten heftig, fürchteten und traten einige Schritte zurück, während sich der dunkle Lord über die Stufen aus dem Becken erhob.

"Syn," donnerte seine durch die Mächte verstellte, fast gurgelnde Stimme. "Ich fühle etwas aber nicht das, was ich wünsche," formulierte der Teufel zum blauen Flimmern des Geistes. "Mein Schüler, ihr braucht mehr. Und meine Lehren. Ich habe euch nur Zeit verschafft. Diese Opfer waren nur ein Preis, eine Miete für meine Lehren, um euch überhaupt einen Geschmack zu geben." Die Unheilige, welche der wahre Teufel gegenüber dem Dämon war, sprach vielschichtig und doch melodischer, weniger bestialisch als Vesperum. Mit einer Handbewegung scheuchte er seine Anhänger fort, welche sich tief verneigten und rückwärts-gewandt hinausgingen. Wieder dieses Gefühl. Die Reue war wieder da. "Es reicht nicht," schloss er, während seine Hände nach der Kapuze griffen, um diese über sein Haupt zu legen.
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#4
Es war nicht leicht zu gehen. Jeder Schritt fühlte sich schwer an, als ob es nicht mehr seine Beine waren, die er bewegte. Die Gedanken rannen wirr, wie Sand durch ein Stundenglas. Partikel an Erinnerung, Fetzen aus den Eindrücken der Leben, die er genommen hatte. Seelen waren vergangen, entrissen durch die unheilige Macht, die er sich zu Eigen gemacht hatte. Doch diese Macht hatte einen Preis; einen Preis, der nicht nur Verdammnis war, sondern auch ein kalter Schmerz, welcher seine eigene Ewigkeit besaß. Darth Vesperum blickte die Stufen hinauf, allein stand er vor diesen und schloss seine Augen, die im Schatten der Kapuze seiner Robe lagen. Die kalte Hand in seinem Nacken, das unnatürliche Streicheln eines untoten Albtraumes, ließ den Sith frösteln. Die Kälte kroch in alle Knochen, ließ das Blut, wie Blei klumpen und die Äderchen an seinen Schläfen schwarz pulsieren. Die einzige Wahrheit, die Vesperum noch erahnte, war jene, dass Leben jede Bedeutung verloren hatte. Es hatte abermals nicht gereicht und jeder Atemzug seiner Person war Hohn und Spott für sein Unterfangen. Sorzus gieriger Einfluss, entfacht von Rachsucht am Leben selbst, wirkte, wie Feuer aus Eis. Die Eiszeit hatte begonnen, machte die Glieder immer schwerer, während die Hände bereits eitrig-taub waren. Die bösen Kräfte, welche durch seine Aura drangen, ihn Allmacht kosten ließen, nur um dann erneut im Staub seiner eigenen Hoffnung zu zerfallen. Das Opfer, jenes Ritual, welches hinter ihm lag, verschaffte nur Zeit und eine Stärke, um überhaupt die große Idee wagen zu können. Mitunter hatte es Leben geschaffen, wo keines mehr sein dürfte.

"Es reicht nicht,"
stammelte der Lord mit salziger Stimme, geschunden durch die dunkle Intention. Verschenkte das Monster überhaupt noch einen Gedanken an seine Vergangenheit? An seine Amaranthine oder an Saanza? Hatte er noch den Mut, sich selbst gegenüber zu treten und standhaft ein Bekenntnis zu äußern? Nein, dieses Bekenntnis blieb er sich selbst bis heute schuldig. Dennoch gedachte er seiner Taten, seiner Vergangenheit und wollte Rechtfertigung für seinen Zustand, seine Pläne und diese unbefriedigende Rache. Ja, er rächte sich am Schicksal selbst für die grausame Bedeutungslosigkeit des Lebens. Wie ein trotziger Narr sammelte er Kräfte, nur um erneut den schlechten Witz zu spielen, dem er versuchte zu entkommen. Nur lachen konnte er nicht mehr. Es war genug mit diesem Licht, niemand würde ihm mehr Zeit geben. Die dunkle Flamme, auch wenn sie lebendig erschien, hatte kein lebendiges Herz. Es war zu spät. Leise aber schreiend drang der Wahnsinn zurück, zerstörte das fleischige Angesicht des göttlichen Narren und machte erneut eine Maske daraus; eine Fratze des Chaos, welches längst in ihm gewachsen war. Mühsam hielt sein Wille die Kräfte zusammen. Sie waren dort, wieder entschwunden und wüteten mit aller Macht erneut. Niemand betete für seinen Weg, außer der Teufel Syn, welcher mit einem unsichtbaren Lächeln das Schicksal in Ketten legte, damit Vesperum keines mehr hatte. Darth Vesperum war frei vom Schicksal und frei vom Licht, auch wenn es nach ihm rief; verlangte, nicht mit Absicht in die Hölle zu springen. Eine weitere Seele wollte den Ruf nicht hören, folgte dem schwarzen Pfad und leckte sich dabei die Wunden, die die Dornen am Wegesrand in die Haut schlugen. Jemand hatte ihn ausgesucht oder hatte er sich selbst dazu bestimmt? Leise rief die Hölle seinen Namen. Der Schaden am Fleisch war nur Symbol einer bösartigen Macht, die ihm folgen würde; die ihm dienen würde. Syn antwortete nicht, trieb nur ihre unselige sowie unsichtbare Hand über seine aschgrauen Wangen. Die Kälte zog Vesperum an, wie Vesperum von der Kälte angezogen wurde. Beide Wesen waren sich selbst ihre Ordnung; ihre gegenseitig erschaffenden Albträume. Das Ende war die Verheißung der beiden; auch wenn Sorzus Syn ihres eigenes Spiel mit der Galaxis spielte. Und ein Narr war ein guter Spieler am Tisch. Der Einsatz war bestimmt und Vesperum hatte ihn bereits entrichtet. Seine Seele lag längst im schwarzen Meer, ertrank und gab das frei, was kein Leben verdient hatte. Ein Dämon war auf Korriban geboren, der hungrig, wie er war, Seelen verspeisen musste. Ohne würde er verhungern, da er selbst keine Seele mehr besaß und die Schwärze in sich füllen müsste oder es wünschte. Der Abgrund, die die dunkle Seite hinterließ, war so leer, dass er alles verschlang und nicht mehr zu füllen war. Nicht mit Macht, nicht mit Reichtümern und auch nicht mit Leben. Es blieb nur Gier.

Gierig war Vesperum, gegen die Macht selbst; gegen das Leben und auch gegen seinen letzten Rest Menschlichkeit. Es gab kein wirkliches Ende in der Verdammnis. Syn wusste dies- und der dunkle Lord würde es auch bald wissen. Der Sith Lord senkte sein Haupt, setzte behaglich, fast gezielt, einen Fuß vor den anderen. Der Moment löste sich, und die verlangsamte Wahrnehmung zerbrach, wie ein Spiegel; gab die Realität wieder frei. Nur das Rauschen blieb, dieses verdammte Rauschen, welches durch seinen Geist zog und nur mit Willenskraft umgangen werden konnte. Ein schwarzer Blutstropfen fiel aus seiner Nase, rollte über seine Robe und versickerte dann im schwarzen Leinen. Kurz bevor er die Hallen der Zitadelle betrat, ein Windhauch die Kapuze bewegte, bemerkte er das Blut. Er fasste sich an die Nase mit einer seiner krallenhafte Hände. Die dunkle Seite war nun stark in ihm, verbrauchte noch mehr Fleisch aber schenkte ihm einen wertvollen Gedanken: Es war möglich. Es war die ständige Verheißung, die Verführung der dunklen Seite. Darth Vesperum lächelte böse, als er durch das geöffnete Portal die Zitadelle betrat.
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