#1
"Seht nicht hinauf, zu den Wächtern," sprach der eine in Ketten gelegte zum anderen, während er schwere Kisten über eine Rampe schob. Dann knallte die Peitsche eines schwarzblauen Droiden, die Stoff von seinem Hemd riss. "Nicht reden,"dröhnte die Stimme aus dem Vocoder. Auf riesigen Türmen gingen bewaffnete imperiale Beamte auf und ab, blickten herab auf den Pool an Arbeitern, welche in schweren Ketten, ihr Tagwerk verrichteten. Jeden Tag machten sie diese Arbeit. Tausende schoben sich über das Metall des Bodens, trugen Gegenstände, Werkzeuge und Kisten zu verschiedenen Arbeitsstellen und Fließbändern, an denen Droiden standen, überwachten und mitarbeiteten.

Das Leben hatte hier keinen Platz, während die Maschinen dröhnten und Metall geschweißt wurde. Schweiß lag in der Luft und der Geruch von Öl. Es war die maschinelle Hölle, die den zur Zwangsarbeit verurteilten Personen als restliches Leben diente, einige hatten vielleicht Glück und wurden entlassen. Die meisten nicht. Aliens und Menschen teilten hier gemeinsam ihr Schicksal als Sklaven eines Staates, der Frohnarbeit mehr schätzte als Freiheit. Viele kamen um, viele litten an Hautkrankheiten und die meisten überlebten irgendwie. Kaum Tageslicht drang in dieses Gefängnis, nur dumpfe Neonbeleuchtung, welche grell in den Augen brannte. Und immer dieses furchtbare Brummen der Fließbänder, die die Sklaven betreuten. Was fertigten sie hier? Keiner wusste es. Ein Sklave vermutete öffentlich: "Bauen wir Waffenteile?" Dafür wurde er gleich von einem Wachdroiden gepackt und einige Meter von seiner Arbeitsstelle geschleift, um dort von einem Wachmann aus Fleisch und Blut mit einem Schlagstock aus Metall misshandelt zu werden. "Nicht reden," wiederholte der Beamte die stupide Anweisung. Immer wieder holte er aus, bis der Oberarm des Sklaven zertrümmtert war. "Sklave 89125," erklärte die Wache. "Weitere fünf Jahre Dienst am Staat." Eine nichtssagendes Urteil, gesprochen zu einem längst vergessenen Mann. Der Droide riss den Mann mechanisch hoch und verbrachte ihn weg. Der Wachmann nahm seine Peitsche vom Gürtel, aktivierte den Elektromodus und schlug ungezielt in die Mengen an Arbeitern an den Fließbändern. "Seht nicht auf!" Fügung war wichtig. Dies war ihr Ort und nicht der Ort der Sklaven.

Weiter brummte es. Dröhnte immer wieder. Die Glut aus den Schmelzöfen hinten in der Anlage glimmte in der Luft, brannte in den Lungen und verpestete jegliche Atmosphäre. Die Wachen behalfen sich mit einem Gesichtsschutz, der an ihrem Helm verbaut war und einer festen Uniform. Immer wieder legten sie die Verdammten Teile unter die automatischen Fertigungsgeräte, pressten sie und verteilten sie. Teile wurden verschraubt, verbracht und gehebelt. Immer wieder. Endlos, jeden Tag und jede Nacht. Der Strom aus Arbeitern aus den Eingängen ebbte nicht ab, immer wieder getrieben durch surrende Peitschen und kalte Droidenhände. Das Imperium war hier noch mächtig. Stürzende Arbeiter wurden liegengelassen, bis sich eine Wache aus Fleisch erbarmte, aufzuhelfen und den Sklaven wieder an seinen Arbeitsplatz zu stellen. Gelegentlich brachten Sklavinnen Wasser und Brot aus metallenen Eimern. Dann wechselte die Schicht; die einen wankten zurück in die Massenzellen und die anderen hinaus. Dabei klirrten ihre Fuß und Handketten melodisch auf. Vielleicht war es doch ihr Ort.

Imperiale Banner wehten spöttisch über den Ausgängen.
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