#3
Der Mann hinter dem Schreibtisch legte das Datapad ruhig vor sich auf den Tisch und richtete dann seinen Blick auf die beiden Personen vor ihm, die mittlerweile militärische Haltung angenommen hatten.
„Als ich heute Morgen den Bericht über letzte Nacht erhalten habe, habe ich nicht erwartet darin Namen vorzufinden, von denen ich gedacht habe, sie nie in einem meiner Berichte vorzufinden“, begann der Mann in beinahe schon entspannten Plauderton zu sprechen. „Namen, die mir Kopfschmerzen bereitet haben. Ich erspare mir an dieser Stelle die Erklärung welche Rolle sie in der Neuen Republik einnehmen und welche Schwierigkeiten damit für mich verbunden sind und komme stattdessen direkt zum Punkt.“ Der Mann lehnte sich auf seinem Stuhl ein wenig nach vorne und fokussierte seinen Blick.

„Es gibt berechtigte Gründe ihre Involvierung in die gestrige Angelegenheit nicht größer werden zu lassen, als unbedingt notwendig. Allerdings sind auch sie Mitglieder des Militärs und auch für sie gelten Regeln, ungeachtet dessen was sie für die Neue Republik getan haben oder welchen Ruf sie haben.“ Die Stimme des Mannes hatte nun einen deutlich ernsteren Tonfall angenommen. „Allerdings würde eine Strafe Unmut unter denjenigen heraufbeschwören, die sie als Vorbild sehen. Andererseits jedoch würde keine Strafe ein falsches Signal an die Mitglieder des Militärs senden. Wie sie sehen, sitze ich in einer Zwickmühle.“ Der Mann lehnte sich nun in seinem Stuhl zurück und verschränkte seine Arme locker über dem Brustkorb.

„Daher habe ich mich nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen die Entscheidung Personen zu überlassen, die besser dafür geeignet sind“, sprach der Mann weiter. „In ihrem Falle handelt es sich, wie sie sich bestimmt schon denken können, um Admial Ackbar und General Madine. Und glauben sie mir, dieser Schritt ist mir nicht leicht gefallen, immerhin gibt es für diese beiden Personen gerade wichtigere Dinge zu entscheiden, als darüber welche Maßnahme eine gerechte Strafe für ihr Fehlverhalten darstellt.“ Er hatte lange mit sich gehadert ob er wirklich diese beiden Personen in diese Angelegenheit involvieren sollte, aber er wollte das Strafmaß einfach nicht eigenmächtig entscheiden. Sicherlich war auch die Entscheidung Admiral Ackbar und General Madine zu kontaktieren mit Risiken verbunden gewesen, aber das waren in seinen Augen überschaubare und kalkulierbare Risiken gewesen. Aber wenn er ehrlich sich selbst gegenüber wäre, hatte er einfach nur Angst gehabt diese Sache eigenhändig zu entscheiden.

„Wichtige Besprechungen jedoch lassen Admiral Ackbar entschuldigen, aber mir wurde versichert, dass General Madine sein vollstes Vertrauen besitzt in seinem Namen über diese Angelegenheit zu entscheiden“, kam es von dem Mann hinter dem Schreibtisch, der nun seinen Blick zu dem Mann richtete, der neben ihm stand und den nicht nur Cara, sondern auch Wedge sofort erkannt hatten. Selbst als er noch den Rücken zu ihnen gewandt hatte.

„Ich habe den Bericht gelesen“, sprach General Madine mit ruhiger Stimme, die Hände locker hinter dem Rücken verschränkt, den Blick wachsam auf die beiden Personen vor ihm gerichtet, mit denen er schon zu Rebellionszeiten zusammengearbeitet hatte. „Allerdings bevorzuge ich den persönlichen Bericht. Captain Antilles, als Ranghöherer steht ihnen der Bericht zu.“ Ja, er hatte sich den Bericht im Vorfeld geben lassen und hatte diesen auch aufmerksam gelesen. Ein überraschend ausführlicher Bericht und doch war er das Gefühl nicht los geworden etwas entscheidendes zu vermissen und er erhoffte sich durch einen persönlichen Bericht diese Lücke füllen zu können.


Wedge atmete tief durch und begann mit seinem Bericht und ging dabei äußerst sorgfältig vor, jedenfalls bis er zu dem Punkt kam, an dem es um den Vorfall selbst ging.
„Ich war gefrustet darüber, dass ich beurlaubt wurde und habe mehr getrunken als ich hätte sollen“, führte er seinen Bericht weiter fort und während die Sache mit Frust durchaus stimmte, so entsprach der Rest in keinster Weise den Tatsachen. In Wahrheit hatte er noch nicht einmal angefangen zu trinken und war somit noch weit entfernt von dem Punkt gewesen, an dem man ihn als betrunken hätte bezeichnen können.
„Es kam zu einem kleinen Zwischenfall, der ohne weiteres Aufsehen hätte geklärt werden können, aber meine Trunkenheit hatte dafür gesorgt, dass ich eine Aussage persönlich genommen und im Anschluss darauf meinen Frust an einem Kadett der Flottenakademie ausgelassen habe.“ Die ganze Zeit über war Wedge’s Blick gerade aus aus dem Fenster gerichtet gewesen. Tunlichst bemüht keinerlei Augenkontakt herzustellen, während er einen Bericht ablieferte, der in keinster Weise den Tatsachen entsprach. Er hatte in der Vergangenheit schon so einige Berichte abgemildert und Dinge beschönigt, aber noch nie hatte er in einem Bericht gelogen.

„Mein Verhalten ist in keinster Wei-“, begann Wedge weiter zu berichten oder besser gesagt hatte er es vor.
„Ja und Rancorscheiße riecht nach Rotglöckchen“, fiel ihm Cara energisch ins Wort, die sich einfach nicht mehr länger zurückhalten konnte. „Hör auf deinen Kopf-“
„Dune“, war es nun General Madine, der Cara mit nur einem einzigen Wort zum Schweigen brachte. Er war nicht laut geworden, sondern es war einfach nur ein scharfes und präzises Wort gewesen, aber es hatte ausgereicht.

„Captain Antilles“, sprach General Madine und richtete seinen Blick direkt auf Wedge. „Ihren eigenen Worten nach waren sie betrunken gewesen. Wollen sie damit andeuten aufgrund dieses Zustandes nicht für ihr Handeln verantwortlich zu sein?“
„Nein Sir“, antwortete Wedge, noch immer den Blickkontakt meidend. „Ich war betrunken genug, um eine unverfängliche Aussage persönlich zu nehmen, aber nicht betrunken genug um nicht mehr klar denken zu können. Was ich getan habe war eine bewusst getroffene Entscheidung gewesen und somit ist mein Verhalten auch in keinster Weise entschuldbar. Ich habe dadurch gegen die Regeln verstoßen und trage die alleinige Schuld an dem Vorfall.“

Cara, welche neben ihm gestanden war, die Kiefer so fest aufeinander gepresst, dass man es hatte sehen können, konnte einfach nicht länger ruhig bleiben. Sie trat einen halben Schritt nach vorne und richtete ihren Blick auf General Madine.
„Sir, ich sehe es als meine Verpflichtung an sie darüber in Kenntnis zu setzen, dass Captain Antilles’ Bericht nicht der Wahrheit entspricht“, kam es mit bemüht ruhiger Stimme über Caras Lippen und es kostete sie Mühe nicht auf das schwere Seufzen neben sich zu reagieren.
„Sind sie sich sicher, dass sie einen ranghöheren Offizier der Lüge bezichtigen wollen?“, fragte General Madine weiterhin mit ruhigem Tonfall, nahm aber nun Beide in sein Blickfeld auf. „Immerhin kann so etwas unangenehme Folgen haben.“
Worte waren eine Sache, mit der sich Informationen sammeln ließen. Körpersprache war eine andere Quelle und da es sich hier nicht um ausgebildete Mitglieder des Geheimdiensts handelte, waren sie auch nicht in der Lage diese zu verheimlichen.
„Soll ich etwa tatenlos zuschauen wie ein Kamerad und Freund den Kopf für jemanden hinhält der es nicht verdient hat?“, entgegnete Cara als hätte sie voll und ganz vergessen in welcher Funktion er gerade vor ihnen stand.
General Madine reagierte lediglich mit einem verhaltenen Räuspern auf diesen Ausrutscher und verzichtete auf eine Zurechtweisung. Hinter dem was vorgefallen war steckte eindeutig mehr, als in dem Bericht gestanden hatte, das war ihm zumindest bewusst geworden und das Einzige was ihn nun interessierte war, was wirklich vorgefallen war am gestrigen Abend.
„Nun dann – Ihren Bericht Gunny“, forderte General Madine Cara auf ihm zu schildern, was ihrer Meinung nach tatsächlich vorgefallen war.

„Cara…“, murmelte Wedge und drehte seinen Kopf in ihre Richtung.
„Tut mir leid Wedge. Ich weiß warum du so gehandelt hast, aber das macht es nicht richtiger“, entgegnete Cara festen Entschlusses. Ihr war natürlich klar, dass sie Wedge damit Ärger eingehandelt hatte, aber sie baute einfach darauf, dass wenn General Madine erfuhr, was genau der Auslöser gewesen war, er Verständnis haben würde. Dass er auch verstehen würde, warum Wedge gelogen hatte, wenn er erst einmal Kenntnis darüber hatte, was sich Wedge dabei gedacht hatte.

„Wedge und ich sind uns nach viel zu langer Zeit in der Cantina über den Weg gelaufen und das wollten wir gebührend feiern“, begann Cara nun mit ihrem Bericht an. „Wedge wollte sich um die Getränke kümmern und ist dabei mit jemanden zusammengestoßen. Er hat sich entschuldigt, aber der andere wollte die Entschuldigung nicht annehmen und hat stattdessen provoziert. Wedge blieb ruhig und hat versucht die Situation friedlich zu lösen. Hat den Jungs angeraten auszutrinken und dann heim zu gehen. Aber man hat nicht auf ihn hören wollen, sondern hat weiter provoziert. Junge Grünschnäbel die zu viel getrunken und auf Ärger aus waren, aber Wedge ist auf keine der Provokationen eingegangen, weil er ihr Spiel nicht mitspielen wollte. Ich habe dann die Bemerkung fallen lassen wer da genau vor ihnen steht, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen – Ich konnte ja nicht ahnen damit die Bombe scharf zu stellen.“ Sicherlich hatte sie es auch ein wenig aus dem Grund getan zu provozieren, aber hätte sie geahnt in welche Richtung sich dann alles entwickeln würde, hätte sie die Bemerkung lieber herunter geschluckt.

„Kaum wusste der junge Mann wer vor ihm steht wurden aus Provokationen persönliche Angriffe nicht nur gegen Wedge sondern auch gegen die Piloten seiner Staffel. Anschuldigungen und Unterstellungen, denen Wedge aber allen gekonnt ausgewichen ist bis – Nun ja bis dem Gegenüber dann doch ein Treffer gelungen ist.“ Cara atmete schwer aus und warf einen kurzen Blick zu Wedge, der neben ihr stand und den Blick zu Boden gerichtet hatte. Bestimmt, zumindest hatte Cara das Gefühl, durchlebte er gerade jede einzelne Minute dieses Abends noch einmal.
„Was der Kerl gesagt hat das … Es war einfach zu viel. Es ging zu weit und … Jeder hätte da die Kontrolle verloren“, meinte Cara und sah wieder zu General Madine.
„Jeder ist eine sehr gewagte Einschätzung und ohne genau zu wissen was gesagt wurde fällt es mir schwer diese Aussage zu gewichten“, kommentierte General Madine Caras letzte Äußerung. Es war offensichtlich, dass das was der junge Mann gesagt haben musste verletzend gewesen sein musste, ansonsten würde man nicht in einer Berichterstattung so plötzlich zum Ende kommen. Aber um die Situation wirklich einschätzen zu können, um sich wirklich ein Urteil bilden zu können, musste er alles in Erfahrung bringen. Ihm reichte es einfach nicht sich auf das Wort von jemanden zu verlassen, egal wie gut er ihn kannte.

„Er ist der Überzeugung, dass meine Piloten und ich keine richtigen Piloten sind, sondern lediglich Propagandamaterial der Neuen Republik“, war es nun Wedge der mit gesenkter Stimme wiederholte was der junge Mann ihm an den Kopf geworfen hatte und damit gesorgt hatte, dass er die Kontrolle über sich verlor. „Dass es kein Wunder ist, dass ich so viele Piloten verloren habe, weil man Propagandamaterial nicht in einen Sternenjäger setzen sollte und wer kein richtiger Pilot ist und meint so tun zu müssen, hätte es nicht anders verdient als vom Himmel geholt zu werden.“


Man hatte an Wedge’s Tonfall hören können wie sehr ihn diese Aussage noch immer beschäftigte, doch das Schweigen, was sich nun über den Raum legte war keinesfalls seinem Tonfall geschuldet, sondern mehr dem was er gerade gesagt hatte. Man kannte einander. Man wusste, wer was getan hatte. Wer wie viel riskiert hatte und dass das, was man sich über die großen Namen der Rebellion erzählte nicht erfunden war. Besonders General Madine konnte sich sehr gut vorstellen, was in diesem Moment in Wedge vorgegangen sein musste und auch wenn er sich in diesem Moment fragte, wie er sich wohl bei einem solchen Vorwurf verhalten hätte, konnte er diese Frage nicht mit Sicherheit beantworten. Vielleicht wäre es ihm aufgrund seiner Ausbildung durch das Imperium gelungen die Kontrolle zu bewahren, aber vielleicht hätte er genau so die Kontrolle verloren wie Wedge. Sein Verdacht, dass hinter dieser Cantinaprügelei mehr steckte, als in dem Bericht stand, war mit Wedges Worten bestätigt worden, allerdings hatte er nun mehr Fragen als zuvor.
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RE: Theed | Büro Militärgefängnis - von Cara Dune - 16.02.2023, 01:54