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[Bild: profil_martio_batch.png]
Schatten krochen die Innenwände der Meniscus empor, als wäre eine Verderbnis dem wummernden Reaktorkern entstiegen, bereit den großen Sternenzerstörer in seinen Untergang zu ziehen. Und Schatten krochen auch in das Antlitz desjenigen, der von seinem Schreibtisch aus verlorenen in das weite Meer der Sterne schaute. Martio Batch, ehemaliger Großadmiral, nunmehr gejagt, verstoßen, geächtet - von den eigenen Männern gehasst. Seine Blickposition veränderte sich, weg von den funkenden Sternen und hin zu dieser klaffenden schwarzen Wunde, die ihm die Dunkelheit ins Gesicht trieb. Die finstere Seite des Mondes, wo nur vereinzelte Lichter kurze, helle Impulse in diese perfekte Schwärze entsandten. Irgendwo zwischen diesen felsigen Schluchten, lag das Netz der unsichtbaren Spinne, die gleichsam darauf lauerte herauszukriechen, wie leichte und überraschte Beute zu machen. Und doch hatte die Spinne gierige Kinder, verfressen und undankbar. Sie kannten die Kunst der stillen Jagd nicht und erwarteten schnelle Beute um ihre hungrigen Bäuche zu füllen. Batch wusste es. Batch wusste, dass er liefern musste, wenn er nicht eines Tages die Beute sein wollte. Und ebenso wusste er, dass dieser Tag näher rückte.
Und doch ließ sich ein imperialer Großadmiral nicht endgültig schlagen nur weil es einer Bande Rebellen gelungen war sein Prestigeprojekt zu zerstören. Es hatte ihn gebremst, der Verlust der Tarkin und der Terror, um Jahre zurückgeworfen. Aber doch stand er, noch war er nicht vollends geschlagen und das bedeutete, dass man mit ihm rechnen sollte, mit ihm rechnen musste. Einen Großadmiral zu ignorieren war töricht, sehr töricht. Derlei ließe sich vielleicht mit degenerierten Speichelleckern der Marke eines Conan Antonio Motti einst tun, oder diesem an Größenwahn leidenden Delvardus. Doch er gehörte zu einem Personenkreis, der über solchen Marionetten stand, gebremst einzig und allein durch seine eigenen Untergebenen.

Batch war kein dummer Mann, er betrachtete die Dinge stets nüchtern und rational, neigte nicht zur Selbstüberschätzung und hielt sich generell bedeckt. Batch war ein Denker, eine Person, die selten aktiv Eingriff, sondern sich zurückzog, einen Plan ausarbeitete und diesen Stück für Stück umsetzte. Er war nicht der Dirigent eines beeindruckenden Orchesters, doch er war ihr Komponist, er schrieb die Noten für die Symphonien des Triumphes, ein Architekt der Siege. Und doch war er auch unflexibel, man konnte ihn überraschen, das hatte die Rebellion gezeigt, doch nie mehr als einmal. Der Großadmiral lernte aus seinen Fehlern - so man ihm die Chance gab, eine Chance, die ihm Palpatine zweifellos nicht gewährt hätte. Auf skurrile Art und Weise kam der Tod es Imperators ihm also sehr gelegen, er verschaffte ihm für den Moment die nötige Luft, ein wenig Freiraum und mit der anschließenden Fragmentierung des Imperiums wurden zumindest manche der kritischen Stimmen in seinen Reihen etwas leiser - denn eindrucksvoll hatte sich offenbart, dass Ehre und Treure im Imperium das Papier nicht wert waren, auf dem sie geschrieben standen. Batch wusste, dass sein Hauptmakel der Ruf eines Feiglings war, man vertraute ihm weniger wegen mangelnder Fähigkeiten, gewiss nicht, sondern weil er es nicht gewagt hatte, nicht den Mut aufgebracht hatte sich seinem Schicksal zu stellen, sondern sich verkroch und versteckte wie krimineller Abschaum. Wie Il-Raz es wohl treffend formulieren würde, litt Martio Batch allein an einem akuten Imageschaden, man sah keinen furchtlosen Anführer in ihm, sondern einen ängstlichen Mann, dem nicht zu trauen war. Und Batch wiederum war dieser Umstand vollkommen bewusst, verfügte aber nicht über die Mittel seine Leute kurzfristig vom Gegenteil zu überzeugen. Der Großadmiral legte nicht viel Wert auf unerwünschte Aufmerksamkeit und hielt sich damit zurück die Rebellion zu provozieren - zumindest nicht so, dass sie wussten, dass er es war und erst recht nicht auf eine Art und Weise die ihnen verriet wo er war. Am besten wäre es, so schlussfolgerte Batch, wenn sein Name und seine Person nur noch ein Mythos in der Galaxis waren. Der Großadmiral musste sterben ohne zu sterben - eine würdige letzte Aufgabe.

Batch hatte sich nie vorgemacht, dass er die Mittel dafür aufbringen könnte sein Militär in eine aufstrebende Großmacht umzuformen. Derlei war nicht praktikabel und erst recht nicht zielführend - der imperiale Raum betrachtete ihn als Verräter, für die Rebellen war er eine Trophäe, eine Entdeckung war also tunlichst zu vermeiden. Dennoch hielt sich das bedauern des Mannes in Grenzen, sich diesen lächerlichen Kleinkriegen der Kriegsherren anzuschließen, Kriege um belanglose Territorien, die sie langfristig und es würde so kommen sobald eine Partei im galaktischen Konflikt durchsetzte, an das neue Hegemonialreich abtreten würden müssen. Vielleicht würde er später Kommandos geben, Anweisungen, doch nicht mehr von den Brücken von Kriegsschiffen aus, sondern von abgeschiedenen Sandstränden paradiesischer Inseln aus, weit weg von den Sorgen, von dem Alltag eines Militärs. Wozu nach Macht und Herrschaft gieren, wenn das Leben auch anderswo Vergnügungen zu Hauf bot? Wozu das Leben riskieren, wo der Ruf ohnehin schon dahin war? Das einzige was Martio Batch benötigte war ein neuer Batch. Ein neuer unsichtbarer Admiral, ein jemand, der seine Rolle übernahm. Dabei spielte weniger militärische Kompetenz eine Rolle, als vielmehr eine gute Inszenierung, eine Inszenierung die dafür sorgte, dass seine Leute ihren neuen Admiral die Treue schwuren und ihn für tot hielten. Eigentlich war der Punkt mit der Treue sogar vernachlässigbar, aber man musste ihn für tot halten, so tot, dass niemand nach ihm suchen würde, ihn niemand erkennen konnte und was am wichtigsten war, es musste publik gemacht werden. Batch seufzte. Für ein derart theatralisches Meisterwerk wäre Il-Raz genau der richtige gewesen. Aber nun war es ebenso. Der Großadmiral wandte den Blick von der Mondbasis ab und ließ geschickt ungesehen eine Sabacc-Karte aus dem Ärmel der strahlend weißen Uniform gleiten. Elegant rutschte sie zwischen Mittel- und Zeigefinger, die sie umher drehten, ehe sie wieder, ebenso schnell und ungesehen im Ärmel verschwand. Noch hatte er nicht ausgespielt, das letzte Ass war noch im Ärmel. Batch griff nach seinem kirstallverzierten Weinglas und führte den edlen Tropfen genüsslich an die Lippen. Eine letzte Karte für einen letzten Plan und er war sich sehr sicher, dass er auch diesen Plan ohne sein Ableben umsetzen könnte. Der Mann setzte das Glas ab und aktivierte seine Komm-Konsole. Nach allem was Martio Batch über sich wusste war ihm klar, dass er vieles war, aber kein Idiot. Was er benötigte waren lediglich Kontakte, eine Handvoll Attentäter, einen guten Ersatz und einen meisterhaften Fluchtplan. Das war nicht unmöglich, nur etwas schwerer. Etwas herausfordernder. Eine letzte Prüfung seiner Fähigkeiten vor dem endgültigen Verschwinden.
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