#26
Vesperum respektierte eigene Meinungen von Personen, die ihren Wert bewiesen hatten. Dennoch negierte er diese Meinungen im nächstem Atemzug. Denn dieser Sith glaubte, das Schicksal verstanden zu haben. Nashira erntete nicht den Zorn des Imperators, sondern einen merkwürdigen Blick. Der mächtige Herrscher dachte nach. Ihre Worte hatten etwas bewegt, was den Geist des Lords unruhig werden ließ. Es war diese eine Befürchtung, die Vesperum stets antrieb. Es war niemals genug. Niemals würde etwas genug sein, um dem Universum schließlich die letzte Antwort zu entreißen. Trotz seinem profunden Wissen in der dunklen Seite, war dort stets der Antrieb, dass das Schicksal noch nicht gebrochen war. Weise war Vesperum noch lange nicht, auch wenn er sich selbst diesen Anschein gab. "Kämpfen wir nicht alle gegen Illusionen, die durch uns selbst geschaffen werden?" Eine Frage, die der Lord ohne Umschweife stellte. Eine Frage, die aus der Furcht geboren war, dass sein Weg tatsächlich nur eine Illusion war. "Ohnehin glaube ich, dass zu gewissen Teilen das Universum einem holographischen Prinzip folgt, Nashira."

Der Imperator trat auf Nashira zu, verschränkte die Hände vor sich und wirkte in seiner Bewegung andächtig, fast einem Mönch gleich. "Alles, was wir sehen, was wir wahrnehmen, wird durch unseren Willen erfasst. Alles, was du bist, was ich bin, wird definiert durch unseren Willen. Auch unsere Realität wird geboren aus dem Wunsch und Verwirklichung unseres Willens. Wir Sith wissen, dass alles, was jemals war, unser Wille ist," dozierte der Meister mit angenehmer Stimme, die dennoch nicht ihre dunkle Farbe verlor. "Wille formt Realität," sprach der Imperator eine feste Dogmatik aus, die er seinem Orden vermittelte. "Es sollte so sein, Nashira. Die mächtigen Seelen können selbst das Schicksal beeinflussen und die Wirklichkeit verändern, ohne von den Konsequenzen der Veränderung niedergeworfen zu werden. Wenn dein Geist stark genug in der dunklen Seite ist, wirst du begreifen, dass Realität durchaus veränderbar ist." Der Imperator verweilte einen Moment unmittelbar vor Nashira. Seine kalte Aura kroch über den Boden, wie ein diesiger Nebel. Der Sith-Lord wollte seiner dunklen Jedi etwas vermitteln, was sie begreifen sollte. Etwas, woran sie sich festhalten konnte, wenn sie dem wahren Horror gegenüberstand. Die dunkle Seite in Nashira musste noch reifen, damit sie wahrhaftig an Größe gewinnen konnte. Auch wenn Vesperum gelegentlich Zweifel an ihr hegte, da er um ihre Vergangenheit wusste und ihre einstigen Aufgaben. Sie war eine Attentäterin und somit gleichsam eine geborene Verräterin, da Attentäter heimtückisch und in den Schatten agierten. Verrat war eine valide Auswahl für sie und noch nutzte Vesperum diese Heimtücke anderen gegenüber. Dennoch war Vesperum nicht naiv und wusste, dass sich diese Verhaltensweisen auch bei Zeiten gegen ihn richten konnten. Ihm war klar, dass er Nashira kontrollieren musste. Und Ideologie war eine der vielen Ketten, die er ihr anlegen wollte, ohne ihre verräterischen Fähigkeiten zu beeinträchtigen. Auch sah Vesperum Nashira nicht als unmittelbare Bedrohung an, denn noch erfüllte sie ihren Zweck. Die Mächte, die er beschworen hatte, ließen ihn tatsächlich glauben, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering war, durch eine bekannte Attentäterin getötet zu werden.

"Es ist nicht von Bedeutung, ob es Geheimnisse gibt oder Offenbarungen, sondern es ist allein von Bedeutung, dass wir nach ihnen greifen. Denn wenn unser Wille nach ihnen greift, dieser genährt und stark genug ist, werden sich diese Geheimnisse und Offenbarungen dort befinden." Der Meister nahm das Senkens des Kopfes wahr, reagierte mit einem fürsorglichen Nicken darauf. Danach begab sich der dunkle Lord zum Ausgang. Er ging an Nashira vorbei, wandte sich aber im großen Portal noch einmal zu ihr um. "Natürlich wirst du dich umgehend nach Onderon begeben. Vergiss aber niemals, dass Realität den Sith untertan ist," erklärte Vesperum warnend und verschwand dann mit leisen Schritten, geleitet von seinen Wachen im Scharlachrot. Nashira verweilte nun allein.
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