#25
Vesperum war den Geistern der Vergangenheit an diesen Ort gefolgt. Ein leerer Festsaal gab ein gutes Bild für den Zustand um seine Person ab. Zwar gab er vor Größe zu besitzen war aber innerlich leer. Unbegleitet war er durch die Korridore geirrt, auf der Suche nach einer Stimme, die er lange nicht mehr gehört hatte. Eine Stimme aus seiner Vergangenheit. Die Stimme gesellte sich zu anderen Stimmen, die ihn riefen. Vesperum wollte diesem nachgehen, auch weil er sich von seiner eigenen Kraft verlassen fühlte. Nichts gelang ihm zufriedenstellend. Ein einsamer und wortloser Imperator suchte seinen Weg und stand im leeren Festsaal, der nur durch hohe imperiale Banner geziert wurde. Ansonsten bot sich nur der blanke Blick auf polierten Marmor und große Panoramafenster, die das städtische Bild von Coruscant zeigten. Die Stimmen verhallten so schnell, wie sie gekommen waren. Stimmen, die ihm bekannt waren. Personen aus seiner Vergangenheit. Ängstlich versuchte der Sith eine bekannte Stimme zu beschwören: "Amaranthine..." Doch niemand antwortete. Die Zeit entzog sich ihm erneut. Uralte Regeln hielten seine Macht in Grenzen, obwohl er so sehr gegen diese ankämpfte. Sorzus Syns mahnende Worte kamen ihm in den Sinn. Worte, die für einen Sith Wahrheit waren aber für einen verlassenen Menschen schwere Ketten. Vesperum fühlte sich verlassen. Irrend und fast flehend, nahezu obzessiv, durchsuchte er den Festsaal nach den verlorenen Geistern. Doch niemand zeigte sich.

"Amaranthine," brabbelte die brechende und traurige Stimme des Mannes, der das Universum beherrschen wollte. Kein Ritual konnte ihm diesen Verlust ersetzen, den er fühlte. Wie sehr er doch das Schicksal verdammte, mit all seiner willkürliche Macht und dem Vergessen. Auch hielt ihn niemand auf, stellte sein Handeln in Frage oder fragte nach ihm. Für viele war er nur der Imperator, ein Symbol und Machtfigur; wiederum für andere war er ein Tyrann und Despot aber auch für viele Anhänger ein Heiliger und Messias. Doch niemals war er wirklich anwesend. Wirklich beharrlich die Figur, die ihm zugedacht wurde. Vesperum wollte sich entziehen, dieser verdammten kalten Realität entfliehen und endlich eine Welt vorfinden, die ganz und gar wertvoll war. Nichts hatten einen Wert für diesen Imperator, der stets nach mehr strebte. Die dunkle Seite hatte sein Herz fest umschlungen. Die Obsession etwas ändern zu können, etwas Neues aus dem Nichts zu erschaffen, war für ihn greifbar und doch war er in diesem Moment einsam. Ein Gefühl, welches sich immer deutlich in seinen Verstand brannte. Nicht einmal Sorzus Syn war hier, obwohl sie stets einen Gedanken beisteuerte. Die alte Sith-Hexe hielt sich versteckt in ihrer Hölle und überließ Vesperum gleichsam seiner Hölle. Der Hass brodelte, genährt aus Verzweifelung und Sehnsucht. "Amaranthine!" - forderte Vesperum vom Schicksal ein. Doch das Schicksal blieb eine Antwort schuldig. "Hättest du etwas anderes getan...," sagte die dunkle Stimme des Herrschers, der in dieser Sekunde ganz an seine verflossene Zeit des Glücks dachte. Trauer ummantelte den Hass gab ihm Ziel. "Du liegst falsch, Aidan. So falsch," echote eine Stimme aus einer Ferne, weitab dieser Realität; seltsam erhaben und leicht. Vesperum fuhr hektisch mit dem Kopf herum. "Amaranthine?" Hatte die Macht tatsächlich ein Einsehen mit dem Verfluchten und Verdammten. "So falsch," wiederholte die Stimme, die er deutlich als seine einstige Liebe erkannte. "Du bist hier oder doch nur ein Trugbild... einer alten Zeit...," stammelte der Sith, unsicher, was sich ihm offenbarte. Er hatte sie beschworen oder doch nur ein weiteres Höllenportal geöffnet? Ein grelles Licht brannte sich in seine Augen, aus einer nicht definierbaren Quelle. "Ah!" - Schmerz durchfuhr ihn, als das Licht nach seinem Herz griff. "Kehre um, bevor es zu spät ist. Noch trennt uns keine Ewigkeit aber deine Sünden werden uns bald für immer trennen. Erlösung muss erbeten werden, Aidan," forderte die Stimme mit tiefem Sanftmut und Hingabe. "Alles Trugbilder! Niemand wird mich daran hindern!" - schrie der Sith dem Licht entgegen und legte die dunkle Macht, die ihm sein eigen war, hinein."Du liegst falsch," sagte die wunderschöne Stimme der vergangenen Frau, bevor sie verschwand und mit ihr das Licht, welches Vesperum geblendet hatte. Erschöpft musste sich der Imperator an einer Säule abstützen. Unsicher über diese Erfahrung, diese Wahrnehmung, wollte der Wahn nicht mehr weichen. Er glaubte so fest an die Möglichkeit, die Sorzus Syn bereitet hatte, dass jede Umkehr bedeutungslos war. All sein Leid sollte ihn nicht besiegen. Er wollte der Stille nicht erliegen, die ihm folgte. Vesperum musste dies für Trugbilder halten, denn ansonsten wäre seine eigene Lehre hinfällig.

Uralte Kräfte brauchten ihn und er selbst war gefangen in ihren Regeln, denn die Galaxis brauchte ihren bösen Feind, damit sich andere versammeln konnten, um das Licht zu finden. Vesperum, immer noch unbesiegt, wurde von seiner eigenen Absicht verfolgt. Angst mischte in seinen Blick, denn ihm wurde klar, dass es möglicherweise keine Illusion war. Das Licht versuchte ihn aufzuhalten. Doch er war zu weit gegangen: das letzte Ritual musste vollendet werden. All seine Taten dürften nicht einfach so verhallen. Nein, er war ein Sith und hatte die alte Idee der ersten Abweichler belebt. Die alte Idee der dunklen Seite, die alles bereinigen würde, was in Jahrtausenden an Fehlern begangen wurde. Niemand würde ihn aufhalten, nicht einmal die helle Macht. Und dann würde er diktieren, was richtig und falsch war. Ein teuflisches Grinsen zeigte sich in seinem Gesicht. Amaranthine war vorübergehend verloren aber durch seinen Stolz, seine Arroganz und durch die Vergiftung durch Syns Einflüsterungen, tauchte der unheilige Imperator tiefer in die Verdammnis ein. Sollte ihn doch das Licht heimsuchen, denn er hatte die Dunkelheit. Sollten ihn Geister behelligen, so hatte er Dämonen. Sein Leid und Syns Gift machten ihn blind für den Weg der Umkehr. So stolz und vermessen war sich Vesperum klar, dass er herrschen musste. Die dunkle Seite pulsierte und bereinigte die Erscheinung. Die wohlige Kälte seiner gefühlten Allmacht durchdrang ihn und ließ ihn weitergehen. Hinaus aus dem Saal.
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