#27
Kurzzeitig wollte sie ihre Hand tatsächlich zurückziehen. Alleine die Berührung verhiess, was da noch auf die Galaxis zukam. Verderben, Kälte, Macht, Unnachgiebigkeit, Unbarmherzigkeit und zwar nicht nur den Feinden entgegen, nein, auch den eigenen Reihen. Jeder sollte erzittern und nach Erfolg streben, damit er nicht fiel. Er war nicht schwach in seinem miserablen Zustand, im Gegenteil. Alleine die Berührung liess in der Adeptin einen Studel aus Machtgefühlen aufstehen. Ihr Blick lag auf seinem Gesicht, das seltsam verändert aussah. Natürlich, man erkannte ihn durchaus, aber die Aura war grundlegend anders. Dunkel, wie ein reissender Strom, der alles und jeden zu verzehren drohte. Dieses Verzehren endete nicht im Tod des Opfers, nein, sondern in einer einfachen Aufbewahrung im Schrecken des Geistes dieses Mannes, der den Tod überwunden hatte. Sie schluckte trocken, ihre Lippen waren leicht nervös geworden, bis sie sich wieder fangen konnte. Kurz glitt ihr Blick zu seinem lädierten Bein. Der Druckverband schien auch der neuen Bewegung Stand zu halten. Es drang nicht mehr Blut aus der toten Haut als vorhin. So wie er stand, schien er es zu überleben- und somit auch sie. Langsam zog sie ihre Hand zurück und fühlte die Kälte noch immer in ihren Fingern brennen. Sie bewegte sie besser nicht, auch wenn es sie zu ihm zog, da er sie aufzuladen schien wie eine Batterie. Vermutlich war es das, was in ihr den Willen entfachte, mehr an sich zu arbeiten als nur daran, wie man schnellstmöglich Köpfe rollen liess. Würde er ihr etwas davon zeigen? Kurz sah sie zu den Geistern, die noch immer da standen, zog sich dann aus dem Kreis zurück, damit Vesperum nicht hinter ihr oder neben ihr stand, sondern alle im Kreis stand, während sie die Situation oberservieren könnte. Sie besah ihre Hand, auf der sich feine, schwarze Äderchen befanden und schluckte. Die hatte sie nun aber nicht im Gesicht, oder? Sie sah zu Vesperum, der aussah wie tot, aus einer dunklen Antimaterie geschaffen, die ein lebendiges, menschliches Wesen zu ergründen suchte und es doch nie schaffen würde. Sie verkroch sich wiederum in die Schatten, blieb aber klar in der Nähe und beobachtete nun vor allem Vesperum. Seine Bewegungen, seine Statur schienen unverändert, aber trotzdem so anders, so weit weg und so bedorhlich, dass sie sich wunderte, dass sie noch lebte und nicht lange aller Energie beraubt hier stand. Die Augen waren das einzige, was gefährlich aus seiner Unberührbarkeit strahlten. Sie waren von einer stärkeren Farbe, als ihre jemals gewesen waren. Noch wusste sie nicht richtig, wie sie ihn einzuschätzen hatte. Nur eines wusste sie: Das war die pure Gefahr und Bedrohung und wohl das, was sie Galaxis brauchte, um ihr eigenen Interessen gewinnbringend vorzubringen. Er war nicht unschön durch seine Transformation geworden, eher auf eine seltsame Art und Weise interessanter.

Er besah seine Hand, lächelte sie in den Schatten an, so dass sie kaum etwas damit anzufangen wusste. Er lächelte? Aber nicht so, wie man es kannte. Er lächelte so, als würde er im nächsten Moment alles zerstören, was nur entfernt in seiner Reichweite war. Der pure Wahnsinn, den sie schon die ganze Zeit fühlte, hatte einen Körper gefunden, der ihn aufnahm. Ihre Kraft, Wärme, Zuversicht schwand mit jeder Sekunde, die er lächelte. Sie schluckte erneut und blieb stehen. Seine Dunkelheit fütterte sie fast, so, wie sie danach suchte und es brauchte. Wieso war sie hier? War sie es würdig? Die eiskalte Atmosphäre schien noch immer still zu stehen und alles auf den Nullpunkt zu bringen, zu konservieren und ersterben zu lassen. Ilara in den Schatten war dieser Macht genau so ausgeliefert wie wohl auch die Geister. Die warmen Gefühle, die sie sogar ihrer Schwester gegenüber hatte, die Schuld, das alles verschwand gerade und formte sich zu purer Kraft in ihr auf. Und zwar nicht der, die sie mit ihrer Waffe bestreiten würde. Quälend lange war es still, aber Ilara genoss beinahe jede Sekunde davon. Sie liess es zu, wehrte sich nicht mehr dagegen- was sollte sie schon anderes tun?

Ihr Körper waberte ihm in den Schatten nach, bis er vor den Geistern stand und nun sein Recht forderte, was sie schon vorhin angesprochen hatte. Nur klang es bei ihm grösser und mächtiger als ihre wenigen, pragmatischen und fordernden Worte. Diese Geister waren schwach, hier gefangen, untätig und mit einer Macht gefüttert, die sie selbst niemals mehr nutzen könnten. Er wollte der Lord sein, der erste und letzte, der, der immer stehenblieb und wahrhaftig war? Nach dem, was er erlebt hatte schien dieser Anspruch durchaus berechtigt, trotz aller Eifersucht, die auch in Ilara aufkam. Die Geister willigten schliesslich ein und Ilara manifestierte sich wieder vollends in den Schatten. Während er das Monster war, war Ilara wohl das, was dem Monster folgte. Die Leere, die vier letzten Reiter der Lebewesen. Ihre Angst war nun gewichen, sie war wieder furchtlos, wie sie eigentlich war, nur war ihre Egalitätshaltung geschwunden. Es ging um etwas. Etwas Grösseres als ihr Überleben und Wirken. Es ging um Macht, Führung und etwas, was sie nicht benennen konnte. In ihrer zerschlissenen Kluft stand sie abseits und musterte die Geister, die ihn nun erhörten und ihm gaben, was er wollte. Die Lichtsäulen schienen seltsam deplatziert, fremd, verstaubt und doch so lebendig. Sie wollten Rache? Ihrer Zerstörung wegen? Da waren sie selbst schuld, wenn sie zu schwach waren und sich stellten. So dumm, wie sie eben war. Als er allerdings auf das Licht zuging und seine Hand hineinhielt wollte Ilara ihn aus Impuls aufhalten, nach seiner Schulter greifen und ihn zurückschleudern. Hatte der Wahnsinn nicht langsam ein Ende? Was wollte noch kommen? Der Laute Knall und Schall durchdrang ihren lebendigen Körper wohl mehr als den der Geister, die einfach noch da standen. Das alte Gemäuer schien dem Theaterspektakel langsam nicht mehr Stand zu halten. Ihre wachsamen Augen sahen grosse Risse an den Wänden, die sich nach oben zogen. Während Darth Vesperum seinen Thron in Anspruch nahm und Wissen in sich aufnahm war Ilara in dem Gefühl seiner Macht gefangen, blieb stehen, suchte aber trotzdem die Umgebung ab.
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