#26
"Theen!", bellte die wütende Stimme Morgans laut durch die verwinkelten Gänge des GS-100 Bergungsschiffes, dass ihrem Captain heiliger als die eigene Mutter zu sein schien. Der Arkanianer schreckte ohne den Hauch eines emotionalen Ausdrucks aus seiner Meditation und öffnete seine Lider, um die dahinterliegenden leeren Augen freizugeben. Wie immer wenn er nicht gebraucht wurde fand man ihn in dem, was man ihm hatte als ein Quartier beschreiben wollen. Eigentlich jedoch konnte man diese kleine Nische nicht wirklich so nennen. Sie bot kaum Platz für einen aufrechten Stand und ebenso hatte sie nicht einmal ausreichend Länge, um sich vernünftig auf die verdreckten und durchgelegenen Laken zu betten. Dies alles jedoch störte Theen nicht im Geringsten. Er war nur froh gewesen, dass man bei seiner Einstellung in Morgans Dienste keine unangenehmen Fragen gestellt und unheilbringende Nachforschungen begonnen hatte. Und das war in Zeiten wie diesen in der Tat eine Seltenheit. Akribisch versuchten sich Männer wie Morgan, welche in rechtlichen Grauzonen schmuggelten und nur auf ihren eigenen Profit bedacht waren aus allen Konflikten rauszuhalten und ebenso wenig sich ins Augenmerk der falschen Kreise bringen.
"Verdammt nochmal! Theen!", brüllte der Mann erneut und der gerufene Arkanianer wand sich geschickt aus der Enge seiner Bleibe, um sogleich dem unfreundlichen Aufruf zu folgen. Theen selbst hatte für die Crew der Bel'tah nichts übrig. Weder für ihren Captain, noch für die restliche, sechsköpfige Mannschaft, die sich zu jeder Zeit aufführten wie der heruntergekommendste Pöbel und deren einziger Lebenssinn das Ausleben von Gewalt, sowie die Steigerung des eigenen Profites zu sein schien. Bemitleidenswerte Kreaturen in seinen Augen, nicht mehr. Dennoch aber hatte sich der Arkanianer in ihren Dienst gestellt. Dies hatte diverse Gründe. Zum einen waren die fünf Männer und 2 Frauen selbst keine Unbeschriebenen Blätter, was die vorangegangene Strafverfolgung des Imperiums anzugehen schien und daher ebenso wie Theen selber auf die Wahrung von Diskretion bedacht. Zum anderen war die Bezahlung für dieses Milieu mehr als ordentlich. Reich wurde man nicht, doch Besitz war für den Matukai auch lediglich ein Mittel zum Zweck. Ohne Credits war das Leben in einer von Krieg zerrütteten Galaxis wie dieser meist nur von kurzer Dauer und verschlechterte gleichzeitig die Möglichkeiten der Mobilität, was sich als weiterer großer Vorteil seiner Anstellung erwies. In den vergangenen zwei Monaten hatte Theen neben erleben ungestümer Barbarei auch sehr viele Planeten besucht und sich dort ein wenig umgehört. Nach wie vor waren die Jedi das Ziel des Arkanianers und das bereits seit gut vier Jahren. Oft hatte er sich gefragt, wie er den Mitgliedern dieses Ordens entgegentreten sollte. So gut es ging hatte sein alter Meister Cryus versucht ihm das Wesen der Jedi zu erläutern, doch auch ihm hatte die nötige Konfrontation mit diesen Machtnutzern gefehlt für detaillierte Informationen. Was Theen jedoch mit Sicherheit kannte waren die Unterschiede ihrer Lehre im Gegensatz zu jener seines Ordens. Diese waren nicht unerheblich, wie er fand, doch nach Gemeinsamkeiten galt es zu suchen, denn beide Gemeinschaften standen gegen die dunkle Seite. Und selbst wenn man die Macht anders verstand, so war es der selbe Blickwinkel, den sich Jedi und Matukai teilten. Es war keine leichte Angelegenheit sich diesen Fragen Tag für Tag zu stellen und an ihnen festzuhalten, doch Theen vertraute seinem Meister und dieser war der Meinung, dass die vereinten Kräfte beider Orden den Widerstand gegen das Böse verstärken würden.
Ferner jedoch waren es nicht die Jedi die dem Arkanianer primär Kopfzerbrechen bereiteten. Es war viel mehr die eigene Gemeinschaft der Matukai, die ihm Sorgen bereitete. Die Angst der letzte zu sein lastete schwer auf seinen Schultern und genauso die Unsicherheit über die Bereitschaft sich tatsächlich dem Bösen, der dunklen Seite entgegenzustellen. Theen hatte es Cryus bei der Macht geschworen das Gelernte an einen eigenen Schüler weiterzugeben und niemals die Verantwortung seines Vermächtnisses zu vergessen. Nichts wurmte mehr als die Angst vor den Augen jener zu versagen, die so viel Energie in einen selbst gesteckt hatten, einen Charakter so geformt hatten, dass er ihnen beinahe alles zu verdanken hatte. Dies war mehr als bloße Verantwortung. Es war eine Pflicht auch nach deren Ableben eine Enttäuschung abzuwenden, doch war man wirklich jemals bereit dazu? Und wenn, woher erkannte man dies?

"Wofür bezahle ich dich eigentlich, du faules Bantha!", fluchte Morgan, als Theen nach kurzer Zeit im Cockpit des Schiffes auftauchte. Das tat er immer wenn er ungehalten war und mittlerweile nichts besonderes mehr. Nichtsdestotrotz schien es die anderen Crewmitglieder immer wieder zu belustigen, wenn sich die geistigen Ergüsse ihres Captains, geboren aus Ungeduld und animalischem Zorn über dem Neuen, wie sie ihn nannten, erstreckten. Wie immer schwieg der Arkanianer, der aus seiner Fassade heraus einfach nur starr den wütenden Blick des breiten, gestanden Mannes erwiderte.
"Wenn ich dich rufe, dann hast du das nächste Mal sofort zu erscheinen! Ansonsten werde ich deiner hässlichen Visage noch eine zweite, schicke Narbe hinzufügen!"
Wie Theen erfahren hatte waren die Drohungen Morgans nicht immer ausschließlich heiße Luft. Aus den Gesprächen der Anderen hatte der Arkanianer schon des öfteren Geschichten über grauenvolle Misshandlungen gehört von Leuten, die sich nicht gut mit ihrem Captain stellten. Dies jedoch tat er nicht. Theen pflegte eigentlich gar keine Beziehung zu seinem kommandierenden Offizier, noch zu sonst irgendjemandem auf der Bel'tah. Er machte einfach was man ihm auftrug und ansonsten hatte er einfach seine Ruhe. Sollte es jedoch zu Handgreiflichkeiten kommen, so würde der Matukai sicherlich nicht tatenlos zusehen, wie man versuchte ihn auf ganz gleich welche Art und Weise zu entstellen. Wieder antwortete Theen nicht, sondern verharrte einfach regungslos und wartete bis Morgan endlich zum Punkt kam.
"Wir wollen starten. Seth und Morrigan sind noch nich' zurück. Ich will dass du sie holst und dich dabei beeilst, nich' so wie eben, ist das klar?"
Dieses übermäßige Ausspielen seiner Autorität, an der sich der Schmuggler scheinbar jedes Mal selbst zu ergötzen schien tangierte Theen nur schwach bis gar nicht. Das breite Grinsen des Captains, das eine Reihe leicht geblicher Zähne offenbarte war nicht sonderlich freundlich, viel eher aggressiv. Irgendetwas beunruhigte Morgan, denn für gewöhnlich war er zwar unfreundlich, aber herzensgut gelaunt.
"Sie sind in der Chrome-Cantina in einem der Außenbezirke von Manstery-City. Bis heute Abend sind die hier, sonst richte ihnen aus, dass ich aus ihren Schädeln mein verdammtes Ale trinken werde. Der Rerst is' noch mit Reparaturen beschäftigt, also mach das du loskommst, Kleiner, sonst is dein Schädel der erste!"
Ohne jedwede bestätigende Geste wandte sich der Arkanianer um und schickte sich an zurück zu seinem Quartier zu laufen. Dort griff er nach seinem fein säuberlich zusammengelegten schwarzen Poncho, den er sich sogleich über sein ebenso schwarzes Hemd überwarf. Eine Kapuze verdeckte das auffällige Antlitz Theens, der sich kurz darauf schon auf dem Weg nach draußen machte.

Mit einem surrenden Geräusch schloss sich die Einstiegsrampe zur Bel'tah hinter ihm und der Arkanianer war nun auf sich allein gestellt. Monastery-City hatte zwar nicht unbedingt den Ruf die übelste Gegend zu sein, doch Morgan wäre an diesem Ort mit Sicherheit nicht gelandet, wenn es nicht etwas von Wert hier geben würde, dass es zu schmuggeln galt. Vorsorglich war er als Neuer nie in Einzelheiten der Aufträge eingeweiht und hatte genauso wenig Ahnung von der jeweiligen Fracht der Mission. Wozu auch? Als das Mädchen für die Drecksarbeit des Schiffes gab es auch keinen Grund ihn einzuweihen, was Theen auch nicht störte solange sie weiter diverse Planeten anflogen.
Es durfte wohl um die Mittagszeit sein. An den Hangars herrschte reges Treiben und die unzähligen Personen schienen den verhüllten Arkanianer nicht zu beachten. Unauffällig suchte sich Theen seinen Weg durch die Menge bis hin zum stadtweiten Shuttleservice, an welchem ihm ein Informationsdruide den Weg zur Chromecantina weisen konnte. Unproblematisch bestieg er das Shuttle und nach wenigen Minuten erreichte man bereits den nördlichen Stadtring der planetaren Metropole. Aufgrund der geschlossenen Stadtarchitektur gab es nur wenig Sonnenlicht, dass Theen zu blenden vermochte, doch jetzt befand er sich auf eine der höheren Ebenen und mit einem leichten unangenehmen Kitzeln auf der Netzhaut rebellierten seine sensiblen Augen. Reflexartig verkrampfte sich seine Gesichtsmuskulatur und gab innerhalb des Kapuzenschattens einen abgrundtief bösen Anblick ab, dem sich der Arkanianer nicht zu erwehren vermochte. Glücklicherweise begegneten ihm soweit am Rande der Stadt nur wenige Seelen und überhaupt machte alles einen weitaus schäbigeren und weitaus dunkleren Eindruck. Aus Schutz vor dem Sonnenlicht, welches durch die verglasten Wände auf ihn strahlte, hatte sich Theen die Kapuze noch weiter ins Gesicht gezogen. Fast schon auffällig, als hätte er etwas zu verbergen folgte er dem von dem Informationsdroiden beschriebenen Weg zu der besagten Cantina.
Dieser Weg führte den Arkanianer tiefer in die Gebeine der riesigen urbanen Anlage und entnahm seinen Schultern die Last der unerträglichen Sonnenenergie. Die schon nach Minuten vergessene Entspannung der Muskulatur seiner Züge kehrte wie eine wohlige Wärme auf sein Antlitz zurück und machte erneut Platz für die steinerne Fassade seines Seins. Gleich des Zustandes der Umgebung wurde auch das Gesinde mehr und mehr zu jenem Dunkel, dass auch auf der Bel'Tah unter Morgan herrschte und weit mehr zu seinem Captain und seinen dunklen Geschäften passte. Auch die Chrome-Cantina hatte sich diesem Milieu scheinbar mehr als passend untergeordnet und nichts mit jenem Metall zu tun, dessen Glanz einem in den Sinn kam der ihren Namen zum ersten Mal hörte. Ihr Zugang lag in einer nach Urin und Exkrementen riechenden Gasse, die im Gegensatz zum Rest der durchlaufenen Korridore doch weit mehr Leben aufwies, als zuerst gedacht. Ohne Umschweife betrat Theen das schäbige Etablissement, dass jener Kneipe auf Besnia verblüffend ähnelte, in welcher der Arkanianer in Morgans Dienst getreten war. Der typische Dunst alkoholischer Getränke schwängerte die Luft über allem anderen und brannte ein wenig in der Nase. Unzählige Rassen und Spezies gastierten hier an einer Vielzahl von Tischen und ihre Gespräche füllten den kolossalen Schankraum mit einem zähen Brei aus fremdartigen Lauten und Geräuschen. Aufmerksam ließ der Matukai einen abschätzenden Blick über die vielen Anwesenden schweifen, wobei Theen auf die Schnelle weder Morrigan noch Seth ausmachen konnte. Langsam, ohne seine Observation zu unterbrechen wechselte der Arkanianer seine Position mehrere Male. Er wusste dass Seth gerne einmal einen über den Durst trank und daraufhin seine besonders aggressive Ader aufblitzen ließ. Für gewöhnlich war es dann Morrigan, die den Zabrack wieder beruhigen musste, da ansonsten jeder der sich ihm in den Weg stellte mit einem sicheren und nicht unbedingt eindachen Kampf zu rechnen hatte. Morrigan war Seths Geliebt. Sie war, soweit Theen das wusste, vom Planeten Onderon und ein weiblicher Mensch. Auch er musste zugeben, dass sie ihre Reize hatte und durchaus ansehnlich war, doch als Matukai stand der Arkanianer über solch niederen Instinkten, die nicht mehr waren als ein dunkler Schatten über einem klaren Geist. Aber auch von den veränderten Positionen aus waren beide nicht zu entdecken. Theen rätselte über sein weiteres Vorgehen. Bis zum Abend hatte er noch Zeit die beiden zu finden, was gewiss nicht ewig war... besonders nicht, wenn man die gesamte Stadt durchforsten musste. Der Arkanianer hielt es vorerst für das Beste mit den Barkeepern in Kontakt zu treten. Auch die restlichen Bedienungen könnten etwas mitbekommen haben und wenn Theen eine Aufgabe hatte, so erledigte er sie gründlich, ganz gleich wer sie ihm aufgetragen hatte.
Zügigen Schrittes bewegte er sich zur Bar, vorbei an einer Gruppe Rodianer, die gerade im Begriff waren zu gehen und einen großen Tisch als Objekt der Begierde für Neuankömmlinge zurückzulassen. Dort angekommen wartete er geduldig, bis einer der Bedienungen auf ihn aufmerksam wurde. Ein junger Pantoraner, gut einen Kopf kleiner als Theen selber doch um einiges breiter. Dicke Muskeln umspannten den Körper des Mannes, dessen blauer Hautton eine ziemlich dunkle Färbung hatte, etwas anderes als die anderen Pantoraner die der Arkanianer in Erinnerung hatte.
"Kann ich dir helfen, Großer?", fragte er vergleichsweise freundlich, was Theen ein wenig verwunderte, ihm aber keine Reaktion abverlangte.
"Ich suche zwei Personen."
Es war eine karge Antwort, das wusste er, genauso wie er wusste auf welche Weise der blauhäutige Barkeeper reagieren würde.
"Hier sind mehrere hundert! Such dir zwei aus!", antwortete dieser nämlich lachend und beugte sich gleichzeitig noch ein wenig nach vorne, "Kumpel, wenn du Auskunft willst, dann musst du schon n bisschen genauer werden! Hier gehen so viele verranzte Typen rein und raus, nach zwei Tagen sieht hier jeder für mich gleich aus."
"Ein männlicher Zabrak, ungefähr 1,90m groß in vornehmlich blauer Arbeiterkleidung und gelben Tätowierungen im Gesicht. Seine Begleitung ein weiblicher Mensch, rund 1,69m groß, ebensolche Kleidung. Objektiv betrachtet ziemlich attraktiv. Waren sie hier?"

Theens weitere Ausführungen waren derart geradlinig und unbehelligt von jedweder emotionalen Regung, dass sich der Pantoraner wieder zu seiner vollen Größe aufrichtete und einen verwunderten Gesichtsausdruck nicht verhindern konnte.
"Meine Fresse, die hat aber jemand n Stock tief in den Arsch geschoben, Großer! Aber keine Ahnung, hab ich nich gesehen, aber ich seh auch ziemlich wenig. Wenn du genaueres Wissen willst, dann frag mal den da..."
Der Barkeeper hatte sich mit der Rechten einen verschmutzen Becher geschnappt und mit der Linken deutete er auf einen Nautolaner, der am anderen Ende der runden Bar seiner Arbeit nachging.
"Der heißt Nalbroo, der is schon den ganzen Tag da und bedient auch die Tische. Ich steh nur an der Bar. Wenn einer was weiß dann der Tentakelkopf"
Ohne eine Antwort abzuwarten wandte sich der Pantoraner dem Gast zu Theens Rechten zu und nahm dessen Bestellung entgegen. Der Arkanianer ließ auch hier wieder seinen Blick abschätzend über diesen Nalbroo schweifen. Er war ebenso nicht sonderlich groß und besaß eine leicht gebliche Hautfarbe. Die großen schwarzen Augen reflektierten eine Vielzahl der hiesigen Lichtquellen und erstrahlten so in einem merkwürdig anmutenden Glanz. Theen löste sich aus dem Anblick und drängte sich möglichst unauffällig zur anderen Seite der Bar durch, um erneut geduldig auf den besagten Barkeeper zu warten.
"Was darf's sein?", fragte Nalbroo mit tiefer, nicht wirklich passender Stimme.
"Informationen über den Aufenthaltsort zweier ihrer Gäste.", war die wieder karge, emotionslose Antwort, die nicht sonderlich vertrauenerweckend war, aber seinen Wunsch prägnant auf den Punkt brachte. Ein Zucken ging durch die Tentakeln welche dem Kopf des Nautolaners entsprachen und wenn er so etwas wie Augenbrauen besaß, so zog er diese nach oben.
"Soso, Informationen über zwei meiner Gäste? Wenn es vielleicht etwas genauer geht, werden wir ja sehen, ob wir diesem verlangen Abhilfe schaffen können, Fremder."
Der Tonfall des Barkeepers hatte sich ein wenig verändert und war von dem anfangs recht freundlichen Ton zu einem etwas misstrauischerem umgesprungen. Theen ignorierte das und wiederholte genau die selbe Ausführung, die er schon vor dem Pantoraner wenige Minuten zuvor hatte verlauten lassen.
"Ein männlicher Zabrak, ungefähr 1,90m groß in vornehmlich blauer Arbeiterkleidung und gelben Tätowierungen im Gesicht. Seine Begleitung ein weiblicher Mensch, rund 1,69m groß, ebensolche Kleidung. Objektiv betrachtet ziemlich attraktiv. Waren sie hier?"
Etwas verdächtig ließ sich der Nautolaner etwas Zeit mit seiner Antwort, während er den Becher in seiner Hand akribisch putzte... fast schon zu akribisch.
"Wer will das wissen?"
Anfangs nur von einem Hauch des Misstrauens erfüllt, war es jetzt gänzlich im Klang der tiefen Stimme zu vernehmen. Langsam ließ der Barkeeper seine Putzutensilien sinken und stützte sich gespannt auf den Vorbau des hohen Tresens, während er Theen eindringlich musterte. Dieser machte keine Anstalten zu antworten, sondern griff nach oben und nahm seine Kapuze ab, um seinem Gegenüber einen klaren Blick auf sein Gesicht zu ermöglichen. Die weiße Farbe die zum Vorschein kam passte so gar nicht in das dunkel gehaltene Etablissement und aus der Umgebung warf man dem auffälligen Eindruck flüchtige Blicke zu. Der Arkanianer ließ sich sein aufkommendes Unbehagen nicht anmerken, nach wie vor war es ausschließlich die kalte, starre Fassade die er der Außenwelt preisgab und so auch jetzt. Der Nautolaner verschränkte die Arme nachdenklich vor der Brust. Man konnte ihm ansehen dass er von dem unheimlichen Anblick Theens ein wenig eingeschüchtert abwägte, was und wie viel er erzählen konnte um ungeschoren aus dieser Angelegenheit hinauszukommen. Allem Anschein nach war der Barkeeper noch nicht lange dabei und wusste im Gegensatz zu dem Arkanianer sein Unbehagen nicht zu kontrollieren.
"Hören sie zu, ich will keinen Ärger, ja? Die... die Tür da. Die Kombination ist 4438971. Bitte sagen sie nicht, dass sie das von mir haben... bitte..."
Mit einem eisigen Nicken bestätigte Theen die Bitten des Barkeepers, der von der Art und Weise der Bestätigung scheinbar wenig Befriedigung entnehmen konnte. Säuerlich schluckte der Nautolaner, während er Theen hinterherschaute, der ohne ein weiteres Wort zu jener besagten Tür aufbrach. Quer durch den Raum schlängelte sich sein Weg durch allerhand Tische. Mit wieder verborgenem Anblick gab er den genannten Code in das Terminal neben dem Rahmen ein und freudig bemerkte er, wie sich die Tür zu Seite aufschwang und den Blick auf einen längeren und dunklen Gang freigab. Nach einem kurzen Augenblick des Zögerns betrat Theen den Korridor und fragte sich was ihn hier wohl erwarten würde. Innerlich machte sich eine Anspannung breit, die er nur zu gut kannte. Es war die Anspannung in Angesicht einer drohenden Gefahr. In der Tat war es schon sehr rätselhaft, was Seth und Morrigan trieben, insbesondere ohne ihrem Captain eine Nachricht über ihr Tun zu hinterlassen. Dazu noch die eigenartigen Reaktionen des Nautolaners. Was für ein Spiel wurde hier gespielt? Theen war unwissend, aber sehr erpicht darauf das Rätsel zu lösen. Die Neugierde hatte ihn gepackt und zwang ihn förmlich diesem Gang zu folgen, an dessen Ende eine weitere Tür auf ihn wartete. Automatisch öffnete sich diese und der Arkanianer trat in einen Raum von Rund 12 Meter Durchmesser und guten zwei Metern Höhe. Kein erkennbares Mobiliar war dort. Nichts. Er war einfach leer.
Urplötzlich öffnete sich am hinteren Ende des Raumes ein Loch in der Decke. Ausdruckslos beobachtete Theen das Schauspiel, aus welchem Seth ebenso plötzlich und gefolgt von Morrigan herabfielen und in einer fließenden Bewegung einen Blaster auf ihn richteten. An ihren Gesichtern erkannte der Arkanianer einen unheimlichen Ernst, den er so noch nie bei beiden gesehen hatte. Etwas war anders, doch was genau, das würde er noch früh genug herausfinden.
"Kapuze ab und Hände hoch, sonst war das ein kurzer Ausflug, Großer!"
Einige Sekunden versuchte Theen die Ernsthaftigkeit dieser Drohung abzuschätzen, hielt es aber dann doch für besser der Aufforderung nachzukommen. Langsam fuhren seine Hände nach oben und wischten die Kapuze von seinem Haupt. Augenblicklich wandte sich der tödliche Ernst auf beiden Gesichtern erst zu Verwunderung und dann zu einem triumphierenden Lächeln.
"Sieh mal einer an! Und wir hatten uns schon gefragt wo du warst, als wir diese lächerliche Truppe von Morgan haben hochgehen lassen. Dabei war das doch alles extra für dich arrangiert! Sieht aus, als war die ganze Sache doch noch ein Erfolg!"
Seth Grinsen wurde immer breiter und nach einem kurzen, unheimlichen Lachen fuhr er fort.
"Machs uns nicht so schwer, ja? Wir haben schon genug Probleme mit den anderen Plagen! Wir werden dich jetzt einfach gefangen nehmen und dann befragen. Das kann entweder mit Hilfe dieses Babys geschehen...", dabei tätschelte der Zabrack das Gewehr in seiner Hand,"...oder aber du folgst uns freiwillig. Mit Sichtschutz versteht sich! Die Entscheidung liegt ganz bei dir. Entkommen kannst du hier ohnehin nicht..."
Es war in der Tat keine sehr gute Situation für Theen der, wenn auch scheinbar zufällig, in irgendeine Falle getappt war. In was für eine Art Falle, das wusste er nicht, doch mit Sicherheit würde er es bald erfahren. Ein leichtes Unbehagen beschlich den Arkanianer, der beschloss vorerst zu kooperieren. Die Tür hinter ihm hatte sich mittlerweile geschlossen und der Schollschalter hatte sich auf "verschlossen" gestellt, sodass es tatsächlich kein Entkommen gab. Wer waren diese Morrigan und dieser Seth wirklich? Diese Frage brannte in ihm. Langsam streckte Theen beide Hände nach vorne und deutete damit an, dass er die bereits gezückten Handschellen ohne Widerstand annehmen würde. Auch wenn es ihm alles andere als behagte, so war es doch vermutlich die klügste Lösung die ihm blieb. Zwar hätte er es vermutlich geschafft sowohl Seth als auch Morrigan zu überwältigen, doch was dann? Dann saß er immer noch in diesem Raum fest, der keinen sichtbaren Ausgang mehr besaß und darüber hinaus hatte er vermutlich auch noch jene Organisation am Hals, die hinter den beiden stand, denn der Arkanianer war sich sicher, dass sie nicht allein agierten.
Morrigan legte Theen die Handschellen an und stülpte ihm einen Stoffsack über den Kopf, der ihm jegliche Sicht nahm. Zumindest dachten sie das. Seine empfindlichen Augen waren jedoch nach wie vor in der Lage durch die dünne Schicht an gewebtem Stoff Wärmequellen und so beispielsweise die Energiezellen ihrer Blaster erkennen. Aber auch die leichte infrarote Abstrahlung der Sonne bemerkte er, während das Trio scheinbar auf dem Weg zu höheren Ebenen von mehreren Leuten in Empfang genommen wurde. Aus kurzen Gesprächsfetzen, die eindeutig die Förmlichkeit einer Hierarchie beinhalteten, wurde der Gefangene übergeben und durch etliche Gänge in einen Raum gebracht, wo man Theen unsanft auf einen Stuhl bettete und ihm endlich den Stoffsack vom Kopf nahmen. Der Raum war nicht sehr groß. Lediglich ein Tisch und zwei Stühle befanden sich darin, sowie ein schwarzes Fenster, dass zwar für das reguläre Farbspektrum undurchdringlich war, jedoch nicht für mittlere Infrarotstrahlung. Da nicht dem Arkanianer aber nicht das gesamte infrarote Spektrum, sondern lediglich die großen Wellenlängen zur Verfügung standen, erkannte er nur schemenhaft die fünf Personen dahinter, konnte ihnen jedoch, abgesehen vom jeweiligen Geschlecht, keinerlei individuelle Merkmale zuordnen. An den Stuhl gefesselt war es Theen unmöglich aufzustehen und so musste er sich damit begnügen von seiner Position den Raum näher in Augenschein zu nehmen. Allem Anschein nach war dieser schalldicht angelegt und sehr stabil konstruiert. Man machte sich offenbar auch keinen Hehl daraus offensichtlich eine Vielzahl Kameras an der Decke anzubringen.

Hinter dem Arkanianer ging laut hörbar eine Tür auf und ein Bothaner betrat den Raum. Schon öfter hatte Theen diese Spezies gesehen und ihre tierische Erscheinung hatte ihn schon immer ein wenig fasziniert. Es war ein männliches Exemplar, gut 1,65m groß und recht breit gebaut unter der Uniform, die ein ihm bekanntes Zeichen aufwies. Die Rebellion? Einige Augenblicke des gegenseitigen Musterns vergingen, ehe der Neuankömmling seinen Platz auf der gegenüberligenden Seite des Tisches einnahm und sich laut räusperte.
"Sie sind Theen Krismo?", fragte der Bothaner schließlich mit einer kalten, unbeeindruckten Stimme. Ebenso unbeeindruckt erwies sich jedoch auch Theen, der lediglich nickte und trotz seiner Verwunderung keinerlei Informationen zeigte.
"Nun, Mr. Krismo, wir haben einige Fragen an sie und ich würde ihnen raten, diese wahrheitsgemäß zu beantworten. Ich habe keinesfalls vor hier mehr als nötig Zeit zu verschwenden und glauben sie mir, sie möchten auch nicht, dass ich ungehalten werde."
Wieder nickte der Arkanianer scheinbar völlig unbeeindruckt, während seine Neugierde und Verwunderung weiter wuchsen. Was wollte die Rebellion von ihm? Was könnte er haben, was sie interessierte? Es brannte förmlich in ihm, doch Theen wusste sich ausgesprochen gut zu beherrschen und wartete einfach ab.
"Also fangen wir an. Ganz einfach. Klipp und klar. Sind sie ein Sith oder ein angehöriger dieses Verrückten, der sich selbst Darth Vesperum nennt?"
Zuerst dachte Theen es handle sich um einen Scherz. Einen sehr schlechten Scherz und sogar er kam nicht umhin eine Regung zu zeigen. Sie war nicht wirklich überwältigend, doch zumindest legte sich seine Stirn in Falten.
"Ein Sith? Ich?", dachte der Arkanianer, der mit viel gerechnet hatte, nur nicht damit. Ihm fiel keine Antwort ein und so war es nur ein kalter Blick der auf dem Gesicht des Bothaners nach Anzeichen eines Scherzes suchte.
"Mir liegen Berichte vor, genau wie Aufzeichnungen, wie sie mit Kräften hantieren oder Verhalten aufweisen, dass ganz klar auf einen Nutzer der Macht hindeutet! Also frage ich noch einmal: Sind sie ein Sith? Ein Jedi sind sie jedenfalls nicht, denn das können wir mit Sicherheit sagen!"
Der Klang des Verhörs wurde nachdrücklicher, doch jetzt wurde Theen alles klar. Seth und Morrigan! Sie waren Späher oder Agenten der Rebellen und rein zufällig hatte er ausgerechnet auf einem Schiff angeheuert, dass durch sie vom Geheimdienst überwacht wurde! Natürlich hatten sie ihn überwacht und so auch von seinen Meditationen und Übungen Wind bekommen. So musste es gewesen sein! Er? Ein Sith? Die Augen des Arkanianers weiteten sich etwas, doch kaum merklich. Andächtig schüttelte er den Kopf. War es nun Glück oder Unglück, was Theen widerfahren war. Zum ersten Mal nach Jahren hatte er einen Hinweis auf die Jedi bekommen, die er so krampfhaft gesucht hatte, doch unpraktischerweise sah man ihn scheinbar als Feind an. Noch.
"Ich gehöre dem Orden der Matukai an."
Viel Hoffnung hatte der Arkanianer nicht, dass der Bothaner von dieser Gruppierung wusste, denn schon vor ihrem Fall waren sie nicht sehr bekannt gewesen, doch dieser ließ sich nichts anmerken.
"Ist das so? Und was führt einen Matukai in die Dienste eines Schmugglers?"
Das war in der Tat eine gute Frage. Keine rechtschaffene Tätigkeit für einen eigentlich rechtschaffenen Orden, jedoch eine schnelle Garantie für Mobilität.
"Mobilität"
Jetzt war es der Bothaner, der seine haarige Stirn in Falten legte und leicht misstrauisch mit den Klauen auf der metallenen Tischplatte trommelte.
"Mobilität? Wofür?"
Dies war wahrlich eine Zwickmühle. Theen hatte nicht die geringste Ahnung ob der Geheimdienst der Rebellen vertrauenswürdig war. Andererseits hatten sie ihn bereits in ihrer Gewalt und er war gewisser Maßen ihrem Wohlwollen ausgesetzt. Was also war zu tun? Sollte der Arkanianer von seiner Suche nach den Jedi berichten? Scheinbar schien ihnen Wissen über diesen Orden zur Verfügung zu stehen... Darüber hinaus war es auch kein wirklicher taktischer Nachteil wenn sie darüber Bescheid wussten.
"Ich bin auf der Suche nach den Jedi."
Jetzt fing der Bothaner an lauthals aufzulachen.
"Und sagt mir, Mr. Krismo, warum sollten die Jedi einen wie euch, einen Kollaborateur einer Schmugglerbande sehen wollen?"
"Weil wir die gleichen Feinde haben."
Theen setzte nun alles auf eine Karte. Mit dieser Aussage hatte der Arkanianer seine Sichtweise so weit offengelegt, dass es zumindest zum nachdenken anregte.
"Warum sollte ich ihnen glauben?"
"Es gibt keinen Grund, jedoch bin ich nur ein einzelner Gefangener. Ich könnte mir jedoch vorstellen, die Jedi sind auch an einem Treffen mit mir interessiert."
"Das bleibt abzuwarten..."
Ohne ein weiteres Wort verließ der Bothaner den Raum und erschien kurz darauf in Umrissen hinter dem Spiegel. Der Bewegung der Umrisse nach zu urteilen fand dahinter ein Gespräch statt,um was es allerdings ging blieb Theen verschlossen. Einige Zeit beobachtete der Arkanianer das Schauspiel und wartete mit einer gewissen Anspannung auf das Ergebnis der Diskussion. Würde man ihn zu den Jedi führen? Überhaupt? Was würde passieren, wenn nicht? Als der Umriss des Bothaners verschwand stieg die Anspannung Theens ins unermessliche, was man ihm äußerlich jedoch nicht ansehen konnte. Dort thronte nach wie vor die kalte Fassade mit ihrem undurchdringlichen Ausdruck. Hinter ihm öffnete sich ein weiteres Mal die Tür und ebenso erschien wieder der Bothaner in seinem Blickfeld. Nachdenklich schritt er auf und ab und stellte so die Nerven des Arkanianers auf eine harte Probe. Doch dann, endlich, fiel der Schleier von ihm ab und er fixierte den Matukai eindringlich.
"Wir werden euch zu den Jedi bringen, jedoch bleibt ihr in unserem Gewahrsam, doch bevor die auf einen Frachter gebracht werden eine Frage: Was sind die Matukai?"
Theen atmete einmal tief ein und aus. Er hatte es geschafft. Nach so vielen Jahren hatte er endlich die Jedi gefunden und konnte dem Wunsch seines Meisters nachkommen. Der Arkanianer konnte sein Glück kaum fassen, sodass sogar der Anflug eines seichten Lächelns seine Züge beseelte.
"Das Wesen der Macht liegt in unseren Körpern und in diesen liegt unser Geist. Wir Matukai sind eine Festung."
Zwei Männer betraten den Raum und während sie die Fesseln vom Stuhl des Arkanianers lösten wurde das Grinsen auf seinen Antlitz breiter, was der Bothaner ebenso erwiderte und ganz leicht den Kopf schüttelte.

Es war eine unspektakuläre Reise gewesen. Noch während man gesprochen hatte war ein Frachter vorbereitet worden, der unmittelbar nach Naboo fliegen sollte. Begleitet von Wachen hatte man Theen in einer Zelle einquartiert, welche trotz ihrer Nutzung für Gefangene im Gegensatz zu seiner Kabine auf der Bel'Tah wie eine Luxusuite wirkte. Noch immer war es für den Arkanianer schwer zu verarbeiten was soeben geschehen war. Niemals hätte er geglaubt, dass er so zu den Jedi stoßen würde. Nicht über die Gefangennahme und Beschuldigung ein Sith zu sein. Doch das war jetzt unwichtig. Einzig und allein zählte jetzt, wie Theen den Jedi gegenübertreten sollte. Er konnte nicht leugnen, dass ihn eine geiwsse Aufregung beschlich an der auch die lange Meditation der Reise nichts ändern konnte.
Kaum war man aus dem Hyperraum in den Orbit geflogen, folgte die Landung. Es war eine Qual für Theens Augen, als er das Innere des Frachters verließ und zum ersten Mal einen Fuß auf Naboo setzte. Eigentlich ein ansehnlicher Planet nachdem sich die Sicht des Arkanianers ein wenig an die Helligkeit gewöhnt hatte, doch viel gab es nicht zu sehen. In Begleitung von fünf Wachen, sowie des bothanischen Geheimdienstoffiziers, der schon zuvor das Verhör geleitet hatte machten sich die Gruppe auf zum Anwesen der Jedi...
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema