#4
Der dolchförmige Schattenriss eines Sternzerstörers schob sich durch die Dunkelheit des Alls. Kleinere Partikel schlugen an die Hülle, zerbarsten in einem weißen Regen an Licht, während das Kriegsschiff unentwegt seinen Kurs verfolgte. Ein Schiff flüchtete vor dem Monstrum aus Metall. Eine kleine Korvette floh in eine unbekannte Ferne. Der Sternzerstörer herrschte an diesem Ort. Er würde seine Beute fangen. Eine Salve aus zwei einzelnen Turbolasertürmen durchschlug die Schilde der tapferen Korvette. Ein corellianisches Modell. Widerstandsfähiges Design. Der Sternzerstörer feuerte eine weitere Salve ab, klar in der Absicht das kleine Schiff nicht zerstören zu wollen, da die beiden Türme gezieltes Feuer abgaben. Immer wieder einzelne Salven aus giftigem Licht. Die schweren Turbolaser bebten bei jedem Schuss und die Kanonen bewegten sich nach jeder Salve vor und zurück. Ein kristallklarer Nebel schien die Waffen zu umgeben, die immer wieder ihre Ausrichtung anpassten. Der Sternzerstörer hielt Kurs, wie auch die flüchtende Korvette.

Ariana wartete. Immer wieder bestand ihr Krieg aus den Wartemomenten. Nicht die Handlung ließ sie einsam zurück, sondern die Zeit davor und danach. Dieser eine Moment, der Verantwortung verlangte. Nicht vor einem anderen, sondern vor sich selbst. Es gab keine Gelegenheit zur Flucht, zur Ablenkung oder zur Gegenwehr. Sie war ausgeliefert. Ariana war diesem Warten ausgeliefert. Der Raumjäger, in dem sich die Pilotin befand, wirkte in diesen Augenblicken, wie eine Zelle. Ein Gefängnis für ihre Talente, Fähigkeiten und Charakter. All das, was Ariana war, war sie beim Fliegen. Dort draußen. Im schwarzen Nichts, dort lag ihr Leben, zwischen den Sternen und Sonnen. - Und doch, mit jedem Atemzug durch den Atemfilter, gegen den Widerstand des Ventils, wurde ihr in diesen Momenten immer wieder klar, dass all das, was ihre Talente ihr gebracht hatten, Schmerz war. Immer wieder gewann sie, um danach zu verlieren. Jeder Kampf war so leer geworden, da die Zeit danach nicht mit Anstand gefüllt wurde. Nicht mit etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Ariana wollte an das Imperium glauben. Aufrichtig war sie. Aber nicht sich selbst gegenüber. Niemals hatte sie wirklich an etwas geglaubt, sie war nur gefolgt. Immer wieder gefolgt und aufgestanden für ihren Traum in diesem Cockpit zu sitzen. In diesem Raumjäger die Sterne zu bereisen. Worte der Proganda suchten sie heim. Worte des fanatischen Il-Raz, Worte des einstigen Imperators und auch das neuen Imperators. Immer wieder die gleiche Worte von Sieg, Sicherheit und Überlegenheit. Sie waren leer, wie dieser Moment des Wartens. Ariana wartete auf ihren Einsatz. Sie spielte mit ihrem Leben, jedes mal, wenn sie aus der Hangarbucht flog. Es war ein Glücksspiel mit jenen Karten, die ihr das Leben gegeben hatte. Ein leiser aber kräftiger Atemzug gegen die Galaxie, gegen das Universum und auch gegen jede Person, die sie zurückgelassen hatte. Doch die Luft wog schwer in ihren Lungen, wie in Eis gegossen. Die Frau checkte die Anzeigen, ging die ritualisierte Liste an Funktionen durch, die sie vor dem Abflug prüfen musste. Ihr ausgestreckter linker Zeigefinger betätigte Schalter, richtete die Schubkontrolle auf die aktuelle Spezifikation ein und ihre rechte Hand verstellte den Zielsucher am bekannten Drehrädchen auf eine neue Gefechtsdistanz. Der Computer teilte ihr über glimmende Anzeigen jeden neuen Status mit. Das Leuchten der Instrumente beschien die verspiegelten Visiere ihres Helmes. Kommunikation erfolgte, wahrnehmbar und wahrgenommen und doch war es nur die übliche Funktion, die ein Militär erfüllte. Ariana hörte nicht mit dem Herzen zu, da alles immer wieder erlebt und durchlebt worden war. Sie kannte die Abläufe vor einer Schlacht. Vor einem Gefechtsstart. Sie hatte dies inzwischen zu oft erlebt. Früher war sie aufgeregt gewesen, fast panisch und ängstlich aber inzwischen blieb dort nur diese Leere. Man tat es einfach. Man warf die Karten auf den Tisch und hoffte dieses mal den großen Gewinn oder den totalen Verlust einzufahren. Egal war ihr eigenes Leben nicht aber es hatte nicht mehr diesen Wert, wenn alles um sie herum immer weiter an Wert verlor. Leben wurden einfach jeden Tag weggeworfen, zu Hunderttausenden und zu Millionen. Was sollte sie sich selbst dann für einen Wert beimessen, wenn Piloten in diesen Tagen wie Wunderkerzen und Feuerwerk einfach zwischen Sternen erloschen?

"Freigabe," höhnte der Kommunikator. "Gefechtsstart. Start." Ariana löste mit einer ruckartigen Bewegung über einen groben Schalter die magnetischen Halteklammern und ihr TIE-Abfangjäger fiel beschleunigt durch einen inversen Traktorstrahl durch die große Hangarbucht, die die Piloten nur Pool nannten. Es war einem Abtauchen gleich, fast blieb der Augenblick stehen, als sie in ihren Sitz gepresst wurde und sich der Anschnallgurte anzogen. Ariana genoss dieses Gefühl. Diese Erleichterung wieder frei zu sein. Auch wenn es nur für diese winzige Sekunde war, diesen einen Sturz, der zwischen Kampf und Start lag. Behutsam, fast vorsichtig, schloss sie ihre führende Hand um die Flugkontrollen. Die Staffel meldete ihre Positionen, Ariana atmete ruhig und richtete ihre Maschine auf den Kurs aus, den der Sternzerstörer vorgab. "Gefechtsgeschwindigkeit," befahl Ariana und presste den Schubregler vor, der auf knapp 1/3 der vollen Schubleistung einrastete. Die Staffel bildete eine dreieckige Formation, wie Ariana es angewiesen hatte. Inzwischen ging sie zuerst in den Kampf, mit allen Kampfpiloten hinter sich. Vielleicht hoffte sie, einfach zu sterben oder das Feuer auf sich zu lenken, da sie den Tod eines weiteren Kameraden einfach nicht ertragen wollte. Der Kurs war gesetzt. Und niemand änderte ihn wirklich. Es war Krieg.
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