#11
„Ja aber dennoch….bitte…“, flüsterte sie schließlich nur noch, da sie eh nicht gegen seine freudige Art ankam. Er war viel zu leichtsinnig! Was, wenn mal nicht alles so glatt lief wie er sich das alles vorgestellt hatte? Rankis seufzte innerlich, versuchte all die negativen Gedanken zu entfernen und widmete sich schließlich dem Geschenk, welches ihr Rankis so liebevoll gemacht hatte. War ja natürlich klar gewesen, dass es dafür sicher einen Kuss gab. Am besten gleich zwei, doch noch ehe sie dazu kam, unterbrach er sie und Rankis gab ihm eine Antwort. „Hm..also wenn ich ihn so umbaue, dass er wie ein Sprechgerät fungiert….möglich ist es ja. Aber du hast Recht, da braucht man zwei und nein, diesmal gehe ich mit!“ Damit wollte sie schon gleich mal seine Gedankengänge streichen. Noch einmal ließ sie ihn nicht alleine weg. Schon gar nicht wenn er sich für solche Sachen auch noch extra in Gefahr begab. „Hm…was die andere Idee angeht…wenn ich den Droiden in Stand setze, können wir ihn als eine Art Aufpasser machen….oder so…“ Sie kratzte sich überlegend an einer Tentakel, doch wirklich weiter als bis zum Essen kamen sie mit ihrem Gespräch nicht mehr, da sich etwas anderes in die Geräuschkulisse mischte. Etwas, was der jungen Nautolanerin fremd vorkam. Noch nie hatte sie diese Geräusche gehört. Nun gut. Doch, irgendwie schon, doch nicht so nah und vor allem nicht so viele. Unbewusst schickte sie Mera etwas weiter weg, nur um selbst aus dem Versteck zu gehen um nachzusehen was da los war und wer diese Geräusche von sich gab. Doch mit dem, was sie sah, hatte sie definitiv nicht gerechnet. Sie wäre nie auf diesen Gedanken gekommen.

Männer mit Uniformen, unglaublich bedrohlich und mit einer Aura, die ganz und gar nicht aussagte, dass sie in friedlicher Absicht gekommen waren. Genauso unbewusst aktivierte sie den Schild, der das Versteck schützte. Mera befand sich innerhalb des Versteckes und so war er vor dieser Bedrohung auch geschützt. Nur Rankis nicht. Diese hielt die kleine Bedienung in der Hand, die für den Schild zuständig war und war wie erstarrt. Mit großen Augen starrte sie die Männer an, die vor ihr stoppten. Verkrampft hielt sie die Bedienung in der Hand fest, konnte sich nicht rühren, auch dann nicht, als Meras Stimme an ihre Ohren drang und ihr sagte, dass sie laufen sollte. Sie wollte ja! Doch sie konnte nicht. Einerseits, weil sie Mera sonst zurück lassen würde, wenngleich der Schild ihn schützte, andererseits weil der Schreck sie lähmte und ihre Muskeln sich immer mehr verkrampften.

Erst als die dunklen Stimmen der Männer endlich in ihr Hirn drangen, zuckte sie zusammen, wollte einen Schritt zurück machen, als sie ihr Holo erkannte. Nunja, zumindest sah es genauso aus wie sie. Demnach musste sie es ja sein, oder nicht? Rankis kam eine schreckliche Befürchtung. Diese Männer hier suchten sie. Aber warum? Sie hatte doch nichts getan und woher wussten sie von diesem Versteck?! „Wer seid ihr und was wollt ihr hier?!“, stieß sie frech aus, übertönte somit ihre eigene Angst. Doch die Männer hörten sie nicht, ja sie hatte sich selbst nicht mal wirklich gehört, denn offenbar war ihre Stimme viel zu leise gewesen. Rankis versuchte es ein zweites Mal, holte Luft, doch zum Sprechen kam sie nicht wirklich. Stattdessen zog der eine Mann einen Schlagstock heraus. Rankis Augen weiteten sich noch mehr und da war alles zu spät. Sie war wie erstarrt, reiner Reflex und Selbstschutz. Keine einzige Faser ließ sich jetzt noch bewegen. Dabei hatten Mera und sie das doch schon so lange geübt! Sie lauschte den Worten und noch ehe sie etwas machen konnte, denn die Gespräche der Männer gingen viel zu schnell, holte der Mann aus du schlug zu. Rankis stieß einen erschrockenen Schrei aus und ließ die Bedienung fallen, die durch die Wucht des Schlagstockes in eine dunkle Ecke geschleudert wurde. Ein dumpfer, noch nie davor da gewesener Schmerz breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. In gewaltigen Stößen brachte der Schmerz sie dazu auf die Knie zusammen zu sacken, sich fest an die Brust zu greifen und zu keuchen. Sie konnte kaum die Augen aufhalten und etwas unkontrolliert zuckte sie etwas durch den Strom. Ihre Lunge war wie zugeschnürt. Sprechen konnte sie nicht mehr.

Wie eine Schar Bienen brummte es in ihrem Schädel und dann folgte ein weiterer, viel stärkerer Schlag in ihren Rücken. Einen stummen Schrei presste sie heraus, fiel nun ganz zu Boden und schlug sich die Lippe auf. Blut benetzte den Boden und sie hustete, konnte jedoch kaum atmen, verschluckte sich dabei und würgte etwas. Mera!, hämmerte es in ihrem Kopf. Sie musste Mera beschützen! Sie wollte den Kopf heben, zu ihm sehen, doch eine gewaltige Masse drückte sie zurück auf den Boden, direkt in den Staub, sodass sie sich nun gar nicht mehr bewegen konnte. Irgendwas wurde gesagt, doch die Schar Bienen wollte nicht aus ihrem Kopf verschwinden. Schmerz breitete sich nun auch in ihren Handgelenken aus, als scharfe Kabel diese zusammen zogen und sich in ihr Fleisch gruben. Alles war viel zu schnell gegangen. Rankis konnte diese Situation gar nicht so schnell einordnen. Ganz zu schweigen von all dem Schmerz, der sie lähmte und halb ohnmächtig werden ließ. Gleichzeitig jedoch entflammte etwas in ihr. Tief in sich verborgen. Etwas, was sie jetzt noch nicht in der Lage war direkt einzuordnen.
Offline
Zitieren
 
#12
"Okay... Okay..." meinte er mit einer etwas abwehrenden Handbewegung. So wie sie nicht gegen seine freudige Art an kam, kam er nicht gegen ihre Besorgnis an. Er versprach ihr - und auch sich, dass er besser aufpassen würde. Wenn er auch noch nicht so ganz genau wusste, wie das laufen sollte. Damit nahm dieses Gespräch aber zum Glück schon einmal ein Ende und sie konnte sich dem Geschenk widmen. Es freute ihn sehr, wie sie sich darüber freute - schließlich wurde es ihm so warm ums Herz, das musste ihre Freude sein, die er da spürte! Sie griff auch gleich seine Gedanken auf, was er wirklich toll fand, so lief es doch immer. Man half sich gegenseitig, kam auf die seltsamsten Ideen - und führte sie dann gemeinsam aus. Er grinste. So ein Sprechgerät wäre wirklich toll. Dann konnte man sich viel besser koordinieren und verlor sich nicht mehr, musste sich keine Sorgen machen und konnte auch einmal durchsagen, wenn es etwas später wurde. Daran, dass man auch ganz schnell Hilfe rufen würde können, dachte er im Moment nicht. Da war er eben wirklich zu unbeschwert dazu. "Okay! Dann lass uns doch etwas essen und dann etwas passendes finden? Dann können wir uns gleich auf die Jagd nach etwas zu essen machen!" schlug er wieder vor und bekam ganz leuchtende Augen, als sie seine andere Idee evaluierte. Und wieder gefiel es ihm, dass sie diese so gut auf nahm. Für einen Moment schien alles perfekt zu sein und sich die absolute Ruhe und Zufriedenheit in dem Squib einzustellen.

Aber eben nur für einen Moment. Denn wie von 100 auf Null fiel die Stimmung, als diese schrecklichen Geräusche zu hören waren die näher kamen - und ja, er fühlte sich wirklich nicht wohl bei der Sache. Was war nur geschehen? Wie hatten sie das Versteck finden können? Er hatte doch stets aufgepasst? Er war verwirrt. Aber dazu hatte er jetzt keine Zeit und im Gegenteil zu Rankis fror er zum Glück nicht in der Bewegung ein sondern das ziemliche Gegenteil. Das Adrenalin durchströmte den kleinen Körper und ließ ihn schier doppelt so schnell agieren und sich bewegen. Aus den Augenwinkeln sah er noch, wie sie mit Rankis umgingen - und tief in ihm knurrte etwas. Er musste an diesen Schildgenerator kommen! Aber das dauerte eben seine Zeit. Zeit, die Rankis nicht zu haben schien. Ein Blick nach draußen verriet ihm, dass es nun schnell gehen musste, sonst waren sie weg - mit seiner allerbesten - nein, wohl einzigen Freundin die er je im Leben gehabt hatte. Das durfte einfach nicht geschehen! Er hörte wie draußen Kommandos gebellt wurden und die Funkgeräte an und aus gingen. Tja, da hätten sie ja ein paar Kommunikatoren! Nein, er schüttelte den Kopf. So durfte er im Moment nicht denken. Jetzt ging es um etwas viel Wichtigeres: Um Rankis.

Endlich dort angekommen wo er hin wollte, geschah allerdings etwas, damit er nicht gerechnet hatte: Durch den Schlag mit der Waffe und dem darauf folgenden Aufprall fiel der Schild aus. Das war gut und schlecht zugleich, aber Mera war geradezu gesättigt wie ein Schwamm mit Adrenalin. Er wollte Rankis retten - und da gab es nun einmal nur einen einzigen Weg. Er sah hoch, da war eine Leine gespannt. Er sah hinunter zum Beamten, der sich wohl gerade wunderte was da wohl passiert war. Und dann umgriff er die Leine und ließ sich hinab gleiten - volle Wumme auf den Bauch des Polizisten. Mera mochte nur 14 kg wiegen - aber gerade traf den Mann der kleine Körper wohl eher mit einem Vielfachen der Kraft - was diesen gewiss zu Boden schleudern würde. "Lauf, Rankis!" meinte er, doch es war vergebens. Sie konnte nicht mehr laufen. So, wie die sie gerade zurichteten? Keine Chance. Eine schier animalische Seite erwachte in ihm und mit einer unglaublichen Gewandtheit sprang er den anderen Mann an, der sich um Rankis "kümmerte". Und biss ihm in den Arm. Klar, die Uniform schützte. Aber eben doch nicht soweit, dass der Mann aus Reflex die Waffe fallen lassen müsste. Und Mera? Der bekam gar nicht mit, dass der Schild nur eine temporäre Fehlfunktion gehabt hatte. Und plötzlich wieder ganz von selbst hoch fuhrt. Aber gerade konnte und wollte er sich ohnehin nur auf diese Situation konzentrieren. Was ohnehin ein gewisses Problem war, denn schließlich waren es der Männer vier gewesen - und zwar waren noch bei völliger Gesundheit. Er konnte sich im Moment nicht einmal ausmalen, in welche Probleme er sich mit seiner Heldentat gerade hinein gesteigert hatte... Der Tag, er würde wohl doch nicht mehr so schön werden, wie er begonnen hatte!
Offline
Zitieren
 
#13

Spielleiter


Hatte der Mann Reue, der Rankis mit dem Schlagstock misshandelt hatte? Scheinbar nicht, doch - Menschen treffen oft Entscheidungen aus dem Moment heraus und folgen schlicht unsichtbaren Schnüren, die sie zu dieser Aktion verleiten. Gewalt war oft die Antwort einer technokratischen Gesellschaft von Beamten und Soldaten. Pathologisch für diese Gesellschaft war, dass mangelnde Empathie durch gezielte Gewalt als mechanisches Mittel ersetzt wurde. Wie Uhrwerke einer großen Uhr drehten sich die Behörden, Apparate und Organisationen ineinander und steuerten die kleinen Zahnräder, die man auf der Straße fand. Es gab keinen Zweck oder Sinn, sondern nur eine Funktion. Die Uhr musste weiterlaufen, ein Stillstand war ausgeschlossen. Das war die herzlose Ideologie eines moralisch falsch orientierten Staates, der faktisch Moral als Strukturwert durch Ordnung ersetzt hatte. Auch in diesem Einzelfall, genau hier, an diesem Ort. Wo dieser Polizist sonst Mensch war, sogar Familienvater und seine Kinder liebte, trat seine ganze Persönlichkeit hinter die Gewalt zurück, die er durchführen musste. Warum gab es keinen Widerstand? Widerstand war obsolet in einem Staat, der sich selbst als Absolut sah. Als einzige Macht, welche den Lebewesen Funktionen zuwies. Mit jedem Hieb zerstörte er seine eigene Moral, welche sich selbst als äußerst variabel erwies. Man fügte sich, weil es einfacher war. Später würde er sich erneut dem Alkohol zuwenden, um zu vergessen; erneut Familienvater sein zu können, auch wenn diese Fassade bröckelte und diese chronische Frustration bereits in sein Privatleben spiegelte. Ähnliches durchzog den Geist des Beamten, der Rankis zu Boden presste. Ein Niemand, niemand von Wert, dennoch von seiner Funktion getragen. Faktisch keine Person mehr, nur noch eine Dienstnummer, reduziert auf eine schlichte Wahrheit: Systemerhalt. Nicht, weil er diesen Staat so sehr mochte oder die Probleme nicht sah, doch konnte er nicht mehr weichen; man hatte sich entschieden. Es war diese Fatalität, die ihren Lauf nahm. Erziehung war einst das Mittel gewesen; Leistungsoptimierung einer Gesellschaft, Reichtum und Wohlstand waren einst die Werte gewesen, die diesen Ordnungsstaat hervorgebracht hatten und nun weggeworfen wurden, weil sie nicht mehr gebraucht wurden.

Sicherheit - die einzige Alternative zum chaotischen Zustand der einstigen Republik. Niemand war mehr frei, nicht Rankis, nicht Mera und auch nicht die Polizisten; nur noch einer war frei: der Imperator, der alles unter sich hatte, die Verkörperung der herzlosen Technokratie, in ihrer absoluten Allmacht. Niemand hatte ihn wirklich gewählt, niemand ernannt und dennoch bestimmte er maßgeblich diesen toten Wertekanon von Ordnung und Sicherheit. Er war da, wie das System; einfach da. Kein Widerstand, kein Gedanke daran; einfache Ausführung, keine Enttäuschung im Angesicht des eigenen Spiegels; Verblendung von Wohlstand in der Rückhand, standen sie alle dort, in ihren schicken Uniformen, prügelten Kinder zu Boden, fesselten sie und notierten dies mental mit einer unnatürliche Gleichgültigt, die sie dezent in die Depression trieb, ohne es zu ahnen.

Als der Beamte von Mera in den Bauch getroffen wurde, sein Gewicht in sich spürte und davon trudelte, stöhnte er laut auf. Der Laut war schmerzverzerrt, auch wenn die Brustpanzerung einiges auffing, fiel der Polizist auf die Knie und dann auf den Rücken. Sein Stand war nicht gut gewesen, da er sich völlig auf die martialische Tortur von Rankis konzentriert hatte. Mera rollte auf den Boden, weiter auf den nächsten Beamten zu, rappelte sich auf und biss diesen in den Arm, der ihm am nächsten war. Auch dieser Beamte schrie auf, ließ von Rankis ab aber nicht ohne ihren Kopf als Stütze zu verwenden. Kleine Kiesel und Sand pressten sich in ihre Haut als er sich hochriss und Mera abfiel, wie ein Blutegel. Schnell fand dieser blaue Zwerg seinen Stand wieder. Die anderen beiden blickten erstaunt zu ihm. Der Lieutenant weitete seinen Augen erbost im Anschluss. "Widerstand," grummelte er laut und schaltete seinen Blaster auf Betäuben. Dann richtete er die Waffe direkt in Meras Richtung. "Widerstand ist eine Straftat; Festnahme," befahl er und schoss zwei kurze Betäubungsstöße auf Mera, welcher von blauen Kreisen getroffen wurde, die sich durch seinen Körper fraßen; Lähmungen traten auf, die seinem Bewusstsein immer näher kamen. Mera fiel um.

Die ausgefallenen Polizisten tasteten sich ab und sammelte fallengelassene Waffen, wie den Schlagstock, als auch Blaster ein; es war nichts weiter passiert. Doch waren auch sie verwundert, dass dieses kleine Biest so viel Kraft hatte. "Aliens," sagte der eine abwertend als er Mera ebenso Kabelbinder anlegte, diese besonders festzog, damit keine Fluchtgefahr bestand. "Wir nehmen sie mit in die Dienststelle," erklärte der Offizier und deutete abwechselnd auf die beiden, die nun hochgerissen wurden, unsanft getragen. Man würde alsbald den Polizei-Gleiter erreichen, die beiden auf der Rückbank anketten und mit ihnen abfliegen. So geschah es auch.

Rankis und Mera erwachten nebeneinander auf die Hinterbank, verbunden mit einer Art Halteeinrichtung, getrennt vom Cockpit durch eine Plexiglas-Scheibe, eines Gleiters. Der Gleiter glitt ruckelfrei durch die Luft über Coronet. Zwei Sicherheitskräfte, der Lieutenant und ein Untergebener, saßen vor ihnen. Sie hatten ihre Helme abgenommen und blicken steif aus dem Fronstfenster. Nur der Funk surrte plärrend vor sich hin; hin und wieder kam ein Funkspruch durch über Ausschreitungen, Unruhen oder bestimmte Zahlencodes, die bestimmte Straftaten darstellten. Was würde als Nächstes passieren?
Offline
Zitieren
 
#14
Schmerzen fraßen sich in den zierlichen Körper. Schmerzen, die ihren Verstand versuchten zu löschen. Schlag um Schlag donnerten ungeahnte Stromwellen durch die Muskeln, ließen sie unkontrolliert hin und her zucken. Rankis wusste nicht was sie tun sollte. Noch nie hatte sie so etwas erlebt. Noch nie war etwas so ungerecht gewesen. Die Männer hatten nicht einmal gesagt warum sie dies taten. Nein sie taten es einfach. Sie taten es jemandem an, der sich nicht mal wirklich wehren konnte. Sie war zwar kein wehrloses Kind, doch wie um alles in der Welt hätte sie sich dagegen nur behaupten sollen? Zeit zum Nachdenken gab es kaum, nein es war schlicht unmöglich. Mit aller Kraft versuchte sie sich zusammen zu reißen, doch es klappte nicht. Sie stieß einen gequälten Laut aus, wenngleich er nicht wirklich laut gewesen war. Vielmehr glich es einem gewürgten Stöhnen. Nur am Rand bekam sie mit wie Mera ihr etwas zurief, doch ihre ganze Aufmerksamkeit galt den Schmerzen, die sie einfach nicht hatte ausblenden können. Ihre Augen begannen verräterisch an zu brennen, als würde sie jeden Moment anfangen hemmungslos zu weinen. Doch es kam nichts. Stattdessen fühlte sie sich, als wäre sie nicht mehr in der Lage dazu irgendwann einmal eine Träne mehr zu vergießen.

Als sie auf dem Boden lag, begann sich alles zu drehen. Die Ohnmacht versuchte mit ihren kalten Klauen nach ihr zu greifen. Irgendwer schrie etwas, ein blauer Ball fegte umher….Mera?! Ihre Gedanken drehten sich ebenfalls, ehe alles in einem matten Schwarz versank und sie ganz ihre Augen schloss. Die Ohnmacht hatte ihr dunkles Tuch über sie geworfen und sie von den gegenwärtigen Schmerzen befreit.

Rankis bemerkte nicht wie man sie hoch zog und einfach mitnahm. Ebenso wenig wie sie wie ein lebloses Ding behandelt und in den Gleiter gezerrt wurde. Regungslos verharrte sie dort, ehe ein Ruck sie langsam aus der Ohnmacht befreite und sich ihre Gliedmaßen wieder zu bewegen schienen. Zu aller erst spürte sie wieder den Schmerz, der ihren Körper beherrschte. Die aufgeplatzte Lippe blutete noch leicht, ein blaues Auge und ein paar Wunden am Körper. Alles in allem konnte man wirklich nicht sagen, dass es ihr gut ging oder dass sie gut aussah. Rankis fühlte sich schlecht und nebenbei kamen auch noch Kopfschmerzen. Ihr Kopf pochte in einem stetigen Rhythmus. Langsam nur öffnete sie ihre Augen, spürte die Fesseln an ihren Handgelenken und das damit verbundene Halterungsding, damit sie sich nicht befreien konnte. Sie blinzelte etwas, sah immer noch alles recht verschwommen. Da war eine Scheibe, so viel konnte sie zu diesem Zeitpunkt ausmachen. Irgendjemand saß dahinter, doch gerade als sie nachdenken wollte, pochte ihr Kopf wieder und so schloss sie erneut ihre Augen um das Übel nicht auch noch herauf zu beschwören.

Nach einer gefühlten Ewigkeit jedoch drangen die Erinnerungen wieder in ihr Inneres. Mera, wie er sie anschrie, diese Uniformierten, die wie Berserker auf sie los gegangen waren. Schmerz. Und dann die Ohnmacht. Man hatte sie gefangen genommen. So viel stand fest. Rankis versuchte die Augen wieder zu öffnen. Da war es wieder. Rankis konnte es ganz genau spüren. Etwas regte sich in ihr. Etwas Verborgenes. Tiefe Abneigung gegenüber den Männern, die sie nieder geschlagen hatten. Hass. Rankis hustete, verkrampfte sich, da der Schmerz sie erneut durchzuckte. Zum Glück hatten Nautolaner einen super Knochenbau, denn sonst wäre wohl alles an ihr zersplittert. Mera…wo war Mera?! Sie wandte ihren Kopf leicht zur Seite, erkannte ihn. Doch er war getrennt von ihr und wirklich hören tat sie ihn auch nicht. Das war alles ihre Schuld gewesen. Rankis spürte die Bestürzung. Alles ihre Schuld. Wut flammte in ihren Augen auf. Wieso taten diese Männer das?! Rankis zerrte plötzlich an ihren Fesseln. Schmerzen hin oder her, sie wollte diese Männer leiden sehen. Für das, was sie Mera und ihr angetan hatten.
Offline
Zitieren
 
#15
Und doch schlug der Mann nach einem Kind, das am Boden lag. Einem Kind, das sich momentan nicht wehren konnte. Nach Rankis, die schon längst nichts mehr entgegen zusetzen hatte. Wer wusste es schon, vielleicht hätte er die junge Nautolanerin gar halb tot geprügelt, wäre Mera nicht eingeschritten. Dieses blaue Pelzwesen, das ebenso gut ihr Haustier hätte sein können wie ihr Begleiter, ihr bester Freund. Alkohol mochte wirken um aus diesem Albtraum aufzuwachen - aber ein Biss in den Oberarm hatte gewiss auch diese Wirkung. Ein beißender Schmerz, eine Nachricht an sein versunkenes Hirn, ein Weckruf. Der erste Beamte hatte keine große Chance gegen den Schwung von Mera anzukommen gehabt. Natürlich, er war gepanzert, der Schmerz hatte sich in Grenzen gehalten. Aber es hatte sein Ziel nicht verfehlt: Ein Beamte war zu Boden gegangen. Das hatte dann insgesamt zwei gemacht. Doch die Reaktion auf all diese zwei Dinge fiel verhalten aus: Blasterschüsse. Mera war unglaublich wendig, doch das sah er einfach nicht kommen. Er versuchte noch auszuweichen, doch es war vergebens, zu spät. Ein Schuss traf ihn - er konnte sich nicht mehr bewegen, sein Körper verweigerte ihm seine Befehle. Auch ein zweiter Schuss folgte. Dann übermannte ihn eine Ohnmacht. Mera war besiegt. Mera lag am Boden. War er tot? Man konnte es kaum unterscheiden in diesem einen Moment. Aber Rankis hatte selbst mehr als genug mit den Beamten zu kämpfen, sodass sie das wohl ohnehin nicht mitbekam. Denn auch sie verlor das Bewusstsein und so war den Beamten jegliche Aktion gestattet, die sie im Sinne hatten mit den beiden Straßenkindern. Die berüchtigte Bande, sie war nun endlich gesprengt. Nach vier Jahren Gossip und Ermittlung. Konnte man stolz darauf sein? Vermutlich war man das ohnehin, ganz egal, dass es sich nur um zwei Kinder handelte. Der Schild des Versteckes surrte noch, die Fernbedienung in irgend einer entlegenen Ecke verschollen. Dorthin gab es kein Eindringen im Moment.

Er erwachte. Das erste was er verspürte, war Schmerz. Hauptsächlich in den Händen, die er nicht bewegen konnte. Als nächstes war da ein unsagbarer Kopfschmerz als hätte ihn jemand mit schlechtem Alkohol abgefüllt und er wäre übernächtig. Was war geschehen? Seine Ohren kamen langsam online, tasteten die Umgebung wie ein Radar ab. Da war ein leises Triebwerksgeräusch, da waren Funksprüche, von denen er jede Silbe verstand. Und da war noch jemand neben ihm. Langsam öffnete er die Augen, er brauchte etwas länger, um etwas ausmachen zu können. Er sah... die Plexiglasscheibe. Und das Dach über ihnen. Und Rankis. Versuchte sich zu ihr zu beugen, doch es ging nicht. "Rankis?" fragte er, mit zerstörter, erschütterter Stimme. So hatte er sich das Fliegen nicht vorgestellt. Dies war sein erster Flug überhaupt. Und er war angekettet und konnte sich nicht einmal umsehen? Rankis konnte an ihm eine tief depressive Stimmung vernehmen, im Gegensatz zu ihrem Zorn versuchte er sein schönes Weltbild, das nur eine Kulisse gewesen war, aufrecht zu erhalten. Doch es ging nicht. Es war das Schlimmste eingetreten, das eintreten hätte können. Man hatte sie geschnappt, dieses Leben war damit vorbei. Klar, man hätte eigentlich damit rechnen müssen, dass es das jederzeit sein konnte - aber da war eben die Fassade gewesen. Mera war stets der Sonnenschein der Beiden gewesen. Es würde ihm schon nichts passieren und er würde schon auf Rankis aufpassen. Selbst jetzt dachte er primär an sie. Eine tiefe Trauer zog über seine Seele, ein Ungewitter, wie sie es noch nicht gesehen hatte bei ihrem besten Freund. Er zog die Beine an, so dies von der Haltevorrichtung überhaupt gestattet war - und legte den Kopf darauf. Aber selbst wenn dies nicht klappte, ließ er diesen hängen, das Gefühl, welches Rankis da auffangen konnte, war mehr als schmerzvoll. In ihr war es die Wut, die erwachte, in ihm war es die Trauer. Und doch würden sie gewiss einen Weg schaffen, aus dieser Situation hinaus zu finden - wenn sie zusammen hielten, wie sie es bisher immer getan hatten.
Offline
Zitieren
 
#16

Spielleiter


Wie in Trance war der junge Polizist, der den Gleiter durch die Luft bewegte; den Blick steif zur Front hinaus. Sein Name spielte keine Rolle, wie die Namen seiner Opfer auch nie eine Rolle gespielt hatten; es war ihm immer egal gewesen, einfach irgendwie leben, in einer Zeit von System und Ordnung. Ein bisschen Glück für sich erarbeiten, wenn es auch manchmal bitter war. Sein Leben verlief nie immer rund, doch immer gerade auf diesen Moment zu; indem er sich verlor. Diese steife Monotonie eines Dienstes, der nur Schwarz oder Weiß kannte. Keine echten Farben. Keine Emotion, nur Paragraphen. Es war so einfach, weg zu sehen, wenn die Paragraphen und Vorschriften bereits Garde standen. Liebte er das Leben? Sicherlich, wie jeder andere. Er wollte leben, ein echtes Leben voll Liebe, Zuneigung und Freiheit. Einfach sein. Doch dies war nicht mehr der Fall. Jede Schicht, jede Überstunde, nahm ihm Leben, wie auch seiner Familie. Der Offizier neben ihm, kannte diese Emotion nur zu gut, doch hatte nie ein Problem darin gefunden oder etwa doch? Er schlug seine Frau, verprügelte sie jeden Tag, stellvertretend für seine Frustration, seine Unfähigkeit, mit sich umzugehen. Zu vergessen. Oft hatten die beiden gesprochen, im Fahrzeug, bei einem Pausen-Kaf, oder schlicht bei einem Moment in der Direktion. Es war keine Freundschaft, dafür wollten sie sich zu wenig kennen, da sie sich selbst an den Dienst erinnerten; einen Dienst, den man privat zu vergessen suchte. Doch war dort auch niemand anderes, außer den Kollegen. Man war längst entwurzelt von dieser Gesellschaft, die man einst schützen wollte. Die Familie verstand nicht. Die Freunde wollten nicht verstehen und gingen. Was blieb, war der tägliche Dienstbeginn, die traurige Freizeit vor dem Holo-Computer oder dem Feierabendale in der Stammkneipe, allein mit sich. Ihre Liebe war echt und so begehrten sie jedweden Moment voller Lust, der nicht mehr kommen würde. Wie ein leises Klavier spielte man den Abgesang auf ihre Leben, in Paragraphen, Gewalt und Monotonie.

Der junge Beamte wagte einen Blick zur Seite, sich aus seiner Trance heraus; den Gedanken zu befreien. Unten ihnen zog die Stadt vorbei, Gleiter, Laternen, beleuchtete Gebäude und viele Lebewesen, die alltäglich ihre Kreise zogen. Was ging dem, gerade mal 21 Jahre alten Mann, durch den Kopf? Das Dienstende. Er wollte nach Hause, zu sich, zu seiner Freundin, die mal wieder auf ihn wartete und er würde wieder einmal später kommen. Dabei hatte er ihr versprochen, sie noch einmal auszuführen; in ein nobles Restaurant. Wieder einmal würde dies nicht geschehen. Sorgen mischten sich in seine Miene. Auch diese Beziehung würde brechen. Sicherlich bald. Wieder ein Versuch, der nicht den gewünschten Effekt gebracht hatte. Der Blick wanderte zu seinem Vorgesetzten. "15 Minuten bis Eintreffen," meldete er gelangweilt, abweisend kalt und wandte sich dann dem Schubregler mit seiner Rechten zu. Der Offizier griff ins Handschuhfach des Gleiters, das er mit einem leisen Knacken geöffnet hatte. Er zog eine Art Dose hervor, öffnete diese und trank einen kräftigen Schluck Limonade. Völlig Beiläufung war diese Tatsache, da es ihm auch scheinbar egal war, was sie vor eine Fracht transportierten. Dehumanisierung nannten Experten diesen Effekt. Man stellte sich die zu bearbeitenden Fälle als Objekte vor und so bezeichnete das Imperium solche Personen auch immer als Störobjekt im sozialen Rahmen. Diese Störfaktoren wurden entsprechend entfernt, um die Funktion des Verwaltungsapparates sicherzustellen.

Plötzlich war diese Langeweile durchbrochen, als der Funk sich aktivierte und die KOM-Anlage folgende Meldung ins Fahrzeug plärrte: "Unruhen in Sektor Blau. Schwere Ausschreitungen nach Strafgesetzbuch 182n; ziviler Ungehorsam. Beamte vor Ort. Alle verfügbaren Einheiten sofort dort einfinden. Aufstandsbekämpfungsmaßnahmen nach Linie Gelb einleiten. Zielort: Weelak-Straße; Sammelstelle."

Die beiden Beamten schauten sich spontan an, wobei der Lieutenant sichtlich nervös wirkte. Er griff zum KOM und sprach nüchtern aber dennoch hektisch: "Einheit 1891 hat verstanden. Wir nehmen Einsatzbefehl an." Dann wendete der Pilot des Gleiters, seiner Gedanken entrissen das Gefährt in Richtung, aus der sie gekommen waren. Schnell kamen die Unruhen ins Sichtfeld. Beide Männer waren im Hier sowie Jetzt angekommen. Sofort schaltete sich der Drille ein. Befehl und Gehorsam. Reine Funktion. Keine Fragen. Es war, wie ein Albtraum, in den sie sich freiwillig begaben und der nun ihre Marionetteriemchen spielte.

Brennende Straßenzüge, als auch zerstörte Gleiter, deren Scheiben zerschlagen waren, aufrückende Polizeiketten in drastischer RIOT-Uniform (grobschlächtige Körperpanzerung mit großen Helmvisieren), sogar eine Polizeigleiter, die den Luftraum absicherten mit großen hellblauen Flutlichtern und Warnanlagen. Sirenen hämmerten sich in die Schädel. Auch der Pilot dieses Fahrzeugs aktivierte seine Warnanlage sowie die Sirene. Das kreischende Heulen erhellte den Wagen, durch die Stahlwände verdumpft. Der Lieutenant setzte seinen Helm auf, schloss das Visier, und half seinem Kameradene ebenso den Helm aufzusetzen, da dieser mit den Flugkontrollen beschäftigt war. Dann stürzte der Gleiter aus dem Himmel hinab, direkt über das Gefahrengebiet. Mit einer eleganten Geschwindigkeit, drängte er sich über die Mengen, die auf die Abwehrketten der ISF zustürmten. Diese Aufrührer und Plünderer, Widerständler gegen die imperiale Ordnung, hatten sich mit Stöcken, Steinen und Rohren bewaffnet, um gegen die verhassten Sicherheitskräfte vorzugehen. Auch CorSec war bereits eingetroffen, sammelte sich hinter den ISF-Ketten, um diese mit Betäubungswaffen zu unterstützen. Doch wer das Imperium kannte, würde wissen, dass das der Staat schnell auf radikale Maßnahmen umschalten würde, da er Widerstand absolut nicht tolerieren konnte. Ein Widerstand gegen das Imperium, bedeutete in der imperialen Doktrin, der glorreich-falschen Ideologie, ein Widerstand gegen die imperialen Völker und wurde als kriegerischer Akt, gar Terrorismus gewertet. Ein Angriff auf einen Soldaten oder Ordnungshüter stellte immer einen terroristischen Akt dar und konnte nach Ermessen der lokalen Behörden mit sofortiger Exekution bestraft werden.

Es passierte. Die Wütenden, Enttäuschten und Armen erhoben sich gegen die Macht. Sie stürmten die Ketten und begannen auf die Schilde, Helme und Absperrmaßnahmen einzuschlagen. Unregelmäßige Betäubungssalven schoßen aus den Ketten, um die Feinde des Reiches zu zerschlagen. Immer wieder ging ein Demonstrant bewusstlos zu Boden. Eine Brandbombe zerfetzte aus dem Nichts eine Kette, brennende Polizisten rollten sich schreiend über den Boden, da ihre Körperpanzerung mit ihrer Haut verschmolz. Medi-Droiden flogen herbei, um die Verwundeten zu löschen, als auch zu bergen. Die Ketten war gebrochen. Der Mob brach durch; kein Schlagstock vermochte sie mehr aufzuhalten. Als dies war vom Gleiter aus der Luft zu beobachten.

"Notmaßnahme einleiten," kommentierte der Lieutenant und aktivierte die Waffensteuerung, die sich auf seiner Seite befand. "Administrative Gewalt," antwortete der Pilot nüchtern, fast zynisch und steuerte den schwarzer ISF-Gleiter über die Menge. Zwei schwere Blaster gruben sich aus der Hülle hervor, begannen sich zu drehen und die Gas- als auch Energiezufuhr aktivierten sich mit einem Surren, das jenes Gefährt erschütterte. Der Offizier drückte ab und die grünen Blitze zuckten durch die Luft, direkt in die wütende Menge. Durch die Verpuffung von Asphalt, Luft und Bio-Materie, flogen einige Demonstranten zur Seite, schrien auf, weil ihnen Gliedmaßen fehlten. Wieder drückte er ab und wieder das Gleiche. Unter dieser schrillen Sirene, dem Blaulicht, hämmerten immer wieder tödliche Blasterschüsse. Die Demonstranten begannen panisch zu fliehen, verfolgt von sich zusammenrottenen Einheiten, der zerbrochenen Kette. Bodenfahrzeuge machten sich auf den Weg, um die Verhaftungen einzuleiten. Ausversehen wurden dabei verletzte Demonstranten überfahren, man erkannte dies am Rumpeln der schweren Maschinen, die über die Körper rollten. Der Gleiter der beiden Beamten in der Luft setzte noch einige hundert Meter nach, hin und wieder eine Salve abgebend. Das Viertel brannte jetzt in der Tat, da die heiße Energie der Waffen sicherlich dazu beigetragen hatte, einige marode Gebäude instabil werden zu lassen. Diese brachen in einem Brandmeer zusammen, fielen auf die Straße und begruben einige Demonstranten, die Deckung vor der Polizei suchten. Es war ein Feuersturm der Gewalt.

"Unruhen neutralisiert," hieß es im Funk. "Sturmtruppen eingetroffen, um Ordnungsmaßnahmen zu unterstützen."

Beide Beamten im Gleiter nickten, der Pilot zog die Maschine hoch, in eine angenehme Höhe, so dass sie nicht mehr direkt involviert waren, die Waffen deaktivieren konnten aber dennoch mit ihrem Bordkameras- sowie Sensoren, den Moment auf der Straße beobachten konnten. War es ihnen bewusst, dass sie gerade getötet hatten? Ja, diese Gedanken würden erst in der Nacht kommen, wenn der Alkohol oder auch die Schlaftabletten wieder ihre Wirkung versagten. Jetzt war es nur Dienst. Auf dem Schirm sah man nun die grauen Gleiter der imperialen Flotte, die auf dem Sammelplatz landeten und die weißen Todesboten entluden, die umgehend begannen, Kolonnen zu bilden, um das Gebiet zu durchsuchen. Merkwürdigerweise schien sich niemand um die brennenden, entflammten, Gebäude zu kümmern. Deren Glut füllte die Luft mit seltsamen, wie kurios, erscheinenden Aschepartikeln, die im faden Licht der Straße nachglimmten, wie Feuerwerk.

Scheinbar wollte das Imperium "den Müll" verbrennen lassen, wie es intern wohl geheißen hatte. Man konnte es als Beseitigung des Armen-Problems begreifen und bald würden hier Einkaufszentren und teuere Wohnanlagen für loyale Imperiale entstehen, sobald die Armen vertrieben oder Tod waren. Die Armen hatten ihren Nutzen und Funktion im imperialen System verfehlt. Man wollte sie schlicht nicht mehr.

Mit einem Klick deaktivierte der Pilot die Sirene, da sie nun nicht mehr gebraucht wurde. Die Sturmtruppen würden nun den Rest übernehmen.
Offline
Zitieren
 
#17
Rankis spürte den Schmerz in ihren Handgelenken. Ein unangenehmes Gefühl, welches ihr ganz und gar nicht gefiel und doch ließ es sich nicht abstellen. Sie sog scharf die Luft ein und aus, zerrte an den Fesseln, doch wirklich ab bekam sie diese nicht. Die zusätzliche Wut, die sie durchflutete, verwirrte das junge Mädchen. Und es wurde noch schlimmer als sie ihren besten Freund erkannte, dem es wohl genauso ging wie ihr. Mera, der ihr mehr bedeutete als irgendwer anders in der Galaxis, war eingefercht hinter einer Glasscheibe, gefesselt wie sie und das allerschlimmste: Mera fühlte sich schlecht. Es war als würde Rankis direkt in sein Inneres sehen können. Direkt mitempfinden, was er da gerade durchmachte. Und es ging ihm alles andere als gut. Dieses schmerzliche Gefühl zerriss sie innerlich, brachte ihre innere Wut dazu wie ein Feuer auszuschlagen. Gierig leckte es nach mehr, wollte komplett frei sein. Rankis bebte, starrte die Männer an, die sie eingesperrt hatten. Wie brutal sie waren, wie gemein und herzlos. Rankis wollte sie leiden sehen, wollte ihnen das antun, was sie ihr angetan hatten. Schmerzen. Rankis hatte Kopfschmerzen, ihre Lippe blutete immer noch und überall befanden sich blaue Flecke und rote Striemen. Einzig und allein ihren Knochen hatte sie es zu verdanken, dass nicht mehr passiert war.

Doch das hatte bereits gereicht. Es hatte definitiv gereicht ihr zu verdeutlichen, dass das, was sie immer geglaubt hatte, letzten endlich doch nicht wahr war. Unweigerlich dachte sie an ihre Vergangenheit. Nur schwach tauchten die Gesichter ihrer Eltern vor ihrem inneren Auge auf, starrten sie an als würden sie sie warnen wollen. Und dann legte sich ein Schatten über sie. Überall war Blut. Blut und Schmerz. Rankis spürte wie die ersten Tränen kommen wollten, da ihre Augen gefährlich anfingen zu brennen. Tief versuchte sie ein und aus zu atmen, versuchte den Schmerz zu unterdrücken, stark zu sein, so wie sie es immer gewesen war und sein wollte. Mera zu Liebe.

Doch dann wurde Rankis aus ihren dumpfen Gedanken gerissen, als sich die Kom Annlage viel zu laut und dröhnend meldete. Ihre Augen fixierten die Männer und aufmerksam lauschte sie dem Geplärre. Im nächsten Moment hätte sie sich gewünscht taub zu sein. Sofort begann ihr kleines Herz wie wild zu schlagen. Blauer Sektor. Unruhen. Weelakstraße. Rankis Augen weiteten sich. Ein unangenehmes Gefühl, viel stärker als zuvor, meldete sich, machte sie fast verrückt. Sorgen mischten sich in das Chaos ihrer Gedanken, ehe ein Ruck durch den Gleiter ging und sie wendeten. Das unangenehme Gefühl verstärkte sich zunehmend. Sie konnte kaum noch atmen. Wie in Zeitlupe bewegte sie sich so gut es ging an die Tür des Gleiters heran, später über den Rand, hinunter zur Stadt. Das, was sich ihrem Auge offenbarte, brachte ihr Herz dazu kurz einen Aussetzer zu machen. Brennende Straßen, zerstörte Häuser und Gleiter, überall schoben sich Polizeibeamte durch die Gassen. Ein ohrenbetäubendes Kreischen drang dumpf an sie heran, der Gleiter in dem sie saß brach nach unten weg, näherte sich dem Schauspiel. Gewalt, wohin sie auch blickte. Dicke Rauchschwaden stoben in den Himmel, verdunkelten ihn gefährlich. Bewohner der einzelnen Häuser tummelten sich auf den Straßen, bewaffnet mit Stock und Stein. Mit wildem Geschrei stürmten sie auf die Beamten zu und unweigerlich stieß Rankis ein lautes Geräusch von sich, zerrte instinktiv an ihren Fesseln. Nein! Warum liefen sie auf diese Männer zu! Die Angst kam schneller zurück als ihr lieb war. Sie besaßen Schlagstöcke, die einem das Gefühl über die Gliedmaßen nahmen. Kein Erbarmen würden sie zeigen. NEIN! Warum liefen die Bewohner immer noch auf sie zu?!

Der erste Schuss fiel und sofort zuckte sie zusammen, erkannte mit geweiteten Augen wie der erste Widersacher zu Boden ging. Eine Bombe explodierte, Leiber wurden umher gerissen. Wehleidiges Geschrei vermengte sich mit der Kampfwut. Rankis sah sich wie eine Art Außenstehende. Nicht wirklich im eigenen Körper, sondern neben sich schwebend. Sie konnte erkennen wie sie selbst mit einem fassungslosen Blick hinunter schaute, sich die Gewalt und der Schmerz in ihren Augen wiederspiegelte. Die Kommentare der Beamten untermauerten die Gewalt, die sie gerade mit eigenen Augen sehen konnte. Die Beamten schlugen einen nach den anderen nieder, zeigten keinerlei Erbarmen. Einige traten auf die wehrlosen Leute ein, immer und immer wieder. Grüne, rote und gelbe Blitze flogen umher, irgendwo im Hintergrund zeigten sich sogar Sturmtruppen. Dieser Feuersturm der Gewalt versetzte dem kleinen naiven Herzen einen Stich. Ein Dolch rammte sich in ihr Fleisch, hart und kalt.

Die Wut, die in ihrem Inneren bereits hervor gedrungen war, verstärkte sich, glich einer Explosion, der sie nicht mehr entkommen konnte. Das Feuer, gerade noch lechzend nach Rache, schlug aus, verbrannte jeden einzelnen Funken ihres Verstandes. Tränen rannen über ihre Wangen, die unbändige Wut ließ sich nicht mehr unterdrücken. Für einen Moment lang schienen ihre Augen zu glühen und mit einem lauten Schrei zerrte sie an den Fesseln. Plötzlich, als hätte Rankis all ihre Wut mit einem Schlag entladen, splitterte die Scheibe, die die Beamten und sie trennten. Die einzelnen Spiltter stoben regelrecht in die Richtung der Männer. Einer der Männer stieß einen Schrei aus, Blut war zu erkennen, als der Gleiter anfing zu trudeln. Rankis war ohnmächtig vor Wut, registrierte nicht, was sie da gerade getan hatte, noch welche Konsequenzen es haben würde.
Offline
Zitieren
 
#18
Sie waren gefangen. Sie konnten nirgendwo hin. Die Flucht, sie war vergebens. Mera zerrte an den Ketten, die man ihm auferlegt hatte. Natürlich waren das keine Ketten im eigentlichen Sinne. Aber doch waren sie ebenso effektiv wie diese - oder in gewisser Weise vielleicht sogar noch mehr als das. Bewegen konnte er sich zwar - aber nur äußerst eingeschränkt. Man konnte schon davon ausgehen, dass das Imperium mit dem Festsetzen von "Störfaktoren" bereits eine gewisse Erfahrung hatte. Denn nichts Weiteres waren sie. Störfaktoren. Das Imperium war nicht gerade dafür bekannt, Leben als Solches anzuerkennen - und schon gar nicht, wenn es um das Leben von Aliens ging. Je fremdartiger, umso weniger schien dieses "Leben" wert zu sein. Mera hatte das schon mehrmals feststellen dürfen - doch jetzt war es einmal mehr soweit. Er lauschte dem Gespräch der beiden Piloten, während er auch immer wieder zu Rankis sah. Ja, er war betroffen, dass sie hier mit ihm ein saß. Das war das Schlimmste an der Sache: Dass sie hier war. Aber es war gleichzeitig auch ein kleiner Lichtschein. Gemeinsam konnten sie schließlich jedes Problem bewältigen, so war es doch bisher immer gewesen. Warum sollte sich das ausgerechnet am heutigen Tag ändern? Meras Gedanken kämpften gegeneinander. Die einen meinten, dass sie auch dieses Mal aus dieser misslichen Lage heraus kommen würden. Die anderen aber, und das waren die, die immer lauter wurden, sagten ihm, dass es diesmal wirklich gelaufen war. Sie saßen schon im Gleiter irgendwo hin und waren weit von zuhause weg - so weit, wie noch nie zuvor.

Doch da vernahmen seine Ohren den Befehl. Sektor Blau? Weelak-Straße? Er sah hinüber zu Rankis. Das war doch ihre direkte Nachbarschaft? Lebten da nicht einige der Kinder, mit denen sie losen Kontakt pflegten? Was war denn nun los? Reichte es etwa nicht, dass man sie gefangen hatte? Was hatte man vor? Mera verstand es nicht, sein Weltbild hielt ihn davon ab, zu realisieren was hier wirklich vor sich ging. Einmal mehr sah er zu Rankis - und dann wieder auf seine Füße. Was würde nun kommen? Der Befehl klang wirklich nicht gut. Aufstandsbekämpfungsmaßnahmen. Ob wohl jemand gesehen hatte, wie man mit den Kindern umgegangen war? Ob etwa genau sie der Auslöser dafür gewesen sein könnten? Er konnte sich eigentlich nichts Anderes vorstellen. Fast jeder in dieser Straße kannte das berühmt-berüchtigte Duo. Und jetzt sollte genau in dieser etwas passiert sein? Er verstand vielleicht nicht viel von der Welt gerade - aber in dieser Sache war er sich sicher.

Doch was er dann sah, verschaffte ihm direkt einen Stich tief durch das Herz. Nicht mit einem Dolch, nicht mit einem Schwert. Einem ganzen Speer. Die Leute da unten, er kannte sie! Und es wurde auf sie geschossen. Erbarmungslos, wie auf irgend ein Ungeziefer. "Nein. Nein! Bitte! Hört auf!" meinte er und hielt sich den Kopf. Diese Bilder, es war, als könnte er durch die eigentlich dichten Scheiben des Gleiters alles hören. Es war, als würde er direkt daneben stehen. Und, es war, als würde er den Schmerz jeder Person dort wahrnehmen können. Konnte spüren, wie hier jemand den Arm verlor, dort jemand bei lebendigem Leibe verbrannte, da überfahren wurde. Ihm war speiübel. Fast hätte er sich auch tatsächlich übergeben. Aber als es dann auch noch mit den Schüssen von Seiten des Schiffes los ging, geriet er regelrecht in Panik. Die Fesseln, sie schnitten sich tief in sein Fleisch, bis sie sich blutig rot färbten von seinem Lebenssaft. Aber er gab nicht auf. Er brach in Tränen aus, wollte fliehen, aber wohin denn? Dort nach unten vielleicht? Ja, vielleicht. All das Leid, es war so hässlich, so grausam, so... intensiv.

Und dann... geschah etwas neben ihm. Etwas explodierte regelrecht, mit einer solchen Intensität, dass er aus Reflex die Binder abriss, er war frei. Aber das realisierte er nicht. Er wusste nicht, was hier genau los war, war hier drinnen geschehen war. Er wusste nur, da war Rankis. Es war nichts explodiert, aber es hatte sich so an gefühlt. "Rankis. Rankis..." meinte er und stürzte gleich zu ihr, um ihr die Fesseln abzunehmen. Gerade in dem Moment, in dem der Gleiter schrill zu Piepsen begann. Er wusste nicht, was genau geschehen war. Er wusste nur Eines: Sie würden abstürzen! Er stürzte nach vorne, wollte an die Kontrollen gelangen. Aber das Schiff strauchelte und taumelte so sehr, es war aussichtslos. Mera fiel längs zwischen die beiden Männer - eine denkbar schlechte Ausgangsposition! Und immer noch waren sie im Begriff, abzustürzen... zumindest wollten ihnen die Instrumente genau das weis machen!
Offline
Zitieren
 
#19

Spielleiter


Ehe sich die beiden Polizisten bewusst werden konnten, was geschah, packte sie unnatürlicher Wind; Glas splitterte und schlug in die Haut. Der Pilot wurde schwer verletzt, schlug auf die Kontrolle und sackt bewusstlos zurück. Der Kommandant schrie, da ihm Glassplitter ins Gesicht geflogen waren. Er sah nichts mehr. Es war dunkel. Es endete. Alarmtöne dröhten aus den Amaturen, während der Gleiter schnell an Höhe verlor. Unsanft rutschte der leblose Pilot, aus dessen Hals Unmengen Blut quollen, gegen den Schubregler und gab unbeabsichtigt mehr Schub, so dass das Einsatzfahrzeug immer schnell in Richtung Boden raste, direkt in das brennende Viertel. Der Offizier schrie immer noch und versuchte sich die Splitter aus dem Gesicht zu ziehen, bevor ihn der Schmerz übermannte und auch er bewusstlos wurde. Mera versuchte sein Bestes, doch es war aus. Der Gleiter knallte mit aller Wucht in ein Häuserdach, rutschte über dieses; die Frontfenster gaben nach und splitterten in den Innenraum. Das gesamte Metall des Gerätes verzog sich; alles schüttelte, ruckelte und brummte unter der Belastung. Das Dach bremste das Gerät, welches den Aufprall registrierte, den Antrieb abschaltete und eine Notbremsung einleitete, doch dies war ohnehin zu spät. Das Fahrzeug fiel vom Dach und schlug in einer Nebenstraße der Weelak-Sraße auf. Rauch stieg ins Fahrzeug, dicker beißender Qualm. Die beiden ISF-Beamten hingen fast tot in ihren Gurten; eine Metallstange hatte sich dem Pilot durch die Brust gebohrt, fixierte seinen Körper mit dem Fahrzeug. Der Offizier spuckte Blut und scheinbar war sein Schädel zertrümmert, da der Helm nachgegeben hatte. Gehirnmasse drängte sich durch einen Spalt im Helm, der immer wieder gegen die Amaturen schlug. Ein Nervenreflex. Die beiden Menschen hauchten ihr Leben im Dienst aus. Keine Hoffnungen mehr. Keine Genugtuung. Vorbei. Kein Leben mehr. Das KOM plärrte auf: "Einheit 1891, melden! Sie haben ihre Höhe verlassen. Wir haben einen Absturz registriert. Bitte, melden!"

Bald würden Rettungskräfte eintreffen, um die Leichen zu bergen. Man ließ keinen Kameraden zurück. Einige Steine und Trümmer rollten noch über den Asphalt neben der Absturzstelle. Die beiden Straßenkinder waren direkt in den Kampf gestürzt. Sturmtruppen schossen auf Flüchtende, Demonstranten und Obdachlose, die versuchten zu überleben. Die Schüsse waren nahe; das ohrenbetäubende Surren von Blasterwaffen. Das Massaker geschah weiterhin, auch ohne die beiden Beamten im Gleiter. Es war nicht aufzuhalten. Die Fatalität dieses Regimes, welches unzählige Welten in eine lebendige Hölle stieß. Die Hölle war real und das Feuer des Antrieb schlug durch die Front in den Innenraum, bald würden die Energiezellen ihr Eindämmungsfeld aufgeben und das Fahrzeug würde detonieren, weil die Energiezellen überluden. Ein kritische Strukturschaden war eingetreten. Das Warnpiepen wurde immer lauter und die Amatur zeigte "Kritischer Systemfehler - Fahrzeug verlassen" an.
Offline
Zitieren