#6
„Ein Allegiance-Schlachtkreuzer? Sind wir uns da sicher?“
Kriegsherr Zsinj legte das Datapad zurück auf seinen Schreibtisch und lehnte sich mit zusammengekniffenen Augenbrauen angespannt in seinem ausladenden Stuhl zurück.
„Absolut. Die ComScan-Daten sind eindeutig und lassen keinen Spielraum für irgendwelche Interpretationen“, entgegnete ihm sein Stellvertreter, General Melvar, der die Informationen kürzlich von einem Tiefraumaufklärer erhalten hatte.
Korriban? Eine verlassene Ödnis. Von seinen Piraten und Glücksrittern, die Zsinj immer wieder für verschiedenste Dienste anheuerte, wird der Planet gerne als eine Art verwunschene Welt angesehen, die von solchen mit einer gewissen Bauernschläue schlechterdings gemieden wurde. Prinzipiell hatte Zsinj in seinen Jahren gelernt, die Bauernschläue weitreisender und gut vernetzter Personen schätzen zu lernen, da häufig irgendetwas an diesen Gerüchten stimmte – wenn es auch womöglich andere Ursachen hatte als ein böser Fluch oder Weltraumsagen. Wenn allerdings das Imperium über einem Planeten nahe seines Einflussbereiches mit einem übergroßen Raumschiff kreuzte, so war dies etwas, das er nicht einfach zu ignorieren vermochte.
„Wissen wir, was die da treiben?“
„Unbekannt.“
Zsinj strich sich über das massive Kinn. Ein imperiales Schiff in seinem Einflussbereich war schlussendlich ein Problem. Nicht weil man davon ausgehen musste, dass dieses ihm den Einflussbereich streitig machen würde oder weil es auf Zsinjs Schiffe das Feuer eröffnen würde. Sondern weil es dazu führen konnte, dass Zsinj seine Isolationshaltung aufgeben musste, sollte der Bruch mit dem Imperialen Zentrum nach außen offen wurde und damit auch offener Krieg mit dem Kernimperium drohte. Daran war dem Großmoff allerdings nicht gelegen – vielleicht noch nicht. Möglicherweise auch nie. Aktuell war seine Position zu gut, um sie durch eine unglückliche Aktion zu gefährden. Das Problem musste daher schnell und unauffällig beseitigt werden, ehe es die Möglichkeit hatte, mit Zsinjs Truppen selbst Kontakt aufzunehmen. Die Miene des Kriegsherren entspannte sich etwas, als er seine Entscheidung traf.
„Eliminieren Sie sie. Nehmen Sie ein Störschiff mit. Ich will nicht, dass sie vor ihrer Vernichtung irgendwelche Nachrichten funken können.“
Es durfte nur nichts schief gehen. Sollte es dabei zu irgendwelchen Komplikationen kommen, so war die bequeme Lage, in der er war, Geschichte. Das Imperium würde einen kriegerischen Akt aus seiner Richtung nicht einfach hinnehmen, so er diesem bekannt würde. Darum war es von höchster Bedeutung, dass eben genau dies nicht passieren durfte.

„Die Abaddon ist das Schiff einer Inquisitorin – Reah Nigidus“, sagte einen Moment später eine dritte, mahnende Stimme aus dem Hintergrund.
Zsinj hatte nicht bemerkt, wie sie in das Büro getreten war. Er schob seinen Oberkörper etwas zur Seite, um von seiner Perspektive aus neben Melvar blicken zu können. Aus dem Halbschatten der offen stehenden Bürotüre trat Lanu Pasiq, die – und das war in der Tat etwas, das der Kriegsherr bislang noch nie erlebt hatte – mit ebenso angespannter Haltung neben Melvar herantrat, ohne diesen dabei anzusehen. Sie überlegte dabei einen Moment lang, in dem sie ihre Augen von Zsinj abwandte und auf das Datapad richtete, ehe sie fortfuhr.
„Wir müssen sehr vorsichtig sein, wen wir hier erzürnen.“
„Halten Sie es für realisierbar?“
Ein kurzes Zucken in den Augen der Inquisitorin. Beinah als sei seine Frage eine Herausforderung gewesen.
„Ja“, entgegnete sie kühl. „Sie wird auf dem Planeten sein, nicht im Orbit. Korriban zieht unsereins wie Fliegen an. Womöglich ist eine Kommunikation mit ihr selbst machbar. Das Schiff sollte dennoch ausgeschaltet werden, andernfalls sehe ich keine… Basis hierfür.“
„Selbstverständlich“, bekräftigte Zsinj nickend und wiegelte ab, als sei dies ohnehin klar gewesen. „In diesem Fall sollten Sie besser mitgehen und das persönlich in die Wege leiten.“
Lanu Pasiq nickte kommentarlos, auch wenn sie dabei nicht den Eindruck vermittelte, hiermit unzufrieden zu sein. Für Zsinj war unklar, ob es zwischen den beiden Inquisitorinnen irgendeine Form von Vorgeschichte gab oder nicht. Schlussendlich spielte das auch keine Rolle. Er hatte gelernt, dass entsprechende Rückfragen keine weiteren Informationen preisgaben. Inquisitoren sprachen nicht über ihre Vergangenheit und so mochte der Kriegsherr nur darüber zu spekulieren, welche Dinge früher passiert waren, dass sich eine Person wie Lanu Pasiq so bereitwillig nach dem Zerfall des Imperiums so weit wie möglich vom Herzen eben dieses Imperiums entfernt hatte. Etwas, das, wie er gelernt hatte, wohl nicht gänzlich unüblich zu gewesen sein schien. Auch dies sprach bereits Bände für die Herangehensweise des Inquisitorius. Im Endeffekt war Isards Geheimdienst hier auch alles zuzutrauen - und vermutlich war das, was Zsinj sich diesbezüglich vorstellen konnte, nur ein Bruchteil der Wahrheit.
„Nun denn, gehen wir es an“, sagte er und schloss die Besprechung, indem er freudiger als noch zu Beginn in die Hände klatschte. Ein gewisses Vabanquespiel vermochte das Leben schließlich erst interessant zu machen.
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