#1

Irkalla


Der Planet Irkalla liegt im galaktisch westlichen Teil der Unbekannten Regionen und ist Teil einer Formation eng verschränkter Sternensysteme. Aufgrund der umliegenden, äußerst tückischen Gravitationsverhältnisse lässt sich der Planet nur mit einer Hand voll kaum kartographierter und unsicherer Hyperraumrouten erreichen. Die meisten gehen von Kitel Phard (J-12) in den Kernwelten aus.

Irkalla ist der einzige Planet im gleichnamigen System und verfügt über eine reichhaltige Flora und Fauna, beherbergt jedoch kein intelligentes Leben. Vom Orbit aus gesehen dominieren fahlrote Akzente die Landmassen und überwiegen gegenüber blauen Meeren. Vor allem die Wald- und Dschungelflächen des Planeten faszinieren die seltenen Besucher mit ihrer mysteriösen Schönheit und zahlreichen feuerartigen Farbtönen.

Während des Ersten Großen Jedi Schismas rund 25.000 Jahre vor der Schlacht von Yavin, kam es auf Irkalla zum finalen Zweikampf zwischen dem Jedi Großmeister Awdrysta Pina und der dunklen Jedi Arden Lyn. Ersterer überlebte das Duell nicht, versetzte seine Kontrahentin aber vor seinem Tod in eine Jahrtausende andauernde Macht-Stasis. Während der Jedi-Verfolgung entdeckten schließlich Diener des Galaktischen Imperiums das Grabmal und setzten ihrem langen Schlaf ein Ende.
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#2

Storyeinstieg


Irkalla-System, leichter Frachter "Cyclops"

"Puh, das habe ich ja noch ganz passabel hingekriegt", kommentierte Auron nach dem Sprung aus dem Hyperraum und ließ sich in den Pilotensitz zurückfallen. Sämtliche Anspannung fiel augenblicklich von ihm ab, nachdem die rubinartige Kugel direkt vor seinen Augen lag. Ein schneller Blick auf den Navigationscomputer offenbarte seine galaktische Position und – was viel wichtiger war – dass sich kein weiteres Schiff im System aufhielt. "Du musst also Irkalla sein", sprach er mit sich selbst und knackte mit den Fingerknöcheln, bevor er die Hände in seinen Nacken legte und einige Augenblicke still die fremde Welt vor sich beobachtete.

Auron hatte die letzten Wochen hart daran gearbeitet, Gerüchten nachzugehen und Archive zu durchforsten. Schließlich war es ihm gelungen aus alten Sternenkarten, Flugberichten und mündlichen Überlieferungen die notwendigen Randbedingungen für eine astrophysikalische Simulation zu extrahieren. Der Navigationscomputer der "Cyclops" lieferte daraufhin eine Vielzahl potentiell stabiler Hyperraumwege. In altbewährter Weise verbrachte der Abenteuer dann noch einige Nächte über den Karten brütend und entschied sich letztlich für die, aus seiner Sicht, vielversprechendsten Routen.

Ein erster, grober Scan offenbarte, dass die Welt nicht von humanoiden Lebewesen bewohnt war. Ebenso existierten keine Städte oder größere Strukturen, die direkt auf intelligentes Leben hinwiesen. Nun galt es den Wert dieses Planeten überschlagsmäßig zu bestimmen, um daraus einen adäquaten Preis für die entdeckte Hyperraumroute festzulegen. Das Fehlen von einer indigenen Zivilisation konnte Fluch oder Segen sein, denn während die Möglichkeit zur Etablierung einer neuen Handelsroute wegfiel, bestand weiterhin die Chance auf einen wahren – bisher unentdeckten – Schatz gestoßen sein.

Irkalla, zwei Wochen später

Ein Tiefenscan des Planeten offenbarte nur durchschnittlich große Mineralienvorkommen und keine seltenen Erze. Welten wie Irkalla gab es – aus geologischer Sicht – tausende in der Galaxis und niemand würde sich sonderlich hierfür interessieren. Die Flora und Fauna war hochentwickelt, doch vermochte Auron dieser Tatsache nur schwerlich einen Wert beizumessen. Es sah auf den ersten Blick nicht vielversprechend aus und der Abenteurer hatte sich schon beinahe damit abgefunden, eine weitere Niete gezogen zu haben. Wie auf jeder Welt gab es jedoch einige statistische Anomalien, die durch den Tiefenscan ans Tageslicht gebracht wurden. Meist handelte es sich dabei um extraterrestrische Objekte, die mit dem Planeten kollidierten oder Strukturen, die gestrandeten Raumfahrer erbaut hatten. In den allermeisten Fällen nichts von Wert, aber doch ein Strohhalm, an den sich Auron momentan noch klammerte.

Dieses Mal sah es aber anders aus. Schon von der "Cyclops" aus, ließ sich im Tiefflug über den Wald eine außergewöhnliche Struktur in einem lichteren Waldbereich ausmachen. Sie war in hohem Maße mit rötlichen Pflanzen verwachsen und aus der Ferne schwer definierbar, doch zweifellos von Bedeutung. Ob sich ihre Entdeckung letztlich in irgendeinem finanziellen Wert niederschlagen würde, geriet für den Moment völlig in den Hintergrund. Aurons Neugierde hatte die Kontrolle übernommen.
Von einer rund zwei Kilometer entfernten Lichtung tastete sich der Abenteurer durch das Gebüsch. Er trug eine robuste Pilotenjacke mit Kapuze, Arbeitshose und Handschuhe, um den direkten Hautkontakt mit Insekten, Kleintieren oder der Vegetation auf ein möglichst geringes Maß zu beschränken. Das Immunsystem eines Weltraumgeborenen war eine Sache für sich; auch wenn sich Auron in den letzten Jahren angepasst hatte. Ebenfalls schulterte er einen Rucksack, der einiges an Werkzeug enthielt.
Die hohe Luftfeuchtigkeit und Hitze setzte ihn zu, während er sich etwas schwerfällig durch das Gestrüpp kämpfte. Seinen Blaster hielt er griffbereit, falls eines der zahlreichen Geschöpfe auftauchen würde, die seine Scanner auf der Oberfläche festgestellt hatten. Der Gedanke an die Tiere erhöhte seine Vorsicht zusätzlich, immer öfter richtete er seinen Blick hoch in die Äste und roten Baumkronen hinauf.

"Selbst die Gräser sind blutrot", dachte er sich und schüttelte den Kopf, nachdem er den dichten Teil des Waldes durchquert hatte. Er streifte die Kapuze und Handschuhe ab, atmete tief durch. Die verwachsene Konstruktion ließ sich bereits in der Ferne erspähen. Es war eigenartig; trotz der krampfhaften Fortbewegung durch das Unterholz, hatte er kein einziges Mal nach seinem Kompass gegriffen. Er kannte den richtigen Weg, bewegte sich wie eine Motte auf das Licht zu.
Nachdem Auron das Ziel erreicht hatte, begann er damit das gelernte Handwerk fein säuberlich umzusetzen. Er nutzte seinen handlichen Scanner und stellte ein maßstabsgetreues Hologramm des verwachsenen Objekts dar. Nachdenklich tastete der Abenteurer über die Wurzeln und Sträucher, die das steinerne Monument überwucherten, versuchte erfolglos, die widerstandsfähigen Pflanzen mit einem Messer abzuschaben. Die Standardwerke der Archäologie kannten jetzt einige Möglichkeiten, das unliebsame Gestrüpp zu entfernen. Doch alle nahmen Zeit in Anspruch und waren unangenehme Arbeit. Auron überflog die Analysen seines Scanners und öffnete daraufhin mit einem Grinsen auf den Lippen den Rucksack. Der hervorgekramte Schweißbrenner kam deutlich effektiver mit den Verwachsungen zurecht als das Messer zuvor und stellte für die Steinoberfläche des Erinnerungsmals keine Gefahr dar, wenn man umgehen konnte.

Nach der sorgfältigen Befreiung des Bauwerkes vom Bewuchs wurde ein weiteres Hologramm angefertigt. Da die Dämmerung bevorstand, machte sich Auron wieder auf den Rückweg zu seinem Schiff, denn es war stets unklug die erste Nacht auf einer fremden Welt allein im Freien zu verbringen. Die geringen Entfernung zum Landeplatz machte dies auch schlicht nicht notwendig. Nach einer Mahlzeit deaktivierte er die Beleuchtung in seiner Kabine und aktivierte das vorhin erstellte Hologramm, dass den ganzen Raum ausfüllte. Er vergrößerte einige Bereiche, die der Abenteurer für Inschriften hielt, doch sie waren alle schon zu erodiert, um etwas erkennen zu können. Das Eingangstor des Bauwerks schien bereits einmal geöffnet worden zu sein, denn die Versiegelung – eine Schmelzverbindung, die durch eine extrem heiße Quelle entstanden sein musste – passte von der Art nicht zum Rest der Konstruktion. Auron setzte die Analysen fort, nutzte die zahlreichen Funktionen des Computersystems, um Strukturen hervorzuheben, die mit dem freien Auge nur schwer festzustellen waren. Und schließlich, kurz vor Mitternacht, entdeckte er etwas, dass seine schlichte Neugierde in Euphorie verwandelte: Insignien des untergegangenen Jedi-Ordens.

In den nächsten Tagen intensivierte Auron seine Untersuchungen, drang in das Innere des Grabmals vor. Doch er wusste nicht viel über die Jedi und die antiken Runen vermochte auch sein Computersystem nicht zu entziffern. Er sah keine realistische Möglichkeit, um die quälende Neugierde zu stillen. Ein Jedi-Ritter hingegen wäre vermutlich in der Lage weiterzuhelfen. Doch außer den Geschichten um Luke Skywalker und seinen Kampf für die Rebellen waren Auron in jüngster Zeit keine Berührungspunkte mit dieser mysteriösen Gruppierung bekannt.
Eine Kontaktaufnahme mit der Neuen Republik erschien dem Abenteurer als einzige – äußerst geringe – Chance der Lösung dieses Rätsels näherzukommen. Er legte seiner Nachricht die holographische Außenaufnahme des Bauwerkes bei, um auf der Gegenseite Interesse zu wecken. Wenn nur ein Teil von dem was über die Jedi geschrieben wurde der Wahrheit entsprach, würde man ihnen ein Stück weit vertrauen können. Und falls, wider erwarten, tatsächlich jemand auf seine Anfrage antworten würde, hätte er bis zum Eintreffen auf Irkalla noch genügend Zeit, um die eigenen Nachforschungen abzuschließen.
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#3
~ Vor vier Tagen im Jedi Praxeum ~

"Ich kann das," jappste Mytria mit weit geöffneten Augen. "Diese Mission ...," ergänzte sie und wurde von ihrer Ausbilderin Saanza mit einer Handgeste unterbrochen. "Du bist noch nicht soweit. Diese Mission ist zu groß für dich," erklärte Saanza mit einem beruhigenden Tonfall. Sie wollte Mytria nicht vor den Kopf stoßen. "Wir haben doch nicht genug Jedi, Meisterin. Es ist doch nur eine Untersuchung," entgegnete Mytria eifrig und versuchte ihre eigene Hektik zu verbergen, indem sie ausnahmsweise nicht mit ihren Haaren spielte. Sie wollte seriös wirken, bereit eine Mission für die Gemeinschaft zu übernehmen. "Ich habe das mit allen Ausbildern besprochen. Du bist eine kluge junge Frau, die aber noch einen langen Weg vor sich hat. Es ist zu gefährlich, Mytria," versuchte Saanza mit Vernunft auf die Schülerin einzuwirken. Doch auch sie stellte erneut fest, dass Mytria beharrlich war. Das Gesicht der jungen Jedi drängte auf einen Aufbruch. Nervös schlug Mytria ihre Hände ineinander. Saanza überlegte, lächelte vorsichtig, da sie den Eifer der jungen Schülerin nur zu gut verstand aber dieser Eifer konnte auch in ein persönliches Verderben führen. "Mytria," betonte die Ausbilderin den Namen der Schülerin. "Ich weiß, dass du viel Gutes bewegen möchtest. Ich weiß, dass du eine gute Jedi sein möchtest aber diese Galaxis ist voller Gefahren für Jedi, die noch nicht soweit sind," versuchte sie mit einfachen Worten, die junge Frau zu überzeugen. "Zumal du uns nicht hättest belauschen sollen," sagte Saanza mit einem scherzhaften Unterton, strahlte dabei und legte die Hand auf die Schulter von Mytria."Ich habe euch nicht belauscht," schimpfte Mytria abwehrend, obwohl sie selbst genau wusste, dass sie es getan hatte. Saanza blickte Mytria ernst an. "Du bist noch nicht soweit!" Mytria verzog ihr eifrige Mimik in ein schmollend-mauliges Gesicht. Sie wollte auf diese Mission gehen, um sich zu beweisen. Endlich zu beweisen, dass sie auch für das Gute einstehen konnte. Mytria wollte eine Jedi sein. "Meisterin, ich bin... ich bin....," versuchte die junge Frau Worte zu finden aber stolperte über ihre eigene Emotion. "Du bist noch nicht soweit," wiederholte die Ausbilderin aber verzichtete auf den Ernst in Stimme und Ausdruck. Saanza nahm die Hand zurück, blickte zum Brunnen in der Mitte des Gartens. "Ich bin vielleicht nicht soweit aber ich kann auf dieser Reise etwas lernen. Etwas über unsere Vergangenheit. Ich möchte ja auch nicht alleine gehen", versuchte Mytria eine andere Strategie. Sie wollte auf diese Mission gehen; egal, was andere dachten.

Mytria atmete schwer ein und aus, mit ihren eigenen Gedanken kämpfend. Sie hasste es zurückgesetzt zu werden. In ihrer eigenen Vergangenheit war sie oft zurückgesetzt worden und musste sich vielerlei gesellschaftlicher Fallstricke erwehren. Nicht nur die Erinnerung an die Hänseleien, ihre Erfahrungen in ihrer Schulzeit, sondern auch die Erfahrung mit ihrer Machtsensitivität, die sie fast ihr ganzes Leben dazu gezwungen hatte, sich zu verstecken. Mytria wollte nicht mehr diese Cheerleaderin sein, die sich zwanghaft anpasste. Nicht mehr die Frau, die allen Erwartungen genügte, um nicht zurückgesetzt zu werden. Sie wollte endlich etwas eigenes finden. Etwas, was ganz aus ihren Handlungen geboren war und nicht nur eine Wiederholung oder Kopie eines außenstehenden Wunsches. Saanza seufzte leise, lächelte aber gewohnt vertrauensvoll, da sie Mytria sehr wohl kannte und verstand. "Vielleicht hast du sogar recht," meinte die Ausbilderin.

"Ich werde mit den anderen Ausbildern reden." Saanza nickte Mytria zu, die freudig strahlte und sogar einen kleinen Luftsprung machte. In der Tat war Mytria endlich zeigen zu können, dass wirklich eine Jedi aus ihr werden konnte. "Aber bitte belausche uns nicht mehr," warnte Saanza fürsorglich und grinste. "Aber nun gehen wir erstmal etwas Essen und dann müssen wir noch ein paar Gespräche über die lebendige Macht führen. Du hast bald Prüfung," sagte die Ausbilderin, während Mytria in einer merkwürdigen Mischung aus Freude und Enttäuschung brummte. Eigentlich wollte sie jetzt ihre Sachen packen und überlegen, was sie für die Mission brauchte. Ganz entkommen konnte sie ihrem alten selbst nicht, so dass ein oder zwei Gedanken an das passende Outfit gingen, welches sie zusammenstellen wollte. Sollte sie Robe tragen oder doch eher zivile Kleidung? Kurz war ihr Geist damit gebunden, bevor ein Windstoß ihr eine Haarsträhne ins Gesicht wehte, die sie aus ihren Gedanken riss. "Ja, gerne," antwortete sie. Beide verließen den Garten.

Am nächsten Tag erwachte Mytria voller Tatendrang. Nachdem sie sich fertig gemacht hatte, eilte sie hinaus in den Korridor und dann in den großen Hof. Sie blickte sich um und suchte Saanza. Schließlich fand sie diese auch im Garten meditierend vor. Mit großen Sprüngen hüpfte sie dieser entgegen. Ihre Schritte waren alles andere als bedächtig und auch die Absätze ihrer Stiefel erzeugten auf dem Sandsteinboden bei jedem Sprung einen Ton. Saanza wurde also unsanft aus ihrer Meditation gerissen, auch da Mytria laut ihren Namen rief. Die Ausbilderin seufzte, holte Luft und stand andächtig auf. "Ja, Mytria?" - fragte sie, als die freudige Schülerin stehen blieb. Mytria nickte mehrmals, bevor sie in einem Redeschwall über Saanza hereinbrach: "Ihr habt gesagt, dass ihr mit den Ausbildern reden wollt? Habt ihr das getan? Wirklich? Ich freue mich so! Das wird toll! Endlich eine Mission! Davon hat Meister Skywalker doch immer berichtet..." Mytria machte keine Pause, wirkte übereifrig und gestikulierte wild mit ihren Händen. "... Jedi reifen ja mit ihren Aufgaben. Ich brauche auch Aufgaben. Gute Aufgaben. Das wird so toll. Endlich etwas für die Galaxis tun. Endlich überhaupt etwas tun. Wenn ich nur daran denke, dass wir eine Mission ausführen. Ich bin so aufgeregt. Danke, danke!" Saanza wirkte peinlich berührt, versuchte den Worten zu folgen und nutzte dann eine Atempause von Mytria für eine Antwort. "Ja, du darfst auf diese Mission gehen. Wir möchten sogar, dass du etwas über uns Jedi lernst," sagte die Ausbilderin aber bevor sie weiter sprechen konnte, schien Mytria so glücklich zu sein, dass sie garnicht mehr zuhörte. Ihr breites Grinsen, die übermäßig freudig strahlenden Augen funkelten und der schief zur Seite geneigte Kopf offenbarten dies. "Da dich aber kein Ausbilder begleiten kann und wir die Mission bewertet haben, stellen wir dir einen Droiden an die Seite, der auf dich aufpassen wird," erklärte Saanza der scheinbar abwesenden Mytria. Die Ausbilderin wartete einen Augenblick. "Mytria?" - fragte sie. Mytria selbst orientierte sich erneut, versuchte sich wieder im Moment zu etablieren und nickte.

"Gut, wir stellen dir einen Droiden, der dich begleiten wird. Er wird dir Ratschläge geben und die Fähre fliegen," erklärte sie abermals. Mytria nickte mit einem betont ernsten Gesicht. "Ich verstehe," gab sie von sich, grinste dann aber wieder. Endlich konnte sie sich beweisen. Was Mytria nicht wusste war, dass die Ausbilder sich geeinigt hatten, dass Saanza auf einem Schiff in der Nähe bleiben würde, um die junge Anwärterin zu beobachten und bei Gefahr einzugreifen. Mytria sollte in der Tat ihre erste Mission erleben aber nicht ohne Sicherheitsnetz. "Wann breche ich auf?" Mytria kratzte sich am Kopf, wirbelte ein paar Haare umher und blickte Saanza aufrichtig an. "Wenn du möchtest sofort," sagte die Ausbilderin. Mytria weitete ihre Augen, holte Luft und gab dann einen schrillen Ton der Freude von sich. "Ja!" Mytria umarmte Saanza aus einer Laune heraus und rannte dann in ihr Quartier zurück, um ihre Tasche zu packen. Hektisch warf sie vorallem zivile Kleidung hinein, da sie sich überlegt hatte, nicht sofort als Jedi erkennen zu sein. Es dauerte einige Minuten mehr. Diese Zeit nutzte Saanza, um ein Pad mit Instruktionen zu holen. Mit diesem stand sie dann wenig später in der Tür von Mytrias Quartier. Mytria selbst schulterte bereits ihre Tasche und war nicht mehr ganz als Jedi-Schülerin zu erkennen. "Hier auf diesem Pad steht alles, was du wissen musst, Mytria," erklärte Saanza und gab den pfeilschnellen Händen, die nach dem Objekt packten, jenes Pad. Mytria blickte andächtig darauf.

"Danke," sagte sie und blickte dann wieder auf. Ihre erste richtige Mission. "Der Bittsteller heißt Auron Seltano. Er ist auf ein Jedi Grab gestoßen. Bitte untersuche zusammen mit ihm die Fundstelle, dokumentiere alles, was dir wichtig erscheint und halte regelmäßig Kontakt. Der Droide wird dich immer begleiten," stellte Saanza noch einmal mündlich für Mytria die Mission zusammen.

"Ich verstehe," eiferte Mytria und hatte leider nur halb zugehört, denn die Vorfreude endlich eine Jedi-Mission zu erledigen, überschattete ihr Urteilsvermögen. Saanza hatte ein schlechtes Gefühl bei dieser Sache aber wollte Mytria auch Raum geben, sich als Jedi wiederfinden zu können. Ihr Eifer war ja mitunter auch etwas Gutes. "Ich bringe dich noch zum Shuttle. Dort wirst du auch Z17 treffen, deinen neuen Droiden," sagte Saanza ging dann vor und Mytria folgte, noch einmal im Vorbeigehen am Wandspiegel ihre Frisur zu kontrollieren. Sie wollte zumindest adrett aufbrechen. Ihre Robe hatte sie bereits zurückgelassen und trug tatsächlich ein zivileres Outfit, was leider nicht wirklich für eine Exkursion ausgelegt war aber auch nicht vollkommen fatal war. Eine Lederjacke über einem knallroten Oberteil mit einem weißen Schal, dazu eine weiße Hose und braune Stiefel. Abgerundet wurde ihre Erscheinung durch einen Funktionsgürtel mit diversen Ausrüstungsgegenständen, die aber nicht ganz zur doch recht zivilen Erscheinung passen mochten. Saanza mischte sich nicht ein aber konnte einen Kommentar nicht vermeiden: "Meinst du, dass dieses Outfit passend ist?" Mytria richtete ihren Seidenschal. "Doch, doch. Ich bin doch undercover...," sagte die Schülerin und lachte dann. "Vielleicht aber mir war danach," antwortete Mytria schließlich ehrlich. "Im Shuttle ist auch Überlebensausrüstung aber warte kurz," meinte Saanza und verschwand kurz auf dem Weg zum Landfeld hinaus in einem Lagerraum. Sie kehrte alsbald zurück und reichte Mytria einen Poncho in einem hässlichen Grau. "Du wirst ihn brauchen," ordnete Saanza an und Mytria blickte verstört auf das hässliche Teil. "Das Ding?" Mytria verstaute das Missionspad, welches sie wie ein Heiligtum getragen hatte, am Funktionsgürtel und griff etwas angewidert nach dem Poncho. "Ja," konterte die Ausbilderin. "Gut," sagte Mytria und rollte den Poncho zusammen. Sie würde ihn irgendwo im Shuttle entsorgen. Beide machten sich auf zum Landefeld auf, wo bereits Z17 wartete. Der Piloten- und Protokolldroide begrüßte Saanza und Mytria freundlich aber nicht sehr redegewandt. Seine Programmierung sah keine lange Gesprächsführung vor. Mytria warf ihre Tasche über die Rampe hinein in das Shuttle, blickte sich noch einmal um und umarmte Saanza noch einmal zum Abschied, bevor sie zusammen mit dem Droiden das Raumgefährt betrat.

~ Aktuelle Zeit auf Irkalla ~

Das zivile Shuttle durchstieß die Atmosphäre, hatte einen festen Kurs auf die übermittelten Koordinaten und landete recht schnell auf einer geeigneten Fläche. Mytria hatte auf dem Flug den armen Droiden mit allerhand unwichtigen Themen versorgt. Im Volksmund würde man sagen, dass sie ihn "zugetextet" hatte. Mytria war einfach voller Vorfreude, eifrig und gleichsam nervös. Sie hatte ja sonst keine Reisebegleitung außer den schweigsamen und funktionalen Droiden. Das Shuttle war gerade aufgesetzt, als sich die Rampe öffnete und Mytria mit einem großen Satz hinaustrat. "Ah!" Die junge Frau versank leicht im roten Sand und blickte schockiert in ihre Umgebung, da hier eigentlich nichts war. Sie hatte kein Gespür für die Natur, sondern hatte große Ruinen erwartet. Etwas, was etwas hermachte. Doch hier war in ihren Augen nichts. Nur Schmutz, welcher gerade ihre neuen Stiefel ruinierte. Mytria grummelte kurz, richtete ihre Lederjacke und stapfte missmutig in ihre Mission. Hoffentlich würde sie diesen Seltano bald finden. Wenigstens etwas echte Unterredung brauchte sie jetzt. Desinteressiert riss sie ihr Kom vom Funktionsgürtel. "Ist da jemand?" - schickte sie über die Nahbereichskanäle. Während sie weiterging, trat unweit von ihr aber etwas verspätet der Droide aus dem Schiff. Er folgte Mytria in einem gewissen Abstand. Mytria selbst fand tatsächlich das gelandete Schiff von Seltano, konnte es aber nicht identifizieren. Sie entschied sich, hier schlicht zu warten. Erneut sandte sie über die Nahbereichskommunikation: "Hallo?" Grimmig ging sie im Kreis und versuchte mit jedem Schritt den Staub von den schicken Stiefeln zu treten.
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#4
Irkalla, einige Tage später

Auron war mit den Früchten seiner Arbeit bislang nicht unzufrieden. Obwohl er keine essentiellen Fortschritte bei der Entzifferung der Jedi-Runen erzielt hatte, gelang es ihm doch, die Erforschung der Konstruktion zügig voranzutreiben. Seine Methoden stellten sich als äußerst effektiv heraus und hinterließen keine Schäden am Bauwerk, die den wissenschaftlichen Wert im Nachhinein mindern konnten. Es war immer wieder ärgerlich, wie viel Zeit er während seiner Studienzeit auf Zuruf seiner Professoren und Kommilitonen mit Zimperlichkeiten verschwendet hatte.
Nachdem Auron eines Abends die Antwort auf seine Anfrage an die Neue Republik am Holoterminal entdeckte, staunte er nicht schlecht. Es gab offenbar erstnhaftes Interesse an seiner Entdeckung. Ein Jedi würde sogar den beschwerlichen Weg nach Irkalla antreten, um sich selbst ein Bild vom Fund zu machen. Jegliches Profitstreben trat augenblicklich in den Hintergrund und so übermittelte er die notwendigen Koordinaten für die gefahrlosen Hyperraumsprünge. Die Chance die Geheimnisse des, mittlerweile als Grabmal identifizierten, Bauwerkes zu lüften und im Zuge dessen auch noch Informationen über die Jedi zu sammeln war zu verlockend.

Nichtsdestotrotz intensivierte der Abenteurer unmittelbar seine Anstrengungen, denn alles, was noch vor dem Eintreffen des Jedi in seine Hände fiel, würde sie höchstwahrscheinlich auch nicht mehr verlassen.
Es war ein reiner Glücksfall, dass Auron sich zum Zeitpunkt des Überfluges außerhalb des Grabmales aufhielt und die Ankunft der Fähre bemerkte. Einen Uplink zur Kommunikationseinheit seines Schiffes trug er nicht bei sich, so blieb dem Abenteurer nichts Anderes übrig, als seine laufende Untersuchung schnellstmöglich zu beenden. Während er den mittlerweile ausgetretenen Weg zum Frachtschiff zurücklegte, begann er sich Gedankenspielchen hinzugeben. “Wie so ein Jedi wohl aussieht? Was war an dieser so genannten Macht dran? Wie viele von ihnen gab es noch?“ Dutzende Fragen fluteten den Kopf Seltanos, bis er beinahe über eine Wurzel gestolpert wäre und sich entschied von nun an seine Konzentration auf den Wald zu richten.

“Sie ist noch so jung“, lautete der erste Gedanke Aurons, nachdem er das Gestrüpp durchquert und die exotische Frau vor seinem Schiff erspäht hatte. Er näherte sich ihr, trug einen dunklen Pilotenoverall und ein Shirt mit gut sichtbaren Schweißflecken. Die Temperatur war im Laufe der letzten Tage weiter angestiegen, weshalb der Weltraumgeborene sich, zumindest vorübergehend, von der Jacke verabschieden musste. Ein Grinsen huschte für einen kurzen Augenblick über die Lippen des Abenteurers, als er den bemerkenswerten Kontrast zwischen Hautfarbe der jungen Frau und den auf Irkalla vorherrschenden Rottönen bemerkte. “Freut mich, dass Sie hergefunden haben“, rief Auron und näherte sich ihr weiter. Er strich sich mit seiner linken Hand durch die leicht vom Schweiß verklebten Haare, überlegte kurz die andere zum Gruße zu reichen, unterließ es dann aber, da die üblichen Gebräuche der Frau schwer einzuschätzen waren. “Ich bin Auron Seltano. Sie gehören zu den Jedi, nehme ich an?“, lieferte er eine Begrüßung nach und musterte die außergewöhnlich gekleidete junge Dame einen Augenblick aus der Nähe.
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#5
Eine gefühlte Ewigkeit verging. Mytria war ungeduldig, denn diese Mission konnte sich als Reinfall entpuppen. Für sie war es bereits im Ansatz ein Reinfall, da das gewünschte Abenteuer nicht sofort eintrat und sie sich sogar ihre Stiefel mit diesem furchtbaren roten Sand ruiniert hatte. Wenigstens passte ihr rotes Oberteil zu dieser Welt, so dass sie in dieser Hinsicht wenigstens etwas beruhigt war. Noch konnte sie nicht ganz von erlernten Gedankenmustern lassen. Gelangweilt blickte sie auf den Boden vor sich und akzeptierte die ruinierten Stiefel hinsichtlich damit, dass sie begann mit ihren Absätzen und Fußspitzen Muster in den Boden zu kratzen, was im Anbetracht der leichten Oberfläche aus rotem Sand recht einfach war. Mytria war schnell gelangweilt und konnte wenig für sich auf dieser Welt entdecken, so denn die Sandmuster zumindest eine Beschäftigung waren. Sie presste Luft durch beide Nasenlöcher. "So ein Mist," brummte sie und unterbrach dann ihre Muster, um sich erneut umzublicken. Was hatte die Jedi-Ausbilderin immer gesagt? Geduld und Aufmerksamkeit. Mytria versuchte aufmerksam zu sein und ihre eigene Langeweile bei Seite zu schieben. Sie rang um Fokus und Konzentration, was ihr schlussendlich auch gelang.

Die Erinnerung an ihre Ausbildung half ihr, zumindest zeitweise ihre Prägung von Herdessa vergessen zu machen. Hier war sie nicht die sich stets verstellende und zum Überleben angepasste Cheerleaderin Mytria, die zwar beliebt aber auch eine Illusion war, sondern die Jedi-Schülerin Shanlo. Zumindest versuchte sie das zu sein. Mytria entdeckte etwas. Eine Bewegung, auch wenn es keine wirkliche Bewegung war; eher eine Wahrnehmung, die sie nicht zuordnen konnte. Weil sie ihre Konzentration geschärft hatte, hatte die Macht ein Nachsehen mit ihr und erlaubte ihr zumindest eine gewisse Eingebung, aus welcher Richtung Seltano erscheinen würde. Mytria war überrascht, dass sich diese Fähigkeit sofort zeigte und sie fast niederwarf. Es war ein merkwürdiges Gefühl, die Aura einer Person zu sehen oder zumindest irgendwie wahrzunehmen. Denn sehen konnte sie die Aura nicht. Ihr fehlten die Worte und Beschreibungsmöglichkeiten für diese Erfahrung. Es funktionierte einfach. Mytria lächelte aber mit dem Lächeln verschwand diese Wahrnehmung wieder. Sie hatte ihre Konzentration verloren. Immerhin wusste sie nun, aus welcher Richtung Seltano sie erreichen würde. Zumindest nahm sie an, dass es Seltano war. Sie baute sich im Versuch erhaben in dessen Weg auf.

Hektisch richtete sie ihre leicht verwirbelte Frisur, damit ihr Auftritt als Jedi aus ihrer Sicht perfekt war. Mytria versuchte ein intelligentes aber gleichsam aufmerksames Gesicht zu machen. Sie scheiterte daran, denn ihre Pose geriet eher in die einer Superheldin, die gerade in einem schlechten Holoroman irgendeine Welt gerettet hatte. Mit einer Hand an ihrer Hüfte und die andere sinnsuchend in den Horizont gerichtet. Ihre Augen, so schön sie auch waren, wirkten weit aufgerissen eher deplatziert und auch die wehenden Haare machten ihre Erscheinung eher lächerlich. Mytria bemerkte dies auch recht schnell. Schnell wickelte sie die Pose ab und wirkte dann eher entfremdet, da ihre neue Haltung seltsam verschlossen war, weil sie beide Arme vor sich verschränkte. Die Erwartungshaltung an sich und das was ein Jedi darstellen musste fiel ihr schwer, da sie immer noch Erscheinung für wichtiger hielt als wirkliches Sein. Sie gab das Posieren auf und verweilte schlicht mit den verschränkten Armen, bis sich tatsächlich eine Person näherte.

Er war verschwitzt, dreckig und in allem so entrückt von den Dingen, die Mytria wichtig waren, dass sie kurz zögerte. Dieser Arbeiter war der Kontakt, den sie aufsuchen sollte. Sie hatte jetzt einen Wissenschaftler mit Kittel oder einen strahlenden Archäologen erwartet, wie dieser coole Indiana Moons aus verschiedenen Holofilmen. Doch dieser Mann war in ihren Augen ein Wrack. Ihre Eitelkeit konnte sie für einen Moment nicht durchbrechen und ihre Gesichtszüge entglitten ihr. Ja, die Mission war für sie bereits ein Fiasko. Dennoch machte Mytria das, was sie einst auf Herdessa gelernt hatte, ein hübsches Gesicht, um ihre eigentlichen Gedanken zu verbergen. Sie lächelte mit einer angenehmen Unehrlichkeit, weil ihre Augen nicht mitlächelten. Trotzdessen rang sie sich ab, nicht gleich zu gehen. Ein Jedi flüchtete nicht. Sie glaubte das manchmal. "Ehm...," machte Mytria, strich sich nervös durch die Haare bis sie auch damit aufhörte. Sie wollte wirklich professionell erscheinen. "Ich habe hergefunden," wiederholte sie schlicht seine Worte und kam sich selbst dabei unglaublich dumm vor. Mytria war nervös. Die Mission dürfte nicht scheitern. Die Jedi verließen sich auf sie. Mytria kämpfte mit sich und überwand ihre eigene Eitelkeit und Selbstgefälligkeit, da sie sich an ihre Ausbildung erinnerte und im Herzen tatsächlich nicht böse war. "Ich bin Mytria Shanlo, Jedi-Schülerin," setzte sie die passable Begrüßung fort und kam sich erneut unglaublich dumm vor. Peinlich angeschnitten blickte sie auf den Boden vor sich, suchte dort nach Antworten aber fand tatsächlich nur Sand. Schnell erhob sie ihren Blick und lächelte weiter; einfach immer weiter lächeln, bis sich die Situation in Wohlgefallen auflösen würde. Ihr würde schon etwas einfallen. Irgendwie.
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#6

Nachdenklich analysierte Auron den Habitus der jungen, blauhäutigen Frau und gestand sich ein, dass sie so völlig anders war, als er sich eine Jedi vorgestellt hatte. Im Kopf des Abenteurers waren ihre Ordensbrüder strahlende Helden, große Kämpfer für die Ideale einer verlorenen Epoche. Mytria hingegen wirkte so zerbrechlich, unsicher und doch auf eine exotische Art schön. Vielleicht lag es daran, dass sie noch eine Schülerin war. Die Jedi rekrutierten ihren Nachwuchs aus allen Bevölkerungsschichten der Galaxis und bekanntlich fängt jeder einmal klein an.
Auron stellte sich jedoch die Frage, ob eine so junge Frau überhaupt in der Lage war seine Anstrengungen in irgendeiner Art und Weise zu unterstützen. Falls nicht bestand aber immerhin die Chance, mehr über diesen mysteriösen Orden in Erfahrung zu bringen.
Von Mytrias Lächeln angesteckt, entschied sich Seltano die erkannte Unsicherheit der jungen Jedi zu überspielen und die Konversation ungebremst voranzutreiben. “Dann herzlich willkommen auf der wunderschönen Welt Irkalla“, entgegnete Auron, riss seine Arme von sich und deuteten mit geöffneten Handflächen nacheinander in alle Himmelsrichtungen. “Ich muss mich bedanken, denn es ist wohl nicht selbstverständlich, dass ein Jedi einen so weiten Weg nur wegen eines archäologischen Fundes auf sich nimmt“, fügte er an und realisierte erst den Droiden, der sich langsam dem Schiff näherte. Der Abenteurer deutete in Richtung des – im Sonnenlicht glänzenden – Z17. “Gehört der zu Ihnen?“

Mytria fand Auron, trotz seiner merkwürdig versifften und schwitzigen Erscheinung, inzwischen etwas süß. Nicht, dass sie ihn mochte aber seine charmante Selbstdarstellung gefiel ihr. “Irkalla,” wiederholte sie mit leicht zusammengekniffenen Augen. Sie hätte das Memo doch besser lesen sollen. Leider war der Holoroman, den sie für die Reise mitgenommen hatte, deutlich spannender als dröge Archiv-Materie. Aber gut, jetzt wusste sie zumindest, wo sie sich tatsächlich befand. Mytria richtete ihr weißes Halstuch, welches sich im staubigen Wind der Welt leicht verschoben hatte. “Wir Jedi sind immer interessiert an Wissen,” teilte sie mit und tat bei fast so, als ob sie inzwischen eine echte Jedi war. Manchmal war Schein mehr als Sein. Mytria beherrschte die Kunst des Überspielens vielleicht nicht perfekt aber ein wenig. “Zudem habt ihr uns um Hilfe gebeten und wir Jedi helfen gerne,” sagte sie und blickte sich dann noch einmal um, als Seltano auf den Droiden aufmerksam machte. “Ah! Öh?” - Mytria war sichtlich überrascht, dass dieser furchtbar langweilige Droide ihr gefolgt war. Dabei hatte sie ihm doch etwas anderes gesagt. Die junge Frau grummelte und brummte leise. “Ja,” antwortete sie und versuchte lässig zu wirken, was ihr für einen Moment gelang, weil sie ihre Standposition leicht veränderte.

“Immer interessiert an Wissen...“, wiederholte Auron Mytrias Worte und nickte einige Male nachdenklich. “Das habe ich wohl mit den Jedi gemein“, fügte er schließlich seine Gedanken zusammenfassend hinzu und zuckte mit den Schultern. Anderenfalls hätte er seinen Fund einfach für sich behalten. Mit einem Laserschneider und jeder Menge Fantasie wären ihm zweifellos großartige Jedi-Souvenirs mit kreativen Hintergrundgeschichten für leichtgläubige Sammler gelungen. “Es scheint ein Grab zu sein. Zuerst dachte ich an ein Denkmal, aber mittlerweile würde ich einiges darauf verwetten“, erklärte der Abenteurer und strich sich mit der rechten Hand über sein Kinn. “Das Baumaterial für das Monument stammt vollständig von Irkalla hier und die Wände sind mit seltsamen Schriftzeichen übersät. Ich gehe von Jedi-Runen aus, deshalb habe ich den Kontakt auch ursprünglich aufgenommen“, rekapitulierte er einen Teil seiner jüngsten Erkenntnisse. Einige Informationen hielt er jedoch bewusst zurück, einerseits weil er sich nicht sicher war, ob es klug wäre, sein gesamtes Blatt so früh offenzulegen und andererseits, um zu sehen, wie eine Jedi an diese Probleme herangehen würde.

Immer noch gebannt von Z17, der sich nicht an ihre Absprache gehalten hatte, antwortete Mytria nicht direkt und ließ Seltano schlicht in die Leere sprechen. Mytria wusste stets genau, was sie wollte aber nie wirklich, was sie brauchte. Und sie wollte nicht, dass Z17 diese Mission mit seiner langweiligen Kontrollfunktion ruinierte. Grimmig presste die junge Frau ihre Augen zusammen. “Z17,” sagte sie mit verstörend erhöhter Stimme, fast schon böse und zürnend. “Ich habe dir doch gesagt, dass du beim Schiff warten sollst. Ich komme schon klar,” meinte Mytria und warf wütend eine Haarsträhne zurück, die in ihr Blickfeld gefallen war. Ihre besondere Haarfarbe reflektierte dabei auf eine schöne Art und Weise das Licht der Umgebung, so dass sich fast eine fließende Lichtreflektion ergab. Z17 - in seiner gesamten Erscheinung mechanisch und nicht hektisch - wartete bis Mytria ihre Sätze beendet hatte, blickte zu Seltano, wobei seine Maschinenaugen surrten. “Ich bin mit eurem Schutz beauftragt worden, Schülerin Mytria. Ich werde nicht von ihrer Seite weichen, Meisterin Jedi,” war die ohne sonderliche Höhen vorgetragene Antwort des Droiden, die aus dem Vocoder dröhnte. Scheinbar war dieses Modell nicht für herausgehobene Protokollanlässe hergestellt worden. Mytria selbst rollte mit den Augen, blickte wieder zu Seltano, den sie fast in ihrem Anfall von zurückgehaltener Frustration vergessen hatte. “Ehm,” versuchte sich die junge Frau zu retten und sich die Worte des Mannes ins Gedächtnis zu rufen. Irgendetwas, dass er mit den Jedi gemein hatte. Noch irgendetwas mit Runen und vielleicht noch einem Grab? Mytria dachte nach, grübelte, um sich einen Reim aus den Wortfetzen zu machen. “Ja,” war die Antwort, welche eine Brücke sein sollte, bis sie etwas gefunden hatte, was sie bedeutungsschwer vortragen konnte. Etwas, was diesen Seltano beeindrucken sollte. “Ich kenne mich aus. Ich glaube, dass diese Welt mal ein Jedi Außenposten war…,” sagte sie mit betont ruhiger Stimme, um die erhöhte und bohrende Stimme, die sie gegen Z17 gerichtet hatte, ungeschehen zu machen. Gut gemacht, Mytria! Sie hatte es tatsächlich geschafft, einen Allgemeinplatz so zu platzieren, dass sie wenigstens nicht direkt als diejenige auffiel, die keine Ahnung von Irkalla, Runen und Jedi-Gräbern hatte. Mytria versuchte sich mit einem betont schmalzig-süßen Lächeln herauszuwinden und blickte Seltano mit großen Augen, so dass ihre fast okkulte Augenfarbe sichtbar wurde, die auch ein eigenes Farbenspiel besaß.

Auron atmete tief aus, nachdem die Ankunft des Droiden Mytrias Aufmerksamkeit offensichtlich umgelenkt hatte. Die kurze Konversation bot nichtsdestotrotz einige bemerkenswerte Informationsfetzen. So erschien es ihm beinahe absurd, dass ein Droide über eine Jedi wachen sollte. Dass Z17 sich außerdem einen Befehl von ihr widersetzte, war erstaunlich. “Hallo Z17“, begrüßte Seltano die künstliche Intelligenz und erntete dafür ein anerkennendes Nicken. Generell hegte der Abenteurer – im Gegensatz zu vielen anderen Personen – eine gewisse Sympathie für Droiden.
Die nachfolgenden Erklärungen der blauhäutigen Jedi brachten Auron dazu, sein Gesicht in Falten zu legen. Zuerst wirkte es so, als hätte sie ihn gar nicht richtig zugehört, doch dann schien sie plötzlich sehr überzeugt. Seltano biss sich nachdenklich auf seine Unterlippe, während er versuchte aus den Worten Mytrias schlau zu werden. Ein Jedi-Außenposten. Seltsam, der Tiefenscan hatte nur äußerst wenige Anomalien festgestellt, dieser Planet war zweifellos nicht oft von intelligentem Leben betreten worden. Es gab abseits von diesem Monument keine weiteren Bauten, kaum extraterrestrische Rückstände und dergleichen. Aurons Augen verengten sich zu Schlitzen, fixierten die eisblauen Gegenstücke Mytrias. Schließlich schüttelte er seinen Kopf. Trotz allem schien sie zu den Jedi zu gehören und wer wusste schon, wie sie lebten und woraus die Nutzung ihrer Außenposten bestand. “Vermutlich wäre es am geschicktesten, wenn wir uns die Konstruktion erst einmal aus der Nähe ansehen würden? Mittlerweile ist es mir auch gelungen in den Innenraum vorzudringen“, entgegnete Auron und versuchte den theoretischen Exkurs abzukürzen und wieder zurück an die Arbeit zu gelangen.

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#7
Mytria glaubte tatsächlich, dass sie Seltano von dem Umstand abgelenkt hatte, das sie wirklich nicht zugehört hatte. Etwas, was ihr zutiefst peinlich gewesen wäre, wenn es aufgeflogen wäre. Die junge Frau war zufrieden, denn so konnte diese Mission weitergehen. Eine Mission, die ihr selbst inzwischen viel bedeutete, da sie beweisen konnte, dazu zu gehören. Mytria betrachtete Seltano aufmerksam, wollte sich nicht erneut ablenken lassen und versuchte gleichsam ihre rudimentären Fähigkeiten, die sie im Praxeum studiert hatte, zur Anwendung zu bringen. Eine Jedi zeigte Achtsamkeit, versuchte mit Hilfe der Macht, Regungen und Gefühle zu deuten, und den bestmöglichen Weg auszuwählen. Der jungen Jedi Schülerin gelang es nicht, die Gedanken und Eindrücke von Seltano zu deuten. Und doch geschah etwas. Ein Gefühl des Vertrauens beschlich sie, eine ferne Zuversicht machte sich bemerkbar und sie vergaß für einen Moment, weshalb sie wirklich hierher gekommen war. Es schien fast so, als ob Seltano eine eigene Aura umgab. Mytria war erstaunt darüber, dass sie diese Aura, wie einen Schimmer wahrnehmen konnte.

Plötzlich begann vieles auf dieser Welt zu funkeln, zu schimmern und zu erstrahlen. Die Jedi hatte dies noch nie gesehen. Wie Geister zeigten sich Auren, wanderten umher, und vergingen in einem Lichtkegel am Horizont. Mytria lächelte staunend, während sich ihre Augen weiteten, um die Eindrücke zu erfassen. War es Seltano, der dies ausgelöst hatte? Die Anwärterin nahm nicht an, dass es Seltano war, sondern die Macht selbst. Hatte nicht Meister Skywalker darüber berichtet, dass alle Lebewesen strahlend und mit Licht erfüllt waren? Mytria verstand nicht, was sich dort abspielte und warum diese Welt in diesem Schimmer lag, der zwischen einem hellen Blau und einem satten Weiß lag. Die Jedi staunte einfach, ließ den Moment auf sich wirken, während eine blau leuchtende Gestalt aus dem Nichts erschien, auf die beiden zuging und mit einer Bewegung einen Gruß zum Ausdruck brachte.

“Seltano,” sagte Mytria leise, in der Hoffnung, dass dieser den blauen Geist auch sehen konnte. Doch der Geist war nur Mytria erschienen, unsichtbar für andere, wollte er sich nur der Jedi zeigen. Die Schemen wurden immer deutlicher und das Licht gab inzwischen Konturen frei. Es war eine mysteriöse Gestalt in einer Robe, die ihre Kapuze über ihr Haupt gezogen hatte. “Ich sehe etwas!” Mytria streckte ihre Hand nach dem Geist aus, der inzwischen direkt hinter Seltano stand. “Es ist bei dir…,” erklärte sie und trat, wie hypnotisiert, an Seltano vorbei, um dem Geist zu folgen. Dieser bewegte sich fast schwebend über den Boden und verschwand über einem alten Weg, der fort von der Grabungsstelle führte. Mytria rang mit ihrem Verstand, denn diese Erfahrung war nicht weltlich. Urplötzlich, so plötzlich, wie die Erscheinungen und das Schimmern gekommen war, war es auch wieder verschwunden. “Ich glaube nicht, dass wir uns diese Konstruktion anschauen sollten. Noch nicht. Ich fühle, dass wir diesen Pfad gehen sollten,” sagte sie überzeugt davon, dass ihre Wahrnehmung sie nicht getäuscht hatte. Saanza und Meister Luke hatten sie gewarnt, dass sich die Macht einem jedem anders offenbaren würde und meistens unerwartet. Sie deutete in die Richtung des verschwundenen Geistes. “Dorthin,” legte sie fest und das Staunen lag noch immer in ihren Augen.

Auron hob skeptisch eine Augenbraue, nachdem Mytria von der geisterhaften Erscheinung berichtet hatte. Natürlich hatte er sich überrascht umgesehen, versucht, selbst irgendetwas zu erkennen, war aber gescheitert. Der Abenteurer schüttelte ungläubig seinen Kopf. Ihre Art wurde von Sekunde zu Sekunde befremdlicher. Zuerst wirkte sie nur ein wenig verpeilt, was nach einem langen Flug und der Landung auf einer unbekannten Welt schon einmal passieren konnte. Aber das? Waren Jedi in der Lage Geister zu sehen? Seltano kratzte sich am Kopf. „Ich habe... nichts gesehen“, erklärte er mit fragendem Blick und sprach jedes der Worte ganz langsam aus. „Wissen Sie, das wirkt auf mich etwas... Seltsam“, offenbarte er schließlich Teile seiner aktuellen Gefühlslage und blickte nachdenklich in die Richtung, die Mytria als Ziel auserkoren hatte. „Meine Scanner haben dort drüben auch keine Anomalien festgestellt“, fügte er seufzend hinzu und musterte die junge Jedi einen Augenblick lang.

Mytria schüttelte kurz ihr Haupt, um wieder in die reale Welt zurückzufinden. Mit einem Prusten sortierte sie ihre Haare aus dem Gesicht fort. Noch war sie nicht ganz hier, wollte diese Erfahrung wiederholen, denn dieses Licht und dieser merkwürdige Zauber waren etwas völlig Neues für sie. Die Macht zeigte sich ihr erneut; mal wieder völlig unerwartet aber sie zeigte sich ihr. Mytria war dankbar und gleichzeitig neugierig, so dass sie Seltano nicht ganz verstehen wollte. Zwar deutete sie seine Reaktion richtig, dass er skeptisch war aber die Frau wollte es schlicht ignorieren, wie auch sein Kopfschütteln. Die Macht war überaus lebendig an diesem Ort. “Nein!” - rief sie lachend, fast feixend, als sie bereits einen kleinen Sprung auf den verlassenen Pfad machte. “Natürlich haben Sie das nicht,” sagte Mytria und machte eine einladende Geste. “Die Macht wirkt auf viele seltsam, die nicht glauben,” tat sie wissend und blieb dann am Anfang des Weges stehen. “Ich fühle, dass dort etwas ist, was auch für Sie bestimmt ist,” meinte sie. In der Tat ahnte sie, dass beide dort etwas finden würden, was für sie von Bedeutung war. “Vergessen Sie ihre technischen Geräte. Die Macht zeigt sich uns,” forderte sie vehement.

„Die Macht“, wiederholte Auron und atmete tief und ruhig aus. Er hatte im Laufe seines Lebens die ein oder andere Geschichte über sie gelesen. Letztlich war es höchst umstritten, ob sie wirklich existierte. Doch wenn es die Jedi gab – was bis vor etwa einem Jahr noch von vielen Lebewesen abgestritten worden wäre – dann musste es folglich auch die Macht geben. Oder nicht? Legenden über Lichtschwerter und diese seltsame paraphysikalische Kraft gab es jedenfalls zuhauf und somit dürfte zumindest ein Funken Wahrheit hinter all dem stecken. „In Ordnung“, befand der Abenteurer schließlich und begann mehrere Male zu nicken. Es wirkte, als hätte er noch damit zu tun, sich selbst zu überzeugen. „Ich vergesse meine technischen Geräte und lasse Ihnen heute die Wahl der Route“, fügte er an. Auron nahm daraufhin seinen Rucksack, den er vorhin abgelegt hatte zu sich und legte ihn um seine rechte Schulter. „Aber dafür erzählen Sie mir auf den Weg – wohin auch immer wir gehen – etwas über die Macht und die Jedi. Ich will nicht aufdringlich sein, doch der Gedanke daran Geister zu sehen wirkt auf mich ein klein wenig... abwegig.“

Mytria nickte vertrauensvoll. Sie musste tief in sich gehen, um an die Worte der Meister und Ausbilder zu denken, die ihr noch wenigen Monaten erst die Macht erklärt hatten; zumindest den Versuch unternommen hatten. Die junge Anwärterin versuchte die Worte fast eins zu eins wieder zu geben, damit sie nicht erneut einer Peinlichkeit aufsaß. Auch wollte sie gefasst, selbstsicher und wissend wirken. “Die Macht ist ein Energiefeld, was alle Lebewesen erzeugen. Es ist für sich ein Mysterium, welches die Jedi zu verstehen suchen, um allen Lebewesen der Galaxis zu helfen,” fasste sie unbeholfen viele Lehren zusammen und ärgerte sich dann selbst darüber, so dass sie schnell weitere Fragmente anfügte: “Dieses Energiefeld durchdringt und umgibt alles. Es hält die Galaxis zusammen. Manche sagen sogar, dass es das Schicksal der Galaxis lenkt. Wir Jedi glauben, dass das Universum eine Schöpfung der Macht ist und durch bedingtes Entstehen geformt ist. Alles ist, weil jenes ist.” Mytria war ein wenig Stolz auf sich, dass sie wirklich viele Lehrinhalte nicht vergessen hatte. Die Prüfung konnte kommen und die Schülerin des Jedi Weges, war sich recht sicher zu bestehen. Beide traten über den Pfad, welcher zu einem verrotteten Hain mit einer merkwürdigen Steinplatte im Boden führte. Die Steinplatte trug das Symbol des alten Jedi Ordens und schien seit Jahrtausenden hier zu liegen. In alten Schriftzeichen war etwas im Kreis um sie laufend geschrieben. Doch noch waren sie einige Schritte davon entfernt. Mytria ganz aufgeregt über die Jedi zu berichten, redete aufgeschlossen und freudig weiter: “Die Macht ist unser aller Schicksal, wie wir auch das Schicksal der Macht sind. Alles bedingt sich im Universum und jene Kräfte fließen, wie in einem Ozean zusammen, aus abermilliarden Zuflüssen. Jeder Stern, der über uns brennt, brennt nicht nur durch die Macht, sondern dadurch, dass es Leben gibt. Wir Jedi glauben, dass das Licht alles erfüllt und wenn dieses gesehen und erkannt wird, die Galaxis ein Besserer Ort wird.” Zwar hatte sie nicht alles korrekt wiedergegeben aber Mytria konnte wahrlich stolz auf sich sein, denn in diesem Augenblick hatte sie mehr erschlossen als in jeder Meditation bisher. Z17 folgte in einigem Abstand, war aber an seinem motorischen Schrittgeräuschen zu erkennen, die gut hörbar waren.
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#8

Auron lauschte den Worten der jungen Jedi nachdenklich und versuchte den – etwas auswendig gelernt wirkenden – Monolog aufzuarbeiten. “Ein Energiefeld“, wiederholte er in seinen Gedanken. Es gab eine Reihe von physikalischen Phänomenen, die auf Feldtheorien rückführbar waren, doch irgendwie schien sich diese Kraft vom Elektromagnetismus oder der Gravitation fundamental zu unterscheiden. “Es klingt als sprächen Sie von einer Art... Gottheit“, erwiderte der Abenteurer skeptisch. “Es wird mir langsam klar, warum Begrifflichkeiten wie Jedi-Religion und Jedi-Orden zur Anwendung kamen“, legte Auron seine Gedanken leise murmelnd offen.
Seltano war ein kritischer Geist und hatte schon einige Wunder der Galaxis mit eigenen Augen erblickt. Nichtsdestotrotz konnte er den Erklärungen der Jedi nur wenig abgewinnen. Sie klangen letztlich kaum überzeugender als die Kodizes der Schlangenpriester von Odun oder die Lehren dutzender anderer obskurer Kulte. Alle schienen sie gemein zu haben, dass sie auf der Suche nach einer universellen Wahrheit waren. Auron hatte kein Interesse an irgendwelchen Religionen, Gottheiten und übernatürlichen Wesen. So funktionierte das Universum aus seiner Erfahrung nicht: Stochastische und chaotische Prozesse alleine dominierten das, was allgemein als Realität bezeichnet wird.
Kopfschüttelnd setzte der Abenteurer einen Schritt vor den anderen, bevor er plötzlich stehen blieb. Der Untergrund fühlte sich beim Auftreten auf einmal fremd an. “Ich glaube... hier ist irgendetwas.“

Mytria zögerte, denn der Einwand von Seltano war durchaus - in gewisser Betrachtung und Perspektive - wahr. Doch hatte sie selbst die Macht nie als Gottheit betrachtet, sondern viel mehr als etwas Göttliches aber die Jedi hatten der Macht nie eine Persönlichkeit zugeordnet. Sie war einfach die Macht, die sich einer genauen Beschreibung entzog. Die junge Jedi dachte nach, denn es fiel noch immer schwer, alle Lehren in einen Einklang zu bringen. Auch für sie war jede Erfahrung mit und in der Macht völlig neu. Ein Teil von ihr wollte sich der Meinung des Seltano anschließen aber ein anderer Teil, wollte die Macht nicht bewerten oder beurteilen. Mytria war zerrissen und inzwischen wuchs der Zweifel daran, dass sie die richtige Frau für diese Mission war. Die Macht hatte sich ihr zwar offenbart aber konnte sie diese Offenbarung richtig deuten? Mytria blieb mit Seltano stehen, blickte sich überrascht um. “Wo?” Die Jedi hatte nicht sofort erfasst, dass der Abenteurer den Boden meinte.

Auron biss sich nachdenklich auf die Unterlippe und beäugte den umliegenden Hain konzentriert, ohne sich zu bewegen. “Unser Weg war mit Erde, Sand oder Schotter unterfüllt. Ab hier etwa..., er machte einige Schritte zurück und strich mit seiner Fußspitze etwas roten Sand zur Seite. Hierdurch offenbarte sich ein glatter, steinerner Untergrund. “Bewegten wir uns auf festem, geschliffenem Gestein. Mitten in einem solch seltsamen Waldstück.“ Der Abenteurer sank auf seine Knie nieder und begann unmittelbar mit den Handflächen Teile einer großen Steinplatte vom Sand zu befreien. “Helfen Sie mir bitte kurz, das alles wirkt... verdächtig“, forderte Auron seine Begleiterin auf, ihn bei der Freilegung zu unterstützen. Seine Neugierde war wieder geweckt und zweifellos musste das auf Mytria irgendwie eigenartig wirken. Doch so war er; stets einer plötzlichen Eingebung oder einem guten Gefühl folgend und auch heute würde es ihn nicht in Stich lassen: Die Steinplatte war nicht natürlichen Ursprungs.

Mytria wich überrascht einen Schritt zurück. “Wirklich?” In der Tat hatte sich der Untergrund verändert. Die Jedi folgte der Fußbewegung des Mannes, der etwas roten Sand zur Seite schob. “Wirklich!” Mytria zeigte sich neugierig und war sichtlich angespannt. Denn dieser Fund bedeutete möglicherweise, dass die Macht sie bewusst an diesen Ort geleitet hatte. Hier musste etwas von Bedeutung sein. Etwas, was sie finden sollte. Dieses Gefühl verfolgte sie bereits den ganzen Weg. Mytria sank jedoch nicht auf ihre Knie, um die gute (und immer noch modisch-ansehnliche) Hose nicht zu verschmutzen. Ganz konnte sie nicht von ihrer Rolle lassen und dieser rote Sand würde tatsächlich furchterregende Flecken auf dem weißen Stoff hervorrufen. Immerhin wollte sie dem Schicksal gutaussehend gegenübertreten. “Ich… möchte…,” versuchte sich die Frau ihre Eitelkeit und Schmutzvermeidungsstrategie zu erklären aber scheiterte, als die Forderung nach Hilfe tatsächlich zu ihrem Bewusstsein vordrang. Manchmal gab es Wichtigeres als eine saubere und modische Hose. “Ja,” antwortete sie und kniete sich zur Platte hinab. Mytrias filigrane Hand strich über die Platte, wobei sich einer ihrer Fingernägel an einem größeren Stein verfing. Sie grummelte leise als dieser den Nagellack abplatzen ließ. Während Mytria dies angewidert beäugte, offenbarte sich tatsächlich etwas. Als beide die Platte gemeinsam berührten, begann diese in einem sanften Violett zu glimmen. Das Jedi-Zeichen schien sich einem Hologramm gleich ab zu zeichnen. Mytria war perplex, zog ihre Hand schlagartig zurück und vergaß den beschädigten Fingernägel sofort. Dies war auch wichtiger. “Ich denke…,” wollte sie etwas sagen aber brach dann ab, als ihre großen Augen auf Seltano fielen. Sie wollte seine Reaktion abwarten.

Ein sanftes Grinsen formte sich auf den Lippen des Abenteurers, während er die Jedi-Schülerin aus den Augenwinkeln beim Arbeiten beobachtete. Sie stelle sich nicht sonderlich geschickt an, aber irgendwie fand er ihre quirlige und mädchenhafte Art doch sympathisch. Vielleicht gab es bei den Jedi nicht so viel praktische Arbeit, die erledigt werden musste. Das Lächeln erstarb aber auf seinen Lippen, als die Platte plötzlich zu glimmen begann; sofort stieß er sich mit beiden Händen ab und rettete sich auf die Beine. “Was zum...“, zischte er und konnte mitansehen, wie das Licht langsam wieder erlosch. Lumineszenz? Irgendeine versteckte Energiequelle, die bei Hautkontakt reagierte? Warum hatte der Tiefenscan sie nicht im Vorfeld feststellen können? Auron suchte Augenkontakt mit Mytria, war mit seinem sprichwörtlichen Latein vorerst am Ende. “Diese Symbole und Runen. Sie ähneln denen am anderen Monument. Haben Sie so etwas schon einmal gesehen? Was könnten sie bedeuten?“, stellte der Abenteuer nicht die Frage, die ihm eigentlich auf der Seele brannte. Aus Angst vor einer Antwort, die ihm möglicherweise nicht gefallen würde.

Etwas war merkwürdig. Mytria kannte dieses Gefühl. Dieses seltsame Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit, welches sie nicht immer fand aber immer dann auftrat, wenn sich etwas ereignete. Wenn sich etwas ereignete was von Bedeutung für sie oder andere war. Die junge Jedi verlor den Blick für Seltano, diesen neugierigen Schatzsucher, sondern konzentrierte sich ganz auf dieses Gefühl. Das Licht mochte erloschen sein und doch war dessen Wärme immer noch hier. Bei Mytria und Seltano zog einer warmer Wind auf, der sanft und nicht ruckartig die Präsenz von etwas ankündigte. Etwas, was nicht gesehen oder gehört werden konnte. Mytria erhob sich aus ihrer knienden Position, schloss im Stand die Augen und gab sich der Macht hin, die sich so bewusst selten zeigte. Die Jedi-Schülerin verstand die Runen nicht. Noch verstand sie viel von der Historie dieses Ortes aber dies war eigentlich auch nicht wichtig, denn die Jedi, die einst hier waren, sprachen durch die Macht an diesem Ort zu ihr. Ihr Unwissen war kein Frevel, sondern eher eine Gnade. Sie war offen für jede Wahrnehmung dieses Ortes, nicht fälschlich durch erlerntes Wissen geblendet. Mytria fühlte die Vergangenheit dieses Ortes. “Jedi,” sagte sie leise aber deutlich genug, dass Seltano es hören konnte. “Sie alle waren hier. Einst vor langer Zeit,” führte sie aus und schien ganz diesem Ort entschwunden, da sie ihre Augen nicht mehr öffnete und wie eine Säule auf dem roten Staub stand. Emotionen, Gedankenfetzen längst vergangener Zeiten, hagelten auf sie ein, die endlich sah; etwas in der Macht sah. Dieser Ort war umkämpft. Schemen zeichneten sich im Echo der Zeit ab. Kämpfe von ihr fremden Personen, die mit ihren alten Schwertern gegeneinander kämpften. Die Einwirkung schwächte sie, da die Gedankenfetzen und Emotionen schwerlich zu ordnen waren. Mytria wankte im Stand, hielt aber Position im Angesicht dieser Offenbarung. “Ein Kampf,” versuchte sie ihre Bilder zu beschreiben. “Die Jedi haben hier eine Gruppierung bekämpft,” versuchte sie ohne das nötige Wissen zu vermitteln. “Uralte Zeit und doch so neu, als ob es immer so gewesen wäre…,” sagte die junge Jedi mit Unverständnis und gleichsam Dankbarkeit. So schnell die Eindrücke gekommen waren, so schnell waren sie auch wieder entschwunden. Mytria riss ihre Augen auf und holte tief Luft. “Helft mir,” befahl sie selbstsicher; einmal in ihrem Leben war sie sich einer Sache so sicher. Das Gefühl blieb. Hier war etwas, was sie finden sollte. “Helft mir, bitte,” klagte sie und warf sich auf ihre Knie, um mit beiden Händen unter die Platte zu greifen. “Wir müssen die Tafel anheben…,” sagte sie und mit ihren glasig-schimmernden Augen flehte sie Seltano fast an.

Auron beobachtete Mytria, während sie – vergleichbar einem Medium aus alten Legenden – mit verschlossenen Augen vor ihm stand. Er hatte keinen Grund, ihr das alles zu glauben, es könnte sich genauso gut um ein kleines Schauspiel handeln. Eine theatralische Vorstellung um zu kaschieren, dass sie nicht in der Lage war die Runen zu deuten. Doch der Abenteurer fühlte tief in seinem Herzen, dass sie die Wahrheit sagte. Ihre Euphorie war beinahe greifbar. Er lauschte jeden ihrer Worte gespannt, hätte diese Eindrücke so gerne selbst wahrgenommen. Sein ganzes Leben war er von Geschichten fasziniert gewesen und diese junge Jedi verfügte scheinbar über die Fähigkeit, sich Teile der Vergangenheit vor Augen führen zu können.
Nichtsdestotrotz vermochte er einige Aspekte der Erzählung nicht zu erklären. Wenn es hier große Schlachten gegeben hatte, wo waren dann die Relikte des Kampfes? Es gab weder Raumschifftrümmer noch zurückgebliebene Gerätschaften. Was für Armeen standen sich hier gegenüber und vor allem wann?
Mytria erwischte den Abenteurer bei ihrer Bitte nach Unterstützung tief in seinen Gedanken, weshalb er sie zuerst für einen kurzen Augenblick nur überrascht anstarrte. “Mhm? Oh. Ja. Natürlich, tut mir Leid“, entgegnete er dann und schüttelte leicht verlegen seinen Kopf, bevor er sich auf die Knie sinken ließ. Es war bemerkenswert, wie sich das Verhalten der Jedi verändert hatte. Ihr Angriff auf die Steinplatte enthielt keine Spur von Zimperlichkeit mehr. Auron entfernte mit seinen Fingerspitzen und -nägeln noch Teile von Sand und Erde an der Kante der schweren Tafel, um sich feste, zugängliche Punkte für das Anheben zu schaffen. “Drei, zwei, eins“, zählte Seltano hinab, um die gemeinsame Kraftaufbringung zu koordinieren. Sein Gesicht verfärbte sich passend rötlich zur Umgebung, als er versuchte, möglichst viel Stärke aus seinen Beinen und Rücken für den Kraftakt abzurufen. Die Steinplatte begann sich spürbar zu lockern, doch saß noch zu fest, um sie zur Seite zu schieben oder gar zu kippen. Auron und Mytria pausierten kurz, keuchten und sahen sich tief in die Augen. “Bevor der Droide da ist, müssen wir es geschafft haben“, witzelte er und legte seine Finger wieder an die Platte. Nach einem weiteren Anlauf gelang es ihnen die Tafel einige Millimeter anzuheben und mit viel Mühe zur Seite zu drehen. Nun galt es sich die Finger nicht einzuklemmen. Mit einem dumpfen Geräusch landete die Platte am Boden. Auron wischte sich die Schweißperlen von der Stirn und strich sich tief ausatmend durch das Haar. Sein Blick fiel auf einen freigelegten, etwa zwei Meter langen Metallbehälter. Er enthielt keinerlei Runen, war eher spartanisch konstruiert. “Ein Sarg?“, mutmaßte der Abenteurer und ließ seine Hand sanft über das glänzende Material gleiten.
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#9
Es kostete einen Kraftakt, die Platte anzuheben. Der Scherz von Seltano verhallte ungehört, da die junge Frau all ihre konventionellen Kräfte aufbringen musste. Ihre Eitelkeit, ihre gemachten Nägel und auch die saubere modische Kleidung waren vergessen im Angesicht dieser schweren Aufgabe. Die Steinplatte bewegte sich schließlich und gab den Blick auf ein neues Objekt frei. Erschöpft und nach Luft suchend blickte sie Seltano in die Augen, welcher mit ihr die Platte angehoben hatte. Eine kurze Pause im Angesicht der Entdeckung. Schließlich entschied sich Mytria einen Blick hinab zu wagen. Ihre Haare waren zerzaust, der hübsche Glanz verflogen und auch ihre Gesichtsfarbe schien an Farbe verloren zu haben. Staunend aber vorsichtig blickte die Schülerin schließlich in die einst verdeckte Grube hinein. Mytria war sich nicht sicher. Sie kannte dieses Objekt nicht, noch dessen Typ. Der Vorschlag von Seltano erschien glaubwürdig, wenn nicht sogar sehr plausibel aber etwas in ihr widersprach diesem Vorschlag. Es war wieder dieses Gefühl, welches sie oft leitete. “Es ist etwas anderes,” antwortete die Jedi achtsam. Sie wollte keine Geister erwecken, sofern es denn ein Sarg war. Zudem war diese Vorstellung sehr gruselig. Mytria wollte keinen Sarg öffnen. Auch weil sie sich entfernt an die Worte von Saanza erinnerte, dass auch Tote ihre Ruhe verdient hatten. Würde im Umgang mit dem Leben und dem Tod war ein Grundprinzip der Jedi. “Ich weiß nicht, was es ist…,” zweifelte sie und blickte fragend zum Experten in Ausgrabungswesen. Sie war dankbar für seine Anwesenheit, denn trotz der kurzen Zeit der Zusammenarbeit hatte sich ein gewisses Vertrauen eingestellt. Mytria mochte diesen Mann irgendwie. Zumindest wusste er, was er tat und konnte mit anpacken. Nicht, dass dies ohnehin klar gewesen wäre aber nun sah auch Mytria dies. Etwas an Seltano … passte nicht mehr ins Bild, als sie ihn betrachtete. Seine Aura glimmte leicht, wie ein wachsendes Kerzenlicht. Mytria kniff zweimal die Augen zusammen, um sich sicher zu sein, dass es kein Sehfehler war.

Nachdenklich strich Aurons Hand vorsichtig über die Oberfläche des geheimnisumwobenen Behälters. Je mehr Staub er zur Seite wischte, desto stärker glänzte die Struktur im Sonnenlicht. „Keine Patina“, murmelte der Abenteurer vor sich hin und klopfte einmal sanft mit seinen Fingerknöcheln gegen das Gefäß. Der Nachhall war dumpf und metallisch. Das Fehlen einer Korrosionsschicht deutete darauf hin, dass es sich um ein sehr edles Material handelte. Letztlich folgte nicht der Funke einer Reaktion von innerhalb, was Seltano aber ohnehin nicht erwartet hatte. Wiederauferstehende Tote waren eher der Stoff für minderwertige Holoromane. „Ihr habt einen Kampf erwähnt“, sagte er und atmete tief aus. „Könnte es nicht doch eine Art Sarg sein? Die von mir untersuchte Konstruktion enthält auch alle Anzeichen für ein Grabmal“, legte Auron seine Gedanken nochmals offen, während er den Schmutz von seinen Fingern am Overall abwischte.

Das Gehirn des Abenteurers beschäftigte sich mit weiteren möglichen Gründen, einen solchen Behälter zu vergraben. Es könnte sich um irgendwelche Erinnerungsstücke oder Vorräte handeln, die man verstecken wollte. So recht vermochten diese Varianten Seltano aber nicht zufriedenzustellen. Die Lösung für sämtliche Gedankenspiele lag allerdings vor ihm. Er würde das Gefäß öffnen, je nach Möglichkeit händisch und ansonsten maschinell. Der Droide war ohnehin nur noch einige wenige Meter von ihnen entfernt, möglicherweise verfügte er über die entsprechende Ausrüstung. Auron blickte schließlich etwas gedankenverloren von der Grube auf und schüttelte leicht seinen Kopf, während Mytria ihn eindringlich beobachtete. „Ist irgendetwas?“, entgegnete er mit einem Grinsen im Gesicht.

Mytria überlegte und sein Grinsen machte es ihr nicht leichter. Ihre Gedanken waren hektisch, sprunghaft und konnten sich nicht ganz im Moment wiederfinden. Zu vieles ging ihr durch den Kopf. Nicht nur, dass sie nervös war, sondern allein der Umstand, das sich die Macht hier offen zeigte. Die Macht hatte sich ihr selten so offen gezeigt. Die junge Frau war zwar gewissermaßen stolz darauf, dass sie die Macht so wahrnehmen konnte aber es machte ihr auch Angst. Zu gut wusste sie um die dunkle Seite und wie schnell diese aufkeimen konnte, wie eine böse Saat, die in den Tiefen der Macht verborgen war.

Es kostete nicht viel und man wurde zu einem Monster. Mytria glaubte fest an die Warnungen der Jedi und wollte nicht noch einmal in dieser frostigen Kälte versinken, die sie gespürt hatte, als Lee diese schreckliche Tat vollbracht hatte. Immer noch war er dies unverständlich, wie ein gutherziger Mann, wie Lee, so weit fallen konnte. - Und genau dieser Gedanke ließ sie zögern. Ihre Ungeduld und Hektik wandelte sich in ein klares Gefühl der Angst, welches durch jeden Gedanken kroch. Die dunkle Seite war heimtückisch, gefährlich und lauerte überall. Auch hier. Auron konnte es nicht wissen, nicht spüren aber diese Angst wurde wieder realer für Mytria. Ein schwarzer Nebel schien über den Boden zu kriechen, wie aus dem Nichts beschworen und materialisiert. Nein, er war nicht für Auron hier, sondern um sie zu holen. Kleine Blitze im Nebel ließen ein Knistern zurück, ein fernes Rauschen, welches sich in ein Dröhnen wandelte. Tausende Stimmen schrien in Agonie und Leid auf, forderten Verzweiflung und Wahn. Nein, die Jedi Geister wollten ihr dieses Objekt nicht zeigen, sondern sie warnen. Es war eine Warnung, glaubte Mytria und lag falsch. Mytria riss die Augen weit auf, wollte schreien aber ihr Mund blieb fest verschlossen. Aurons Worte drangen nicht zu ihr durch.

Mytria war wieder in diesem Frost gefangen, der so mächtig war, dass sie sprach- und regungslos war. Die dunkle Seite manifestierte sich und aus dem Nebel erhoben sich schattenhafte Figuren, die Körper formten, die ziellos umher wanderten. “Sie sind hier,” jappste sie wirr. “Dieser Ort ist verflucht,” meinte sie, endlich den Frost, der sie gefangen hielt, zerschmetternd. “Der Kampf,” wiederholte sie abwesend. Ihre Augen waren fest auf die Wanderer gerichtet. “Ihr seht es nicht?” Mytria konnte nicht verstehen, warum sich gerade ihr diese Offenbarung zeigte. Für sie war es eine Offenbarung, die sie zutiefst erschütterte. “Ich denke, dass die alten Jedi hier etwas versteckten… Etwas versteckten,” sagte sie, zitternd, da die Kälte alle Wärme zu vernichten schien. Mühsam versuchte sie den Nichtgesichtern der dunklen Gestalten auszuweichen, die Auron nicht sehen konnte. Wieder blickte sie auf den Abenteurer, dessen Aura immer heller schien.

Der dunkle Kontrast schuf Klarheit, dass Auron vom Licht umgeben war. Ein schimmernd blaues Licht war hier bei ihm, schützte ihn und auch Mytria, die jenes Licht nun auch an sich bemerkte. “Wir müssen es ... öffnen,” kam ihr in den Sinn, wie ein fremder Gedanke, der eine klare Eingebung war. Es war ein Gefühl, dass dieses Gefäß, die Dunkelheit vertreiben würde. “Es gibt die Macht! Glaubt,” forderte eine wunderschöne Stimme aus der Ferne ein, die mit einem Lichtstrahl durch die Dunkelheit fiel. Mytria reagierte widersprüchlich aber war sich sicher, dass sie sich mit dem Objekt geirrt hatte. Die dunkle Seite wollte sie daran hindern, das hier zu finden. - Und auch Auron konnte diese Stimme in seinen Gedanken hören, die auch ihn aufforderte. Eine Stimme, die seinen Glauben forderte.

Mytria blickte zum Lichtstrahl, der direkt auf das Artefakt fiel. Sie legte ihre Hand in den Strahl und das Objekt öffnete sich mit einem lauten Knacken und Zischen. Zwei Gegenstände lagen darin, die in einen einfachen grauen Stoff eingewickelt waren. Mytria blickte über die beiden Klappen, welche zur Seite gesprungen waren, hinein, denn die Neugier siegte über Angst. Der leicht zerfallende Stoff gab an beiden Enden jeweils einen Knauf zu erkennen, der auf zwei Schwerter oder Waffen schließen ließ. Die Knäufe trugen das Symbol des alten Jedi Ordens. “Hoffnung vertreibt die Dunkelheit,” erklärte die fremde Stimme aus dem Licht, bevor das Licht verschwand und Mytria ratlos zurückließ. “Habt ihr das gehört?” - fragte Mytria, den Versuch unternehmend, die finsteren Geister, die sie umkreisten, zu ignorieren. Die junge Jedi wirkte zwar überzeugt aber auch ein wenig verloren.

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#10

Einstiegspost


Neugierde. „Du musst also Irkalla sein.“
Eifrig. „…Jedi reifen mit ihren Aufgaben!“
Ehrgeiz. „Um den Rest kümmere ich mich.“
Das Gleichgewicht verschiebt sich!

Es war das Bo’ash’be [die Macht] die Feenare rief. Denn etwas schien sich zusammen zu brauen, doch war es nicht so einfach gewesen etwas über Irkalla herauszufinden, aber die Tatsache, dass es uralte Legenden um die alten Je’daii gab, war ebenfalls schon Grund genug gewesen sich auf den Weg dorthin zu machen. Die Recherchen über den genauen Standpunkt dieses Planeten dauerten einige Tage und als Feenare immer hibbeliger wurde, war es wie ein Glücksfall, als sie ein von einem Piloten die genauen Hyperraumrouten nach Irkalla erhielt. Dieser war ein alter "Glücksjäger", wie er sich nannte, und habe diese Koordinaten erst vor kurzem selbst erhalten, aus einer Nachricht die er erhielt. Feenare war überaus dankbar über die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, dieses Shem [kurzlebige Rasse]. Doch bevor sie ihn anständig vergüten konnte, war er verschwunden, darum hoffte sie ihn irgendwann wieder zu sehen.
Seit dem Fall des Imperiums, dessen emotionaler Zeuge sie geworden war, hatte sie sich mehr mit den alten Legenden und Sagen beschäftigt, die sich um das Bo’ash’be [die Macht] drehten. Meist auf eigene Faust, denn sie ließ sich dabei von ihrem instinktiven Gefühl leiten und dem Ben’duu [Gleichgewicht]. Selbstverständlich hatte sie schon von Luke Skywalker gehört und einiges wusste sie ja bereits aus ihren Visionen von ihm, doch bisher schien es nicht der Wille des Bo’ash’be [die Macht] gewesen zu sein, sich persönlich zu treffen. Selbst jetzt führte ihr Pfad eher weg von ihm, als auf ihn zu und sie würde diesem Pfad weiter folgen. Wer weiß wo er enden wird.

Feenare hasste Raumschiffe, doch sie musste diese Transportmöglichkeit nutzen, wenn sie ihren Weg weiter gehen wollte. Dafür heuerte sie einen Piloten und dessen Bruder an. Schmuggler, die es verstanden, nicht auffällig irgendwo hin zu fliegen. Sie vertraute am Anfang den beiden Devaronianer, denn sie schienen offen und ehrlich rüber zu kommen, also gab sie ihnen die Koordinaten Hyperrraumrouten. Während sie in dieser Aea’s [Sternenschiff] versuchte, sich nicht ständig zu übergeben, da sie sich einfach nicht daran gewöhnen konnte dieses kalte Metall, um sich zu spüren, wurde Feenare oft von einem der Brüder belästigt. Er kam ihr dauernd unangenehm näher und wurde oft sehr neugierig. Vor allem das Stück Holz an ihrem Gürtel, den Feenare zwar oft versuchte unter ihren Umhang zu verstecken. Doch sie konnte nicht ununterbrochen darauf achten in ihrem Zustand. Ihr Je’hala [Lichtschwert], mit dem sie immer besser umzugehen lernte, dank ihrer alten Ausbildung bei den Ben’hala [Jäger], war ein Symbol zu ihrer Verbindung zur Macht geworden. Wie es die meisten in der Galaxie nannten.
Es war, als sie in den Orbit von Irkalla eintraten und sich Feenare sehr freute endlich wieder die Au’lea [Natur] eines lebendigen Planeten, um sich zu spüren, als die beiden Brüder ihre Waffen zogen.
„Ihr seid ein Jedi, nicht wahr? Ihr wisst ja gar nicht was ein Jedi in einigen Gebieten der Galaxie für eine hohe Summe an Geld einbringen kann. Vor allem eine solche Schönheit wie ihr.“ Die beiden kicherten auf eine sehr seltsame Art und Weise. Feenare seufzte, ihr war etwas Ähnliches schon einmal passiert. Sogar mit ähnlichen Worten, nur damals ohne die Behauptung sie sei ein Je’daii. Irgendwie war dieser Punkt sogar ein Kompliment gewesen, schließlich galten die Je’daii immer als ein leuchtendes Beispiel für Wesen, die das Bo’ash’be [die Macht] spüren und nutzen konnten. Doch hatte sie gerade keine Wahl, ihr Arl’hala [Kampfstab] war zu sperrig für die Enge dieser Blechbüchse und mit ihm konnte sie keine Blasterschüsse abwehren. Auch wenn sie diese Technik noch nicht sonderlich gut beherrschte, war es besser als gar keinen Schutz. So zog sie ihr Lichtschwert. Das dunkelgrüne Leuchten und das blitze durchzuckende Summen, gab dem kalten Metall doch noch eine Art von Natürlichkeit.
„Auch wenn mich eure Worte ehren, bin ich keine Je’daii. Ich bin eine Ben’hala der Da’ish. Ebenso seid ihr nicht meine Fal’es, darum lasst mich, wie vereinbart gehen.“ Sie behielt einen ruhigen und liebevollen, sogar fast süßlichen Ton bei. Ihre Erfahrungen hatten sie gelehrt, dass gerade Hal’lin [Männer] sich dadurch beschwichtigen lassen konnten. Doch erkannte sie gerade eher eine gewissen Verwirrtheit in den Blicken der beiden gehörnten Devaronianer. Der Druck in den umgebenen Wogen der Macht erhöhte sich, sie konnte es ganz leicht wahrnehmen und hob instinktiv ihre grüne Klinge. Es schien so, als ob der jüngere der beiden, obwohl man das Alter nicht wirklich erkennen konnte, versuchte sie an der Schulter zu treffen. Der Schuss prallte, an der Klinge ab und flog als mehrfacher Querschläger durch das halbe Schiff. Jetzt erst wurde ihr klar, wie dumm dies alles gewesen war, in dem engen Raum des Schiffes, welches wirklich nur für maximal fünf Personen geeignet gewesen war, ihr Je’hala [Lichtschwert] zu benutzen. Nicht nur schien der Querschläger irgendetwas in der Pilotenkanzel getroffen zu haben, sondern auch ihr instinktiver Schwung mit der Klinge hatte in der Decke des Schiffes, irgendwelche Verbindungen und Rohrleitungen durchgeschnitten.

Funken und Dampf stießen mit solch einer Wucht durch das Schiff, dass alle drei nach hinten geworfen wurden. Die Brüder fluchten nur etwas in ihrer Heimatsprache und rannten beide, Feenare schon vergessen, zur Pilotenkanzel. Überall ertönten Alarmsirenen und schrille Pieptöne. Es war nicht ihre klügste Aktion gewesen, doch schien es irgendeinen Zweck gehabt zu haben, dafür vertraute sie der Macht zu sehr, auch wenn es ihre eigene Unfähigkeit gewesen war. Ihr Je’hala [Lichtschwert] hing nun wieder abgeschaltet an ihrem Gürtel an der Hüfte, als sie versuchte den Abstand zwischen sich und den heißen Dämpfen der Kühlleitungen, zu vergrößern. Der einzige Ort, den sie fand, war eine kleine runde Ausbuchtung am Ende des engen Ganges. Das Schiff wurde mehrfach durchgeschüttelt und ein Schott, dass diese Ausbuchtung, in der gerade mal sie allein drin Platz hatte, sie vom Rest des Schiffes trennte, schloss sich. Sie fluchte, als Feenare immer wieder durch mehrere Erschütterungen, gegen die Metallwände geworfen wurde. Ihre Gedanken schwankten zwischen, wie dumm sie gewesen war, von ihren Überlebenschancen bis hin, wie viele blaue Flecke ihr Körper bald bedecken würde. Als sich die Bewegungen stabilisierten, konnte sie endlich durch ein kleines Bullauge sehen, dass die Kapsel, in der die rothaarige steckte, gerade auf den Planeten zuraste und sich von dem kleinen Frachter entfernte. Der just in dem Moment in einer Wolke aus Feuer und Metall trümmern explodierte. Feenare war geschockt. Ka’all! War ich das etwas gewesen?
Lange konnte sie sich aber keine Gedanken darum machen, denn ihre kleine Kapsel raste auf Irkalla zu und sie hatte keine Ahnung wie sie diese steuern konnte. Hektisch und ohne Plan, drückte Feenare, Tasten und Schalter. Sie bemerkte keine Unterschiede egal was sie tat, doch als dann auch noch die kleine Druckwelle der Explosion die Kapsel erfasste, verlor sie jegliche Kontrolle. Ben’duu, bitte sei mir hold. betete sie in Gedanken während sie einfach ihre Augen schloss.

Eine brennende Kugel fiel vom Himmel von Irkalla, streifte beim unkontrollierten Sinkflug, Bäume und riss sie mit sich, einige fingen sogar Feuer. Als sie auf dem Boden einschlug und einen Teil der Umgebung in einen kleinen Krater verwandelte, wurde es urplötzlich vollkommen still. Die natürlichen Rottöne der Fauna dieser Welt, gaben einen nun das Bild, als würde durch die Aufschlagstelle der Planet bluten.
Nachdem sich Feenare durch das rote Gestrüpp, teilweise mit ihrem Je’hala [Lichtschwert], gekämpft hatte und dann erst einmal durchatmen konnte, war sie erleichtert. Bis auf einige blaue Flecke und womöglich eine leichte Prellung der Rippen, hatte sie den Absturz gut überstanden. Doch sie fühlte auch endlich wieder die Au’lea [Natur] was sie sehr erleichterte. Sofort setzte sie sich in den Schneidersitz an Ort und Stelle, um sich mit der lebendigen Bo’ash’be [die Macht] des Planeten zu verbinden. Feenare war sich eines sicher, sie war nicht ohne Grund hier und wenn es hier Überreste der Je’daii gab, dann würde sie diese sicher bald entdecken.
Lange dauerte es auch nicht, sie konnte eine leichte Konzentration, sogar nicht sehr weit von ihrer aktuellen Position spüren. Vielleicht ca. 10 km ihrer Einschätzung nach, war etwas, ein Gebilde, dass in der Macht mitschwang. Das sie auch nicht sehr weit entfernt abgestürzt war, sah sie ebenfalls als ein Zeichen, dass hier mehr als man ahnen könnte, etwas am Werk war.

So machte sie sich auf, denn wenn sie eines konnte, dann einen zügigen Marsch durch einen dichten Wald. Es erinnerte sie sogar an ihre Arlae [Heimat] und bei einem war sie sich sehr sicher, das Bo’ash’be [die Macht] war mit ihr!
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