Auf Anweisung von Rupert Donnovan trat Sedrael an diesem vorbei, bis auf ein paar Schritte in Richtung der Tür zu. Natürlich hatte sie nicht damit gerechnet, in etwas anderem als in einer Zelle zu landen; jedenfalls in der Zeit, in der die Inquisitorin abwesend war. Inwieweit sich das ändern würde, sobald diese zurückkehrte – also in einer Zeit, die aus Sicht von Nigidus fruchtbar werden sollte, da es im Prinzip nur in diesem Fall Sinn zu ergeben schien, dass Sedrael überhaupt hier war und somit offenkundig ein Zusammentreffen ihrerseits mit der finsteren Hologrammgestalt aus Sicht der Inquisitorin nicht wünschenswert gewesen war –, blieb abzuwarten. Alles in allem war Vieles schlichte Mutmaßung. Aber das war weder ungewöhnlich noch tragisch. Das Leben des Machtbegabten war ein Puzzlespiel aus Emotionen, Eindrücken und Gefühlen, die richtig zusammengesetzt werden mussten, um ein Bild zu ergeben. Fraglich war hier nur, ob Sedrael nicht gerade versuchte, zwei eigentlich miteinander inkompatible Teile mit Gewalt irgendwie ineinander zu verkeilen, damit es voranging, oder ob sie nur nicht in der Lage war, die beiden Teile richtig zusammenzusetzen. Es würde sich zeigen, früher oder später. Offen musste bleiben, ob im ersteren Falle eins der Teile, oder vielleicht sogar beide Teile so beschädigt waren, dass das Puzzlespiel nicht mehr zu lösen war. Doch wer konnte es wissen, ehe es nicht ausprobiert wurde? Und was konnte sie schon verlieren? Wenn ihr die Inquisitorin mit dem Tod drohte, so war dies nach all dem Elend ein Schicksal, das nicht einmal allzu grausam erschien. Die Sephi hatte diesen Umstand schon in dem Moment akzeptiert, als sie sich der Frau auf dem Planeten gestellt und sich selbst entwaffnet hatte. Der Tod war alles in allem keine Drohung. Ein Jedi würde in der Macht aufgehen, ihre Essenz im Fluss der Überintelligenz eintauchen und so vielleicht irgendwann zur inneren Reinigung der stürmischen Wogen beitragen können. Es fürchteten nur solche den Tod, die am Materiellen hingen. Welche materiellen Dinge hatte die Sephi schon? Ein Schwert, das ihr mehr Last als Segen und einerseits Bürde, andererseits Mahnung war. Die Kleidung, die sie an ihrem zittrigen Körper trug. Mehr nicht. Es war alles, was sie benötigte, alles, was sie je benötigt hatte. In Bezug auf das Schwert vielleicht sogar ein Stück weit mehr als das. In der materiellen Welt gab es keinen Wert, den sie anstrebte. Reichtum? Ein endloses Streben ohne Sättigung, die Gier, immer mehr zu wollen, aber nie das wertschätzen zu können, was man besaß, sondern nur das, was man als nächstes haben wollte. Materielle Macht? Sie war belanglos, verdarb den Charakter, schaffte Feinde und zerplatzte spätestens im Moment des unausweichlichen Todes. Beides waren keine Werte, sondern Illusionen, die charakterschwache als Götzen anbeteten in der vagen Hoffnung, damit ihrem Leben irgendeine Bedeutung beizumessen und sie aus ihrer schicksallosen Existenz zu erretten. Doch die begrenzte Zeit eines Individuums war so knapp, so belanglos im Strudel von Geschichte und in der lebendigen Macht, dass sie niemals das Bild selbst zu verändern mochten, sondern allenfalls etwas Staub oder Dreck auf einem der endlosen Zahl an Puzzleteilen darstellten.
Sedrael atmete tief durch, trat einen Schritt auf die Tür zu, ehe sie aber im Augenwinkel erkannte, dass Rupert Donnovan noch einmal innehielt und sich an sie wandte. War das als eine Form der Entschuldigung zu verstehen? In gewisser Weise mochte das zutreffen, aber es war nicht schwer zu erraten, dass der Mann damit haderte, dass man hier womöglich einen Schritt zu weit gegangen war. Das war eine sehr menschliche, unkorrumpierte Emotion, die voraussichtlich noch viele andere von Donnovans Kaliber teilen würden. Und es war die Emotion, die aufzeigte, dass der Reinigungsprozess stattfand. Vielleicht war er noch nicht stark genug, aber solche und ähnliche Handlungen würden nur dazu führen, dass sich das Gewissen von mehr und mehr Personen regte. Und irgendwann setzte dadurch der Mechanismus ein, auf den Sedrael nun seit Jahren wartete. Auch wenn es ein perverser Gedankengang war, so konnte die Sephi nicht abstreiten, dass das verachtende Vorgehen der Inquisitorin diesem Ziel helfen würde. Je brutaler die Finsternis vorging, desto stärker wurde das Licht in ihrem Rücken. Die frustrierende Feststellung daran war, dass es wohl noch einige ähnliche barbarische Akte benötigen würde, um die Schimäre wirklich zum Wanken zu bringen und dieses Zeitalter der Dunkelheit endlich in den Abgrund zu stoßen. Aber die Feststellung Donnovans, seine innere Not, Sedrael über sein Problem mit dem Sachverhalt aufmerksam zu machen, war wieder ein Schritt. Die Ohren der Sephi stellten sich ein kleines Stück auf, als sie sich mühsam ein Lächeln auf die spröden Lippen abrang. Sie spielte mit dem Gedanken, ihm zu erwidern, dass sie der Überzeugung war, dass es bald schon enden würde, entschied sich jedoch dagegen. „Bald“ war sehr relativ, insbesondere in Anbetracht verschiedener Lebenserwartungen. Insofern war es sinnlos und fahrlässig, irgendetwas in Aussicht zu stellen, was in kurzer Zeit, aber auch erst in Jahren passieren konnte. Also hielt sie ihr Lächeln schlichtweg ein paar Augenblicke lang entgegen dem Protest ihres Körpers, dem sämtliche Spannung fehlte, aufrecht, ehe sie die Augen kurz schloss, den Kopf neigte und sich dann von dem Mann abwandte.
Es benötigte nur ein paar unsichere Schritte, ehe Sedrael in den Sensorbereich der Tür gelangte und diese sich nahezu geräuschlos zur Seite schob, um den Weg in den Raum freizugeben. Vorsichtig blieb die Sephi zunächst noch stehen, spähte in das von ihrer Position spärlich einsehbare Innere, fast als erwarte sie ausgerechnet hier und jetzt einen Hinterhalt. Vielleicht auch, weil ihr mehr und mehr bewusst wurde, dass ihre äußeren Sinne mehr und mehr unzuverlässig arbeiteten. Also versuchte sie, sich auf ihren anderen Sinn zu fixieren, tauchte in den Fluss der Macht ein und studierte die Wellen, die sich ihrem Körper entgegenwarfen. Sie erspürte die immer geringer werdende Resonanz Rupert Donnovans, als dieser sich fortbewegte, aber auch eine weitere schwache Verwirbelung im Raum vor ihr. Es schien von ihr jedoch keine Gefahr auszugehen, jedenfalls pulsierte sie schwach und ruhig, eher abgelenkt und nicht allzu aufmerksam. Behutsam schob sie sich einige weitere Schritte nach vorne, bis sie die Tür passiert hatte und ein Schreibtisch in Sicht kam; mit einem Menschen, der sich in etwaiger Nähe der erspürten Verwirbelung befand. Er schien zunächst keine Notiz von ihr zu nehmen, eingerahmt von einem enormen Aktenberg auf der einen und einem Computerbildschirm auf der anderen Seite, der seine Aufmerksamkeit einnahm. Sedrael blinzelte zwei Mal, um ihren trüben Blick etwas zu schärfen und die Feinheiten des Mannes genauer zu erkennen. Doch plötzlich begann irgendetwas neben ihr zu sprechen. Die nervöse, abgelenkte Jedi erschrak und zuckte überrascht zur Seite. Nur ein Droide. Ein Medi-Droide. Erleichtert und sich von der Überraschung erholend atmete Sedrael gepresst aus. Den hatte sie natürlich nicht erspüren können und offenbar war er ihren müden Augen entgangen, nachdem sie sich auf den Mann konzentriert und nicht damit gerechnet hatte, dass noch irgendetwas anderes hier im Raum war. Sie konnte von Glück sagen, dass sie nicht leichtfertig Hand an ihre Waffe legte, sonst hätte sie in ihrem unaufmerksamen Schock vielleicht gar danach gegriffen, was mindestens Erklärungsbedarf bedeutet hätte. Ihre Waffe. Ja, sie hatte sie noch. In diesem Moment kam es Sedrael direkt überraschend vor, dass sie bislang noch gar nicht durchsucht worden war. Offensichtlich hatten sich die Soldaten auf dem anderen Schiff vollkommen auf das Urteil der Inquisitorin verlassen – dennoch schien es ihr nicht direkt klug, ihr Glück dahingehend herauszufordern und dem Arzt Kenntnis davon zu verschaffen, dass sie eine Waffe besaß. Insbesondere ein Lichtschwert.
Noch während die Sephi sich sammelte, ergriff der Mann das Wort, bei dem es sich nach Aussage des Droiden auch um den Arzt handelte, den sie laut Donnovan aufzusuchen hatte. Jener wirkte etwas zerstreut, aber im ersten Moment war es weniger die inzwischen nicht mehr überraschend kurz angebundene Begrüßung als mehr das Dekor des Mannes über dem einen Auge, von dem sie nur spekulieren konnte, woher es stammte und wie es den Mann anschließend im Inneren gezeichnet hatte. Die Narben pulsierten jedoch in der Macht und schienen Geschichten erzählen zu wollen, Geschichten von Leid und Heldentum, von Größe und Schande. Die Geschichte eines Sanitäters im Krieg. Vom roboterhaften, aggressiven Kollektiv der weißen Fratzen war auch er weit entfernt – wobei dieser Umstand als solcher für sie als sowohl besser als aber auch als schlechter herausstellen konnte. Der Mann deutete auf die hellgraue, kalte Liege in der Mitte des Raums, funktionsorientiert, ohne Ästhetik, pragmatisch. Das weiße, sterile Licht brannte in Sedraels geröteten Augen und ließ sie diese zusammenkneifen. Dennoch folgte sie mit ihrem Kopf der Geste des Mannes mit leichter Verzögerung, erinnerte sich an Donnovans Ratschlag und schwieg, nickte lediglich knapp. Sie entledigte sich in einer wenig eleganten Bewegung ihrer Robe, wobei sie Sorge trug, dass sie in dieser Bewegung ihr Schwert von der Hüfte löste und es unter der Ausziehbewegung im Inneren in den Stoff einwickelte, so dass es nicht zu sehen war. Als sie sich der Robe entledigt hatte, schlug sie sie in der Hand einmal übereinander, um sie zu falten, womit das Schwert sicher innerhalb der Robe verstaut war und nicht mehr herausfallen konnte. Anschließend legte sie die gefaltete Robe etwas zerknüllt auf eine freie Ablage neben der Liege. Ob ihre Jedi-Tunika sie als solche identifizieren würde, wusste sie nicht, aber sie erinnerte sich gut daran, dass sie bei ihren früheren Reisen mit ihrem Meister durch den Äußeren Rand Farmer gesehen hatte, die sich ganz ähnlich kleideten. Es war im Prinzip nur eine klassische, vielleicht zeitlose Kleidung, die die Jedi nicht genutzt hatten, um sich als solche interpretieren zu lassen, sondern aus der Pragmatik heraus. Dennoch war es nun einmal eben auch deren Kleidung. So konnte sie aber nur abwarten, ob das Erscheinen in heutiger Zeit als merkwürdig empfunden wurde oder nicht. Nichtsdestotrotz ließ sie sich schließlich müde auf der Liege nieder, verzichtete auf eine sitzende, sondern entließ sich ganz in die vorgesehene liegende Position, mit einem durch die Lehne leicht nach vorne gebeugten Oberkörper. Für einen Moment fuhr sie sich mit beiden Händen über das Gesicht, um zu verhindern, dass ihr Körper direkt auf dieser kargen, im Vergleich aber immer noch recht entspannenden Position einschlief. Zur Ablenkung begann sie dann, ihren Ärmel bis zu ihrem weißen Oberarm hochzukrempeln, nicht zuletzt, weil es Zeit ersparte und sie so nicht nach oben in das grelle Licht blicken musste, das sie brutal von der Decke bestrahlte. Es gelang nur mit mehr Anstrengung als nötig, weil das Gefühl in ihrem Fingern ein wenig taub schien und sie daher für kleinteilige Arbeiten gerade nicht gut taugten. Hoffentlich dauerte das hier nicht zu lange, damit sie sich endlich ausruhen konnte. Blut abnehmen war letztlich nur lästig, aber sie konnte nur hoffen, dass ihr Kreislauf noch gut genug funktionierte, dass es nicht zu länger dauernden Qual wurde. Und obwohl sie immer noch neugierig genug war, um Fragen zu stellen, so beherzigte sie weiter Donnovans Rat, tat brav, wie ihr geheißen, und hielt den Mund. Zumindest für den Augenblick.
Sedrael atmete tief durch, trat einen Schritt auf die Tür zu, ehe sie aber im Augenwinkel erkannte, dass Rupert Donnovan noch einmal innehielt und sich an sie wandte. War das als eine Form der Entschuldigung zu verstehen? In gewisser Weise mochte das zutreffen, aber es war nicht schwer zu erraten, dass der Mann damit haderte, dass man hier womöglich einen Schritt zu weit gegangen war. Das war eine sehr menschliche, unkorrumpierte Emotion, die voraussichtlich noch viele andere von Donnovans Kaliber teilen würden. Und es war die Emotion, die aufzeigte, dass der Reinigungsprozess stattfand. Vielleicht war er noch nicht stark genug, aber solche und ähnliche Handlungen würden nur dazu führen, dass sich das Gewissen von mehr und mehr Personen regte. Und irgendwann setzte dadurch der Mechanismus ein, auf den Sedrael nun seit Jahren wartete. Auch wenn es ein perverser Gedankengang war, so konnte die Sephi nicht abstreiten, dass das verachtende Vorgehen der Inquisitorin diesem Ziel helfen würde. Je brutaler die Finsternis vorging, desto stärker wurde das Licht in ihrem Rücken. Die frustrierende Feststellung daran war, dass es wohl noch einige ähnliche barbarische Akte benötigen würde, um die Schimäre wirklich zum Wanken zu bringen und dieses Zeitalter der Dunkelheit endlich in den Abgrund zu stoßen. Aber die Feststellung Donnovans, seine innere Not, Sedrael über sein Problem mit dem Sachverhalt aufmerksam zu machen, war wieder ein Schritt. Die Ohren der Sephi stellten sich ein kleines Stück auf, als sie sich mühsam ein Lächeln auf die spröden Lippen abrang. Sie spielte mit dem Gedanken, ihm zu erwidern, dass sie der Überzeugung war, dass es bald schon enden würde, entschied sich jedoch dagegen. „Bald“ war sehr relativ, insbesondere in Anbetracht verschiedener Lebenserwartungen. Insofern war es sinnlos und fahrlässig, irgendetwas in Aussicht zu stellen, was in kurzer Zeit, aber auch erst in Jahren passieren konnte. Also hielt sie ihr Lächeln schlichtweg ein paar Augenblicke lang entgegen dem Protest ihres Körpers, dem sämtliche Spannung fehlte, aufrecht, ehe sie die Augen kurz schloss, den Kopf neigte und sich dann von dem Mann abwandte.
Es benötigte nur ein paar unsichere Schritte, ehe Sedrael in den Sensorbereich der Tür gelangte und diese sich nahezu geräuschlos zur Seite schob, um den Weg in den Raum freizugeben. Vorsichtig blieb die Sephi zunächst noch stehen, spähte in das von ihrer Position spärlich einsehbare Innere, fast als erwarte sie ausgerechnet hier und jetzt einen Hinterhalt. Vielleicht auch, weil ihr mehr und mehr bewusst wurde, dass ihre äußeren Sinne mehr und mehr unzuverlässig arbeiteten. Also versuchte sie, sich auf ihren anderen Sinn zu fixieren, tauchte in den Fluss der Macht ein und studierte die Wellen, die sich ihrem Körper entgegenwarfen. Sie erspürte die immer geringer werdende Resonanz Rupert Donnovans, als dieser sich fortbewegte, aber auch eine weitere schwache Verwirbelung im Raum vor ihr. Es schien von ihr jedoch keine Gefahr auszugehen, jedenfalls pulsierte sie schwach und ruhig, eher abgelenkt und nicht allzu aufmerksam. Behutsam schob sie sich einige weitere Schritte nach vorne, bis sie die Tür passiert hatte und ein Schreibtisch in Sicht kam; mit einem Menschen, der sich in etwaiger Nähe der erspürten Verwirbelung befand. Er schien zunächst keine Notiz von ihr zu nehmen, eingerahmt von einem enormen Aktenberg auf der einen und einem Computerbildschirm auf der anderen Seite, der seine Aufmerksamkeit einnahm. Sedrael blinzelte zwei Mal, um ihren trüben Blick etwas zu schärfen und die Feinheiten des Mannes genauer zu erkennen. Doch plötzlich begann irgendetwas neben ihr zu sprechen. Die nervöse, abgelenkte Jedi erschrak und zuckte überrascht zur Seite. Nur ein Droide. Ein Medi-Droide. Erleichtert und sich von der Überraschung erholend atmete Sedrael gepresst aus. Den hatte sie natürlich nicht erspüren können und offenbar war er ihren müden Augen entgangen, nachdem sie sich auf den Mann konzentriert und nicht damit gerechnet hatte, dass noch irgendetwas anderes hier im Raum war. Sie konnte von Glück sagen, dass sie nicht leichtfertig Hand an ihre Waffe legte, sonst hätte sie in ihrem unaufmerksamen Schock vielleicht gar danach gegriffen, was mindestens Erklärungsbedarf bedeutet hätte. Ihre Waffe. Ja, sie hatte sie noch. In diesem Moment kam es Sedrael direkt überraschend vor, dass sie bislang noch gar nicht durchsucht worden war. Offensichtlich hatten sich die Soldaten auf dem anderen Schiff vollkommen auf das Urteil der Inquisitorin verlassen – dennoch schien es ihr nicht direkt klug, ihr Glück dahingehend herauszufordern und dem Arzt Kenntnis davon zu verschaffen, dass sie eine Waffe besaß. Insbesondere ein Lichtschwert.
Noch während die Sephi sich sammelte, ergriff der Mann das Wort, bei dem es sich nach Aussage des Droiden auch um den Arzt handelte, den sie laut Donnovan aufzusuchen hatte. Jener wirkte etwas zerstreut, aber im ersten Moment war es weniger die inzwischen nicht mehr überraschend kurz angebundene Begrüßung als mehr das Dekor des Mannes über dem einen Auge, von dem sie nur spekulieren konnte, woher es stammte und wie es den Mann anschließend im Inneren gezeichnet hatte. Die Narben pulsierten jedoch in der Macht und schienen Geschichten erzählen zu wollen, Geschichten von Leid und Heldentum, von Größe und Schande. Die Geschichte eines Sanitäters im Krieg. Vom roboterhaften, aggressiven Kollektiv der weißen Fratzen war auch er weit entfernt – wobei dieser Umstand als solcher für sie als sowohl besser als aber auch als schlechter herausstellen konnte. Der Mann deutete auf die hellgraue, kalte Liege in der Mitte des Raums, funktionsorientiert, ohne Ästhetik, pragmatisch. Das weiße, sterile Licht brannte in Sedraels geröteten Augen und ließ sie diese zusammenkneifen. Dennoch folgte sie mit ihrem Kopf der Geste des Mannes mit leichter Verzögerung, erinnerte sich an Donnovans Ratschlag und schwieg, nickte lediglich knapp. Sie entledigte sich in einer wenig eleganten Bewegung ihrer Robe, wobei sie Sorge trug, dass sie in dieser Bewegung ihr Schwert von der Hüfte löste und es unter der Ausziehbewegung im Inneren in den Stoff einwickelte, so dass es nicht zu sehen war. Als sie sich der Robe entledigt hatte, schlug sie sie in der Hand einmal übereinander, um sie zu falten, womit das Schwert sicher innerhalb der Robe verstaut war und nicht mehr herausfallen konnte. Anschließend legte sie die gefaltete Robe etwas zerknüllt auf eine freie Ablage neben der Liege. Ob ihre Jedi-Tunika sie als solche identifizieren würde, wusste sie nicht, aber sie erinnerte sich gut daran, dass sie bei ihren früheren Reisen mit ihrem Meister durch den Äußeren Rand Farmer gesehen hatte, die sich ganz ähnlich kleideten. Es war im Prinzip nur eine klassische, vielleicht zeitlose Kleidung, die die Jedi nicht genutzt hatten, um sich als solche interpretieren zu lassen, sondern aus der Pragmatik heraus. Dennoch war es nun einmal eben auch deren Kleidung. So konnte sie aber nur abwarten, ob das Erscheinen in heutiger Zeit als merkwürdig empfunden wurde oder nicht. Nichtsdestotrotz ließ sie sich schließlich müde auf der Liege nieder, verzichtete auf eine sitzende, sondern entließ sich ganz in die vorgesehene liegende Position, mit einem durch die Lehne leicht nach vorne gebeugten Oberkörper. Für einen Moment fuhr sie sich mit beiden Händen über das Gesicht, um zu verhindern, dass ihr Körper direkt auf dieser kargen, im Vergleich aber immer noch recht entspannenden Position einschlief. Zur Ablenkung begann sie dann, ihren Ärmel bis zu ihrem weißen Oberarm hochzukrempeln, nicht zuletzt, weil es Zeit ersparte und sie so nicht nach oben in das grelle Licht blicken musste, das sie brutal von der Decke bestrahlte. Es gelang nur mit mehr Anstrengung als nötig, weil das Gefühl in ihrem Fingern ein wenig taub schien und sie daher für kleinteilige Arbeiten gerade nicht gut taugten. Hoffentlich dauerte das hier nicht zu lange, damit sie sich endlich ausruhen konnte. Blut abnehmen war letztlich nur lästig, aber sie konnte nur hoffen, dass ihr Kreislauf noch gut genug funktionierte, dass es nicht zu länger dauernden Qual wurde. Und obwohl sie immer noch neugierig genug war, um Fragen zu stellen, so beherzigte sie weiter Donnovans Rat, tat brav, wie ihr geheißen, und hielt den Mund. Zumindest für den Augenblick.